Kitabı oku: «Drei Erzählungen von Christiane Benedikte Naubert in einer Transkription von Sylvia Kolbe: "Die Warnerin. Eine Geschichte aus dem dreißigjährigen Kriege.", "Die weiße Frau" und "Herzog Christian von Eisenberg oder: das eisenberger Gespenst"», sayfa 3
Ich wars, die für meine Vaterstadt entschieden hatte, und Lucardis zog die Pflicht, die Freundin nicht zu lassen, der Ruhe vor auf ihrem stolzen Schloße, wohin ihr diesmal zu folgen ein innerer Trieb mich hielt, der mich zum Glück leitete.
O diesen Trieb, dieses Anmahnen, jenes zu thun, dieses zu lassen, rühme ich mich oft bemerkt zu haben, obwol nicht immer. Er ist die einzige Macht fremder Kräfte, die ich je gekannt, der ich auch allemal nachging, wenn sie mir deutlich ward.
Ein halbes Jahr nach meiner Ankunft bey den Meinen kam das Gerücht, wie der siegreiche Gustav im Sinn habe, mit großem Gefolg gen Augspurg zu kommen. Meines Leibes Gesundheit war damals ziemlich hergestellt, obgleich das Herz noch krank war, denn meinen Fritz konnt ich ja nimmer und nimmer vergessen. Ich schwamm in Thränen, da alles sich schmückte und freute, dem schwedischen Helden entgegen. Die kriegerische Musik war mir ein Todtentanz. Kaum konnte mich meine Lucardis bewegen, hinter dem Vorhange ein wenig zu lauschen, bey des Königs Einzug.
Jetzt gewahrend den freundlichen König, der mit Dank und Gruß alles erfreute, was hier verfügt war, ihn zu erfreuen und zu ehren , drückte ich die Stirn an das verhangene Fenster, und meine Thränen troffen nieder vor mir. Auf einmal ruft die Lucardis im Erker: Margaretha, sieh doch! o sieh doch! Und jetzt kommt sie, jetzt reißt sie mich hin auf den offenen Umgang. Dies ist Gustav, spricht sie, der große König; aber wer reitet da hinter ihm, schier Herzog Bernharden zur Seiten?
Und ich schaue, schaue noch einmal, und die Augen vergehen mir, mit ihnen die Kräfte, Fritz! rufe ich, mein Fritz! und sinke rücklings zu Boden.
Unvorsichtige Freundin! was hattest du gethan! Doch du wußtest es ja selbst nicht, warest ja selbst fast von Sinnen vor Freude über das Glück der Armen, die schon jedem Glück entsagt hatte!
Während man mich auf das Bette brachte, war Lucardis, die meine Pflege meinen Schwestern überließ, schon aus auf Kundschaft, ob der Fritz auch wirklich lebe, lebe für mich! Aber noch ehe sie hierin etwas thun konnte, war schon Botschaft bei uns von dem freundlichen Könige: er hätte wahrgenommen, daß eine Jungfrau hier ohnmächtig geworden, wolle nicht hoffen durch des Einzugs Geräusch, welches ihm leid sey, und würde sein Leibarzt gleich da seyn, zu hindern, daß die Freude der guten Stadt nicht in diesem Hause in Leid verkehrt würde.
Was der König gesagt hatte, geschah, und von dem Doctor erfahrend, daß wir zu den Fuggern gehörten, in deren Häusern er Herberg genommen, hat er uns höflicher Dinge noch viel sagen lassen, und Lucardis ist ihm vorgestellt worden, die er schon kannte; hat selbst sogleich nach der kranken Jungfrau gefragt, und ob ich noch krank sey von jener Zeit her bei Leipzig. Worauf meine Freundin gar viel von mir mit ihm gesprochen, ist auch gar lang geblieben: was sie aber geredet, das wolt sie nicht sagen; that mir das Einige kund, daß Lilienström noch lebe, und nicht gestorben sey an seinen Wunden; ob er aber lebe auch für mich, das konnt sie nicht sagen, maßen ihn der König ausgeschickt nach dem Herzog von Lauenburg, der mit einem Theil des Heers noch zurück war, und den er, als ihm gar lieb, gern um sich haben wolt, zur Feyerung hiesiger Feste, indeß der Fritz beym Heer blieb.
Bey mir begann jetzt Freude und Hoffnung sich neu zu beleben, und sagten mir die Leute, ich sey schöner als je, obschon ein wenig schmächtiger und zarter als wol sonst, wegen Krankheit und Grams, der mich auch wol sicher zu Tode gefördert hätte, ohne des Geliebten Leben.
Wir Jungfraun aber, den König inniglichen verehrend, wie dann alle Welt that, ersannen der Dinge gar viel, ihm Freude zu machen: wolten nur nicht recht gelingen, weil das Hoflager aus lauter Männern bestand, und sich nichts mit Geschick unternehmen ließ, maßen die Gegenwart keiner Fürstin unser ungefordertes Erscheinen rechtfertigte. Mir lag sehr daran, dem König nahe zu kommen, weil mir etwas im Herzen saß, blos seine Person betreffend, das ich niemand entdecken wolt, selbst nicht der Lucarde; war ja kaum selbst darob mit mir eins!
Wir blieben also mit unsern Anschlägen daheim, bis der Herzog von Lauenburg ankam, ach ohne Lilienström! – Es war aber solcher Herzog ein Lust- und Weltliebender Herr, der oftmals Tänze anstellte, und die Jungfrauen aus den alten Geschlechtern der Patrizier dazu lud. Ach wie oft hab ich da nach dem Abwesenden geseufzt! wie gern hätt ich ihn vertauscht um den Lauenburg, der allweg uns nahe war, so daß man nicht eins ohne ihn an den König kommen konnt, wozu mir auch, wenns zum Treffen kam, oft der Much gebrach.
Es war aber der Herzog gar oft in unserm Hause, und darf ich wol sagen, daß die schöne Lucardis ihm gefiel, ungeachtet des kleinen Fehlers am Bein. Sie aber haßte ihn, wie die Sünde, und als wir ihn näher beobachteten, und die Stellung seines Gemüths gegen den König, so wie auch dessen gegen ihn, da, hatten wir seltsamer Gedanken gar viele, und manches ging mir auf, was seit Gustavs Anblick nur dunkel gelegen in meiner Seele. Es war das eben der innere Sinn, was aus einmal in mir wach ward, und den sie mir als einen Wahrsagergeist auslegen; wußt jetzt garwohl, was ich dem König sagen wolt, entdeckte aber niemand, ob ich schon schier des Nachts nicht schlafen konnt vor innerm Triebe den Helden zu warnen wegen heimlicher Feinde.
Eines Tages, es war am heiligen Pfingsttag, recht am 30. May, als meinem Geburtstag, wie wir des Morgens aus des Docter Fabricii Predigt kamen, wo auch der König gewesen, da tritt der Herzog herein, und nachdem er die Mutter begrüßt, sagt er: Lustig, ihr Jungfraun! Es giebt heut ein Neues. Der König hat auf diesen Abend, nachdem er des Morgens fromm gewesen, einen Tanz bestellt, und soll es zwar, so will ich, ein Mummentanz werden, ob auch ihm dies zu weltlich scheinen möchte.
Wir Jungfrauen wußten nicht, was ein Mummentanz sey, welches er uns dann begreiflich machte mit der Mutter Hülfe, die solcher neu hergebrachten Weise aus Welschland26 nicht unkundig war, vom kayserlichen Hofe; hat selbe jedoch Bedenken getragen, uns die Theilnahme zu erlauben, und haben wir erst, als der Herzog abgetreten, auf heißes Bitten Vergunst erhalten der gefährlichen Lust, nicht ohne Warnung und Lehre, welches ich der Mutter gar nicht verdenke.
Kaum war der Lauenburg fort, so kam ein Page des Königs mit Einladung. Ich aber schreie laut auf vor Wunder, denn hier war abereins27 ein Bekannter, nämlich des Savelli Sohn, der sich von neuem an den schwedischen Hof gefunden.
Eitel Dankbarkeit wär es, sagt er auf Befragen, das ihn wieder zu seinem königlichen Wohlthäter gebracht, und Sehnen nach besserer Zucht, als bey seinem Vater; mir aber mißdünkte28 hierob, und wolte mir nicht gefallen. Man durfte nur dem Buben in die kleinen, schwarzen, tiefliegenden Augen blicken, und des Mundes falschen Zug beobachten, um in ihm den künftigen Böswicht zu sehen, wenn nicht schon den gegenwärtigen. Mir wandelte allemal ein Grausen an, wenn ich ihn ersah, als sollt er einst in mein, oder vielleicht noch ungebornen Meinigen Geschick widrig verflochten werden.
Daß seiner Tücke auch für die Gegenwart nicht zu trauen war, das sollten wir heut diesen Tag noch erfahren.
Lucardis und ich, insgeheim schon über unsere Abendmummerey einig, gingen aus, einige Blumen zu kaufen zu unserm Anzug, maßen nach jetziger Weise sich keine Verlarvung schicken will, ohne Blumenschmuck. Ich brauchte deren gar viel, die Lucardis zu ihrem Geschäft einzig einen Mohnkranz. Und als wir zu dem Kunstgärtner in den großen Garten kamen, zeigt er uns, zunächst der Blumen, eine seltene persische Frucht, durch künstliche Hitze erzeugt jetzt im Frühjahr, da sie sonst im späten Herbst erst mit dem Wein reif wird, dem sie gleich ist an Saft und Süße, und ist solche ein großer, grünlich gelber, samitner Apfel, in der Mitte ein wenig gespalten, sanft mit lieblichem Roth schattirt, so daß Lucardis, die ein wenig leckerhaft ist, lächelnd sprach, ihr wäßere der Mund, von solcher Köstlichkeit etwas zu genießen. Und Jungfrau, erwiedert der Gärtner, dies kann leicht geschehen, heut diesen Abend. Hangen an diesem Ast solcher Aepfel sieben, auf Königs Tafel bestimmt: er wird euch einen reichen, als der schönsten, welches ich nicht darf, so gern ich auch möchte.
Ey, entgegnet der junge Savelli, der uns heimlich gefolgt war, ob ihn schon Lucardis von sich getrieben, weilen er ihr einen Kuß angemuthet, den keine züchtige Jungfrau einem zwölfjährigen Knaben gestatten wird, besondere keinem solchen! Ey, Meister, schaut doch zu, wo sind denn die sieben? zähle ihrer nur fünf! – Und als der Gärtner ängstiglich umschaut, ohne zu finden, auch uns gar argwöhnisch ansieht, beginnt die junge Natter: Schaut nach bey mir, wenn ihr etwa mich verdächtig haltet, gethan zu haben nach Knaben Art; doch bitte ich, besucht auch die Jungfraun! Und haben sich, als der Gärtner halb scherzend solches that, zwei Stücken des köstlichen Obsts funden in der Lucardis Handsack29.
Denkt euch unsre Beschämung, ihr Kinder! Hochanglühend vor Scham und Unmut, bezahlten wir des Meisters schwere Forderung, gern unsere Blumen dahinten lassend. Savellis Bub aber dehnt sich lachend an der hohen Lucardis hinaus, und bettelt den versagten Kuß von neuem, so daß wir eigen30 sahen, dies sey gewesen, ihr etwa zum Spott, ein Gaukelspiel von ihm aus der schwarzen Taschen, wobey man schier nicht allemal weiß, ob nicht der Böse sein Spiel habe.
Wir entfliehen wollend, steht auf einmal der Lauenburg bey uns, vernimmt die Sache, bezüchtiget den Buben öffentlich der That, welches jener auch nicht leugnet, ist also die Lucardis gerechtfertigt, und sind uns unsere Blumen wieder worden. Hat auch der Herzog doppelt für den Savelli bezahlt und alles in einen Scherz verkehrt, wir aber haben deß wenig geachtet, und sind im Stillen des Anschlags noch fester worden, den wir des Abends ausführen wollten.
Als uns der Herzog nach Hause gebracht, befragte er uns ob unserer Masken; lagen viele weiße Mäntel schon fertig für uns und die Schwestern, wie auch lachende Larven, alle einander fast ähnlich. Wir zeigten sie ihm, vorgebend, daß, mit solchem Spiel unbekannt, wir nicht, verlangten, durch irgend eins hervorgezogen oder zum Sprechen, genöthigt zu werden, welches den Herzog nicht gefiel, zeigt uns auch köstliche Verlarvung gar viel, so sein Diener bracht, und lehrt uns, wie die eine von uns sich als eine Schäferin, die andre als Nonne, jene als des Großtürken Gemal, diese als Hexe (oder Zauberin) zu gebehrden habe. Die vorletzte schien er nicht übel willens meiner Lucardis anzueignen, vielleicht gesinnet, ihr Soltan zu werden, so wie er die gar allerletzte mir darbot, fast mit Beleidigung sagend: Ich halte ja, Jungfer Fuggerin, ihr seyd deß etwas! und waren solche zwey letzte Mummenkleidungen schier die prächtigsten. Wir verschmerzten alles, blieben bey unserm Nein, unsere Blödigkeit vorschützend; blieben auch bey unsern einfältig lachenden Weißmänteln, als uns am ähnlichsten von Sinn und Gemüth, so daß er endlich von uns abließ, und nur die Mutter heftig anstrengend, darauf beharrte, uns einzuführen, welches sie ihm auch abgeschlagen, unter dem Vorwand, daß der Lucardis Brüder, beyde schon unter dem schwedischen Heer brave und mannhafte Leute, solches verrichten würden, darauf er also abgezogen mit seinem Savelli.
Nun war uns aber kund worden, wie sich der Herzog vermummen wolt; nämlich um dem König eine Lust und schmeichelndes Vorspiel künftiger Siege zu geben, hatt er eine Larve gewählt, dem Wallenstein fast ähnlich,, mit gelbledernem Koller31, blutrothem Mantel und Hosen, rother Feder des Huts, auch blutfarbner Scherpe. Den jungen Savelli hatte er dunkel gekleidet, gleich einem versuchenden Dämon; solte dieser im Saal auf und nieder hüpfen, das anwesende Frauenvolk zu necken, besonders aber bleiben ihm selbst zur Seiten, gleichsam anzudeuten, daß der Wallenstein sey mit dem Geiste des Abgrunds im Bunde: war denn schon also verfügt, zur schnöden Schmeiley32 für einen Herrn wie der König, daß am Ende der verlarvte Feind und Helfer fallen solten zu des Helden Füßen.
Wie? sprach Lucardis zu mir, als ihre Getreue uns diese Verlarvungen brachte zur Ansicht. Wie? diese blutige Maske Lauenburg? Hat er unsern Anschlag errathen? Daß er günstig wählen würde für uns, das hatt ich erwartet: was kann dieser ersinnen, dem heimliche Strafe nicht nachhinkt? aber fast ist dieses zu treffend!
Daß wir ihm nicht verrathen seyn konnten, wußten wir indeß; niemand kennet unser Geheimniß, als wir zwey und die Mutter. Und schickten wir uns schnell nun zur Arbeit des Putztisches; die Schwestern, und anderer Jungfraun ein Paar, waren vorlängst33 schon abgeführt von der Lucardis Brüdern nach dem Tanzsaal.
Und es schuf die Mutter, den Possen nur um des guten Endzwecks willen billigend, meine Freundin zur hinkenden Ate, mich aber zum glänzenden Schutzgeist. Ist aber jene, die Ate, eine alte heidnische Göttin der Strafe, so unabläßig dem Laster, dem blutigen, nachschleicht. Und ward sie vorgestellt als eine dunkle Gestalt, welcher, um nur ein wenig ins Auge zu fallen, Blumen wol nöthig gewesen waren; aber als diese Ate fragte, wo ist mein Mohnkranz? entgegnete die Mutter: Laß also seyn; wir wollen das Laster wecken, nicht einschläfern! Auch mir hat sie keine Blumen gegönnt, ungeachtet mich, als Schutzgeist, ein ganzer Frühling hätte umduften sollen; hatte fürsichtiglich alle den Weißmänteln gegeben, denn uns solche hätten verrathen können an den Lauenburg, der sie kannte. Zog aber hervor für mich, meiner Pathe, der alten Frau Fuggerin, ganzes Gepränge, neu in Gold gesetzt, fast blendend, daß einem die Augen vergingen: und so erschien ich im weißen Engelkleide, himmelblau umgürtet, mit wallendem Haar, als glänzender Schutzgeist.
Und die Mutter, alle Wege kennend des Fuggerschen Palasts, bracht uns nun selbst durch heimliche Stiegen und Gänge, ungesehen an eine der Thüren des Tanzsaals, so daß wir standen mitten unter der glänzenden Versammlung, ohne daß einer wußte, wie oder woher wir kamen.
Ich stand anfangs erschrockener, als einem Genius zukam, aber Ate gewahrte bald ihr blutiges Opfer, das eben unter den freundlichen Weißmänteln eine Lucardis glaubte ausfündig gemacht zu haben. Indem sie begann diesem Fliehenden durch alle Säle mit ihrer Geißel und mit beißendem Spott zu verfolgen, (wie denn ihr Zünglein das wohl konnte,) gewann ich Muth, hinter den König zu treten. Mein strahlender Aufzug machte mir Platz, und der Gedanke an das, was ich vorstellte, erhob meine Seele. Gustav, du bester der Könige, wer wollte dein Schutzgeist nicht seyn! und wer, gesandt dich zu warnen, sich an deine Seite nicht wagen, selbst mitten unter den Feinden!
Ich verharrete still auf meinem Posten; die Art Wesen, worunter ich mich geschwungen, begünstigte mein Schweigen, maßen die Himmelsgeister nicht viel sprechen sollen!
Der König, mich gewahrend, maß mich unabläßig mit den Augen, in welchen ich einiges Wohlgefallen wahrnahm. Statt der Larve beschattete meine Augen nur ein leichter Flor, der mich unkenntlich machte, ohne zu entstellen die etwanige Lieblichkeit des jungfräulichen Gesichts.
Schöner Engel, wer bist du? fragte der König endlich.
Dein Schutzgeist, Gustav!
Hast du Botschaft an mich?
Der Geist spricht zu dem Menschen nur, wenn er allein ist!
Und siehe, nun sind wir allein, begann er nach einer Weile von neuem, als man sich, vermuthlich mit Absicht, entfernte.
Nicht so ganz allein! versetzte ich; denn wehe, dort ist noch das blutige Laster, von der Strafe verfolgt! Sieh, sieh, jetzt krümmt sichs durch seine Schlangengänge dir näher!
Das ist der Wallenstein, lachte der König, den sie mir vorspielen! Einfältige Mummerey: ich kann sie nicht leiden!
Das ist der Lauenburg! entgegnete ich ernst. Er ist in des Wallensteins Farbe! denke dem Räthsel nach, und hüte dich!
Engels, was sagst, und wer bist du?
Dein Warner, o Gustav! auch dein Retter vielleicht, willst du anders mir trauen und folgen!
Willst du mir Wichtiges entdecken, sagte er leise, so rede! jetzt ist es Zeit!
Und ich redete und sagte so viel, aber nicht gnüglich; wie war dies möglich, hier unter tausend Aufmerkern! Der König staunte, glaubte, glaubte nicht, forderte Beweise; hier war zu Beweisen der Ort nicht.
Mittlerweile geißelte Ate den Lauenburg heran, ach zu zeitig! Die Jungfraun brachten zu gleicher Zeit den bösen Dämon, der ihnen diesen Abend tausend schlimme Streiche gespielt aus seiner Taschen. Sie hatten ihn mit Blumenketten gebunden und stellten ihn vor Gericht des Königs. So ward dies ernst gemeynte Schauspiel eine Posse, und verfehlte seines Endzwecks, so wie immer geschieht, wenn Wahrheit zu lachend sich kleidet. Ach, Verdacht hatt ich vielleicht gesäet in das Herz des verrathnen Königs, aber keine Rettung; dies erwies ja die Zukunft!
Unsere Masken fielen, der König fragte nach meinem Namen. Lucardis nannte mich ihm. Ey, sagte er, so muß ich auch dem guten Geiste, der mich bewacht, eine Himmelsbelohnung geben! Man rufe den wachhabenden Rittmeister an der südlichen Pforte!
Der Geforderte kam, und mein Geliebter, euer Vater, meine Kinder, lag in meinen Armen.
Daß er euer Vater ist, liebe Töchter, das sage euch, womit der König seinen Schützern, dem irdischen und dem sogenannten himmlischen, an diesem Tage lohnte. Er legte unsre Hände zusammen, der folgende Tag war unser Hochzeittag.
Lauenburg, der etwas von den Geheimnissen unserer Mummerey in dem Kaltsinn des Königs muthmaßen mochte, nahm seine Masregeln. Nie konnte dem Helden der Schutzgeist wieder nahen!
Ate entkam dem Laster, das nun sie verfolgte, auf ihr einsames Bergschloß; mich schirmte die Hand des treuen Gatten. – –
Euch aber, ihr Töchter, euch warne ich vor dem bösen Dämon; auch dich, Ludmilla, meiner Schwester einziges Kind! Siehe, fast zwanzig Jahr sind seit jenem Abend verfloßen. Ein Savelli wirbt um dich. Siehe zu, obs nicht jener sey, der aus einem bösartigen Knaben unmöglich ein tugendhafter Mann geworden seyn kann.
Solt ich mich, wie nach meines Lilienström Tode mir oft freudig der innere Sinn sagt, schnell niederlegen zu sterben: so sey dir, Maria, das Bedenkliche vertraut! Eile und warne die Freundin!
B. N.
_____________
Erschienen bei:Friedrich Rochlitz: Selene; 1807; Eilftes Heft.
Personen
Gustav II. Adolf
(*1594, + 6.11.1632, gefallen in der Schlacht bei Lützen unweit von Leipzig)
- aus der Herrscherfamilie der Wasa
- von 1611 bis 1632 König von Schweden
- sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland verhinderte einen Sieg des kaiserlichen Lagers
- Gustav Adolf landete am 6. Juli 1630 mit einer 13.000 Mann starken Armee in Peenemünde auf der Insel Usedom (Pommern)
- er eroberte Frankfurt/ Oder, um die anrückende kaiserliche Armee zu sich herzulocken, diese marschierte aber auf Magdeburg zu; die daraus folgende Katastrophe von Magdeburg 1631 konnte er trotz Entsendung von Dietrich von Falkenberg nicht verhindern
- im September 1631 trafen in Düben Gustav II. Adolf von Schweden, sein Schwager Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, und Johann Georg, Kurfürst von Sachsen, zum Kriegsrat zusammen
- Gustav Adolf vereinigte sein Heer mit den Sachsen und schlug die kaiserlich-katholische Armee, deren Führer Wallenstein abgesetzt worden war, am 7. September 1631 unter ihrem Feldherrn Tilly in der ersten Schlacht bei Breitenfeld vernichtend
- weiterer Vormarsches Dezember 1631 über den Rhein, eroberten Oppenheim
- die katholische Residenzstadt Mainz wurde am 23. Dezember 1631 kampflos besetzt, Gustav Adolf überwinterte dort
- in der Schlacht bei Rain am Lech siegte Gustav Adolf am 14. April 1632 noch einmal über Tilly, der tödlich verwundet wurde
- von Mitte Juli bis Anfang September 1632 konnte Wallenstein den bis dahin unbesiegten schwedischen König in Nürnberg blockieren
- nach mehreren Versuchen, Wallenstein, der in den Norden auswich, zur Schlacht zu stellen, kam es am 6. November 1632 im heutigen Sachsen-Anhalt gegen das im Abrücken in die Winterquartiere befindliche Heer Wallensteins, der seine Truppen bei Dunkelheit hastig und überrascht in Gefechtsordnung aufstellen musste, zur Schlacht bei Lützen
- Gustav II. Adolf, der als Heerführer oftmals persönliche Gefahren in Kauf nahm, wurde jedoch bei einem Reiterangriff getötet, als er bei Nebel und Pulverdampf den Kontakt zu seinen småländischen Reitern verlor, und von kaiserlichen Soldaten eingekreist wurde
- unter der Führung von Bernhard von Weimar gelang es, die durch die Nachricht vom Tode des Königs erst verunsicherten, dann erbitterten Soldaten erneut zum Angriff zu führen und die Schlacht knapp zu gewinnen
- der König wurde von schwedischen Soldaten auf dem Schlachtfeld geborgen, wurde in die Kirche von Meuchen und dann nach Weißenfels gebracht, dort wurde er am 17. November 1632 aufgebahrt und vom Apotheker seziert und einbalsamiert
- am 16. Juli 1633 wurde Gustav Adolf in Wolgast eingeschifft und nach Schweden gebracht, wo er in der Stockholmer Riddarholmskyrkan beigesetzt wurde
- gleich nach der Schlacht bei Lützen vom November 1632 wurde an den Todesort des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf ein großer Findling gerollt
-1837 bekrönte man den Stein mit einem von Schinkel entworfenen Baldachin
- 1906-07 Bau der Gustav-Adolf-Gedächtniskapelle Lützen, mit Museum
Federigo Duca di Savelli
- auch Friedrich Herzog von Savelli
(+1649)
- römischer Fürst
- kaiserlich-habsburgischer Feldmarschall, Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Mecklenburg und Vorpommern
- kämpfte im Dreißigjährigen Krieg mit geringem Erfolg auf kaiserlicher Seite
- diente in Deutschland im Dienste Kaiser Ferdinands II., der ihn zu seinem Kammerherrn machte, und erwarb sich die Gunst Wallensteins
- übergab, als König Gustav II. Adolf nach Deutschland einfiel, die Stadt Demmin in Pommern an die Schweden
Torquato Conti
(1591 – 1636)
-1629 kaiserlicher Feldmarschall
- Conti kommandierte zum Zeitpunkt der Landung der Schweden kaiserliche Truppen in Stärke von etwa 20.000 Mann in Mecklenburg und Pommern
- er besetzte die Oderübergänge Gartz und Greifenhagen
- da er die Anlandung des schwedischen Königs nicht verhindern konnte, musste er den Rückzug antreten
- seine Truppen bezogen zwei Lager in Stolpe und Gartz
Pasewalker Gemetzel
- 07.9.1630; Augenzeugenbericht über die Eroberung von Pasewalk durch kaiserliche Söldner: "Den 7. Sept. 1630 erhebt sich ein Geschrei, der Feind sei vor der Stadt. Als er Feuerbälle hineinwarf, auch die Mauern durchbrach, wehrten sich die schwedischen Soldaten ritterlich, wurden aber endlich bezwungen ... Da ging das Elend an. Die sich zur Wehr gesetzt, wurden heftig beschossen, geschlagen und gewürgt, aber auch alle die Unbewehrten, die dieser ersten Furie begegneten, wurden niedergemacht ...Viele liefen in den Morast, in die Gärten und Gräben oder setzten über die Ucker. Aber sie wurden verfolgt, die Weiber zur Unzucht behalten, die Männer jämmerlich ermordet ...“
Quinti del Ponte
Obristleutnant
-hatte zuerst im kaiserlichen Heer gedient, bevor er in Dienste des schwedischen Hofmarschalls Dietrich von Falkenberg übergewechselt war, um dann wieder in kaiserliche Dienste unter Torquato Conti überzulaufen http://www.30jaehrigerkrieg.de/
„Es war im Anfang des Monat August, wo der König, seinen Entschluß zu erkennen gab, seine Waffen gegen Vorpommern zu wenden und sich der Festungen in diesem Lande zu bemächtigen, unter denen auch Demmin. In dieser Stadt hatte Del Ponte seine zusammengeraubten Schätze verwahrt. Aus Furcht, daß diese auf dieselbe Weise verloren gehen möchten, wie sie erworben worden, beschloß er, sein verrätherisches Vorhaben zu beschleunigen und nur den ersten passenden Moment dazu abzuwarten. Eines Tages beabsichtigte Gustav Adolph einen Ritt zu machen, um das kaiserliche Lager näher zu besichtigen, und gab daher siebenzig finnischen Reitern Befehl, ihn als Bedeckung zu begleiten. Dies hörte Del Ponte und schlich sogleich davon, um in Einklang hiermit seine Vorkehrungen zu treffen; aber kurz vorher, ehe er abritt, befahl der König noch, daß drei Fähnlein Reiter und eine Compagnie Fußvolk ihm in gewisser Entfernung folgen sollten. Zu Gustav Adolph’s Glück blieb dieses Letztere Del Ponte unbekannt, denn er war sogleich spornstreichs nach Garz geeilt, wo er sich von Conti 1500 neapolitanische Kürassiere ausbat, die er auf beiden Seiten eines Hohlwegs verbarg, den Gustav Adolph mit seinem kleinen Trupp passiren mußte.
Des Königs Pferd ward niedergeschossen, aber unter dem heftigen Handgemenge konnte es keinem Reiter gelingen, ihm ein anderes an dessen Stelle zu geben. Einer nach dem Andern stürzte in dem blutigen Ringen; endlich ward der König selbst, obgleich erst nach tapferstem Widerstand, gefangen. Der feindliche Reiter kannte jedoch nicht den Werth seines Fanges, sondern wollte ihn gerade an Del Ponte abliefern, als die nachfolgende schwedische Reiterei, durch das Schießen aufmerksam gemacht, in gestrecktem Laufe heransprengte.
Gustav Adolph hatte während des erneuerten Handgemenges Gelegenheit gefunden, sich freizumachen, und wieder zu seinen Landsleuten zu gelangen. Mit bekümmerten Blicken betrachtete er die gefallnen Finnen. ‚Wie manche That’, sagte er, ‚würden diese Helden noch vollbracht haben, wenn meine Unvorsichtigkeit sie nicht in den frühzeitigen Tod geführt hätte’. Er kehrte ins Lager zurück, wo ihn der jubelnde Freudenruf der Seinen empfing.
Del Ponte war mit den fliehenden Neapolitanern nach Garz zurückgekehrt, und ließ sich nicht wieder im schwedischen Lager sehen. Sein früher stattgehabter vertraulicher Umgang mit Baptista ließ verschiedenen Verdacht aufkommen. Zufälligerweise ward auch um dieselbe Zeit ein Spion aufgegriffen, der das schwedische Lager abgezeichnet hatte, und der Del Ponte’s Verbindung mit Baptista kannte und eingestand. Dieser ward gefangen genommen, seine Papiere untersucht und der Verdacht so begründet gefunden, daß der Rittmeister sofort an den Galgen wandern musste.“
Reinhard Bake
(1587-1657)
- ev.-luth. Theologe
- 1. Domprediger (1617 bis 1631 und 1640 bis 1647) am Magdeburger Dom
- bei der Erstürmung Magdeburgs durch katholische kaiserliche Truppen unter dem Befehl Tillys während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1631 bat er am 22. Mai auf Knien um das Leben von 4.000 Bürgern, die im Dom seit dem 20. Mai Zuflucht gesucht hatten
- Bake zitierte einen auf Magdeburg übertragenen Vers Vergils über die Zerstörung Trojas:
Venit summa dies, et ineluctabile fatum
Magd'burgo! Fuimus Troes, fuit Ilium et ingens
Gloria Parthenopes!
(Der schlimmste Tag ist gekommen – und das unabwendbare Schicksals Magdeburgs! Wie die Troer waren wir, wie Ilium, und strahlend der Ruhm der jungfräulichen Stadt!) -in der ansonsten weitgehend zerstörten Stadt und der zu großen Teilen ermordeten Bevölkerung blieben die in den Dom Geflüchteten verschont
Die adlige Thüringer Familie von Lichtenhain, auch Lichtenhayn
- ein sich nach dem Ort Lichtenhain bei Jena benennendes altes und angesehenes Adelsgeschlecht
- 1521 bis 1649 auf Schloss Vitzenburg (Querfurt/Sachsen-Anhalt) ansässig
- Nickel von Lichtenhayn, Söhne: Valentin Dietrich auf Gleina und Friedrich Wilhelm auf Vitzenburg
Johann ’t Serclaes Graf von Tilly
(1559-1632)
- Heerführer der Katholischen Liga, kaiserlicher Feldherr des Dreißigjährigen Krieges
- die Familie der ’t Serclaes de Tilly war ein altes niederländisches Adelsgeschlecht vom Stammhaus Tilly im Herzogtum Brabant
- seine Erziehung erhielt Johann auf einer Jesuitenschule
- am 20. Mai 1631 eroberte Feldmarschall Graf von Tilly die Stadt Magdeburg
- Graf Tilly konnte sich an der Niederelbe gegen die Angriffe des Königs der Schweden nicht behaupten, er fiel in das Kurfürstentum Sachsen ein
-1631 wurde Leipzig von General Tilly belagert
- die Stadt erhielt keine Hilfe, und so schloss Leipzig mit Tilly am 5. September eine Kapitulation in einem Haus, das „eine halbe Stunde von der Stadt“ lag (Gretschel, der Friedhof bei St. Johannis, Leipzig 1836, S. 46), in welchem Tilly sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, später entstand dazu die Sage von Tilly im Hause des Totengräbers (vgl. dazu auch das Nachwort)
- die Plünderung Sachsens führte zum Bündnis des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf, deren vereinigtem Heer Tilly am 17. September 1631 in der Schlacht bei Breitenfeld nördlich von Leipzig unterlag
- Tilly wurde in der Schlacht bei Breitenfeld verwundet
-während der Schlacht bei Rain am Lech am 15. April 1632 wurde Tilly durch eine Kanonenkugel der rechte Schenkel zerschmettert
- er starb an den Folgen der Verwundung am 30. April 1632 in Ingolstadt an Wundstarrkrampf
Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar
(1604 -1693)
-Feldherr des Dreißigjährigen Krieges
- als 1630 Schwedenkönig Gustav Adolf in Deutschland erschien, war Bernhard einer der wenigen deutschen Fürsten, die sogleich entschieden auf die Seite des Schwedenkönigs traten
- in der Schlacht bei Lützen 1632 befehligte Bernhard den linken Flügel, übernahm nach Gustav Adolfs Tod den Oberbefehl über die schwedischen Truppen und errang den Sieg
- ebenfalls 1632 vertrieb er die Kaiserlichen aus Sachsen
- während der Vorbereitungen zu dem neuen Feldzug gegen die Kaiserlichen starb er am 18. Juli 1639 in Neuenburg am Rhein
- der Verdacht, dass er an Gift, das ihm vielleicht auf Richelieus Betreiben hin verabreicht worden war, gestorben sei, ist nicht erwiesen
Wallenstein
eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein,
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.