Kitabı oku: «Geschichten aus dem Schwemmsandland», sayfa 2

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Der Kirchturm zu Schönefeld

Es gibt geheimnisvolle Orte und Orte, die ein Geheimnis haben. Manches Geheimnis wird mitunter nie entdeckt.

So soll sich, als die Parthen-Trolle Besuch von ihren Verwandten aus dem hohen Norden bekamen, Folgendes zugetragen haben.

Weil der Schulmeister Pögner ein furchtbar nettes Mannsbild war, quartierten sich heimlich fünf der besagten nordischen Trolle bei ihm ein. Sie hatten einen Riesenhunger und verputzten außer Brot und Butter auch eine Flasche Wein, zwei Flaschen Branntwein, fünf Flaschen Bier und eine dicke Bratwurst.

In den nächsten Tagen, da es sich herumgesprochen hatte, bedienten sich weitere hungrige Trolle an vorzüglichen Braten, Semmeln, sechs Flaschen roten Weins und drei Flaschen des Branntweins. Lehrer Pögner wunderte sich über die fast leere Speisekammer, konnte es sich aber anfangs noch nicht schlüssig erklären. Den esslustigen Gästen reichte das jedoch längst noch nicht.

Die nimmersatten Trolle begannen alles aufzuessen, was zu bekommen war. Für Lehrer Pögner gab es nur einen einzigen Ausweg ... Langsam ahnte er etwas von den Trollen und glaubte, dass sich die nordischen Gäste bei ihm besonders wohlfühlten. Nur Manieren besaßen sie offenbar keine. Morgens fand er die Überbleibsel stets im ganzen Haus verteilt, die geleerten Flaschen, die letzten Stückchen von der Wurstpelle und manchen Fettklecks auf dem Fußboden. Trotz seiner Gutmütigkeit und Gastgeberfreude schlachtete Lehrer Pögner vorsichtshalber das Schwein, das er wie viele Schulmeister zu dieser Zeit gehalten hatte, und versteckte es in geräuchertem Zustand in der schmalen Kirchturmspitze.

Da es bereits Herbst war und die Tage ungemütlich frisch, wurden von den Trollen mannshohe Lagerfeuer auf den umliegenden Feldern aufgestapelt und angezündet. Dafür schleppten sie Bretter, Stroh, Äste und sogar ganze Bäume aus dem Dorf zum Acker am Dorfrand hinüber. Nur Schulmeister Pögner, weil er eben ein so netter Mann war, wurde von Bitten nach Brennholz und Ähnlichem verschont.

Er hatte inzwischen eine noch ungewöhnlichere Einquartierung erhalten, nämlich sieben Fleischer mit einer Herde Vieh, die auf dem Gottesacker bei der Kirche stand. Eine kurze Zeit über durfte Lehrer Pögner die Kühe für sich melken, sodass er mehr Milch hatte als der reichste Bauer im Dorf. Auch das sprach sich in Windeseile bei den schlemmenden Trollen herum.

Es dauerte nicht allzu lange und es besuchten inzwischen sage und schreibe 12.000 Trolle Schönefeld, das Dorf, in dem der Schulmeister Pögner nur 650 Nachbarn hatte. Die Plündergesellschaft schleppte alles weg, was es im Dorf noch an Holz, Stroh und Lebensmitteln gab. Sie waren unverschämt und versuchten, alles zu nehmen. In der Schule fand ein Troll einen Topf mit Pflaumenmus, den die Lehrersfrau versteckt hatte. Er wollte ihn gegen Brot tauschen, das die Pögner-Familie selbst nicht mehr hatte. Daraufhin drückte er dem verdutzten Lehrer den Mustopf in die Hand und erklärte, ohne Brot sei das Mus nichts nütze. Von dem Schwein in der Kirchturmspitze ahnte er nichts.

Der Lehrer Pögner hielt während des Troll-Besuches im Ort tapfer aus. Das geräucherte Fleisch verbarg er vor fremden Zugriffen in der bereits erwähnten Spitze des Kirchturmes. Dorthin gelangte der Schulmeister mit einer besonderen Leiter. Nur er wusste das und niemand sonst. Also hatte die hohe Kirchturmspitze ihr Geheimnis.

Das Fleisch war sicher, glaubte der nette Lehrer Pögner. Wenig später allerdings soll ein großer Brand durch Funkenflug von den Lagerfeuern auf den benachbarten Feldern entstanden sein. Von den 67 Häusern des Dorfes waren fast alle völlig runtergebrannt und die restlichen unbewohnbar. Außerdem wurden der Herrenhof, die Schäferei und die Wassermühle zerstört. Leider musste dabei Lehrer Pögner erleben, wie sein Schatz in der Kirchturmspitze ebenso ein Opfer der lodernden und gefräßigen Flammen wurde.

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Schönefeld - 18.Oktober 1813

Ich stehe an der Parthe.

Das Wasser fließt dahin.

Ich denk an ferne Tage,

an Kriegsruf, Not und Klage.

Das kommt mir in den Sinn.

Im Jahre 1813,

erklang hier‘s Schlachtsignal.

Es starben ach, so viele.

Im Dorf, am Kirchenhügel,

da stand ein Flammenmal.

Weil einer wollt‘ beherrschen,

das halbe Weltenrund,

drum knallten die Kanonen,

der Ort zum Leben, Wohnen,

versank als Höllenschlund.

Etienne, aus Bourdeaus Straßen,

Iwan, von der Moskwa,

marschierten sich entgegen,

durch Rauch und Kugelregen

und fanden hier ihr Grab.

Schwör euch, so lang ich atme,

so lang das Herz mir schlägt,

wird nichts vergessen werden.

Ruht weiter, in der Erde

und schlaft den ewigen Schlaf.

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Die Glocken

Der nette Schulmeister Pögner ging eines Nachmittages mit seiner Familie durch Schönefeld spazieren. Er wollte sich von den vielen erloschenen Lagerfeuern um das Dorf herum überzeugen. Seinerzeit waren sie durch die Trolle entfacht worden, die hoch oben aus dem Norden zu Besuch gekommen waren.

Ach Gott, was war das für ein Anblick! Das besonders in den vorherigen Jahren schön gebaute und erblühte Dorf war durch Funkenflug fast gänzlich nur noch ein großer Schutthaufen. Das Herrenhaus, die Schäferei, die Gärtnerwohnung, die Mühle, alles bot einen jämmerlichen Anblick. Die Schule und die meisten Bauernhäuser waren niedergebrannt. Nur das kleine Gartenhäuschen stand noch, welch ein Wunder, fast unversehrt da.

Oje, auch die schöne Kirche stand nicht mehr, sie war ebenfalls niedergebrannt. Nur das Gewölbe der Sakristei stand noch. Der Turm der Kirche war samt der geräucherten Schweinekeulen eingestürzt und alles war nur noch ein Haufen von Ziegeln und anderen Steinen.

Das ganze Dorf war leer und öde. Selten sah er einen Menschen daherschleichen oder versuchen, sein Haus wieder aufzubauen. Und noch seltener sah Schulmeister Pögner aus den Schornsteinen der verbliebenen Häuser Rauch aufsteigen. Es war ein schreckliches Bild.

Als die gesättigten Gäste sich wieder in Richtung Norden getrollt hatten, kamen viele Helfer von nah und fern, um die große Not des Dorfes zu lindern. Besonders für den Wiederaufbau der Kirche wurde viel Geld gespendet, selbst aus Russland und Österreich kam eine beträchtliche Summe an Münzen. Es dauerte aber noch ganze sieben Jahre, ehe Schönefeld anno 1820 wieder seine Kirche erhielt.

Der damalige König spendete dafür großzügig zwei eiserne Glocken. Leider gaben diese jedoch keinen einzigen Ton von sich. Da aber die Schönefelder, übrigens bis heute, sehr fantasiereich waren, gab es keinen Grund zur Trauer. Kurzerhand verwendeten sie die eisernen Glocken als Schweinetröge auf dem nahegelegenen Gut.

Diese Begebenheit wurde aber nicht sonderlich in der Welt herumerzählt. Die Dorfbewohner hatten Angst, dass die nimmersatten Trolle wiederkommen und sich über sie alle lustig machen würden.

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Lieschens Büsche bei Schönefeld

Im Mai des Jahres 1593 waren die Bürger der Stadt Leipzig aufgebracht und es gab einen großen Tumult. Reiche Kaufleute wurden ausgeplündert und um ihr Hab und Gut gebracht, ihre Häuser meist bis auf die Grundmauern zerstört. Nur mit großer Mühe konnte dem Aufruhr ein Ende bereitet werden. Gerhard Pöltz, ein unschuldiger Mann, wurde dennoch verfolgt und ins Gefängnis geworfen. Alles, was sein Eigentum war, wurde vernichtet und seine Tochter Elisabeth flüchtete in den kleinen Vorort Schönefeld. Im Juni desselbigen Jahres kam die Nachricht ins Dorf, dass in der Stadt eine Hinrichtung stattfinden sollte. Dies war auch der Fall, und vier der Aufständler mussten ihr Leben lassen.

Elisabeth glaubte nun, auch ihr Vater wäre dabei. Sie eilte, so schnell sie konnte, obwohl sie krank und schwach war, in die nahegelegene Stadt, um ihren Vater noch einmal lebend zu sehen. Als sie bis an die Parthenwiesen hinter dem Rittergut gelaufen war, versagten ihr die Füße den Dienst. Vor Schwäche kraftlos und das Herzeleid nicht mehr ertragend, setzte sie sich auf die Wiese hernieder und wenige Augenblicke später hatte Elisabeth diese Welt verlassen.

Der knorrige Wanderstock, auf den sie sich gestützt hatte, war in dem lockeren Boden stecken geblieben und etwas Unerwartetes geschah. Nach wenigen Tagen schlug der Stock aus und begann zu grünen. Er bekam neue Triebe und Blätter. Bald breiteten sich die Zweige immer mehr aus, und diese Büsche nennen seitdem die umliegenden Dorfbewohner Jungfer Lieschens Büsche.

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Die hochmütige Albertine

Fräulein Albertine wohnte in einem prächtigen Schloss und bildete sich auf ihren vornehmen Stand sehr viel ein. Sie trug ihren Kopf kerzengerade auf den Schultern, die Nase ragte hoch hinauf in den Himmel und sie erniedrigte ihr Personal, wo sie nur konnte. Oft stellte sie im Befehlston unnütze Aufgaben, und wenn diese nicht erledigt wurden, bekam Fräulein Albertine mindestens zehn Tage schlechte Laune. Zudem war die Schlossherrin sehr geizig. Ihre Dienstmädchen sollten im Winter die Eisblumen am Fenster gießen, die Köchin aus Luft einen herzhaften Braten zubereiten oder der Kammerdiener jederzeit lautlos hinter ihr herschweben, damit kein Staub aufgewirbelt wurde, der ihr in die Nase steigen könnte. Albertine war sehr hochmütig.

Eines Tages kam Brinja, eine arme Maurerstochter zu ihr und wollte sich mit Gartenarbeiten verdingen. Das erhaltene Geld schickte sie alsbald ihrer Mutter, damit diese beim alten Kräuterweiblein heilende Mittel für ihren kranken Vater kaufen konnte.

Mit einer Brieftaube kam eine Bitte und der Dank von ihrem Vater.

Brinja las die Zeilen und sprach sogleich zu ihrer Herrin: „Mein Vater, der todkrank ist, lässt Sie bitten, zu ihm zu kommen, denn er hat Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.“ Fräulein Albertine antwortete daraufhin hochnäsig: „Das mag wohl etwas Wichtiges sein, was so ein armer Mann mit mir zu reden hat! Geh mir aus den Augen und erledige deine Arbeit. Ich habe in deiner elendigen Hütte nichts zu suchen!“

Nach ein paar Tagen kam Brinja wieder mit der Bitte zu ihr und sprach mit fester Stimme: „Ehrwürdiges Fräulein Albertine, kommen Sie geschwind! Ihre selige Mutter hat während des Krieges eine Menge an Gold, Edelsteinen und auch Silbermünzen einmauern lassen. Den Schatz Ihrer Familie. Mein Vater hatte diese Aufgabe zu verrichten und er durfte niemandem den Ort verraten, nur Ihnen, wenn Sie einmal zwanzig Jahre wären. Jetzt ist aber mein Vater sehr krank und kann nicht mehr länger warten.“

Fräulein Albertine eilte nun so schnell sie konnte. Leider war sie nicht schnell genug und der gute alte Mann hatte schon diese Erde verlassen, als sie die Hütte erreichte. Das machte die Schlossherrin erst recht wütend. Wieder daheim schrie sie ihre Bediensteten an, sie sollten jede Mauer, auch wenn sie noch so klein war, herniederreißen und jeden einzelnen Stein zerschlagen. So sehr sie sich alle bemühten, sie fanden nicht den geringsten Schatz. Sie hinterließen nur ein Trümmerfeld.

Fräulein Albertine bereute es nun, den letzten Wunsch des alten Mannes nicht erfüllt zu haben, weil es ihr Stolz nicht zugelassen und sie sich so selbst um den Reichtum gebracht hatte. Die Reue kam aus dem Eigennutz heraus und war deshalb nicht viel wert.

Brinja unterdessen wendete sich zu dieser Zeit von der Schlossherrin ab und stieg auf die Überreste des alten Gemäuers. Als sie ihr Gesicht wieder der edlen, aber kaltherzigen Frau zuwendete, strahlte sie eine sichtbare Erhabenheit aus. Ihre Kleider waren aus kostbarem Stoff, ihr Schmuck von schlichter Schönheit. Brinja war Edelfrau geworden und die Hoheit des reinen Herzens. Sie sprach mit diesen Worten zu Fräulein Albertine: „Hochnäsige Albertine, dein stolzer Sinn und dein kaltes Herz haben alles zu einem Scherbenhaufen werden lassen. Baue mit deinen eigenen Händen dieses Schloss wieder auf, schöner und größer denn je. Du wirst wieder darin wohnen können, aber für jeden, der an deine Tür klopft und Hilfe benötigt, wirst du selbst ein warmes Essen und ein weiches Lager bereiten.“

So geschah es dann auch, und bis zum heutigen Tag werden in diesem Schloss Menschen liebevoll betreut und verpflegt.


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Der Ring

Im Allgemeinen haben die Trolle, die im Schwemmsandland leben, ein friedliches, nettes, fleißiges, mitunter auch pfiffiges Wesen. Sie versuchen, aus allen Dingen das Beste zu machen, es gut zu verarbeiten oder geschickt an den Mann zu bringen. Irgendwie meistern sie immer alles und sie verstehen nicht, wie man sich tagelang um unwichtige Dinge streiten kann.

Jedenfalls in der schönen Maienzeit, wenn die Menschen am liebsten Hochzeit halten, wollten sich zwei liebestolle Riesen aus fernen Landen ebenfalls das Ja-Wort für die Ewigkeit geben.

Es hatte sich herumgesprochen, dass es in Thekla eine sehr schöne alte Kirche aus großen Feldsteinen und zwei Meter dicken Mauern gab. Die Trolle waren fleißig beim Putzen und schmückten das Gotteshaus. Es wurde gefegt, gewischt und gewienert. Sie wuselten unentwegt herum, nichts übersahen sie. Es wurde mit großer Freude gewerkelt und hergerichtet. Die Trolle stellten überall weiße Kerzen auf. An den Bänken brachten sie kleine, zartrote Rosensträuße an und die Pfeifen der Orgel wurden gestimmt. Alles sollte für die Vermählung des Riesenpaares einmalig schön und feierlich sein. Sie gaben sich sehr, sehr viel Mühe. Hochzeiten sind immer etwas Wundervolles und sollen zugleich für das Paar etwas Einmaliges sein.

Der Tag, an dem die beiden Riesen anreisen und den Bund fürs Leben schließen wollten, rückte heran. Alle Trolle waren aufgeregt und konnten es kaum erwarten. Sie waren in Feierlaune und fast so aufgeregt wie die Braut selbst. Die Riesenfrau trug ein schlichtes weißes Kleid. Ihre Haare waren mit kristallenen Haarspangen hochgesteckt. Eine kleine Locke kringelte sich an ihren hübschen Augen vorbei. Ihre Schultern hatte sie mit einem Tuch aus feinster Spitze bedeckt. Der Riesenmann, im feierlichen Anzug, wollte nun endlich seine zukünftige Frau zum Altar führen und konnte es leider doch nicht.

Keiner hatte bedacht, dass die Riesen riesig waren und nicht durch die Kirchentür eintreten und zum Altar schreiten konnten. Die für die Menschen gigantische Tür war für die beiden Riesen zu niedrig, zu eng, zu klein.

Voller Wut nahm der Riesenmann den Ehering aus Weißgold, den er seiner zukünftigen Riesenfrau feierlich an den Finger hatte stecken wollen, und schleuderte ihn durch die Luft. Krachend ging er in der Ferne zu Boden.

Die Trolle fanden das Schmuckstück erst viele Tage später aufrecht steckend in der Erde des Abtnaundorfer Parkes nahe der Parthe wieder. Der Brücken-Troll kam wieder einmal auf eine geniale Idee. Der wertvolle Ring steckte sehr fest in der Erde und die Parthe hatte sich bereits ihren Weg hindurch gebahnt. So schlug er vor, den oberen Teil des Ringes als Brücke zu nutzen. Wieder waren alle Trolle eifrig am Werkeln und bauten ein Geländer daran. Wieder war es ihnen gelungen, das Beste aus dieser Gegebenheit zu machen.

Bis in unsere heutigen Tage können nun alle Wanderer die Parthe trockenen Fußes überqueren.

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9783960743392
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