Kitabı oku: «La façon - Das Elixier der Begierde | Erotischer SM-Roman»
Impressum:
La façon - Das Elixier der Begierde | Erotischer SM-Roman
von Caroline Powell
Caroline Powell, geboren und aufgewachsen an der Südküste Englands, spürte bereits früh eine unbekannte Sehnsucht in sich. Sie verließ ihre mystische Heimat mit den malerischen und pittoresken Fischerdörfern in dem Glauben, die Antworten auf ihre unausgesprochenen Fragen in unbekannten Ländern zu finden. Während ihrer unzähligen Reisen machte sie es sich zur Aufgabe, das Gesehene für eine kleine Zeitung in ihrer Heimat zu Papier zu bringen. So entdeckte sie ihre Lust am Schreiben – und auch die Welt des BDSM, als sie einem ganz besonderen Mann begegnete.Heute nimmt sie ihre Leser mit in ihre lustvoll-bizarren Geschichten, die ihrer Fantasie entspringen.
Lektorat: Daniela Jungmeyer
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © alphaspirit @ shutterstock.com © Arsgera @ shutterstock.com © sergio34 @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862778737
www.blue-panther-books.de
Prolog
Geräuschvoll zermalmen unsere Schritte die winzig kleinen Steinchen, die bei jedem Schritt durch die dünnen Ledersohlen meiner Heels drücken, wie messerscharfe Spitzen, bevor sie davonspringen, als wären sie auf der Flucht. Blind aufgrund des Tuches über meinen Augen schmiege ich mich an deinen Körper, sodass die Reibung deines Anzugs zumindest einen Hauch von Wärme auf meiner Haut erzeugt, bis das Geräusch der Kiesel verstummt, und die Dunkelheit über meinen Augen verschwindet. Mit verschwommenem Blick ertaste ich die Wände um uns herum und erkenne ein Gebäude, das, gefüllt mit staubigem Krempel, Bildern und Statuen, längst vergessene Erinnerungen hütet. Schlafende Träume, in deren Mitte ein quadratischer Sockel thront, der scheinbar von einem Riesen geworfen die Harmonie dieses noch immer deutlich erkennbaren, japanischen Gartens stört. Jeder einzelne Kiesweg führt zu ihm hin, wie Zeigefinger, die auf ihn deuten, und mich zwingen, ihn anzustarren. Und dann erkenne ich die schweren Eisenringe im Stein dieses schwarzen Brockens, während der Wind draußen beginnt, wütend an den Scharnieren der blinden Fenster zu zerren, wie ein Rudel Wölfe, das ungeduldig auf seine Beute lauert. Erschrocken kann ich spüren, wie deine Finger sich schmerzvoll in das Fleisch meines Oberarms krallen, um mich tänzelnd wie eine Marionette vorwärtszuschieben, bis ich das ganze Ausmaß dieses steinigen Ungeheuers ausmachen kann, dessen Rauheit mich frösteln lässt. Ein dunkler Brocken Granit, der das Echo meines Aufstöhnens zurückwirft, als würde er mich verhöhnen. Stoßweise entlasse ich den hastig eingeatmeten Sauerstoff aus meinen Lungen, als könnte ich damit Platz schaffen für neuen und gleichzeitig den Schmerz von meinen Füßen nehmen, der durch die viel zu engen High Heels immer belastender wird. Dennoch hebe ich meinen Kopf und ergebe mich dem Blick deiner dunklen Augen, die mich lautlos zwingen, mit dir in die Abgründe deiner Lust zu steigen. Genau wie bei unserer ersten Begegnung, die mein Herz pumpen ließ, bis das Rauschen in meinen Venen alle Warnungen übertönte, und ich nur noch die winzigen Schweißperlen spürte, die meinen Körper strömend heiß bedeckten, als wollten sie die kühle Distanz ausgleichen, die von dir ausgehend eine magische Intensität annahm. Ich war betäubt und berauscht, bis ich in dem Sog deiner Aura verloren ging.
»Beweg dich!«
Aus meinen Gedanken gerissen, neige ich meinen Kopf und blicke auf deine Hände, die längst damit begonnen haben, ein Seil von einem Ring zum nächsten zu fädeln, wie ein Netz, das du spannst, um mich zu fangen. Ein Netz, das mich zwingt, meinen Oberkörper zu beugen, sodass meine Brüste baumelnd über den Rand des Steinblocks fallen, wie reife Früchte. Eingeschränkt in meiner Bewegung bohren sich die rauen Spitzen des Granits erbarmungslos in die empfindlichen Hautlinien, während deine Hände zusätzlich meine Schenkel spreizen, um sie weit geöffnet ebenfalls an den Ringen zu fixieren. Derart drapiert und gefesselt gelingt es mir nur noch mühsam, meinen Kopf zu heben, als deine Finger geräuschvoll den Reißverschluss deiner Hose öffnen, um deinen wippenden Prügel zu befreien, der wie ein ungebändigtes Tier hervorschießt. Animiert vom Duft seiner animalischen Gier, die bereits tröpfelnd heraussickert, höre ich mich gackern, wie ein verirrtes Huhn. Doch ein Griff in meine Haare lässt mich verstummen, da mein Kiefer willenlos aufklappt, gefolgt von einem dumpfen Schrei aus meiner Kehle, in der sich Sekunden später ein Geschmack von Latex bildet. Blind vor Tränen kämpft meine überrollte Zunge mit einer aufgepumpten Sperre, die meine Mundhöhle bis zum Rachen ausfüllt.
»Genau das Richtige, um deine freche Mundfotze zu stopfen!«, glaube ich, deinen Worten zu entnehmen, während deine Finger die herunterhängenden, seitlichen Lederriemen miteinander verknüpfen, um den Knebel in mir zu fixieren. Nach Atem ringend, erhasche ich den Schatten deiner Silhouette, die wie ein dunkler Fleck aus meinem Gesichtsfeld verschwindet und ein Gefühl von Unwohlsein hinterlässt, sodass mein Herz zu pochen beginnt, um meine Haut zu erhitzen, bis sie feucht und heiß jeden Luftzug aufspürt, der über meinen Körper gleitet. Hartnäckige Minuten der Stille vergehen, als eine zähfließende Flüssigkeit in die kleinen Grübchen oberhalb meiner Pobacken tropft, um sie überlaufen zu lassen, wie ein Gefäß. Eine Ölspur, die beinahe zärtlich über meinen Rücken kriecht, bis mein Verstand erschrocken aufschreit, da er begreift, dass es deine Art der Vorbereitung für einen Ritt ist, dem ich mich bis heute verschlossen habe.
»Nein, nein, bitte nicht«, möchte ich schreien, und doch höre ich nur ein blubberndes Gurgeln, während mein Körper sich gegen die Seile stemmt und sich aufbäumt wie eine Stute, die zum ersten Mal bestiegen wird. Vergeblich, denn schon spüre ich den Druck deiner Eichel, die warm und ölig gegen meinen Muskel klopft und in mich eindringt, wie Abdrücke in den nassen Meeressand. Fordernd, pochend und tief, bis zu deinen Eiern, sodass selbst meine pressenden Kontraktionen dich nicht stoppen können. An den Rand meines glucksenden Wahnsinns gespült, erliege ich dem brennenden Schmerz zwischen meinen Backen und der gleichzeitigen Furcht davor, gesprengt zu werden. Da ist nichts, was dich aufhält, stoßend rammst du in mich hinein, bis mein geöffneter Anus sich wie ein Kussmund um deinen Prügel schmiegt und er eine schmatzende Melodie hervorbringt, die sich mit den Tönen meiner sabbernden Lippen verbündet, bis das Geräusch einer Melkmaschine entsteht, die unaufhaltsam dazu dient, deinen Samen herauszupumpen. Dem Rhythmus erlegen, verschwindet der Schmerz und macht Platz für das Gefühl von aufkeimender Gier, die mich plötzlich und unerwartet auf eine orgastische Welle hebt und alles in mir flutet, bis der Saft meiner eigenen Erlösung aus mir herausfließen will, wie Milch in einen Trog. Doch kaum, dass ich selbst begreife, was geschieht, ziehst du dich zurück und hinterlässt eine Leere, die weitaus schlimmer ist als dein Eindringen zuvor. Keuchend aufgrund dieses ebenso schmerzhaften Abbruches stöhne ich auf und suche nach dem Grund in deinen Augen, als du dich kraftstrotzend mit deiner öligen Lustpeitsche vor meinem Gesicht präsentierst. Doch selbst dies verweigerst du mir und treibst meine Augen mit einem Tuch zurück in die Dunkelheit vibrierender Gedanken, wo ich vom Licht getrennt lediglich den Geräuschen der sich lösenden Seile bis hin zum Knebel lausche, während das warme Hauchen deines Atems über meinen Arm flieht. Für einen Augenblick trauere ich noch um meinen verloren gegangenen Orgasmus, doch der Druckschmerz deiner Hand, die sich fest um meinen Arm legt, zwingt mich, vorwärtszugehen, bis das vertraute Klappern meiner High Heels erneut verstummt und deine Lippen kitzelnd in mein Ohr flüstern, als wolltest du mir süßen, klebrigen Honig verkaufen.
»Setz dich, und dann zähl laut bis 50! Langsam, ganz langsam! Danach darfst du deine Augenbinde abnehmen! Hast du verstanden?«
Zaghaft deute ich wortlos ein Nicken an und hoffe auf eine Berührung oder ein weiteres Wort von dir. Doch du schweigst und lässt meinen Durst nach dir versanden, bis ich intuitiv zu zählen beginne, vielleicht auch, weil meine eigene Stimme die neuen Fragen in meinem Kopf vertreibt.…31…46…50 …
Erleichtert atme ich auf, und doch wiederhole ich die letzte Zahl wie ein Echo, bevor ich das Tuch von meinen Augen ziehe und geblendet auf ein Meer von Stoffbahnen blicke. Weiße Bahnen, die von der Decke, Tentakeln ähnlich, bis zum Boden reichen. Einem inneren Impuls gehorchend, richte ich mich auf und begreife sofort, dass ich mich dem einsetzenden Schmerz entgegenstemmen muss, um überhaupt aufrecht stehen zu können. Es ist, als würden Gewichte aus Blei an mir hängen, um das eben Erlebte zu verdoppeln. Ein paar Armlängen entfernt bemerke ich eine Truhe aus dunklem, schwerem Holz. Ein Möbelstück, das meine Aufmerksamkeit einfängt wie ein Fliegenfänger, da über ihr ein weißes, fast durchsichtiges Kleid hängt, und ich mich frage, ob es für mich bestimmt ist. Schmerzverzerrt wage ich ein paar weitere Schritte und glaube im selben Moment das Brennen von Augen in meinem Nacken zu spüren.
»Hallo, ist da jemand?«, höre ich mich fragen, obwohl meine aufgedunsenen Lippen sich kaum bewegen, aus Furcht, der Geschmack des Knebels könnte erneut meine Zunge bedecken. Doch es bleibt still, bis ein hereinwehender Windstoß die lichtdurchlässigen Vorhänge tänzeln lässt, wie kleine Derwische, die von dunklen Schatten gejagt werden. Aufgeschreckt von der unangenehmen Frische, die beißend an meinen empfindlichen Nippeln zerrt, greife ich intuitiv nach dem Kleid, um es hektisch über meinen Körper zu werfen. Doch dann lässt mich das Geräusch deiner Schritte herumdrehen wie ein Kreisel, während das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, mich dümmlich gackern lässt. Wie erstarrt bleibe ich stehen und spüre deine Hände, die nach meinen Armen greifen, um sie von den Handgelenken bis zu den Ellbogen aufwärts auf meinem Rücken zu bondagieren.
»Halt still«, flüstern deine Lippen so nah an meinem Ohr, dass es kitzelt. Minuten, in denen sich meine Gedanken überschlagen, bis du mich wortlos hinter dir herziehst und jeder Schritt die Blasen an meinen Füßen öffnet, wie der Sektkorken einer Flasche, während die unzähligen Stoffbahnen über mein Gesicht und meinen Körper gleiten, wie liebkosende Finger. Als wir endlich stehen bleiben, fühle ich mich schwindelig und bin froh für deine Hand, die du sanft auf meinen Kopf legst. Dankbar beginne ich zu lächeln, doch der Druck auf meinen Körper wird immer stärker, wodurch mein Kopf zu wackeln beginnt, bis das Gewicht meine Beine einknicken lässt, und ich in die Hocke gezwungen werde. Tiefer, immer tiefer, bis sich die groben Steinchen des Zementbodens in das weiche Fleisch meiner rutschenden Knie bohren und Tränen der Erniedrigung über meine Wangen rollen. Mit verschleiertem Blick bemerke ich kaum, dass du hinter mir verschwindest, um den Platz für einen in Weiß gekleideten Mann frei zu machen, der hinter den unzähligen Stofftentakeln hervortritt, während deine Finger plötzlich hart und fest in meiner noch immer pochenden Mundhöhle stecken, um meinen Kiefer zu spreizen. Überrollt von einem würgenden Gefühl kämpft meine Zunge pressend dagegen an, doch es ist ein Kampf gegen Goliath. Ohne ein Wort an mich zu richten, stopft er seine bläulich schimmernde Eichel zwischen meine Zähne. Eine riesige Fleischpeitsche, die sich wie ein Eroberer bis zu meinem Rachenzäpfchen vorarbeitet. Würgend und röchelnd versuche ich ihm zu entkommen, doch dein Körper ist wie eine Mauer, sodass meine Lippen Fäden ziehenden Speichel entlassen, der den weißen Stoff über meinen Brüsten tränkt. Wie ein gehetztes Tier fliehen meine Gedanken in eine fiebrige Ecke hinter meiner Stirn, während deine Handflächen über meinen Ohren sämtliche Geräusche ersticken. Taub und stumm erliege ich diesem Knebel, der meinen Mund in eine Vulva verwandelt, als wäre er einzig dafür gemacht, die Sahne aus diesem pochend stoßenden Fickstab zu pumpen, der meinen wunden Schlund mit Samen füttern soll. Längst ist mein Verstand zerstückelt und taucht ab, in eine wattierte Stille, bis ich gurgelnd und befreit zur Seite kippe, wie ein fallen gelassenes Spielzeug. Erst Minuten später öffne ich meine Augen und schmecke das fahle Gemisch von Wundheit und Samen, das sich mit meinen Schleimhäuten verbunden hat, während ich befreit und schweißgebadet nach deiner Hand greife, um wieder auf die Beine zu kommen. Noch immer benebelt folge ich deinen Schritten hinter die Tücher, die mich vertraut empfangen und mir das Gefühl von heilenden Fingern vermitteln, bis etwas Warmes an meinen Beinen nach unten rinnt. Erstaunt betrachte ich den Strahl deines Urins, den du zielgenau auf meine Beine richtest, um meine High Heels damit zu füllen.
»Das wird deinen Füßen guttun«, antwortest du leise.
»Und jetzt geh, nebenan findest du alles, was du brauchst. Ich warte auf dem Kanapee auf dich.«
Überrascht, aber auch verunsichert blicke ich mich um und sehe nichts in diesem Labyrinth aus Stoffen. Wo genau ist nebenan, will ich wissen, doch als ich mich umdrehe, bist du verschwunden. Entschlossen schiebe ich die Tücher beiseite und stoße auf einen gusseisernen Waschtisch, in dessen Keramikschüssel ein mit Wasser getränkter Schwamm in einer winzigen Pfütze dümpelt. Den Tränen nahe säubere ich mich notdürftig und greife nach einem frischen Kleid, das gemeinsam mit ein paar Ballerinaschuhen neben dem Tischchen auf mich wartet. Oberflächlich gesäubert schlüpfe ich hinein und atme keuchend auf, als sich das weiche Leder der Schuhe um die geöffneten Blasen meiner Füße schmiegt, wie kleine Kompressen.
Es ist bereits nach Mitternacht, als deine Rückscheinwerfer in der Dunkelheit verschwinden und ich auf der Straße stehend in die Dunkelheit starre, als könnte ich sie durchbohren.
»Entschuldigung?«, beschwert sich die Stimme eines Mannes, als die Fußwegbeleuchtung unangenehm aufflackert und er mit seinem Hund an mir vorbeieilt. Aus meiner Lethargie erwacht, krame ich nach den Schlüsseln in meiner Tasche und fliehe stumm in die wohltuende, dunkle Stille meiner Wohnung.
»Nun brenn schon«, fluche ich hörbar, bis der Funke des Feuerzeugs die Kerze auf dem Badewannenrand erhellt und mein Gesicht als Fratze im Spiegel erscheint. Etwas entspannter lausche ich kurz dem einlaufenden Wasser, das den Schaum in der Wanne auftürmt, wie ein Wolkenschloss, bis der letzte Tropfen aus dem Hahn hineinfällt und ich gemeinsam mit meinen Gedanken in die warme Feuchtigkeit tauche …
La façon oder der Weg zur Lust
Als ich das Büro verlasse, hat sich die Hitze des Tages zum größten Teil verflüchtigt und doch hat sie einen Hauch von mediterranem Flair in den von Menschen wimmelnden Gassen der kleinen Innenstadt hinterlassen. Entschlossen, diesen stressigen Tag mit einem Eisbecher zu beenden, lasse ich meine Augen über die Tische des überfüllten Straßencafés gleiten, wo gerade ein paar junge Frauen kichernd aufbrechen. Eine Chance, die mich, ohne zu überlegen, vorwärts springen lässt, wie ein aufgeschrecktes Tier. Doch kaum habe ich mich bis zum Tisch vor gezwängt, stoße ich mit einer harten Schulter zusammen, die mich zum Taumeln bringt.
»Verzeihen Sie«, pruste ich etwas zu laut, während ich gegen das Licht der tief am Himmel stehenden Sonne blinzle, die mir einen Körperumriss zeichnet, der mir gefällt. Ein Umstand, der mich dennoch nicht von meinem Plan abhält, diesen heiß begehrten Platz zu verteidigen. Ohne auf ein weiteres Wort von meinem Kontrahenten im Kampf um die Sitzgelegenheit zu achten, greife ich nach einem Stuhl, in der Hoffnung, er würde vielleicht verschwinden. Doch mein Wunsch bleibt, was er ist. Stattdessen verharrt er in seiner Bewegung, als würde er auf irgendetwas warten. Womöglich auf eine Entschuldigung von mir oder auf eine Einladung, was ja nicht das Schlimmste wäre.
»Wenn Sie möchten, können Sie sich auch gerne dazusetzen«, richte ich mich leicht gequält an ihn, während ich leise schnaufend meine Augen mit der Hand abschirme, um seinen Gesichtsausdruck zu bewerten. Noch immer kann ich ihn kaum erkennen, bis sein Gesicht plötzlich in den Schatten taucht und mir der Atem stockt. Diese Augen, grün wie ein See nach einem Sturm. Sofort reagiert mein Herz mit einem Sprung, und während es pochend in meinen Ohren hämmert, formen meine Lippen einen Namen.
»Adrian?«
»Das darf ja nicht wahr sein, was machst du denn hier?«
Überrascht, ihn zu sehen, springe ich auf und halte gerade noch meinen Stuhl fest, der aufgrund meiner Hektik zu kippen droht.
»Himmel, warum sagst du denn nichts? Geblendet vom Licht habe ich dich wirklich nicht erkannt«, versuche ich mich zu erklären, als seine Lippen meine heißen Wangen mit einem Kuss berühren.
»Das hat jetzt aber wirklich gedauert, meine Liebe. Du sahst gerade aus, als wären deine Gedanken im Nirgendwo verschwunden. Lass mich raten, vielleicht bei einer ganz bestimmten Eismischung?«, zwinkert Adrian verführerisch, was mich ziemlich verlegen auflachen lässt.
»Schurke«, schießt es spontan über meine Lippen, und ich erwidere seine Vertrautheit mit einem ebenso freundschaftlichen Kuss.
»Komm, setz dich und erzähl mir, wo du warst, was du getrieben hast. Wir haben wirklich lange nichts voneinander gehört«, fordere ich ihn auf, da mich plötzlich dieses Gefühl vieler gemeinsamer Sommer überflutet. Eine Sehnsucht, fast wie damals, wenn seine Blicke meinen Verstand schmoren ließen, um mein Blut zu erhitzen. Adrian wusste immer, wie er mich verlegen machen konnte und begann, sein Spiel zu verfeinern. Ich weiß noch, wie ich es genossen habe, wenn er meinen von der Sonne erhitzten Körper mit Vanilleeis bestrich und er den fließenden Linien mit seiner Zunge folgte, bis hinunter zwischen meine Schenkel. Eine klebrig süße Orgie, schießt es mir in den Sinn, so zuckersüß, bis er eines Nachmittags einen Eiswürfel in meine Spalte steckte und damit eine schmerzliche Geilheit heraufbeschwor, die nicht heftiger sein konnte als ein Peitschenhieb, wodurch mein Becken sich aufbäumte, lustvoll gierig, und doch wollte ich ihm gleichzeitig entkommen, nur um ihm ganz nah zu sein. Doch Adrian hielt mich gefangen in seiner Umarmung und der Schere seines Körpers, sodass ich selbst das Pochen meiner Möse an seinem Schenkel spürte, während mich die reagierende Hitze in meinem Inneren entflammte wie ein lodernder Ofen. Meine Sinne waren vollkommen verwirrt und ich glaubte, keuchend zu vergehen, zu verbrennen, in diesem eisigen Gefühl, bis er einen weiteren Eiswürfel hineinschob, um diese seltsame Hitze zu bändigen. Es war verrückt, und für einen Augenblick war es sogar wie eine Erlösung, doch dann begann die eisige Kälte zu streuen und mein Unterleib entflammte erneut. Doch statt einen weiteren Eiswürfel zu verwenden, begann er mich hart und tief mit seiner Hand zu fäusteln, bis eine Creme aus Wasser und Lustsaft schäumend aus mir herausquoll. Eine Creme, von der wir gemeinsam kosteten und die das Ergebnis einer orgastischen Welle war. Er nannte es eine spezielle Eismischung.
»Entschuldige, da muss ich mal eben rangehen«, unterbricht er meinen Gedankengang, während er nach seinem Handy fischt.
»Ich bin mit einem Freund hier verabredet, vielleicht ist ihm ja irgendetwas dazwischengekommen«, sickert seine Stimme zurück in mein Ohr, die mich zusammenzucken lässt, da ich nicht einmal das Klingeln gehört hatte.
»Du hast eine klare Anweisung und daran wird sich nichts ändern! Alles Weitere besprechen wir heute Abend.«
»Ich nehme an, das war nicht dein Freund?«, versuche ich so unbeteiligt wie möglich zu klingen, während ich längst das Gefühl habe, in einen Sturm geraten zu sein.
»Ja, du hast recht, das war nicht mein Freund.«
»Wer war es denn?«, höre ich mich keck fragen und beiße mir verstohlen auf die Zunge.
»Das war Marie«, antwortet Adrian lächelnd, als könnte er meine Gedanken lesen.
»Ich glaube nicht, dass du sie kennst. Doch ich glaube, sie würde dir gefallen, ebenso wie Theresa.«
Erstaunt über seine Worte blicke ich in seine Augen und habe das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen.
»Wir leben zusammen, schon seit Längerem.«
Alle drei leben zusammen, pocht es hartnäckig in meinem Kopf, wo sich ein seltsames Bild formt, das mich sprachlos mit meiner Haarlocke spielen lässt.
»Fabienne? Fabienne, hörst du mir noch zu? Möchtest du nun ein Eis?«
»Nein, ich möchte lieber ein Glas Wasser, ein großes, aber ohne Zitrone«, werfe ich der Kellnerin rasch hinterher, da sie mir bereits den Rücken kehrt und auf dem Weg zur Theke ist.
»Du tust es noch immer!«
»Was? Wie bitte?«
»Du bestellst noch immer Wasser, ein großes Glas ohne Zitrone, wenn du unsicher bist.«
»Das stimmt nicht, ich …«, versuche ich mich zu verteidigen, als ein Schatten plötzlich meinen Blick verstellt. In der Annahme, es würde sich um die Lieferung unserer Bestellung handeln, lasse ich mich ein wenig zurückfallen. Doch ich habe mich geirrt, neben mir steht ein Kerl, der ebenso groß und breitschultrig ist wie Adrian. Seine Augen blicken provokant auf mich herunter und scheinen mich von Kopf bis Fuß zu taxieren, was mich dazu veranlasst, meine Arme kämpferisch vor der Brust zu verschränken. Doch noch bevor ich etwas sagen kann, beginnt er herzhaft zu lachen. Ein ansteckendes Lachen, das Adrian mit sich zieht, während der andere mit seinem aufblitzenden Charme nach einem freien Stuhl hinter sich greift, um sich ungefragt an unseren Tisch zu setzen. Das kann nur der erwartete Freund sein, schießt es mir durch den Kopf, und bin beleidigt, weil er meine Anwesenheit komplett ignoriert, als wäre ich unsichtbar. Von einer Sekunde zur nächsten verschwinde ich in einer dunklen Schublade, wie ein lieblos weggeräumtes Spielzeug. Ein Gefühl, das meinen an der Leine geführten, inneren Schweinehund befreit, bis ich kampfbereit und mutig auf ihre lachenden Münder starre, die sich scheinbar auf meine Kosten amüsieren. Wütend auf beide Männer, jedoch bevorzugt auf den Eindringling, packen mich seine Präsenz und die schöne Form seiner Lippen, die mich gemeinsam mit dem Vibrieren seiner Stimme in einen tranceähnlichen Zustand katapultieren, wo ich betäubt in einem gedanklichen Vakuum dümple. Eine Fähigkeit, die ich seit Jahren beherrsche, aber leider nicht kontrollieren kann. Doch dann kehren meine Sinne wie aus einem Traum zurück, hervorgerufen durch ein Geräusch, das dem Rollen einer Kugel in einem Flipperautomaten ähnelt. Minuten vergehen, bis ich endlich kapiere, dass es meine Hand war, die das vor mir stehende Glas Wasser umgestoßen hat. Und dessen Inhalt jetzt über den Tisch fließt, bis hinab in den Schoß des Fremden. Endlich begreifend murmle ich eine Entschuldigung, obwohl ich mich nicht einmal erinnern kann, das Getränk erhalten zu haben. Und für einen Moment meine ich es sogar ehrlich, bis ich eine aufkommende Schadenfreude nicht mehr unterdrücken kann.
»Schon gut«, höre ich ihn betont sanft flüstern, während er seine Augen an mich haftet, wie einen Klebstreifen, sodass ich plötzlich das Gefühl bekomme, unter einem Röntgengerät zu liegen.
»Der laue Wind wird es schnell trocknen, kein Problem. Ich bin dann auch schon wieder weg, schöne Lady. Leider, denn hätte ich gewusst, mit wem Adrian hier sitzt, hätte ich anders geplant. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
Überrascht will ich spontan antworten, verkneife es mir jedoch, als er sich mit einem Kuss auf meine Wange verabschiedet.
»Was war das denn?«, will ich von Adrian wissen, der mich mit einem merkwürdigen Blick taxiert.
»Was?«, fauche ich ihn an, ohne eine Antwort erhalten zu haben.
»Sei vorsichtig und achte auf das, was du tust!«
»Mach dir darüber mal keine Sorgen«, antworte ich überzogen zickig.
»Dazu ist er viel zu ungehobelt. Wie heißt er überhaupt?«
»Er heißt Luca, hast du geträumt, als er sich vorgestellt hat?«
Das kann nicht sein, will ich behaupten, entschließe mich jedoch, auch hier zu schweigen, um mich nicht unnötig zum Narren zu machen.
»Ich muss jetzt ebenfalls los, meine Hübsche. Lass uns nächste Woche bei unserem alten Spanier treffen. Es ist schön, dass wir uns wiedergesehen haben. Was hältst du von Mittwoch? 19.00 Uhr?«
»Ja, gerne«, versuche ich zu lächeln und bin erstaunt, wie selbstverständlich er von unserem Spanier spricht, während ich versuche, die Abende dort zu zählen. Ein Haufen von Studenten, die sich den Stempel des Besonderen aufdrückten. Wir hatten keine Regeln, es gab nur eichengelagerten Wein, Tapas und reichlich Gesprächsstoff, mit dem wir glaubten, die Welt zu verändern. Nach und nach ging jeder seiner Wege und die Gruppe löste sich auf, außer Adrian, Alano und mir. Wir hielten an unserer Tradition fest und trafen uns jede Woche. Wir fingen Alano zuliebe sogar an, nur noch Spanisch zu sprechen. Durch ihn als Muttersprachler waren wir bald richtig perfekt. Wir wurden immer unzertrennlicher und verbrachten fast jede freie Minute miteinander, bis Alano eines Tages zurück nach Barcelona ging und in die Firma seiner Familie einstieg. Kurz darauf verließ auch Adrian die Stadt und ich blieb, fast hätte ich gesagt, zurück.
***
Als ich das Restaurant betrete, kann ich Adrian nicht sehen, da er vermutlich den Tisch ganz hinten gewählt hat, genau wie früher. Es war Adrians Idee, denn die Pforte zum Restaurant bildete schon damals eine alte, spanische Holztür. Wahrscheinlich ein Mitbringsel aus ihrem alten Dorf. Interessant von der Optik her, aber vollkommen ungeeignet, die Kälte davon abzuhalten, durch sie hindurch zu pfeifen. Ich hatte ständig kalte Füße in diesem Laden. Also zogen wir irgendwann in die hinterste Ecke und wählten den unbeliebtesten Tisch neben der Küche, wo sich die Wärme der Kochtöpfe sammelte. Mir zuliebe schwitzten die beiden gern, und ich hatte nicht ständig mit Erkältungen zu kämpfen.
»Wie immer ein wenig spät, hübsche Lady«, flüstert er belustigt in mein Ohr, als ich ihn endlich entdecke und ihm zur Begrüßung meine Wange hinhalte.
»Tut mir leid, Adrian, ich bin froh, dass ich überhaupt angekommen bin. Ich bin mit meinem Wagen liegen geblieben. Zum Glück konnte ich mich abschleppen lassen. Jetzt steht er in der Werkstatt. Aber du lässt dir ja schon einmal den Wein schmecken und hast mich nicht allzu sehr vermisst! Ich hätte auch gern die Hausmarke«, rufe ich dem Kellner zu, der gerade darum bemüht war, sich durch das leere Restaurant zu unserem Tisch zu begeben.
»Was ist hier los? Kein einziger Gast?«, frage ich erstaunt und stelle fest, dass die Einrichtung noch immer dieselbe ist, vielleicht sogar der Fleck auf der Tischdecke.
»Schau mal, unsere Initialen«, flüstert Adrian verschmitzt in mein Ohr, während er die Tischdecke anhebt und mit dem Finger auf das Holz tippt.
»Was ist das?«, frage ich lachend und deute neugierig auf den Briefumschlag neben seinem Weinglas, der aussieht, als wäre er voller Luft.
»Mach ihn auf, er ist für dich!«
Zögerlich betrachte ich das Kuvert und schiebe den Fingernagel meines kleinen Fingers in den seitlichen Falz, bis es aufplatzt, wie eine Wundertüte, und mir ein silbernes Schmuckstück entgegenfällt. Erstaunt wechselt mein Blick zwischen ihm und dem Anhänger, der in meiner Handfläche liegt und mich an eine Vulva mit einem riesigen Kitzler in Form einer blauen Perle erinnert. Was ist das, möchte ich wissen, werde aber vom Kellner indirekt davon abgehalten, als er mein Weinglas auf den Tisch stellt.
»Ich verstehe nicht, was hat das zu bedeuten?«, versuche ich es erneut, als er mir den Rücken zukehrt.
»Lies zuerst den Brief, danach werde ich dir alles erklären.«
Auch in diesem Jahr möchten wir unsere Freunde, und deren Freunde, zum Fest in die Villa ZeRen am Samstag, den 07.07.2005, um 21.30 Uhr einladen.
Die Eröffnung des Buffets beginnt pünktlich, wie immer um Schlag Mitternacht. Wir wünschen euch, und uns, einen genussvollen Abend.
Euer Akito und Anzu
»Eine Einladung, wie schön. Was ist die Villa ZeRen?«, frage ich laut, obwohl ich noch immer nichts damit anfangen kann.
»Das ist eine Einladung für einen außergewöhnlichen Abend. Ich bin mir sicher, dass er dich mitreißen wird, wenn du dich darauf einlässt. Bevor du jedoch ab- oder zusagst, lass dir von mir erst einmal die Einzelheiten erklären. Geduld, nicht gerade deine Stärke, ich weiß.«
»Schurke«, sprudelt es gespielt verärgert über meine Lippen, während ich ihm sanft gegen den Oberarm boxe.
»Also gut, ich höre!«
»Schön, für den Fall, dass du also Ja sagst, wird dich eine Limousine stilvoll abholen. Du solltest pünktlich, um 21.00 Uhr, bereit sein. Der Fahrer hat die Anweisung, nicht zu sprechen, weder mit dir noch mit sonst jemand. Für diesen Abend gibt es eine Kleiderordnung, die du unbedingt befolgen musst. Trage ein Abendkleid und lass deine wunderschönen Brüste unverpackt wippen«, höre ich Adrian plötzlich flüstern, während sein Atem wie ein Streicheln über meinen Hals fährt, der mir eine Gänsehaut bereitet.
»Ich möchte, dass du den Miederstrapsgürtel anlegst, den ich dir zum Geburtstag geschenkt habe. Du hast ihn doch noch?«
Natürlich, möchte ich am liebsten rufen, entschließe mich jedoch zu nicken, schließlich muss er nicht unbedingt wissen, wie gern ich ihn trage.
»Gut, dann also den Miedergürtel, und passende Heels, das ergibt sich von allein. Dieses Schmuckstück hier ist dein Schlüssel für weitere Türen.«
Als ich aufblicke, hält er mir eine Kette vor die Nase, die er sorgsam in den Anhänger fädelt, als wäre sie ein Faden.
»Einer der anwesenden Gäste wird eine Abbildung davon auf seiner Einladung haben. Wenn er sie dir zeigt, dann folge ihm. Natürlich bleibt es in letzter Konsequenz dir überlassen, ob du es auch wirklich willst, meine Hübsche. Alles in allem handelt es sich um eine Nacht, in der sämtliche Sinne berührt werden.«