Kitabı oku: «Tag der Drachen», sayfa 6

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Nach diesem Akt war eine kleine Pause nötig. Die Protokollanten hatten alle Hände voll zu tun, um die vorgefertigten Protokolle um den Namen des Prinzen Bao zu erweitern. Nun war auch klar, warum die Anwesenheit Hong Lis für den Kaiser so wichtig war. In den Protokollen mussten alle Gratulanten, deren Wünsche und Beteuerungen und manchmal auch deren Geschenke genau verzeichnet werden.

Hong Li musste sich noch umsetzen, direkt neben seinem Vater. Die Kaiserin musste nach hinten rücken und durfte hinter ihrem Sohn Platz nehmen. Endlich begann die Audienz, die bis zur Mittagszeit nicht abreißen wollte. Mit stoischer Gelassenheit, aber mit sehr viel Würde ließen Yong Zheng und Prinz Bao das alles über sich ergehen.

Als die Verwalter und Herzöge der 30 Provinzen ihre Aufwartung machten, hielt es Yong Zheng für angebracht, auch den Fall SHANXI zu besprechen. Er ließ die Gefangenen Yun Reng und Lirong Bao Fuca vor den Thron bringen. Auf die nochmalige Befragung der Gefangenen, nach dem Grund und Hergang des Überfalls, schimpfte Yun Reng und zweifelte mit lauten Worten die Zuständigkeit dieses Gerichtes an und auch die rechtmäßige Thronbesteigung seines jüngeren Bruders Yong Zheng.

Fuca dagegen warf sich zu Boden, bereute seine Fehleinschätzung bei dem Überfall und erklärte dieses Fehlverhalten für unverzeihlich. Er verwies aber auch auf die über Generationen hinweg bestehende Freundschaft mit dem Kaiserhaus und an die Zeit, in der er und seine Familie die Provinz absolut loyal und erfolgreich verwalteten. Zu Prinz Bao hingewandt, erklärte er, dass er ihm nie ein Leid zufügen wollte, ja es gar nicht könnte. Für ihn galt der Befehl, Hong Li in LINFEN einige Tage gastfreundlich zu bewirten. Wenn aber Hong Li bis LINFEN nicht aufgefunden werden konnte, dann sollte er dem Trupp aus TAIYUAN entgegenreiten. Er konnte nicht wissen, dass Yun Reng den Trupp des Kaisers überfallen wollte. Und er war über den Angriff der eigenen Leute sehr überrascht. Fünf seiner Männer hatten dabei ihr Leben verloren. Als das Missverständnis von Yun Reng aufgeklärt war, rief Yun Reng zum Angriff. Seine Männer mussten folgen, denn Yun Reng war ihr Vorgesetzter. Er selbst habe in den Wirren nicht gewusst, gegen wen sie ankämpfen sollten. Er sei Verwalter und Beamter, kein Kriegsherr. Hätte er aber gewusst, dass dieser Angriff der kaiserlichen Garde galt, dann hätte er den Befehl verweigert und sein Leben für den Kaiser hingegeben.

Yong Zheng war beeindruckt von so viel Loyalität und Aufopferungsbereitschaft. Er kannte den Vater von Lirong Fuca gut und auch ihn selbst aus früheren Treffen. Er und seine Familie wurden schon oft im Hause Fuca in TAIYUAN empfangen und immer sehr gastfreundlich und wohlgesonnen aufgenommen. Nach der gestrigen Diskussion innerhalb der Kaiserfamilie sollte ein Abkommen getroffen werden, das das Haus Fuca fester an das Kaiserhaus binden sollte.

„Lirong Bao Fuca, früher warst du dem Kaiserhaus loyal verbunden. Bis zur Einsetzung von Yun Reng, haben du und dein Vater die Provinz SHANXI erfolgreich verwaltet. Das Haus Fuca hat dabei meinem Vater gute Dienste geleistet.“ Um seinen Worten mehr Bedeutung zu geben, machte Yong Zheng eine kleine Pause. „Wollt ihr das künftig auch für mich tun und die Provinz SHANXI befrieden und die Bevölkerung zu treuen Untertanen machen?“

Damit hatte Lirong Fuca nicht gerechnet. Er wollte es nicht glauben. Der Kaiser ging auf ihn zu, zerschnitt symbolisch seine Fesseln und erlaubte dem Herzog aus dem Kniefall aufzustehen. Ein Raunen ging durch die Menge.

„Als Pfand für die Loyalität des Hauses Fuca werden wir deine Tochter Xiao Xian am kaiserlichen Hof behalten. Sie wird dort als Zofe der Kaiserin ausgebildet und die kaiserlichen Schule besuchen.“ Wenn du, Herzog Lirong Bao Fuca, damit einverstanden bist, dann kannst du morgen mit deiner Familie zurück in die Provinz SHANXI.“ Der Herzog war überglücklich und bedankte sich für die Gnade und schwor, als rechte Hand des Kaisers, SHANXI zu verwalten und in eine erfolgreiche treue Provinz umzuwandeln.

„Und du, mein Bruder Yun Reng, du musst in Arrest bleiben, bis deine Schuld oder Unschuld bewiesen ist. Ein Ausschuss wird die Sachlage genau prüfen und über deine Zukunft entscheiden.“

Dies war ein guter Schachzug von Yong Zheng. Erstens ließ er Gnade walten, zweitens holte er sich mit der Klärung der Verhältnisse in SHANXI alle anderen Verwalter der Provinzen auf seine Seite. Drittens würde in der Provinz schnell wieder Ruhe einkehren. Viertens hätte er einen guten, loyalen Berater wieder an seine Seite geholt. Fünftens konnte es nicht schaden, wenn Xiao Xian auf die Rolle einer Kaiserin vorbereitet wurde. Alle schienen zufrieden zu sein, und Yong Zheng erinnerte sich an das Gespräch im Garten, das er zufällig mitgehört hatte. Die Frage an seinen Sohn Prinz Bao war: „Was würdest du als Erstes machen, wenn du Kaiser wärst?“ Und er antwortete: „Ich würde mein Volk glücklich machen.“

Das war Yong Zheng nun auch gelungen, und er hatte ein gutes Gefühl dabei. Dieser hervorragende Start des Kaisers in seine Regentschaft sollte auf das ganze Land ausstrahlen. Yong Zheng war ein hart arbeitender Herrscher. Das Hauptziel des Kaisers war die Schaffung einer effektiven Regierung mit minimalen Kosten. Er ging gegen Korruption vor und reformierte mithilfe seines neuen Freundes Fuca die Finanzverwaltung. Obwohl Yong Zhengs Regierungszeit viel kürzer war als die seines Vaters, würde die Yong-Zheng-Ära als eine Zeit des Friedens und des Wohlstands in Erinnerung bleiben.

1.08 Rückkehr zum Kloster FA MEN SI

TAIYUAN, LINFEN, FA MEN SI, Anfang März 1723

Am nächsten Tag machte sich der Zug in Richtung FA MEN SI auf. Die Familie Fuca sollte sich in LINFEN ausklinken, um dort den Umzug nach TAIYUAN vorzubereiten. Der Palast dort war ja der frühere Sitz der Fuca. Entsprechende Unterlagen, die die Machtübernahme beurkundeten und die die Soldaten an den neuen Verwalter banden, hatten die Minister noch über Nacht fertig gemacht. Zur Bestätigung sollte der Umzug vom rückziehenden Trupp aus FA MEN SI begleitet werden.

Auch Xiao Xian sollte, wenn die Truppe aus FA MEN SI zurückkam, wieder mit in die Verbotene Stadt kommen, um ihre Ausbildung für die nächsten Jahre anzutreten. Es war aber kein Abschied für eine lange Zeit. Die Kaiserin versprach ihrem Sohn Prinz Bao ihn zweimal im Jahr zu besuchen. Natürlich in Begleitung von Xiao Xian. An seinem Geburtstag Ende September und am Tag des Drachen Anfang März.

Hong Li war nun Prinz Bao, der offizielle Nachfolger des Kaisers. Dieser Status ließ sich in FA MEN SI nicht mehr geheim halten. Noch dazu hatte Yong Zheng die drei Shaolin als Leibwächter abgestellt, die nun Hong Li, Baihu und Shi Yan immer begleiten mussten.

Im Kloster angekommen, berichteten Baihu und Shi Yan dem Abt, was auf der Reise nach Peking alles passiert war. Der Abt ließ Prinz Bao und die Shaolin rufen. „Eure Hoheit Prinz Bao, unser Kloster ist sehr geehrt den künftigen Kaiser als Schüler bei uns zu haben.“ Bevor Chen Zheng Wei weiterreden konnte, unterbrach ihn Hong Li. „Lieber Abt, ich wurde in diesem Kloster als Hong Li aufgenommen, und innerhalb dieser Mauern werde ich auch Hong Li bleiben. Ich bin einer von euch, ein einfacher Novize, der seine Ausbildung noch fertig machen muss. Ohne Sonderstellung, ohne Sonderbehandlung.“ Hong Li fuhr fort: „Bitte nehmt meine drei Shaolin als Gäste und als Freunde in eurem Kloster auf.“

Shi Xin erklärte dem Abt: „Wir unterstellen uns dem Kodex eures Klosters FA MEN SI. Vielleicht kann dabei ein Austausch entstehen, in dem ihr uns eure WU-SHU-Technik erklärt und wir euch einige Techniken aus dem KONG FU zeigen.“ Chen Zheng Wei war begeistert und begrüßte den Austausch.

„Wenn Sie gestatten, lieber Abt, dann würden wir, Baihu, Shi Yan und ich, gerne am Berg nach dem Rechten sehen. Wir waren lange weg und befürchten, dass die Schneestürme viel Arbeit hinterlassen haben.“ Hong Li entließ die drei Shaolin von der Pflicht, sie zu begleiten. Der Mehrumstand würde nur bemerkt werden und für Unruhe sorgen. Shi Xin, der von Yong Zheng die Verantwortung für Hong Li erhielt, wägte das Risiko ab und stimmte dann zu. Er bat nur darum, alle Vorhaben mit ihm abzustimmen. Er musste wissen, wo sich Hong Li gerade aufhielt.

Der Anstieg zum Drachennest war wie eine Befreiung aus den Anspannungen der letzten Tage und Wochen. Sie freuten sich auf die Ruhe und Harmonie, die der Platz ausstrahlte. Auf dem Plateau angekommen, gab es kaum etwas zu arbeiten. Die Fläche war verschneid. Nur der DAWANG-Tempel musste auf drei Seiten von Schneewehen befreit werden, damit die Holzwände keinen Schaden nahmen. Nachdem sie fertig waren, ließen sie sich vor dem Altar nieder, um zu beten und auch um die Bilder der fünf Drachen anzuschauen.

Nachdem sie vor der Reise schon einiges in den Gewölben des Klosters über die Drachen und den Drachenkult gefunden hatten, bekamen die Gemälde auf den Holzwänden des kleinen Tempels eine ganz neue Bedeutung.

„Ich freue mich schon auf die Gewölbe morgen früh.“ Shi Yan war gespannt, was es in den Gewölben Neues zu finden gab und wie es dort weiterging. Der Weg zurück ins Kloster erledigte sich wie von selbst, fast wie im Schlaf. Und alle freuten sich auf eine warme Tasse Tee und auch auf ihre Kojen.

Gleich nach dem Frühstück sprangen die Burschen in die Pagode, die steile, in den Fels geschlagene Treppe hinunter. Sie hatten bisher das große Gewölbe freigemacht und gesäubert. Dabei entdeckten sie auf der gegenüberliegenden Gewölbeseite hinter einer „Geisterwand“ eine Geheimtüre. Die Geisterwand war kaum zu erkennen. Es war ein einfacher Felsvorsprung am Gewölbeende. Hinter diesem Vorsprung versteckt war ein schmaler Tunnel, in den man sich von links und rechts gerade noch durchdrücken konnte. Etwa in der Mitte des Vorsprungs knickte der Tunnel im rechten Winkel ab und wurde wieder breiter. Er stieg gleichmäßig an, machte ein paar Ecken, bis eine Wendeltreppe nach oben führte. Außerhalb der Klostermauern waren einige Felsformationen, in denen, ähnlich wie im Gewölbe, eine Geheimtüre versteckt war. So konnten Eingeweihte das Kloster unbemerkt verlassen oder auch besuchen. Selbst der Abt hatte diesen Fluchtweg noch nicht gekannt.

Heute wollten die Novizen das rechte Gewölbe freimachen. Dafür hatten sie im großen Gewölbe mehrere Tische aufgestellt, um das Gefundene bestimmten Themen zuordnen zu können. Das Gewölbe war mit zwei Meter hohen Wänden auf Holzlatten und Brettern abgeteilt. Mittig war ein Gang und links und rechts je sechs Türen. Chen Zheng Wei hatte ihnen einen großen Schlüsselbund mitgegeben. Nun mussten sie nur den richtigen Schlüssel finden. Sie mussten mit den Fackeln aufpassen. Das Holz der Zwischenwände war trocken und spröde. Einmal mit der Fackel berührt, würde das sofort ein großes Feuer entzünden. Vorsichtshalber ließ Baihu fünf Bottiche Wasser im Gang aufstellen.

Die zwölf Abteilungen waren allesamt vollgestellt, sodass man, Abteil für Abteil, von der Türe aus in die Tiefe hinein ausräumen musste. Viele Schriftrollen, viele Tonamphoren, viele Holzschatullen und viele Stein- und Porzellanfiguren waren kreuz und quer in den Abteilungen gesammelt und ohne Ordnung eingelagert.

Während Baihu und die drei Shaolin das rechte Gewölbe ausräumten, versuchten Hong Li und Shi Yan im großen Gewölbe das Gefundene vorzusortieren und verschiedenen Themen zuzuordnen. Das dauerte länger als das reine Ausräumen. Sodass die drei Shaolin zwischendurch immer wieder anderen Arbeiten im Kloster nachgehen konnten.

Baihu half beim Archivieren der neuen Fundstücke in eine vorläufige Liste, gerade so, wie die Stücke in der Reihenfolge und Lage ausgeräumt wurden. Diese statistische Erfassung war Chen Zheng Wei sehr wichtig. Er wollte sein Kloster ordentlich übergeben. Hong Li und Shi Yan fiel schnell auf, dass das rechte Gewölbe ausschließlich den Drachen gewidmet war.

Eine Abteilung galt der Drachengemeinschaft, fünf Abteilungen waren für je eine Drachenart belegt. Eine Abteilung war mit Überresten von uralten Dracheneierschalen und Drachenschuppen gefüllt, die dem Alter nach in feinen, unterschiedlich großen Holzschatullen aufbewahrt wurden. Gleich drei Abteilungen waren nur dem Drachenkult zugeordnet, und zwei Abteilungen dem Tag des Drachen LONG TAI TOU, wobei im vordersten Abteil, das kannte Shi Yan schon, die Dekorationen für die Feierlichkeiten aufbewahrt wurden. Da diese Dekorationen in den nächsten Tagen gebraucht wurden, ließ er die Drachenkostüme gleich hochbringen. Die Drachen bestanden in FA MEN SI nicht aus Papier, sondern aus wertvoller Seide. Die fünf übergroßen Drachenköpfe waren echte Kunstwerke. Sie stammten aus dem dreizehnten Jahrhundert, also aus den ersten Jahren, nachdem es keinen Drachen mehr gab.

Die fünf schlangenförmigen Körper waren aus runden Weidenbögen gefertigt, die mit unterschiedlichem Durchmesser am Bauch bis zu 150 cm bis zum Schwanzende mit fünf Tragestielen verbunden waren. Mit einem Abstand von zwei bis drei Metern wurden die Drachenkörper von fünf Mönchen hintereinander geführt. Die einzelnen Kreisbögen waren in eine glänzende Seidenröhre eingenäht. Alle Drachen unterschieden sich in Farbe und Form.

Die fünf reich geschnitzten Köpfe hatten je zwei Tragestiele und mussten, des Gewichtes wegen, auch von zwei Mönchen getragen werden. Durch eintrainierte, abgestimmte Bewegungen konnte der Seidendrache sich auf und ab bewegen und seinen Kopf anheben und auch zur Seite drehen. Es gab zudem noch mehrere Dutzend Kostüme, die die guten und auch die bösen Geister darstellten. Und es gab auch Kostüme, in denen jeweils zwei Menschen große Heuschrecken, Kakerlaken und noch schlimmeres Ungeziefer darstellten, aber auch Bienen und Ameisen, die guten Insekten, über die die Drachen, nach dem Glauben der Chinesen, herrschen.

In fünf Tagen war es wieder einmal so weit. Chen Zheng Wei ließ alle Beteiligten aus dem Kloster und auch einige aus den Dörfern in den Versammlungshof kommen, um den LONG TAI TOU vorzubereiten. Die Strecke des Zuges musste abgestimmt werden. Alles, was hinderlich war, musste aus dem Weg geräumt werden. Die Tribünen für die hochrangigen Gäste mussten links und rechts vom Klostertor aufgebaut werden. Der Kaiser hatte sein Kommen aufgrund der erst kürzlich vorgenommenen Inthronisierung abgesagt. Prinz Bao war ja in Vertretung schon vor Ort. Dafür meldeten sich aber die Verwalter aller angrenzenden Provinzen an, also aus HUBEI und SICHUAN aus dem Süden, HENAN und SHANXI aus dem Osten, NINGXIA und GANSU aus dem Westen und MONGOLIA aus dem Norden. Nur der Abt kannte die Liste.

1.09 LONG TAI TOU

FA MEN SI, 13. März 1723

Alle im Kloster halfen mit und auch viele Bürger, die um das Kloster herum wohnten. Die ganze Region wurde herausgeputzt und mit vielen Farben geschmückt. Als ZEN-buddhistisches Kloster durften die Gebetsfahnen nicht fehlen und viele Meditationsplätze mussten, verteilt auf der gesamten Klosterfläche, geschaffen werden.

Den größten Schatz von FA MEN SI wollte Chen Zheng Wei aber nicht der Öffentlichkeit zeigen. Es waren die Reliquien Buddhas, die noch im westlichen Gewölbe unter der Pagode aufbewahrt wurden. Wenn die Gewölbe einmal ausgeräumt, geordnet und gesäubert wären, erst dann dürften auch Pilger in die heiligen Gewölbe, um die Reliquien anzusehen. Im jetzigen Zustand wäre das kein Renommee für FA MEN SI.

Die Arbeiten im Gewölbe mussten nun vorerst eingestellt werden. Das LONG-TAI-TOU-Fest war der wichtigste Feiertag in dieser Region. Und alle im Kloster mussten helfen, damit das Fest ein Erfolg würde. Die Strecke des Drachenzuges sollte in diesem Jahr über FUFENG nach Osten, hinunter nach Süden bis NANYUNLONG, dann weiter nach Westen bis MEIYANGCUN, an TIEZHANG vorbei nach Norden bis GUANWUCUN und wieder nach Osten durch FUFENG bis zum Kloster führen. Sie wäre so ca. 7–8 km lang und böte vielen Gästen entlang der Straße Aufenthalt und entsprechende Stellplätze. Die Bewohner entlang der Zugstrecke bauten kleine Tribünen und Garküchen auf und füllten ihre Lager mit Getränken wie Tee, Reiswein, Bier und Pflaumenwein. Der Bambusblätter-Schnaps aus SHAANXI war weithin bekannt, und besonders beliebt war auch der Hirseschnaps BAI JUE aus der Region BAJO.

Der Drachentag LONG TAI TOU war für die ganze Region, rings um das Kloster herum, zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Und weil viele bis tief in die Nacht die Drachen respektive den Frühling feiern wollten, blieben viele auch mehrere Tage in dieser Region. Im vergangenen Jahr wurden alleine über 30 000 Übernachtungen in Herbergen und auch in Bauernhöfen registriert. Schon alleine deshalb zogen alle Bürger an einem Strang, damit das LONG TAI TOU in FA MEN SI für ganz China das bekannteste und beliebteste Fest blieb.

Im Klosters übten die Drachenträger, zu denen auch Baihu gehörte, die Bewegungen, die sie mit ihrem zehn Meter langen Drachen machen sollten, so, als ob er über die Erde schweben würde. Auch Hong Li und Shi Yan durften in Kostüme schlüpfen, die sie aus dem großen Fundus des Klosters aussuchen konnten. Hong Li wählte SUN WUKONG, den Affenkönig, der mit viel Schabernack und Respektlosigkeit die Wahrheit offenlegen will. Der Affenkönig hatte einen Stab, mit dem er weit und hoch springen und sich so schnell wieder in der Luft auflösen konnte. Shi Yan nahm das Kostüm des QILIN, ein Fabeltier, einem Einhorn ähnlich. Das QILIN hat den Kopf eines Drachen, die Hufe eines Ochsen, den Schwanz eines Löwen und den Bart eines Karpfens. Es trägt ein Hirschgeweih, und sein Körper ist mit Drachen- und Fischschuppen bedeckt. Ein QILIN ist ein friedliches Tier, das Liebe, Güte und Gerechtigkeit verkörpert, sich nur von Pflanzen ernährt und selbst das Gras, über das es läuft, nicht zertrampelt. Wenn ein QILIN erscheint, dann deutet dies auf die Ankunft eines weißen Herrschers hin. Und jetzt, nach der Inthronisierung von Yong Zheng, durfte das QILIN nicht fehlen.

Am zweiten Tag des zweiten Monats, nach dem chinesischen Mondkalender, war es dann endlich so weit. Schon früh am Morgen waren alle Mönche und Novizen dabei, das Kloster zu reinigen und zu schmücken. Gästezimmer wurden hergerichtet. Jeder wusste, was zu tun war. Baihu hat die Organisation dieses wichtigen Tages schon vor Jahren übernommen. Shi Yan und Hong Li halfen dabei. Bis Mittag sollte Aufgabe A und B, Reinigen und Schmücken, erledigt sein. Aufgabe C, Anziehen der Drachen und der alten Kostüme, folgte am Nachmittag. Danach wurde der Zug aufgestellt, das war Aufgabe D. Gegen Abend Aufgabe E, Feuerwerk und Böllerschüsse, dann kam die Hauptaufgabe F, das „Erscheinen der Drachen“ und der Zug durch die Gemeinden. Aufgabe G war der Abschluss im Hof des Klosters mit großem Feuerwerk und mit dem „Verschwinden der Drachen“. Aufgabe H war das Aufräumen der Kostüme, und erst danach waren alle Mitwirkenden eingeladen und aufgefordert mitzufeiern.

Die ersten Gäste erreichten FA MEN SI. Der Abt Chen Zheng Wei begrüßte die Verwalter der südlichen und westlichen Provinzen SICHUAN und GANSU, die sich an der Grenze getroffen hatten, um gemeinsam, in einem langen Zug, quer durch die Provinz SHAAXIN zur Stadt FUFENG und bis vor die Tore des Klosters FA MEN SI zu kommen. Die Verwalter, ihre Frauen und Kinder sowie ihre angemeldeten Begleitungen, Minister und hohe Beamte, setzten sich auf die reservierten Tribünen, während die Untertanen die Ochsen- und Pferdekarren vor die Stadt brachten, auf eigens dafür ausgewiesene Plätze. Die Untertanen konnten sich den Drachenzug außerhalb der Gemeinden ansehen. Alle Bürger der Region um FUFENG versorgten die Gäste mit Tee und kleinen Happen. SHAANXI war eine gastfreundliche Provinz, so wollten es der Verwalter und auch die Klostergemeinschaft zeigen.

Der Abt war gespannt auf die Gäste aus SHANXI. Er hoffte sehr, dass Herzog Fuca und Lady Gioro ihre Tochter mitbrachten. Er hatte aus den Erzählungen schon so viel von ihr gehört und würde sie gerne kennenlernen. Doch als Nächstes kamen die Gäste aus den Provinzen HENAN und NIGXIA sowie MONGOLIA und dann aus HUBEI. Von SHANXI war noch nichts zu sehen. Jeder Zug aus den benachbarten Provinzen brachte seine eigenen Trommler und Musikanten mit, um bei den Nachbarn Eindruck zu machen. Irgendwann würde das LONG TAI TOU zu einem Musikfestival werden. Chen Zheng Wei wäre das gar nicht so unrecht, man könnte ja ein solches Festival im Anschluss an das Drachenfest anhängen. Der Region konnte das nur recht sein.

Dann endlich kam der Zug aus SHANXI. Es war ein großer Zug, dass konnte man schon von Weitem erkennen, und es war ein Zug, der von Soldaten eskortiert wurde. Aus SHANXI waren zwanzig Gäste angemeldet. Leider aber ohne Namensangaben. Der Zug war wirklich beeindruckend. Die Soldaten hatten zwei Pferdewagen zwischen sich, das konnte man schon erkennen, und auch zwei Trommlergruppen und viele Musikanten begleiteten den Zug. Chen Zheng Wei ahnte, dass sich der Zug aus zwei Provinzen zusammengesetzt hatte. Das erklärten schon die unterschiedlichen Farben der Fahnen, die mitgetragen wurden.

Als der Zug näher kam, wurde der Abt bestätigt. SHANXI und HEBEI hatten sich zu einem Zug zusammengeschlossen. Aber HEBEI hatte sich gar nicht angemeldet. Die Soldaten ritten am Tor des Klosters vorbei, bis die Wagen auf Torhöhe ankamen. Der Abt ging auf die Wagen zu, um die Gäste zu begrüßen. Aus dem geschlossenen Wagen stiegen die Kaiserin Xiao Sheng Xian und ihre Zofe Xiao Xian aus und fast gleichzeitig Herzog Fuca und Lady Gioro aus dem nachfolgenden Wagen. Das war eine Überraschung.

„Die Kaiserin besucht das LONG-TAI-TOU-Fest in FA MEN SI. Das ist eine besondere Ehre für unsere ganze Region. Wir freuen uns sehr, dass Sie unserem Fest beiwohnen, herzlich willkommen.“„Lieber Abt, es war die Idee von Lady Gioro. Die Familie Fuca hat mich eingeladen mit ihnen hierherzureisen. Der Verwalter unserer Provinz HEBEI wollte mich begleiten, und der Kaiser hat zugestimmt, wenn die kaiserliche Garde uns eskortieren darf. Im kommenden Jahr wird er wieder persönlich das Fest in FA MEN SI besuchen.“

„Natürlich wollen wir heute auch den Prinzen Bao überraschen. Wo ist er denn?“„Oh, Hong Li ist mitten im Drachenzug. Leider weiß ich nicht, für welches Kostüm er sich entschieden hat. Nach dem Umzug wird er aber bestimmt zu uns kommen.“

In dem Trubel des Aufbaus war es unmöglich, nach Hong Li zu suchen. Er wollte Hong Li auch nicht aus seinen Pflichten entlassen. Er hatte Aufgaben, die er erledigen musste. Hong Li und Shi Yan halfen den Mönchen beim Zusammenbau der Drachen. Die Köpfe mussten am Körper angehängt und die Drachen in der richtigen Reihenfolge aufgestellt werden. Der Feuerdrache hatte zusätzlich an seinem Haupt noch zwei Flügel beweglich anmontiert, sodass sie, je nach Bewegung, mitschwangen, als ob der Drache fliegen wollte. Im Maul hatte man Feuerwerkskörper angebracht, die einen Feuerstrahl aus dem Maul stießen. Die Mönche, die den Drachen trugen und bewegten, waren schwarz gekleidet, sodass sie kaum gesehen wurden.

Den Anfang übernahm der Feuerdrache LONG LI. Er hatte, am Anfang des Zuges, die besten Möglichkeiten für einen spektakulären Auftritt. Die Feuerwerkskörper in seinem Maul, die übrigens jederzeit wieder nachgeladen werden konnten, hatten eine große Wirkung auf die Zuschauer. Danach kamen der Erddrache LONG GEN und der Metalldrache LONG DUI, die sich gerne ineinander verschlängelten und sich dann wieder lösten. Oft stolperten die Drachenträger bei dieser Figur.

Das war die komplizierteste Bewegung, die die Mönche lange einstudieren mussten. Danach kam LONG KAN, der ähnlich wie LONG LI spucken konnte, allerdings mit Wasser und nicht mit Feuer. Die Besucher, die vom Wasserdrachen Spritzer abbekamen, die konnten auf ein glückliches Jahr hoffen. Den Schluss bildete der Holzdrache LONG ZHEN. Er ist eigentlich die schönste Drache und die größte und wichtigste Figur. LONG ZHEN verkörpert ja den Frühling und vertreibt den Winter.

Er schloss den Zug ab. Zwischen die Drachen mischten sich noch andere Kostüme und Musik- und Trommlergruppen. Im Nachzug hängten sich fremde Gruppen an, die ihre eigene Provinz darstellen wollten. Baihu, Hong Li und Shi Yan waren sehr aufgeregt. Es wurde schon düster. Vor dem großen Tor waren links und rechts die Tribünen inzwischen voll besetzt. Alle warteten auf den Start von Baihu.

Da hob der Drache seinen Kopf weit über die Klostermauern hinweg. Seine Flügel öffneten sich. Blitze kamen aus seinen Augen, und aus dem Maul flackerte eine große Flamme. In diesem Moment öffnete sich das Tor, und der Drache kam zum Vorschein. Er steckte seinen Kopf durch das Tor und ließ nach links und nach rechts eine Feuerflamme zischen. Die Zuschauer erschraken.

Der Drache wirkte sehr wild, und schon strömten einige Figuren aus dem Tor, Bienen- und Ameisenkostüme, die den Drachen beruhigen sollten. Ein großer Böller startete den Zug. Der Drache schob sich, Träger für Träger, durch das Tor, begleitet von Feuerwerksraketen und Böllerschüssen. Nachdem die Flügel über das Tor hinaus waren, stellte sich der Drache auf und öffnete seine Flügel. Mal blickte der Drache nach links und dann nach rechts. Er wirkte wie echt.

Baihu war einer der Träger des Drachenhauptes und achtete darauf, dass von dem Feuerspucker kein Mensch getroffen wurde. Diese Eröffnung war wirklich spektakulär, und die Menschen auf den Tribünen klatschten begeistert. Hinter dem Feuerdrachen reihte sich eine Gruppe ein, die mit tiefen Paukenschlägen und Trommeln die Stimmung noch mehr aufheizten. Fackelträger sammelten sich an den Stellen des Zuges, an denen es gerade mehr zu sehen gab, und beleuchteten so das Geschehen. Ohne dass man die Träger sehen konnte. Xiao Xian hatte das LONG-TAI-TOU-Fest noch nicht mitfeiern können. Sie erschrak, als sich der Drache vor dem Tor aufbäumte. Die Kaiserin hatte dieses Fest schon öfters mitgemacht und obwohl man immer wieder versucht hatte, den Zug etwas zu erneuern oder zu ändern, so war es halt doch ein Fest uralter Traditionen.

Xiao Xian wusste, dass Hong Li sich unter den Akteuren befand und suchte nach ihm. Die Kostüme waren aber so gut, dass man nicht erkennen konnte, wer sich dahinter verbarg. Natürlich haben sich LONG GEN und LONG DUI gleich im Bereich der Tribünen verschlungen. Dabei mussten sich beide Gruppen mehrmals queren. Das gelang ganz gut. Die Träger waren kaum zu sehen. Die Fackelträger beleuchteten nur den Körper und die Köpfe der Drachen. Auch sie bekamen viel Beifall.

Jetzt schlüpften Hong Li und Shi Yan durch das Tor. Sie stellten sich kurz auf, damit man ihr Kostüm auch gut erkennen konnte, und rannten dann von einer Seite der Tribüne, zur anderen. Der Affenkönig SUN WUKONG und das QILIN, beide galten als Glückssymbole, die die Zuschauer streicheln wollten.

Der Affenkönig trieb seinen Schabernack, was Hong Li sichtlich Spaß machte, wenn er zum Beispiel Mützen von den Köpfen der Zuschauer herunterreißen konnte. Das QILIN ließ sich von Kindern umarmen und streicheln. Der Affe sprang hoch auf die Tribüne, setzte sich zwischen die Gäste und tat so, als ob er sie lausen wollte. Dann hüpfte er weiter und setzte sich bei einer Frau auf den Schoß, um gleich mit einem Riesensatz dank seines Stabes wieder auf der Straße zu landen. Shi Yan hatte das im Blickwinkel mitbekommen und staunte, wo er das wohl geübt hatte.

Da bat ein Mädchen darum, das QILIN streicheln zu dürfen. „Darf ich dich auch umarmen?“, fragte das Mädchen weiter. Shi Yan erkannte sie gleich. Es war Xiao Xian. Bevor er aber etwas sagen konnte, wurde er von den anderen Kostümen weggezogen. Der Zug würde wohl drei Stunden brauchen, bis er die Runde gemacht hatte. Shi Yan musste Hong Li irgendwie mitteilen, dass seine Freundin auch hier war. Inzwischen hatte sich auch LONG KAN, der Wasserdrache, am Tor gezeigt. Er stellte sich hoch auf und spuckte eine Wasserfontäne mitten in die Zuschauermenge hinein, die dabei laut jubelten und klatschten. Mit etwas Abstand, der durch Trommler- und Musikgruppen aufgefüllt war, drückte sich als Letzter der Holzdrache LONG ZHEN durch das Tor.

Er war etwas dicker und größer als die anderen Drachen, und er war umgarnt von vielen Bienen- und Ameisenkostümen. Dies hatte seinen Grund. Der Holzdrache galt als der König der hilfreichen Insekten, die ja die Pflanzen bestäubten und so für gute Ernten sorgten. Mit dem Frühlingsdrachen erwachten diese nun aus dem Winterschlaf. Hinter dem letzten Drachen reihten sich noch sechs provinztypische Gruppen ein, begleitet von Kostümen und Musikanten. Es dauerte eine Stunde, bis der gesamte Zug durch das Tor war. Bis er von seiner Runde wieder zurückkam, wurden die Tribünengäste mit Tee und Happen versorgt. Die Zuschauer am Straßenrand besuchten die Garküchen und Getränkestände oder überholten den Zug auf Abkürzungen, um ihn ein weiteres Mal zu sehen.

Es war viel Bewegung in der Region. Auch Xiao Xian wollte sich die Füße vertreten und sich und der Kaiserin eine Kanne Tee und ein paar Häppchen holen. Unweit vom Tor wurde sie angerempelt. Der Affenkönig sprang um sie herum und zog an der Kapuze und an ihrem Mantel. „Hallo Mädchen, schenkst du mir dein Herz?“ Xiao Xian wusste nicht, dass Hong Li hinter der Maske war. „Nein, mein Herz gehört jemand anders“, erwiderte Xiao Xian schlagfertig.

Während der Affenkönig das Mädchen hektisch kitzelte und an der Kapuze zog, fragte er: „Dann schenke mir eine Blume aus deinem Haar“, und bevor sie das ausschlagen konnte, hatte Hong Li ihr schon eine Blüte unter der Kapuze herausgezogen. „Du darfst dir dafür etwas wünschen. Ich werde es dir erfüllen. Du weißt ja, ich bringe den Menschen Glück.“

Und schon war er mit der Blume auf und davon. Nachdem Shi Yan in einer Zugpause Hong Li informiert hatte, wo er Xiao Xian gesehen hatte, rannte dieser gleich voraus und klinkte sich aus dem Zug aus. Es gab noch mehr Affenkostüme, sodass es nicht auf diesen einen Affenkönig ankam. Er wollte bei seiner Freundin sein. Schnell zog er sich um und verstaute das wertvolle Kostüm ordentlich.

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