Kitabı oku: «Traumprotokolle», sayfa 10

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Ab 21. Juni 1984

− Abschied von der Gruppe, irgendwie ist es mit einigen vorher schon besprochen, mit anderen noch nicht, ich muss noch was holen und wir kommen an ein Holzhaus am Stadtrand, alle pennen noch, Eri, die für alles Verständnis hat, ist mit mir – in einem Zimmer pennen auf nebeneinander liegenden Matratzen Willi und einige andere, Willi wacht gerade auf und lacht freundlich, er weiß auch Bescheid, findet es aber okay, andere neben ihm weniger, gucken vorwurfsvoll bis feindlich, wälzen sich unter der Decke, etwa sechs Leute – ich spiele bisschen Gitarre, dann gehe ich in einen anderen Raum, um eine Hose zu suchen, überall liegen noch Leute im Bett, meist Frauen, zum Teil kenne ich sie von früher und wundere mich, dass sie hier gelandet sind; gerade von denen sind viele vorwurfsvoll, die alten Genossen haben alle Verständnis, es ist unendlich traurig, weil alles klar ist und es auch gar nichts mehr zu reden gibt; ich kann absolut nicht begreifen, wieso sie zu solchen Mengen derart auffällig in einem Haus wohnen, mindestens zwanzig, die ganze Gruppe könnte auf einen Schlag ausgehoben werden, ich bin fassungslos und begreife überhaupt nichts mehr, was sie machen und wollen, es ist nur noch traurig; ich dusche noch in einem engen Raum, suche eine Hose, eine Tasche und dann gehe ich, die anderen sitzen beim Frühstück, Silvi erklärt ihnen, warum es okay ist, was ich mache, ich habe das Gefühl, was zu versäumen, aber es wird auch schon unheimlich – ich laufe durch einen Supermarkt, alles ist voller Bullen, sie sind voll drauf, schwerbewaffnet, kontrollieren fast alle, ich flutsche an Kassen vorbei, an leeren Tresen und Kassen, eine Frau hilft mir, deckt mich irgendwie, außen komme ich dadurch an einem GSG-9-artigen Bullen vorbei, Rolltreppe hoch, oben durch enge Schlucht und wieder runter, ein Café, wieder quatscht mich jemand an, der nichts merken darf, wieder hilft mir jemand, und ich wundere mich, wie viel Unterstützung ich bekomme, ein anderer Mann flirtet mit dem, der mich angequatscht hat, und lenkt ihn ab, sodass ich abhauen kann und kurz darauf Norman treffe, der mich ein Stück begleiten will, wir kommen zu einem Berghang, ähnlich Stuttgarts Rebenhänge, viele Wege führen runter, ich möchte nicht den direktesten nehmen, er lacht und findet es okay, wir gehen los, aber dann verläuft der Weg bald und wir stehen am Berghang, an dessen Seite sich die Baustelle eines Frauenhauses befindet, und wir haben einen weiten Blick übers Land, auf dem ein leichter Dunstschleier liegt –

– ich komme auf den Dachboden hoch, wo gerade Unterricht ist, aber ich sondere mich ab, laufe heimlich auf dem Dachboden herum, abseits; nur die Männer werden erwähnt, und es gibt Phasen, in denen das, was ich gesungen habe, in kleinen weißen Quadraten auftaucht; irgendwie stimmt das ja, dass die zusammen mit den Autismen eine kleine reale Gesellschaft darstellen –

– mit diesen Sätzen ist eine schlechte Rezeption schon gewährleistet, selbst wenn sie noch so gut sind! –

– wir sitzen am Rande ruinösen Gemäuers, vor dem sich Wiesen erstrecken und weitere Gemäuer zu sehen sind, alles etwas dunkel, auch lange Tische und Holzbänke davor; etwas abseits sitze ich mit Erika und sage, dass man neunzehnhundertundneunundsechzig doch froh war, als Holger Börner drankam, als er noch jung und unverbraucht gewesen sei; man habe sich dann darauf verlassen, dass er es schon bringe, und konnte sowohl ihn dann besser kritisieren, und damit das ganze System, als auch auf andere hoffen; sie stimmt mir ohne Einschränkung zu und geht, und ich schließe mich den anderen Leuten bei den Bänken und Tischen an, denen ich das Gleiche erzähle, und die mir ebenfalls zustimmen; mit ein paar von ihnen sitze ich in einem kleineren Raum, es hat alles etwas Abgefucktes an sich, vielleicht Nachkatastrophisches, draußen sind die Straßen überflutet, schaumig, allerlei Leute, Zeugs und Tiere schwimmen vorbei, darunter ein Elch, was mich wundert, dass es so einen hier in der Gegend gibt; er rappelt sich ausgerechnet hier bei uns aus dem Wasser und trottet zu uns in den Raum, aber dann ist es doch ein Hund; Helmut Kohl verlässt den Raum, um Leute zu suchen, und zwischen mir und einer Frau gibt es eine erotische Annäherung, bald liegen wir nebeneinander im Bett und planen eine Afrikareise – ihr Freund liegt gleich daneben und sieht unwirsch zu; wir haben eine große Karte, auf der die Flugrouten in breiten, grauen Streifen eingetragen sind, und überlegen, wo und wann wir hinsollten; ich schlage vor, nicht in Kriegsgegenden zu fahren, und sie stimmt mir zu, dann bliebe aber nur Nordafrika und Westafrika; dort sind auch am meisten Flugbahnen, aber nicht dort, wo wir genau hinwollen, alle genau daneben vorbei, obwohl eine ganz dicke zehn Flüge am Tag hin und zurück von Nordafrika aus macht, ihr Freund im Bett daneben beugt sich rüber und mosert, er wolle ja nicht indiskret sein, aber eben habe ich doch gesagt, dass ich nächste Woche nach Südamerika müsse, was das also solle – er will wohl ihr gegenüber meine Unzuverlässigkeit betonen; Sabine, etwas schüchtern, vermutet, dass ich dort dreihunderttausend verdienen würde und dass das doch ein Grund sei und nicht lang dauert; die Frau legt sich zu ihrem Freund ins Bett und verteidigt mich und die Fahrt mit mir, das sei alles in Ordnung, aber ich will es auch beweisen, denn alles ist insofern unklar, als wir nicht genau wissen, was los ist, ob gerade ein Krieg vorbei ist, ob wir uns in Ost- oder in Westberlin befinden – ein hoher Zaun ist über ruinösen Häusern zu sehen, es müsste Ostberlin sein, aber ohne irgendwelche staatlichen Strukturen – und deshalb gehe ich auch los, um Leute zu suchen, frage mich allerdings etwas bang, ob ich denn dann auch zurückfinde, aber dann entdecke ich einen Band Unterlagen, schön gebunden, mit allem drin, was man wissen muss, es ist schlagartig klar, dass gar kein Krieg war, alles noch steht, auch der Verdienst der dreihunderttausend gesichert ist und ich freue mich sehr –

– liege auf einer Betonmauer am Strand, neben mir sitzen Urlauberinnen und unterhalten sich, was sie machen wollen, ich mische mich ein und erzähle, dass ich hauptsächlich wegen der Theateraufführungen komme, zum Beispiel heute Abend Alexander Kluge sehen will, in Zelten und provisorischen Bauten; sie wollen es dann auch und ich bin in einem alten Gebäude, ziemlich heruntergekommen; Marianne Olry und andere von den Franzosen sind da, und wir sprechen etwas Wichtiges, da kommt Erika und bringt die Sache etwas durcheinander, wir machen ihr etwas zu essen, sie sitzt am Küchentisch, es tut mir leid, Bratkartoffeln und Fleischpflanzerl machen wir ihr, es sind dann auch noch andere Leute da, und ich will einen meterhohen Packen Papier zersägen, als anarchistische Tat, etwas, das längst nötig wäre, aber Erich Mühsam, brennt den abfallenden Streifen an, und der ganze Packen verbrennt; ich fürchte, dass noch mehr verbrennt, aber es bleibt dabei und wir müssen die Flucht einer jungen Frau organisieren, aus dem Haus, vor dem sie mit ihren Eltern sitzt, abends, schon dunkel, nur schwach von Kerzen oder Laternen beleuchtet, redet sie mit ihnen, und ich gebe das vereinbarte Zeichen, indem ich einen brennenden Blumentopf aus dem Bad neben dem Haus losschwimmen lasse, der die Alten ablenken soll – was er auch tut, sie steht auf und entschuldigt sich unter Vorwand ins Haus gehend, um hintenrum abzuhauen, ich will sie treffen, verirre mich aber im Keller, weiß nicht mehr, wo es hoch geht, sehe eine alte Holztreppe, weiß aber genau, dass die direkt in die Küche führt, wo ihre Eltern sitzen – in der ich dann Jahre später ankomme, Thomas Mann sitzt mit übergeschlagenen Beinen auf der Couch, und ich denke, dass er ja lange gelebt hat trotz rauchen, und der Fluchthelfer von damals, inzwischen alt geworden, lehnt freundlich irgendeinen Vorschlag ab, weil er dadurch doch in Gefahr geriete und alle finden auch, dass er geschont werden solle; Thomas Manns Tochter kommt und spielt gut Klavier vor, man redet darüber, dass sie gut spielt, und draußen vor dem Haus, wo ein riesiger Park ist, kommt der Pächter mit fünfzehn fröhlichen Kindern in einer Kutsche und steigt aus und besichtigt das Gelände, schüttelt Hände, geht durch das hohe Zauntor, Maschendraht, und alle Kinder mit, als Letztes ein ganz Kleines, das schon weiße Haare hat, bei dem ich mich frage, ob es vielleicht in Wirklichkeit der Großvater ist; in dem Park ein ewig langer Rasenmäher, auf dem ein Blumenbeet ist, ganz schmal, mindestens zwanzig oder dreißig Meter lang, ich denke, ich könnte den auch fahren, sehe ihn von etwas weiter oben von der Treppe des Schlosses –

– auf einem Berg graben wir ein Loch – ein Grab? – vielleicht nur, um Zeitungen aufzubewahren –

– am Rande einer blassblauen Fläche steht eine lange Reihe von Tischen, an denen je ein Essender sitzt, um jeden Tisch herum eine runde Schar winziger Mäuschen – jeder Tisch nebst Star drumherum ist genau gleich, wie geklont alles; ich sage: »Eislauf zur Unterstützung der Politik ist wirklich nicht nötig« – und in einem Haufen Zeitungen entdecke ich mehrere Briefe, die ich zunächst übersehen hatte; einer hat einen roten Umschlag, ein anderer ist an Harry Gözz –

– eine Rückfahrt mit eine Art Schwebebahn über ein in der Dunkelheit liegendes Gelände eventuell ein Schwimmbad • Walter Benjamin wundert sich, dass so viel von ihm erschienen ist –

– im obersten Stock eines Hochhauses liegt ein Großraumbüro und ein Mann sitzt an einem Schreibtisch, offenbar der Boss eventuell einer Filmproduktion, und soll von zwei, hinter einem U-förmigen Tresen stehenden Zivilbullen verhaftet werden; er will aber nicht, wehrt sich, verhöhnt sie, schreibt einfach weiter, bis sie gewaltsam eindringen, ihn aber nicht zu fassen bekommen, er ist irgendwie ungreifbar, flutscht ihnen unter den Fingern weg; er muss allerdings weglaufen, es gibt ein Handgemenge, ich begleite ihn und wir verstecken uns hinter einer großen Kiste, von wo aus er eine Bombe zündet; danach rennen wir, was das Zeug hält zum Aufzug, damit es uns nicht selbst erwischt, und erreichen ihn gerade noch rechtzeitig, bevor es draußen dumpf knallt – was die Fluchtsituation freilich erhöht und mich in die Zwickmühle bringt, da ich eigentlich Ruhe und Papier bräuchte; ich steige ein paar Stockwerke tiefer aus, wieder sind Lagerhallen, ich suche Papier – andere Leute suchen nach den Flüchtigen – finde aber nur bereits Beschriebenes, nur ein liniertes geht, wo oben zwar was steht, zwar noch »Original« druntersteht, aber es sieht aus wie ein blauer Durchschlag; es sind lauter dünne Doppellinien; einem, der mich beobachtet, erzähle ich, ich suchte eine kleine Feder und tue auch so, als suchte ich, und keiner merkt etwas; später gehe ich wieder raus in den Aufzug, da kommt ein Mann und bringt mir eine Feder; erst denke ich, sie würde passen, aber dann ist sie doch viel zu groß, und ich erkläre nochmal, dass sie für Lamy-Kugelschreiber passen muss; unten an der Haustür noch im Gang, sehe ich, dass es draußen regnet, und gehe doch nicht raus, sondern sage, dass ich nochmal in die Kantine gehe, wo ich mit Gert im Umschluss einen Film sehe, schön, fast leinwandgroße Videoprojektionsfläche, wir haben ein Sofa und ein Tischchen zum bequemen Sitzen; am Anfang erzähle ich Gert noch, wie ich einen Wächter, eventuell Babyface, verarscht habe, indem ich ihn auf eine Tesafilmrolle drücken ließ, in Abständen, während ich zwischendrin immer wieder ein Stück rausgezogen habe; dann wird der Film aber unglaublich spannend und schön, zwei kriegen sich nicht, einer ist Industriellensohn, es geht drunter und drüber, in Paris, Gangster, Gefahr, Liebe – da ist der Umschluss nach der Hälfte um, sehr enttäuschend, aber alles fügt sich wunderbar, dass abends eine allgemeine Vorführung für alle Gefangenen ist, sämtliche Türen werden geöffnet – die Räume liegen alle nebeneinander ohne Gänge – in dem Raum zwischen Gert und mir versammeln sich die anderen Gefangenen, lagern am Boden; ich sehe ihn gegenüber, wir dürfen nicht mit den anderen reden, haben selbst aber sowohl einen Fernseher, als auch eine Projektionswand in der Zelle; während der Wächter gerade erklärt, dass wir von viertel vor zehn bis zehn am Tischtennisbeginn teilnehmen dürfen, laufen Gefangene von hinter meiner Zelle in meine und setzen sich dahin und wollen nicht mehr weg, und der Sprecher der anderen in dem Raum zwischen Gert und mir schlägt vor, dass jeder schon mal seinen Schlafanzug für die nächste Woche herrichten soll; dabei hat er ein Weinglas in den Händen, das er schwenkt, und ich habe ein ungutes Gefühl, denke, das ist ja wie in der Schule –

– habe Hölderlin auf Kassette gelesen und frage die Wächter, ob ich es hören kann; der junge sagt, dass es gut ist, dass ich selbst frage, aber vorher will ich noch raus – ein Holzhaus in einer Winterlandschaft –, wozu wir erst parken etc. und umziehen müssen, und in einem großen Kleiderhaufen, der in Bettwäsche eingewickelt ist, suche ich meine Stiefel raus, eine Alte steht daneben, schaut zu, sieht verwundert auf meine Schuhe, die an sich reichen müssten, und sagt: »wenn es doch nur nicht so stinken würde«; beim Rausgehen fällt mir ein, dass ich doch die Kassette Renate zum Geburtstag schenken könnte, aber da kommt ein Wächter, und redet blöd daher, und ich denke, dass die mit allen Mitteln versuchen, den Internationalismus zu zerstören –

– das Selbst ist das Alles –

– gehe mit Gert runter, und er kommt mit in meine Zelle; die Lampe ist an die Decke gebaut, und ich ärgere mich, dass man sie nicht mehr abdecken kann –

– eine enge, dünnwandige Altbauwohnung im vierten Stock mit einem kleinen Balkon vor der Küche, von dem man auf einen dreckigen Hof sehen kann; ich knipse gerade überall das Licht aus, und Linda steht dabei und fragt besorgt, ob man denn hier auch das Aufwecken hört – ich beruhige sie, dass ich Klingeln hingemacht habe, damit man den Wecker überall hört; in der Küche nehme ich dann mit Ebby einen Trip; es steht zur Debatte, noch Speed dazuzunehmen, aber ich bin dagegen, schlage vor, zum entsprechenden Zeitpunkt einen Kaffee zu trinken; eine Frau ist auch noch dabei, und ich mache etwas zu essen, Pudding, das meiste für mich, aber für die beiden anderen gieße ich etwas in große, bauchige Weingläser ab; den Rest von mir schmeiße ich über den Balkon auf den Hof, wo er aufplatscht und Kinder, die von ihrer jungen Mutter begleitet sind, hochschauen; wir müssen der Schlange nach und steigen auf dem Parkplatz in einen altmodischen Wagen, rennen hinter ihr her, wie sie raschelnd durch das Maisfeld zischt; wir stehen an einer Straßenecke, an der nur Ruinen sind, oder Pappfassaden für einen Film, und warten auf etwas, drehen selbst einen Film, und ein Schauspieler spielt gleichzeitig in einer Tournee mit, für die auf einem Plakat an einer Litfasssäule geworben wird, auf das er aufmerksam macht; ich lese es und entdecke, dass Asja Lazis und Bernhard Reich mitspielen; sie sind sogar zu Besuch

am Drehort und ich freue mich, dass ich sie noch kennenlernen konnte; später fahren wir mit Sabine im Auto, sie parkt neben einem Hochhaus im Grünen, alle steigen aus, ich als Letzter, aber da wollen die Bullen schon wieder weiterfahren –

– einer der Verfolger dringt bis ins Holzhaus auf Stelzen, das neben einer Straße auf der Wiese steht, sein ganzer Körper ist von Messern durchsiebt und eine setzt die Pistole an seinen Schädel; ich frage, ob das nicht zu viel des Guten sei, aber es bleibt offen und ich gehe; nachdem ich ein paar Meter auf der Wiese bin, erscheint der Verfolger auf dem Balkon und wirft mit einem Messer nach mir, es reicht aber nicht ganz ran, stürzt trudelnd ein paar Meter vor mir nieder, und er fällt vom Balkon, genau auf seine vielen Messer; ich renne weg, auf den Waldrand zu, hinter dem mich Sicherheit und Trost erwarten, Ruhe, aber auch Alleinsein, und kurz bevor ich ihn erreiche, explodiert auf dem Berg dahinter ein Schloss –

– ein etwas heilloses Weihnachtsfest; ich suche dauernd was im Radio, lege Platten auf; es könnte aber auch die Suche nach Feindsendern, geheimen Nachrichten sein, eine abschiedsgeschwängerte Stimmung, Erika oben in der Küche, sie kommt runter und küsst mich und rät mir, zu Böhlke zu gehen, der Arzt geworden sei, auch wegen meiner Schuppenflechte; dann suche ich weiter im Radio etc., aber es klappt einfach nicht –

– will jemandem Stammheim zeigen, riesige Bilder sind an die Mauern gemalt, comicartig, mir ist nicht ganz wohl dabei; es könnte ja sein, dass mich jemand erkennt, außerdem muss ich zurück, wir stehen in einer Vorhalle herum, aber die Fremde will immer mehr sehen, wir kommen an einer Ladenpassage vorbei, ich stöhne, dass Vergil und Homer im Original viel zu schwer sind, und Erika rät mir, sie mittels einer Grammatik selbst herauszufieseln; bei Nazis Lenin gesucht; ich richte ein Zielfernrohr auf eine Gruppe, die mich umbringen will, kann aber nichts beweisen –

– in der Schule, hohe Räume, Versammlungen, erhabene Stimmung, feierlich, leider muss ich weg, draußen Arndt Müller, der wegfahren will und hysterisch rummacht, sich dämlich benimmt, ein Campingbus von Sabine steht da, der zwei Reihen Bücher unter dem Dach hat, unter denen ich noch was raussuchen will, aber die Bücher verschieben sich immer von selbst, außerdem habe ich es sehr eilig, es wird gefährlich, jemand wird gesucht, geht ahnungslos in eine Wohnung, ein anderer – ich sehe ihn von der Straße aus – klettert aus dem Fenster und holt etwas von der Fassade weg, ich kann es nicht erkennen, es könnte eine Bombe sein, alles ist schon voll mit Bullen, alle sehen ihm zu, und kaum ist er drin, kommt der Gesuchte, und ich bin ganz verzweifelt, weil ich ihn nicht warnen kann, die Scharfschützen fahren auf, ich hechte in einen Hauseingang, um nicht getroffen zu werden, sehe das Mündungsfeuer, die Schrotsplitter, er ist tot, und ich heule wie ein Schlosshund –

– aneinandergeklebte Zettel mit Erklärungen von Gert und mir zum bewaffneten Kampf und Auseinandersetzungen darüber, wie deutlich sie sein dürfen oder müssen; ein zweiteiliges Theaterstück, eventuell die letzten Tage der Menschheit, im Schuber –

– wir haben als Erste Einkauf, der Laden ist umgestellt, ein Mann sagt, dass es losgehen kann; in einem Haus ist viel los, die Leute wuseln durcheinander, ein längliches Zimmer mit Theke in der Mitte; draußen warten wir in einem zunächst offenen Bus auf van Bennekom und van Aalderen in einer Person, bald vierzig Leute sind wir, und als er endlich kommt, will ich ihn filmen mit der Videokamera, aber da ist er sauer, reagiert verärgert, und redet nicht mit mir, fragt die anderen anklagend, was das soll; Fips sucht seine Strümpfe und erklärt der vor ihm sitzenden Frau, dass er nichts dafür kann, wenn seine Füße stinken, wenn er die Strümpfe nicht hat, er hat sich schon die ganze Zeit extra auf die Füße gesetzt – wir sitzen jetzt in den Bussesseln, vor uns die hohe Rücklehne des Vordersitzes, irgendetwas passiert vor uns, ich treffe Rosemarie Fendel, die einem Mann nachläuft, verzweifelt, sehr tragisch; ich will ihr helfen, aber der Mann ist in ein Kellerlokal geflüchtet, wo sie ihn hochzerrt, und auf mich trifft, der mit einem Polizisten ankommt, der ihn überredet, mit mir zu reden, woraufhin er sich etwas beruhigt, und mit mir kommt; zunächst kauft oder klaut er DDR-Streichhölzer, die vorne einen flachen, quergestellten Kopf haben, etwa so, und von denen ich behaupte, dass sie auch an der Wand oder etwas anderem glatten anzündbar sein müssten, was aber nicht funktioniert; am Ende zündet er sie doch normal an, und wir gehen weiter; er sieht mich an und fragt, ob ich ihn verstehe, und als ich bejahe, sagt er: »ich rede wie Ihre Schwester«, mit stark französischem Akzent, aber er fängt immer noch nicht an zu erzählen, sondern geht erstmal, weil er scheißen muss, ins Schuhgeschäft –

– ein Brief von Rolf Löchel – umständlich aus verschiedenen Papiersorten und beleidigtem Inhalt –

– mit Julia auf je einer Campingliege, wir unterhalten uns über Geld, sie betont, dass sie schon zweihunderttausend für andere Leute ausgegeben hat; das Ganze findet in einer Lützenkirchenstraßen-artigen Loggia statt; am Strand steckt jeder Papiere ein, verschiedene, auf denen Verschiedenes steht; ich stecke meine in eine Tasche, traurig, spannend, andeutungsreich und vielversprechend –

– im Nachbarhaus ist eine Gruppe zu Besuch und wir wollen sie besichtigen, gehen durchs ganze Haus, sie sind aber nirgends zu sehen – erst unten im Keller hören wir Musik, sehen aber noch niemanden und gehen erst mal vorn auf den Rasen, dann kommen sie aus dem Haus, es liegt etwas drohend Gefährliches in der Luft, wir schleichen umeinander herum und lagern uns dann unter einem Sonnenschirm, eine Art Sonnendach, ich will aus einem mindestens ein Quadratmeter großen Tabaksbeutel eine Zigarette drehen, aber dann gibt mir schon ein anderer eine ganz dünne noch nasse, wir reden über Musik, Mendelssohn Bartholdy, aber dann müssen sie schon weg, ich finde es bedauerlich und will sie halten, aber sie sind schon fast alle draußen; eine Frau steht noch zwischen einer großen Kiste und dem Gartentor, doch dann zwängt sie sich auch raus – ich habe einen Brief, von Renate, zweifarbig, wie ein Lieferschein, aber sehr tröstlich –

– in einer Zelle mit einem winzigen Fenster, vor dem noch ein enges Gitter ist und das nur an einer kleinen Klappe aufgemacht werden kann, durch die Öl reinläuft, weil ein Gefangener von oben Öl rausgießt; eine Stimme, deren Träger ich nicht sehe, erklärt das Ganze –

– Twiggy nach zwanzig Jahren noch genau wie früher: stolziert in Strumpfhosen vorbei –

– Rodrigo wird Thronfolger; es ist klar, sowohl, weil er natürlicher Sohn ist, als auch, weil er allgemein anerkannt wird, aber er muss sich trotzdem durch Vorlesen von Texten legitimieren; ich stehe vor einem Haus, in dem er aus dem obersten Stock zum Fenster rausschaut, heute darf ich rein und bin stolz und glücklich, sehe auf die Schwelle –

– lese im gelben Notizbuch, dass Erika es gefunden hat und was dazu geschrieben, mehrere Seiten, der Rest, leer, nach einer Razzia raus, unter anderem, dass ich liebevolle Sachen schreiben würde; ich nehme es aus dem Regal und gehe in das andere Zimmer, wo sie mit noch mehreren Leuten ist; wir wollen ins Theater und Heiner meint, er brauche noch mehr geschenkte Belegexemplare, »Remittenden«, wenn ich nicht ihm eines extra schenken würde, würde er eines kaufen und ihn mir zur Unterschrift schicken; ich denke, dass die beiden drei kriegen; ich ziehe noch Schuhe fürs Theater an, es sind aber andere als sonst, allerdings bequem; dann fehlt noch meine Brieftasche, ich gehe hoch in mein Zimmer in der Lützenkirchenstraße und finde in der Brusttasche eine ganz andere, selbstgemachte ähnliche wie mein Notizbuch, Brieftasche, suche die eigene, finde aber nur Briefe –

– Stefan macht mal wieder einen alleinigen Ausbruchsversuch und verschanzt sich in einem Haus an einem Hügel und fuchtelt mit irgendwas rum und führt einen Tanz auf und brüllt, man kriege ihn nie; wir gehen zu ihm rein und beknien ihn, sich zu ergeben, weil alles umstellt ist und er nur erschossen wird, wenn er eine falsche Bewegung mache – er lässt sich darauf ein, woraufhin ich die Bullen überreden muss, nicht auf ihn zu schießen, wenn er rauskommt, die sind nämlich voll drauf, »das gibt da capo« sagt Heiner dauernd, ein Ziviler, und die anderen haben die Maschinenpistole im Anschlag, aber nach einer Weile senken sie die Dinger endlich und glauben mir, und Stefan kommt raus, und wir gehen zusammen den Berg runter und ich nehme ihn heulend vor Erleichterung in Empfang, hatte bis zur letzten Sekunde Angst, er werde erschossen, umarme ihn, aber danach haben wir sofort wieder Differenzen, denn ich sage, seine Aktionen seien der Beweis für sein heimliches Einverständnis mit uns, er steige immer aus, wenn es lebensgefährlich sei und das sei klug und richtig – aber er findet einfach, dass es trotzdem weitergehe, und deutet auf seine Freundin, mit der er jetzt was mache; wir verabschieden uns unten am Berg, wo Autos stehen, etwas wehmütig –

– während der Dreharbeiten zu einem Film habe ich noch einen einzigen Drehtag woanders; man gibt mir frei, weil es etwas Authentisches ist, mit meiner Geschichte zu tun hat, alle haben Verständnis, obwohl es noch mehr Arbeit macht und Kabel verschoben werden müssen, noch im Studio; dann bin ich mit einer Frau auf der Berghütte, offen, ob sie meine Freundin ist; vielleicht sind es schon die Dreharbeiten des einen Drehtages, jedenfalls Vorbereitungen dazu; noch ein Mann und eine Frau kommen, auch miteinander befreundet oder verschwistert, wir bereiten etwas vor, und ich muss mit dem Hündchen zu einer noch weiter oben liegenden Hütte, es schnüffelt an der Tür – Schnee drumrum –, die zu bleibt, und das Hündchen fängt plötzlich an herumzutollen, springt und wälzt sich, bis es ganz zerzaust ist und auf dem Rücken liegt und japst; ich fürchte schlimmstes um es, aber es holt nur Luft –

– in einem Lützenkirchenstraßen−artigen Keller stehe ich mit Gert, und er erzählt, dass ein Essay-Band jetzt bei der Edition Tiamat herausgekommen sei, reißenden Absatz finde, wie Pohrts Bücher auch, der nur noch nicht dazugekommen sei, sich darum zu kümmern, ich frage, ob Pohrt ihm geschrieben hat, und bin eifersüchtig, dass ich keinen Brief von Pohrt bekommen habe; muss dann noch irgendein Gefährt, Schiff oder ähnliches erreichen, renne durch alle möglichen Gänge und aus Versehen auch in Frauenumkleidekabinen, die ich gerade noch rechtzeitig verlasse, bevor man mich bemerkt hat, und wonach in ein Schnellrestaurant komme, wo ich mir einen Kakao in einer großen Schale bestelle; er wird extra heiß gemacht auf einem kleinen Kocher, kostet zwanzig Mark, ich gebe einen dreißig-Mark-Schein, er denkt aber, es sei ein Fünfziger, gibt mir zwanzig Mark und Münzen raus und ich freue mich, nebendran wird ein quadratischer Lastkahn oder eine Riesenhebebühne ausprobiert, ein Mann steigt drauf, ich muss auch irgendwie rechtzeitig fertig werden, aber eine umständliche Wiederholerei von Textlesungen beginnt, Briefe, oder Geschichtenentwürfe –

– habe irgendetwas hergestellt und sage zu jemanden, nun ließe es sich nicht mehr entscheiden, was Original sei, als sei eine perfekte Kopie der Mona Lisa gemacht worden und aus Versehen neben das von der Wand gehängte Original gestellt worden, so dass keiner mehr sehen konnte, was original ist –

– Julia ist entführt, auf irgendeinem Schiff, ich suche sie, fahre selber auf einem Kanal, aber wo ich sie finde, ist oder scheint alles okay, ihr geht es gut, dem Kerl ist nichts nachzuweisen –

– wir sind alle drei von zwei Schwarzen entführt, als Geiseln genommen, fahren in einem Auto; es geht um mehrere Millionen Dollar, und wir verhandeln kompliziert, bis ein ebenfalls gefangener Schwarzer seine Tasche aufmacht und fünf Millionen Dollar und Perlencolliers rausholt; der Schwarze, der vor mir auf dem Rücken liegt und mir seine Füße ins Gesicht drängt, lässt sich nicht beeindrucken; ich frage, ob er das nicht auch daneben findet, wo doch in Afrika Millionen verhungern; Julia, David und ich verlassen morgens eine Kellerwohnung, laufen durch einen Wald, bis an den Rand einer Siedlung, in der im obersten Stock eines Hauses gerade die Fensterläden hochgelassen werden, worin zwei AntiImperialisten erscheinen – ich verstecke mich zunächst hinter einer Garage, wir gehen dann aber offen grüßend vorbei und sie lächeln spöttisch, oben im Aufzug sage ich, dass sie erst um halb acht aufstehen, während wir schon um halb sechs auf waren – da sehe ich draußen ein Schild »Studentenbewegung«, und entdecke bei genauem Hinsehen aber, dass es »studentische Fachbereitschaft« heißt, und wir schauen uns eine Anti-Imp-Broschüre an, »Frauen für Arme« steht im Inhaltsverzeichnis, Titel mit Liebe und zwei Fotos einer Theateraufführung, im hinteren steht bei einem der Name Thomas, darunter bei demselben Thema ein Foto, davor »Holtzmann«, und ich wundere mich, dass der für Anti-Imp spielt; wir unterhalten uns über die Problematik, dass mit erweiterter Basis falsche Freunde kommen; begriffslose: »dann können wir endlich die Juden niedermachen«, habe einer gesagt »nach der Revolution«, erzählt einer von uns, und er habe nicht mehr gewusst, wie er dem antworten solle – da kommt ein Jude und bietet uns Trauben an, israelische Trauben, ich bin ganz beschämt, wasche sie, und fühle mich geehrt, esse sie, es seien die besten der Jahreszeit, sagt er; der Gedanke kann ein Bild löschen, denke ich –

– großes Durcheinander in einer alten Fabrikhalle, in der aber irgendetwas noch produziert wird; in der Nähe ein Turm, auf dem man oben Fußball spielen kann, richtig auf dem Rasen, aber einer warnt, dass einem am Rand schwindlig wird; ich will die anderen zusammentrommeln, die alle auf einer großen Wiese neben der Fahne im Gras liegen und pennen, neben einem Schwimmbad; man stimmt mir zu, aber es tut sich trotzdem nichts; ich betone, dass, wenn man etwas macht, man es richtig machen soll, das kommt mir kindlich vor; wir fahren auf einer Autobahn durch einen Tunnel, und ich sehe auf einem altmodischen Gerät mit Bildschirm die Gedanken des Mitfahrers; ich bin ganz aufgeregt, dass damit tatsächlich zum ersten Mal die Gedanken eines anderen gelesen werden können –

– bin in einer großen Gruppe, Amis sind auch da; plötzlich die Nachricht: der »rote Stern« ist pleite!, ich kanns kaum glauben, zähle alle Projekte auf, die gerade noch laufen, überlege, dem Buchbinder nichts zu verraten, bis wenigstens die Bücher fertig sind; dann mit Michel im Nebenzimmer, er legt eine Platte auf, die ich nicht sehe, nur ein altmodisches Gerät, an dem er mit Bananensteckern rumfummelt, um mir zu zeigen, dass man dann den Sender noch mit Kratzen am Daumennagel rauskriegen kann; ich würde die Fristen zu knapp setzen, hält er mir vor, früher und jetzt; ich sage, das sei ein Missverständnis, ich verweise auf Fantasia, aber er sei, wegen der Grafik, wohl noch wichtiger als K. D. im roten Stern, worauf er lächelt und sagt, »einen Platz zu finden ist eine interessante Sache« –

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26 mayıs 2021
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9783866747784
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