Kitabı oku: «Zwei Minuten Ewigkeit», sayfa 2

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Mir wurde in jenem Augenblick zweifelsfrei klar, dass der Geist über der Materie steht, oder, auf eine kurze Formel gebracht: Geist erschafft Materie. Die Wissenschaft ist allerdings gegenteiliger Meinung und vertritt die Umkehrung dieses Prinzips: Materie erschafft Geist.4 (Anmerkung Seite 346)

Nun kann man sich aber fragen: Wenn unsere Gedanken und Ideen aus dem grossen geistigen Wissenspool stammen (C. G. Jung nannte einen Teil dieses Bereichs das »Kollektive Unbewusste«), sind dann unsere Gedanken überhaupt »unsere« Gedanken oder sind wir lediglich Wiederkäuer von bereits vorhandenem Gedankengut? Oder, um diese Frage zu erweitern: Was ist denn eigentlich noch originär an unserer Person, wenn sogar unsere Gedanken nicht von uns sind, sondern wie in einen Radioempfänger eingegeben werden? Sind wir tatsächlich nichts anderes als eine Art Computer, der zuerst mit Daten gefüttert werden muss, um Ergebnisse von sich zu geben? Was macht ein Individuum aus, wenn nicht seine ureigenen, persönlichen Gedanken?

Oder stimmt vielleicht die wissenschaftliche These, dass es die Gehirnwindungen sind, die aufgrund chemischer Prozesse »Geist« erzeugen, und somit Gedanken, Ideen und Gefühle nichts anderes sind als chemische Produkte? Dass wir also eine Art Bioroboter sind mit einem Biocomputer darin – dem Gehirn?

Diese Fragen hatten mich vor dem Unfall an jenem 17. Juni herzlich wenig interessiert und sie erwachten erst allmählich, als ich nach meiner Genesung wieder mühsam versuchte, in unserer Welt Fuss zu fassen – aber ich möchte der Geschichte nicht vorgreifen. Gehen wir also zunächst zurück zu dem Moment, als ich meinen Körper verlassen hatte und die geistige Welt betrat. Jene Welt, in der es keine Zeit gibt und in der das Allwissen so selbstverständlich gegenwärtig ist wie die Luft, die uns Erdenwesen umgibt.

Auf meiner Reise im »Jenseits« begegnete ich als Nächstes jenem Phänomen, das in praktisch allen Nahtodberichten erwähnt wird und darin eine zentrale Rolle spielt: dem »Licht«.

Das Licht

Der Jüngling, der ich damals war, könnte am besten als immer fröhlicher, unbekümmerter Springinsfeld beschrieben werden. Viele Gedanken um die Zukunft machte ich mir eigentlich nicht, vielmehr nahm ich die Dinge, wie sie kamen, und lebte frisch drauflos. Als Kind war ich ziemlich eigenwillig und wusste meinen Wünschen und Forderungen gegen die Konkurrenz von fünf Geschwistern durch Quengeln und, falls nötig, auch mit Wutanfällen Nachdruck zu verleihen. Heute würde man meine Art wahrscheinlich als »hyperaktiv« bezeichnen. Meine mit ihren sechs Kindern ziemlich überforderte Mutter nannte mich einen Trotzkopf und hielt meine ungestüme Natur mit Zucht und Strenge im Zaum, der Teppichklopfer war meinem Hinterteil ein vertrauter, wenn auch nicht besonders geschätzter Bekannter.

Mein Elternhaus war nach katholischer Tradition sehr religiös geprägt. Wir sechs Kinder wurden angehalten, jeden Sonntag die Kirche zu besuchen (wozu wir Sonntagskleider angezogen bekamen), am Samstag zur Beichte zu gehen und nach Möglichkeit die zehn Gebote einzuhalten. Falls uns das nicht gelang, bot ja die katholische Kirche zur Entsorgung der Sünden und Entlastung der Seele die Beichte an. Diese katholische Ritualwelt faszinierte den leicht zu beeindruckenden Buben, der ich damals war. Das geheimnisvolle Geflüster im Beichtstuhl, das ganze Brimborium mit Weihrauch, Orgelmusik und Gesängen während des Gottesdienstes und das feierliche Auftreten des Pfarrers, der, in opulente Kleider gehüllt, in lateinischer Sprache verheissungsvolle Formeln sprach – das alles machte einen grossen Eindruck auf mich und schlug mich in seinen Bann. Vor einem vollen Kirchenschiff zu stehen (damals waren die Kirchen noch voll) und mit ausgebreiteten Armen zu einem gebannten Publikum zu sprechen und zu singen – das musste ein Traumleben sein! Das wollte ich haben! Ich wollte Priester werden.

Als Bub hatte ich ein unverkrampftes Verhältnis zum lieben Gott und tief in mir hegte ich die Hoffnung (die schon fast an Ahnung grenzte), dass er mich zu etwas Besonderem ausersehen hatte. So war es für mich nichts Aussergewöhnliches, dass ich meinem Schöpfer in einer nächtlichen Absprache nach dem Nachtgebet das Versprechen abnahm, dass er mir den Wunsch, Priester zu werden, erfüllen solle. Und dass er mich, falls ich mich irgendwann einmal aus noch nicht absehbaren Gründen von ihm abwenden sollte, mit allen Mitteln wieder auf den rechten Weg bringen müsse. Es mag ein wenig absonderlich klingen, dass ich mich an dieses kindliche Gebet erinnern kann, aber jener Moment hat sich mit solcher Klarheit in mein Gedächtnis eingebrannt, wie es nur besondere Momente im Leben machen.

Ich bat den »lieben Gott« inbrünstig, in mir das heilige Feuer, das mich damals beseelte, nie zum Erlöschen kommen zu lassen. Als Gegenleistung versprach ich, ihm mein Leben zu widmen und als sein PR-Mann tüchtig für ihn Reklame zu machen, am liebsten vor möglichst vielen Zuhörern. Ich ahnte damals noch nicht, mit welchen Konsequenzen dieser Deal verbunden sein sollte und dass er, jedenfalls von seiner Seite her, ziemlich präzise erfüllt werden würde, wenn auch auf eine andere Weise, als ich sie mir damals vorstellte.

Mit ungefähr zwölf oder dreizehn Jahren eröffnete ich also meinen erstaunten Eltern, dass ich mich entschieden hätte, Priester zu werden, und dass ich meine schulische Ausbildung bis zur Matura in einem Priesterseminar zu geniessen gedenke. Meine Eltern, obwohl in traditionellem Sinn tiefreligiös, hatten allerdings ihre Bedenken, ob ihr wilder Sprössling für das zölibatäre Amt des Seelsorgers genügend Eignung besass. Kurz, sie stellten sich gegen mein Ansinnen.

Besonders bemerkenswert war die Reaktion meines Vaters. Er war von seiner Art her ein eher introvertierter Mann, der sich normalerweise schwertat, über persönliche Themen zu reden. Auch war er ein linientreuer Katholik, der nichts auf seinen Glauben kommen liess. Dass ausgerechnet er gegen mein Vorhaben war, erstaunte mich deshalb ziemlich. Wohlwollend meinte er hinter einem zurückgehaltenen Schmunzeln: Wenn ich einmal siebzehn oder achtzehn sei und entdeckte, dass nicht nur der liebe Gott, sondern auch die Mädchen über eine gewisse Anziehungskraft verfügten, würde ich ihm noch dankbar sein für seine ablehnende Haltung. Wie recht er doch hatte!

Obwohl ich schon vom zarten Kindesalter an mit dem »lieben Gott« plauderte und meine Gebetlein aufsagte, hatte ich nur eine vage Vorstellung, wer das eigentlich sein könnte. Mein Gottesbild wurde von Eltern, Religionslehrern, Priestern und ihren Predigten geformt und entsprach in etwa jenem ziemlich Furcht einflössenden Richter und Erbsenzähler, der die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen befördert, und mit dem man sich besser gut stellte.

Ich hatte also jene ambivalente Gottesvorstellung eingebläut bekommen, die ihn zwar als liebenden und alles verzeihenden Vater, aber gleichzeitig als unerbittlichen Rächer und zornigen Verdammer darstellt. Ich sah ihn als eine Art Übermensch, der von den Menschen fordert, dass sie gut und lieb sind, sie aber letztendlich den grausamsten Höllenqualen überantwortet, wenn es ihnen nicht gelingt, ein Leben nach seinem Gusto zu führen: Einer, der seine geliebten Schäfchen aufs Hinterlistigste in Versuchung führt, um sie dann händereibend ins ewige Feuer zu werfen, sollten sie in seine Falle tappen. Damit er aber trotz so viel Gemeinheit noch gut dastand, wurden diese Schikanen nicht ihm angelastet, sondern seinem Kettenhund, dem Teufel. Ich lernte also Satan als mächtigen Gegengott kennen, vor dem sich viele Gläubige mehr fürchteten, als sie den lieben Gott zu lieben vermochten.

Wie sollte ein Kind mit so unterschiedlichen Informationen umgehen und ein ungezwungenes Verhältnis zu seinem Schöpfer aufbauen können? Ich entschied mich daher schon früh, den Teufel aus meinem Glauben auszusparen, weil er so ganz und gar nicht zu dem passte, was ansonsten über die angeblich grenzenlose Liebe Gottes berichtet wurde.

Als ich dann mit wachsendem Interesse und Verstand vernahm, dass der Vatergott aus lauter Liebe zu seinen missratenen Kindern seinen Sohn (der eigentlich gar nicht sein Sohn war, sondern er selber) als Mensch verkleidet auf die Erde schickte, um seine Geschöpfe aus der Misere zu retten und von den Sünden zu erlösen, in die er sie mit seiner »Versuchung« geritten hatte, war meine Verwirrung komplett. Diese himmelschreiende Diskrepanz, die einem da als Glaubensinhalt vorgesetzt wurde und die ich beim besten Willen nicht verstand, quälte mich. Die Vorschrift, dass man einfach glauben müsse, dass Jesus Christus Gottes Sohn sei und man damit fein raus sei aus der Bredouille, machte die Sache nicht einfacher. Wenn er uns von unseren Sünden erlöst hatte, sodass man sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte, wieso musste man dann trotzdem für seine Fehltritte im Fegefeuer oder in der Hölle braten? Hatte er uns nun eigentlich erlöst oder nicht? Und wieso erlöste er nur jene seiner eigenen Kinder, die an die Jesus-Gottmensch-Erlösergeschichte glaubten und alle, die ehrliche Zweifel hatten oder in einer anderen Religionskultur aufgewachsen waren, nicht? Ist er nun eigentlich der Gott aller Menschen oder nur einer auserwählten Minderheit? Die Sache ging für mich einfach nicht auf.

Hier begann meine Forschung nach der Wahrheit, die mich seither antreibt und mich zu einem unermüdlich Suchenden machte. Sie hat mich dazu gebracht, Hunderte von Büchern zu lesen, mit unzähligen Menschen Diskussionen zu führen und mich mit zahlreichen Religionen und Konfessionen einzulassen – doch davon später. Mein Bild von Gott war an jenem Tag, als mich die Fahrt mit meinem Motorrad an ein Ziel führte, das man gemeinhin als »das letzte« bezeichnet, ein gelinde gesagt zwiespältiges.

Nun befand ich mich also in einem geistigen Zustand, in dem ich zwar keinen Körper mehr besass, aber ein Bewusstsein und eine Wahrnehmungsfähigkeit. Dieses Bewusstsein übertraf in seiner Klarheit und Grenzenlosigkeit alles, was man sich vorstellen kann. Nachdem ich einigermassen verkraftet hatte, dass es in dieser ungewohnten neuen Dimension keine Zeit gab und ich ein Teil des gesamten Wissens war, gewahrte ich eine Art Morgenröte, die wie an einem fernen Horizont zu schimmern begann. Dieses zarte Licht hatte eine Wirkung auf meinen Gefühlszustand, der nicht zu beschreiben ist. Ich bemerkte sofort, dass dieses Licht nicht einfach ein heller Schein war, sondern eine Energie, die so stark war, dass sie gar nicht anders konnte als leuchten.

Es war nicht der Anblick des Lichts, die mich so beglückte, sondern das Spüren der Energie, die von ihm ausging. Diese Strahlung, in deren Wirkungskreis ich geraten war und die mich förmlich überschwemmte, war pure, ungetrübte, konzentrierte Liebesenergie. Ich fühlte mich als das Wesen, das ich war, vollkommen geliebt und bis in die tiefsten Abgründe meiner Persönlichkeit akzeptiert. Es war ein Gefühl, wie ich es von einem Zustand völliger Verliebtheit her kannte: Als Verliebter, der seiner Angebeteten gegenübersitzt und ihr in die Augen schaut, liebt man einfach alles an diesem Wesen. Nicht die geringste Kritik stört den euphorischen Austausch von Empfindungen, die einem das Herz bis zum Halse schlagen lassen und einen auf Wolke sieben befördern. Es ist die Ausstrahlung, das Aussenden von Verliebtheitsenergie der beiden Beteiligten, die solche Emotionen zu stimulieren vermag.

So ein Gefühl erfüllte mich nun, allerdings bis ins Millionenfache, schier Unerträgliche gesteigert. So viel Liebe war fast nicht auszuhalten und mir war klar: Sollte ich noch ein wenig mehr davon abbekommen, dann würde ich explodieren. Ich kam mir vor wie ein fünfundzwanzig Watt Glühlämpchen, dem man ein Gigawatt Strom zuführen will. Dabei war dieses »Licht« nur ganz schwach zu »sehen« und die ursprüngliche Quelle in unerreichbarer Entfernung. Trotzdem empfand ich es als persönliche Ausstrahlung von jemandem, der mich bedingungslos liebte.

Je näher ich mich darauf zu bewegte, desto stärker wurde die Intensität. Ich dachte: Noch näher heran kann ich nicht, da meine Kapazität, diese Energie zu verkraften, viel zu klein ist, um noch mehr davon aufzunehmen. Es war, als wollte man einen Ozean in einen Fingerhut pressen, und mein seelisches Gefäss war einfach zu winzig, um diese Riesenmenge aufzunehmen. Allein meine Fähigkeit, diese gewaltige Liebesenergie zu ertragen, entschied über die Nähe, in die ich mich zu der Quelle hinbewegen konnte. In der Entwicklungsstufe, in der ich mich befand, war ich noch unvorstellbar weit davon entfernt und wusste doch mit aller Klarheit, dass dies das Ziel meiner Existenz war, immer näher zu dem Ursprung zu gelangen.

Ich erkannte, dass meine langfristige Aufgabe darin bestand, im Verlauf von Äonen mein Liebesgefäss so zu vergrössern und meine Liebesfähigkeit zu entwickeln und zu steigern, dass ich irgendwann mit dieser Liebesquelle verschmelzen konnte. Ich hatte den Sinn des Lebens entdeckt!

In dem Moment empfand ich aber die Gewissheit, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht nur nicht näher zu dieser Lichtquelle hinbegeben konnte, ja, ich wollte es nicht einmal! Zu schäbig kam ich mir vor, etwa so, als wäre ich von einem König zu einem strahlenden Ball eingeladen und würde nun mit schmutzigen Lumpen bekleidet vor dem Tor stehen. In dieser seelischen Aufmachung kam ich mir völlig fehl am Platze vor. Ich konnte da nicht hin, weil ich so nicht dahingehörte!

In der anderen Welt

Nachdem also mein Herz bei der Operation zu schlagen aufgehört hatte, befand ich mich bei dem Licht, das ich im Nachhinein als die persönliche Energie Gottes bezeichnen möchte. Ich hielt mich in jenem Zustand auf, der viele Namen hat: Himmel, ewige Seligkeit, Reich Gottes – der aber auch in anderen Kulturen bekannt ist als Nirwana, Elysium, Olymp, Walhalla, Paradies, die ewigen Jagdgründe und wie sie alle heissen.

Ich habe mich seither oft gefragt, wie es kommt, dass in allen, auch uralten Kulturen einhellig eine solche Sphäre der Glückseligkeit in einem Jenseits angenommen wird. Wer hat das den Menschen erzählt? Kann es sein, dass auch früher schon Menschen solche Kurztoderlebnisse hatten und zurückkamen? Dass auch vor Tausenden von Jahren Menschen von diesem »Licht« berichteten, das sie auf der anderen Seite erwartete?

Ich habe seitdem in vielen Berichten von Nahtoderlebnissen gelesen, dass betroffene Menschen »drüben« wunderbare Landschaften erblickten, überirdische Musik vernahmen, sogar Dörfer und Städte sahen, die von Menschen bewohnt waren. Oft wurden solche »Überläufer« auch von verstorbenen Verwandten abgeholt und begrüsst. Wie ist das zu erklären? Gibt es »dort drüben« tatsächlich Gärten und Städte wie hier auf der Erde? Spazieren dort unsere Vorausgegangenen gemütlich herum und warten auf Neuankömmlinge, die sie begrüssen können?

Nun, der Mensch ist ein schöpferisches Wesen. Er ist – »nach dem Ebenbild Gottes geschaffen« – ein mit Schöpferqualitäten begabtes Individuum. Er kann nicht nur Werkzeuge und Kunstgegenstände erschaffen, Autos und Atombomben, er kann auch Strategien entwickeln, Gedankengebäude auftürmen, Geschichten erfinden, kurz, er kann alles, was in der geistigen Welt zur Hand ist, in diese Welt holen und mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Gegenstände, Umstände oder Situationen kreieren. Der Mensch ist also zweifellos ein Abbild des Schöpfers, selber ein Schöpfer, ein Erschaffer.

Diese Fähigkeit, zu erschaffen, erlischt nicht mit dem Übertritt in die andere Welt. Im Gegenteil! In jener Welt fallen sämtliche Schranken weg, die von der umständlichen Materie auferlegt werden, und man kann alles, was man sich vorstellt, sofort umsetzen. Du stellst dir eine goldene Stadt vor? Hier ist die goldene Stadt! Sie war schon immer da. Alles, was du dir ausdenken kannst, war schon immer da. Auch als Geistwesen greifen wir bloss auf das Allwissen zurück, den unendlichen Vorrat, in dem alles vorhanden ist, was man sich nur denken kann, und noch viel mehr. Da gibt es tatsächlich nichts, was es nicht gibt. Erfindungen, die vielleicht erst in tausend Jahren der Menschheit zugänglich werden, ruhen in diesem unerschöpflichen Reservoir und warten auf den Moment, dass jemand sie aus ihrem Schlummer holt.

Der Mensch, der frisch aus der materiellen Welt kommt, trägt immer noch seine materiellen Vorstellungen in sich. Er hat davon gehört, dass das Paradies ein wunderschöner Garten sei. Er kommt also dort an und sieht seine eigene Vorstellung von einem Paradies. Er hat es soeben erschaffen. Er sieht die Gestalten seiner Lieben, die ihn abholen und begrüssen: Er hat ihnen soeben Gestalt verliehen. In der geistigen Welt gibt es keine Gestalten, es gibt auch keine Gärten, weil da alles pure Energie ist. Auch die Personen sind rein energetische Gebilde, die jedoch jederzeit Gestalt annehmen können. Seit jeher vorhanden ist aber die energetische Idee eines Gartens oder einer Menschengestalt, einer Musik oder einer Farbe. Nun liegt es am Individuum, durch seine Schöpferkraft diese Energiekomponenten so zu verdichten, dass sie Gestalt annehmen und »sichtbar«, »hörbar« oder »fühlbar« werden. Diese Kraft, Dinge erschaffen zu können, ist eines jener Geschenke, die wir vom mächtigsten Kreator bekommen haben und die einerseits ein Vermächtnis seiner Liebe ist, andererseits eine Bestätigung, dass wir nach seinem Ebenbild geschaffen sind.

So findet jeder Neuankömmling im Jenseits sein eigenes Paradies oder seine eigene Hölle vor. Die individuelle Wahrnehmung des »Jenseits« ist durch den Reifegrad der Seele bestimmt, den wir uns nach dem Verlassen dieser Welt angeeignet haben. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man die unterschiedlichen Berichte der unzähligen Menschen liest, die aus einer sogenannten Nah-Toderfahrung zurückgekommen sind.

Allerdings bin ich mit dem Zusatz »Nah-« ganz und gar nicht einverstanden. Es war sowohl für mich als auch für Millionen von Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben, eindeutig ein totaler Übertritt in eine andere Dimension, die durch den Umstand, dass man wieder zurückkam, nicht vermindert oder nur halbwertig war, sondern ganz und komplett. Ich hatte damals eindeutig die Seiten gewechselt: Das Jenseits war zum Diesseits geworden und das Diesseits zum Jenseits.

Wenn jemand in ein anderes Land reist, zum Beispiel nach Spanien, und sich dort nur zwei Minuten aufhält, käme niemand auf die Idee zu behaupten, er habe sich nur fast jenseits der spanischen Grenze befunden. Auch ein kurzer Aufenthalt ist ein richtiger Aufenthalt in Spanien, obwohl man natürlich in dieser knappen Zeit nicht das ganze Land besichtigen kann. Als Reisender in der anderen Dimension kann ich mit Gewissheit behaupten: Ich war nicht nur fast da, sondern ganz und gar.

Es gibt immer wieder Skeptiker, die behaupten: »Es ist ja noch keiner zurückgekommen!« Wie tot muss denn einer sein, bis man ihn als Zurückgekommenen bezeichnen kann? Wenn das Herz aufgehört hat zu schlagen, ist man doch schon ziemlich tot oder etwa nicht?

Selbstverständlich habe ich mich im Zuge meiner Forschungen und Erklärungsbemühungen auch über die wissenschaftlichen Kommentare zu diesem Thema orientiert. Allerdings kamen mir diese Analysen eher unbeholfen vor. Da las ich von »extremen Endorphinausschüttungen« im Augenblick des Todes, die solche Halluzinationen hervorrufen und die betreffende Person in einen drogenähnlichen Rausch versetzen würden. Ich las von »Blitzgewittern im Gehirn«, von Sauerstoffmangel, der Glücksgefühle erzeuge, einem letzten Aufzucken der Nerven, einem psychischen Trick des Nervensystems, welcher der Todesangst die Schärfe nähme, indem er ein beglückendes Licht vorgaukle, und so weiter.

Wie man später in diesem Bericht erfahren wird, hatte ich einige Zeit nach diesem Erlebnis selber einige Erfahrungen mit halluzinogenen Drogen gemacht und kann also die Zustände durchaus vergleichen. Aus dieser Position heraus kann ich unvoreingenommen und quasi als Experte sagen, dass der geistige Zustand nach meinem Herzstillstand sich grundlegend von chemisch herbeigeführten Halluzinationen unterschied. Er war buchstäblich übersinnlich, also nicht mit menschlichen Sinnen erfahrbar, auch nicht unter dem Einfluss von Endorphinen und nervlichen Blitzgewittern. Im Gegenteil, der Eindruck der Realität war in jenem Zustand unvergleichlich stärker und konkreter als im irdischen Lebenszustand. Dieser wirkte im Vergleich wie eine Illusion oder ein Traum, aus dem man aufgewacht ist.

Wenn nun Wissenschaftler, die diese Todeserfahrung nicht selber gemacht haben, sie zu erklären versuchen, wirkt es auf mich, wie wenn ein Blinder versucht, den Sehenden die Farben zu beschreiben. Für mich ein höchst theoretisches und fragwürdiges Vorgehen.

Das Jenseits ist demnach nicht absolut, sondern subjektiv: Jeder erlebt es anders. Je besser wir mit der Liebesenergie umgehen können, desto heller und beglückender erfahren wir die geistige Welt. Dazu ist dieses (oder besser gesagt: sind alle unsere) Leben da, damit wir uns in Sachen Liebe verbessern und uns »drüben« näher zu Gott begeben können.

Ich persönlich sah weder einen Garten Eden noch eine goldene Stadt, als ich im Jenseits ankam. Ich war eingehüllt in die schrankenlose Liebe, die keine Manifestation, keine Fetische benötigt. Sie war einfach da und strahlte und sonst nichts. Dieses Paradies kam ohne schöne Landschaften und blühende Wiesen aus, es brauchte keine goldenen Städte und silbernen Flüsse. Es gab nichts, das mich noch glücklicher hätte machen können, als dieses bodenlos tiefe Gefühl des Geliebtwerdens. Es war genug. Mehr jedenfalls, als ich ertragen konnte.

Allerdings – und das ist ein Umstand, der mich noch heute beschäftigt – war diese Energie nicht irgendeine anonyme Wohlfühlatmosphäre, in der ich badete, sondern sie war persönlich: Sie meinte mich. Es war eindeutig eine Gegenliebe – jemand liebte mich da, und ich konnte nicht anders, als selber von überströmender Liebe erfüllt zu sein. Für mich war klar: Der Ursprung dieser Ausstrahlung war eine »Person«, die religiöse Terminologie würde sagen: ein persönlicher Gott.

Das war die letzte der verblüffenden Erfahrungen, die ich in jenem Zustand machte. Die Liebe war zwar eine Energie, aber sie ging eindeutig von jemandem aus. Dieser Jemand war für mich nicht in seinem Ursprung zu sehen, aber seine Ausstrahlung war dermassen gigantisch, dass schon der kleinste Schimmer ausreichte, um mich fast zum Explodieren zu bringen vor Glück.

Der Lebensplan

Ich sagte vorhin, dass der Mensch – wenn auch in eingeschränktem Masse – ein mit Schöpferkraft begabtes Wesen sei. Diese Fähigkeit macht auch vor dem eigenen Leben nicht halt. Jeder Mensch erschafft nämlich sein persönliches Leben.

Ich weiss, dass diese Aussage vielen unvorstellbar erscheint, weil sie der Auffassung sind, der Mensch sei ein Spielball des Zufalls und des Schicksals, denen sie ausgeliefert sind. Aber gemäss den Einsichten, die ich mitgebracht habe, haben wir alle unsere Lebensumstände selbst gewählt. Eine andere Erklärung für die unterschiedlichen Lebensumstände der einzelnen Individuen würde auch keinen Sinn ergeben, es sei denn, man erachtet das Chaos und den Zufall als Grund für das Zustandekommen eines Lebensschicksals. Da aber das gesamte Universum kein Chaos, sondern ein wohlgeordneter Kosmos ist, verläuft auch das einzelne Schicksal der Bewohner dieses Universums nach einem geordneten, ich würde sogar sagen: vorgesehenen Plan. Diese Vorsehung ist der Pfad, der für unseren Lebensweg ausgelegt wird.

Allerdings wird dieser Lebensentwurf nicht von einer abgehobenen Gottheit verordnet, sondern wir dürfen als Hauptprotagonisten selber daran mitgestalten. Auch unser eigenes Schicksal dürfen wir von vornherein mitplanen und uns unsere Aufgaben und Lernziele selber stecken. Dieses Programm ist jedoch nicht bis ins einzelne Detail festgelegt, sondern – wie das Wort sagt – ein Entwurf, der uns die Freiheit lässt, abzuweichen und je nach selbst gesetzten Rahmen einen anderen Kurs zu wählen. Aber welche Seitenwege wir auch immer einschlagen, wir können uns auf unser »eingebautes GPS« verlassen. Genauso wie ein Navigationsgerät augenblicklich eine Alternativroute errechnet, wenn wir den vorgesehenen Weg verlassen, so funktioniert auch das Schicksal, das sofort reagiert und sich auf jede neue Lebenssituation einstellt.

Auf welche Abwege wir auch immer während unserer Lebenszeit geraten, das »himmlische Navigationsgerät« führt uns geduldig und ohne den geringsten Vorwurf wieder auf Bahnen, auf denen wir zum gewählten Zielpunkt gelangen können. Das Ziel ist festgelegt, aber die Route, die dorthin führt, ist jederzeit änderbar.

So ein Lebensplan hat also nichts Fatalistisches an sich, nichts ist wirklich vorbestimmt und unausweichlich, aber auch nicht zufällig oder unvorhergesehen. Wie im Navigationsgerät, in dem nicht nur alle Autobahnen, sondern auch sämtliche Seitenwege gespeichert sind, so sind auch in unserem Lebensplan alle Abweichungen einkalkuliert und als Möglichkeit vorgesehen.

Über allem steht aber jederzeit unser freier Wille. Sogar Gott fügt sich unseren Entscheidungen und schreibt uns nichts vor. Wir haben mit den Zehn Geboten lediglich eine Anweisung bekommen, wie wir unser Ziel auf schnellstem Weg erreichen können. Die Zehn Gebote sind ja keine Verbote, sondern liebevolle An-Gebote oder Vorschläge, die uns die Arbeit erleichtern sollen. Die Entscheidung, ob wir sie befolgen wollen, liegt bei uns.

Mit dem freien Willen haben wir aber auch die volle Verantwortung für unsere Entscheidungen übernommen – ein Faktor, der einerseits befreiend wirkt, aber uns andererseits auch Steine in den Weg legt, weil wir uns immer wieder für den »guten« oder den »schlechten« Weg entscheiden müssen. Das ist der Lerneffekt, der aus diesem Leben resultieren soll.5 (Anmerkung Seite 347)

Bevor wir ein Menschenleben antreten, planen wir also mithilfe von beratenden Geistern den »Level« oder den Schwierigkeitsgrad, in dem wir dieses Leben absolvieren wollen. Dabei müssen wir verschiedene Faktoren einbeziehen: In welchem Mass möchte ich die angestauten (oder religiös ausgedrückt: ungesühnten) Fehlleistungen aus vorangegangenen Leben abarbeiten? Das heisst: Wie viel Leid, welches ich anderen angetan habe, traue ich mir zu, in einem Leben selber zu erleiden, um den kosmischen Ausgleich wiederherzustellen?

Es gibt Individuen, die entscheiden sich während der Planungsphase dafür, in ihrem bevorstehenden Leben möglichst viel abzuarbeiten und bürden sich daher ein schweres, leidvolles auf. Andere nehmen sich vielleicht eine Auszeit und bereiten sich auf ein gemütliches Leben in Reichtum und Wohlergehen vor, das sie unter Vermeidung von Problemen und Hindernissen verplempern. Aber mit einem leichten Leben kann man keine grossen Fortschritte machen, und man schiebt die zu erledigenden Aufgaben nur vor sich her. Ich nehme an, dass Jesus sich auf diesen Umstand bezog, als er sagte: »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel.«

Ein weiteres Kriterium, das es in die Lebensplanung einzubeziehen gilt, ist der Faktor der Versuchungen, bei denen wir unsere Standhaftigkeit und unsere Entscheidung zu Ehrlichkeit und Gerechtigkeit unter Beweis stellen können. »Du sollst nicht stehlen« empfehlen unter anderem die Zehn Gebote. Wenn es also zum Beispiel dazu kommt, dass wir uns bei einer Gelegenheit für eine unehrliche Bereicherung oder einen Verzicht entscheiden sollen, dann programmieren wir unser Lebens-GPS für einen Umweg oder für die Abkürzung. »Gelegenheit macht Diebe«, heisst es, und genau solchen Versuchungen zu widerstehen, ist eine weitere Aufgabe in unserem Leben.6 (Anmerkung Seite 348)

Ebenso gehört zur Lebensplanung die Möglichkeit, Gutes zu tun: Tatkräftige Hilfe ist da ebenso gefragt wie Verzicht auf eigenen Profit zugunsten anderer, Anteilnahme, gute Erziehung unserer Kinder und vieles mehr. Geld kann – als Prüfstein – in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen: Einerseits kann es zu Geiz und Habsucht verführen, andererseits ein heilbringendes Mittel sein, um Grosszügigkeit und Freigebigkeit zu üben und damit Elend zu lindern und Freude zu bereiten.

»Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon« (Lk 16,9), hat sogar Jesus geraten.

Wenn wir also den gewünschten Schwierigkeitsgrad unseres zukünftigen Lebens definiert haben, werden in dem riesigen Welttheater Zeitpunkt, Ort und passende Umstände ausgesucht, in denen wir auf die Herausforderungen treffen, die wir bestehen möchten, und wir werden in diese hineingeboren. Wir sind also ausnahmslos selber zuständig für unser Leben und alles, was darin passiert, und alle unsere Entscheidungen tragen dazu bei, unsere weitere Existenz über dieses Leben hinaus zu beeinflussen. Es hat also keinen Sinn, ein böses Schicksal oder einen ungerechten Gott anzuklagen, wenn einem etwas Unangenehmes widerfährt. Gerade wenn man sich in einer leidvollen Situation befindet, hat es nämlich etwas Tröstliches, zu wissen, dass man soeben dabei ist, eine selbst gewählte Aufgabe zu erledigen oder eine alte Schuld abzulegen. Dass diese Prüfung mit Leid verbunden ist, liegt in der Natur der Sache und darf uns nicht gegen unser eigenes Schicksal aufbringen oder uns dazu führen, einen Gott anzuklagen: »Warum lässt du so etwas zu?«

Gott lässt das zu, was wir gewählt haben!

Diese Erkenntnisse durchströmten mich in jenem Moment, als ich von dem Licht der Weisheit und der Liebe umhüllt wurde.

»Nun weisst du es. Geh wieder zurück. Du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen.« Diese Durchsage drang im Augenblick der wunschlosen Glückseligkeit in mein Bewusstsein. Dann riss der Film.

Zurück im Leben

In der Zwischenzeit war es dem Ärzteteam nämlich gelungen, mein Herz wieder zum Pumpen zu bringen. Mit dem ersten Herzschlag war ich wieder in meine sterbliche Hülle gefahren und in die tiefe Bewusstlosigkeit zurückgefallen, in der ich mich vor meinem Exitus befunden hatte. Im Operationssaal beschäftigte man sich nun fieberhaft damit, meine geborstenen Knochen und zerrissenen Innereien zusammenzuflicken. Davon bekam ich aber nicht das Geringste mit, da der Anästhesist gute Arbeit geleistet hatte.

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