Kitabı oku: «Teich-Gelüste»
CHARLES CUBON
TEICH-GELÜSTE
FISCHEN AM EROTISCHEN DREIECK
Roman mit sanfter Erotik
Charles Cubon arbeitet als selbständiger Grafik Designer, freischaffender Künstler und Architekt. Einige CIund Design-Projekte aus seiner Tätigkeit sind zu internationalen Bestsellern aufgestiegen.
Als Architekt gelang ihm die vorbildliche Rettung und Umnutzung historisch bedeutender Bauwerke, wobei die Creative Factory in Hamburg Eppendorf, mit dem Architekturpreis für beispielhafte Architektur, vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet wurde. Der Autor lebt und arbeitet in Schleswig Holstein.
Impressum
1. Auflage: November 2013
Copyright © 2013 by Charles Cubon
Titelseite, Illustrationen, Layout: Manfred Valentin Milz
Lektorat: Norbert Welz
Satz aus Times Postscript Indesign
Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-7283-3
Inhalt
Impressum Die Kugel der Angler Das Fenster der Aale! Der erste Biss! Immer, wenn der Lachs ruft! Die Pose ist weg! Die Wunde des Seewolfs Angerlatein Der Hecht im Karpfenteich! Frisch geräuchert! Doktorfische auf Entdeckungsreise Der erotische Angelhaken! Kein Wetter zum Fischen Die roten Lippen des Goldfischs Das Geständnis eines Anglers Der Backfisch von der Leine Wenn Schützen angeln gehen Eiskalte Dorade Der Traum vom Black Marlin Die Kunst des Angelns Die Zähne des Hais Angeln am Teich der Lust Fischen am Korallenriff Munteres Fischtreiben Lebenslang an der Angel Vom Fischen in fremden Gewässern Die Beichte des Anglers Abgetaucht zum Aalfang Bilanz des Anglers Wildes Anglerglück Ein schöner Fang Schluss mit der Angelei Vom Fressen der Fische Flash – Der Myriaden Code Guten Appetit!
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können Jean Paul Namen und Inhalte dieses Romans sind frei erfunden; Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Die Kugel der Angler
Ein sanfter Wind wehte mit leichter Briese über die Deichkrone und zog durch den lauen Sommerabend. Er tauchte hinab zu dem großen Elbteich, in dem sich der aufgehende Mond mit seinem silbrigen Schein spiegelte und die schwarze Wasserfläche in ein glitzerndes Lichtermeer verwandelte.
Aus der Ferne erklang das Rotorgeräusch eines Hubschraubers, der schnurstracks Kurs hielt. Zielgenau steuerte er auf den großen Elbteich zu. Dieser erbärmliche Krach durchbrach die Stille des abendlichen Naturschauspiels. Die sanften Geräusche der Tierwelt verloren sich im Lärm, der heran schwebte. Fassungslos starrte Leo zu dem fliegenden Brummer und fragte: »Was hat der vor, dieser Idiot?«
Mano zuckte mit den Achseln und rief: »Wahrscheinlich ein Polizeioder Rettungseinsatz. Was glaubst du, Jan?«
»Sieh mal! Der dreht bei und rauscht direkt hier rüber!«, bölkte Jan und verdrehte die Augen. Hubertus von Hochdonn hielt sich die Ohren zu.
»Der bläst uns gleich den Grill aus. Verdammtes Mistding! Verschwinde! Hau ab, stör’ nicht unseren ruhigen Abend«, ärgerlich blickte er zu dem kleinen Grill der zu explodieren drohte.
Sprühende Funken entwichen der Glut des lodernden Feuers. Von dem riesigen Blasebalg entfacht, schossen sie aus der glühenden Kohle heraus und flogen ihnen um die Ohren. Wie Glühwürmchen verteilten sie sich in den langen Gräsern der Umgebung. Angewurzelt standen die vier Angelfreunde im Lichtkegel der Suchscheinwerfer. Das strahlende Ungeheuer blendete sie wie die großen Augen eines Galaxie-Monsters.
»Verflixt! Ob zu Hause etwas passiert ist?«, schoss es Mano durch den Kopf.
»Die suchen einen von uns«, schrie Leo aufgeregt.
»Hat einer von euch was angestellt, Polizei, Zoll, Steuerfahndung?« Prüfend schaute er in die ahnungslosen Gesichter seiner Angelfreunde.
Die schwere Maschine rotierte über dem 4 ha großen Fischteich. Die große Power des Luftdrucks zog ihnen die Hautfalten ihrer erstaunten Gesichter glatt und ließ die Wellen springen wie Laubfrösche. Die ausgeworfenen Posen flogen durch die Luft. Sie stoben auseinander wie abgeschossene Pfeile aus einem Bogen. Schwerfällig drehte sich das fliegende Objekt, wie eine wild gewordene Riesenlibelle, um die eigene Achse. Gemächlich knatterte die Lärmbombe in einer großen Runde über ihre zerzausten Köpfe hinweg und donnerte zur gegenüber liegenden Deichkrone.
»Der sucht eine günstige Stelle!«, rief Mano erregt und verfolgte die gleißenden Scheinwerfer. Das grelle Licht erstrahlte in kreisenden Bewegungen und leuchtete gespenstisch den hohen Elbdeich aus. Auf einer nahe gelegenen Wiese der Deichniederung fand der Pilot, was er suchte. Sanft senkte er sein knallrotes Spielmobil herab und setzte es weich in die von Blumen erfüllte Sommerweide. Der enorme Luftdruck presste das lange wehende Gras zu Boden, so dass eine wie von Zirkelhand gezogene grüne Kreisfläche entstand. Die mächtigen Rotoren der Maschine wirbelten alles durch die Luft, was sich in ihrer Nähe befand. Blätter flogen in Massen von den Bäumen und rauschten ihnen mit hoher Geschwindigkeit um die Ohren. Als seien sie von einem Orkan entfacht trieb der warme Sommerwind sie hinaus in die Weiten der Marschlandschaft.
Die schroffen Schilfrohre des Teichrandes beugten sich zum Wasserspiegel und versanken in den Fluten. Die zuvor beschauliche spiegelglatte Fläche verwandelte sich in ein aufschäumendes Wellenmeer, das von tausenden Windstößen angetrieben wurde. Die Äste der mächtigen Bäume bogen sich vom Sturm und ein starkes Rauschen ihrer Blätter erfüllte die warme Sommerluft. Aus den Büschen flüchteten zwitschernd die Vögel. Rotierende Libellen rasten erschrocken davon.
Im Lichtkegel der Scheinwerfer tanzten Schwärme von Mücken. Millionenfach schwirrten sie dem hellen Licht entgegen, das weit in den Horizont strahlte. Langsam verhallte der höllische Lärm. Aus den Wiesen erklang das Zirpen der Grillen. In der Ferne stachen die knallgelben Weizenfelder hervor, durchflochten von Millionen Kornblumen und Klatschmohn. Mit sanften Bewegungen tanzten sie im Kegel des Lichtes. Völlig verdutzt sah sich die Gruppe an. Jan ergriff das Wort und vermutete ärgerlich: »Ich glaube, das ist Erni. Der Dussel hat in Frankfurt bestimmt seinen Flieger verpasst.«
Gespannt verfolgten sie die unwirkliche Szene, als sich die Tür des Krachmachers öffnete. Tatsächlich, er war es. Umständlich kroch er heraus. Freudestahlend und bepackt bis über beide Ohren kam er ihnen entgegen. Völlig außer Atem begrüßte er sie stürmisch. Mit einem Wink verabschiedete er sich von dem Piloten. Sogleich starteten die mächtigen Rotoren und erfüllten mit ihrem erbärmlichen Lärm die lauwarme Luft. Donnernd hob die Maschine vom Boden ab. Sie verabschiedete sich auf so stürmische Weise, wie sie gekommen war und verschwand in dem violetten Schein des Abendhimmels Richtung Hamburg.
»Hab’ ich was verpasst?«, fragte er aufgeregt und sah mit großen Augen gierig auf die frisch gezapften Bierkrüge.
»Na, zum Glück haben die ja einen Deckel. Suchend langte er in seine Tasche und holte eine kleine silberne Kugel hervor.
»Hier ist die Kugel der Angler.« Den kleinen Roulettetisch, den er im Arm hielt, stellte er ab und meinte: »So war es doch vereinbart Freunde, damit es immer schön spannend bleibt.« Er legte die Kugel auf die Scheibe und rief: »Ich bin schon ganz gespannt darauf, wer mit unserem erotischen Spielchen beginnt und wer als Nächster folgt.«
»Wo hast du dein Manuskript?«, fragte Leo aufgebracht. Lässig zog er es aus seinem Pilotenkoffer und winkte ihnen zu.
Na und! Wo sind eure Wortfetzen, zeigt mal her.«
Sie griffen sich ihren Papierstapel und hielten ihn hoch. Mit zufriedener Miene nickte er und rief: »Ich brauche jetzt ein Bier, Jungs!« Jan stand am Zapfhahn und reichte ihm eins der frisch gezapften Bierchen. »Nimm’ meins, wir haben schon ein paar gezischt«, sagte er und prostete ihm fröhlich zu.
Verwirrt sahen sie sich an. Alle waren noch leicht benommen von dem ohrenbetäubenden Lärm und dem höllischen Druck in ihren Gehörgängen.
»Ich dachte schon das war der Zoll und die holen Jan jetzt ab«, meinte Leo und rief lachend: »Herzlich Willkommen, du alter Sack!« Erni stürzte sich auf das Glas wie ein Verdurstender, klappte den Deckel hoch und schüttete das Bier in sich rein.
»Lecker!« Er wischte sich den Schaum von den Lippen und rief: »So Freunde, es kann starten!«
Erwartungsvoll sahen sie sich an. Mano blickte zu Leo und blaffte ihn an. »Leg los Junge, lass’ die Kugel rollen!«
»Okay, ihr geilen Böcke! Hier ist die Kugel – es geht los!«
Mit einem kraftvollen Schwung seiner Riesenpranken drehte Leo die Scheibe des kleinen Roulettes und ließ die Kugel roullieren. Die Zahlen rasten an ihren Augen vorüber und sie warteten gespannt darauf, wen sie sich als Ersten aussuchte. Vibrierend und hüpfend zischte sie über die keinen Segmente und hopste wie ein davon rennender Hase im Zickzack über die bunte Scheibe. Das leise Knistern des Feuers und ein Zirpkonzert von Millionen Grillen durchbrachen die Spannung, die in der Luft lag. Nach endlosen Umdrehungen beruhigte sich langsam der Schwung und drehte sich immer gemächlicher um die eigene Achse. Mit lautem Hops-hops und Klickklack-klick sprang die Kugel über die Zahlenkette, die als grau schillernder Streifen aus dem Wirrwarr der Farben im Schein des flackernden Grills heraus stach. Die Drehzahl verringerte sich. Die ersten Farbfelder wurden sichtbar und die Kugel kreiste in einem der Felder herum. Doch urplötzlich schoss sie noch einmal eine Runde weiter, bis sie sich endlich in einem Segment verfing und die Kugel genau vor Jans Nase anhielt.
»Na fein! Ich darf der Allererste sein!«, rief Jan aufgeregt.
»Meine Story ist die allergeilste! Aber zuerst noch mal prost! Die Deckel hoch und weg mit dem eiskalten Saft!« Fröhlich ließen sie die Deckel hoch klicken und genossen in großen Schlucken die frisch eingeschenkte Gerstenkaltschale.
Leo leerte in einem riesigen Zug sein Glas, er ließ es in sich hinein laufen, als würde eine Flutwelle sich ihren Weg durch die geöffneten Schleusentore bahnen.
»Was machen deine Rippchen, Mano?«, fragte er und wischte sich den Schaum vom Mund.
»Sind gut durchgegart! – Praktisch fertig«, antwortete Mano und stocherte mit der Fleischgabel in dem saftigen Stück Fleisch herum.
»Schmeiß mal eine Rippe rüber, ich brauche noch eine kleine deftige Stärkung, bevor ich euch von der Entdeckung meines Lebens berichte und die Erfahrungen vom aller ersten Mal schildere. Die waren so ungeheuerlich, dass ihr euch gegenseitig die Angelruten um die Ohren schlagen werdet!«, rief Jan aufgeregt in die Runde. Alle lachten vergnügt und stürzten sich wie hungrige Wölfe auf den Grill, schnappten sich eines der köstlich duftenden Schweinerippchen, welches von einer herzhaft gewürzten Kruste umhüllt war.
»Ratet mal, was ich gesehen habe, als ich hier herüber geflogen bin?«, meinte Erni süffisant.
»Ja, was denn wohl?«, fragte Leo neugierig. Allgemeines Achselzucken ging durch die Runde.
»Na, was schon, du Blödmann?«, meinte Jan gleichgültig. »Den Teich, der liegt doch vor deiner Nase, die Elbmarsch, die Kornfelder, die Kühe, Schafe oder Fohlen, der Deich, die Pinnau, die Krückau.«
»Nee, der Pilot hat mich darauf aufmerksam gemacht, ich selbst wäre auch nicht darauf gekommen.«
Huby sah ihn an und meinte: »Was denn genau? Die Form, die Größe, die Länge, die Breite, die Wassertiefe, die Schilfrohre, die Fische, die Halbinsel auf der wir hier sitzen?«
»Ja, schon nicht so schlecht«, antwortete Erni und grinste sie unternehmungslustig an. Mano erahnte was Erni meinte und meldete sich zu Wort: »Ich kann mir schon denken, was der meint. Der hat aber ein feines Gespür dafür, was die Damen so unter ihren Röcken verbergen.«
»Jo, jo«, verriet Erni lachend! »Genau, das ist’s. Na Freunde dämmert es langsam bei euch?«
»Nun erzähl schon!«, rief Leo ganz neugierig.
»Lass Mano das erklären. Ich will jetzt wissen, ob er recht mit dem hat, was er sagte.«
»Also, ich habe mit Monique einen Rundflug über die Elbmarsch gemacht und im Anflug aus der Richtung des Helikopters sah ich ein wunderschön geformtes zweischenkeliges Dreieck, als hätte es der liebe Gott in einem erotischen Anfall dort hingezaubert. Zwei wuchtige Oberschenkel, die in eine breite Beckenform mündeten, bildeten die Wasserfläche. Sie umschloß die kleine Insel des erotischen Dreiecks. Dazwischen lag der schmale Grad, der die beiden wildbewachsenen Hügelchen trennt und genau wo wir jetzt sitzen, war die heiße Zone. Wir hocken sozusagen genau über der Ritze.« Mano zeigte auf die ausgehöhlte Schleppbucht der Böschung, in der sie ihren Ruderkahn an Land ziehen konnten.
»Hallo Freunde! Benehmt euch hier anständig, wir sitzen sozusagen auf dem Quell des Lebens. Ganz so wie es: Gustave Courbet in seinem Gemälde: »Der Lebensquell«, so erotisch dargestellt hat.«
Alle lachten und Jan meinte: »Das sehe ich mir an! Dann mache ich ein paar Fotos, die schicke ich meinen geilen Kunden zu Weihnachten mit einer Einladung, sich auf St. Pauli von den Engelchen das Halleluja blasen zu lassen.«
Leo fragte: »Na, Jungs, seid ihr alle gesättigt? Dann kann es ja los gehen.« Leo stand auf, steckte sich eine seiner Pfeifen an und warf einen letzten prüfenden Blick auf das flirrende Schauspiel der Wasserfläche, die nur von einem beplankten Holzsteg der zum Festland hinüber führte durchtrennt wurde. »Nichts mehr los, nach dem Krach! Alle Fische sind weg, die Posen leuchten. Sie stehen ruhig im Wasser! Die Kugel der Angler hat dich ausgeguckt: Kannst anfangen, Jan«, meinte Leo erwartend und zog genüsslich an seiner qualmenden Pfeife.
»Na denn!«, rief Jan mit seiner lauten Löwenstimme, die weit über die Wasserfläche schallte und dieses Idyll der spannungsgeladenen Ruhe durchbrach.
»So, aufgepasst! Und schön die Schlappohren in Position stellen! Jetzt gibt’s gleich was Steiles. Es geht los Freunde! Der Titel lautet: Das Fenster der Aale!«
Das Fenster der Aale!
Der Motor heulte auf, als der kleine Kastenmatador durch die ausgestorbenen Weiten der Marschniederung schaukelte und wippte. Der klapprige Wagen wurde von dem holprigen Kopfsteinpflaster der alten buckeligen Fahrbahn derart kräftig durchgeschaukelt und geschüttelt, dass es dem Sohn des alten Jak de Miesrè fast schlecht wurde. »Verdammt, warum hat der Alte es denn heute so eilig?«, dachte sich Jan und fragte ihn: »Warum rast du heute so? Mir ist schon ganz übel von der elenden Schaukelei.«
»Heute ist Zahltag! Da muss ich noch so drei bis vier Besuche erledigen«, antwortete er leicht unwillig über die blödsinnige Fragerei seines Sohns und rief ihm lauthals zu: »Jetzt nerv mich nicht. Halt deine Klappe, wir sind ja auch gleich da.«
Nach einer endlos langen Strecke, die noch folgte und die er, ohne weitere Fragen zu stellen, über sich ergehen ließ, tauchte an dem glasklaren kalten Morgen das ersehnte Ortsschild am Straßenrand auf. An der Einfahrt des Dorfes reduzierte der Alte, wie er ihn immer nannte, die Geschwindigkeit und hupte zweimal kurz hintereinander. Das Zeichen für die Kundinnen, dass ihre frischen Waren jetzt eingetroffen waren und ausgeliefert werden konnten. Mit steif gewordenen Gliedern stiegen sie aus der unterkühlten Fahrerkabine.
Der Alte humpelte um das Fahrzeug herum. Mit mit hektischem Griff öffnete er die Ladefläche, rollte er die Plane des Kastenwagens hoch und befestigte sie am oberen Ende des Daches. Vor sich hin fluchend fummelte er die eiskalten, von Raureif benetzten Lederschlaufen durch die Halterung. Danach zog er mit flinker Hand einige Kisten hervor, die sie bei zwei Kundinnen ausliefern sollten. Mit einem Schalk in den Augen sagte er zu Jan: »Hier, nimm die Kiste und bring sie zu Frau Stern. Du weißt ja, wo sie wohnt. Ich bringe derweil die anderen beiden zu Frau Berger. Alles klar Jan?«, fragte er breit grinsend.
»Ja, klar Vater, mache ich, bis dann.«
»Brauchst dich nicht beeilen, es könnte eine Zeit dauern, bis ich mit ihr alles abgerechnet und verrechnet habe. Die hat inzwischen ’ne ganze Latte bei uns anschreiben lassen.« Er sortierte noch einige Flaschen Wein in seine Kiste und machte sich auf den Weg. Zügig humpelte er zu der von der Straße zurückliegenden reetgedeckten Fischerkate.
Frau Bergers Mann war Berufsfischer und Jak de Miesrè kaufte ab und zu einen fetten Aal oder einige der leckeren frischen Fische bei Frau Berger. Entweder verrechnete er die Ware mit ihren Schulden, tauschte sie ein oder handelte sie ihr ab, um sie auf dem Weg an den nächsten Kunden weiter zu verkaufen. Ein Geschäft bei dem niemand, außer ihm selbst, einen Durchblick hatte. Und schon gar nicht seine sorgengeplagte Frau. Der er oft soviel vorrechnete und hin und her kalkulierte und diverse Positionen verrechnete, bis sie ganz besoffen von seinem Zahlenwerk war und erschöpft aufgab, ihn zu kontrollieren. Skeptisch sagte sie nur: »Jak, ich versteh das zwar alles nicht, aber lass nur, du wirst das schon richtig machen.«
Jan sah dem Alten noch kurz hinterher und machte sich auf den Weg zu Frau Stern. Es war äußerst mühsam für ihn, diese übervolle und schwere Kiste den langen Weg durch die Wiesen zu schleppen, die links und rechts des holprigen Weges lagen und zu dem schönen alten reetgedeckten Marschenhof führten. Aber ihn beflügelte der Gedanke, dass eventuell ihre hübsche Tochter, auf die er ein Auge geworfen hatte, die Tür öffnete. Katja war eine muntere Dorfschönheit, ihre Erscheinung betörte ihn und innerlich begehrte er sie heiß. Er glaubte sogar in ihren blaufunkelnden Augen feurige Blicke entdeckt zu haben, wovon er annahm, dass auch sie für ihn ähnliches empfand. Doch leider wurde Katja von den Mitgliedern ihrer Familie so sehr behütet und bewacht, dass er sie noch nie allein hätte treffen können. Begleitet von den schallenden Hufen der Pferde, die aufgeregt in vollem Tempo an der Hofweide entlang galoppierten, erreichte Jan die Haustür. Er stellte die Kiste ab und drückte erschöpft den Klingelknopf.
Nach kurzer Wartezeit erblickte er durch die mit einem feinen Muster geschliffenen Glasscheiben die schlanke Silhouette seiner nächtlichen Träume. Knarrend drehte sich der schwere Schlüssel im Schloss der alten geschnitzten Holztür. Stürmisch wurde sie geöffnet und Katja strahlte ihn an. »Komm schnell herein, Jan.« Er griff sich die vollbepackte Kiste, mit einem kräftigen Schwung, als wäre nichts darin und eilte über die Schwelle in den dunklen Flur.
»Ist verdammt kalt heute«, sprach er mit zitternder Stimme. Jan rieb sich die eisigen Hände und sah sie verlegen an.
»Komm in die Küche, da ist es schön warm«, forderte sie ihn auf und verwöhnte ihn mit einigen provozierenden Blicken.
»Meine Mutter ist noch im Stall. Sie melkt noch die Kühe, sie kommt ganz sicher bald zurück.« Sie setzte sich auf die kleine Holzbank die neben dem heißen Herd stand. Das Köcheln der Töpfe durchbrach die Stille des Raumes. Erregt flüsterte sie: »Setz’ dich doch zu mir, ich beiße nicht.«
Zögerlich setzte er sich zu ihr. Jan wurde bei ihrem Anblick so heiß, das ihm zugleich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Munter erzählte die Dorfschönheit, dass sie in zwei Jahren ihr Abitur machen würde und wenn er Lust hätte, könne man sich treffen und mal etwas zusammen unternehmen. Dann wohne sie in Kiel und er würde ja wahrscheinlich auch dort sein Studium beginnen. Jan wurde es bei dem Gedanken seiner letzten Zeugnisse ganz mulmig und er meinte nachdenklich: »Das steht noch in den Sternen, ich werde es wohl nicht ganz schaffen. Ich habe viel zu wenig Zeit zum pauken. Denn ich muss ständig meinen Eltern helfen, damit der neue Laden, den mein Alter kürzlich in Hamburg übernommen hat, in Schwung gebracht wird.« Das Ticken der Küchenuhr machte ihn nervös. Um abzulenken, fragte er sie gespielt neugierig: »Wie viele Kühe habt ihr denn auf eurem riesigen Hof?«
»120 Stück«, kam spontan die Antwort. Voller Stolz sprang Katja auf und ging zur Tür, die in den kleinen Vorflur zum Stallbereich führte.
»Komm mit, wir gehen in den Stall, ich zeige sie dir.« Doch als sie die Klinke drückte, kam schon Frau Stern herein gepoltert. Erstaunt schaute die alte Stern zu Jan. Mit einem erregtem Seitenblick auf die Kisten blaffte sie ihn unwirsch an: »Nächstes mal kommst du gleich hinten über den Hof! Du weißt doch genau, dass wir um diese Zeit noch mit den Rindviechern zu tun haben!« Völlig eingeschüchtert antwortete er: »Entschuldigen sie bitte! Ich habe nicht daran gedacht und der Weg zur Haustür bei der Kälte war einfach kürzer.«
»Aha, auch noch faul! Was?«, schnauzte sie zurück und meinte: »Wo ist die Rechnung?«
»Hab’ ich in der Tasche! Moment, ich hab’ gleich den Zettel.« Jan wühlte seine Taschen durch. Vorsichtig zog er das durch den Druck der schweren Kiste völlig verknickte Papier aus seiner Hosentasche.
»Gib’ schon her!«, bellte sie ärgerlich.
»Mal nachrechnen, ob das auch alles stimmt. Denn dein Vater hat mich schon zweimal beschuppst. Katja, kontrolliere das mal schnell! Aber bitte genau nachrechnen.« Mit hochrotem Kopf kramte die Tochter einen Bleistift aus dem Schubfach des rustikalen Küchentisches. Sie überflog den Zettel, addierte blitzschnell die lange Zahlenkolonne und rief erstaunt: »Er hat sich verrechnet, Mutter! Um 5 Mark!«
Frau Stern fauchte: »Wusste ich doch!«, und fügte in meckerndem Ton hinzu: »Dieser alte Gauner ist ein richtiger Leuteanschieter.«
Katja schmunzelte und entgegnete: »Nein Mutter, er hat 5 Mark zu wenig abgerechnet. Genau um die Summe wird es jetzt teurer.« Ungläubig nahm Frau Stern den Zettel und rechnete umständlich nach, aber sie erzielte das gleichen Ergebnis.
»Lassen Sie es nur bei dem Betrag, Frau Stern. Bei einer besonders guten Kundin, wie Ihnen, zieht er manchmal einen Bonus ab«, versicherte ihr Jan.
»Na, ja, dann wollen wir das mal glauben«, erwiderte sie gespielt freundlich, fasste ihn beim Arm und begleitete ihn zur Tür. »Tschüs denn und schöne Grüße bestellen. Nicht vergessen!«
Wütend über die alte Hexe machte er sich auf den Rückweg zum Haus von Frau Berger. Vergeblich hielt Jan Ausschau nach dem Wagen seines Vaters, der ihm manchmal schon ein Stück entgegen gefahren kam. Aber er stand unberührt dort, wo er ihn verlassen hatte. Er beeilte sich nicht sonderlich und bummelte zurück, aber nichts geschah.
Als er an dem Wagen ankam, stieg er auf das Trittbrett der Ladefläche und löste die festgefrorenen Lederschlaufen, dabei blickte er in die menschenleere Küche. Er wartet noch einen Moment ab, aber es regte sich nichts.
»Komisch«, dachte Jan und glaubte, sie würde ihm noch einige Fische verkaufen, die ihr Mann in dem kleinen umgebauten Backhaus auf dem Hinterhofe räucherte und lagerte. Er verschloss die Plane des Fahrzeugs und ging hinüber zum Hofplatz der Bergers. Aber es war niemand zu entdecken und alles war verschlossen. Sein Alter war jetzt schon eine Zeit lang bei ihr und es dauerte bei einigen besonders guten Kundinnen immer eine Ewigkeit, bis er wieder hinaus kam.
Zögerlich schlich er sich an der Backsteinwand des Hauses entlang bis zu einem kleinen, fast vereisten Sprossenfenster. Neugierig schaute er hindurch. Sein Blick landete in der guten Stube von Frau Berger. Durch die leicht beschlagenen Scheiben sah er schemenhaft zwei Gestalten, die eng umschlungen auf dem Kanapee wild hin und her schaukelten. Er glaubte, bei dem, der oben drauf lag, die bekannte kahle Glatze seines Alten zu entdecken. Tatsächlich, er war’s. Sein Hut, Jaks Klamotten, lagen wild durcheinander auf dem Boden verstreut. Erschrocken rückte er ein kleines Stück zur Seite und fand sich im Schutz eines großen dunkelgrünen Taxusbusches wieder, aus dessen Perspektive er dem nie zuvor gesehenen Treiben viel vorteilhafter zusehen konnte. Er beobachtete die Aktionen der beiden äußerst genüsslich. Fasziniert lugte er zwischen den zwei edlen Weingläsern hindurch, die auf dem Fensterbrett standen. Eines davon trug die Spuren des knallroten Lippenstiftes, den er der ansehnlichen Frau zuschrieb. Er hatte sie nie so richtig aus der Nähe gesehen und draußen ließ sie sich nicht blicken, weil der Alte ihr die Kisten ins Haus schleppte und alles, was mit ihr zu tun hatte, allein erledigte.
Jan war völlig überrascht von der gepflegten Erscheinung, die er jetzt erstmalig aus der Nähe betrachten konnte. Voller Erregung folgte ihr Kopf den rhythmischen Bewegungen ihres füllig proportionierten Körpers, der aber von seinem Alten noch größtenteils bedeckt wurde. Sie hatte schöne, weiße, lange Beine, die den feisten Hintern des Alten fest umklammerten. Ihre mächtigen weißen Schenkel zuckten und vibrierten, als er ihre verzückt laut jauchzende Stimme vernahm. Es vermischte sich mit dem dunklen Stöhnen seines Alten. Langsam beruhigte sich das Treiben der beiden und sie lockerte ihre Beine, worauf sich Jak de Miesrè behäbig aus ihrer Umklammerung befreite. Erschlafft ließ er von ihr ab und raffte sich auf. Jan erkannte im Gesicht des Alten, dass er völlig außer Puste war. Schwer atmend drehte der Alte sich um, schlich zum Fenster und öffnete es einen Spalt breit. Dann hakte er es ein und langte nach seinem Glas welches auf dem Fensterbrett stand.
Schockiert wich Jan zurück und drückte sich noch tiefer in den Busch hinein. Doch ein heftiges Stöhnen veranlasste ihn, nochmals mit aller Vorsicht, durch das Fenster zu lugen und er traute seinen Augen nicht. Sein Alter zog sich an und machte die Hose zu. Jans gierige Blicke schweiften zum Sofa hinüber, auf dem die spärlich bekleidete Dame des Hauses sich ungeniert und nur genussvoll rekelte. Plötzlich schnellte ihre Hand in den Hosenschlitz des Alten, griff sich seine Männlichkeit und bewegte sie hin und her. Unwillig ließ sein Alter sich diese Aktion kopfschüttend gefallen. Ihre andere Hand glitt sanft zu ihrem weichen Moosflies und machte sich in schnellen Bewegungen daran zu schaffen. Eifrig fingerte sie daran herum, bis ihre Atemstöße sich in ein lautes und heftiges Stöhnen verwandelten und sich hinaus durchs Fenster flüchteten. Ihre lechzenden Töne, die sich in Jans Ohren bohrten, klangen für ihn wie eine Musik, die von Meisterhand komponiert wurde. Sie schien ein großes Talent für diese Art von Vergnügen zu haben. Da beide so sehr mit sich beschäftigt waren, konnte Jan den Anblick ihres Körpers geniessen, der in weichen, hügeligen Konturen sanft dahin floss.
Jans Herz raste. In seiner Hose pochte es und klopfte es. Dort machte sich sein ungelenker und unerfahrener Zauberlehrling bemerkbar, als er den wilden, nach Liebe rufenden und erotisch klingenden Lauten aus ihrem Munde lauschte.
»Verdammt, dieser blöde Trottel« , dachte er sich. »Er hat es nicht fertig gebracht, ihre lechzende Wollust so galant zu vollenden, dass sie jetzt selbst noch Hand anlegen musste, um sich zu befriedigen«.
»Du geiler, fauler Bock!« schrie sie ihn an. »Gib mir dein Ding her! Komm, komm, ahhh!, rief sie. Ohhh, Jak, vernasch’ mich. Oh, lala, er ist ja so müde schlaffe Geiling. Macht er doch sonst nicht mit dir«, rief sie völlig erregt und war außer sich von der Macht ihres unbefriedigten Zustands. Weinerlich und den Tränen nahe schluchzte sie: »Was hast du mit dem Weichling gemacht, der ist ja heute lustloser, als der schlaffe Kostverächter meines Mannes. Komm’ her, ich werde ihn schön aufmuntern und in Form bringen.« Erregt zog sie die sanfte Hügellandschaft ihrer weißen Schenkel vom Kanapee und drehte sich schwungvoll zu seinem Alten. Jan war begeistert, denn er erhielt einen direkten Blick auf das weit geöffnete Tal der Könige. Zwischen ihren weit gespreizten Beinen stach ihre rosige Liebesgrotte aus dem schneeweißen, wohlgeformten Körper hervor. Er betrachtete gierig das ekstatische Fingerspiel ihrer carraraweißen Hand, die von leicht bläulichen Adern durchzogen war. Ihr Körper hatte den sanften Glanz und die Anmut einer polierten Marmorfigur, der nur durch das dunkle blutrot ihrer Fingernägel und die rosige Farbe ihres erregten Vulkans durchbrochen wurde, an dessen weichen Lippen ein seidiger, pechschwarzer Flaum wuchs.
Jans Herz tobte in seiner Brust, als er erstmalig in seiner vollkommenen Unschuld einen solch erquickenden Anblick genoss. Am liebsten hätte er das Fenster aufgerissen und wäre hindurch gestiegen, um ihr das geile Ding, was unentwegt im Takt seines Verlangens pochte, dort hinein zu stoßen, wo sie es verlangte. Er würde ihr schon geben, wonach Sie sich so wild sehnte, und zwar so, dass ihr hören und sehen verging. Voller Verlangen befreite Jan seinen steifen Liebesdiener aus seiner Zelle, um den feurigen, hämmernden Pochmeister abzukühlen. Doch die eisige Kälte schien ihm nichts auszumachen. Zur Befriedigung seiner Triebkraft machte er sich daran, ihm das nötige zu besorgen. In seinem maßlos erregten Zustand erblickte Jan, wie sie das schlaffe Ding seines Alten aus seinem Versteck hervorzauberte und einen letzten Versuch unternahm, ihn mit ihren fülligen Lippen aufzumuntern.
»Hat keinen Zweck heute«, vernahm er aus der brummigen Stimme seines Alten. »Ich habe zu viel Stress mit meinem neuen Laden in Hamburg, das läuft alles nicht so, wie ich mir das vorstelle. Tut mir leid Süße, ein anderes mal wird’s um so schöner.« Enttäuscht schob sie den matten, abgeschlafften Hängelino zurück in den Hosenbund.
Völlig unbefriedigt und mit einem verachtenden Blick zog sie ihre malerischen Schenkel zusammen und verschloss den Anblick auf das Tal der Könige. Mit traurigen Augen ließ sie sich zurück in die weichen Kissen des Kanapees fallen.
Durch den offenen Fensterspalt genoss Jan den Anblick ihrer großen, weißen Marmorbrüste, aus deren Zentrum die zartrosa Wölbungen der voller Erregung geschwollenen Blütenknospen sprossen. Mit schluchzender Geste zog sie ihre Beine nochmals auseinander und eröffnete erneut die Aussicht auf ihre betörende Zauberhöhle, über die sie mit melancholischen Bewegungen ihrer Hand hinwegstrich. Mit enttäuschter Miene rief sie dem Alten zu: »Muschi, sag’ dem Jak auf Wiedersehen!«, dabei spreizte sie mehrfach gekonnt, mit zwei Fingern die weichen fülligen Lippen des roten Vulkanrandes und sagte überlaut: »Mach winke, winke!«