Kitabı oku: «Internationale Beziehungen», sayfa 7

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3.4 | »Alte« und »neue« Kriegsformen

Neue Kriege

In der Alltagssprache wurde unter Krieg lange Zeit vor allem der bewaffnete Konflikt zwischen zwei oder mehr Staaten verstanden (Levy 2013). Diese Form des zwischenstaatlichen Konfliktes — »alter« Krieg — ist jedoch mittlerweile eher selten, wie Abbildung 3.3 zeigt. Die häufigste Form ist heute der innerstaatliche Konflikt oder Bürgerkrieg. Dies ist ein bewaffneter Konflikt zwischen der Regierung einerseits und einer oder mehreren nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen andererseits. An solchen Konflikten sind nur Akteure beteiligt, die aus dem Staat oder Land selbst stammen. Die bewaffnete Konfrontation zwischen der Regierung der Ukraine und gesellschaftlichen Oppositionsgruppen im Osten im Jahr 2014 ist ein Beispiel für diese Kriegsform. Ihre Zahl erreichte Mitte der 1990er Jahre weltweit ihren Höhepunkt und ist seither etwas zurückgegangen.

Abb. 3.3 | Typen bewaffneter Konflikte


Quelle: eigene Darstellung nach Gleditsch et al. (2002); Uppsala Conflict Data Program (UCDP)/ International Peace Research Institute Oslo (PRIO) (2009); Harbom (2009).

Ein Krieg wird als internationalisiert bezeichnet, wenn ein innerstaatlicher bewaffneter Konflikt auch mit äußerer Beteiligung ausgetragen wird. Dies trifft z. B. auf den Krieg in Syrien oder den Krieg in Afghanistan zu, aus dem die einleitende Geschichte stammt. Schließlich gibt es noch den extrasystemischen Krieg; er ist ein bewaffneter Konflikt, bei dem sich ein Staat oder eine Regierung und nichtstaatliche Akteure außerhalb des eigenen Territoriums bekämpfen. Konflikte ohne staatliche bzw. Regierungsbeteiligung sind nicht Bestandteil des Datensatzes in Abbildung 3.3. Die dort gezeigten extrasystemischen, innerstaatlichen und internationalisierten Kriege werden unter dem Begriff »neue« Kriege zusammengefasst.

Kritik

In der politikwissenschaftlichen Forschung ist allerdings umstritten, ob die genannten Merkmale ( Information kompakt) es rechtfertigen, von einer neuen Form des Krieges zu sprechen. Befürworter des Konzeptes »neue Kriege« verweisen auf diese Merkmale und das Problem, dass diese Formen der Gewalt im (Kriegs-)Völkerrecht (Arndt 2010) nicht angemessen geregelt sind. Die privaten Gewaltakteure würden sich überdies nicht an bestehende Rechtsnormen halten (Daase 1999; Kaldor 2001; Münkler 2009). Kritiker des Konzeptes »neue Kriege« haben eingewendet, dass die genannten Merkmale keineswegs neu seien, sondern schon in früheren Perioden zu beobachten seien (Chojnacki 2004; Kahl/Teusch 2004). Diese Kritik hat Herfried Münkler (2004) mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass die neue Qualität darin liege, dass die genannten Merkmale nicht nur einzeln, sondern in Kombination miteinander aufträten. Allerdings gibt es nur wenig Studien, die empirisch den Nachweis führen, dass innerstaatliche Kriege heutzutage von den genannten Merkmalen geprägt werden, dies während des Kalten Krieges jedoch nicht der Fall war (Heupel/Zangl 2004). Daher kann der Befund von »neuen« Kriegen nur vorläufig gelten, bis weitere Studien erstellt werden.

Information kompakt

Merkmale neuer Kriege

Neue Kriege sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet (Rittberger/ Kruck/Romund 2010: 380):

Entstaatlichung und Privatisierung: Der Staat verfügt nicht mehr über das Gewaltmonopol, sondern muss es mit privaten Akteuren teilen. Staaten sind daher schwach, gescheitert oder im Zerfallsprozess.

Asymmetrische Gewaltanwendung: Militärisch unterlegene Akteure nutzen unkonventionelle Methoden wie Guerilla- und Partisanenkrieg oder Terrorismus. Gewalt wird auch gezielt gegen die Zivilbevölkerung ausgeübt.

Kommerzialisierung: Krieg wird zum Mittel wirtschaftlicher Betätigung und Vermögensbildung. Akteure haben ein wirtschaftliches Interesse an der Fortsetzung des Krieges. Kriege werden durch Produktion und Handel mit Drogen oder Bodenschätzen etc. finanziert. Es entstehen daher lukrative Kriegsökonomien.

Gewaltdiffusion: Es gibt keine Kriegserklärung und häufig auch kein formales Ende von Krieg. Weiterhin gibt es keinen klaren Frontverlauf. Kriege sind weder zeitlich noch räumlich klar begrenzt. Die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilbevölkerung verschwimmt.

3.4.1 | Innerstaatliche oder Bürgerkriege

Weitaus besser als der Typus »neue Kriege« sind innerstaatliche oder Bürgerkriege erforscht, die eine Unterform bilden.

Information kompakt

Merkmale von innerstaatlichen oder Bürgerkriegen

In Bürgerkriegen entstehen hohe Kosten:

wirtschaftliche durch die Zerstörung von Humankapital und Infrastruktur, die zu geringer Produktivität und Wachstum führt;

politische durch die Schwächung von Staat und Regierung sowie die Zersplitterung der Gesellschaft in unterschiedliche ethnische Gruppen, Religionen usw.;

soziale durch die Verbreitung von Krankheiten auch über die Kriegsbeendigung hinaus.

Zusätzlich entstehen häufig auch in Nachbarländern Kosten, z. B. durch Flüchtlingsströme oder den Import gewaltsamer Konfliktlösung.

Bürgerkriege sind nur schwer zu beenden. Sie dauern durchschnittlich viel länger als zwischenstaatliche Kriege und enden meist nicht durch Verhandlungen, sondern durch den Sieg einer Seite über die andere. Und schließlich besteht die starke Tendenz, dass Bürgerkriege nach einem Waffenstillstand wieder ausbrechen (Walter 2013).

Unzufriedenheit

Gier

Es sind vor allem zwei Motive, aus denen Konfliktparteien Bürgerkriege auslösen: Erstens Unzufriedenheit (englisch: grievance) mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, die mit friedlichen Mitteln nicht nachhaltig verbessert werden können. Dazu gehören auch vielfältige Formen von Diskriminierung. Zweitens Gier (englisch: greed) nach Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Situation, die durch gewaltsame Übernahme von Gebieten mit Bodenschätzen, Plünderung, Drogenhandel, Waffenhandel usw. erreicht werden kann (Collier/Hoeffler 2004; Collier/ Sambanis 2005a; b). Besonders die mit dem Motiv Gier verbundene Privatisierung und Kommerzialisierung von Krieg weist darauf hin, dass Krieg selbst zu einem einträglichen Geschäft werden kann, an dessen Beendigung die Profiteure kein Interesse haben. Dies mag teilweise erklären, warum Bürgerkriege länger dauern als zwischenstaatliche, häufig nicht auf dem Verhandlungsweg beendet werden und auch immer wieder aufflammen.

Hürden für Verhandlungslösungen

Die Forschung konnte aber auch zeigen, dass die oben erläuterten Interaktions- und Glaubwürdigkeitsprobleme in Bürgerkriegen besonders ausgeprägt sind und daher erhebliche Hürden für Verhandlungslösungen darstellen (Walter 2009; 2013). Die Einschätzung der militärischen Stärke von Konfliktparteien ist besonders schwierig, weil die Information darüber nicht transparent ist. Dies macht es kompliziert, in Verhandlungen die Kosten-Nutzen-Kalküle zu bestimmen, die Verhandlungen nach Abbildung 3.1 ermöglichen. Hinzu kommt, dass eine Regierung, die sich mit einer Rebellengruppe friedlich verständigt, damit rechnen muss, von einer anderen Rebellengruppe bekämpft zu werden, weil sie als Schwächling dasteht. Dieser Schatten der Zukunft wirkt deutlich gegen Verhandlungslösungen.

Entwaffnung

Das Glaubwürdigkeitsproblem spielt vor allem eine Rolle, wenn Konfliktparteien vereinbaren, dass im Gegenzug für die Erfüllung konkreter Forderungen Waffen abgegeben werden müssen. Ohne eine solche Vereinbarung zur Entwaffnung sind Konzessionen in Verhandlungen höchst einseitig und daher unwahrscheinlich. Wenn aber Konfliktparteien ihre Waffen erst einmal abgegeben und Kämpfer demobilisiert haben, wird sich dann die andere Seite an ihre Seite der Vereinbarung halten und die gegebenen Zusagen einlösen? Wenn nicht, verfügt die entwaffnete Seite über weitaus geringere Möglichkeiten, die Einhaltung des Abkommens durchzusetzen. Daher bleibt die Entwaffnung von Konfliktparteien das komplizierteste Problem bei der friedlichen Beendigung von Bürgerkriegen durch Verhandlungen. Ohne Garantien von unparteiischen Dritten, die ihr Engagement glaubhaft machen, ist dieses Problem kaum zu lösen.

3.4.2 | Terrorismus

Regionale Schwerpunkte

Die Zahl terroristischer Anschläge stieg ab Beginn der 1990er Jahre weltweit erheblich an und erreichte 2012 einen Höhepunkt. Gleichzeitig nahm auch die Zahl der Todesopfer terroristischer Attacken zu. Die regionalen Schwerpunkte terroristischer Angriffe liegen wiederum in Asien gefolgt vom Mittleren Osten einschließlich Nordafrika und Sub-Sahara Afrika (National Consortium for the Study of Terrorism and the Responses to Terrorism n. y.; Rand Corporation 2010).

Definition

Terrorismus

Terrorismus ist eine Taktik, die nichtstaatliche Akteure anwenden. Sie nutzen Gewalt, um politische, wirtschaftliche, soziale oder religiöse Ziele durchzusetzen. Der Zweck des Einsatzes von oder die Drohung mit Gewalt ist, breite Teile der Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen, damit sie die Forderungen von Terroristen erfüllen oder sich ihnen zumindest nicht widersetzen (Bueno de Mesquita 2013). Jedoch überschreiten nicht alle terroristischen Aktivitäten die in der Kriegsdefinition ( Kap. 3.1) genannten Schwellen.

Schwäche bestimmt Taktik

Terroristische Organisationen sind im Verhältnis zu ihren Gegnern und ihren Zielen schwach. Diese Schwäche versuchen sie auszugleichen, indem sie die Taktik benutzen, Furcht einzuflößen und Schrecken zu verbreiten. Damit wollen sie erreichen, dass sich die Bevölkerung schutz- und wehrlos fühlt und deshalb konzessionsbereit wird. Die relative Schwäche der terroristischen Organisationen und Netzwerke bewirkt außerdem, dass sie sogenannte weiche Angriffsziele wählen. Damit sind solche Orte gemeint, die sich nur sehr schwer schützen lassen. Um Gegenmaßnahmen zu erschweren, formen Terroristen meist nur sehr kleine, unabhängige Gruppen, die lose miteinander vernetzt sind. Diese Gruppen stehen nicht ständig in Kontakt, um ihre Entdeckung zu erschweren, und kooperieren nur, sofern dies für einen Angriff unvermeidlich ist (Frieden/Lake/Schultz 2012: 242–248).

Hindernisse für Verhandlungen

Die Möglichkeiten, Konflikte mit Terroristen friedlich auszutragen, sind sehr begrenzt. Meist fehlt es allein schon an einem Gesprächs- und Verhandlungspartner, weil Terroristen sich nur im Untergrund bewegen. Das erschwert die Kommunikation erheblich. Aber selbst wenn es gelänge, Verhandlungen zustande zu bringen, um den Konflikt gemäß Abbildung 3.1 friedlich zu beenden, treten weitere Hürden auf. Die Einschätzung der Stärke von Terrorgruppen, die die Grundlage für Kosten-Nutzen-Kalküle bildet, ist kompliziert, weil die notwendige Transparenz fehlt. Terrorgruppen haben sogar einen Anreiz, Anschläge auszuführen, um dem Gegner einen Grad an Stärke und Entschlossenheit zu signalisieren, der möglichst über den tatsächlichen hinausgeht (Kydd/Walter 2006). Es kommt hinzu, dass lose organisierte Terrorgruppen kaum garantieren könnten, dass sich alle Mitglieder und Zellen an ein eventuell geschlossenes Abkommen zur Gewaltanwendung gebunden fühlen, weil sie sehr unabhängig sind. Damit sind ausgehandelte Vereinbarungen mit Terroristen wenig glaubwürdig (Frieden/Lake/Schultz 2012: 248–252).

Aber auch Abschreckung ist kaum ein geeignetes Mittel, um Terrorismus zu beenden. Terroristen sind sehr schwer aufzuspüren, festzunehmen oder zu bekämpfen. Sie leben entweder im Untergrund oder im Schutz der Zivilbevölkerung. Gegen Terroristen gerichtete Angriffe richten ein inakzeptables Maß an Kollateralschäden an. Sie entfremden die Zivilbevölkerung ihrer Regierung oder treiben sie sogar in die Arme von Terroristen, die auf diese Weise Nachwuchs rekrutieren können. Heftige Gegenangriffe gegen Terroristen bewirken zudem häufig, dass diese nur noch entschlossener kämpfen, weil der Gegner seine Gefährlichkeit erneut unter Beweis gestellt hat. Auf diese Weise wird die Ausgangsüberlegung von Terroristen — »wir müssen einen gefährlichen Feind gewaltsam bekämpfen« — zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung (Frieden/Lake/Schultz 2012: 256–258).

Gegenstrategien

Die nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 vorherrschende Gegenstrategie westlicher Sicherheitsexperten zielte darauf, den Terroristen die territoriale Basis, die Rückzugsräume und die Infrastruktur zu entziehen. Staaten sollten in ihrem Gebiet Terroristen bekämpfen oder zumindest vertreiben und auf diese Weise Terrorismus eliminieren. Sofern Staaten sich dieser Forderung verweigerten oder sich zur Umsetzung nicht im Stande sahen, wurde mit massiven militärischen Mitteln von außen versucht, Terrorismus auszuschalten. Damit wurde der bewaffnete Konflikt mit Terroristen in vom Westen weit entfernte Länder getragen und die Gefahr terroristischer Angriffe für die heimische Bevölkerung verringert. Es gelang jedoch nicht, den Terrorismus weitgehend zu unterbinden. Zudem standen Aufwand und Ertrag des Krieges gegen den Terrorismus in einem ungünstigen Verhältnis (Belasco 2009). Deshalb wurde die Strategie geändert. Statt des massiven Einsatzes militärischer Verbände zur Beherrschung von Territorien liegt der Schwerpunkt der Gegenmaßnahmen heute auf Überwachung und Entdeckung einerseits und gezielten Gegenangriffen z. B. mit Hilfe von Drohnen anderseits (Billitteri 2010). Gegen diese neue Strategie ist jedoch erhebliche völkerrechtliche und ethische Kritik vorgebracht worden (Rudolf/Schaller 2012; Stanford International Human Rights and Conflict Resolution Clinic/Global Justic Clinic NYU School of Law 2012).

Schutz vor Terrorismus

Über diese rein militärischen Gegenmaßnahmen hinaus werden auch andere Möglichkeiten genutzt, die Bevölkerung vor Terrorismus zu schützen. Dazu gehören insbesondere Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Personen, Gebäude oder Einrichtungen. Gleichzeitig sind Regierungen bemüht, Terrorverdächtige zu überwachen, zu verfolgen und bei konkreten Anhaltspunkten für bevorstehende Anschläge in Gewahrsam zu nehmen. Außerdem wird soweit wie möglich die Finanzierung von Terrorgruppen unterbunden, indem sie von grenzüberschreitenden Geldtransfers abgeschnitten werden. Insgesamt bleibt jedoch festzuhalten, dass Terroristen selten ihre wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Ziele tatsächlich erreichen (Abrahms 2006). Zugleich weist das hohe Ausmaß der Anschläge darauf hin, dass Terrorismus trotz des erheblichen Aufwandes für Gegenmaßnahmen nicht vollständig ausgeschaltet werden kann. Allerdings gibt es Regionen und Länder wie Amerika und Europa, die weitaus weniger gefährdet sind als andere.

Zusammenfassung

Ein Krieg entsteht zum einen, wenn sein Nutzen die Kosten übersteigt. Zum anderen können Interaktions- und Glaubwürdigkeitsprobleme Bemühungen um eine friedliche Streitbeilegung zunichtemachen und Krieg auslösen. Kriege können jedoch durch Abschreckung, internationale Verflechtung, Transparenz und Streitbeilegung mit Hilfe unparteiischer Dritter verhindert oder zumindest beendet werden.

Zwischenstaatliche Kriege sind heute selten, extrasystemische, innerstaatliche und internationalisierte Kriege dafür häufiger geworden. Diese Formen werden als »neue Kriege« bezeichnet. Sie dauern länger als »alte« Kriege und können nur selten friedlich beendet werden. Die bekannten friedensstiftenden Maßnahmen erweisen sich bei »neuen« Kriegen und bei Terrorismus als weitgehend unwirksam.

Lernkontrollfragen

1.Versuchen Sie das Kosten-Nutzen-Kalkül von Russland und der Ukraine in der Krimkrise 2014 nachzuvollziehen. Nutzen Sie dafür Abbildung 3.1 Was wäre notwendig gewesen, um Russland von einer Annexion der Krim abzuhalten?

2.Worin sind die gemeinsamen, worin die trennenden Interessen von Konfliktparteien an Kriegführung zu sehen?

3.Was versteht man unter Interaktionsproblemen und wie können sie Krieg verursachen?

4.Erläutern Sie, wie mangelnde Glaubwürdigkeit oder geringes Vertrauen in die Einhaltung von Friedensabkommen zum Wiederausbruch eines Krieges führen kann.

5.Versuchen Sie, die verschiedenen Vorschläge zur friedlichen Konfliktregelung einzelnen Kriegsursachen zuzuordnen. Welcher Vorschlag eignet sich zur Verhinderung welcher Kriegsursache?

6.Was ist das »Neue« an den sogenannten neuen Kriegen?

7.Warum ist es besonders schwierig, Konflikte mit Terroristen politisch statt militärisch zu regeln?

Weiterführende Literatur

Boyer, Yves/Lindley-French, Julian, Hrsg. (2012), The Oxford Handbook of War, Oxford, UK; New York, NY: Oxford University Press.

Cashman, Greg (2013), What Causes War? An Introduction to Theories of International Conflict, New York, NY: Lexington Books.

Cederman, Lars-Erik/Gleditsch, Kristian Skede/Buhaug, Halvard (2013), Inequality, Grievances, and War, Cambridge, UK: Cambridge University Press.

Fearon, James D. (1998), ›Bargaining, Enforcement, and International Cooperation‹, International Organization, 52(2): 269–305.

Levy, Jack S. (1998), ›The Causes of War and the Conditions of Peace‹, Annual Review of Political Science, 1: 139–165.

Levy, Jack S./Thompson, William R. (2010), Causes of War, Chichester, UK: Wiley-Blackwill.

Plate, Bernhard von/Baringhorst, Sigrid/Bredow, Wilfried von/Gareis, Sven Bernhard/Geiger, Gebhard/Hirschmann, Kai/Messner, Dirk/ Schild, Georg/ Schmidt, Peter/Thränert, Oliver/Timmermann, Heinz (2006), Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert, Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung.

Sonderheft der Zeitschrift Journal of Interdisciplinary History(1988), Vol. 18, No 4 (Spring).

Valentino, Benjamin A. (2014), ›Why We Kill: The Political Science of Political Violence against Civilians‹, Annual Review of Political Science, 17(1): 89–103.

Wimmer, Andreas (2014), ›War‹, Annual Review of Sociology, 40(1): 173–197.

4 | Der demokratische Frieden — ein Januskopf

Inhalt

Dieses Kapitel erläutert die Grundlagen und die Entstehung der Theorie des demokratischen Friedens in seiner dyadischen und monadischen Variante. Es wird gezeigt, wie die Präzisierung der Kernkonzepte »Krieg« und »Demokratie« zu einer Schärfung der theoretischen Aussagekraft und der empirischen Befunde geführt hat. Die wesentliche Debatte unter den Wissenschaftlern betrifft jedoch die Frage, wie die empirischen Befunde erklärt werden können: Worin genau besteht die Friedfertigkeit, die Demokratien innezuwohnen scheint? In diese Debatte wird eingeführt, indem zunächst die Kausalmechanismen herausgearbeitet werden, mit denen der Zusammenhang zwischen Frieden und Demokratie erklärt wird. Anschließend wird gezeigt, welche kritischen Einwände gegen diese Erklärungen vorgebracht wurden. Am Schluss geht es um die Frage, ob die Theorie des demokratischen Friedens eine einfache politische Handlungsanleitung liefert, mit der weltweit friedliche Beziehungen gestiftet werden könnten.

4.1 Die Klärung der konzeptionellen Grundlagen: Demokratie und Krieg

4.2 Erklärungen für die dyadische Variante

4.3 Die Debatte über die monadische Variante

4.4 Politische Praxis und Antinomien des demokratischen Friedens

Ursprünge der Theorie

Immanuel Kant veröffentlichte 1795 seine bahnbrechende Schrift Zum ewigen Frieden (Kant 1795). Darin zeigte er, dass als »Republiken« — heute nennen wir dies Demokratien — verfasste Staaten friedfertig sind und ihre internationalen Konflikte ohne Waffengewalt austragen. Knapp 200 Jahre später veröffentlichte Michael Doyle einen zweiteiligen Artikel in der Zeitschrift Philosophy and Public Affairs (Doyle 1996), mit dem er ein riesiges Forschungsprogrammzum sogenannten demokratischen Frieden in Internationalen Beziehungen auslöste; mittlerweile beteiligt sich eine unüberschaubare Zahl an Forschern an diesem Programm.30 Doyle erläuterte auf der Grundlage der Idee von Kant, dass Staaten, die an liberalen (d. h. demokratischen) Prinzipien festhielten, untereinander einen Separatfrieden genössen. Gleichzeitig scheuten sie aber keinen bewaffneten Konflikt gegen nichtliberale Staaten. Diese zweiseitige Praxis liberaler Staaten in internationalen Beziehungen sei Folge der liberalen (d. h. demokratischen) Prinzipien.

Information kompakt

Liberalismus nach Michael Doyle

Unter Liberalismus versteht Doyle sowohl eine Ideologie als auch einen Satz von Institutionen — also Regelwerken. In beider Zentrum steht die Freiheit des Individuums.

Drei Grundrechte bilden die Grundlage der Ideologie:

die Freiheit von Willkürherrschaft einschließlich Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit und Eigentumsrechte,

soziale und wirtschaftliche Rechte einschließlich Gleichheit in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Beschäftigung,

das Recht der Teilnahme am demokratischen Prozess sowie die Repräsentanz bei der politischen Willensbildung.

Diese Ideologie wird durch vier Institutionen umgesetzt und garantiert:

Gleichheit vor dem Gesetz sowie Religions- und Pressefreiheit,

Herrschaftsausübung durch repräsentative Gesetzgebungsorgane,

Schutz des Privateigentums,

Marktwirtschaft, die auf Angebot und Nachfrage beruht.

In internationalen Beziehungen bewirken diese liberalen Ideen und Institutionen, dass liberale Staaten sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer liberaler Staaten einmischen. Sie respektieren vielmehr das gegenseitige Recht auf Unabhängigkeit. Daher ist ein Krieg zwischen ihnen zwar nicht vollkommen ausgeschlossen, jedoch ausgesprochen unwahrscheinlich. In der liberalen Zone des Friedens wird nicht einmal mit Krieg gedroht. Wirtschaftliche Konflikte legen liberale Staaten friedlich bei und im Fall von Kriegen kämpfen sie auf derselben Seite (Doyle 1996; Lynn-Jones 1996).

Friedfertigkeit

In Abgrenzung zu anderen Theoretikern Internationaler Beziehungen (»liberaler Friede«, Kap. 3.3) argumentierte Doyle, dass Friede nicht die Folge von Machtausübung der Öffentlichkeit in der Außenpolitik oder von wirtschaftlicher Verflechtung sei. Er folgte stattdessen Kant und führte die Friedfertigkeit im gegenseitigen Umgang auf die Eigenheiten der Demokratie zurück. Liberale Staaten würden nur aus liberalen Gründen kämpfen. Kriege gegen andere Demokratien seien nicht zu rechtfertigen. Gleichzeitig liefere der Liberalismus aber Begründungen und Rechtfertigungen dafür, gegen Diktaturen in den Krieg zu ziehen. Es gelinge Demokratien häufig nicht, Konflikte mit autoritären Staaten friedlich beizulegen. Wenn dann Krieg ausbräche, würde er häufig als Kreuzzug zur Verbreitung liberaler Werte geführt. Tragisch sei dabei, dass derartige Interventionen in andere Staaten trotz guter Absichten die Lebensbedingungen dort verschlechterten statt verbesserten.

Theoriezweige

Diese von Doyle formulierten Argumente aus der Schrift von Kant zogen eine kaum noch überschaubare Menge von Forschungsarbeiten nach sich (Geis 2001: 282). Sie sind teils theoretischer Natur und beschäftigen sich mit der Frage, welche Eigenschaften demokratischer Staaten denn tatsächlich auf welche konkrete Art und Weise internationale Friedfertigkeit bewirken. Zu unterscheiden sind ein institutionell-struktureller (rationalistisch-institutionalistische Theorie) und ein normativ-kultureller (konstruktivistische Theorie) Zweig. Institutionalisten ( Kap. 2.2) heben die Wirkung demokratischer Herrschaftsorganisation hervor und zeigen, wie etwa Gewaltenteilung oder demokratische Teilhabe Friedfertigkeit begünstigt. Konstruktivisten ( Kap. 2.4) betonen dagegen die Bedeutung von Identität sowie demokratischer oder liberaler Normen und Ideen. Sie zeigen z. B., wie die »Logik der Angemessenheit« (s. u.) friedlicher Streitbeilegung bewaffnete Konflikte verhindert, die nicht im Einklang mit liberalen Ideen der Nichteinmischung und des wechselseitigen Respekts stehen. Waffengänge seien somit mit dem Repertoire liberaler, demokratischer Normen und Ideen nicht zur rechtfertigen, sondern seien tabu.

Neben diesen eher theoretischen Arbeiten findet man eine Vielzahl empirischer Studien. Sie fragen, ob Demokratien sich in der Realität tatsächlich friedlicher verhalten als Diktaturen und, wenn ja, auf welche Ursachen dieses Verhalten zurückzuführen ist.

Information kompakt

Varianten des demokratischen Friedens

Es gibt zwei Varianten der theoretischen und empirischen Forschung zum demokratischen Frieden: die dyadische und die monadische:

Die dyadische Variante besagt, dass Staatenpaarungen aus zwei Demokratien friedfertiger sind als Paarungen aus zwei Diktaturen bzw. einer Diktatur und einer Demokratie. Die Forschung überprüft, ob diese Aussage zutrifft und auf welchen Ursachen diese höhere Friedfertigkeit zwischen Demokratien beruht. Krieg und Frieden sind damit Folgen von Interaktionen ( Kap. 1.3) zwischen Staaten.

Die monadische Variante geht davon aus, dass die Ursachen der Friedfertigkeit liberaler Staaten nicht auf die Beziehungen oder Interaktionen zwischen Demokratien, die miteinander in einer friedlichen Teilzone der Welt leben, begrenzt sein können. Diese Ursachen müssen vielmehr eine allgemeine Friedfertigkeit bewirken, so dass Demokratien auch keine Kriege zur Verbreitung liberaler Werte führen dürfen.

Alle Untersuchungen zu beiden Varianten teilen jedoch die Sichtweise, dass Politikergebnisse auf der Analyseebene ( Kap. 1.3) des internationalen Systems — Krieg oder Frieden — mit Hilfe von Faktoren auf der Analyseebene des Staates erklärt werden.

Empirisches Gesetz

Es gelang der empirischen Forschung zur dyadischen Variante vor allem mit Hilfe quantitativer Analysen zu zeigen, dass Paare demokratischer Staaten tatsächlich keine Kriege gegeneinander führten. Dieses Ergebnis war umso robuster, je strenger die Maßstäbe waren, mit denen die Kernkonzepte »Demokratie« und »Krieg« definiert wurden (s. u.). Es gibt keinen anderen politikwissenschaftlichen Sachverhalt, der sich als ähnlich eindeutig erweist, wie dieser empirische Befund. Insofern wird der auf die dyadische Variante beschränkte demokratische Friede auch als das einzige empirische Gesetz der Sozialwissenschaften bezeichnet (Geis 2001: 282; Levy 1988: 662; Müller 2002: 48; Nielebock 1993), das eine ähnliche Gültigkeit wie physikalische Gesetze, z. B. die Schwerkraft, beanspruchen könne. Dies verdeutlicht, warum der demokratische Frieden für die Sozialwissenschaften eine derart große Bedeutung hat und warum er auf ein derart großes Interesse bei den Forschern gestoßen ist.

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