Kitabı oku: «Seewölfe Paket 16», sayfa 5

Yazı tipi:

„Ja, so isses“, sagte er, „genau so und nicht anders. Nicht nur weil einfach die Sonne weg ist, da hängt auch noch der Haufen Dings mit drin, das ist ganz sicher.“

„So, jetzt weißt du es“, sagte Ed und ließ einen total verwirrten Mann zurück, der überhaupt nichts mehr wußte, den Profos aber als hochgebildeten Mann schätzte. Wer mit solchen Worten umgeht, der muß ja was auf dem Kasten haben, dachte er.

Der Wind blies immer noch stetig, und zum ersten Male begann sich die „Isabella“ vor dem Herrn der See sanft und fröhlich zu verneigen, als wollte sie um seine Gunst bitten. Und in gewisser Weise war das ja auch so. Die Galionsfigur in der Gestalt der „Isabella von Kastilien“ verneigte sich und näßte ihr Haar. Gleich darauf tauchte sie tief ihren herrlichen Körper ins Wasser.

Danach waren die Ruhe und das sanfte Dahingleiten vorbei, denn weit voraus war Gebrüll zu hören. Kein Zweifel, daß man jetzt den Schwarzen Segler entdeckt hatte und eine Lumperei vermutete.

Das Gebrüll wurde lauter. Vermutlich hatte man jetzt auch die „Isabella“ aus dem Ausguck bemerkt, die wie ein Schatten über das Wasser glitt.

Hasards Lippen wurden ganz schmal. Seine blauen Augen blickten starr geradeaus. Dann trat er an die achtere Schmuckbalustrade und stützte beide Hände darauf.

„Jeden Fetzen hoch!“ rief er laut. „Alle Mann auf Stationen!“

„Aye, aye, Sir!“ rief der Profos, und dann scheuchte er seine Kanalratten, Affenärsche und Pfeffersäcke wie die Affen nach oben.

Die Arwenacks gaben ihr Bestes, und das waren tausendmal geübte Handgriffe, schnelles und sicheres Zupacken, denn jetzt ging es anscheinend ums Ganze.

Das Schiff nahm Fahrt auf, immer schneller. Sie hofften nur, daß der Durchbruch gelang und die Seesoldaten nicht ihre Breitseiten abfeuerten.

Die erste Bewährungsprobe stand bevor.

6.

Harte Stimmen, Getrappel und das Brüllen von Männern riß den Marquess aus dem Schlaf. Die übliche Bordetikette, auf der er immer so pingelig bestand, wurde geräuschvoll durchbrochen, und eine Ordonnanz riß, ohne anzuklopfen, das Schott seines Salons auf. Dazu brüllte noch ganz unvorschriftsmäßig eine Stimme wie die Trompeten von Jericho: „Der Seewolf ist abgehauen!“

Dem Marquess blieb ob dieser Unbotmäßigkeit nicht einmal die Luft weg, denn ihm fuhr ein so eisiger Schreck durch die Knochen, daß er fast in seine Koje zurückgefallen wäre.

„Auslaufen, hinterher, verfolgen!“ kreischte er voller Wut. „Sucht die Soldaten, die sind ermordet worden. Boote abfieren, Kanonen ausrennen und ohne Befehl feuern. Schnellschnell!“

Erst danach drängte ihm das Blut kraftvoll zum Herzen und ließ die Pumpe wie verrückt jagen.

Mein Gott, dachte er immer wieder, das gab es doch nicht! Dieser Seeräuber konnte sich doch nicht über seine Anordnung hinwegsetzen, das Siegel erbrechen, die Soldaten umbringen, einfach lossegeln. Vielleicht eröffnete er jetzt erbarmungslos das Feuer auf das Geschwader.

Der Marquess war vor heller Aufregung und Panik kaum in der Lage, sich richtig anzukleiden. Ständig verhedderte er sich, und dann ließ der feine Herr ellenlange Flüche vom Stapel, die er beim gemeinen Decksvolk gehört hatte, und tobte und brüllte in seiner Kammer herum.

Wenn der Marquess selbst auch ein unerfahrener junger Spund war, so handelten seine Offiziere wesentlich rascher und übersichtlicher.

„Auslaufen, hinterher, verfolgen und Feuer eröffnen“, war für alle eindeutig und klar.

Doch der Erste Offizier dachte noch weiter und schickte ein Beiboot zu jener Stelle hinüber, wo die „Isabella“ gelegen hatte, ebenfalls die „Hornet“ klar zum Auslaufen zu machen, die der Erste namens des Marquess kurzerhand requirierte.

Während das Boot schon lange unterwegs war, dem Schwarzen Segler und der „Isabella“ begegnete, war der Marquess immer noch nicht an Deck und verhedderte sich vor Aufregung weiter in seiner Wäsche.

Einmal mußte er sich zitternd auf den Rand seiner Koje setzen, so sehr nahm ihn das alles mit und so mächtig fraß der Zorn in ihm, daß der Seewolf gewagt hatte, einfach in See zu gehen.

Als er dann endlich an Deck war, sträubten sich ihm die Haare. Hilflos stand er da und sah, wie das mächtige Schwarze Schiff so dicht wie möglich an ihnen vorüberglitt.

Noch weiter achteraus jagte die „Isabella“ heran. Ein Segel blähte sich nach dem anderen an ihren Rahen. Es sah aus, als breche jedesmal eine riesengroße Blüte auf und entfalte sich.

Der Marquess war zwar nicht in der Lage, ein Schiff richtig und voll auszusegeln, und deshalb staunte er, wie da drüben die Manöver klappten, wie alles blitzschnell ging und wie rasend das Schiff durch die See glitt.

„Feuer!“ befahl der Marquess voller Wut. „Eine Breitseite auf den Schwarzen, die nächste auf den Seewolf.“

Feuer! dachte der Erste fast mitleidig. Mein lieber Marquess, wenn du wüßtest, daß man dazu reichlich lange braucht. Obwohl die Kerle erbarmungslos hochgepurrt wurden, glichen sie saumseligen Transusen. Da war einer dem anderen im Weg, da trat jeder dem anderen auf die Knochen. Da gab es Befehle, die sich widersprachen, und da hatte jeder etwas zu sagen. Deshalb herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Stückpforten waren noch nicht einmal oben, ganz zu schweigen davon, daß die Rohre auch noch längst nicht geladen waren.

„Feuer!“ wiederholte der Marquess schreiend. Er stampfte mit dem Fuß auf die Planken des Achterdecks.

„Warum feuert das Gesindel nicht?“ wandte er sich hysterisch an den Ersten. „Ich habe es doch befohlen.“

„Aye, aye, aber die Kanonen sind noch nicht geladen. Wir waren auf diesen Durchbruch nicht vorbereitet.“

„Darauf hat man immer vorbereitet zu sein. Merken Sie sich das.“

„Sie gaben noch keine Anweisung, Marquess“, widersprach der Erste.

„Das hat doch damit nichts zu tun, verdammt. Dieser Bastard wird noch entwischen. Sie haben auch ohne meinen Befehl alles Erforderliche zu veranlassen.“

Der Erste steckte den Rüffel ein und schluckte ihn mit kantigem Gesicht. Ohne den Befehl des Marquess ging gar nichts an Bord, darin war er sehr pingelig, jetzt aber behauptete er das Gegenteil.

Inzwischen rannte der Marquess von einer Seite zur anderen, brüllte den Ersten an, dann den Zweiten und beklagte sich jammernd, daß er einen Haufen unfähiger Kerle an Bord habe, die alle noch einmal an der Rah enden würden.

Inzwischen war bei der stolzen Flotte Wuhling ausgebrochen, weil sie alle auf einmal loslegten und sich damit nur noch mehr behinderten. Die einen setzten die Segel und gingen ankerauf und waren denen im Wege, die am Kai lagen und die Leinen lösten. Im Nu gab es Tumult. Zwei Galeonen schwoiten aufeinander zu und legten sich Seite an Seite, wobei ein harter Ruck beide Schiffe durchlief.

Die einen hievten unter dem Brüllen der Vorgesetzten den Anker, die anderen mußten wieder Tuch aufpacken, weil sie selbst nicht klarkamen, und so verging wertvolle Zeit, die der Marquess durch völlig unsinnige Befehle noch weiter vertrödelte.

„Lassen Sie Musketen an das Decksvolk ausgeben!“ brüllte er. „Alle Mann nach Backbord und das Feuer eröffnen. Haltet unter die Wasserlinie.“

„Aye, Marquess, aber bedenken Sie bitte, daß wir mitten im Ablegemanöver sind. Wir brauchen jede Hand, damit wir nicht kollidieren.“

„Widersprechen Sie mir nicht!“ fauchte der Marquess. „Musketenausgabe, aber sofort!“

Dieser Marquess ist doch der größte Idiot, der je zur See gefahren ist, dachte der Erste. Nun gut, wenn er diesen unsinnigen Befehl schon gab, dann sollte er auch die Konsequenzen sehen, die sich daraus ergaben. Statt abzulegen und dem Schiff hinterherzujagen, wobei sie die Kanonen zwischendurch laden konnten, wurde jetzt weitere kostbare Zeit vertrödelt.

„Lassen Sie die Waffenkammer und Pulvermagazine öffnen“, befahl der Erste dem Zweiten, „und geben Sie Musketen an die Männer aus. Und dann sofort das Feuer auf beide Schiffe eröffnen.“

„Mit den Musketen?“ fragte der Zweite ungläubig. „Sir, ich bitte Sie. Das ist doch ein Ding der Unmöglichkeit.“

„Befehl vom Marquess!“ schrie der Erste. „Der Marquess ist wohl in der Lage, das besser beurteilen zu können. Also, geben Sie die verdammten Musketen aus.“

Der Zweite kriegte fast einen Weinkrampf vor ohnmächtiger Wut, wenn er diesen unbedarften „Seemann“ auf dem Achterdeck nur ansah. Der stand jetzt da, als hätte ihn der Donner gerührt. Ganz steif war er wie ein Ladestock und sperrte das Maul auf, als das unheimliche Schwarze Schiff nun auf gleicher Höhe war. Er fand zwar auch, daß es merkwürdig gesegelt wurde, aber vielleicht verstanden die Kerle von der Seefahrt da drüben nicht viel.

„Weshalb eiert das Schiff denn so?“ fragte er den Ersten.

„Bitte, wie belieben Marquess zu fragen?“

„Ich fragte, warum das Schiff so eiert“, wiederholte der Marquess ungnädig.

„Es ist vermutlich aus dem Ruder gelaufen, oder der Druck auf das Ruder ist nicht kräftig genug. Die Kerle dort drüben haben ihre Segel falsch gesetzt. Sie fahren Bramsegel an den Masten, die anderen sind noch nicht gesetzt …“

„Und warum nicht? Was soll das?“

„Das entzieht sich meiner Kenntnis, Marquess. Es soll ja Typen geben, die zwar zur See fahren, aber trotzdem nichts davon verstehen.“

Damit hatte er dem Marquess anständig eine übergebraten, doch der bezog das keinesfalls auf sich. Dieser Gedanke fiel ihm nicht mal im Traum ein.

Inzwischen wurden Musketen ausgegeben und geladen. Das dauerte wieder eine ganze Weile. Die kleinste Galeone war mittlerweile klar, da hatten sie einen Kapitän, der sein Handwerk verstand. Sie schor aus und segelte den ersten Schlag, der sie vor das Schiff des Marquess brachte.

Für die Seesoldaten war das peinlich, denn sie konnten jetzt nicht mit den Musketen schießen, ohne ihre eigenen Leute ins Visier zu kriegen.

„Diesen unfähigen Kerl werde ich mir später vorknöpfen!“ schrie der Marquess in rasender Wut. „Ist der denn wahnsinnig, uns die Sicht zu nehmen? Hier krebst ja jeder so herum, wie es ihm gerade paßt. Rufen Sie hinüber, er soll sofort zurücksegeln.“

Diesmal standen dem Ersten die Haare zu Berge. Er wußte einfach nicht, was er darauf erwidern sollte, und begann den eitlen und dummen Schnösel regelrecht zu hassen. Der blamierte mit seiner seemännischen Kunst nicht nur die Navy, sondern die ganze Seefahrt.

„Er kann das Manöver jetzt nicht mehr unterbrechen, Sir“, sagte der Erste voller Zorn. „Er kann weder halsen, noch wenden, noch zurücksegeln, und er kann auch nicht einfach anhalten, sonst geschieht hier ein Unglück, und ein Schiff kollidiert mit dem anderen. Gestatten Sie daher, daß ich ihm den Befehl nicht gebe, Marquess.“

Die Nerven des Marquess waren nur noch so schwach wie brüchige alte Schoten, und so gestattete er es zähneknirschend. Er begriff einfach nicht, warum hier ein derartiges Chaos herrschte, und er sah erst recht nicht die Unsinnigkeit seiner Befehle ein, die alle zur Hilflosigkeit verdammten.

Dann war endlich die kleine Galeone frei und zog vorbei, fast auf gleicher Höhe mit dem Schwarzen Schiff, das so umständlich und schwerfällig segelte.

„Feuern Sie endlich!“ brüllte der Marquess.

Mehr als zwanzig Mann legten ihre Musketen auf das Schanzkleid und zielten auf das Schwarze Schiff. Jeder der Soldaten wußte auch, daß er das Schiff nicht treffen würde, dafür war die Entfernung zu weit. Und wenn wirklich einer traf, dann kratzte er nicht einmal mehr die Bordwand an, geschweige, er durchschlug sie.

Aufblitzen, Krachen, Rückschlag und Pulverqualm. Fast jedem wehte ein übelriechendes Wölkchen ins Gesicht.

Der Marquess starrte durch das Spektiv. Drüben rührte sich nichts. Es schien, als sei das Schwarze Schiff gar nicht bemannt. Jedenfalls war an Deck nichts zu sehen. Und es dachte auch nicht im Traum daran, jetzt abzusaufen, es segelte einfach so schwerfällig weiter wie zuvor, ziemlich langsam wie eine lahme Ente.

Der Marquess schluckte hart. Jetzt kam „sein“ Schiff in Sicht. Ein stolzer, prächtiger, Neid erregender Segler, der jedes Herz höher schlagen ließ und jetzt unter vollem Preß lief. Auf dem Achterdeck hätte er selbst gern als Geschwaderführer gestanden und dieses herrliche Etwas befehligt. Aber das hatte ihm der Seewolf gründlich verdorben.

„Nachladen, weiterfeuern!“ befahl der Marquess. Diesmal klang seine Stimme sehr schwach, als wäre er krank. „Schießen Sie die Kerle vom Achterdeck, versuchen Sie den Seewolf zu treffen.“

„Aye, aye, Marquess“, sagte der Erste gleichmütig. Sollte dieser eitle Stutzer doch Befehle geben, wie er wollte, vielleicht brach ihm das eines Tages mal den Hals, wenn etwas schiefging.

Die kleine Galeone hatte jetzt bereits Fahrt aufgenommen, eine zweite war ebenfalls klar, nur der ehrenwerte Marquess vertrödelte weiter seine Zeit.

Als die Musketen endlich krachten, griff er gierig zum Spektiv und sah neidvoll aufs Achterdeck. Durch den Kieker erkannte er Gestalten, und dann vermochte er sie auch zu unterscheiden. Da stand der verhaßte Kerl, wild und verwegen mit wehenden schwarzen Haaren, und er scherte sich den Teufel um die Schiffe der Navy, die er überlistet hatte.

Kein Schuß traf, wie der Marquess voller Bestürzung feststellte. Kein einziger dieser vermeintlichen Staatsfeinde fiel um oder griff sich aufschreiend an die Brust. Sie standen da, als hätte es mal kurz geblitzt und weiter wäre nichts passiert.

Dafür aber hörte er etwas, das ihm fast das Herz abdrückte vor Wut. Er hörte sie lachen, laut und hohnvoll klang es herüber. Marquess Henry of Battingham schloß entsetzt die Augen, als er dieses teuflische Gelächter hörte. Zu der Schande seiner Niederlage gesellte sich nun noch der Hohn. Das war die bitterste Pille, die er schlucken mußte.

Sie schossen nicht einmal zurück, vielleicht fühlten sie sich so überlegen, daß ihnen das einfach zu läppisch war.

Der Marquess feuerte den teuren Kieker hart auf die Planken und schüttelte in ohnmächtigem Zorn beide Fäuste.

„Geben Sie mir Ihre Pistole!“ kreischte er zu dem Ersten. „Schnell!“

Kopfschüttelnd griff der Erste ins Bandelier, zog die Reiterpistole hervor und überreichte sie dem Marquess.

Hoffentlich schießt er sich jetzt selbst in seine durchlauchten Knochen, dachte der Erste inbrünstig. Es war heller Wahnsinn, mit einer Pistole darauf zu feuern, was der viel längere Lauf einer Muskete nicht einmal mehr traf.

Aber der Marquess war rasend vor Zorn, ohnmächtig vor hilfloser Wut und von der krankhaften Manie besessen, diesen Seewolf wenigstens symbolisch zu erschießen.

Als sich die Pistole donnernd entlud, stand der schwarzhaarige Satan immer noch an Deck, dafür aber klaffte im Segel der einen Galeone des Marquess ein winziges Dreieck.

Er gab mit zitternden Händen die Pistole zurück und lauschte entnervt dem unbändigen Gelächter, das von der „Isabella“ herübertönte.

„Affenarsch!“ brüllte eine unverkennbar laute Stimme über das Wasser, eine Stimme, die nur dem narbigen Kerl mit den drastischen Flüchen gehören konnte und den Marquess richtig krank werden ließ.

„Wir werden ihn jetzt im Rudel jagen“, gab er bekannt. „Umstellen und dann versenken. Verstanden?“

Der Erste nickte nur und gab ein Räuspern von sich. Er sah dem Marquess nach, dessen Platz zwar auf dem Achterdeck war, der aber jetzt selbst bei dem Ablegemanöver wie ein alter kranker Hund in seine Kammer schlich, um sich von dem Kummer zu erholen.

Erster und Zweiter Offizier sahen sich an. Alle beide nickten.

„Sie haben den Befehl gehört“, sagte der Erste sarkastisch. „Im Rudel angreifen, umstellen und dann versenken. Lassen Sie also noch zwölf Masten an Deck stellen und das nötige Tuch aufpacken. Oder bitten Sie den Windgott darum, daß wir platt vor dem Wind laufen können, und dieser Seewolf kreuzen muß. Wie sollen wir den denn jemals mit diesen alten Krücken einholen? Der läuft doch zehnmal schneller. Im übrigen beglückwünsche ich Sie zu Ihrer im nächsten Monat anstehenden Beförderung zum Ersten Offizier, Mister Hall.“

„Davon weiß ich noch gar nichts“, sagte Hall erstaunt. „Woher haben Sie diese Kenntnis?“

„Weil ich, sobald wir wieder in London sind, mich auf ein anderes Schiff versetzen lassen werde, und dann rücken Sie an meine Stelle. Ich habe keine Lust mehr, unter dem Kommando eines Narren zu fahren.“

„Gilt Ihre Sympathie etwa dem Seewolf?“ fragte Hall.

„Das auch, denn er ist ein Könner. Passen Sie mal auf, was der uns für Manöver vorführt! Der Mann weiß, was er will. Aber der eigentliche Grund ist – na, der da.“ Dabei zeigte er abfällig mit dem Daumen zu jener Stelle, wo sich die Kammer des Marquess befand.

„Sie haben die ‚Hornet‘ in seinem Namen beschlagnahmen lassen?“ fragte Hall.

Diesmal lächelte der Erste unergründlich.

„Der Ehrenwerte weiß gar nicht, welche und wie viele Befehle er an einem Tag so gibt. Die Aufregung, verstehen Sie? Aber man wird ihm das ganz sicher später verübeln, falls es der alte Herr erfährt, der seinem Söhnchen sowieso nicht grün ist. Er hat nämlich gar nicht das Recht, etwas zu requirieren, er bildet sich das nur ein.“

„Aber, Sir“, sagte Hall erschauernd, „das ist ja fast Meuterei.“

„Da irren Sie sich aber, Mister Hall. Mir wurde ausdrücklich erklärt, ich hätte auch ohne seinen Befehl alles Erforderliche zu veranlassen. Und mehr habe ich nicht getan.“

Mister Hall schluckte nur. Da scheint sich ja einiges anzubahnen, dachte er entsetzt.

7.

Thorfin Njals Stunde war da, als es aufklarte und hell wurde.

Schon als die Musketenschüsse erklangen, da hatte ihn der erste Lachanfall ereilt, denn die Trottel auf den englischen Schiffen konnten doch nicht im Ernst annehmen, sie würden treffen.

Jetzt war er an der Flotte vorbei und wurde von der immer schneller segelnden „Isabella“ überholt, auf der die Seewölfe ebenfalls in schadenfrohes Gelächter ausbrachen, als sie das Wuhling bei dem ehrenwerten Marquess sahen.

Aus dem ganzen Haufen hatte es lediglich die kleinste Galeone geschafft, sich freizusegeln, und sie segelte jetzt frech und auffordernd in ihrem Kielwasser.

Thorfin hockte in seinem „Sesselchen“ auf dem Achterdeck, einer Art hölzerner Riesenthron, in dem drei normale Kerle Platz gehabt hätten, und beobachtete aus wachen Augen alles, was sich so tat.

Er hatte jedem an Bord befohlen, sich so dämlich wie nur möglich zu benehmen, bis er den Befehl widerrief, und so handelten die Kerle auch mit einem wahren Feuereifer. Der Stör zum Beispiel, fand Thorfin, der spielte seine Rolle als schlechter Seemann perfekt. Er tat nicht nur so dämlich, er sah auch so dämlich aus, denn sein ohnehin viel zu langes Gesicht, das ihm den Namen Stör eingebracht hatte, wirkte jetzt noch viel länger.

Der Bootsmann Juan steuerte einen haarsträubenden Kurs, vor dem es jeden ehrlichen Seemann gegraust hätte, und dazu waren bei diesem Wind auch noch die Segel falsch gesetzt, aber doch so, daß Thorfin kein Risiko einging und es gerade noch verantworten konnte.

Die zweite Galeone kam klar, wie der Wikinger bemerkte. Sie schor aus dem Verband und versuchte, aufzusegeln.

„Was ist, wenn sie auf uns das Feuer eröffnen?“ erkundigte sich der Boston-Mann. „Sie haben sich ja immerhin auch nicht gescheut, uns mit Musketen zu beharken.“

„Wenn sie das wagen“, erklärte Thorfin gemütlich, „dann brenne ich diesen Torfkähnen eins auf den Pelz, und wir hauen endgültig ab nach Norden. Ich habe denen schließlich nichts getan, und ein Angegriffener hat das Recht, sich zu verteidigen. Was heißt hier Recht? Er hat die verdammte Pflicht, sich zu wehren.“

„Aber es ist immerhin ein königliches Geschwader“, gab der Boston-Mann zu bedenken.

„Für mich gibt’s keinen König“, erklärte der Riese stur. „Ich bin mein eigener König, und mir hat niemand was zu befehlen. Wenn wir auch nur einen Böller abkriegen, dann antworten wir mit einer ganzen Breitseite, und ich lasse diesen aufgeblasenen Frosch in die Luft fliegen, dieses brustsaugende Muttersöhnchen, dieses windelweiche.“

Er drehte sich und sah den Bootsmann an.

„Juan!“ brüllte er mit seiner Donnerstimme. „Du segelst immer genau nach meinem Daumen. Auf alles andere brauchst du nicht zu achten. Wenn der nach Backbord zeigt, dann legst du das Ruder nach Backbord, oder umgekehrt.“

„Alles klar“, sagte der Bootsmann grinsend, denn sie alle empfanden eine direkt niederträchtige Schadenfreude und wollten es dem brustsaugenden Muttersöhnchen einmal zeigen, wie Thorfin sagte.

Die kleinste Galeone war schnell und wendig, obwohl sie etwas plump wirkte. Aber sie holte langsam auf. Dem Wikinger entging auch das nicht, und er hielt den Daumen nach Steuerbord, weil das Schiffchen da aufzusegeln begann.

„Eiliger Drache über den Wassern“ ging aus dem Kurs und gierte weiter dem Land zu. Das aufsegelnde Schiff war gezwungen, ebenfalls auszuweichen, wenn es in den riesigen Segler nicht hineinlaufen wollte. An dem würde es sich alle Planken knacken, das war sicher. Der Schwarze Segler hingegen war aus einer Art Eisenholz gebaut, hart und unverwüstlich, und er vertrug eine ganze Menge. Bei einer Kollision wurde nur ein ganz unbeträchtlicher Schaden entstehen.

Achteraus nahmen die Kerle ein Segel weg, es blieb ihnen nichts anderes übrig. Thorfin drehte sich um und linste grinsend durch den Kieker, damit ihm ja auch nichts entging.

„Was schreit der Kerl da achteraus?“ fragte er.

„Wir seien verfluchte Ratten und Nachttopfsegler!“ rief Juan.

„Da hat er recht“, sagte Thorfin trocken. „Genauso sieht es auch aus.“

Sein riesiger Daumen bewegte sich zur anderen Seite, und so gierten sie den vor Wut berstenden Engländern immer wieder vor dem Bug hin und her, bis das Gebrüll achteraus lauter und wilder wurde.

Thorfin hörte andächtig zu, wie sie ihn verfluchten, beschimpften und dauernd brüllten, daß nicht mal ein Torfschipper seinen Kahn so lausig segeln würde.

Hin und wieder ertönte Thorfins wildes Gelächter und das der anderen Wikinger, die sich an dem Schauspiel ergötzten. Dann richtete er den Blick wieder auf die „Isabella“ und sah ihr bewundernd nach. Keiner der Engländer würde sie einholen, sie schafften nicht einmal die halbe Geschwindigkeit, aber Thorfin wollte ihnen noch ein wenig im Weg sein und so lange herumkrebsen, bis sie sich grün und blau über ihn ärgerten.

Einer nach dem anderen hatte sich jetzt freigesegelt und nahm die sinnlose Verfolgung auf. Und weil der Wikinger schlecht und falsch besegelt war, rückte die Meute langsam, aber unaufhaltsam näher heran.

Immer wieder gierte das Schiff hin und her. Thorfin lachte sich über die Ausweichmanöver der anderen krank, stand schließlich auf und stellte sich ganz achtern aufs Deck. Von dort sah er grimmig dem im Kielwasser herumgurkenden Geschwader zu.

„Könnt ihr nicht aufpassen, ihr Idioten!“ schrie er mit Donnerstimme. „Ihr beschädigt mir ja mein schönes Schiff.“

Auf der einen Galeone waren die Leute direkt verblüfft. Die meisten der Männer hatten den Wikinger noch nie gesehen, und als sie jetzt den behelmten Schädel und den wilden, rötlichgrauen Bart sahen und diese gewaltige Stimme vernahmen, da zuckten sie unwillkürlich zurück.

„He, du Helmträger!“ brüllte einer. „Du fährst wohl das erste Mal zur See, was? Trimm mal deine Segel richtig und bring uns mit deinen gewagten Manövern nicht in Gefahr. Wenn du schon so langsam segelst, dann laß uns in dem engen Fahrwasser wenigstens vorbei!“

Thorfin stützte seine mächtigen Arme auf.

„Ich kann segeln, wie ich will, verdammt! Und bei diesem Wetter, da segelt man eben mit Bramsegeln, ihr Tranköppe!“

„Ihr seid ja alle besoffen!“ rief ein anderer.

„Gut, gut, wie ihr wollt!“ schrie der Wikinger zurück. „Dann weichen wir eben aus!“

Als der Daumen sich ganz nach auswärts spreizte, da legte der Bootsmann Hartruder, und „Eiliger Drache“ schwang herum. Er schwang nur viel zu hart herum, und weil niemand die Segel nachtrimmte – sie standen alle da und glotzten die Galeonen an – krängte das Schiff leicht über.

Die Gesichter von Thorfins Männern schienen entsetzt und verwundert, aber das war nur gespieltes Entsetzen.

Auf den Galeonen der Engländer hingegen war das Entsetzen absolut echt. Schreie von mehreren Männern erklangen gleichzeitig. Entsetzte Gesichter blickten zum Achterkastell des Schwarzen Schiffes, und üble Flüche erklangen.

Jean Ribault schüttelte nur den Kopf, als er das Unheil herannahen sah. Nichts und niemand bewahrte die achteraus segelnde Galeone noch vor dem Rammstoß.

„Verflucht, lauf doch nicht in mein Schiff hinein!“ rief der Wikinger in höchster Not. Danach verzog er sich hinter das Schanzkleid und wollte sich krank lachen.

Gleich darauf krachte es hart. Der Bugspriet der Galeone bohrte sich scheinbar wie ein gewaltiger Degen in die Bordwand des Schwarzen Seglers, als wollte er darin verschwinden und ein riesiges Loch hinterlassen.

Doch kaum berührte der Bugspriet das schwere und eisenharte Holz, da knirschte es und er verschob sich, wie von gewaltiger Hand achtlos zur Seite gedrückt. Die Bugsprietzurring flog auseinander, die Blinde knickte weg, und das alles hob sich mitsamt der Beting und dem großen Fangnetz bis zur Back hinauf. Zurück blieb ein wüster Trümmerhaufen. Und zu hören war das Schreien der Soldaten und Seeleute, die den Wikinger in allen Tonarten beschimpften und verfluchten.

Der Nordmann jammerte jedoch nicht minder, obwohl sein Schiff nicht die geringste Beschädigung aufwies. Er stand da oben wie ein racheschnaubender Gott und beleidigte nun seinerseits die Soldaten und Seeleute auf die allerübelste Weise und unterstellte ihnen, sie hätten das absichtlich getan, und man würde es ja am besten daran sehen, daß sie es von der anderen Seite ebenfalls versuchten, denn da würde es gleich wieder krachen.

Da krachte es auch gleich noch einmal, obwohl alle Hands eifrig zupackten, um ihr Schiff freizusegeln.

Diesmal war es die kleine Galeone, die durch das erneute Ausweichmanöver an das Heck des Schwarzen Seglers geriet.

Thorfin schrie erneut wie ein Wilder, riß seinen Helm vom Schädel, schmetterte ihn voller Zorn auf die Planken und hob ihn dann wieder auf, um ihn sich überzustülpen.

„Das werdet ihr mir büßen!“ brüllte er. „Das ist Absicht, dafür gibt es keine Entschuldigung, ihr Halunken! Ich werde euch um ein neues Schiff verklagen.“

Jetzt drohten auch noch die beiden gerammten Galeonen, aneinanderzugeraten, doch das konnte gerade noch verhindert werden.

Achteraus des Schwarzen Seglers sah es wie auf einem Hühnerhof aus. Da scharrte und krebste alles durcheinander, da war ein Geschrei, daß man sein eigenes Wort nicht mehr verstand, und da flogen auch schon die ersten Trümmer in die See, die sich vom Bugspriet lösten.

Fäuste wurden geschwungen und gedroht, man würde den Kerlen gleich eins verpassen, und sie sollten endlich einmal ihre Segel richtig setzen, um überhaupt manövrieren zu können.

Thorfin scherte das alles nicht. Er hatte aus dem stolzen Geschwader des Marquess innerhalb kurzer Zeit einen regelrechten Saustall gemacht, auf dem alles drunter und drüber ging.

Der Marquess, der wieder auf dem Achterdeck erschienen war, wurde leichenblaß, als er das sah. Sein Erster Offizier dagegen blickte sehr nachdenklich auf das Schwarze Schiff und wollte nicht glauben, daß es eine Mannschaft gab, die von der Seefahrt rein gar nichts verstand.

„Ein Wahnsinniger“; stammelte der Marquess entgeistert. „So was darf doch gar nicht zur See fahren. Wir werden ihn zum Stoppen auffordern, damit er in den Hafen zurückläuft und den Schaden ersetzt. Sind die Kanonen geladen?“

„Feuerbereit, Marquess.“

„Dann lassen Sie diesem Verrückten einen Schuß vor den Bug setzen.“

„Darf ich bemerken, Sir, daß wir mit ihm nicht einmal auf gleicher Höhe sind? Wir würden nur unsere eigenen Schiffe treffen.“

„Ach, ja, richtig, ich bin ganz durcheinander über diese Unverfrorenheit. Dann laufen wir Backbord an ihm vorbei.“

Das versuchten sie zwar schon die ganze Zeit, doch die Wuhling vor ihnen, Marquess Henry hatte sich natürlich wieder als letzter freigesegelt, war noch zu groß. Sie würden bestenfalls in diesen ungeordneten und wie wild herumkrebsenden Haufen hineinrennen.

Dem Marquess kam jedoch zu Hilfe, daß der Wikinger wieder zu gieren begann, nach Steuerbord diesmal, und so konnten sie auf der anderen Seite endlich vorbei. Doch von da an hatte der Marquess das Interesse an dem Schwarzen Schiff verloren. Er sah, daß die „Isabella“ einen langen Schlag nach Südost segelte und erblickte die erste Chance, doch noch eine Breitseite abfeuern zu können.

Diesmal gab er seine Befehle ganz gewitzt und von der Gier getrieben, diesem Seewolf endgültig eins auszuwischen. Die Leichenblässe in seinem Gesicht wandelte sich langsam in hektische Röte. Jetzt hat der Bastard auch einen Fehler begangen, dachte er, denn nun konnte er ihm zwar nicht mehr den Weg verlegen, ihn aber doch noch so eben vor die Rohre kriegen.

In fast spitzen Winkel segelten sie scheinbar aufeinander zu, doch das sah nur so aus, denn der „Staatsfeind“ ließ augenblicklich anbrassen und ging auf Steuerbordbug.

„Feuer!“ befahl der Marquess daher militärisch knapp. „Danach sofort wieder alle Geschütze laden.“

An Deck brüllten die Rohre auf und zuckten wild und feurig zurück, nachdem sie ihr Maul voller Eisen ausgespien hatten.

„Etwa achtzig Yards zu kurz“, schätzte der Erste, als die Wassersäulen wie staubige Fontänen aus der See stiegen.

Als die Rohre wieder nachgeladen waren, gab es einige Verwirrung bei dem kleinen Geschwader, denn offensichtlich hatte einer der Tölpel auf dem Schwarzen Schiff ebenfalls an einer Kanone herumgefummelt. Mit donnerndem Getöse löste sich ein Schuß, und ein riesiges Ding klatschte so dicht vor eins der Schiffe, daß die aufbrechende Wassersäule das Deck mit einem Schauer von Gischt überschüttete.

Der Donner war kaum verhallt, da gab es eine neue Überraschung. Diesmal duckten sich fast alle, denn keiner konnte sich das seltsame Heulen und Pfeifen erklären, das in der Luft lag.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
1982 s. 21 illüstrasyon
ISBN:
9783954397747
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок