Kitabı oku: «Seewölfe - Piraten der Weltmeere 358»

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Impressum

© 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-95439-755-6

Internet: www.vpm.de und E-Mail: info@vpm.de

Burt Frederick

Der Teufelspakt der Meuterer

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

In jenen letzten Oktobertagen des Jahres 1593 meinte es die karibische Sonne besonders gut mit Land und Wasser. Die Fluten des Meeres wirkten noch klarer als sonst, und auf den Wogen funkelten die Schaumkronen wie Millionen kleiner Kristalle. Zu Lande, nach den warmen Regengüssen der vergangenen Tage, entwickelten sich die tropischen Pflanzen zu üppiger Pracht. Unter dem strahlend blauen Himmel glich die Inselwelt der Karibik mehr denn je einem Paradies.

Doch nicht alle Menschen in diesen von der Sonne verwöhnten Breiten empfanden ihre Lebensumstände als paradiesisch. Manch einen gab es, der beinahe sehnsüchtig an den frischen Wind und den wolkenverhangenen Himmel des alten Europa dachte.

Die Männer, die auf Little Cayman lauerten, verschwendeten keinen freundlichen Gedanken an die Sonne – nur Flüche und Zähneknirschen. Finstere Gestalten waren sie allesamt, bärtig und verdreckt, die abgerissene Kleidung war von Schrammen und Blessuren blutverschmiert. Auf einer flachen Anhöhe hatten sie sich am Rand des Dickichts verkrochen und spähten voller Mißmut auf die Bucht, deren sanftes Oval sich unter ihren Blicken dehnte.

Was ihren Unwillen erweckte, war das Schiff, das vor einer halben Stunde dort unten in die Bucht eingelaufen war und nun mit aufgegeiten Segeln an der Ankertrosse schwojte. Es handelte sich um eine stattlich armierte Dreimast-Galeone von ungewöhnlich schlanker und kompakter Bauweise. Keiner der Kerle im Dickicht-Versteck konnte sich entsinnen, jemals ein solches Schiff gesehen zu haben. Die Spanier hätten von solcher Schiffsbaukunst etwas lernen können, denn ihre dickbäuchigen alten Eimer sahen meist wie schwerfällige Seekühe aus.

„Das wäre was für uns“, sagte einer der Kerle, „so ein feines Schiffchen. Warum gehen wir nicht runter und vereinnahmen es für uns?“

Die anderen kicherten gedämpft, obwohl der Durst sie mehr als alles andere quälte.

„Blödmann“, fauchte der Anführer, ein schwarzbärtiger Hüne. „Hast du noch immer nicht die Nase voll? Gerade erst haben uns die Spanier den Hintern versohlt, und wir sollten froh sein, überhaupt noch krauchen zu können. Und da glaubst du allen Ernstes, wir könnten mit lächerlichen zwei Dutzend Mann auf eine vollständige Schiffscrew losgehen?“

„Aber der Kahn kommt doch wie gerufen“, maulte der andere, „mit unserem verdammten Einmaster können wir sowieso nichts gewinnen.“

„Und?“ sagte der Schwarzbärtige giftig. „Mit was willst du die Kerle da unten angreifen?“

„Wir können sie ja mit unserem feuchten Pulver beschmeißen“, sagte einer feixend, der weiter hinten im Dickicht lag.

„Oder wir zeigen ihnen die sechs Entersäbel und die leergeschossenen Pistolen, die wir noch haben“, ließ sich ein anderer spöttisch vernehmen. „Das wird sie bestimmt mächtig einschüchtern.“

„Schluß mit dem Gequatsche“, sagte der Anführer herrisch. „Passen wir lieber auf, was sie im Sinn haben. Wir sollten froh sein, wenn sie uns in Ruhe lassen. Dann können wir uns wenigstens nach Frischwasser umsehen.“

Der Kerl, der den Traum vom schönen neuen Schiff laut ausgesprochen hatte, preßte beleidigt die Lippen aufeinander. Natürlich wußte er, daß es ein Hirngespinst war, was er dahergeredet hatte. Aber war es denn so abwegig? Mit ihrer Schaluppe hatten sie sich schließlich auch an eine große spanische Handelsgaleone herangewagt. Und mit der Crew wären sie fertig geworden, wenn nicht – völlig unerwartet – ein Haufen Seesoldaten an Bord gewesen wäre.

Mit knapper Mühe hatten sie es geschafft, die Flucht zu ergreifen und ihren lädierten Einmaster nach Little Cayman zu steuern. Doch eben gelandet, blieb ihnen nicht einmal die Möglichkeit, nach Trinkwasser zu suchen, das sie so dringend brauchten. Was nutzten ihnen die Fässer mit Pökelfleisch, wenn ihnen die salzigen Brocken im ausgedörrten Hals steckenblieben?

Der Dreimaster dort unten hatte sie durch sein Aufkreuzen zur Untätigkeit verdammt. Der Schwarzbärtige und seine Piratenbande verspürten das quälende Gefühl, vom Regen in die Traufe geraten zu sein. Denn sie konnten es sich beim besten Willen nicht leisten, die Insel durchzustreifen, wenn sie jeden Moment damit rechnen mußten, geschnappt zu werden.

So beobachteten sie weiter und hofften inständig, daß der Spuk bald vorüber sein möge. Leute bewegten sich an Bord der schlanken Galeone, und der Ausguck war ständig besetzt. Eine zahlenstarke Crew war es, soviel stand fest. Da sie aber kein Spektiv mehr hatten, konnten sich die Piraten keinen genaueren Überblick verschaffen.

Etwa eine Stunde später, nachdem das fremde Schiff vor Anker gegangen war, änderte sich die Lage plötzlich.

In der Bucht fierten sie ein Beiboot ab, nachdem sie die vorangegangene Zeit offenbar zum Backen und Banken genutzt hatten. Sechs Mann waren es, die das Boot zügig zum Strand pullten. Der siebente saß auf der Achterducht und hielt die Ruderpinne. Sein rotes Hemd leuchtete im Sonnenschein.

Der siebente Mann?

Den Galgenstricken in ihrem grünen Versteck wurden die Augen weit.

„Hol’s der Teufel“, murmelte der Anführer verblüfft, „das ist doch tatsächlich ein Weibsbild.“

„Und was für eins“, flüsterte sein Nebenmann. „Wenn du mich fragst, ist das ein ganz beson…“

„Ich frage dich aber nicht“, fuhr ihn der Schwarzbärtige an. „Halt gefälligst das Maul. Das gilt auch für alle anderen.“

Nur einer der Kerle, nämlich jener, der vorhin laut gedacht hatte, empfand insgeheimen Triumph. Denn auf einmal gewannen seine Überlegungen neue Bedeutung. Eine Frau an Bord eines Schiffes bedeutete meistens, daß sie innerhalb der Crew eine besondere Rolle spielte.

In diese Richtung bewegten sich auch die Gedanken des Anführers. Während der Phase seines intensiven Nachdenkens erreichte das Boot unten bereits den Strand. Die Frau mit den langen schwarzen Haaren folgte den Männern, indem sie mit raubtierhafter Geschmeidigkeit ins seichte Uferwasser sprang.

Was, wenn man sie schnappte und als Faustpfand verwendete? O Hölle mitsamt allen Teufeln, auf die Art und Weise konnte man doch tatsächlich dieses prächtige Schiff vereinnahmen. Jene, die sich noch an Bord befanden, würden keinen Finger mehr rühren, wenn ihr hübsches Weibsbild mit einem Messer an der Kehle bedroht wurde. Sie würden kampflos das Schiff verlassen.

Bei diesen Überlegungen wurde der Schwarzbärtige von Aufregung gepackt. Himmel, sie würden nicht mehr auf ihren Einmaster angewiesen sein, der weiter östlich in einer kleinen Bucht lag. Genau genommen war es überhaupt kein Problem, mit sechs Kerlen und einer Frau fertig zu werden, auch wenn sie Musketen, Pistolen und Entermesser bei sich hatten. Wichtig war nur, sie im Nu zu überrumpeln.

Der Anführer der Piratenbande faßte einen schnellen Entschluß. Als er ihn flüsternd kundtat, waren die Kerle sofort Feuer und Flamme.

Barba, der narbige Riese, hatte gemeinsam mit Siri-Tong die Führung der kleinen Gruppe übernommen. Sie erstiegen einen sandigen Hang an der Nordostseite der Bucht, über den das Landesinnere am leichtesten zu erreichen war. Ihnen folgten Roger Lutz, Sven Nyberg und drei weitere Männer, die allesamt außer ihren Cutlasses noch Pistolen und Musketen mit den dazugehörigen Pulverhörnern trugen. Ein Fußmarsch ins Ungewisse verlangt immer eine vollständige Ausrüstung.

„Ein ödes Eiland, Madame“, sagte Barba geringschätzig, „öde und leer. Ist Zeitverschwendung, was wir tun.“

Die Rote Korsarin schüttelte lächelnd den Kopf.

„Man soll sich nie auf den äußeren Eindruck verlassen, mein Freund – weder bei Menschen noch bei Sachen. Ein Blick hinter die Kulissen erspart böse Überraschungen.“

„Ku-lissen?“ fragte Barba stirnrunzelnd. „Eine besondere Art von Kühen? Kann man die auch fliegen lassen?“

Siri-Tong mußte lachen. Barba war zwar ein abstoßend häßlicher Bursche, und er sah aus wie ein Schlagetot von der übelsten Sorte. Wenn man ihn nicht kannte, mußte man sich an seine seltsame Redeweise erst gewöhnen. Aber er hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Auch in den bedrohlichsten Situationen konnte man sich auf ihn verlassen.

„Keine Kühe, Barba“, sagte die Rote Korsarin lächelnd. „Kulissen sind die großen bunten Bilder im Theater. Damit es so aussieht, als wäre auf der Bühne eine richtige Landschaft, ein richtiges Haus oder …“

Auf den Rest ihrer Erklärung mußte Barba verzichten. Und den übrigen Männern verging das amüsierte Grinsen.

Heiseres Gebrüll brach über sie herein wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Die Kerle, die plötzlich aus dem Dickicht brachen und ihnen in breiter Front entgegenstürmten, sahen zum Fürchten aus. Jeder einfältigen Seele wäre bei diesem Anblick vor Schreck das Herz stehengeblieben.

Doch bei Siri-Tong und ihren Männern währte das Erschrecken nicht länger als einen Atemzug.

Sie reagierten blitzartig, ließen die Musketen fallen und schwärmten mit langen federnden Sätzen aus. Die Langwaffen nutzten ihnen auf die kurze Distanz nichts mehr. Denn die Meute der Angreifer brauchte nur wenige Yards zu überbrücken. Ein Nachteil war für den Erkundungstrupp von der „Le Vengeur III.“ überdies, daß die Galgenstricke sozusagen von oben nach unten das Gefälle ausnutzen konnten.

Diesen Vorteil und auch das Überraschungsmoment hatten der Schwarzbärtige und seine Kerle in ihre Rechnung einbezogen. Doch schon nach Sekundenbruchteilen zerplatzte diese Rechnung wie eine Seifenblase.

Fassungslos mußten die Piraten feststellen, daß sie buchstäblich ins Leere stürmten. Die Leute von der Galeone tauchten mit einer Behendigkeit unter ihnen weg, daß sie, die Angreifer, sich zur Lächerlichkeit erniedrigt fühlten.

Im Handumdrehen hatte sich das Blatt gewendet. Jetzt waren es die Rote Korsarin und ihre Männer, die aus erhöhter Position auf die fast vierfache Übermacht losgingen.

Sie konnten es sich nicht leisten, Rücksicht zu nehmen. Denn Fairneß war das letzte, was sie von diesen Halunken erwarten konnten. Unbarmherzig feuerten Siri-Tong, Barba und die anderen ihre Pistolen ab.

Die Mündungsblitze stießen in die herum wirbelnden Reihen der Piratenbande, die sich zum neuen Angriff zu formieren suchte. Schreie gellten, und unter dem emporwölkenden Pulverrauch zeigte sich, daß die Front der wilden Horde in Verwirrung geriet.

Siri-Tong und die Männer stießen ihre Pistolen in die Gurte zurück und zogen im Vorwärtsdringen ihre Entersäbel.

„Jetzt lassen wir die Kuh fliegen!“ brüllte Barba. „Und gleich seht ihr die Kimm brennen, ihr Hundesöhne!“

Keinem der Galgenstricke blieb Zeit, noch über den Sinn dieser Drohung nachzudenken. Wie ein Ungewitter brach der Gegenangriff über sie herein, alle Hoffnungen auf ein leichtes Spiel schwanden innerhalb von Sekunden.

Die Rote Korsarin trieb zwei Gegner auf einmal mit sausenden Hieben zurück. Roger Lutz kämpfte mit wildem Lachen, und Sven Nyberg benutzte seine bloßen Fäuste wie Hämmer, nachdem ihm die Kerle den Cutlass weggeschlagen hatten. Barba hieb dem Schwarzbärtigen den Säbel aus den Fingern, und durch eine ungeschickte Bewegung lief der Anführer in die blitzende Klinge des narbigen Riesen.

Als sie den Schwarzbärtigen fallen sahen, verloren die anderen jeglichen Mut. Nur noch ein zusammengeschmolzener Haufen waren sie. In panischer Hast ergriffen sie die Flucht ins Innere der Insel. Dabei schleiften sie auch die Verwundeten mit, die sich noch auf den Beinen halten konnten.

Der Erkundungstrupp von der „Le Vengeur III.“ folgte ihnen, bis sie ihre Schaluppe an der Ostseite der Insel erreichten und den arg mitgenommenen Kahn Hals über Kopf ins freie Wasser manövrierten. Das zusammengeflickte Segel füllte sich mit Wind.

„Die lassen sich nicht wieder blicken“, sagte Barba zufrieden, „die sehen jetzt die Kimm brennen.“

Siri-Tong gab das Zeichen zur Umkehr. Sie durchforschten die Insel, wie es ihre ursprüngliche Absicht gewesen war. Dann begaben sie sich zurück zu der westlich gelegenen Bucht.

Die Rote Korsarin ließ sich an Bord bringen, und die Männer pullten noch einmal zum Strand, um die Toten zu begraben.

Jean Ribault erwartete Siri-Tong auf dem Achterdeck der „Le Vengeur III.“ Die Rote Korsarin las den Unwillen im Gesicht des schlanken Franzosen schon auf zehn Yards Entfernung.

„Ich habe dich gewarnt“, sagte er mit unüberhörbarem Vorwurf.

Siri-Tong sah ihn lächelnd an. Spuren des Kampfes waren ihr kaum anzusehen. Sie hatte nur einen kleinen Riß in der roten Bluse und eine Schramme auf dem rechten Handrücken.

„Habe ich denn deine Warnung in den Wind geschlagen?“ entgegnete sie sanft. „War ich etwa nicht genügend auf der Hut?“

„Du weißt genau, wovon ich spreche.“ Er bemühte sich, unnachsichtig zu bleiben, obwohl ihm das bei diesem sanften Klang in ihrer Stimme höllisch schwerfiel. Er wandte sich um, trat an die Heckbalustrade und blickte zum Strand, wo Barba und die anderen die Gräber schaufelten.

Mit leisen Schritten folgte die Rote Korsarin Jean Ribault und berührte kaum merklich seine Schulter. Es war eine Berührung, die ihm dennoch ein Prickeln durch die Adern jagte. Er drehte sich zu ihr um, und der Blick ihrer dunklen Mandelaugen ließ seinen Ärger dahinschmelzen.

„Ich mag es nicht, wenn du mich als schutzbedürftiges kleines Mädchen zu betrachten versuchst. Das ist so typisch männlich. Du siehst, die Männer und ich sind mit allen Problemen spielend fertig geworden.“

Aus ihren Worten klang kein Vorwurf, doch um so mehr fühlte sich Jean bis auf den Grund seiner Seele durchschaut.

„Du irrst dich“, entgegnete er dennoch. „Ich mag es nämlich nicht, wenn du mich wie einen kleinen Jungen zu bemuttern versuchst. Das ist so typisch weiblich.“

Die Rote Korsarin mußte lachen.

„Wir sind ebenbürtige Partner, Jean. Ich habe nur verlangt, daß du an Bord bleibst, weil du dich ein wenig schonen mußt. Die Insel zu erkunden, war eine Lappalie. Deswegen brauchtest du deine Kräfte nun wirklich nicht zu verausgaben.“

„Zwei Dutzend Schlagetots sind keine Lappalie“, sagte er und ereiferte sich dabei. „Außerdem bin ich völlig in Ordnung. Ich brauche mich nicht mehr zu schonen. Das willst du mir nur einreden.“

„Jean, ich bitte dich. Dein Rücken sieht immer noch schlimm aus. Es wird eine Weile dauern, bis alle Wunden verheilt sind. Und die Geschehnisse auf Gran Cayman haben dich auch wieder einige Kräfte gekostet.“

„In dem Punkt bist du nun wirklich auf dem Holzweg.“ Der Franzose grinste. „Es war mir ein Hochgenuß, unserem gemeinsamen Freund Caligula alles heimzuzahlen, was er mir vor Tortuga angetan hat – die Peitschenhiebe und die Demütigung.“

„Auch ein Hochgenuß kann anstrengend sein“, sagte Siri-Tong lächelnd. „Im übrigen brauchst du dir keine Mühe zu geben. Auch Hasard würde mir zustimmen, wenn ich darauf achte, daß du dich nicht zu sehr verausgabst.“

Wieder spürte er dieses Prickeln. Offenbar war da etwas Unausgesprochenes, das zwischen ihnen in der Luft lag. Es wurde fühlbarer, je länger sie ihn aus diesen unergründlichen mandelförmigen Augen ansah.

„Also gut.“ Er seufzte. „Dann sind wir eben quitt: Ich lasse mich von dir bemuttern, und du bleibst für mich das schutzbedürftige kleine Mädchen.“

„So haben wir nicht gewettet“, protestierte die Rote Korsarin, „abwechselnd Mutter-Sohn- und Vater-Tochter-Beziehung – das wäre denn doch wohl reichlich komisch.“

„Ich könnte mir auch etwas – hm – Wirklichkeitsnäheres vorstellen.“ Jean grinste herausfordernd.

„Schweig, Jean!“ Ihre Mandelaugen blitzten in gespieltem Zorn. „Jetzt ist es mir klar: Du hast es von Anfang an darauf angelegt, das Gespräch in diese Bahnen zu lenken.“

„Etwas besseres fällt dir wohl nicht ein?“

„Doch. Wechseln wir das Thema.“

Jean Ribault war einverstanden. Er respektierte Siri-Tong als Kampfgefährtin und als verläßliche Partnerin in bedrohlichen und lebensgefährlichen Situationen. Niemals hätte er gewagt, ihre persönliche Würde und ihre Gefühle zu verletzen.

Der Aufenthalt in dieser westlichen Bucht von Little Cayman war eine Verschnaufpause. Andererseits aber hofften Ribault und die Rote Korsarin, daß dieser Aufenthalt nicht zu lange dauern möge.

Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

„Lange werden wir bestimmt nicht hierbleiben müssen“, sagte Siri-Tong, „und aus dem Inneren der Insel droht so schnell keine Gefahr mehr.“

„Weshalb bist du so sicher?“

„Wir haben die Insel abgesucht.“

„Das meine ich nicht. Glaubst du wirklich, daß die Black Queen so schnell reagiert?“

„Ich bin davon überzeugt. Wir kennen sie beide. Sie wird die Niederlage nicht auf sich sitzen lassen. Eine solche Schmach kann sie nicht verwinden. Sie nicht! Wir sind jetzt ihre Erzfeinde, vergiß das nicht. Ihr Hofhund Caligula dürfte dir auch nicht gerade freundlich gesonnen sein.“

Jean Ribault nickte nachdenklich. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Großmars. Mel Ferrow, der Mann mit dem Haizeichen, hatte den Ausguck übernommen. Seine Aufgabe war es, vor allem die westliche Kimm zu beobachten.

Von dort, von Gran Cayman, drohte die Gefahr, mit der sie rechneten – die sie geradezu herbeisehnten. Die Black Queen würde entweder selbst Segel setzen, oder sie würde einige ihrer Spießgesellen losschicken, um die Erzfeinde zu jagen.

Nach dem Plan von Jean Ribault und Siri-Tong würde die Black Queen diese Jagd mit Kurs auf die Caicos-Inseln anzetteln, zwangsläufig also mußten die Verfolger an Little Cayman vorbeisegeln. Sofort beim Auftauchen von Mastspitzen an der westlichen Kimm würde die „Le Vengeur III.“ ankerauf gehen und den Köder spielen. Auf diese Weise, so hofften die Rote Korsarin und der Franzose, würden sie die Verfolger entweder bis zur Schlangen-Insel locken oder ihnen auf andere geeignete Weise eine Falle stellen.

Denn was die Segeleigenschaften betraf, waren die Schiffe der Black Queen der „Le Vengeur III.“ keineswegs ebenbürtig. Ein gewisses Katz- und Maus-Spiel konnte sich die Crew der schlanken Galeone von der Ramsgate-Werft also durchaus leisten.

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