Kitabı oku: «Resist Me - Widersteh Mir», sayfa 2
Sam beugte sich zu mir herab, legte eine Hand auf meine Schulter und flüsterte mir ins Ohr. „Willst du gehen?“
Was für eine beschissene Situation. Hatte er überhaupt den Nerv dazu?
„Ich bin müde“, sagte ich und stand auf, um mich zu verabschieden. Ich hatte den Hintern nur leicht gehoben, da packte Rebel mich am Handgelenk und zog mich wieder auf den Stuhl.
„Ich bin noch nicht fertig mit dir.“ Er lächelte und beleckte sich die Lippen.
Mein Blick flog zu Sam, der die Augen weitete und einen Oh-Scheiße-Ausdruck hatte. Ich verengte die Augen und wünschte, er würde ein Rückgrat entwickeln, aber nein. Er musste seine Eier an der Tür abgegeben haben. Ich sah auf Rebels Hand, die immer noch um mein Handgelenk lag.
Sei diplomatisch, Izzy. Verärgere nicht den Vizepräsidenten.
Ich drehte meine Hand und entzog mich seinem Griff. „Ich … ich …“ Verzweifelt suchte ich nach anderen Worten als nimm deine ekelhaften Flossen von mir.
Als ich den Mund öffnete, rief jemand anderes Rebel etwas zu.
„Lass die Frau in Ruhe, du geiler alter Bock.“
Ich drehte mich zu der harschen Stimme um, und Rebel sah ebenfalls in diese Richtung. Mir verschlug es den Atem und ein dumpfer Schmerz drückte auf meine Brust. Mit geweiteten Augen sah ich ihn schockiert an. Ich hatte die blauen Augen, die nun Pfeile abschossen, schon oft gesehen. Ich kannte sie gut. Es war, als ob meine eigenen mich ansahen. Das Lächeln, das ich so liebte, und das gute Aussehen mit dem jugendlichen Look waren verschwunden. Seine Züge waren hart. Feine Linien hatten sich um seine Augen gebildet, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er sah nicht mehr aus wie der Mann, der mich auf der Schaukel angeschubst hatte und mir beibrachte, wie ich zur Selbstverteidigung zuschlagen musste. Seine Lippen bildeten eine strenge Linie und sein Blick war auf mich konzentriert. Er sah überhaupt nicht nach dem Bruder aus, an den ich mich erinnerte, wie der Tommy, den ich liebte.
„Willst du was von ihr abhaben?“, fragte Rebel und sah zwischen Thomas und mir hin und her. „Könnte ich dir nicht verübeln, Blue. Ist ein schönes Exemplar.“ Er sah wieder mich an und strich mir mit dem Finger am Kinn entlang.
Ich knurrte und wich seinem Finger aus. Rebel griff in mein Haar und zerrte meinen Kopf nach hinten.
„Wo willst du denn hin, Isabella?“ Er grinste und sah mir in die Augen.
Mein Herz raste und wurde immer lauter. Das hier war böse, ein echter Albtraum.
„Ich will sie haben“, sagte Tommy und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Du hast die Letzte bekommen und die da gehört mir.“
Rebel lachte und ließ meine Haare los. „Soll ich sie dir vorwärmen, Bruder?“
„Ich will, dass du deine dreckigen Hände von ihr nimmst. Sie sieht zu unschuldig und rein aus. Das will ich ihr selbst austreiben“, antwortete Tommy und stimmte in das Lachen der anderen ein. Er nahm den Blick nicht von mir.
„Wenn du es nicht machst, mach ich es“, versprach Rebel.
„Oh, das habe ich garantiert vor, und sie wird es lieben.“
Gott sei Dank kamen diese Worte von Tommy, sonst wäre ich geliefert gewesen.
Sam ließ meine Schulter los. Er hatte kein Wort gesagt. Hatte nur wie ein verdammter Idiot schweigend dagestanden.
„Habe ich nichts dazu zu sagen?“, zischte ich durch zusammengebissene Zähne. „Ich bin kein Eigentum von irgendwem.“
„Flash hat dich hergebracht, Darling, und du bist freiwillig mitgekommen. Wenn Blue dich will, dann kriegt er dich auch.“ Rebel lachte wie eine Hyäne. „Du kannst Flash später dafür danken.“
Ich sah Sam an und er senkte den Blick zu Boden. „Und du sagst gar nichts dazu?“ Meine Stimme klang giftig.
Er schüttelte den Kopf und trat nach imaginärem Dreck auf dem Boden.
„Verdammter Schlappschwanz“, murmelte ich und drehte mich zu Thomas um.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er wusste, dass ich nie den Mund halten konnte.
Rebel stieß Sam an und alle Kerle lachten. „Sogar das Weib sieht, das du eine Pussy bist, Flash.“ Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
Ich hätte längst vor Angst unter mich gemacht, wäre es nicht mein Bruder, der mich für die Nacht in Besitz nahm. Ich hatte Mist gebaut und auch wenn Tommy grinste, war mir trotzdem klar, dass ich in der Scheiße steckte.
Kapitel 2
Ahnungslos
Izzy
Tommy warf die Hotelzimmertür zu und schloss ab. „Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht?“
„Offensichtlich habe ich überhaupt nicht gedacht“, sagte ich, setzte mich aufs Bett und mied seinen Blick. Verdammt. Ich sah zur Zimmerdecke auf und hatte ein Gefühl im Bauch, als wenn ich gleich eine Strafpredigt von meinem Vater bekommen würde.
„Ich weiß, dass du dumme Sachen anstellst, Izzy, aber das ist jetzt die Krönung.“ Er ging vor der Tür auf und ab, sah ab und zu durch den Türspion und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Wieso bist du mit Flash hier?“ Er hielt vor mir an und klopfte nervös mit dem Fuß auf dem Boden.
Ich zuckte mit den Schultern und hatte keine gute Antwort parat.
„Ein Schulterzucken? Ich bekomme von dir ein verficktes Schulterzucken?“ Er trat auf mich zu und stöhnte. „Izzy, sieh mich an.“
Ich sah in seine stechenden blauen Augen und erkannte einen Sturm darin. Plötzlich litt ich unter akuter Mundtrockenheit. Mir fehlten die Worte. Das war sehr untypisch für mich und machte mir Angst. „Thomas“, jammerte ich und suchte nach einer Erklärung für ihn.
„Du steckst voll in der Scheiße, Iz. Es ist ernst. Wäre ich nicht da gewesen und Rebel hätte dich für sich selbst beansprucht, wärst du gefickt gewesen, und ich auch.“ Er stützte sich rechts und links von mir ab und kam mir sehr nah. „Ich meine das wörtlich. Das Ganze ist ein verdammter Albtraum.“
Ich blinzelte, verinnerlichte den Anblick meines sehr wütenden Bruders und seufzte. „Ich wollte mich doch nur amüsieren, Thomas. Ich habe mit all dem Scheiß nicht gerechnet.“ Ich schluckte schwer und konzentrierte mich darauf, durch die Nase zu atmen. Der wütende Thomas war verdammt beängstigend.
„All dem Scheiß?“, wisperte er. „All der Scheiß gehört zur MC-Welt. Sie machen ihre eigenen gottverdammten Gesetze.“ Er setzte sich neben mich und nahm meine Hand. „Ich muss dich beschützen und dich von diesen Leuten wegbringen.“ Er drückte sich den Nasenrücken und atmete tief durch.
„Es tut mir leid“, sagte ich erstickt und Tränen traten mir in die Augen. „Ich dachte, Flash beschützt mich. Er hatte mir einen Wochenendausflug versprochen.“ Mann, ich klang wie eine dusselige Kuh. Mike und Joe hatten mich gewarnt. Hatten mich gebeten, nicht mitzufahren, doch wie gewöhnlich hatte ich unbedingt meinen Kopf durchsetzen müssen.
„Flash ist ein Schlappschwanz und ein Vollidiot. Ich hatte schon Angst, dass er mich erkennt, aber er war noch zu jung, um sich an mich zu erinnern. Außerdem ist er strohdumm. Netter Junge, aber blöd wie ein Meter Feldweg.“
„Warum bist du eigentlich immer noch hier, Tommy?“ Für mich war er immer Tommy, mein großer Bruder, den ich mehr Jahre nicht gesehen hatte als mir lieb war. „Warum bist du noch nicht nach Hause gekommen?“
Er sah mich an und ließ die Schultern hängen. „Ich stecke zu tief drin, Schwesterchen. Bin befördert worden und jetzt Sergeant-at-Arms. Ich bin in den inneren Kreis vorgedrungen und tue alles, um diesen Club hochzunehmen. Und ich will es nicht nur halb machen. Ich will sie in die Knie zwingen. Alle entmachten und die Reste verbrennen, sozusagen. Nichts davon zurücklassen.“
„Das ist so gefährlich.“ Ich wusste, dass ich nur das Offensichtliche aussprach, wusste jedoch nichts anderes zu sagen. Allein der Gedanke, dass ihm etwas passieren könnte, zerquetschte mein Herz und ich wollte es nicht zerspringen fühlen.
„Es ist mein Job, Izzy. Ich muss ihn zu Ende bringen. Ich verspreche, bald nach Hause zu kommen.“
„Hoffentlich. Ma sorgt sich zu Tode. Joey wird Vater. Die Familie verändert sich und du kriegst nichts davon mit.“ Am liebsten wäre ich mit ihm durch die Tür geeilt und nach Hause gefahren.
„Joey wird Vater?“, wisperte er mit geweiteten Augen.
„Ja. Du wirst bald Onkel sein. Du musst nach Hause kommen.“
„Das werde ich, Süße, das werde ich.“ Er umarmte mich und ich lehnte mein Gesicht an seine Brust.
Ich legte die Hände auf seine Schultern und klammerte mich an ihm fest, wollte ihn nie mehr loslassen. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, geschweige denn berührt. Wie könnte ich aus dieser Tür gehen und ihn zurücklassen?
„Und jetzt?“, fragte ich an seinem T-Shirt.
„Tja, alle glauben, dass ich dir den Verstand rausvögele.“ Er erbleichte und machte ein würgendes Geräusch. „Danach muss ich dich wieder zurück bringen.“ Er seufzte und entzog sich mir. Meine Hände fielen von seinen Schultern. „Ich werde jemanden anrufen. Hast du dein Handy dabei? Meins ist nicht sicher.“
Ich hob meine Handtasche vom Boden auf, suchte das Handy und reichte es ihm.
„Wen willst du anrufen?“ Ich wollte nicht, dass sich meine anderen Brüder in Gefahr brachten. Schlimm genug, dass ich Tommy in diese schreckliche Lage gebracht hatte.
„Ich habe nur eine Person in der Nähe, der ich trauen kann, dich aus dem Scheiß rauszuholen.“ Er tippte eine Nummer ein.
„Wen? Bitte ruf nicht Mike oder Joe an“, bat ich und ließ mich mit dem Rücken aufs Bett sinken.
„Auf keinen Fall! Ich rufe einen befreundeten Polizisten an. Nur er kann es machen, ohne dass es aussieht, als hätte ich etwas damit zu tun.“ Er hielt sich das Handy ans Ohr und stand auf.
Okay, na dann. Er hatte meine Frage nicht beantwortet. Er entfernte sich vom Bett und ich sah mich im Zimmer um. Dieses Hotel war noch schäbiger als das, was Sam und ich hatten. Seit den Siebzigerjahren war hier nichts mehr erneuert worden. Die Farben kamen wie direkt aus der Serie Die Bradys unter Drogen. Senfgelb, dreckiges Orange und Avocadogrün an den Wänden und auf der Bettwäsche. Ich wollte nicht einmal daran denken, was in diesem Bett schon alles geschehen war. Es musste von Bazillen nur so wimmeln.
Ich stand auf, ging auf meinen Bruder zu und sah aus dem Türspion. Der kotzgrüne Teppich lud nicht dazu ein, die Schuhe auszuziehen und den nicht vorhandenen Flausch zu testen. Er war stumpf und abgenutzt.
„Hi“, sagte Tommy ins Telefon. „Ich brauche deine Hilfe.“
Ich drehte mich um und sah zu, wie er auf und ab ging. Wäre der Teppich noch neu gewesen, hätte er bestimmt eine Furche hineingelaufen. Ich nahm meine Handtasche, setzte mich wieder aufs Bett und holte meinen Lipgloss heraus.
„Meine Schwester ist hier. Ich brauche deine Hilfe, sie verdammt noch mal hier rauszuschaffen.“ Tommy fuhr sich erneut mit den Fingern durch die Haare. „Ich weiß. Sie kam mit einem der Anwärter und fast hätte Rebel sie sich für die Nacht geschnappt, aber ich konnte sie für mich beanspruchen. Fuck sei Dank!“ Er hielt inne und hörte zu, bevor er wieder losmarschierte. „Ja, Izzy“, sagte er und sah mich dabei kurz an.
Ich weitete die Augen. Der Mann kannte mich, aber ich hatte noch immer keine Ahnung wer er war.
„Sie ist die einzige Schwester, die ich habe, James. Was soll die Frage?“ Tommy sah mich wieder an, während James sprach.
Bei dem Namen öffnete ich den Mund. James Caldo. Das war der Kerl, der ohne Einladung zur Hochzeit erschienen war und eine Karte für Tommy abgegeben hatte. Wir hatten zusammen getrunken. Viel zu viel. Am nächsten Morgen war ich aufgewacht und hatte mich ohne Abschied aus seinem Hotelzimmer geschlichen. Ich hatte bekommen, was ich wollte, war schnell abgehauen und hatte nie wieder daran gedacht.
James war … wie sollte ich es ausdrücken? Höllisch heiß, aber ein bisschen zu bestimmend. Er erinnerte mich an meine Brüder, nur zehnmal so macho. Es hatte nur noch gefehlt, dass er sich auf die Brust trommelte und „ich Neandertaler, du meine Braut“ gegrunzt hätte, nachdem er mich nach der Hochzeit ins Koma gevögelt hatte.
Wäre ich nicht dermaßen voller Jackie-Cola gewesen hätte ich mich nicht von ihm verführen lassen und wäre nicht in seinem Bett gelandet … und an der Wand und auf dem Boden …
Mist. Warum musste er ausgerechnet James anrufen? Langsam wurde ich nervös und spürte Unruhe im Bauch. Mein eines Bein zuckte, was es immer tat, wenn ich eine Situation nicht beherrschte.
Vielleicht musste ich ihn gar nicht sehen. Oh Gott, bitte mach, dass ich ihn nicht sehen muss. Vielleicht hatten sie einen anderen Plan, mich hier raus zu kriegen und das war’s dann. Ich schloss die Augen, fiel wieder aufs Bett zurück und starrte an die Zimmerdecke. Ich hörte Tommy zu, während sich verrückte Szenarien in meinem Kopf abspielten. Vielleicht wollte James gar nicht helfen, weil ich einfach abgehauen war. Könnte er so grausam sein?
Vielleicht musste ich dafür bezahlen. Auf allen vieren als Bezahlung für meine Rettung. Diese Vorstellung war gar nicht so schlecht, doch ich würde mich niemandem unterwerfen, schon gar nicht James.
„Ja, ich kann sie auf mein Bike kriegen, wenn wir hier weggehen“, sagte Tommy und setzte sich neben mich. Er sah mich seltsam an. Vielleicht erzählte ihm James etwas über unsere gemeinsame Nacht. „Okay. Sie wird dich kontaktieren, wenn wir die Bar verlassen, und dann übernimmst du. Ich vertraue dir, James. Nur dir. Sie muss sicher nach Hause gebracht werden. Sie sollte gar nicht hier sein. Kannst du das für mich tun, Bro?“ Er stand wieder auf, ging ins Bad und schloss die Tür.
Ich atmete aus, denn ich hatte die Luft angehalten, als ich an James gedacht hatte. Das Ganze gefiel mir gar nicht. Ich schloss die Augen und versuchte, die Außengeräusche auszublenden und mich auf Tommys Stimme zu konzentrieren, doch es nützte nichts. Ich konnte nichts hören, denn mein Herz hämmerte wie der Drummer in Anthonys Band. Am liebsten wäre ich ins Bad gerannt und hätte mich übergeben, doch ich blieb auf dem Bett und wartete mit geschlossenen Augen auf meinen Bruder.
Als die Badezimmertür aufschlug, schreckte ich hoch. Ich setzte mich schnell auf und sah, wie Tommy mich anstarrte.
Ich zwang mich zu einem Lächeln und neigte den Kopf zur Seite. „Alles okay?“ Meine Stimme klang heiser, als ich meine unbändige Neugier unterdrücken wollte.
„Geradezu wunderbar“, knurrte er und ging ans Fenster, sah hinaus, indem er durch die vergilbten Vorhänge spähte. „Wie gut kennst du James?“, fragte er und drehte sich zu mir um.
„Äh …“, sagte ich. Verdammt. Lüge! Sag ihm nicht die Wahrheit. „Ich habe ihn an Joes Hochzeit getroffen. Er hatte deine Karte gebracht und wir hatten ein paar Drinks zusammen.“ Ich hielt das künstliche Lächeln aufrecht und sprach schnell, um nicht an meinen Worten zu ersticken.
„Nur ein Drink?“
„Oder zwei.“ Ich hob die Augenbrauen. Himmel, ich war furchtbar in der Engelsnummer.
„James schien sehr daran interessiert, dir zu helfen. Vielleicht ist er sogar ein bisschen zu scharf drauf.“ Er stellte sich vor mich.
Ich sah zu ihm hoch. Er konnte bedrohlich sein, doch er war immer noch nur mein Bruder. Ich hatte nichts von ihm zu befürchten. Trotzdem würde ich ihm auf keinen Fall von meiner Nacht mit James erzählen.
„Er ist dein Freund, Tommy. Natürlich will er dir helfen. Du hast ihn um einen Gefallen gebeten, und wie jeder gute Freund hat er zugestimmt.“
Tommy schüttelte den Kopf und grinste. „Du warst noch nie eine gute Lügnerin, Izzy. Ich werde ihm in den Arsch treten, sollte er sich an dich ranmachen.“ Er hob eine Braue und ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. „Niemand fasst meine Schwester an“, sagte er warnend und das kleine Grinsen war verschwunden.
„Thomas, ich bin kein Kind mehr. Wir hatten ein paar Drinks und selbst wenn ich mehr wollte – was ich nicht will – würde es dich nichts angehen.“ Ich stand auf und stach ihm zur Bekräftigung mit dem Finger in die Brust.
Er senkte den Blick auf meinen Finger. Ein tiefes Lachen machte sich den Weg frei. Er warf den Kopf nach hinten und lachte lauthals. Dann sah er mich an. „Izzy“, sagte er, umfasste mein Gesicht und in seinen blauen Augen schimmerten Lachtränen. „Das war das Witzigste, was du je von dir gegeben hast.“
„Was soll das heißen? Das war nicht witzig!“ Ich bohrte den Fingernagel noch tiefer in seine Brust. „Ich bin jetzt eine erwachsene Frau, falls es dir entgangen sein sollte. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“ Ich sah ihn fest an.
Er wischte sich die Lachtränen fort und schüttelte den Kopf. „Du wirst immer meine kleine Schwester bleiben. Und Flash werde ich in den Arsch treten.“ Sein Lachen erstarb. „Er wird nicht wissen, warum, aber ich werde es tun. Er wird dafür bezahlen, dass er dich angefasst hat, denn er ist dich nicht wert.“
„Flash ist nur ein Freund.“ Das war nicht gelogen.
„Er hat dich flachgelegt, Schwesterchen. Versuch nicht, mich zu verarschen.“ Er sah mich ernst an und beobachtete genau meine Körpersprache. „Er wird dafür bezahlen.“
Ich seufzte und atmete die Luft aus, die ich angehalten hatte. „Mir egal.“
„Und James fasst dich besser auch nicht an.“
„Ich will gar nichts von James. Ich dachte immer, ihr Jungs seid schlimm, aber er lässt euch wie Kirchenknaben wirken.“
Tommy zog die Augenbrauen zusammen. „Und all das weißt du nach ein paar Drinks?“ Er knirschte mit den Zähnen. Der Klang jagte einen Schauder über meinen Rücken.
„Ganz genau.“ Mehr sagte ich lieber nicht. Ich wollte nicht seine Großer-Bruder-Sinne aktivieren, dass James mich ins Nirwana gefickt hatte.
„Schwörst du es?“
„Yep.“
Er seufzte und nahm mich in die Arme. Dann küsste er mich auf die Schläfe und seine Wärme fühlte sich wunderbar an. Er war mein Bruder und ich wusste endlich, dass er am Leben und in Sicherheit war.
„Wir gehen in zehn Minuten. Und wir müssen es glaubhaft aussehen lassen, Izzy.“
Ich sah zu ihm auf. „Wie meinst du das?“ Ich runzelte die Nase und dachte darüber nach.
„Sie müssen glauben, dass wir Sex hatten.“
„Verdammt“, murmelte ich und kaute an einem Fingernagel.
Wir verschmierten meinen Lippenstift, rissen mein T-Shirt unten ein und zerzausten meine Frisur. In der Bar war es düster und das musste reichen. Das Wichtigste würde mein Verhalten sein.
„Tu nicht so, als ob du mich magst, aber hassen darfst du mich auch nicht. Zwar hängst du nicht an Flash, aber du hattest schließlich keine Wahl, mit mir zu gehen oder nicht.“
„Ich liebe dich, Brüderchen. Du bist süß, und ich hätte ja Rebel nicht vögeln müssen.“
„Sag nicht vögeln und Rebel zusammen in einem Satz.“ Er schüttelte sich und öffnete mir die Tür. „Wenn wir da sind, sei einfach still und lass mich reden. Ich will, dass wir so schnell wie möglich da rauskommen, damit James dich aufsammeln kann.“
Ich seufzte, wünschte, diese Nacht wäre schon vorbei und ich wäre in meinem Bett, zu Hause an der anderen Küste. „Du weißt doch, wie gut das bei mir klappt mit dem still sein, Tommy.“
Er hielt abrupt inne und drehte sich um. „Von jetzt an bin ich nicht mehr Tommy. Ich heiße Blue. Himmel noch mal, Izzy, sei ein Mal für mich still!“ Er ging weiter.
„Männer sind scheiße“, murmelte ich.
An seinem Bike drehte sich Tommy zu mir um. „Wir werden uns eine Weile nicht mehr sehen, Iz. Auch wenn ich sauer bin, dass du hier bist, habe ich mich trotzdem gefreut. Ich hab dich vermisst, Schwesterchen.“ Er sah mich liebevoll an und breitete die Arme aus.
Ich sah mich um, unsicher, ob wir beobachtet wurden und ob ich ihn umarmen durfte.
„Schon gut. Komm her.“ Er winkte mich zu sich.
Ich umarmte ihn und klammerte mich an ihn. Was, wenn ich ihn nie wiedersehen würde? So durfte ich nicht denken. Thomas war der härteste Kerl, den ich kannte. Wenn jemand all den Scheiß durchmachen und lebend herauskommen konnte, dann war er es.
„Du wirst mir fehlen“, sagte ich und schluckte meine Tränen. Ich umarmte ihn fester und rieb mein Gesicht an seinem T-Shirt. „Komm bald nach Hause.“
Er ließ mich los und wischte mir mit dem Daumen eine Träne von der Wange. „Nicht weinen. Ich schaffe das schon.“ Er grinste und seine schönen blauen Augen strahlten im Straßenlicht. „Lass es uns hinter uns bringen, damit ich weiß, dass du in Sicherheit bist. Hör auf James und mach, was auch immer er sagt, Izzy. Er wird auf dich aufpassen.“
Ich verdrehte die Augen und konnte nicht verbergen, dass ich von dem Spruch genervt war. Ich ließ die Schultern hängen, als ich daran dachte, mit James egal wie kurz zusammen sein zu müssen. Es würde chaotisch werden.
„Na gut“, versprach ich im Sing-sang-Ton und setzte mir den Helm auf. „Es gefällt mir zwar nicht, aber ich werde versuchen, brav zu sein.“
„Er kann dich am Leben halten. Denk immer daran.“ Er setzte sich auf die Harley und drehte den Schlüssel um.
„Verstanden.“ Ich setzte mich hinter ihn und schlang die Arme um ihn. Ich lehnte die Wange an seinen Rücken und er startete, zurück zu den Männern. Das war geschmeichelt. Es handelte sich eher um Tiere, die sprechen konnten.
Hätte mein Bruder die schmutzigen Details meiner Nacht mit James gekannt, hätte er nicht verlangt, dass ich all seine Befehle befolgte. James hatte mich nach der Hochzeit nicht kontaktiert, wofür ich dankbar war. Ich hatte ihm nicht aus dem Weg gehen oder ihn auf dem Handy blockieren müssen. Der Mann hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, doch dass wir jetzt so zusammengeworfen wurden, ohne dass ich die Kontrolle über die Situation hatte, machte mir Angst.
Und wieso irritierte es mich derartig, ihn wiederzusehen? Ich schloss die Augen und versank in den Erinnerungen an die Nacht vor vier Monaten. James war mehr Mann gewesen, als all die anderen vor ihm. Er war ein echter Alpha-Kerl und ließ sich keinen Mist gefallen. Mist und ich waren gute Freunde.
James hatte mich herausgefordert und ich hatte das Gefühl gehabt, dass er meine Gedanken lesen konnte. Ich war nicht gern ein offenes Buch für Leute. Er wusste genau, wann ich ihm etwas vormachte, und ich mochte es nicht, wenn man mich so leicht durchschaute. Ich war kein Mädchen mehr. Ich war stark und ließ mich nicht herumkommandieren. Isabella Gallo war nicht unterwürfig.