Kitabı oku: «Mein Vater, der Vogel», sayfa 2

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Der neue Fernseher

Als wir den neuen Fernseher bekamen, einen Flachbildschirm, schrieb mein Vater die vielen neuen Programme untereinander auf ein Blatt Papier. Darüber stand groß in seiner Handschrift:

Die Programme

Zu viel TV

macht müde, lustlos, fad,

grantig, öd, dumpf,

überdrüssig, krank und tot.

Und blöd natürlich auch.

So schaut’s aus!

Der Zettel lag ewig auf dem Tischchen vor dem Sofa. Die Schrift war zum Schluss schon ganz verschwommen, auf dem Papier waren Kaffeeflecken, Ränder von Rotweingläsern und andere Flecken.

Heute wundert es mich, dass meine Mutter den Zettel so lange nicht weggeworfen hat. Es passte viel eher zu meinem Vater, etwas nicht wegzuwerfen.

Stadionbad

Zum ersten Mal in diesem Sommer besuchten wir das Stadionbad ganz in unserer Nähe. Meine Mutter ging zu Fuß, mein Vater und ich fuhren mit dem Fahrrad.

»Immer lasst ihr mich allein«, sagte meine Mutter und tat so, als sei sie unglaublich traurig.

»Frag’ dich, warum das so ist«, sagte mein Vater.

»Warum ist das so?«

»Denk’ nach, dann weißt du es!« – Das sagte mein Vater oft zu ihr. Ebenso wie: »Das musst du wissen!«

Es war nicht immer ganz klar, was er meinte.

Kuh spielen

Im Schwimmbad trafen wir Freunde von mir, die sich zu uns setzten.

»Wer spielt mit mir Kuh?«, fragte mein Vater plötzlich in die Runde.

Meine Mutter und ich sahen uns an.

»Wie geht das?«, fragte einer meiner Freunde und mein Vater antwortete: »Auf allen vieren durch die Wiese gehen, immer wieder laut muhen, mit dem Mund Gras zupfen, blöd in die Luft schauen …«, und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »und mit dem Schwanz die Fliegen vertreiben!«

Daraufhin musste er selbst am meisten lachen.

Spätstück

Einmal, als ich schon größer war und nicht zur Schule musste, weil Ferien waren, weckte er mich gegen Mittag, um mir zu sagen, dass er fort müsse. Dabei sah er, dass meine Unter- und Oberarme mit Kugelschreiber vollgekritzelt waren. Eine Freundin hatte mir diese »Tätowierungen« verpasst.

Später fand ich in der Küche einen Teller voller Essen und daneben einen Zettel:

EIN AUFBAUENDES

FRÜH SPÄTSTÜCK

FÜR DEN TÄTOWIERTEN

Von dem großen weißen Teller lachte ein Gesicht:

Der Mund war eine Banane,

die Nase eine abgeschnittene Karotte, die auf dem Teller stand – lang wie eine Pinocchio-Nase ragte sie in die Höhe.

Die Augenbrauen bestanden aus zwei schmalen Apfelschnitzen,

die Augen darunter aus zwei Trauben.

Der Selbstmörder-Baum

Wieder einmal fuhren wir mit den Fahrrädern zum Stadionbad, die Strecke führte durch den Wald.

Mitten am Weg stand ein einzelner Baum, an dem man links oder rechts vorbeifuhr.

Heute gibt es auf diesem Weg ein Fahrverbot für Fahrräder, das gab es damals noch nicht.

Vater sagte mir, dass man den einzelnen Baum, der da so frech im Weg stand, gut für einen Selbstmord verwenden könnte: »Man fährt mit dem Fahrrad Richtung Baum, beschleunigt, fährt so schnell man nur kann auf den Baum zu, dann knapp daran vorbei, wobei man den Kopf seitlich wegstreckt, damit er voll in den Baum kracht! – Aus die Maus.«

Ich weiß nicht, wie oft ich in meiner Kindheit und Jugend zu ihm gesagt habe, er sei verrückt.

Daraufhin lachte er gern ein Lachen, das wie von einem Verrückten klang: hoch, laut und irr.

Mich oder dich

Manchmal frage ich mich, ob ich damals zu meinem Vater, als er den Vogel auf dem Baum spielte, wirklich gesagt habe: »Wenn du noch einmal lustig bist, dann bringe ich mich um«, oder ob ich nicht vielleicht gesagt habe: »Dann bringe ich dich um«?

Ich weiß es nicht.

Mein Vater hat immer behauptet, ich hätte gesagt: »Dann bringe ich mich um.«

Er wird schon recht gehabt haben.

Und sonst wäre es nicht das erste Mal, dass er unrecht gehabt hätte.

Nacktbaden in der Lobau

Meine Mutter badete gern nackt in der Donau.

Vater ging um nichts in der Welt nackt »ins Wasser dieses wilden Stromes, der voller wilder Tiere ist«, wie er einmal sagte.

Er hatte Angst davor, dass ihm ein wilder Fisch was abbeißt.

Mutter nannte diese Angst lächerlich.

»Wer weiß schon«, sagte mein Vater, »was den Fischen einfällt, wenn ihnen fad ist. Wer weiß schon, was denen im Fischkopf herumgeht, wenn sie so herumschwimmen. Außerdem gibt es bestimmt auch sehschwache Fische, die mein Zumpferl mit einem Wurm verwechseln …«

Faultiere

An einem Morgen sagte mein Vater zu meiner Mutter, die gerade auf dem Sprung zur Arbeit war, sein neues Vorbild sei das Faultier.

Schon am Vortag hatte er von einem Forscher erzählt, der jahrelang Faultiere erforscht hatte und darüber ein Buch schreiben wollte. Als der Forscher von seiner monatelangen Forschungsreise nach Hause zurückgekehrt war, hängte er eine Hängematte in seinem Arbeitszimmer auf. In der verbrachte er nun die meiste Zeit. Das Buch, das er schreiben wollte, sollte den Titel haben: Faszination Faultier. Faultiere verstehen.

Seine Frau beschwerte sich über ihn, weil er keinen Finger mehr krumm machte, sondern fast nur noch in der Hängematte lag und Däumchen drehte.

Meine Mutter meinte dazu: »Schönes Vorbild, ich muss schon sagen.«

»Du verstehst Faultiere eben nicht.«

»Ich verstehe«, sagte meine Mutter und seufzte.

Mein Vater zeigte mit dem rechten Zeigefinger zur Zimmerdecke und legte los: »Die chinesischen Weisen haben auch alle das Nichtstun als höchste Form des menschlichen Daseins gepriesen, überhaupt alle Weisen des Morgen- und des Abendlandes und auch die des Mittags- und des Nachmittagslandes …«

»Schluss jetzt!«, unterbrach ihn meine Mutter.

Da zeigte er mit dem linken Zeigefinger auf den ausgestreckten rechten Zeigefinger, der sich jetzt langsam krümmte.

»Da siehst du«, sagte er vorwurfsvoll, »was du angerichtet hast!«

Die bissige Banane

Einmal waren zwei Freunde von mir zu Besuch, die auch mit uns zu Abend aßen. Es gab Würstel mit Senf und Ketchup.

Nach dem Essen gingen meine Freunde und ich ins Wohnzimmer, um dort fernzusehen.

Plötzlich stürmte mein Vater mit einer geschälten Banane in der Hand ins Zimmer und rief: »Hilfe, die Banane hat mich gebissen! Au weh, au weh, tut das weh!«

In ein Ende der geschälten Banane hatte er einen geöffneten Mund, das heißt, ein aufgerissenes Maul hineingeschnitten, an dem sich etwas Ketchup befand. Und auch auf dem linken Unterarm, in den ihn die Banane gebissen hatte, war Ketchup.

Mein Vater zeigte auf die Wunde an seinem linken Unterarm und wiederholte mit schmerzverzerrtem Gesicht: »Die Banane hat mich gebissen! Böse Banane! Ganz ganz bö-se Ba-na-ne!«

Später im Bett soll ich zu ihm gesagt haben, er sei »deppert, ultradeppert und sogar ultraschalldeppert«.

Das Ei

Wir waren zu Besuch bei Freunden meiner Eltern. Mehrere Leute saßen um einen Tisch, es gab zu essen und zu trinken.

In der Familie, die wir besuchten, waren drei Kinder. Ein Mädchen, das schon älter war, und zwei Jungs ungefähr in meinem Alter.

Vater sagte später, dass er dadurch, dass sich jemand lautstark geschnäuzt hatte, auf die Idee gekommen war, »das mit dem Ei« zu machen. Er kannte den Schmäh aus dem Fernsehen, irgendwer hatte dort davon erzählt.

Er nahm sich heimlich ein rohes Ei aus dem Kühlschrank und versteckte es unter dem Tisch in einem Taschentuch.

Er sagte, dass irgendwas mit seiner Nase nicht stimme, er habe auch plötzlich sehr starkes Kopfweh, und dann schnäuzte er sich in das Taschentuch. Er tat das sehr laut – das Geräusch machte er mit dem Mund –, dabei zerdrückte er das Ei in der Hand und ein Schwall gelben Schleims klatschte auf den Tisch, ein grausiger, undefinierbarer Rotz!

Alle waren entsetzt.

Aber dann wurde viel gelacht.

Vor allem das Mädchen ist fast gestorben vor Lachen.

Mein Vater hatte einen roten Kopf.

Ostern

Zu Ostern schenkte mir mein Vater einmal eine Banane, auf die er mit Kugelschreiber geschrieben hatte:

Die Osterbanane

vom Osteraffen.

Nikolaus

Als ich ein Kind war, kam am 6. Dezember der Nikolaus zu uns nach Hause. Jahrelang waren an dem Tag auch zwei befreundete Familien bei uns, mit denen zusammen wir den Nikolausabend feierten.

Wir Kinder waren fasziniert von dem großen heiligen Mann mit dem langen weißen Bart, der roten Bischofsmütze, dem roten Mantel und dem Krummstab, der oben golden zu einer Spirale auslief.

Nachdem der Nikolaus schweigend das Wohnzimmer betreten hatte, begann er mit den Worten: »Vom Himmel hoch, da komm’ ich her …«

Er hatte eine tiefe und feierliche Stimme, wir Kinder waren sehr beeindruckt.

Der Nikolaus war eine imposante Erscheinung, vor der wir Respekt hatten. Es war aufregend, einen Mann im Wohnzimmer zu haben, der vom Himmel gekommen war …

Am ersten Nikolausabend, den wir, auch weil ich schon älter war und nicht mehr an den heiligen Nikolaus glaubte, ohne Freunde nur zu dritt zu Hause verbrachten, verschwand mein Vater plötzlich im Schlafzimmer, von dem man auch Zugang zum Badezimmer hatte.

Nach einiger Zeit erschien er in folgendem Aufzug:

Um den Kopf, den Oberkörper und die Hüften hatte er rote Handtücher gebunden,

im Gesicht prangte ein weißer Bart aus Rasierschaum,

in der einen Hand hielt er einen langstieligen Staubwedel als Bischofsstab und in der anderen ein kleines Buch.

Mit tiefer, feierlicher Stimme verkündete er: »Vom Himmel hoch da komm’ ich her …«

Dann las mein Vater aus dem »heiligen Büchlein«, wie er es nannte, vor – wie ich später sehen konnte, hatte es nur leere Seiten:

»Mutter war letztes Jahr nicht brav, deshalb bekommt sie nur einen Luftballon. Den muss sie aufblasen, dann die Öffnung zuhalten und nur langsam Luft entweichen lassen, damit es ein schön furzendes Geräusch gibt. Zu dieser schönen Furzmusik muss sie dreimal hintereinander sagen, dass es ihr leidtut, dass sie mit ihrem Mann schimpft, nur weil er Petersilie mit Schnittlauch und Sauerrahm mit Schlagrahm verwechselt.«

Nach meiner Mutter kam ich an die Reihe:

»Der Bub war vor vielen Jahren nicht brav. Er hat seinem Vater gedroht, dass er sich umbringt, wenn er noch einmal lustig ist. Das war gar nicht nett, das muss bestraft werden. Ich schlage vor: Sieben Jahre Fernsehverbot, aber bedingt, das heißt, wenn er noch einmal mit Selbstmord droht, dann unbedingtes Fernsehverbot.«

Und mein Vater erwähnte auch den Geografie-Test, bei dem ich so gut wie nichts gewusst und deshalb zum Schluss für den Lehrer in weiser Voraussicht hingeschrieben hatte: »Danke für die 5«.

Der Lehrer hatte dann übrigens mit Rotstift zum Fünfer geschrieben: »Aber gern geschehen.«

Mein Vater redete in seinem komischen Aufzug so lange, bis meine Mutter meinte: »So, jetzt reicht’s! Genug! Der Nikolaus darf wieder zum Himmel auffahren mit seinen Rentieren …« Empört unterbrach sie mein Vater: »Ich bin mit der fliegenden Liliputbahn gekommen, ich bin doch kein Tierquäler!«

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