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3.3Freilandanbau

Im Garten oder an einem versteckten Platz wachsen Hanfpflanzen ohne besondere Pflege bis zu ihrer vollen Pracht heran. Die Bedingungen, insbesondere das Licht, sind nahezu optimal. Schädlingsbefall und Wind können zwar die Ernte schmälern, dafür aber entfallen praktisch alle anderen Kosten. Lediglich etwas Dünger oder im Extremfall Pflanzenschutzmittel belasten das Budget.

Leider ist die Aufzucht von Hanfpflanzen in vielen Ländern verboten, und zu allem Unglück ist wilder Hanf in weiten Teilen der Welt ausgestorben. So besteht die permanente Gefahr, dass die Pflanzen entdeckt werden und der Besitzer strafrechtlich verfolgt wird. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, für den Freilandanbau eine möglichst abgelegene Stelle zu finden, die aber dennoch ausreichend sonnig ist. Der Boden sollte locker und fruchtbar sein, aber nicht zu feucht. Als Faustregel lässt sich festhalten: Überall dort, wo Brennnesseln wachsen, gedeiht auch Hanf.

Freilandanbau.

Im eigenen Garten sollte der Hanf im Gewächshaus kultiviert werden; das verhindert allzu neugierige Blicke und hält zudem Schädlinge fern. Prinzipiell sind alle frühblühenden Sorten für den Outdoor-Grow, wie man den Freilandanbau neudeutsch nennt, gut geeignet. Nur wenige Pflanzen sind so empfindlich, dass sie die geschützten Bedingungen eines Indoor-Grows (Aufzucht in geschlossenen Räumen) benötigen. Weil viele Sativa-Sorten spät und lange blühen, teilweise bis weit in den November hinein, wird die Ernte durch Witterung und Schimmelbildung gefährdet. Darum sind Sorten mit hohen Anteilen an gewöhnlichem Hanf für den Außenanbau in mitteleuropäischen Breiten meist mit selbstblühendem Hanf gekreuzt.

Als Richtlinie geben manche Samenhersteller den Breitengrad an, bis zu dem ihre Züchtungen reif werden. Dabei liegen die Werte für den deutschen Sprachraum (ohne Alpengebiete) zwischen 54°47‘ Nord (Flensburg) und 47°09‘ Nord (Vaduz). Bei den meisten Sorten kann man davon ausgehen, dass sie, wenn sie um den 50. Breitengrad herum aufwachsen, noch vor dem Wintereinbruch reif werden.

Hanfpflanzen, die außerhalb des eigenen Grundstücks angepflanzt wachsen, werden sehr oft entdeckt, meist durch Zufall von Spaziergängern, Förstern oder Bauarbeitern. Der Vorteil ist dann der, dass die freiwachsenden Pflanzen meist keinem Besitzer zugeordnet werden können – immerhin. Im eigenen Garten ist der Anbau, zumindest in einem Gewächshaus, relativ sicher. Dafür aber ist im Falle einer Entdeckung die Besitzerfrage nur schwer zu leugnen.

Folgende Fragen stellen sich, wenn man einen Freilandanbau in Erwägung zieht:

Welche Wirkung soll das Harz nach der Ernte haben?

Ist das Klima für diese Art der Pflanzen geeignet?

Finden sich, wenn nicht im Gewächshaus gezüchtet werden soll, in der Nähe ausreichend geeignete Plätze für einen Anbau?

Wie verhält sich das Risiko, entdeckt zu werden, zu den potenziellen Ersparnissen?

Wird die relativ große Menge, die im Freilandanbau üblicherweise geerntet wird, überhaupt benötigt?

Steht die Absicht fest, werden die Samen oder Stecklinge frühzeitig im geschützten Raum vorgezogen. Idealerweise werden die Pflanzen Mitte Mai ausgebracht; sie sollten dann schon mindestens 20 Zentimeter hoch sein und Windböen oder leichtem Schneckenfraß trotzen können. Diese Größe erreichen Hanfpflanzen etwa 6 Wochen nach der Einsaat.

Das Einpflanzen selbst erfolgt am besten durch Eingraben des Wurzelballens und vorsichtiges Angießen. Manche geben noch ein wenig Dünger hinzu, was sich besonders bei unfruchtbaren Böden empfiehlt.

Sind die Setzlinge dann eingepflanzt, sollte man diese nur sehr selten aufsuchen. Es gibt für ermittelnde Beamte nichts Schöneres als Trampelpfade, die direkt zu den versteckten Plantagen führen. Doch gerade wenn die Ernte kurz bevorsteht, fällt es schwer, die Pflanzen nicht jeden zweiten Tag zu kontrollieren; hier ist Disziplin erforderlich, weil auch im Wald Kameras installiert sein können.

Besonders bei größeren Anpflanzungen rechnet sich für die Polizei der Aufwand einer ständigen Überwachung mit Wildkameras. Diese schießen automatisch Bilder, wenn ein Lebewesen in der Nähe ist. Und keiner wird einem Glauben schenken, wenn man behauptet, dass die abgelichteten Rehe, Füchse und anderen Wildtiere die Besitzer der sorgsam gehüteten Waldplantage seien.

3.4Heimanbau

Der Schwerpunkt dieses Buches ist der Anbau in Innenräumen. Dies hat seinen Grund darin, dass die Aufzucht im Freiland nahezu problemlos ist. Nach der Einsaat oder dem Setzen der Stecklinge kann der Züchter meist nicht mehr viel tun. Er muss warten, bis die Ernte reif ist, und darauf hoffen, dass die Lieblinge in der Zwischenzeit nicht entdeckt werden. Beim Anbau in geschlossenen Räumen sieht das anders aus. Es werden zusätzliche Geräte benötigt, und Fachwissen ist erforderlich.

Gängiges Growbox-Modell.

Für die Aufzucht ist eine sogenannte Growbox (Pflanzkiste), in der die Pflanzen gedeihen, optimal. Diese verfügen in den besseren Ausführungen neben Beleuchtungsund Bewässerungssystemen über Abluftreiniger. Die Luftreiniger sind für den sicheren Anbau wichtig, weil manche Sorten geradezu bestialisch stinken und ohne Reinigung im ganzen Haus zu riechen sind. Wie bei kleinen Innenraumgärten die Geruchsprobleme auch ohne Growbox zu bewältigen sind, ist weiter unten im Kapitel Geruch und seine Vermeidung erklärt.

3.4.1Die Guerillabox

Für diejenigen Hanffreunde, die nur kleine Mengen für den Eigenbedarf anbauen möchten, ist hier der Bau einer minimalistischen Growbox beschrieben. Sie ist geeignet für die Konsumenten, die eine einzelne oder nur wenige Pflanzen züchten möchten. Der Ertrag ist vergleichsweise bescheiden, aber mit rund 15 Gramm gutem Marihuana je selbstblühende Pflanze ist dennoch zu rechnen, bei regulären Sorten sogar mit deutlich mehr. Wie man den Ertrag mit einfachen Mitteln weiter erhöhen kann, wird im Abschnitt Die Erntemenge erhöhen erläutert.

»Guerillabox« – die Growbox Marke Eigenbau

Für die Grundausrüstung sind folgende Dinge erforderlich:

1 Rettungsfolie Gold/Silber für etwa 1 Euro das Stück

1 Pflanzkübel, 20 Liter mit Unterschale für etwa 5 Euro

1 Dachlatte, 4 cm x 2 cm x 200 cm für etwa 3 Euro

1 Zeitschaltuhr für etwa 5 Euro

1 100-Watt-Werkstattstrahler mit LED oder Energiesparlampen (kaltweiß!) für etwa 30 Euro

1 Sack Pflanzerde mittlerer Qualität für rund 3 Euro

1 Flasche biologischer Blumendünger für etwa 3 Euro

Kleinmaterial wie Schrauben, Nägel, Leim und Paketschnur

Dies alles kostet derzeit (Stand Mitte 2019) im Baumarkt rund 80 Euro. Das Teuerste ist die Lampe, aber gerade daran darf nicht gespart werden. Es müssen rund 100 Watt Leistung aufgenommen werden, und sie muss kaltweißes Licht liefern, der Ertrag wäre sonst zu mager. (Im Bild sind abweichend von der Beschreibung drei Pflanzen in Töpfen mit je zehn Liter Inhalt zu sehen. Auch wurde anstelle der Rettungsfolie Aluminiumfolie verwendet.)

Um die Box aufzubauen, wird zuerst von der Dachlatte ein Stück von rund 50 cm abgesägt. Dieses Stück wird dann mittig im rechten Winkel an einem Ende der verbleibenden Latte befestigt. Die Latte wird nun mit der langen Seite auf einen Schrank gelegt und mit einem schweren Gegenstand beschwert. An dem Ende, das in den Raum hineinragt, wird die Lampe so befestigt, dass sich diese in der Höhe verstellen lässt. Nun wird über alles die Rettungsfolie, mit der Silberseite nach innen, gelegt, und als Letztes kommt unter den Strahler noch der Pflanzkübel.


Blick ins Innere der Guerillabox.

Der optimale Abstand zwischen Pflanze und Lampe ist leistungsabhängig und beträgt bei unserer Beispiellampe etwa 10 bis 20 Zentimeter. Er muss mit dem Wachstum der Pflanze regelmäßig angepasst werden.

Bei jungen Pflanzen sollte man die Zeitschaltuhr auf eine Beleuchtungsdauer von 16 bis 18 Stunden pro Tag stellen. Bei selbstblühenden Sorten wird diese Zeit bis zur Ernte beibehalten. Alle anderen Sorten brauchen eine kürzere Beleuchtungszeit, um in die Blüte zu kommen. Je nach Sorte wird diese Phase nach rund drei Monaten Wachstum eingeleitet, indem die Pflanze nur noch 12 Stunden Licht pro Tag erhält. Die Hersteller des Saatgutes geben meist genau an, wie lange die Wachstums- und Blütephase dauert.

Für das optimale Wachstum ist die Erde nach dem Keimen oder bei Stecklingen lediglich feucht zu halten. Hanf kann mit Trockenheit gut umgehen, ertrinkt aber bei zu viel Nässe. Am besten wird die Pflanze von unten bewässert; durch die Kapillarwirkung kommt so die wirklich benötigte Menge nach oben zu den Wurzeln.

Gedüngt wird die Pflanze am besten mit Dünger für blühende Pflanzen, der durch Kompostierung gewonnen wurde; dieser ist günstig, und eine Überdüngung ist praktisch ausgeschlossen. Entsprechende Hinweise des Herstellers finden sich auf jeder Packung Düngemittel.

Diese Box ist gut und günstig, aber sie hat einen echten Nachteil. Stark riechende Hanfpflanzen können zu einem wirklichen Problem werden; viele Hobbyzüchter sind schon aufgrund des Geruchs entdeckt worden. Besonders problematisch sind Sorten mit hohen Anteilen an Indischem Hanf; der gewöhnliche Hanf riecht weniger stark. Anfängern wird eine selbstblühende Sorte mit hohem Cannabis-sativa-Anteil empfohlen. Solche Sorten werden mittlerweile von fast allen Herstellern angeboten, und die Auswahl ist erfreulich groß.

3.4.2Die Erntemenge erhöhen

So einfach die Lösung im letzten Kapitel auch ist, für den semiprofessionellen Anbau sind deutlich mehr Ausrüstung und Pflegeaufwand nötig. Zum Glück sind die ersten Schritte zu einer ertragreicheren Ernte nicht sonderlich aufwendig.

Für Grower (Menschen, die Marihuana anbauen), die ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand mehr ernten möchten, empfiehlt sich die Anschaffung einer ergänzenden oder speziellen Lampe. Jedes Watt hinzukommende Leistung oder die Optimierung des Farbspektrums hat bis zu einer bestimmten Aufnahmeleistung eine direkte Auswirkung auf den Ertrag (mehr dazu weiter unten im Kapitel Beleuchtung). Auch ein größerer Pflanztopf hilft, weil die Wurzeln sich dann besser entwickeln können. Echte Profis züchten übrigens in Hydrokultur, damit der Nährstoffgehalt rasch geprüft und nachjustiert werden kann, doch das Thema sprengt den Rahmen dieses Buches.

Um den Ertrag weiter zu steigern, kann man auf selbstblühende Sorten verzichten. Dabei müssen die Pflanzen jedoch genauer beobachtet werden, damit mit dem Ende der vegetativen Phase (Wachstumsphase) die Blüte eingeleitet wird. Natürlich kann man auch mehrere Pflanzen gleichzeitig kultivieren und/oder zusätzlich von einer Mutterpflanze Stecklinge ziehen. Aber auch das erhöht den Aufwand sowie den Bedarf an Fachwissen merklich und macht zudem eine größere Growbox mit Luftreinigung nötig.

Oft angesprochen wird auch das »Stressen« der Pflanze durch unterschiedliche Methoden. Um den THC-Gehalt zu steigern, schlagen manche Grower vor, Nägel in den Haupttrieb zu stecken und an den Blättern mithilfe eines Bürolochers Insektenfraß zu simulieren. Vielleicht steigert sich dadurch der Wirkstoffgehalt ja tatsächlich. Aber die Pflanze braucht die Blätter, um durch Photosynthese Nährstoffe zu erzeugen, die über den Hauptstamm durch die Pflanze geleitet werden; eine Schädigung scheint hier eher kontraproduktiv als förderlich zu sein. Tatsächlich ist das Ergebnis solcher Manipulationen meist eine dürftige Ernte, die vielleicht ein ganz klein wenig besser ist als die üppigen Ernten von gesund aufgezogenen Pflanzen.

Merkliche Verbesserungen sind, je nach Ausstattung, mit der Screen-of-Green- oder der Sea-of-Green-Methode möglich. Diese Verfahren werden im Folgenden beschrieben.

Screen of Green und Sea of Green

Für den Hobbyzüchter ist die Screen-of-Green-Methode (ScroG) besonders interessant. Gerade wenn man mit schwachen Lampen arbeitet, stellt sich ein großes Problem. Die Lichtintensität nimmt nämlich mit dem Quadrat der Entfernung ab. Ist die Pflanze nun genau einen Meter hoch und die Lampe hängt in zwei Meter Höhe, dann bekommen die unteren Blätter der Pflanze nur ein Viertel der Lichtmenge ab, die auf die Spitze fallen. Wächst die Pflanze weiter auf zwei Meter, dann ist das Missverhältnis auf den Faktor sechzehn gestiegen. Ein Unding, weil schwache Lampen nun die unteren Blätter nicht einmal ansatzweise ausleuchten. Cannabis sativa wächst sehr hoch, und oft sprengt der Anbau die Möglichkeiten, die ein privater Züchter hat.

Screen of Green.

Was also tun, damit das kostbare Licht möglichst effizient ausgenutzt wird und auch hoch wachsende Sorten gezogen werden können? Eine Möglichkeit ist die, durch Reflektoren und reflektierende Seitenwände dafür zu sorgen, dass möglichst viel Licht unten ankommt. Das hilft schon sehr. Eine andere ist, die Pflanze so zu leiten, dass möglichst viele Blätter auf gleicher Höhe stehen; das hilft auch.

Um einen Screen of Green zu erzeugen, der die Blätter auf einer Höhe hält, wird kurz vor Ende der Vegetationsphase ein Netz oder ein Maschendraht gespannt. Je nach Höhe der Pflanze liegt er 20 bis 60 Zentimeter über dem Pflanztopf in der Growbox. Der Haupttrieb wird gekappt und gegebenenfalls als Steckling weiter verwendet. Die Seitentriebe werden in die Maschen derartig eingeflochten, dass sie auf gleicher Höhe stehen. Die Spitzen der Triebe sollen frei nach oben wachsen können.

Was nun geschieht, ist wundersam. Die Pflanze entwickelt alle Triebe gleichberechtigt weiter, und daher hat der Züchter am Ende etliche imposante Haupttriebe. Es ist tatsächlich so, als ob mehrere Pflanzen parallel wüchsen.

Die Erntemenge wird allerdings nicht sehr viel üppiger ausfallen. Das vorhandene Licht kann ja nur einmal für das Wachstum verwendet werden, und so hoch ist der Vorteil einer Growbox mit reflektierenden Wänden dann auch wieder nicht. Aber runde zehn Prozent mehr sollten es am Ende doch sein – immerhin!

Sehr ähnlich ist die Sea-of-Green-Methode (SoG). Hier werden viele kleine Pflanzen auf engem Raum zusammen aufgestellt. Bis zu 50 Stück pro Quadratmeter sind möglich und nötig. Die Pflanzen bilden dann einen festen Haupttrieb, an dem eine voluminöse Blütentraube wächst. Diese Methode wird von professionellen Züchtern bevorzugt, weil auf kleinem Raum große Ernten eingefahren werden können. Der Nachteil ist, dass die Pflanzen sehr klein sein müssen, damit diese Methode funktioniert, in der Regel maximal 30 Zentimeter hoch.

ScroG und SoG werden besonders im Kleinanbau und im Schattengewerbe immer wieder diskutiert. Züchter, die über genügend Möglichkeiten und entsprechende Freiheiten verfügen, verzichten auf beide Verfahren. Ausreichend starke Lampen machen ScroG überflüssig, und beim SoG werden zu viele einzelne Pflanzen benötigt, die unter normalen Anbaubedingungen mehr Ertrag brächten. Zudem ist bei beiden Verfahren wegen des dichten Wuchses ein Lüfter für den Anbau unabdingbar, was die Kosten weiter nach oben treibt.

Tatsächlich liefert die Hanfpflanze unter optimalen Bedingungen ohne jede Fremdeinwirkung maximale Ergebnisse. Darum sollte eine Aufzucht ohne Manipulationen an der Pflanze angestrebt werden. Fehlt eine ausreichende Beleuchtung, kann ScroG das Ergebnis verbessern. Mangelt es an Platz, sind aber durch die Anzucht von Stecklingen genügend Pflanzen vorhanden, dann könnte SoG den Ertrag steigern.

3.4.3Beleuchtung

Sie ist wohl der wichtigste Faktor für eine gelungene Heimaufzucht, weil das Wachstum einer Pflanze in erster Linie von der optimalen Beleuchtung abhängt. Selbst Sonnenlicht ist genau betrachtet nur pseudooptimal, was sicherlich manche Menschen erstaunen wird, doch dazu später mehr – erst einmal etwas Grundlagenwissen.

Pflanzen benötigen für ihren Stoffwechsel Licht, und zwar hauptsächlich Licht aus dem Rande des für den Menschen sichtbaren Spektrums. Dieses Licht wird mitsamt dem in der Atmosphäre enthaltenen Kohlenstoffdioxid (CO2) für die Photosynthese benötigt und in der Dunkelphase im sogenannten Calvin-Zyklus weiter verarbeitet. Weil Hanf zu den sogenannten C3-Pflanzen zählt, schließen sich die Spaltöffnungen, durch die das CO2 absorbiert wird, nur bei hohen Temperaturen und Trockenheit. Ansonsten wird das Gas während der gesamten Zeit der Lichteinstrahlung aufgenommen.

Die Aussagen im letzten Abschnitt machen deutlich, dass Hanf eine Dunkelphase benötigt, um optimal wachsen zu können. Diese beträgt in der Vegetationsphase rund 6 bis 8 Stunden, die Hellphasen analog 16 bis 18 Stunden. Zweitens gibt es einen Zusammenhang zwischen dem aufgenommenen CO2 und der zugeführten Lichtmenge. Dieser Zusammenhang ist bis etwa zu einem Drittel der Lichtsättigung annähernd linear. Zudem spielen Temperatur, Nährstoffe und Feuchtigkeit eine Rolle. Das Wachstum einer Hanfpflanze steht also im direkten Zusammenhang mit der verfügbaren Lichtmenge, dem vorhandenen CO2 und der Temperatur. Eine ausreichende Düngung und angemessene Feuchtigkeit werden der Einfachheit halber vorausgesetzt.

Nun werden die wenigsten Leser ihre Pflanzen begasen oder gar in klimatisierten Räumen aufziehen wollen; das ist eine Sache für echte Profis. Als Richtlinie sollte die Temperatur aber um die 26 °C liegen, und wegen des verbrauchten CO2 sollte man stets neue Luft zuführen.

Die Erneuerung des CO2 ist meist kein Problem, weil es durch den ganz normalen Luftaustausch ständig erneuert wird. Die Temperatur ist auch unkritisch, weil Hanf auch bei 20 °C gut wächst. Die zugeführte Lichtmenge ist daher der wichtigste beeinflussbare Parameter. Diese ist im Prinzip relativ leicht zu regeln und sollte möglichst optimal sein. Das Ernteergebnis bei allen Züchtern, die ohne Begasung und Klimatisierung arbeiten, steht und fällt in erster Linie mit der Lichtzufuhr.

Über die Lichtsättigung, also den Punkt, ab dem zugeführtes Licht nicht mehr zum Wachstum der Pflanzen verwendet wird, braucht sich der Hobbyzüchter keine Gedanken zu machen. Sie liegt beim Hanf, der ja zu den Heliophyten (Sonnenpflanzen) zählt, bei etwa 60 000 bis 80 000 Lux bzw. 1100 µmol/(s·m2) bis 1450 µmol/(s·m2). Das ist vergleichbar mit Sonnenschein im Sommer bei Schleierbewölkung und entspricht in etwa dem Licht 20 eng beieinanderstehender 100 Watt starker Energiesparlampen in einem Meter Entfernung.

Der Bereich, in dem die Photosynthese nahezu proportional zur Lichtmenge verläuft, endet bei rund 27 500 Lux bzw. bei 500 µmol/(s·m2). Ab diesem Punkt wird die zusätzlich zugeführte Lichtmenge unter Normalatmosphäre nicht mehr im gleichen Maße von der Pflanze aufgearbeitet, und ab rund 32 500 Lux bzw. 600 µmol/(s·m2) lohnt sich eine zusätzliche Leistungssteigerung kaum noch.

Das Pflanzenwachstum hängt primär von der optimalen Beleuchtung ab.

Bei Anlagen unter 600 Watt (mit Metalldampflampen) beziehungsweise 300 Watt Aufnahmeleistung pro Quadratmeter (mit modernen LED-Pflanzlampen) braucht keiner viel zu rechnen. Die Lichtsättigung des Hanfes wird nicht erreicht, und das eingesetzte Licht kann nahezu vollständig zur Photosynthese verwendet werden. Bis zur erwähnten Aufnahmeleistung wird sich jedes Watt mehr in einem Plus an Erntevolumen niederschlagen. Anlagen mit höherer Lichtleistung sollten individuell eingemessen werden, damit das Optimum zwischen aufgewendeter Energie und Ertrag sichergestellt wird.

Die Entfernung von der Pflanze zur Lampe ist von der Leistung und der Temperaturentwicklung abhängig. Die Pflanzen dürfen natürlich nicht zu heiß werden, und das Licht sollte die Pflanzen gut ausleuchten, ohne den Punkt der Lichtsättigung zu überschreiten. Als Faustregel kann man pro 100 Watt 10 cm Abstand rechnen und noch einmal 10 cm dazuschlagen. Bei 400 Watt wären das also 50 cm Abstand, bei 200 Watt analog 30 cm.

Nun noch ein paar Worte zu dem Spektrum, in dem die Pflanzen das Licht verwerten. Pflanzen benötigen Licht aus dem Rand des sichtbaren Bereichs.

Schon im 19. Jahrhundert konnte der Physiologe Theodor Wilhelm Engelmann (1843–1909) nachweisen, dass Pflanzen für die Photosynthese nicht das komplette Spektrum verwenden. Er zerlegte dazu das Licht mit einem Glasprisma in seine Spektralfarben und leitete es auf einen Objektträger, auf dem in einer Lösung ein Algenstreifen lag. Die Lösung enthielt auch sauerstoffliebende Bakterien, die sich dort ansammelten, wo sich besonders viel Sauerstoff entwickelte. Dies geschah vor allem im Bereich des langwelligen Rot und des kurzwelligen Blau.


Wellenlängenabhängigkeit der Photosynthese (nach GOVINDJEE 2012).

Tatsächlich weiß man heute, dass bei Wellenlängen um die 450 nm (kräftiges Blau) und um die 660 nm (tiefes Rot) die Photosynthese am aktivsten ist. Im gelb-grünen Bereich hingegen wird das Licht kaum absorbiert, es wird mangels Verwendung reflektiert. Darum erscheint uns Blattgrün (Chlorophyll) in ebendieser grünen Farbe.

Eine für die Aufzucht von Pflanzen perfekte Lampe muss also genau das Licht erzeugen, das von der Pflanze auch aufgenommen werden kann. Und dies tun derzeit nur Lampen, die auf LED-Technik basieren. Durch die passende Wahl der LEDs liefern sie exakt das Spektrum, das die Pflanzen am effektivsten nutzen können.

Typisch wären beispielsweise zwei orange LEDs (630 nm), eine rote LED (660 nm) und eine blaue LED (460 nm) in fortgesetzter Folge, bis die gewünschte Leistung erreicht ist. Zusätzlich sind gute Leuchten mit einigen weiß strahlenden LEDs ausgestattet. Dieses Licht benötigt die Pflanze zur Orientierung, und es hilft zudem, Schimmelbefall zu minimieren.

Suboptimal, aber für den Hobbyzüchter durchaus akzeptabel sind Strahler, die kaltweißes Licht abgeben. Dieses kann von Leuchtstoffröhren, Energiesparlampen oder auch LEDs stammen. Zwar wird ein beträchtlicher Teil der abgestrahlten Energie von den Pflanzen nicht aufgenommen, aber dafür ist das Licht nicht so unnatürlich wie bei speziellen Pflanzlampen. Gerade wenn die Pflanzen in einem nicht völlig abgeschirmten Raum wachsen, ist seltsames Licht mitunter verräterisch.

Natürlich gibt es auch noch Metalldampflampen und andere Leuchten in zahlreichen Bauarten. Aber alle, die bis hierher gelesen haben, wissen nun, warum diese nicht optimal sind: Sie strahlen allesamt in einem Bereich, der für die Pflanzen nicht vollständig verwertbar ist. Und auch die Frage, ob in der Blütezeit eine andere Beleuchtung genommen werden sollte, ist beantwortet: In jeder Wachstumsphase wird das Licht durch das Chlorophyll gleich verwertet, also auch in der Blütezeit. Allerdings braucht Hanf einige Rotanteile im Licht, um füllige Blüten auszubilden. Weitere Details sind im Abschnitt Systemvergleich aufgeführt.

Dazu kommt noch ein anderes wichtiges Kriterium, nämlich die Effizienz. Es wäre falsch, diese nun nach den gängigen Leistungsmerkmalen zu beurteilen.

Die Effizienz eines Beleuchtungskörpers wird in der Regel in Lumen pro Watt angegeben. Dabei wird der Lichtstrom des sichtbaren Lichtes in Lumen und die aufgenommene Leistung in Watt gemessen.

Fatalerweise ist aber gerade derjenige Teil des Lichtspektrums, der für Menschen besonders gut sichtbar ist, für die Pflanze nicht verwertbar. Gelb-Grün wird vom menschlichen Auge gut wahrgenommen, aber genau diese Farben spielen bei der Photosynthese eine untergeordnete Rolle. Eine Lampe, die gelbes Licht mit großer Effizienz erzeugt, kommt auf einen guten Wert, wenn man die abgegebene Lichtmenge im Verhältnis zur Leistungsaufnahme betrachtet. Die Pflanze aber kann das Licht nur ungenügend verwerten, was trotz der scheinbar hohen Effizienz zu Ernteeinbußen führt.

Aus diesem Grund wurde eigens der Begriff photosynthetisch aktive Strahlung (PAR) eingeführt.

Hersteller, die keine Augenwischerei betreiben, bezeichnen die Leistung ihrer Lampen mit dem in der Biologie verbreiteten photosynthetischen Photonenfluss (PPF), der als Einheit µmol/s hat.

Auch die Angabe der photosynthetischen Photonenstromdichte (engl. Photosynthetically Active Photon Flux Density, PPFD oder kurz PFD) in µmol/(s·m2), ist zu finden.

Viele Leuchtmittel wurden zu anderen Zwecken als zur Aufzucht von Pflanzen entwickelt. Darum ist eine Umrechnung der meist angegebenen Einheiten Lux oder Lumen nötig. Dies ist schwierig, weil jede Pflanze ein etwas anderes Spektrum bevorzugt und unterschiedliche Leuchtmittel jeweils andere Farbspektren aufweisen.

Als Faustregel gelten für Tageslicht etwa folgende Entsprechungen:

1 µmol/(s·m2) ≈ circa 55 Lux; 1 µmol/s ≈ 55 Lumen.

Ein Lichtstrom von 1 Lumen, der auf eine Fläche von einem Quadratmeter projiziert wird, entspricht einer Helligkeit von 1 Lux; man kann also die Einheiten leicht umrechnen und miteinander vergleichen.

Bei Kunstlicht – also Metalldampflampen, Leuchtstoffröhren und Kompaktleuchtstoffröhren (Energiesparlampen) – erhöht sich der Faktor für die Umrechnung auf rund 75.

Beispiel: Angenommen, ein Züchter möchte eine 200 Watt starke Beleuchtung kaufen. Er findet die Angabe, dass die eine Lampe im Fachgeschäft 320 µmol/s PAR liefert und die andere, eine Halogen-Metalldampflampe, einen Lichtstrom von 22 000 Lumen aufweist. Er errechnet, dass die Metalldampflampe 22 000 / 75 ≈ 293 µmol/s PAR liefern wird, und weiß darum, dass der Einsatz dieser Lampe ein schlechteres Ernteergebnis zur Folge haben wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Anschaffung einer speziellen Leuchte durchaus lohnt. Bei gleicher Aufnahmeleistung ist bereits bei günstigen Lösungen, die durchgängig photosynthetisch aktives Licht liefern, ein deutlicher Mehrgewinn zu erwarten. Wenn zudem die Pflanzenblätter nach dem Abdecken der weißen LEDs unter dem Licht farblos und dunkel erscheinen, kann man davon ausgehen, dass das Licht nahezu vollständig für die Photosynthese verwendet wird.

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