Kitabı oku: «Seewölfe - Piraten der Weltmeere 315»

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Impressum

© 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-95439-712-9

Internet: www.vpm.de und E-Mail: info@vpm.de

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

„Sie werden mein Boot zerstören“, flüsterte der Mann in ohnmächtigem Zorn. „Diese verfluchten Bastarde zerstören mein Boot!“ Einen Moment schloß er die brennenden Augen und hieb mit beiden Fäusten verzweifelt gegen die Tür, die jetzt weit aufschwang.

Der Gefechtslärm wehte herein wie das Tosen einer Sturmbö. Einer wahren Flut gleich ergoß sich die Masse der fremden Soldaten von der Bucht her an Land – den Holzhäusern des Fischerdorfes entgegen, alles niederwalzend, vernichtend. Einige der Boote, an Stegen vertäut, waren von den russischen Galeeren kurzerhand gerammt worden.

Der Mann in der Hütte bebte vor Wut. Von allen Seiten stürmte das Chaos auf ihn ein, ballte sich zu einem Dröhnen in seinem Schädel – das Weinen seiner Kinder, die Entsetzensschreie in den Nachbarhütten, das Grölen der barbarischen Horde, die ihre Ausrüstung an Land schleppte, und der von See heranrollende Geschützdonner. Dunkle Schwaden von Pulverrauch verdunkelten den Himmel über der Insel Kotka.

„Bitte!“ rief die Frau verzweifelt. Im Halbdunkel preßte sie die Kinder an sich. „Bitte sei doch vernünftig!“

„Vernünftig?“ Mit einem bitteren Lachen ruckte er herum, streckte den Arm aus und wies in die Hölle, die über die stille Insel hereingebrochen war. „Was ist jetzt noch vernünftig?“

„Um Himmels willen, schließ die Tür!“ Tränen standen in den Augen der Frau. „Wenn wir uns ruhig verhalten, werden sie uns bestimmt nichts antun.“

Er hörte schon nicht mehr hin, sondern starrte wieder hinaus in den Wahnsinn aus Feuer und Rauch und brüllenden Horden. Überdeutlich sah er sein Boot. Eine Galeere hatte sich längsseits geschoben, die Riemen in Aufrechtstellung. Rußgeschwärzte Kerle stießen Kisten und Fässer über Bord in das Boot, sprangen hinterher und schleppten ihr Kriegsgut keuchend über den Steg an Land.

Der Mann in der Hütte schloß abermals die Augen. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Trotz des Höllenlärms hörte er deutlich das Bersten und Splittern von Holz, das von seinem Boot herrührte. Wie lange ein Mensch arbeiten mußte, um sich einen solchen Besitz zu schaffen, darum scherten sich die verfluchten Kriegsknechte einen Dreck.

Die Frau stieß einen gellenden Schrei aus, als sich ihr Mann jäh von der Türschwelle abstieß und hinausrannte. Er war von Sinnen, Wut und Schmerz hatten seine Vernunft besiegt. Mit erhobenen Fäusten stürmte er den Horden entgegen. Zwei Kerle, die ein Deckungsloch aushoben, schmetterte er zu Boden. Ein dritter löste sich aus einem Pulk, ganz nahe, und eine handtellerbreite geschwungene Säbelklinge blitzte im grauen Tageslicht.

Der Mann aus der Hütte griff mit bloßen Fäusten an.

Seine Frau barg die Gesichter ihrer Kinder, als sie ihn fallen sah. Ihre Stimme versagte. Ein furchtbarer Schmerz entstand in ihrer Brust und schien sie von innen her zu zerreißen. Und das Hohngelächter der fremden Soldaten gellte in ihre Ohren.

Die „Isabella IX.“ hatte ihre Halse beendet. Ein handiger Wind aus Süden blähte das Tuch. Die schlanke Galeone segelte nun über Backbordbug auf Ostkurs und gewann rauschende Fahrt.

Philip Hasard Killigrew beobachtete das Geschehen durch den Kieker. Das Gefecht tobte unvermindert heftig zwischen Festland und Insel.

Die Besatzungen der russischen Galeeren und Galeassen schienen sich von der Überraschung noch nicht erholt zu haben. Ein höllischer Schreck war ihnen beim Eingreifen der Seewölfe in die Knochen gefahren, denn gleich zwei Galeeren waren von der „Isabella“ auf Anhieb versenkt worden. Den schwedischen Galeerenmannschaften hatte dies neuen Mut verschafft, verbissener kämpften sie jetzt gegen die an Zahl und Kriegsgerät hervorragend ausgestatteten Russen.

„Kurs liegt an, Sir!“ brüllte Pete Ballie, der Rudergänger, nachdem die Hecksee der Galeone schnurgerade zu verlaufen begann. Das Ruderhaus war abgenommen worden, wegen des besseren Überblicks, den Pete jetzt brauchte.

Hasard zeigte mit einer Handbewegung an, daß er verstanden hatte.

Ben Brighton, Erster Offizier des Seewolfs, hatte an der Nagelbank des Besanmasts Stellung bezogen. Mit nur knappen Kommandos griff er in das Geschehen auf Hauptdeck und Quarterdeck ein. Jeder Handgriff saß auch in der größten Wuhling. Und die Crew bewies, daß sie ihr neues Schiff mit schlafwandlerischer Sicherheit beherrschte.

Dies war die Stunde Al Conroys, des schwarzhaarigen Stückmeisters. Die Geschützmannschaften arbeiteten in fliegender Hast und dennoch keine Sekunde unüberlegt. Die meisten der 25pfünder und 17pfünder waren bereits nachgeladen und ausgerannt worden.

Sie reckten ihre stählernen Mäuler durch die Stückpforten hinaus, bereit, Feuer und Eisen auszuspeien. Al Conroy überprüfte die Ausrichtung jedes einzelnen Geschützes mit beinahe übertriebener Sorgfalt, während die Männer noch damit beschäftigt waren, die letzten 17pfünder unter der Back nachzuladen.

Auch die Söhne des Seewolfs, Philip und Hasard, arbeiteten nach Kräften mit. Ihr Aufgabengebiet waren die Pützen mit Wasser, die für etwaige Brandherde überall bereitzustehen hatten, außerdem die Kohlebecken zum Entfachen der Geschützlunten und auch der Nachschub aus der Pulverkammer der „Isabella“.

Auf ihren neuen vierbeinigen Kameraden, die Bordhündin Plymmie, mußten die Zwillinge allerdings verzichten. Auf höchste Weisung vom Achterdeck waren sowohl Plymmie als auch Arwenack, der Schimpanse, und Sir John, der Ara -Papagei, in die Segellast gesperrt worden. Edwin Carberry, der bullige Profos, hatte dies mit einem zufriedenen Grinsen quittiert. Da konnte das „Viehzeug“ wenigstens kein Unheil anrichten, wenn es hart auf hart ging.

Der Seewolf hatte sich inzwischen einen ausreichenden Überblick verschafft. Der Hauptbrennpunkt des Seegefechts befand sich dort, zwischen Festland und Insel, wo die Russen hartnäckig bemüht waren, den Zugang zur Bucht abzuriegeln. Drei Galeeren hatten sie dort in Position gebracht, um jene anderen zu sichern, die innerhalb der Bucht fieberhafte Tätigkeit entwikkelten.

In höllischer Eile wurden Soldaten und Material gelandet – Waffen, Zelte, Schanzzeug, Munition und Proviant. Die Fischer, die dort vergeblich protestiert hatten, waren einfach überrannt worden. Unbarmherzig scheuchten die Russen ganze Familien aus den Holzhäusern, in denen sie sich nun selbst verbarrikadierten.

Kein Zweifel, daß der russische Generalkapitän Semion Marinesko Befehl gegeben hatte, sich auf eine mögliche Blockade durch die schwedische Seestreitmacht einzurichten.

Mit bislang geringem Erfolg versuchten die Schweden, diese Absicht zu vereiteln. Waren sie zunächst von der russischen Landung auf Kotka völlig überrumpelt worden, so stand eine Rückeroberung der Insel vorerst noch in den Sternen.

Philip Hasard Killigrew und seine Männer hatten indessen allen Grund, in das Geschehen einzugreifen. Die Erinnerung an die erste Begegnung mit dem russischen Flottenverband brachte den Seewolf noch jetzt in Rage. Wäre ihm und seinen Männern nicht rechtzeitig ein Licht aufgegangen, hätten sie sich nicht selbst aus der sogenannten Internierung herausgepaukt – nun, dann hätten sie ihre neue „Isabella“ mittlerweile auf die Verlustliste schreiben können.

Die Sichtverhältnisse waren miserabel. Zwischen aufblitzendem Mündungsfeuer der Bordgeschütze und emporwölkendem Pulverrauch ließ sich bisweilen nur schwer unterscheiden, wer Schwede und wer Russe war. Dennoch kristallisierte sich der Blickfang für den Seewolf sehr bald heraus.

Die Entfernung zur Hauptkampfzone war inzwischen auf eine knappe Seemeile zusammengeschmolzen. In rollenden Intervallen wehte der Geschützdonner der englischen Galeone entgegen, die mit weiß schäumender Bugwelle auf den Hexenkessel zustieß.

Hasard war es gelungen, das Flaggschiff des russischen Generalkapitäns zu entdecken. Marineskos Galeasse krebste vor jenen drei Galeeren herum, die den Zugang zur Bucht versperrten. Seewärts wurden das Flaggschiff und die drei Galeeren wiederum vom größeren Teil der russischen Streitmacht abgeschirmt, den die schwedischen Kriegsgaleeren in mörderische Gefechte verwikkelten.

Der Seewolf ließ das Spektiv sinken. Sein Entschluß stand fest.

„Pete, zwei Strich Backbord!“

„Aye, aye, Sir, zwei Strich Backbord!“ Unter Pete Ballies Fäusten, die so groß waren wie Ankerklüsen, wirbelte das Ruder. „Kurs liegt an, Sir!“

Hasard bestätigte mit einer knappen Handbewegung. Er ließ seinen Blick keinen Moment vom Geschehen vor der Bucht. Die Entfernung betrug jetzt nur noch sechs Kabellängen.

Ben Brighton wandte sich von der Nagelbank ab und trat auf den Seewolf zu.

„Alle Geschütze gefechtsklar, Sir.“

„Danke, Ben.“

Der Erste sah seinen Kapitän einen Moment forschend an.

„Du willst ihn aufs Korn nehmen, stimmt’s?“

Hasard lächelte kaum merklich. Harte Linien bildeten sich um seine Mundwinkel.

„War es nicht immer das beste, dem Teufel mitten ins Gesicht zu spucken, Ben?“

„Meistens“, entgegnete Ben Brighton grinsend. „Aber man kann sich auch die Finger verbrennen. Ich würde die Russen nicht unterschätzen.“

Der Seewolf schüttelte beruhigend den Kopf. Es entsprach der besonnenen Art des Ersten Offiziers, niemals die Unwägbarkeiten einer Aktion zu übersehen. Doch verglichen mit den Galeassen und Galeeren war die „Isabella“ eine schwimmende Festung. Der erste Angriff der Seewölfe hatte das bewiesen. Die Russen hatten zwei Galeeren verloren, drei weitere und zwei Galeassen waren schwer angeschlagen.

Die Entfernung verringerte sich, nur noch fünf Kabellängen jetzt. Zwischen mehreren schwedischen und russischen Galeeren waren blutige Enterkämpfe entbrannt. Die gellenden Schreie von Verwundeten und Sterbenden mischten sich in den Donner der Geschütze.

Al Conroy ließ jetzt auch die Drehbassen besetzen. Luke Morgan und Bob Grey übernahmen die beiden in Gabellafetten gelagerten Hinterlader auf der Back. Jack Finnegan und Paddy Rogers stürmten auf das Achterdeck, um die beiden Drehbassen vor der Heckbalustrade zu klarieren.

Old Donegal Daniel O’Flynn, der dort bereitgestanden hatte, unterstützte die Männer humpelnd beim Laden der Geschütze. Obwohl sich Old Donegal bei der denkwürdigen Hühnerschlacht an Bord zum zweiten Male den linken Knöchel verstaucht hatte, war es Hasard nicht gelungen, ihn in die Krankenkammer zu verbannen. Der Geruch von Feuerrauch und Pulverdampf, so hatte Old O’Flynn mit blitzenden Augen beteuert, sei noch immer der beste Gesundbrunnen für ihn gewesen.

In den Luvwanten enterten Big Old Shane und Batuti zu den Marsen auf. Beide waren mit ihren mächtigen Bogen ausgerüstet, die Köcher mit Pfeilen prallvoll.

Hasard, der das Geschehen jetzt mit bloßem Auge mühelos beobachten konnte, stutzte plötzlich.

Eben noch hatte das Flaggschiff auf Nordwestkurs gelegen, offenbar im Begriff, in das Kampfgeschehen einzugreifen. Doch unvermittelt drehte die Galeasse bei, sämtliches Tuch wurde eilends geborgen, und das dickbauchige Mittelding zwischen Segler und Galeere glitt auf Südkurs der Bucht entgegen. Der Rudermannschaft unter Deck wurde wahrscheinlich der Schweiß aus allen Poren getrieben.

Der Seewolf zerbiß einen Fluch auf den Lippen.

Auch die Männer auf dem Hauptdeck, die sich an Steuerbord über das Schanzkleid beugten, hatten längst begriffen.

„Seht euch das russische Rübenschwein an!“ brüllte Ed Carberry. „Der Kerl will sich doch tatsächlich verdrücken!“

Damit sprach er allen an Bord aus der Seele. Semion Marinesko, dieses Schlitzohr von einem Generalkapitän, zog den Schwanz ein. Die Klinge, die die Engländer schlugen, war ihm zu scharf.

Donnerndes Gelächter brandete auf der Kuhl der „Isabella“ auf und übertönte einige Atemzüge lang selbst den Gefechtslärm. Es gab keinen Zweifel, daß dieses Gelächter auch auf dem Flaggschiff des ehrenwerten Generalkapitäns zu hören war. Denn bis zur Höhe der Bucht waren es jetzt nur noch drei Kabellängen.

Zwei der drei Galeeren, die die Bucht abriegelten, verschafften Marineskos Galeasse Platz, damit sie sich zügig zurückziehen konnte.

„Den erwischen wir nicht mehr“, sagte Hasard und preßte ärgerlich die Lippen aufeinander.

Weder ihm noch Ben Brighton blieb jedoch Zeit für diesen Ärger. Ein scharfer Ruf erklang aus den Marsen, wo die beiden Bogenschützen auch Ausguckfunktionen erfüllten. Hasard und Ben bemerkten die Gefahr im selben Moment.

Zwei Galeeren hatten sich aus dem Pulk vor der Mündung der Bucht gelöst. Mit ihrer Wendigkeit waren diese flachen, geradezu elegant gebauten Fahrzeuge unübertroffen. Doch schon die Niederlage der Armada hatte bewiesen, daß die Nachteile bei diesem Schiffstyp eindeutig überwogen.

Buchstäblich im Handumdrehen lagen die beiden russischen Galeeren auf Kurs, mit nur einer halben Kabellänge Abstand voneinander. Die Riemenblätter peitschten das kabbelige Ostseewasser, und die Absicht der Russen wurde auf den ersten Blick deutlich.

Sie waren im Begriff, die „Isabella IX.“ von vorn im Zangenangriff anzunehmen. Daß sie dann vorhatten, die englische Galeone zu entern, war mehr als offenkundig.

Der Seewolf wechselte einen kurzen Blick mit Ben Brighton. Es gab nicht viel zu überlegen. Da waren an die fünfzig, sechzig Kerle auf jeder der beiden Galeeren – selbst für die Seewölfe eine zu große Übermacht, wenn es zum Kampf Mann gegen Mann kommen sollte.

„Pete, abfallen zur Halse!“ befahl Hasard kurzentschlossen.

„Aye, aye, Sir, abfallen“, tönte es prompt zurück.

Ben Brighton eilte zur Querbalustrade, um die notwendigen Kommandos zu geben. Sekunden später dröhnte Ed Carberrys Reibeisenstimme über das Hauptdeck, als er die Männer an die Brassen und Schoten scheuchte.

Die Kapitäne der beiden russischen Galeeren mußten fraglos Stielaugen kriegen, als sie miterlebten, wie die schlanke englische Galeone – eben noch bei halbem Wind über Backbordbug segelnd – mit geradezu eleganter Leichtigkeit eine Halse vollführte und bereits auf neuem Kurs lag, ehe man die Überraschung verdaut hatte.

Auf den Bugplattformen der Galeeren entstand Wuhling. Barsche Kommandos brachten die Männer an den Buggeschützen auf Trab – starre Geschütze, die einen der größten Nachteile dieses Schiffstyps bedeuteten.

„Feuer frei!“ ertönte die schneidende Stimme des Seewolfs im selben Moment.

Die Drehbassen hämmerten als erste los. Jack Finnegan bediente das mit gehacktem Blei geladene schwenkbare Geschütz auf dem Achterdeck, und vorn auf der Back war es Luke Morgan. Seine gut verheilte Schulterwunde hatte er offenbar schon vergessen.

Mit dem Krachen der beiden Drehbassen prasselte ein mörderischer Hagel auf die Galeeren ein. Der gleichmäßige Rudertakt war schlagartig dahin. Riemen verfingen sich ineinander, Schreie gellten aus den Rudermannschaften, und die Ruderknechte – nicht angekettet – suchten Zuflucht unter den Ruderbänken. Dagegen half auch das wütende Gebrüll der Kapitäne nichts.

Al Conroy nutzte geschickt den Moment, in dem die „Isabella“ nach der Halse leicht nach Steuerbord krängte. Die 25pfünder auf der Kuhl und die 17pfünder unter der Back brüllten los. Mächtige Feuerzungen leckten aus den Rohren, und Pulverrauch stieg wie eine Nebelwand auf. Die Geschütze rumpelten auf ihren Lafetten zurück und wurden von den Brooktauen abgefangen.

Im selben Augenblick hämmerten die Drehbassen von neuem, und aus den Marsen zischten Brandpfeile mit grell leuchtender Spur. Big Old Shane und Batuti schickten den Russen mit unerschütterlicher Regelmäßigkeit ihr besonderes Feuerwerk hinüber. Jeder dritte oder vierte Pfeil war ein Pulverpfeil, die Schäfte waren mit Schwarzpulver geladen.

Als der Pulverrauch verflog, stimmten die Männer auf der „Isabella“ ein Triumphgebrüll an. Beide Galeeren waren aus dem Ruder gelaufen, die Riemen bildeten einen Wald von zersplitterten und abgeknickten Hölzern, die jämmerlich nach außenbords ragten. Mehrere Brandherde flackerten, und immer noch schrien die Verwundeten.

Ein großer Teil der russischen Crew war bereits über Bord gesprungen. Daran, daß sie ihre Buggeschütze noch einsetzen konnten, war nicht mehr zu denken, denn die „Isabella“ war längst aus den Visierlinien gerauscht. Beide Galeeren hatten Treffer knapp über der Wasserlinie empfangen.

Abermals gab der Seewolf Order, den Kurs zu wechseln. Mit Ben Brighton verständigte er sich durch ein Handzeichen. Worte waren überflüssig. In unzähligen Kämpfen hatten sie die Erfahrungen gesammelt, die dieses blitzschnelle Begreifen ermöglichten.

Al Conroy hatte die 25pfünder bereits nachladen lassen. Und jetzt, während das Segelkommando ausgeführt wurde, richtete er die schweren Stücke eilends neu aus.

„Feuer!“ gellte Al Conroys Stimme in dem Moment, in dem die „Isabella“ den beiden lahmgeschossenen Galeeren wieder ihre Steuerbordbreitseite zeigte.

Die Lunten senkten sich auf die Zündlöcher. Funken sprühten. Die Männer sprangen zurück, und ein urwelthaftes Donnern erschütterte die Planken der Galeone. Während die rumpelnden Lafetten von den Brooktauen gehalten wurden, erfolgten schon die Einschläge, berstend und splitternd.

Ed Carberry stimmte den alten Kampfruf derer von der Feste Arwenack in Cornwall an. Sofort fielen die anderen Männer auf der Kuhl mit ein.

„Ar – we – nack! Ar – we – nack!“

Bei den Russen war endgültig Panik ausgebrochen. Jene, die dazu noch fähig waren, sprangen in wilder Flucht über Bord. Beide Galeeren hatten ihre Fangschüsse erhalten, von Al Conroy meisterhaft angebracht. Und beide Wracks sanken in Minutenschnelle über den Bug.

Hasard riß seine Männer in die Wirklichkeit zurück und gab Befehl, endgültig auf Nordkurs zu gehen.

Vom russischen Flaggschiff, das sich längst in der sicheren Bucht befand, ertönten schmetternde Hornsignale. Erstaunt sahen die Seewölfe, wie sich augenblicklich sämtliche russischen Galeeren und Galeassen vom Gegner lösten und zur Bucht zurückzogen. Um Überlebende kümmerten sie sich nicht. Die Schiffbrüchigen waren gezwungen, schwimmend das rettende Land zu erreichen.

Einige der russischen Fahrzeuge liefen in die Bucht ein, während andere zwischen jene drei Galeeren manövriert wurden, die den Eingang der Bucht bereits abriegelten.

Mit dem Bug nach Norden gerichtet, bildeten die Galeeren sehr bald eine schwimmende Batterie, gegen die jeder Angriff aussichtslos war. Auch ein Landen links und rechts von der Bucht schien unmöglich, da die Inselküste dort viel zu steilfelsig war und noch dazu vorgelagerte Riffs aufwies.

Die schwedischen Fahrzeuge zogen sich ebenfalls zurück, nachdem sie die Überlebenden von drei gesunkenen eigenen Galeeren aufgenommen hatten.

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