Kitabı oku: «Wenn Sie Wüsste», sayfa 4

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Kapitel acht

Als sich am Nachmittag des folgenden Tages die Familie Meade und ihre engsten Freunde auf dem Friedhof versammelten, stand Kate in der hinteren Reihe der Trauergäste. Mit dabei war ihr kleiner Frühstücksklub – Clarissa und Jane, beide in schwarz und mit aufrichtig gebrochenem Herzen. Debbie schien in viel besserer Verfassung zu sein als an dem Tag, als sie Kate gebeten hatte, hinsichtlich des Mordes zu ermitteln. Sie weinte offen und stieß einen gepeinigten Schrei der Trauer aus, aber sie war noch anwesend. Jim jedoch wirkte wie ein gebrochener Mann. Wie ein Mann, der nach Hause gehen und dort darüber nachsinnen würde, dass das Leben verdammt nochmal alles andere als fair war.

Unweigerlich musste Kate an ihre eigene Tochter denken. Sie wusste, sie musste Melissa nach der Beerdigung anrufen. Sie hatte Julie Meade nicht besonders gut gekannt, aber nach dem, was sie von Deb wusste, musste sie im gleichen Alter wie Melissa gewesen sein, plus minus ein paar Jahre.

Sie hörte zu, als der Pastor die biblischen Passagen vorlas. Obwohl ihre Gedanken bei Debbie waren, konnte sie nicht umhin sich immer wieder zu fragen, wie dies hatte passieren können. Seit sie aus Washington DC zurückgekehrt war, hatte sie sich noch nicht direkt nach einem Einbruch erkundigt, hatte die Ohren aber offen gehalten. Auch Jane und Clarissa hatten keinen Einbruch erwähnt. Und das war merkwürdig, denn dank ihres Hanges zum Tratschen kannte Clarissa normalerweise alle Details.

Als sie Debbie und Jim anblickte, bemerkte sie neben Jim einen großen Mann. Er war relativ jung und sah toll aus, auf eine adrette Art und Weise. Sie stieß Jane an und fragte „der Große dort neben Jim. Ist das Julies Ehemann?“

„Ja. Er heißt Tyler. Sie waren noch nicht lange verheiratet. Nicht einmal ein Jahr, glaube ich.“

Es kam Kate in den Sinn, dass sich die Mitglieder ihres kleinen Frühstücksklubs einander wohl doch nicht besonders gut kannten. Sicher, über ihre früheren Jobs wussten sie alles, genauso, welche koffeinhaltigen Getränke bevorzugt wurden und was für Wünsche und Träume sie für ihren Ruhestand hatten. Aber viel tiefer waren die Unterhaltungen nie gegangen. Es war fast wie ein unausgesprochenes Abkommen. Nur selten hatten sie über ihre jeweiligen Familien gesprochen. Sie hatten ihre Unterhaltungen auf einem oberflächlichen Level gehalten, amüsant und unterhaltsam.

Daran war natürlich nichts verkehrt, aber am Ende musste Kate feststellen, dass sie sehr wenig über die Familie Meade wusste. Alles was sie wusste, war, dass Julie deren einziges Kind war… genauso, wie Melissa ihr einziges Kind war. Melissa und sie standen sich zwar nicht mehr ganz so nahe wie einst, doch allein die Vorstellung, sie zu verlieren, war nicht auszuhalten.

Kate und ihr Grüppchen schlossen sich den Leuten an, die sich mit Umarmungen und Händeschütteln nach der Beerdigung verabschiedeten. Allerdings hielt sich Kate ein wenig im Hintergrund und drückte sich in einer Ecker herum, wo einige rauchten. Obwohl Kate selbst nicht rauchte – sie verabscheute diese Gewohnheit – wollte sie jedoch eine Weile aus dem Blickfeld verschwinden. Ihre Augen suchten die Ansammlung von Menschen ab, bis sie die großgewachsene Statue von Tyler Hicks erblickten. Er sprach mit einem älteren Paar, das offen weinte. Tyler aber tat sein Bestes, ruhig zu bleiben.

Nachdem sich das ältere Paar verabschiedet hatte, ging Kate zu Tyler herüber, der gerade auf eine Frau mittleren Alters, die ihre beiden Kinder dabei hatte, zuging. Kate schaffte es, ihn zuerst zu erreichen.

„Entschuldigen Sie“, sagte sie und stellte sich vor ihn. „Sie sind Tyler, nicht wahr?“

„Der bin ich“, sagte er. Als er sich ihr zuwandte, stand ihm die Trauer ins Gesicht geschrieben. Er war erschöpft, müde und wirkte komplett ausgelaugt. „Kennen wir uns?“

„Ehrlich gesagt, nein“, sagte sie. „Ich bin eine Freundin von Julies Mutter. Ich heiße Kate Wise.“

Einen kurzen Augenblick glitt ein Ausdruck des Erkennens über sein Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sein Gesicht fast lebendig aus. „Ja, Debbie hat Sie erwähnt. Sie sind FBI Agent oder so etwas, richtig?“

„Kürzlich pensioniert, aber ja, das ist richtig.“

„Es tut mir leid, dass sie Sie gebeten hat, in dem Mord an Julie zu ermitteln. Das war sicherlich eine unangenehme Situation.“

„Kein Grund sich zu entschuldigen“, sagte Kate. „Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, was sie durchmachen muss. Aber Sehen Sie… ich werde mich kurz fassen. Ich werde nicht viel von Ihrer Zeit beanspruchen. Debbie wollte, dass ich Julies Ex-Freund überprüfe. Ich hatte noch keine Zeit, mit ihr darüber zu sprechen, aber er war es definitiv nicht.“

„Mrs. Wise, Sie müssen das nicht für Debbie tun.“

„Ich weiß“, antwortete sie. „Aber ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht ein paar kurze Fragen beantworten können.“

Zuerst sah er beleidigt aus, aber dann gab er nach. Ein neugieriger und trauriger Ausdruck huschte über sein Gesicht, als er fragte: „Meinen Sie, es gibt Fragen, die von Bedeutung sein könnten?“

„Vielleicht.“

„Dann werde ich sie natürlich beantworten. Aber fassen Sie sich bitte kurz.“

„Natürlich. Als Sie wieder zuhause waren, ist Ihnen da etwas aufgefallen, dass merkwürdig war oder nicht dorthin gehörte? Vielleicht etwas, das Ihnen, wenn man bedenkt, was gerade passiert war, nicht wie eine große Sache erschien. Etwas, was Sie vielleicht später überprüfen wollten, wenn sich alles beruhigt hatte?“

Langsam schüttelte er den Kopf und blickte herüber zu der Stelle, an der seine Frau innerhalb der nächsten Stunde ins Erdreich hinab gesenkt würde. „Nichts, woran ich mich erinnere.“

„Gab es nicht einmal irgendwelche Anzeichen für einen Einbruch?“

Er blickte sie aufmerksam an und sah ein wenig erschrocken aus. „Wissen Sie, das habe ich mich selbst auch schon gefragt“, sagte er. „Als ich am nächsten Tag zurückkehrte, waren alle Türen verschlossen. Ich habe geklingelt, weil mein Haustürschlüssel in einer meiner Taschen war und ich nicht anfangen wollte, herumzuwühlen. Aber Julie machte nicht auf. Bis gestern, als ich versuchte einzuschlafen, habe ich nicht einmal daran gedacht. Irgendjemand ist ohne Mühe ins Haus gekommen. Also wusste dieser Jemand, wie man hinein kommt. Aber das macht keinen Sinn.“

„Und warum nicht?“

„Weil es einen Code für die Alarmanlage gibt, den nur Julie, ich selbst und die Putzfrau kennen. Wir ändern ihn alle zwei Monate.“

„Gibt es etwas Verdächtiges hinsichtlich der Putzfrau oder ihrer Familie?“

„Naja, sie ist fast sechzig. Ihre Familie kennen wir nicht. Die Polizei hast sie überprüft, aber nichts gefunden.“

„Und wie steht es mit Ihnen?“, fragte Kate. „Fällt Ihnen jemand ein, der in Betracht kommt, so etwas zu tun?“

Ohne groß darüber nachzudenken schüttelte er den Kopf. „Seit ich nach Hause gekommen und ihre Leiche gefunden habe, denke ich permanent darüber nach, ob jemand einen Grund gehabt haben könnte, sie umzubringen – oder auch nur wütend auf sie zu sein. Aber es fällt mir niemand ein.“ Hier machte er eine Pause und schaute sie skeptisch an. „Sie sagten, Sie sind pensioniert. Weshalb interessiert Sie dieser Fall dann so sehr?“

Sie gab dir einzige Antwort, die ihr akzeptabel erschien. „Ich möchte einfach alles tun, um Debbie inneren Frieden zu geben.“

Aber sie wusste, dass noch eine andere Wahrheit dahinter steckte. Und diese war egoistischer Natur.

In diese Ermittlungen involviert zu sein gibt meinem Leben mehr Sinn als es im ganzen letzten Jahr, seit Beginn meines Ruhestandes, der Fall war.

„Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen“, sagte Tyler. „Wenn Sie noch etwas von mir benötigen, melden Sie sich bitte.“

„Das werde ich“, sagte sie und gab ihm einen leichten Klaps auf den Rücken, bevor sie ihn seiner Trauer überließ. Tatsächlich bezweifelte sie, dass sie je wieder mit ihm sprechen würde. Sie war lange genug Agent gewesen, um einen unschuldigen Mann mit gebrochenem Herzen zu erkennen. Sie würde um alles in der Welt wetten, dass Tyler Hicks seine Frau nicht ermordet hatte. Sie hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn nach der Beerdigung seiner Frau befragt hatte. Ab jetzt würde sie sich von Tyler fernhalten. Wenn er weiter behilflich sein konnte, sollte sich die Polizei darum kümmern.

Sie stieg in ihren Wagen und reihte sich in die Schlange der langsam fahrenden Autos ein, die gerade den Friedhof verließen. Als sie nach Hause fuhr, wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Melissa und ihrer noch ungeborenen Enkelin.

Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Das Display zeigte nur einen Nummer an, aber keinen Namen. Zögernd ging sie ran; sie war noch sehr mitgenommen von der Beerdigung und wie diese sie an ihre Tochter denken ließen.

„Kate Wise?“, fragte eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung.

„Ja, hier ist Kate“, sagte sie.

„Hier ist Randall Budd. Wie geht es Ihnen?“

„Geht so“, antwortete sie ehrlich, leicht genervt, dass sie gerade in diesem Augenblick mit Chief Budd sprechen musste.

„Waren Sie heute auf der Beerdigung?“, fragte er.

Sie war überrascht, dass er wusste, dass Julie heute beerdigt worden war. Vielleicht sollte sie ihm gegenüber doch nicht ganz so streng sein. „Ja“, antwortete sie. „Ich bin vor fünfzehn Minuten von dort los.“

„Ich wollte Ihnen mitteilen, dass wir heute Morgen gegen acht Uhr einen anonymen Tipp bekommen haben. Es hat eine Verhaftung im Fall Julie Hicks gegeben. Der Kerl wird noch vernommen. Es ist jemand, der vor einigen Wochen bei Julie war, um ihr Internet zu reparieren. Er kennt intime Details der Familie und er wurde schon einmal verhaftet wegen – und jetzt kommt’s – sexuellen Fehlverhaltens. Wir durchleuchten gerade seinen Hintergrund, seine Konten und es passt alles zusammen.“

„Wer ist es?“

Budds Seufzer klang wie durch das Telefon wie Statik. „Ms. Wise, Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen darf.“

„Natürlich können Sie das. Ich werde mit der Information nichts weiter tun als versuchen, Ihnen behilflich zu sein.“

„Ja, aber bei allem Respekt, ich habe nicht um Ihre Hilfe gebeten.“

„Können Sie mir wenigstens verraten, ob der Verdächtige das Opfer persönlich kannte?“

Nachdem am anderen Ende der Leitung für einige Sekunden Stille herrschte, kam ein tiefer Seufzer und Budd sagte: „Nein.“

Fast hätte sie ihn weiter bedrängt, aber sie beließ es dabei. Wenn sie es wirklich herauskriegen wollte, musste sie nur Logan anrufen. Das wäre nicht gerade ehrenhaft, aber wenigstens gab es diese Option.

„Und es sieht so aus, als ob er es war?“

„Es ist definitiv eine Möglichkeit“, antwortete Budd. „Sobald wir genug gegen ihn in der Hand haben um ihn festzunageln, werden wir Debbie und Jim Meade informieren. Also behalten Sie es bitte vorerst für sich. Ich dachte nur, dass ich Sie höflicherweise in Kenntnis setzen sollte… in der Hoffnung, dass Sie nicht wieder Selbstjustiz üben“

„Vielen Dank dafür“, sagte sie. „Einen schönen Tag noch, Chief.“

Erleichtert legte sie auf. Der Fall war erledigt. Das war gut. Jetzt konnten Debbie und Jim vielleicht anfangen, zu trauern und einen Abschluss zu finden.

Aber dann dachte sie daran, was Tyler Hicks über den Code der Alarmanlage gesagt hatte. Und an das, was er nicht gesagt hatte. Dass jemand den Code kennen musste, um ungesehen ins Haus zu gelangen. Dass jemand die Familie gut genug gekannt haben musste, um hinein zu gelangen, vorbei an Sicherheitsmaßnahmen und verschlossenen Türen.

Als sie zuhause in Carytown ankam, war ihre Erleichterung verflogen. Wenn überhaupt, dann war diese Erleichterung einer neuen Art von Gewissheit gewichen.

Nämlich die Gewissheit, dass Julie Hicks‘ Killer noch auf freiem Fuß war.

Kapitel neun

Wenn es etwas gab, war Kate am Agentendasein hasste, so waren es die paar Male, die sie bei Gericht erscheinen musste, um gegen das Bewährungsgesuch eines Inhaftierten auszusagen. Aber jetzt, nach einem Jahr im Ruhestand, und mit der Aussicht, bald wieder beim FBI anzufangen – und sei ihre Rolle dort noch so unbedeutend – fand sie es aufregend.

Sie sollte gegen einen Mann namens Patrick Ellis aussagen. Sie kannte seinen Fall wie ihre Westentasche, hing aber dennoch an jedem Wort des Richters, als dieser den Fall noch einmal für die Anwesenden schilderte.

„Es wurde ohne Zweifel bewiesen, dass Mr. Ellis ein Ehepaar getötet hat, als dieses 1993 in den Blue Ridge Mountains wanderte. Das Ehepaar, die Muellers, wurden drei Tage nach ihrer schicksalhaften Wanderung entdeckt. Beide Schädel waren zerschmettert, die Ehefrau war vergewaltigt und anal penetriert worden, beide waren nackt ausgezogen und ausgeweidet worden. Im Hinblick auf die bestialische Natur dieses Verbrechens hatte die Verteidigung anfangs auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert.

Am Ende war Ellis‘ volle Schuldfähigkeit festgestellt worden. Er hat das Verbrechen viel zu rational durchdacht, als dass es nicht vorher geplant worden wäre. Ferner wurde bewiesen, dass die Muellers keine zufälligen Opfer waren; sie lebten nur drei Straßen von ihm entfernt. Er hat sogar einmal für sie ihren Rasen gemäht, als die Muellers in Florida Urlaub machten.“

Der Richter machte eine Pause und ließ den Blick durch den Gerichtssaal schweifen, um sicherzustellen, dass alle Details aufgenommen wurden. Als die Protokolle der vergangenen Gerichtstermine behandelt wurden, durchlebte Kate noch einmal gedanklich den Fall. Er lag war fünfundzwanzig Jahre zurück, aber er war noch so frisch in ihrer Erinnerung, als habe er sich erst letzte Woche zugetragen. Selbst Patrick Ellis sah noch so aus wie damals, mit seinem schmuddeligen Bart und einigen grauen Haaren. Er hatte sie schon erkannt, noch bevor sie aufgerufen wurde, um ihre Aussage zu machen, und bedachte sie mit einem messerscharfen Lächeln.

Ein Messer, dass er mir ohne Zweifel nur allzu gerne direkt in den Hals jagen würde, dachte sie, als sie in den Zeugenstand trat.

Nachdem er für die Anwesenden alle Details dargelegt hatte, sagte der Richter: „Bevor wir beginnen, möchte ich für alle Anwesenden klarstellen, dass Ms. Kate Wise, die damals für das FBI in diesem Fall ermittelt hat, seit einem knappen Jahr im Ruhestand ist. Es wurde mir jedoch von allen, die mit ihr zusammengearbeitet haben, einschließlich ihrer Vorgesetzten, bestätigt, dass sie noch immer vollstes Vertrauen genießt. Nun gut… Ms. Wise, ich gehe davon aus, dass Sie über alle Gründe für oder gegen Mr. Patrick Ellis‘ Bewährungsgesuch in Kenntnis gesetzt wurden.“

„Das ist korrekt.“

„Würden Sie uns diese Gründe bitte erläutern?“

„Natürlich, Euer Ehren. Ich weiß, dass Ellis in seinem ersten Jahr im Gefängnis in drei Kämpfe verwickelt war. Einen davon hat er fast nicht überlebt. Ich weiß auch, dass er in seinem dritten Jahr einen Antrag stellte, die Familie und Freunde der Muellers zu kontaktieren, mit der Begründung, sich entschuldigen zu wollen. Als dieser Antrag nicht bewilligt wurde, versuchte er sich zu erhängen. Letztlich weiß ich, dass er regelmäßig zu Gottesdiensten geht und an der Bibelstunde teilnimmt, und dass er scheinbar sein Leben Jesus Christus widmet. Die letzten vier Jahr ist er ein Vorzeigehäftling gewesen und, nach dem, wie die Gefängniswärter ihn beurteilen, ein anderer Mensch geworden.“

„Ganz genau“, sagte der Richter. „Basierend auf diesen Details, was ist Ihre Meinung hinsichtlich der Chancen auf Bewährung?“

„Nun ja, Ellis hat lebenslänglich bekommen. Und obwohl die Option auf Bewährung Teil des Urteils ist, war ich zum damaligen Zeitpunkt vehement dagegen. Und ich bin auch weiterhin dagegen. Ich kann nicht sagen, ob Ellis ein anderer Mensch geworden ist. Was ich allerdings sagen kann ist, dass das, was ich am Tatort gesehen habe, das Werk eines Mannes war, der Freude an dem gehabt hat, was er getan hatte. Ich kann Ihnen auch einige der kranken Dinge schildern, die er während des Verhörs zu meinem Partner und mir gesagt hat. Ich weiß, dass Angehörige der Muellers heute hier anwesend sein, deshalb möchte ich diese Dinge hier lieber nicht wiedergeben. Aber ich werde es tun, wenn dies nötig ist, um sicherzustellen, dass Ellis nie wieder einen Tag in Freiheit verbringt.“

Sie blickte kurz zu Ellis hinüber und sah, dass sein Grinsen verschwunden war. Nun sah er aus wie ein Mann, der von seinen Dämonen verfolgt wurde.

„Interpretieren Sie seine gute Führung und sein Hingabe zu Gott als Zeichen, dass er sich geändert hat?“

„Ich glaube nicht, dass das wichtig ist“, sagte Kate. „Bewährung würde ihn zu einem freien Mann machen. Natürlich, er würde endlose Auflagen haben, aber er wäre dennoch frei. Er hätte wieder ein Leben zu leben. Das Ehepaar, das ich vor fünfundzwanzig Jahren ausgeweidet in den Bergen fand, hat diese Option nicht. Deshalb… nein. Ich finde nicht, dass Mr. Ellis auf Bewährung freikommen sollte.“

Sie sah den grimmigen Gesichtsausdruck des Richters und vernahm die Stille, die über dem Publikum hing. Ja, in der Vergangenheit hatte sie diesen Teil des Jobs gehasst. Aber sie hatte nichts verlernt, und obwohl sie es nicht gern zugab, sie fühlte sich rechtschaffend unter dem bösen Blick von Patrick Ellis.

* * *

Zwanzig Minuten später verließ sie das Gerichtsgebäude, direkt nachdem der Richter das Bewährungsgesuch abgelehnt hatte. Die Diskussionen im Gerichtssaal hatten sehr lebendige Erinnerungen an die Morde wachgerufen. Es war schwer vorstellbar, dass Szenen solcher Art einmal den Großteil ihres Lebens ausgemacht hatten. Zugegeben, die Muellers waren mit die am schlimmsten zugerichteten und verstümmelten Leichen gewesen, die sie während ihrer Karriere zu sehen bekommen hatte. Aber die Leichen wurden immer mehr, und machten sie irgendwann die Person aus, die sie war.

Sie hatte bis zu ihrem Ruhestand gebraucht, um das zu verstehen. In jedem ihrer Fälle hatte es mindestens eine Leiche gegeben. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie viele sie insgesamt gesehen hatte. Sie meinte, dass es genau solche Zahlen und Fakten waren, die einen pensionierten Agenten an den Rand des Wahnsinns treiben konnten.

Kate hatte nicht die Zeit, um sich hierüber weiter Gedanken zu machen. Als sie die Treppe vor dem Gerichtsgebäude hinunter ging, rief hinter ihr jemand nach ihr. Sie lächelte, als sie bemerkte, wie sie angesprochen wurde. Nicht mit Ms. Wise.

„Agent Wise!“

Sie drehte sich um, um zu sehen, wer sie noch mit Agent ansprach. Drei Leute kamen die Stufen hinunter, und versuchten, sie einzuholen. Einer von ihnen kam ihr bekannt vor. Vielleicht war es ein Angehöriger der Muellers.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie.

„Ich bin Paul Mueller“, sagte derjenige, der ihr bekannt vorkam. „Ich bin der Vater von Clark. Clark war…“

„Ja, ich erinnere mich“, sagte Kate, und das tat sie. Wenn sie an Clark dachte, sah jedoch vor ihrem inneren Auge seinen Schädel, der mit einem Stein zerschmettert worden war und die Gedärme, die aus seiner Wunde im Bauch hervorquollen.

„Dies sind sein bester Freund vom College, und seine Schwester“, sagte Paul und wies auf die anderen beiden.

Es wurde sich kurz vorgestellt. Kate kam das alles surreal vor. Als sie noch aktiver Agent war, war dies genau die Situation, die sie tunlichst vermieden hatte. Aber jetzt meinte sie, dass sie diesen Leuten ihre Aufmerksamkeit schuldig war – Leute, die ihre Liebsten vor langer Zeit verloren hatten und die etwas Trost dadurch empfanden, weil sie es geschafft hatte, die Person, die ihnen so viel genommen hatte, hinter Gitter zu bringen.

„Wir wollten Ihnen danken, dass sie involviert geblieben sind, wenn Sie dies nicht hätten tun müssen“, sagte Paul Mueller. „Wenn dieses Monster auf Bewährung freigekommen wäre… ich weiß nicht, was ich getan hätte.“

„Das war selbstverständlich“, sagte Kate. „Pensionierte Agenten machen so etwas ständig.“

„Sicherlich“, entgegnete Paul. „Aber von allen, die mit dieser Sauerei zu tun hatten, waren Sie immer diejenige, für dies es nicht einfach nur ein weiterer Fall war. Natürlich, Sie wollten Ellis schnappen. Aber Sie haben ein gutes Herz. Ich kann mich gut daran erinnern, wie Sie damals, als meine Frau bald eine Stunde mit den Tränen rang, zugehört haben. Sie erzählte Ihnen eine belanglose Geschichte, wie Clark im Alter von sieben Jahren vom Baum gefallen war. Sie hörten sie sich an, während jeder andere Polizist und Agent im Umkreis einen Bogen um sie machten. Das hat mir immer wahnsinnig viel bedeutet.“

Kate, die mit Komplimenten noch nie hatte umgehen können, wusste darauf nichts zu erwidern. Sie entschloss sich zu einem Lächeln. „Solange ich lebe, wird Patrick Ellis niemals auf Bewährung freikommen“, sagte sie. „Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“

Paul umarmte sie, genau wie der Collegefreund und die Schwester. Dann trennten sich ihre Wege. Als Kate zu ihrem Wagen ging, versuchte sie, die Erinnerung an den Mueller Fall loszuwerden. Sie bemerkte, dass es etwas gab, was im Gerichtssaal gesagt worden war, und das sich wie ein Splitter in ihr Hirn gebohrt hatte. Nämlich, dass Patrick Ellis seine Opfer nicht zufällig ausgesucht hatte. Dass er die Muellers gekannt hatte.

Sie dachte an Julie Hicks.

Dieser Gedanke war noch in ihrem Kopf, als sie in ihren Wagen stieg und nach Hause fuhr.

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0+
Litres'teki yayın tarihi:
15 nisan 2020
Hacim:
241 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9781640295858
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