Kitabı oku: «Dauergeil», sayfa 2

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ERSTE ERFAHRUNGEN

Wie bitte? Emma las verblüfft die Antworten. Es gab einen öffentlichen Raum, in dem sich Leute unterhielten und ungeniert ihr Intimleben preisgaben. Sex war ein Thema, an dem sich viele beteiligten. Jemand stellte eine Frage und es dauerte nicht lange, bis mehrere Antworten sich an diese Frage hefteten. Emma staunte mit offenem Mund. Das war ja allerhand! Sie las die Seite erneut und war fassungslos über das, was dort geschrieben wurde! Aber lesen musste sie die Beiträge trotzdem, denn gegen ihre eigene Neugier konnte sie kaum ankommen. Sie war diese Art von Kommunikation nicht gewohnt und glaubte zunächst nicht, was sie dort las. Über alles wurde dort offen geredet. Über Penislängen und Rasuren an den Genitalien, Sex an ungewöhnlichen Orten und abstrakte Praktiken. Und erst die Ausdrücke! Fotze und Schwanz waren die am meisten verwendeten Wörter. Es war schmutzig und abartig. Aber Emma konnte nicht wegsehen. Zu faszinierend war das Geschehen auf dem Bildschirm.

Fast war es so, als bräuchte sie einen mentalen Schock, um die Wirklichkeit zu sehen, wie sie war. Die Welt in den Weiten des Internets war so anders, als ihr eigenes Leben. Es zählte nur Sex! Nach und nach wurde es für Emma klar, dass sie etwas in ihrem Leben verpasst haben musste. Sie wurde nicht freizügig erzogen und lebte genauso zurück haltend, wie man es ihr immer vorgelebt hatte. Sie saß verblüfft vor dem PC und las, was sie nie vermisst hatte. Konnte es sein? Sie hatte wohl wirklich das Abenteuer Sex übersehen und fühlte sich plötzlich angespornt, alles nach zu holen. Sollte sie sich auch in diesem Chat anmelden? Ihre Finger verlangten förmlich danach, auch etwas hineinschreiben zu dürfen. Aber reichte ihr Zutrauen aus? Ihre Gedanken beschäftigten sich damit, dass die Nutzer dieser Seite eine bestimmte, andere Art von Moralverständnis oder abstraktem Denken an den Tag legten, bei dem sie gar nicht mitkam. Die Schreiber stellten scheinbar wahre Fragen und waren offenbar sehr aufgeschlossen gegenüber dem Thema Sex, was Emma von sich nicht behaupten konnte. Sollte sie diese Leute und ihre Einstellungen zum Sexualleben ernst nehmen? Würde es nicht gegen ihre eingeimpften Ansichten verstoßen und war es nicht eher eine verlotterte Gesellschaft, die sie bisher noch als negativ empfand? War es überhaupt richtig, dort mitzumischen, in diesem Topf voller dreckiger Gedanken? Fiese Themen wurden dort angesprochen, schmutzige Techniken beschrieben. Alles wurde überwacht, aber von wem? Emma wusste noch nicht einmal, ob es sich um einen realen Arzt oder nur um einen Irgendwer handelte. Waren diese Seiten überhaupt gesellschaftstauglich? Emmas gesamtes Umfeld aus Bekannten und Verwandten dachte so wie sie. Jeder in ihrem Leben verurteilte und verpönte die Dinge, die mit Sex zusammen hingen. Lagen sie alle falsch? Auch sie selbst? Zum ersten Mal fiel es ihr auf, dass »Die Gesellschaft« ja aus vielen kleinen Splittergruppen zu bestehen schien. Interessengebiete gab es zu zigtausenden. Der eine interessierte sich für Sport, der andere für Autos. Was es nicht für viele Dinge gab. Mode, Technik, Rezepte, Urlaub, die Royals und die weite Welt. Was den Sex im Internet jedoch betraf, war er sicher nur ein winziges Teilchen einer ganz eigenen Fantasie. Der Chat im System war nur ein Stück des großen Gefüges, wahrscheinlich ein verschwindend kleiner Prozentsatz, aber genau dieser Teil weckte Emmas Interesse. Noch stand sie zwar außen vor, fühlte sich aber angezogen. Sollte sie gegen sich selbst den moralischen Zeigefinger erheben, oder sich lieber in diesen Sexthemen verlieren? Sie konnte sich plötzlich nicht mehr gegen die Gedankenflut wehren. Emmas Welt war nicht die Welt der anderen… noch nicht. Doch alles sollte sich ändern. Sie wollte Sex und Lust auf keinen Fall verkümmern lassen. Unerkannt im Internet damit anzufangen, war bestimmt richtig, sie brauchte niemandem gegenüber stehen und in dessen Augen zu blicken, wenn sie sich über Sex unterhielt.

Es war einfach, weil es anonym für die Beteiligten war, denn niemand schrieb unter seinem richtigen Namen. Da gab es zum Beispiel den Pornojäger, den Dosenmann oder die Sexy Hexy. Es gab viele Namen, die auf Sex hindeuteten. Je länger sie über die Aktivitäten der User nachdachte, desto neugieriger wurde sie. Ob sie sich jemals zu hundert Prozent an diese offene Einstellung anpassen könnte? Die Fragen bohrten in ihrem Gehirn, aber gleichzeitig war ihr bewusst, dass sie keine unauffällige, graue Maus bleiben wollte.

Emma fasste sich ein Herz und meldete sich an. Sie überlegte eine Weile, wie sie sich nennen sollte, bis ihr schließlich Valentinas Aussage einfiel, dass die neue Kleidung edel aussähe, wie die einer Contessa oder Principessa. Das hatte ihr mächtig imponiert. Vanessa war immer ein guter Tippgeber. Ja. Etwas Erhabenes sollte der Name bedeuten, etwas Majestätisches. »Princess E.« empfand sie als passend und sie setzte das Pseudonym in die Anmeldezeile.

Neugierig, dort mitreden zu können, wagte Emma schließlich ihren ersten Versuch und fand es wunderbar. Sie empfand den Chatraum als spannend, aufschlussreich und an manchen Stellen höchst erregend. Leute, die sie nicht persönlich kannte, drängten sich in ihr Bewusstsein. Sie brachten sie dazu, sich in Gedanken nur noch mit dem Internetforum auseinander zu setzen und es gelang ihr oftmals nicht, abends nach Feierabend den Computer ausgeschaltet zu lassen. Bereits auf dem Nachhauseweg war sie mit ihren Gedanken schon im Netz. Viel zu neugierig war sie, wer heute Abend wohl wieder etwas ins Forum geschrieben hatte und wer auf ihre eigenen Fragen antwortete. Zum Großteil waren es immer dieselben, die antworteten oder Fragen verfassten. Es war wie in einer Gemeinschaft, in der sie sich sofort wohlfühlte. Sie spürte, wie sich die unbekannten User in ihr Herz schlichen, als seien sie ihre lieben Kumpel, mit denen sie gerne abhängen würde. Alle waren nett zu ihr. Wie schnell sich doch ihre Meinung gewandelt hatte. Die anfängliche Abneigung war plötzlich wie verflogen. Sie gehörte nun auch dazu und fand die anzüglichen Ausdrücke gar nicht mehr so schlimm.

Einmal gab sie ihre E-Mail-Adresse weiter und war sehr gespannt, was daraus werden sollte. Nie vorher hatte sie eine derartige Aufregung verspürt. Nach Feierabend las Emma, wie gewohnt, ihre E-Mails. Dann klickte sie auf die Post eines unbekannten Absenders. Es lief ihr heiß und kalt den Rücken hinunter. Der Mann, der ihre E-Mail-Adresse bekommen hatte, grüßte sie in der ersten Zeile sehr freundlich und ansprechend.

»Hallo liebe Unbekannte, es freut mich sehr, dir schreiben zu dürfen und mit dir ins virtuelle Sexleben zu entfliehen. Hast du Lust darauf, mit mir in Fantasien zu schwelgen und die Lust spürbar zu machen? Fühl dich umarmt von Julian.«

Emma las freudig weiter und beantwortete die Nachricht des fremden Mannes. Ihre Schüchternheit meldete sich wieder und sie spürte, wie sich bei ihrer Vorstellung, wie der Unbekannte aussähe, Röte auf ihre Wangen legte. Aber sie war bemüht, sein Interesse an ihr zu wecken. Schließlich wollte sie ja eine Internetbekanntschaft haben. Sie wusste bald, dass er ein Meter achtzig groß und dunkelhaarig war. Er beschrieb sich als einunddreißigjähriger Single aus der nördlichen Gegend Deutschlands. Es dauerte nicht lange, bis sich der E-Mail-Verkehr deutlich intensiver gestaltete. Emma war so gespannt auf seine Mails, dass sie es kaum erwarten konnte. Anfangs entsponn sich ein Schriftverkehr mit fantasievollen Geschichten, in denen es um Sex und um die virtuelle Auslebung der Gefühle ging. Sie antwortete zunächst zurückhaltend. Ein echter, lebendiger Mann hatte sie aufgefordert und er schrieb nicht für die Allgemeinheit im Chat, sondern nur für sie. Was für ein schönes Gefühl. Die nächste Mail von Julian bestand bereits aus Fragen mit Tiefgang. Er wollte einige intime Dinge von Emma wissen. So kam es, dass sie auf diese Weise immer tiefer in die Welt des gelebten Cybersex hinein rutschte und es erregte sie zunehmend. Sie las seine neueste Nachricht.

»Zärtlich küsse ich deinen Hals und streichele dir über die Schenkel, während meine Hand über dein Haar streicht. Bis ich zu deinen Ohrläppchen gelange, an denen meine Lippen verweilen, als du deinen Kopf für einen wundervollen Kuss drehst. Er macht uns heißer für alles, was noch kommen mag. Lang und innig küssen wir uns, während unsere Hände beschäftigt sind, den Körper des anderen zu spüren und zu betasten. Meine Hände wandern unter deine Bluse und ich spüre deine wundervolle warme Haut. Langsam komme ich an deine Brust, die meine großen starken Hände sanft massieren. Indem wir uns küssend und streichelnd unserer Kleider entledigen, stehen wir bald nackt voreinander. Sanft lege ich dich nieder, um mit meiner Zunge zwischen deinen Schenkeln zu versinken. Mit einem wundervollen Stöhnen, das über deine Lippen kommt, mache ich mich daran, dir den Verstand zu rauben.«

Emma liebte es, wenn Julian versuchte, sie in seine virtuelle Fantasiewelt zu entführen, die hauptsächlich aus Sex bestand. Er hatte es geschafft, sie dort zu integrieren. In einer Welt, in der nur Gefühle zählten, große Gefühle, die beide Seelen berührten. Emma fühlte sich auf einmal bereit, Dinge zu tun, die sie zuvor niemals zu tun gewagt hatte. Sie verriet ihm ihren richtigen Namen und entschloss sich, Julians Fantasie weiter fortzuführen. Sie schrieb in gleicher Weise zurück. Julian hatte ihr den Weg zum Cybersex geebnet, er war Ihr Schlüssel zu einem neuen aufregenden Lebensweg. Hier war sie richtig. Es kribbelte in ihren unteren Regionen, sobald sie von ihm las. Ungeduldig wartete sie auf das nächste erregende Mail von ihm. Ein gut ausgedachtes Wechselspiel von erregenden Gedanken ging zwischen ihnen hin und her. Emma empfand es plötzlich als einfach, ihre Gefühle loszulassen und sie Julian mitzuteilen. Diese Zeilen riefen ein Gefühl hervor, das sie eigentlich schon lange abgelegt hatte: Geilheit! Emma erlebte und erlernte eine virtuelle Erregung, die sie körperlich fühlen konnte. Sie fand diesen Zustand unsagbar schön. Ihre Verklemmtheit fiel von ihr ab und sie ertappte sich dabei, wie sich ihre spießigen Gedanken umwandelten. Es interessierte sie, ja es faszinierte sie sogar, alles zu lesen und zu sehen, was mit Sex zu tun hatte.

Die Freude am Sex dominierte plötzlich Emmas Welt. Julian rief Lust in ihr hervor und er verstand es, sie durch den Cybersex zu verführen. Er gab ihr das Gefühl, dass Sex das Schönste auf der Welt war. Julian war ihr interaktiver Lover geworden und sie dachte ständig an ihn. Es war wie Verliebtsein, aber doch nicht so richtig, denn sie hatte ihn noch nie gesehen.

Emma sah auf die Uhr, es war bereits mitten in der Nacht. Sie hatte die Zeit vergessen, während sie am PC saß und Julians Worten folgte. So verabschiedete sie sich von ihm und ging zu Bett. Obwohl sie müde war, konnte sie nicht einschlafen. Sie wälzte sich hin und her und versuchte, eine geeignete Schlafposition zu finden. Die Unterhaltung mit Julian ging ihr nicht aus dem Sinn. Diese Worte, diese Gefühle, die sie in Erregung gebracht hatten. Emma drehte sich wieder auf den Rücken und versuchte, Ruhe in ihren Körper zu bekommen und ihre Gedanken zu dämpfen, aber es gelang ihr heute Abend einfach nicht. Wie von selbst legten sich ihre Hände auf die Oberschenkel und ein wohliges Kribbeln durchfuhr ihren Unterleib. Die Gedanken an Julian und die Vorstellung, wie er aussehen möge, wie er sie berühren könnte, erregten sie sehr. Sie konnte nicht anders, als mit ihren Händen ein Stückchen tiefer zu gleiten. Ihre Gefühle stiegen in diesem Moment, sodass sie das unbedingte Verlangen verspürte, sich von diesem innerlichen Druck zu befreien. Schon berührten ihre Finger die Innenseiten der Oberschenkel, an denen die Haut empfindlicher war. Kaum ein paar Sekunden vergingen und sie hatte den Zeigefinger an ihre Schamlippen gelegt, in denen sie nun hinauf und hinunter fuhr und gleichzeitig die Feuchte aus dem Innern mit hoch nahm. Oh Julian … Die Finger glitten hinein und hinaus, ganz langsam und dann wieder schneller. Wenn es nur seine Finger wären … Emma berührte ihren Kitzler. Oh Gott, wie wunderbar es sich anfühlte. So nass und rutschig. Ihre eigenen Gedanken peitschen sie auf. Sie stellte sich vor, wie Julian mit seinem wohlgeformten Schwanz in sie dringen würde. Wie er sie liebkoste, wie seine Zunge durch ihre Schamlippen drang und lustvoll in sie hinein leckte. Sie rieb mit den Fingern auf dem Lustknöpfchen genussvoll langsam und kreisend umher. Zwischendurch verschwanden ihre Finger tief in ihrer Spalte, sodass ihre Geilheit auf ein Höchstmaß anstieg und sie sich wolllüstig hin und her aalte. Es dauerte nicht lange, bis sie dieses überwältigende Gefühl eines heftigen Orgasmus erlebte. Sie unterdrückte den befreienden Schrei mehr aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit und war verschwitzt, von der Anstrengung und dem lange nicht mehr Erlebten. Ob Julian es auch tat? Sich Erleichterung verschaffen, mit den erregenden Texten, die sie sich schrieben? Emma empfand es gar nicht mehr so schwer und konnte sich denken, mit ihren Worten auch bei Julian derartige Ergebnisse zu erzielen. Wie ein Rezept war es, bei dem die Zutaten aus erregenden Textzeilen und einer heißen Vorstellungskraft bestanden. Sie sah es nun bestätigt, dass auch sie es verdammt erregend fand und sie im Gleichklang mit ihrer Fantasie einen schönen Orgasmus erreichen konnte.

Seit einigen Tagen ging es nun schon so, dass Julian und Emma sich E-Mails schrieben. Jeden Tag. Sie dachte immer an ihn. Ständig. Sie konnte sich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren.

»Meine liebe Emma, ich will dir heute eine Fantasie schreiben, die dir hoffentlich gefällt. Du sitzt in der Straßenbahn, ich gegenüber. Wir kennen uns nicht, haben uns noch nie gesehen. Ich schaue dich an und du hältst meinem Blick stand. Ein leises Lächeln spielt um deinen Mund und auch deine Augen scheinen zu lachen. Als du aussteigst, folge ich dir einfach nach, nehme vorsichtig deine Hand und du lässt es einfach geschehen. Du willst etwas fragen, aber ich lege meinen Finger auf deinen Mund. Worte würden den Zauber dieser Begegnung nur stören. Willst Du diese Fantasie weiter mit mir spielen?« Emma antwortete genauso fantasievoll zurück und bald entwickelte sich daraus eine sexuelle Basis voller erregender Worte, aus der sie schöpfen konnte, wann sie wollte. Sie hatte keinen von Julians Briefen gelöscht und las sich die erregenden Texte immer wieder durch.

Als sie ihren Feierabend antrat und sie sich auf dem Nachhauseweg befand, kreisten all ihre Gedanken um dieses neuartige Gefühl, das sie empfand, wenn sie an Julian dachte. Nie vorher hatte sie eine derartige Spannung verspürt. Es war für sie wie eine Sucht geworden, ständig in den Computer zu sehen, ob eine Nachricht von ihm da war. Ihre Finger trommelten voller Ungeduld auf dem Schreibtisch, bis endlich das E-Mail-Postfach geöffnet war und die Nachrichten anzeigte. Ja, endlich!

Allerdings wäre es schön, wenn sie diese Fantasien auch in das wirkliche Leben umsetzen könnte. Einen Mann zu finden, der dazu bereit war, wäre die Krönung ihrer zurzeit noch unerfüllten Sehnsüchte und Wünsche. Emma wollte endlich frei sein. Tun und lassen, was sie für richtig hielt und sie war nicht mehr bereit, auf ihre Freiheit zu verzichten. Zum Teufel mit der Befangenheit!

Der Gedanke und der Wunsch, ihr Leben zu ändern, brauchte noch ein gewisses Maß an Reife. Sie musste erst lernen, in eine neue reale Welt einzutreten, die geprägt war von Liebe und sexueller Offenheit. Der Cybersex hatte sie verändert, das konnte sie nur zu deutlich spüren. All ihre Sinne lauschten nun in Richtung Sex und ihr Interesse war enorm gestiegen. Sie wollte mehr von einem aufregenden Leben, mehr von einem Mann. Neuerdings sah sie Männern hinterher und stellte sich dabei vor, mit diesem oder jenem ins Bett zu steigen. Doch vorerst blieb es beim Beobachten. Sie erkannte, dass das Ganze nicht hoppla hopp und in aller Eile über die Bühne zu bringen war, auch wenn sie es kaum erwarten konnte. Es brauchte ein wenig Distanz, um die Dinge erst mal oberflächlich zu betrachten und sich nach und nach zu vertiefen. Und es forderte großen Mut von ihr, den ersten Schritt zu wagen.

Gestern erblickte sie einen Mann vor sich an der Kasse. Er stand nicht weit entfernt, vielleicht einen Meter oder etwas mehr. Bei jeder Beugung in den Einkaufswagen hinein spannte sein Shirt an den Oberarmen, sodass sie jeden Muskel spielen sah und sich vorstellte, wie er wohl nackt aussehen würde. Ihr Blick wanderte weiter an seiner schwarzen Hose hinunter und ihr Appetit auf diesen Kerl stieg. Gierig sah sie zu, wie er seine Hose zurecht zog und sein Shirt am Rücken in den Hosenbund der Jeans steckte. Wow! Wie aufreizend er war. Wollte er sie vielleicht damit provozieren? Könnte sie durch so eine Kaufhaussituation den Mann für’s Leben finden? Das wäre ein kaum nachvollziehbarer Zufall, aber einen Versuch wäre es wert. Emma lächelte zu ihm hinüber und versuchte, ihn mit ihren Gedanken dazu zu bewegen, sie anzusehen. »Schau mich an, dreh dich um!« Sie konzentrierte sich darauf, ihn anzudenken wie ein Hypnotiseur und bohrte ihren Blick in seinen Nacken. Prompt drehte er seinen Kopf in ihre Richtung, blickte sie seitlich aus den Augenwinkeln an und sah ihr gleich darauf tatsächlich ins Gesicht. Emma schluckte. Er hatte reagiert. Sie spürte Hitze in ihr Gesicht schleichen. Was sollte sie jetzt tun? Aber etwas stimmte nicht an seinem Blick. Als sähe er durch sie hindurch, irgendwie teilnahmslos. Dann sah er über sie hinweg und nickte in die Richtung hinter ihr. Sie drehte sich unsicher um. Eine Frau drängelte sich an ihr vorbei, wahrscheinlich war es seine. Emma ließ enttäuscht ihre Schultern hängen, die sie zuvor noch abwartend und vor lauter Spannung verkrampft, hochgezogen hatte. Das Lächeln in ihrem Gesicht verschwand. Es wäre ja auch zu schön gewesen. sie fühlte sich wie eine Idiotin. Wie konnte sie nur denken, dass er sie gemeint hatte? Hatte sie wirklich geglaubt, dass neue Kleidung und der ewige Gedanke an Sex ihr einen Mann zuspielen könnte? Was hatte sie falsch gemacht? Vielleicht sollte sie nicht so gierig nach den Männern sehen.

»Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort«, hieß es und bewahrheitete sich auch hier. Aber sie konnte nichts dafür, in ihren Gedanken waren plötzlich so viele Männer, die sie alle nicht haben konnte. Die Enttäuschung über diese verpatzte Begegnung sorgte dafür, dass Emma sich wieder für ein paar Tage zurück in ihr Schneckenhäuschen verzog. Zunächst dachte sie darüber nach, warum sie eigentlich allein war. Rein äußerlich war sie eine nicht schlecht aussehende Frau, zwar schon dreißig, aber noch begehrenswert genug. Vielleicht sollte sie mehr aus sich herausgehen und zeigen, was sie sich wünschte? Möglicherweise fand jemand Interesse an ihr, wenn sie begann, mit den Leuten zu sprechen, anstatt sich im Internet zu verstecken? Aber welchen Aufhänger sollte sie nehmen, um ein Gespräch anzufangen? Sie dachte an die Leute aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert, als die Frauen noch lange und pompöse Kleider trugen. Sie brauchten nur ihr parfümiertes Taschentüchlein zu verlieren und schon kam ein galanter Jüngling und hob es für sie auf. Leider gab es in der heutigen Zeit nichts, das ihr auf so unauffällige Weise einen Lover zuführte.

Wie hatte sich ihre Gedankenwelt verändert! Sie dachte ständig nur an das männliche Geschlecht. Julian hatte ihr bereits vor einer Weile die Augen geöffnet, für ein genussvolles Leben, das sie in ihren Träumen und vor dem Computer ausleben konnte, doch wie sah es mit der Wirklichkeit aus? So richtig traute sie sich noch nicht auf einen Mann zuzugehen, auch wenn ihr Ideal zum Greifen nah war. Noch spielte sich alles in ihren Gedanken ab und sie war noch nicht bereit, in die wirkliche Welt der neuen Männer einzutreten. Bis jetzt hatte sie ihre Scheu nicht abstreifen können, aber wer weiß? Vielleicht käme alles noch zu einem guten Ende und sie würde wirklich den Mann ihrer Träume finden. Wenn nur die verdammte Schüchternheit nicht wäre …

Sie saß auf ihrem Bürostuhl, dachte an Julian und stellte sich vor, wie sich seine Haut wohl anfühlte. Was er wohl tat, wenn er von der Arbeit nach Hause kam? Sie stellte sich vor, wie er seine Tasche abstellte. Seine Jacke hängte er bestimmt ordentlich über einem Kleiderbügel in die Garderobe. Dann würde er sich vielleicht, wenn er allein wohnte, seine Hose ausziehen und ordentlich auf die Stuhllehne hängen, damit sie keine Falten bekäme. Vielleicht öffnete er Knopf für Knopf sein Hemd. Bestimmt war er ein Anzugträger. Emma mochte Herren im Anzug, sie wirkten immer so elegant, so seriös und manchmal auch ein wenig wie ein Vorgesetzter. In ihren Gedanken spielte sich ein Film ab, sie sah förmlich, wie er sein Hemd auszog und das Unterhemd darunter ebenfalls von seinem Körper streifte. Er zog sich vor ihr aus. Er legte einen Privatstrip hin. Nur für sie. Emma lächelte verklärt und lehnte sich zurück, um ihren Traum nicht zu verlieren. Sie fantasierte, dass sie Julians nackte Brust berühren durfte und sie ihm ganz sanft den entblößten Oberkörper streichelte. Bis zu den Lenden berührte sie ihn hauchzart. Sie leckte ihre Lippen voller Lust und starrte vor sich hin. Ihre geistige Vorstellung ging noch weiter. Wenn sie auf den Rand seiner Unterhose traf, sah sie die Regung seines Schwanzes. Unter streichelnden Bewegungen zog sie die Unterhose von seinem Körper und schon sprang ihr sein Schwanz entgegen. Emma hatte sich inzwischen in ihrem Bürostuhl zurück gelehnt und die Augen geschlossen. Ihrer Fantasie freien Lauf lassend träumte sie weiter, dass sie dem schönen Penis nicht widerstehen konnte, weil er sich so mächtig und fest anfühlte. Sie würde sich zu ihm hinunter beugen und ihm zärtlich die Eichelspitze küssen …

Träume, Träume. Nichts als Träume. Sie ermahnte sich selbst, endlich aus dem Startloch zu rennen. Auf den nächsten Mann zu, dem sie begegnete. Ansonsten würde sie es vielleicht niemals schaffen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Julians eindrucksvollstes Mail bedeutete für Emma das Ende des Mauerblümchendaseins.

»Meine Prinzessin, nun sind wir schon richtig innig geworden, haben uns schon so oft zu herrlichen Höhepunkten verholfen und haben wunderbaren interaktiven Geschlechtsverkehr gehabt. Wir haben immer aneinander gedacht und wollen das auch weiterhin tun. Du wunderst dich, wie du dich geändert hast, vom zögerlichen Anfang bis zur jetzigen Vertrautheit. Egal, was du von nun an tust und wie dein erster Sex verläuft, ich wünsche dir viel Glück dabei! Du bist eine herrlich sinnliche, erotische Frau, die sehr gut genießen kann und soll.«

»Und soll …« Diese beiden Worte ließen sie innerlich aufspringen und spornten sie an. Ihr war auf einmal, als wenn etwas, das lange Zeit in ihr verborgen war, nun hinaus wollte: die Freude am Sex. Ihr Blickwinkel war verändert und sie war nun endlich bereit für die neue Welt. Im Geiste sah sie sich auf einer Sportbahn, die ihren Lebensweg bedeutete und Julian gab den Startschuss.


Emma saß beim Zahnarzt. Auch dort konnte sie sich ihrer erotischen Gedanken nicht wehren. Sie stellte sich vor, wie der Herr Doktor ihr eine schöne Stunde bereiten könnte, indem er seinen Fleischbohrer bei ihr ansetzte. In ihren Vorstellungen stand er ohne die weiße Arzthose vor ihr und fummelte statt in ihrem Mund, an ihren Genitalien herum, während sie, auf dem Stuhl gehalten, sich nicht widersetzen konnte. Sie wurde feucht bei dem Gedanken, ließ sich aber nichts anmerken. Wenn sie bei ihrer Bank war oder Behördengänge zu erledigen hatte, beobachtete sie die Leute und überlegte sich, wer von ihnen ebensolche Gedanken haben könnte wie sie, und wer wohl zu ihr passen könnte. Wer würde mit ihr schlafen und wie würden sie es machen? Wie waren sie bestückt?

Was jetzt? Sie könnte im Internet suchen. Sie hatte schon davon gehört, dass manche Paare durch das Internet glücklich geworden waren und viele Jahre zusammen verbrachten. Wenn sie sowieso jeden Abend den PC einschaltete, könnte sie sich genauso gut bei einem Flirtchat umsehen. An diesem Abend eröffnete sich ihr eine neue Welt, die sie bis dahin noch nicht kannte.

Nachdem sie einige Portale durchforstet hatte und immer nur auf Seiten stieß, bei denen sie teuer bezahlen sollte, änderte sie das Suchwort in »Flirtseite kostenlos« und wurde fündig. Sie meldete sich auch dort unter dem Namen Princess E. an. Sie wollte nicht damit anfangen, sich in jedem Chat mit einem anderen Namen anzumelden. Mit der Zeit könnte das umständlich und verwirrend werden. Die Empfehlung des Portals war es, ein Foto von sich zu präsentieren, damit sie mehr Chancen hatte. Weil sie mehr oder weniger anonym bleiben wollte, wählte sie ein Bild, das ihre Freundin Valentina einmal geknipst hatte. Emmas Gesicht war darauf mit den eigenen Haaren umhüllt, als sei es ein Schleier. So konnte niemand hundertprozentig sagen, dass es sich hierbei um Emma handelte. Im nächsten Moment hatte sie es hochgeladen. Sie sah sich auch die Fotos der Partnersuchenden an, erkannte an den ersten beiden Ziffern der Postleitzahl wo diese ungefähr wohnten und las ihre Eigenschaften. Sie erkundigte sich über ihre Wünsche, Hobbys, Vorlieben und was sie zu bieten hatten. Auch was sie sich von einer Partnerin erhofften. Sie sah sich alles an und bei den Männern, die ihr vorgeschlagen wurden und die ihr gefielen, konnte sie eine Kontaktpost senden. Es gab einen Chat-room, in dem sofort Nachrichten ausgetauscht werden konnten. Ein Mann mittleren Alters hatte bemerkt, dass Emma online war und schob sein Profilbild auf ihre Seite.

»Guten Tag, Lust auf eine Unterhaltung?«

Oh ja, das war genau das, was sie sich erhofft hatte. Und schon begann eine interessante Korrespondenz, von der sie von Anfang an begeistert war. Wie einfach doch alles war. Sie brauchte nur zu antworten und es entstand ein Gespräch. Ein Gespräch wiederum konnte zu einem Treffen führen. Womanizer nannte sich der erste Mann, mit dem Emma Kontakt aufnahm.

»Hast du auch so Frühlingsgefühle bei dem schönen Wetter?«, fragte er. Um aus dem Fenster zu sehen, brauchte sie den Bürostuhl nicht verlassen. Es war sicher eiskalt draußen, aber die Wintersonne schien hell und strahlend.

»Ja. Das kenne ich, sobald die Sonne scheint, sprießen die Gefühle.« Sie hatte genug Energie aufgebaut und schrieb überzeugt zurück.

»Bin dauergeil.« Womanizer setzte einen lächelnden Smiley hinter seinen Satz. Ob es ihm auch so ging, wie ihr? Suchte er unter angestautem Druck, wie sie? Hatte er die gleichen Fantasien, die er ausleben wollte? Es wäre traumhaft, mit ihm gleich einen Treffer zu landen.

»Bist du öfter hier?«, fragte sie.

»Nein, nicht so oft, ich mag es lieber echt.«

»Ich müsste erst wieder Sex üben, habe schon so lange nicht mehr«, gab Emma zu und tippte verlegen auf die Tasten.

»Echt? Wie lange?«

»Zwei Jahre.«

»Ohne Sex?«

»Ja.«

»Du lieber Gott, da sollte man was dran ändern!«

»Ja schon, aber ich weiß gar nicht, was ich machen soll«, kommentierte Emma ratlos. Sollte sie sich in seine Hände begeben? Sie kannte ihn doch gar nicht. Aber warum dann ihre ganzen Überlegungen? Sie ermahnte sich selbst. Jetzt bloß nicht kneifen, wozu machte sie all das schließlich? Ihr Ziel war so nahe.

»Baby, ich zeig dir, wie es geht.« Er würde es ihr zeigen? Wie schön, sie konnte sich gut vorstellen, sich von ihm leiten lassen und bräuchte sich am Anfang nicht anzustrengen.

»Du machst mich schon an, muss ich zugeben«, meinte Emma und wurde nervös. Zum ersten Mal saß am anderen Ende ein realer Mann, der ihr schrieb und der auch noch in ihrer Nähe wohnte. Im diesem Chat brauchte sie nicht zu warten, bis ihr Gegenüber eine Mitteilung las und sie per Mail beantwortete, wie es bei Julian der Fall war. Der direkte Kontakt war ein enormer Unterschied. Hier konnte sie sofort und ohne Wartezeiten live mit jemandem schreiben und sich sogar verabreden, wenn sie sich mit ihm verstand. Es überraschte sie nicht, als Womanizer die Initiative ergriff und sie direkt fragte, als könne er es selber nicht mehr abwarten.

»Ich möchte dich treffen.«

Er wollte sie treffen … wirklich? Das Abenteuer wollte jetzt beginnen. Jetzt oder nie. Irgendwann musste sie den Absprung ja schaffen. Emma überlegte kurz und ging schließlich darauf ein. Sie hatte lange genug gewartet, sich ja schon länger darauf vorbereitet und geplant, einen Mann im Internet kennenzulernen, mit dem sie ihre Fantasien ausleben konnte. So ergriff sie die Gelegenheit, denn wie so oft in ihrem Leben hatte sie den Eindruck, dass sie sich auf ihr Bauchgefühl verlassen konnte. Sie ließ sich von seiner Liebeslaune anstecken und wurde ebenfalls ungeduldig. Die Spannung stieg ins Unermessliche, wie dieser Mann wohl sein würde?

»Wie wär’s mit dem Autobahnhotel im nächsten Ort?«, fragte er.

»Ich wohne am anderen Ende der Stadt. Wo ist unser genauer Treffpunkt?« Sie zitterte vor Aufregung.

»Kennst du die Kreuzung am großen Stadttor?«

»Ja.«

»Dahinter ist ein Parkplatz, dort werde ich auf dich warten.«

Sie war gespannt, wie Womanizer wohl aussah, denn sie hatte kein deutliches Bild von ihm. Ob man sich mit ihm im realen Leben auch so gut unterhalten konnte, wie in dem Chat? Es wäre ihr lieb und recht gewesen, zunächst nur ein Frühstück mit ihm zu genießen, damit sie ihn kennen lernen konnte, aber spontan war aus der Situation heraus ein Date entstanden und Womanizer hatte ein Hotelzimmer gebucht. Emma freute sich trotzdem, denn schließlich war es ihr allererstes Date seit langem und sie wollte genießen, was da auf sie zukam. Immerhin konnte sie selbst entscheiden, wie weit sie gehen wollte. Sie traf sich mit einem Mann, der über sich praktisch nichts verraten hatte. Nicht, wie er lebte oder liebte, wie seine Interessen waren und wie er hieß. Er hatte spärliche Informationen in seinem Profil. Dreißig Jahre alt, ausdauernd und ungebunden hatte er angegeben. So sah also ein Blinddate aus. Voller Hoffnung fieberte Emma dem Treffen entgegen.

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276 s. 11 illüstrasyon
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9783960000655
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