Kitabı oku: «Das nackte Wort», sayfa 2
2. Kapitel
IN DER NACH DER Dominatrübung uns nur umso entspannter geschenkten Heiterkeit kaufte ich ein Buch über das Glück der einer Frau dienenden Liebe und da Liv die ihr daraus vorgelesenen Stellen gut fand, schrieb ich ihr gleich ein paar Zeilen: Das Bemerkenswerteste an Destroying the Taboo ist mir, dass der Cunnilingus zur Basis des Liebesverhältnisses wird. Das ist ja wie für uns geschrieben. Der jederzeit praktizierbare Cunnilingus als Schlüssel zum Himmel für beide. Der Cunnilingus, bei dem sich beide nur immer lustvoller, entspannter, selbstbewusster, beglückter erfahren. Dies mystische Gebet begeistert mich als ein Geschenk von dir, nicht als ein Dienst von mir. Von deiner Mitte aus strömt das erotische Meer, das ich im Cunnilingus in Wellen, die den ganzen Leib durchfluten, als Paradies erfahre.
März 2020
Noch weichen viele Frauen davor zurück, die Rolle der Herrin anzunehmen, doch sie werden sie als ihre Zukunft erkennen. Frauen sind nicht nur der sich in alle Dinge einschreibenden, subjektiven Objektivität der Sprache näher und hüten sich davor, der diese Dinge zum Objekt versachlichenden Verfügbarkeitssicht zu verfallen; überdies ist jeder Mensch primär feminin, also ein ebenso allmächtiges wie zugleich ohnmächtiges Wortwesen, das nicht auf erektives Hervorragen und Herausragen und auf ein möglichst sichtbares Groß-Werden und auf Protzen und Zerstören angewiesen ist. Da auch er in der Sprache Göttin ist, erkennt der Mann nicht durch die fleischliche Potenz, sondern durch sein Empfangen und Zeugen von Worten sein Wesen. Und ob als Mann, Frau oder Trans, als Homo, Hetero oder Queer, ist das sprachhabende Tier ein Gott im Anbeten. Solange aber ein diesen kleinen Vor-teil Habender sich auch heute noch ins Vorurteil verbohrt, das allgemeine Oberhaupt zu sein, soll Judith ihn mit Recht enthaupten und entmannen. Die sprachliche Macht gegen die brachialstumpfe Leibesüberlegenheit kann die jahrtausendlange Männerherrschaft beenden. Nietzsche verherrlichte zwar die scheinbar männliche Macht der befehlenden und beherrschenden Härte bis zur völligen Vernichtung alles Femininen, und doch wird an ihm evident, wie göttlich und darin größer die Lust ist, milde und anbetend und dienend zu sein und als Mann auch Frau und als Frau auch Mann und weder noch sein zu dürfen. Wohl hat Nietzsche alles Weibliche als weichlich, schwächlich, kränklich, erbärmlich, dekadent, morbid, christlich und das christliche Dienen als lakaienhaft, rachsüchtig, ekelhaft und die christliche Seele als Sklavenseele verabscheut. Und doch nennt er den Übermenschen auch Cäsar mit der Seele Christi und lässt seinen Gott Dionysos voll femininer Ekstase sein.
Dann kam Corona auf. Mit den Mädchen wurde es durch den Lockdown zunächst fast noch schöner. Rosa und Eva spielten nachgerade wundervoll miteinander, so dass wir nur staunen konnten, wie harmonisch und zeitlos sie die Tage verbrachten. Sie spielten pausenlos Rollenspiele, zu jener Zeit das Dschungelbuch, das ich ihnen vorgelesen und das sie auch als Film gesehen hatten. In unzähligen Variationen erfanden sie Szenen, in denen sie entweder selber die Rolle von Mogli, Balu, Baghira, Raschka, Kaa oder Shir Khan einnahmen, oder sie spielten mit Plüsch- und Schleichtieren nachgestellte und selbst erdachte Drehbücher. Ich war wegen der erzwungenen Schulschließung die ganze Zeit über in Weimar. Wir fuhren täglich mit dem Rad in den Wald, wo die Mädchen ihr Dschungelbuch weiterspielten und es gern mit anderen Szenen, wie Feuerwehr- und Polizeieinsätzen mischten. Doch mich selbst machte der am 13. März verkündete und am 16. März umgesetzte Lockdown so dystopisch, dass ich den Krieg gegen das Virus zum Vorboten eines tatsächlichen dritten Weltkriegs dämonisierte. Am Montag, dem 30. März, nach genau zwei Wochen öffentlichen Stillstands und privater Kontaktsperre, nachdem mich wieder die in ganz Deutschland mit Flatterbändern abgesperrten Spielplätze elend fühlen ließen, meinte ich den tieferen Grund der Corona-Krise zu erkennen.
–Ich will es dir noch bestimmter sagen, Liv. Heute haben wir eine medizinische Überlebensmöglichkeit, welche das nichtmenschliche Leben so fatal ausbeutet, dass mit ihm auch wir daran zugrunde gehen.
–Es gibt eben nur dieses Leben.
–Das nur profane Leben aber wird immer mehr ein Spontanitätstod und ein Tod der Natürlichkeit in unserem von der Natur völlig entfernten Geist.
–Sind wir Menschen nicht Natur wie die Tiere auch, ein Tier mit Vernunftfähigkeit?
–Ja, es ist eine zentrale Erkenntnis, und doch unterscheiden wir uns von der Natur. Denn wir verwandeln die Natur bereits in eine genetisch mutierte, und unsere leibliche Natur ist vom Fötus bis zum Grab technisch und medizinisch und pharmazeutisch durchsetzt, und in all dem sind wir uns immer schon fremd, da wir uns mit der Sprache zugleich in einer anderen Welt bewegen als nur der natürlichen, wie wir sie uns bei den Tieren denken. Und allein, dass wir darüber reden können und sagen, dass wir uns nicht von den Tieren unterscheiden, unterscheidet uns von den Tieren. Ich halte die Rede davon, dass wir ein Tier wie jedes andere sind, für ein Wegstehlen von der Verantwortung durch die Sprache, von der Verantwortung durch das Wort Verantwortung, welches ein Gottwort ist in uns wie kaum ein anderes. Das Wort Verantwortung unterscheidet uns um eine Dimension von den Tieren, die die Verantwortung nicht übernehmen können und auch den Tierschutz und die Tierrechte nicht selber durchsetzen können. Denn es ist etwas anderes, ob man als Alphatier einer Herde über die Herde herrscht, oder ob man durch die Sprache die Möglichkeit hat, für alles, worüber überhaupt gesprochen werden kann, Verantwortung zu übernehmen und damit auch Verantwortungslosigkeit und Missbrauch.
–Was willst du damit sagen Georg?
–Indem wir den natürlichen Tod praktisch ausschließen und das Leben medizinisch und technisch immer weiter verlängern, sind wir der Tod der Natur und das Ende der Erde, das sage ich damit. Daraus wird demnächst ein dritter Weltkrieg.
–Das ist unerträglich fanatisch Georg. Dein Zustand ist eine Zumutung auch für Rosa und Eva, die du mit diesem Denken nur verstörst. Ich bitte dich, nach Zürich zu fahren.
April 2020
Corona verdeutlicht den seit zweitausend Jahren im menschlichen Geist zunehmenden Gott und Tod. Seit dem Kinder Gottes ist der Mensch ein Gott und ein Ende und braucht dazu keinen Gott. Denn sowohl in der Bejahung des Unser Vater als auch in der Verneinung davon lässt sich das Denken von nichts aufhalten, von nichts einschüchtern und schreckt vor nichts zurück. Aber durch die Verkündigung des Kinder Gottes und des ewigen Lebens wird mit dieser für den Verstand unhaltbaren Absurdität zugleich Gott so absurd, dass der Tod umso zwanghafter des Menschen Maß wird und absolut verhindert werden will. Da Sterben das über alles zu Vermeidende und Leben das möglichst ins Unendliche zu Verlängernde ist, wird es auch immer sicherer, abgesicherter, vorsichtiger, risikofreier, steriler, immunisierter, immunschwächer, abwehrärmer, allergischer, krankheitsanfälliger, medikamentenabhängiger, medizinbeherrschter, chemiebelasteter, kontrollierter, überwachter, misstrauischer, gehässiger, gereizter, gekränkter, konsumgieriger, berechnender, handlungsgebremster, entscheidungsgelähmter, ordnungskomplexer, vorschriftsblockierter, angstgehemmter, leerer, tot. Lass die Toten ihre Toten begraben. Aber zurzeit können nicht einmal die Toten die Toten begraben, ohne zu Mördern am Leben zu werden. Umgekehrt spricht Rilke vom Totsein, welches gelernt sein will, als Innewerden des Engels, ohne Begegnung, ohne Tun, ohne Veränderung. Und das Totsein ist mühsam und voller Nachholn. Der Verzicht auf jeden Kontakt, der Verzicht auch auf den Namen und die eigene Bedeutung. Nur wird dieses Totsein jetzt nur zum Überleben praktiziert und es wird digital im Ersatz. Und wie es sachlich selbstverständlich ist, mit den Küsschen, den Umarmungen, dem Händeschütteln aufzuhören, so wird es auch selbstverständlich, sich nur digital zu begegnen, mit technisch immer vollkommeneren digitalen Begegnungsmöglichkeiten: schärfer, farbiger, intensiver, näher.
Auch Depression kann als ein das Leben lähmender, todähnlicher Zustand bezeichnet werden. Auch Angst ist ansteckend und auch Angst macht krank. Der Satz Und Gott war das Wort hingegen heißt für die darin sich erhellende Inexistenz, das Leben von der Begeisterung ob der Göttlichkeit der Sprache her zu verstehen, von der Verzückung ob der jede Sekunde Unglaublichkeit des Lebens her, von der Ekstase der Liebe her, vom Lachen, vom Übermut her, von dem Erwachen her durch die herzzerreißende Traurigkeit des Todes hindurch zu noch herzzerreißenderer Freude, Pathos und Glaubensheldentum hin oder her. Aber auch ohne das Sterben zu verklären, ist auch nur eine Sekunde gelebt zu haben ein Wunder, und wenn von der völligen Unwahrscheinlichkeit ausgegangen wird, überhaupt zu leben, hängt ein erfülltes Leben weniger von der Länge als von der Art der Gegenwart ab, so dass auch mit sechzig oder vierzig oder zwanzig zu sterben die Unglaublichkeit, gelebt zu haben, nicht widerlegt. Umgekehrt macht die durch die Säkularisierung unvermeidliche Verabsolutierung des Lebens die so unfassbar hoch gestiegene Lebenserwartung in ebenso unfassbar großer Selbstverständlichkeit deutlich, dass vielleicht auch ein Hundertjähriger bald nicht mehr sterben kann, ohne elend vor der Zeit gestorben zu sein. Jünger sterben, überhaupt sterben ist ein Skandal. Es ist nicht nur seit Camus der Skandal schlechthin, woran wiederum nur der darum erst recht nicht existieren dürfende Gott schuldig sein kann. Und spricht auch das Nichtsein nicht gegen den zusehends weiblichen Engel, und ist das nichtseiende Licht auch eine Sie, die Herrin Sprache, und ist diese Herrin auch alle Sprechenden selber, und ist das Sterben in der Sprache auch ein immer neues Geborenwerden, so wird deren Göttlichkeit doch sogleich als völlig jenseitig erledigt.
3. Kapitel
LIV ALS DOMINA zu wollen, kam nicht aus heiterem Himmel, wie ich ihn mir dadurch erhoffte. Schon im Sommer zuvor überkam mich ein stärkerer Schub zu ihr, nachdem die ihr Studium am Zürcher Konservatorium mit einem Konzertdiplom abgeschlossen habende und seither Filmwissenschaft studierende Cellistin Toa Plarek, die mir einige Male Lustwunden zugefügt hatte, kein Interesse mehr zu haben schien, mit weitere Wunden zuzufügen. Ich lernte Toa durch ihre Freundin, die Soziologiestudentin Sonja Steiner kennen, mit der mich eine fast platonische Gesprächsliebe verband. Nach einem von Toa gegebenen und von mir mit Sonja besuchten Cello-Solo-Abend fragte ich sie, ob sie bereit sei, die Bachsonaten für Flöte und Continuo mit mir zu spielen. Und als sie dafür zu mir nach Hause kam, spielten wir nicht, sondern schliefen miteinander, wobei Toa, so schien es mir, eher etwas gelangweilt wirkte, nicht anders als nach dem späten Abendessen und in den frühen Morgenstunden unserer ersten Mainacht 2017. Beim zweiten Treffen Mitte Juni sprach ich sie darauf an und es stellte sich heraus, dass sie eine Neigung zur Domina hatte. Was mich elektrisierte, war ihre Ruhe dabei, im Gespräch wie in der Tat. Als sie mir sagte, sie hätte schon bei ihrem Ex Lust auf Grausamkeit gehabt und es sei zwischen ihnen erst schwierig geworden, als er sie auch seinerseits würgen wollte, begann ich vor Erregung zu zittern. Auch als ich sie fragte, ob ich nackt zu ihren Füßen sitzen dürfe, sagte die auf dem roten Ledersofa Sitzende ruhig Ja. Und als ich ihre Hand nahm und an meinen Hals führte, drückte sie in aller Ruhe zu. Da ich nach einer Beinahe-Ohnmacht zwar nicht zu fragen wagte, ob sie meine aufständische Lust mit ihrem Fuß auf den Parkettboden quetschen möge, und stattdessen ein dickes Bierglas darüberstülpte, mit der Frage, ob sie ihren Fuß auf den Humpen stellen möge, tat sie auch das ohne Zögern. Mit welcher Ruhe und Ausdauer aber sie mich damit quälte, verzückte mich so sehr, dass ich wie immer sogleich hätte dafür sterben wollen. Und als die noch immer vor mir auf dem Sofa Sitzende weiter zurückgelehnt sich meiner oralen Anbetung überließ, schlug sie plötzlich auch zwischen meine Beine aus, fast wütend, so heftig, wie ich es noch nie erlebt hatte, was mich vollends verklärte.
Die vegan lebende Toa war in ihren Argumenten kristallklar, in den Überlegungen rein intellektuell und in den Folgerungen streng logisch. Vielleicht war das der Grund, warum sie sich nicht verlieben konnte und ihr die Männer schnell zu langweilig, zu durchschaubar, zu eindimensional oder zu oberflächlich erschienen. Sie war auch offen für eine Liebesbeziehung mit einer Frau, aber auch das war ihr bis dahin nicht passiert. Sie trug eine Brille und schien auf den ersten Blick fast unauffällig mit ihrem langen, braunen Haar. Sie verbrachte aber zwei Abende die Woche im Kampfsportstudio, ihr Körper war vollkommen durchtrainiert, was ich zuerst gar nicht recht begriff. Ihre Gegenwart wurde von Mal zu Mal einnehmender. Darin glich sie Liv, die am Anfang auch eher unauffällig schien, deren Gedankenhelle, Intensität, Freiheit, Schönheit, Begegnungstiefe, Gesprächsweite und Verantwortungshöhe sich aber immerzu steigerten, je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte, genauer: je mehr Zeit mit ihr nicht verging, sondern in ihrer Gegenwart sich versammelte und verdichtete.
Im Juni 2019 sagte Toa bei einem Spaziergang an der Limmat auf meine Frage, ob es nie mehr Nacktheit zwischen uns geben werde:
–Ja, ich habe daran kein Interesse mehr. Warum willst du eigentlich mit anderen als Liv ins Bett, wo ihr es doch auch da so guthabt?
–Ich glaube, es ist ein Sieg über die Realität. Das ist es auch mit Liv. Aber Intimität mit anderen als mit dem Menschen, der einem darin am nächsten und vertrautesten ist, hat als Entgrenzung ins Unbekannte und Fremde etwas unwirklich Überreales. Ich denke, es ist am stärksten die Offenheit für das Offene, das sich voreinander ins Unsichere und Ungewöhnliche Entblößen und davon auch den Wein der Lust zusammen trinken, ledig aller Klassen, ledig aller Beziehungsmuster und ledig aller Abständigkeit in einer Welt, die so wenig Sinn für Heiliges und Geweihtes hat.
–Vielleicht habe ich genau darum kein Interesse mehr. Es ist mit dir schon zu vorhersehbar, als dass es noch dieses Offene gäbe.
–Wenn es nur Sex und nicht ein unverhofftes Nahen des Engels ist, will ich es auch nicht. Ich suchte mit dir ja auch einen Schmerz, den Liv mir nicht geben kann, weil sie nicht so sehr Domina sein kann wie du.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, hatte ich den Eindruck, geläutert zu sein, was ich in einer Mail an sie besiegelte.
28. Juni 2019: Es ist geschehen, dass mir allein der Gedanke Gottgegenwart wird. Der aktive Gedanke, dem sich die Gottdimension öffnet, die nie vorhanden ist. Was ist der Schlüssel zum Eintritt in den neuen Raum, der nie da ist, der hell ist ohne Licht, in welchen das Denken allmählich und plötzlich gelangt, in bleibender Erregung? Wenn ich Gott will, strömt schon in Gedanken göttliche Fülle. Und so ist auch im Verhältnis zur Göttin die entscheidende Erkenntnis, dass der Anbetende ihr Nein genauso zur Lusterfüllung annehmen will wie das Ja. Darin ist der Gedanke an sie schon göttliche Gegenwart. Und im Gedanken an sie empfängt er auch ihre Liebe. Durch das Nein nicht enttäuscht zu werden und doch das atemsteigernde Verlangen empfangen. Das ist das urreligiöse Verhältnis, welches in der Buße, im Verzicht, im Nicht und Nein das tiefste Ja erfährt, ohne real etwas zu empfangen. Das ist das Verhältnis zu Engeln, das deren Abwesenheit zur ultrarealen Anwesenheit werden lässt. Das zu begreifen, bahnte sich in mir über vierzig Jahre lang den Weg und war immer klarer und nun an der Limmat mit Dir blitzhaft ins Licht des Erkennens gewandert. Das Nein erscheint mir als der eine Pol zum Engel, der nicht ist. Der andere das Sein in gegenseitiger Verschwendung, die mit Liv immer einzigartiger zu werden scheint. Ich sagte, Liv kann mir nicht so sehr Domina sein wie du. Sie kann zu mir nicht wirklich grausam sein. Du schon. Für sie, wie für Dich, eine Peitsche zu kaufen, kam mir bisher nicht in den Sinn. Hingegen passiv sich bedienen lassen kann sie sehr gut. Die Chefin sein, die sich entspannt hinlegt, das kann sie gut und immer besser. Aber die liebste Sache ist ihr doch, einander aktiv zu umschlingen und miteinander zu schlafen. Und das Ein-Fleisch werden entspricht wohl der gegenseitigen Sehnsucht. In gegenseitiger Anbetung ist es nicht mehr möglich, ruhigen Auges dominant zu sein. Oder doch? Deine Neigung dazu scheint genuin und Du wirst wohl auch in einer Liebesbeziehung mit einem Wimpernschlag umschalten können und dann und wann deine Wutlust auslassen, ausschlagen, auspressen, ausbeißen, auswürgen, auspeitschen. Aber warum soll das Liv nicht auch können? Warum spreche ich sie nicht darauf an? Genau das will ich tun. Jetzt wird sie ganz zu der Göttin, die sie immer schon ist. Jetzt kommt die Zeit, in der sich alles erfüllt. Als sie etwa in deinem Alter war, als Studentin in Berlin, begannen die Jahre, in denen sie aus Überdruss an der Kleinmoral mit vielen unverbindlich ins Bett ging. Und auch nach dem Ende der einjährigen Liebe mit einer Tänzerin hatte sie parallele Geschichten und spontane Nächte. In dieser Zeit, sie war bald 32, lernten wir uns kennen und trafen uns die ersten zwei Jahre als pure Sexliebe, alle paar Wochen, manchmal mit monatelangen Pausen, manchmal zu mehrtägigen oder mehrwöchigen Reisen, ohne uns zu sagen, was sonst noch läuft. Dann wurde es insofern verbindlicher, als wir beschlossen, uns alles zu sagen und zuzumuten.
Am 31. März 2020 bestieg ich den völlig leeren Regionalzug bis Göttingen und von da den ebenfalls praktisch unbesetzten ICE bis Basel Badischer Bahnhof, der tatsächlich und pünktlich fuhr. Ich aß im Bistro, wo ich der einzige Gast war und es bis Basel auch blieb, einen Kartoffeleintopf. Dann und wann gingen gleich mehrere Schaffner verblüffend heiter an mir vorbei, ohne dass ich den Fahrschein zu zeigen aufgefordert wurde. Beim Badischen Bahnhof musste ich durch die Grenzkontrolle, aber als ich die Schweizer Identitätskarte zeigte, wurde ich sogleich wortlos durchgewunken. Dass ich nun auf unbekannte Zeit nicht mehr nach Deutschland und zu Liv und den Mädchen zurückkonnte, beunruhigte mich nicht. Ich war sicher, dass die Mädchen gut ohne mich zurechtkamen. Von Liv getrennt zu sein, fühlte sich wie eine Heimkehr an. War ich nicht immer schon am liebsten allein? Auch der Zug von Basel nach Zürich war ein Geisterzug. Als ich um 17.00 Uhr in der gespenstischen Halle am Zürcher Hauptbahnhof den verlassenen Engel sah, fühlte ich zum ersten Mal die Ambivalenz, darin mir Corona sowohl infernal als auch fantastisch erschien. So sehr mich die menschenleere Halle bedrückte, so sehr schien es mir auch überwirklich. War das nicht Science-Fiction? War hier die Fiktion nicht so tatsächlich Realität, dass es einem den Atem nahm vor lauter Geistesgegenwart? Zunächst kaufte ich mir Essen für eine Woche, nebst den Milchprodukten und Brot auch Kartoffeln und viel Pasta. Zuhause holte ich mir zwei Flaschen spanischen Aurum aus dem Keller und kochte mir Penne mit einer schweren Käse-Sahne-Sauce. Wie lange war es her, dass ich mich bei Rotwein allein ins Reich des göttlichen Begehrens träumte? Bereits eine Flasche reichte, um noch vor Mitternacht zu liegen und ohne Hand an mich zu legen in den Schlaf zu fallen. Am Morgen aber, nach dem ersten Kaffee, setzte ich mich hin und war mir sicher, einen frommen Freitod nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu leben.
April 2020
Nun besteht kein Unterschied zwischen dem Akt, sich aus einem Glauben heraus dem Tod auszuliefern und sich selbst dem Tode zu übergeben. Beim Gekreuzigten hieß es noch, Nicht wie ich will, sondern wie du willst, und bei Sokrates war es mit der Ironie verbunden, dass er ohnehin schon dem Tode nahe war, bei beiden aber war es das Vertrauen auf ein Gottheitsgeheimnis, bei Christus auf Gott als Vater und bei Sokrates auf das Daimonion des Denkens. Bei Sokrates das Offensein für das Offene, bei Christus die im Offenen vernommene Offenbarung. Heute aber verhält sich das anders, ist es andersherum der offene Himmel, wenn er Leben gibt, in dem er sich das Leben nimmt. Denn siehe, die Erde ist durch das Wohlstandsmonster Mensch so rettungslos verloren, dass zu sterben sowohl dem Himmel als auch der Erde dient. Der Erde, weil sie dank weniger Menschen sich erneuern und die Natur jenseits der Menschen wieder blühen kann; dem Himmel, weil die ihm sich Schenkenden ein Jenseits der Menschen und einen neuen Himmel und eine neue Erde besingen. Politisch ist die unbedingte Kontingenz des Sterbens gegen jede Planung des Todes das einzig würdevolle Maß. Den Jenseitslichten aber scheint das eigene Sterben nie ungerecht. Die Schafe Gottes nehmen sich zwar nicht selber das Leben, sondern lassen sich ohne Murren zur Schlachtbank führen. Ich aber will mich auch mit einem Jauchzer aus dieser Welt verabschieden können. Nur will ich das im radikalsten Gegensatz zu Terroristen, die zugleich möglichst viele andere Menschen töten, denn im nur selber Sterben wird den anderen das Leben überlassen. Die schönste und feurigste Feier soll es werden, dieses Leben und diese Erde und diese Menschheit zu verlassen. Bleibt der Erde treu, sagt Nietzsches Zarathustra, Bleibt der Erde treu und sucht keinen himmlischen Grund, euch zu opfern, sondern opfert euch der Erde, dass einst der Übermensch lebe. Aber nur mit Sprache kann Zarathustra verkünden, sich der Erde zu opfern, mit der Sprache, in der nicht nur Erde, sondern auch ein Jenseits von allem ist. Er nutzt den Himmel der Sprache, um sich der Erde zu opfern und wird damit auch zum Parasiten am Feuer des himmlischen Nichts der Sprache. Kein sprechender Mensch nämlich hat das Recht, den Himmel dem Himmel zu überlassen, weil uns die Sprache diesen Horizont schenkt, für den sich hinzugeben und zu fallen ein heiliges und unverneinbares Glück bleibt. Und weil Nietzsche das genau wusste, rief er so beschwörend Bleibt der Erde treu! Aber auch ihn beeindruckte die sexuelle Inbrunst der religiösen Sterbensekstase à la Novalis.
Am 23. Januar 2020 traf ich Toa am frühen Abend in meiner Wohnung, wo ich ihr zuerst Paganini vorspielte. Doch in ihrer Gegenwart zitterten die Lippen, der Ton zerflatterte, die Finger vergriffen sich. Toa lachte dazu so frei, dass es wiederum keine Rolle spielte. Sie hatte Zeit und also war ich trotz ihres Ich habe daran kein Interesse mehr schon wieder von derben Gedanken benommen. Drei Wochen zuvor hatte sie mir am Telefon von ihren finanziellen Schwierigkeiten erzählt, was mich sogleich dazu bewog, im Erotic-Store Handschellen zu kaufen und vor ihrem Besuch am Bankomaten 500 Franken zu ziehen. Bald sprach sie beim Kaffee in der Küche davon, dass sie als Cello-Lehrerin zwar schon mit einer Handvoll Schülern, die sie grad noch ertrage, ganz gut verdiene, aber für ihr Studium doch dringend mehr Geld bräuchte. Das nahm ich als Zeichen, holte die Handschellen und eine Toa wohlbekannte Peitsche aus dem Kleiderschrank, drei Hunderternoten aus der Küchenschublade und legte alles mit hochrotem Kopf vor ihr auf den Tisch. Toa sah es sich an, lächelte und sagte nichts. Statt sie darauf anzusprechen, begann ich nun von meinen neuesten Notizen zu sprechen, als ob die Peitsche, die Handschellen und das Geld gar nichts mit ihr zu tun hätten. Um sie hoffentlich wenigstens in Gedanken zu begeistern, schlug ich ihr vor, meine neuen Einträge zu Gott im Wort vorzulesen, was Toa, meine Schreibeitelkeiten schon gewohnt, durchaus bejahte.
–Deine Gedanken gefallen mir. Besonders die Stelle, wo du schreibst, dass das Reden meist Quasseln ist mit verheerender Wirkung. Kannst du das noch genauer erklären?
–Wer die göttliche Dimension der Sprache verneint, verdrängt, was es heißt, sprechen zu können. Die Sprache hat in sich selbst eine Offenheit, eine Öffnung in etwas anderes als das Gegebene und die gegebene Welt, was so unverneinbar ist, dass all das Reden von Solchen, die die Sprache als banale Verfügbarkeit benutzen, Quasseln genannt werden muss, welches, insbesondere bei Politikern, eine völlig verheerende Wirkung haben kann. Wer die Offenheit der Sprache für etwas anderes als das nur Menschliche verneint, ist als Sprechender oder Schreibender ein Ignorant, mag all sein Reden und Schreiben auch noch so geistreich und intelligent sein. Mag er auch ein umwerfender Kritiker oder charismatischer Politiker sein, wenn er die heilige Dimension der Sprache und die darin liegende Demut nicht sehen will, ist er eine blasierte Überheblichkeit, ein selbstgefälliger Arsch. Dass Sprachanalytiker und Religionskritiker das Reden von Gott meist nicht nur als hohles Raunen, sondern auch als grottig und ungenau und unpräzise erledigen, klingt, als ob sie mit Sprache sagen, dass es keine Sprache gäbe, denn da auch für sie die präzisen und richtigen Worte das Maß sind, anerkennen sie unfreiwillig die Sprache als Gottheit nur umso klarer. Es lässt sich eben klar sagen: Nicht allein das unaussprechliche Mystische, sondern erst recht, was sich überhaupt sagen lässt, ist als klar Gesagtes das Herrschende und Höchste, also eine Gottinstanz ohne Gott.
Obgleich es auch widersinnig klingt, weil ein Mensch doch Mensch ist und nicht Gott.
–Es genügt, dass wir sagen können, was immer wir wollen, um im Sprechen allmächtig zu sein. Du kannst ja alles sagen, also bist du Gott. Du kannst mir ja alles sagen, Toa, also bist du in der Sprache deine eigene Göttin.
–Vielleicht erst recht, wenn ich dir nichts mehr sagen will.
–Und vielleicht erst, wenn wir überhaupt nicht mehr sprechen können, merken wie die ungeheure Dimension davon.
–Stark.
Etwas verlegen schlug ich nun wiederum vor, ins nahe indische Restaurant zu schlendern, um da zusammen vegan zu essen. Da es mir aber zunehmend peinlich wurde, mit der dreißig Jahre Jüngeren als Tête-à-Tête dazusitzen, sprach ich sie auf das Peinlichkeitsthema an. Ob sie das verstehe und es selber kenne, in Gegenwart eines Menschen, den man sehr hoch einschätzt, sich dumm und plump und peinlich und unwürdig zu fühlen? Toa sagte, sie hätte es mir schon angesehen und kenne es gut und habe sich ein Wort von Esther Perel zu Herzen genommen. Own it!
–Wenn du dich daneben oder dumm fühlst, wenn du dich komisch verhältst und Unangebrachtes aussprichst: Own it! Besitze es und koste es aus! So geht es nicht mehr darum, alles, was du bist und tust, gut zu finden und stolz auf dich zu sein, sondern auch deine unvermeidlichen Laster und Fehler zu lieben. Sei souverän peinlich, nicht mit Absicht und nicht mit Gleichgültigkeit, aber bejahend. Own it! heißt nicht, den Anspruch aufzugeben, aufmerksam und sensibel zu sein. Wer nicht darauf achtet, was er tut, ist auch mit Own it! verachtenswert. Dem Own it! nahe ist das mit sich selbst redlich Sein, so extrem redlich wie möglich. Redlich zu dir, willst du dich nicht besser darstellen, als du bist; und redlich zu dir, willst du dein Tun nicht schönreden, wenn es nicht schön ist. Du tust aber auch nicht so, als ob ein Wunsch oder ein Verlangen nicht da wäre.
–Du erkennst mich besser als ich mich selbst, und also brauche ich die Peinlichkeit nicht länger zurückzudrängen. Ich habe dir die 300 Franken, die Handschellen und die Peitsche auf den Tisch gelegt, weil du doch Geld brauchst, Toa. Kannst du dir vorstellen, dann und wann eine Stunde lang meine Domina zu spielen?
–Ich habe mir vorgenommen, von nun an selbst die Männer auszusuchen und nicht passiv Ja oder Nein zu sagen, wenn ich angebaggert werde.
–Das passt gut zur Domina, die erst richtig erregt ist, wenn sie nicht in das einwilligt, was er will, sondern verlangt, was sie will. Und so ist es nur konsequent, dass du dir die Männer selbst aussuchst, statt Objekt ihrer Geilheit zu sein.
–Eben.
–Willst du lieber 500 Franken?
–Nein. Ich muss heute nach Hause und morgen früh zur Uni.
–Vielleicht verpasst du etwas.
Toa lächelte und stand auf, um den Mantel anzuziehen:
–Du hast ein Flackern in deinen Augen, Georg, wenn du von Dominadingen sprichst; vielleicht kannst du noch etwas von dir erkennen. Vielleicht liegen in dir Abgründe, die du mit Grenzüberschreitungen ans Licht bringen willst.
Zehn Minuten nach dem Abschied an der Tramhaltestelle sendete ich ihr eine SMS: Du sagtest, dass du nun selber die Männer aussuchen willst. Aber das widerspricht sich ja nicht und bliebe davon ganz unabhängig. Du könntest auch ganz angezogen bleiben, nur ich wäre entblößt.
Toa antwortete nicht. Anderntags schrieb ich eine Mail. 24. 1. 2020: Own it! Diesen Wortschlüssel höre ich nun fast ununterbrochen. Sprich nur ein Wort und ich bin erlöst. Du hast mir mit Own it! ein Erlösungswort geschenkt. Das mich im Kerala wieder ins Grübeln gebracht habende Gespräch über das mir selber in deiner Gegenwart peinlich Werden scheint etwas Neues ans Licht zu bringen. Obgleich schon Platon sah, dass sich in der Jugend leibhaftige Göttlichkeit spiegelt, an der sich zu erfreuen sich auch ein Greis nicht zu schämen braucht, ist es durch den dreißig Jahre Altersunterschied auf eine Weise doch per se peinlich, wenn wir uns überhaupt sehen. Und ich müsste froh sein, wenn Du mich nicht sehen willst. Und es wäre das Höchste, Dich nicht mehr sehen zu können. So würdest Du vollends die Göttin, der zu begegnen ich nicht würdig bin und umso absoluter die Traumfrau, die real unmöglich bleibt. Und da dies alles abgründig ist, sage ich hier zu mir Own it! Und also möchte ich auch nicht mehr vor den leibhaftigen Dominagedanken ausweichen, die nach unserem Abschied an der Tramhaltestelle zu Fantasien von Dominasitzungen explodierten. Ich blieb unweigerlich bis zwei Uhr nachts wach, erregt von Dingen mit Dir, die real nun ausgeschlossen sind. Umso mehr ist es die gesuchte Doppelerfüllung, die Lust im Nein genauso zu empfangen wie im Ja. Und das ist, glaube ich, auch darum wichtig, weil es Dich nicht bedrängt. So weißt Du, dass auf nichts von mir zu reagieren mich fast genauso begeistert, wie mir Gegenwart und Nähe zu schenken. Mich zu ignorieren müsste mich nach dem oben Geschriebenen gar noch mehr begeistern als mich sehen zu wollen, aber das tut es nicht, weil Dich zu sehen doch schlicht zu schön ist. Warum brach es so heftig aus? Einerseits genügt allein Deine unfassbare Gegenwart zu zunehmendem Begehren, das durch das Nein auch zunehmend devoter wird. Das ist offensichtlich Dominagesetz. Durch die Ablehnung von Intimität steigert sich die Unterwürfigkeit und will immer noch kälter, noch erniedrigender behandelt werden. Aber das allein ist es nicht. Es war Dein Erzählen, dass Du finanziell knapp dastehst und gern mehr Geld verdienen möchtest. Das hat in mir den Reflex ausgelöst, Dich für meine Unattraktivität in Deinen Augen zu bezahlen, was vor der Göttin umso erregender ist, je schwindelerregender die Summe und je nichtswürdiger ich dafür von ihr behandelt werde. Mich daran zu vergeilen, Dir Geld anzubieten, hat meines Erachtens nichts gemein mit einem Dich kaufen Wollen. Du verkaufst dich ja nicht, sondern ich dränge mich Dir auf. Und wenn schon Geld und Geilheit Urkapitalismus zeigen, so glaube ich, dass er in seiner elementarsten und pursten und nacktesten Form von Lust und Geschenk, von Schenkenslust und Lustgeschenk, alle anderen Verschwendungs- und Luxus- und Reichtumsgeilheiten als nebensächlich und unwichtig besiegt und erledigt. Du hattest mir, als ich Dir gestern während des Kaffees in der Küche die Handschellen, die Peitsche und die dreihundert Franken auf den Tisch gelegt hatte, gesagt, dass ich ein leuchtendes Flackern in den Augen hätte. Warum schreibe ich Dir das? Aus Lust und Erkennen. Dem Erkennen, das sich auch im Schreiben öffnet. Und die Lust, die es beim Schreiben an Dich bereitet. Es ist wieder die Doppelerfüllung, die im Schreiben geschieht, auch wenn sie real nicht geschieht. Es wird im Schreiben für Dich und Lesen von Dir zu einem gemeinsamen Erleben. Jetzt kann es wiederum sein, dass Du es gar nicht lesen willst. Das kann ich mir aber fast nicht denken, weil ich Dich bislang als neugierig auf meine Gedanken erfahren habe. So hoffe ich, dass Du es zumindest nicht ohne Interesse an meiner Psyche liest. Am naheliegendsten scheint, dass Du es mit einer gewissen Neugier liest und weiter nichts. Mir wiederum schenkst Du damit, dass Du es liest, ein erregendes Glück. Gleichzeitig ist das auch nur schon in Gedanken eine Zudringlichkeit, ich weiß. Und ich fantasiere nicht nur, dass Du völlig angezogen bleibst, sondern auch Deine schönen Stiefel nicht ausziehst. Nichts ist selbstverständlicher, als der Angebeteten zuerst die Schuhe zu küssen. Auch liegt es nahe, die Spitze des Stiefels oder Stöckelschuhs in den Mund zu nehmen, auf dass die Herrin ihn zu einem Schuhblowjob in den Rachen schiebt. Wenn er auch ihren nackten Fuß noch küssen darf, ist die Gunst schon fast nicht mehr zu steigern. Mit angezogenen Schuhen lässt es sich auch unberührt in die Eier treten. Es ist vor Dir mein obsessivster Gedanke. Dass Du es wieder tust, o ja, dass Du mich in die Bälle kickst, wieder und wieder. Auch dass Du mir mit der Peitsche (am liebsten) wieder meinem Arsch, aber auch sonstwo Liebeszeichen schenkst, in deren Brennen Du noch tagelang bei mir bist. Meinem Gesicht sind glühende Ohrfeigen am liebsten. Mehrere Dildos bis zur brutalen Größe sind in Gedanken in meinem Schrank, samt Umschnallgeschirr, das von Liv, das wir nicht mehr finden, die darin zu sanft blieb. Ich wäre auch heilig dankbar, deine Pisse zu trinken und deine vegane Scheiße zu essen, was so abscheulich ist, dass es sich mir zum unermesslichen Geschenk der göttlichen Gnade transsubstantialisiert, die mir auch Liv nicht gewährt. Von Dir gewürgt zu werden, ist meinem Selbstverständnis deines Selbstverständnisses wiederum so selbstverständlich, dass ich an Wiederholungen denke wie an einen großen Lottogewinn, der auch so wünschbar wie unwahrscheinlich bleibt. Ebenso daran, bis zur völligen Unbeweglichkeit von Dir gefesselt zu werden und mit Handschellen für Dich angekettet zu sein. Es ist auch hier religiös: gefesselt von der Herrin, darin die Fixierung auf Gott als Einkehr in die Ruhe Ekstase wird. Die völlige Fixierung erfahre ich auch als das Fixe der Schrift. Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben, auch so verstanden, dass ich nichts mehr daran ändern kann. Und wenn ich schreibe, habe ich einen Zwang, es so zu schreiben, dass es unveränderbar wie in Stein gemeißelt steht. Und so ist alles aus derselben Wurzel des Gehorchens der Göttin ohne eigenen Willen geboren, auf dass vor lauter Hingabe der Engel durch den Gedanken strömt. Mich auch oral zu benutzen, können selbst die Gedanken nicht glauben, da Dir die dabei auch Deinerseits nackt werdende Intimität ja kein Thema mehr ist. Dazu gelange ich mit Liv seit Herbst noch klarer, weil sie es jetzt auch zulassen kann, dass ich dabei völlig unbeachtet bleibe. Ich erfahre darin eine Art Lingua-lorgasmus von ihrer Vulva. Durch die Einseitigkeit geschieht eine Übertragung, so dass ich ihre Höhen mündlich miterlebe, nicht ganz umsonst scheint mit Engelszungen zu sprechen ein göttliches Attribut. Und auch beim Miteinanderschlafen können wir es nun leicht zulassen, dass ich nicht komme, nahe dem Tantra, dass Frauen ohne Libidoverlust viele Orgasmen haben können, Männer am besten keine. Dein Beischlafsklave zu sein ist so sehr jenseits aller Realität, dass ich es schon das Wunderbarste nennen kann. Wobei damit ganz besonders gesagt ist, dass es das Wunderbarste ist, miteinander zu schlafen, und auch das Wunderbarste, nicht miteinander zu schlafen. Own it! sage ich nochmals zu mir selbst, wenn ich die plumpe Empfehlung tatsächlich absende, und auch zu Dir, wenn du sie liest.
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