Kitabı oku: «Brennende Gegenwart», sayfa 2
Das Geschenk des offenen Herzens
Dem äußeren Weglegen von Beanspruchungen und Ablenkungen entspricht ein inneres Weglegen von Erwartungen. Wir sind eingeladen, die nutzbringenden Aspekte unseres Lebens eine Weile außer Acht zu lassen, diese Aspekte, etwas Gutes, Richtiges, Helfendes zu tun, um dies oder jenes zu erreichen.
Wenn wir mit einer freigehaltenen Zeit des Übens beginnen, haben wir Wünsche, die uns zu solchen Zeiten eingeladen haben. Wir spüren, dass wir vor einem Lebensproblem nicht mehr weglaufen wollen, sei es in einer Beziehung, der Trauer um einen Menschen, einem Problem im Beruf. Wir wollen aus einem nur rational oder funktional bestimmten Leben aussteigen hin zu einem spontane Impulse wahrnehmenden und von inneren Sehnsüchten geleiteten Leben.
Je mehr wir uns öffnen, desto mehr nehmen wir wahr, was wir im Alltag übersehen. Wir stehen wieder als kindlich Unwissende vor der Wirklichkeit und suchen neu Kraft und Klarheit. Die Neugierde ist eine wichtige Antriebskraft für unser Suchen. Aber ein Vorwissen, dessen Bestätigung wir neugierig erwarten, kann zur Blockade werden. Keine Angst, das Wissen geht nicht verloren, wenn wir achtsam auf die Themen werden, die sich in den Exerzitien zeigen wollen. Sie waren vielleicht lange verschüttet oder einfach noch nicht dran. Bei Exerzitien ist es wichtig, sich in diese ungelenkte Aufmerksamkeit, also in eine kontemplative Erwartung, einladen zu lassen. Sie ist nicht gegenständlich und äußert sich doch symbolisch durch eine besondere Beziehung zu Gegenständen, Naturereignissen, in Begegnungen. Es sind innere Einladungen zu einer vorurteilsfreien Haltung. Dabei ist die Zeit der Exerzitien eine Hilfe, diese neuen Erfahrungen wahrzunehmen und mit dieser gereinigten Wahrnehmung auch in den Alltag zurückzukehren.
In der jüdischen Tradition, dem Wurzelgrund christlicher Lebensimpulse, darf der Name Gottes nicht ausgesprochen werden. Ihn zu nennen gilt als besitzergreifend dem Geheimnis des Lebens gegenüber. Der Verzicht auf das Aussprechen eines Namens für Gott weist auf das Geheimnisvolle hin, das auch in jeder anderen Liebesbeziehung erfahrbar ist. Welche inneren Vorstellungen müssen wir beiseitelegen, um uns für diese verborgene Wirklichkeit mitten in unserem Leben zu öffnen?
Die innere Freiheit suchen
In den Geistlichen Übungen sind wir eingeladen, uns auf einen persönlichen Prozess einzulassen mit unserem von Gott geschenkten Leben. Dieser innere Weg im ganz persönlichen Heiligtum eines Menschen fordert jeden vom Grund aus heraus. Dort hat kein anderer Mensch etwas zu suchen. Auch die Begleiter dürfen sich bei solchen Prozessen nur mit großem Respekt den Erzählungen auf diesem einsamen Weg der Übenden nähern und müssen Verschwiegenheit zusichern.
Aber auch die Übenden sind in ihrem Suchen blockiert, wenn sie sich nicht immer mehr öffnen. Sie legen nach und nach alle spontanen Aber-Sätze beiseite. Erst dann kommt ein bedingungsloses Wahrnehmen zustande. Solange sie nur unter dieser oder jener Voraussetzung auf ihr Inneres, ihr Herz, hören wollen, ist die Wahrnehmung der Wirklichkeit verzerrt. Ängste können sie jederzeit eintrüben. Die Offenheit für Entscheidungen im Angesicht Gottes, sei es in diese oder die entgegengesetzte Richtung, ist die grundlegende Bedingung der Indifferenz. Sie ist für einen verlässlichen Exerzitienprozess entscheidend.
Die innere Freiheit – die Indifferenz – beim Suchen nach dem jetzt anstehenden Lebensimpuls und die Bereitschaft, ihm zu folgen, kann langsam wachsen. Sie zu spüren ist oft mit einer stillen Freude verbunden, in der jede Angst vor einer Entscheidung verflogen ist.
Mein persönlicher Lebenskontakt
Das Fundament
Prinzip und Fundament nennt Ignatius von Loyola seinen Einstieg in die Geistlichen Übungen. Nach einigen Anmerkungen beschreibt er in diesem Abschnitt6 das Eingebundensein des Menschen in die Schöpfung. Findet die oder der Übende eine Beziehung zu dem Ursprung der Schöpfung, außerhalb dessen nichts ist und der mit nichts in der Welt zu verwechseln ist, dann taucht das Wort Gott auf. Es hält die Tür zu dem vielfältig ansprechbaren Geheimnis unseres Lebens offen, über das wir keine Verfügung haben, dem wir aber mitten in unserer Welt gegenübertreten können, weil es auf uns zukommt.
Alle gläubigen Menschen, aber auch jene, die sich keiner Religion zugehörig fühlen, können ihre Beziehung zu diesem Geheimnis des Lebens, dem Heiligen, entdecken. In den unterschiedlichen spirituellen Sprachen werden Wege beschrieben, dieser Wirklichkeit gegenüberzutreten. Ignatius hat sich auf einem dieser Wege von Etappe zu Etappe vorgetastet. Am Anfang dieser jeweiligen Wegabschnitte erklärt er, wie er sich für den neuen Wegabschnitt öffnet.7 Die Vorbereitungen nennt Ignatius beim Eintritt in die Übungen: Prinzip und Fundament. Dieses großherzige Beginnen einer neuen Etappe ist jeweils der Beginn eines neuen Abenteuers.
Auch das öffentliche Leben Jesu startet mit einer Vorbereitung. Nachdem er in der Taufe sein Ja zur Schöpfung und zur Glaubensgeschichte seines Volkes ausgedrückt hat, folgt die Geschichte der Versuchung Jesu, auf die ich in diesem Kapitel später zurückkommen möchte.
Ignatius nennt im Prinzip und Fundament seine Grundsehnsucht, auf die er in schwierigen Situationen zurückgreifen kann. Er legt uns damit nahe, Kontakt mit der eigenen Sehnsucht und den darin enthaltenen Grundwahrheiten zu suchen und sie mit unseren Worten auszudrücken. Diese eigene Fundamentbeschreibung gibt uns auch in Krisenzeiten eine Ausrichtung. Sie erinnert an unseren persönlichen Blick auf die Wirklichkeit. Unsere Erfahrungen und Begabungen entfalten diese Grundausrichtung.
Häufig suchen wir nur mit dem Kopf nach lohnenswerten Lebenszielen und meinen sie erfüllen zu müssen. Die vorhandene, unsere Identität prägende Sehnsucht ist aber schon lange da. Wie können wir dafür ein Gespür bekommen? Die folgenden Abschnitte versuchen einen Weg des Entdeckens zu öffnen. Doch es gibt viele andere. Wie finde ich Zugang zu dieser in mir sprudelnden Quelle des Lebens?
Eine Spur hin zur Sehnsucht
Wenn ich mich mit einem Thema intensiv beschäftige und meine Entschiedenheit wächst, eine Lösung zu finden, dann wird dieser Aspekt der Wirklichkeit in meiner Wahrnehmung leicht zum scheinbar wichtigsten Anliegen der Welt. Andere Interessen und die sich leiser äußernden Wahrnehmungen geraten in den Hintergrund. Dazu gehört vor allem der lebendige Kontakt zu meiner Sehnsucht, die mich zu einem erfüllten Leben herausfordert. Wie kann ich in Kontakt mit ihr treten und nicht von den vielen sich lautstark äußernden Wichtigkeiten in mir und um mich herum irregeleitet werden? Welche Signale höre ich als ursprünglich?
Einen Weg, auf meine vitale Sehnsucht aufmerksam zu werden, finde ich über den in mir aufsteigenden Ärger oder sogar manchmal die Wut über bestimmte Lebensumstände. Über was ärgere ich mich da? Was erfahre ich als Unrecht? In einem zweiten Schritt frage ich dann: Wie stelle ich mir angemessene Umstände vor? Diese Frage führt mich direkt zu meiner noch unerkannten Sehnsucht.
Für jemand anderen findet sich ein Weg im Nachgehen der Erfahrungen, bei denen sich Traurigkeit oder Angst eingestellt haben. Auch hier ist dann die zweite Frage: Wie ist es besser? Wie wünsche ich, dass es sein soll? Unter welchen Umständen würde ich froh oder ärmer an Angst leben?
Entschiedener Ärger, depressive Stimmungen oder aufkommende Angst, in welchem Lebensbereich auch immer, können uns den Weg zu unserer verborgenen Sehnsucht zeigen, die Gott – oder wie immer wir unseren Ursprung nennen – in uns gelegt hat. Wir haben sie uns ja nicht selbst gebastelt.
Mit der nun vielleicht nur bruchstückhaft entdeckten Sehnsucht können wir den Ursprung in uns ansprechen. Jede/-r ist damit einmalig und fantasievoll ausgestattet.
Eine Frau entdeckte in sich einen wiederkehrenden Ärger, wenn sie Menschen sah, die von der dabeistehenden Gruppe nicht gesehen wurden. Schon im Nennen der Verärgerung wurde deutlich: Alle Menschen sollen gesehen und am Leben beteiligt werden. Sie ahnte, welche besondere Wahrnehmungsgabe ihr geschenkt war. Im nächsten Schritt verankerte sie ihre Identität in diesem Ursprung des Lebens und sprach ihn mit dem neu gefundenen Namen an: »Du, der du mich schön ansiehst.« Sie ahnte Gott als den, der sie nicht ausgrenzt. Bei der Kontaktaufnahme wird sich dieser Name bewähren, oder es finden sich im Gebet neue Worte, die stimmiger sind. Im Gespräch mit dem Ursprung werden persönliche Fragen angesprochen. Die deutlicher geahnte Grundbeziehung zum Leben löst meist mitten im Schmerz über die Situation Freude aus. Wir fragen erstaunt weiter: Was mag unser Gegenüber Wertvolles bei uns sehen? Wir können ahnen, mit welchem inneren Namen er uns anspricht und in dem Beispiel vielleicht ruft: »Du, die ich schön ansehe!«
Nach einem Jahr traf ich die Frau nach einem längeren Auslandsaufenthalt wieder und sie sagte mir: Immer wenn ich meinen Namen für Gott sage, bin ich wieder im Gebet. Doch mein Name hat sich mit meinen neuen Erfahrungen erweitert und ich sage heute: »Du, die du mich schön ansiehst und mich das Lieben lehrst.«
Dieser Weg der Suche nach eigenem wiederkehrenden Ärger oder nach vielleicht noch wortloser Traurigkeit und Angst kann alleine gefunden werden. Auch der zweite Schritt nach der darin lebendigen Sehnsucht zu suchen ist – vielleicht unter Mithilfe von Freunden – meist leicht zu gehen. Dabei sollten wir ganz aufmerksam auf die von uns spontan benutzten Worte achten. Mit ihnen kann ein und auch ein zweiter positiver Satz formuliert werden, der mit den folgenden Worten beginnt: Du, der/die du … Im Experimentieren mit dieser Anrede wird deutlich, wo sich unser Vertrauen im Gebet verankert, wo wir unseren Ursprung vermuten.
Von der Freude überrumpelt
Manchen Menschen wird – vielleicht durch ein besonderes Erlebnis wie die Geburt eines Kindes – eine große spontane Freude geschenkt. Dieser Zugang zu der Liebe Gottes kann sich direkt in einem eigenen Lobpreis ausdrücken, der alles mühsame Suchen nach einer persönlichen Ansprache Gottes überflüssig erscheinen lässt. Nur Mut – nutzen wir diese Chance, direkt ins Gebet zu springen.
Unsere Lebenssituationen sind vielfältig. Sie laden zum Vergleichen ein. Das ist aber auf dem Weg der je größeren geistlichen Offenheit eine Blockade der Wertschätzung des eigenen Weges mit seinen ganz persönlichen Ausformungen.
Hagar wird angesprochen und antwortet
Ein biblisches Beispiel für das Geschenk einer solchen Anrede Gottes ist die Geschichte Hagars im ersten Buch der Bibel (Gen 16). Diese Erzählung ist für mich in doppelter Weise verwunderlich: Aus Respekt wird der Name Gottes im Volk Israel nicht ausgesprochen. Doch eine ausländische Magd, deren Namen wir sogar kennen, nennt ihn im ersten Buch der Bibel: El-Roi. Mitten in der von Männern geprägten Welt bemerke ich damit gleich zwei Grenzüberschreitungen.
Abram bekommt mit Sarai die Verheißung einer großen Nachkommenschaft. Sie lassen sich darauf ein, brechen in ein fremdes Land auf und folgen den Weisungen Gottes. Doch der Kinderwunsch wird lange nicht erfüllt. Abram und Sarai suchen nach einer Ersatzlösung: Hagar, eine ägyptische Magd Sarais, soll in ihrem Auftrag das erwünschte Kind austragen. Abram willigt in diesen Plan ein, der Gottes Verheißung beistehen oder ihn gar überlisten soll. Doch als Hagar mit Abram geschlafen hat und sie schwanger und selbstbewusster wird, dramatisiert sich das Verhältnis zwischen den beiden Frauen. Abram hält sich aus dem Konflikt fein raus und leugnet seine Verantwortung. Hagar ist immer mehr isoliert und flieht verzweifelt in die lebensbedrohende Wüste. Dort wird sie in einer Oase angesprochen und erzählt ihre Fluchtgeschichte. Der zuhörende Engel schickt sie mit einer persönlichen Verheißung zurück zu Sarai: »Deine Nachkommen will ich so zahlreich machen, dass man sie nicht zählen kann … Du wirst einen Sohn gebären und ihn Ismael (Gott hört) nennen, denn der Herr hat auf dich gehört in deinem Leid.« Hagar lässt sich darauf ein, weil sie jetzt nicht mehr alleine ist. Gott hat ja zu ihr gesprochen. Sie nennt ihn El-Roi – Gott, der nach mir schaut – und sagt: »Habe ich hier nicht nach dem geschaut, der nach mir schaut?« Den Brunnen an diesem Ort nennt sie Beer-Lahai-Roi – Brunnen des Lebendigen, der nach mir schaut.
Die Begegnung mit diesem El-Roi geschieht mitten in unserer menschlichen Geschichte. Wir können den Ort und die Zeit angeben. Nach Hagars Rückkehr wurde Ismael geboren und Abram gab ihm seinen Namen. Er ist der Stammvater aller arabischen Völker.
Das Entdecken einer fundamentalen Beziehung zum Leben findet seinen Weg mit schmerzhaften Geburtswehen. Wenn wir sie umgehen wollen, bleiben wir oft in abstraktem Denken hängen, haben Vorstellungen ohne Fleisch und Blut. Die schmerzhafte Lebensgeschichte Hagars, die auch später durch Wüsten führt (Gen 21,8–21), kann uns eine Ermahnung sein, den oft einsamen Weg zum Ursprung des Lebens zu gehen und ihn nicht durch trockene Buchweisheiten zu ersetzen.
Stilles Leid in der Fremde
Die Geschichte von Mose, der sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei in eine lebendige Liebesbeziehung zu dem Gott führen sollte, der alle Unterdrückung hasst, beginnt im zweiten Buch der Bibel mit seiner Rettung als kleines Kind (Ex 2,1–10) und mit der Ausbildung am Hof des Pharao. Mit 40 Jahren lässt er sich von der Wut über den Frondienst seiner hebräischen Stammesbrüder hinreißen und erschlägt heimlich einen gewalttätigen Ägypter. Daraufhin muss er ins Ausland fliehen. Im Exil findet er freundliche Aufnahme und heiratet in Midian eine Tochter seiner Gastfamilie. »Als Zippora einen Sohn gebar, nannte er ihn Gerschom (Ödgast) und sagte: Gast bin ich in fremdem Land« (Ex 2,22).
Im Namen seines Sohnes spricht Mose seinen Grundschmerz aus. Er ist von seinem Volk getrennt und ihn schmerzt seine Sehnsucht, in Gemeinschaft mit ihm zu leben. Mose wurde in der Fremde gut aufgenommen. Doch ihm fehlt etwas Entscheidendes in seinem Leben: Heimat.
Schon im nächsten Kapitel des Buches Exodus antwortet Gott auf die Nachfrage Mose und nennt ihm seinen Namen, der die Zusage der erhofften Heimat im Lebensursprung selbst ist: »Ich bin jetzt der Ich-binda und auch in Zukunft werde ich der Ich-bin-da sein« (Ex 3,14). Mose braucht einige Zeit, um sich auf diese Heimat in Gott einzulassen, weil sie mit einem ihn überfordernden Auftrag verknüpft ist: die Befreiung seines Volkes aus der Sklaverei zu beginnen und das Volk durch die Wüste in das versprochene Land zu führen.
Das Aussprechen der eigenen Sehnsucht öffnet den Weg zum Ursprung des Lebens, in dem diese Sehnsucht ihre Wurzeln hat. Wir sind an sie gewöhnt und sehen sie deshalb oft nicht. Ihre Entdeckung ist auch heute jeweils überraschend und befreiend, weil wieder die Grundrichtung unseres Lebens ansprechbar wird. Auch scheinbar kleine Hinweise sind wertvoll für die Richtungssuche auf dem inneren Weg.
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