Kitabı oku: «LMAA», sayfa 2
4. Boxen-Stopp
Stress, Angespanntheit, keine Grenzen setzen können, Müdigkeit, Schwere, Mutlosigkeit – häufig können wir das ganz wunderbar mit mentalen Übungen und Fragen abwenden. Doch manchmal sind es schlicht körperliche Dinge, die uns lähmen.
Der Körper ist ein Spiegel unserer Seele – aber unsere Seele kann auch leiden, wenn wir körperlich nicht auf der Höhe sind. Wir sind ganzheitliche Wesen aus Körper und Seele – und diese beeinflussen sich gegenseitig. Deshalb kümmere Dich um beides.
Dieser Zusammenhang wurde mir bewusst, als ich als Studentin über einen längeren Zeitraum ausgelaugt war. Ich schlief schlecht, fühlte mich überfordert von Kleinigkeiten, aber pushte mich jeden Tag mit viel »Lass-dich-nicht-so-hängen!«-Zurufen und Koffein. Bis eines Tages ein Arzt auf die Idee kam, meine Blutwerte genauer unter die Lupe zu nehmen. Und siehe da – meine Schilddrüsenwerte waren aus den Fugen geraten. Unterfunktion. Wenige Wochen später war ich wieder die alte begeisterungsfähige und aktive Cordula.
Das ist doch sonnenklar, dass man auch an körperliche Ursachen denken muss, wenn es uns an Leichtigkeit, Gelassenheit oder Mut mangelt? Wenn es Dir klar ist, super! Viele Menschen mühen sich allerdings jahrelang ab, über mentale Kniffe die Psyche in die gewünschte Richtung zu lenken. Bis sie auf körperlicher Ebene endlich den lang ersehnten Durchbruch erreichen.
Bitte geh unbedingt zum Arzt, wenn Du Dich länger mutlos, angespannt und leer fühlst. Lass Deine Schilddrüsenwerte, Deine Eiweißwerte oder auch Dein Vitamin D checken. Manche Untersuchungen übernehmen die Krankenkassen zwar nicht, aber geh direkt in ein Labor in Deiner Stadt, die nehmen Dir Blut ab und prüfen die Werte, die Du geprüft haben willst. Die Kosten dafür halten sich in einem überschaubaren Rahmen.
Lass auch checken, ob Du Allergien oder Unverträglichkeiten entwickelt hast, die Dich schwächen. Oder ob Du an einer stillen Entzündung leidest, wenn Du müde und nicht leistungsfähig bist. »Still« deshalb, weil Du sie nicht bemerkst, Dein Körper aber ständig dagegen ankämpfen muss. Stress, Rauchen, Schlafmangel, Fehlernährung fördern diese stillen Entzündungen. Ein guter Lebenswandel mit Sport, gutem Essen und Entspannen heilt.
Mach regelmäßig einen medizinischen Boxen-Stopp, das kann Dir viel Frust und ermüdende »Das-muss-doch-gehen!«-Anstrengungen ersparen. Lass Dich beraten, welche homöopathischen Mittel Dich momentan stärken können oder welche Bachblüten Dir Mut und Gelassenheit verschaffen.
Wie kannst Du heute Deinen Körper heilen, damit die Seele aufblühen kann?
5. Große Ziele? LMAA!
Wer sich große Ziele setzt, hat viel Raum zum Wachsen. Oder er hat einen Mount Everest vor sich, den er niemals zu bezwingen scheint.
Manche Menschen brauchen große Ziele, um ins Tun zu kommen: den nächsten Marathon unter drei Stunden 22 Minuten laufen, anstatt über vier Stunden unterwegs zu sein? Yeah! Aussteigen und was ganz anderes machen am anderen Ende der Welt? Johhh – bin ich sofort dabei! Ein Unternehmen gründen und acht Millionen Umsatz im ersten Jahr machen? Logisch, drunter fange ich gar nicht erst an! Je größer ihre Berge sind, desto mehr ist der sportliche Ehrgeiz geweckt. Sie starten durch.
Andere Menschen sind angesichts großer Ziele jedoch komplett blockiert. Eine Ausbildung zur Heilpraktikerin zu machen, die in Summe 17.000 Euro kostet? Unschaffbar! Auswandern? Puh – wie denn? Einen Bestseller-Roman schreiben? Ach – das schaffe ich doch eh nicht!
Was bewirken große Ziele, großartige Visionen bei Dir? Beflügeln sie Dich und bringen sie Dich ins Tun? Wunderbar. Dann erhöh die sportliche Challenge und mach Deine Ideen noch größer. Bring Dich an den Rand Deiner Komfortzone und leg los!
Bei Dir ist das anders? Große Ziele blockieren Dich? Jagen Dir Angst ein? Rauben Dir die komplette Euphorie? Dann mach Deine Ziele, Visionen, Ideen kleiner. »Wie bitte«, höre ich Dich jetzt empört aufschreien. »Ich soll meine großartigen Träume begraben und mich mit dem Mittelmaß zufriedengeben?« Ja, das könntest Du. Aber das meine ich nicht. Ich möchte Dich unterstützen, heute ins Tun zu kommen, damit Du morgen Deine großartigen Wünsche leben kannst. Es bringt nämlich nichts, ängstlich zu verharren und frustriert auf den großen Berg zu blicken. Davon wird er auch nicht schaffbarer. Manche Menschen tun dies. Jahrelang. Erfolgreich. Sie sitzen Tag ein, Tag aus am Fenster des Lebens, blicken auf den hohen Berg und wenden sich traurig wieder ab. Sie bleiben im Wartesaal des Lebens, anstatt in den nächsten Zug zu springen.
Ein Mann saß im Bahnhofswartesaal seines Dorfes. Tag für Tag kam er gegen 9 Uhr, blickte auf die Abfahrtstafel und setzte sich so hin, dass er die einfahrenden Züge im Blick hatte. Um 17.03 Uhr, als der letzte Zug des Tages das kleine Dorf verlassen hatte, richtete er sich mühsam auf, blickte mit erloschenem Blick den Waggons hinterher und ging still und traurig nach Hause.
Eines Tages trat ein neuer Stationsvorsteher seinen Dienst an. Ein paar Tage lang beobachtete er den alten Mann und sprach ihn schließlich an. »Hey, guter Mann, Tag für Tag sehe ich Sie hier sitzen und unglücklich nach Hause gehen. Wollen Sie nicht mal in einen Zug steigen und mitfahren?« »Ach«, sagte der alte Mann. »Ich wollte schon mein ganzes Leben lang nach Paris. Aber keiner der Züge, die hier halten, fährt dorthin. Paris ist unerreichbar!« 10
Was ist Dein »unerreichbares Paris«? Was schaust Du immer wieder an – und läufst nicht los? Weil es zu groß ist? Zu weit weg? Zu unschaffbar? Stress Dich nicht mit »großen Zielen«. Mach Deine Projekte so groß, wie es für Dich perfekt ist. Und dann lauf los.
6. Such nicht den roten Faden
»Erfolgreiche Menschen haben ein Ziel! Planen ist der Weg zum Erfolg. Ordnung ist das halbe Leben!« Jahrelang haben uns Erfolgs-Gurus eingeredet, wir sollten einem roten Faden im Leben folgen – alles andere galt als »nicht erfolgreich«.
Und so war der Weg zum Erfolg ganz klar vorgezeichnet:
Definier Deine Ziele!
Erstell einen Maßnahmenplan mit Milestones und Deadlines.
Zieh diesen Plan durch.
Ach ja, und: Räum auf!
Und? Hat das bei Dir gefruchtet? Bei mir nicht. Jeden Abend musste ich in meinem Kinderzimmer einen Gang zwischen den Spielsachen schaufeln, um ins Bett zu kommen. Meine Heftführung in der Schule war ständig Grund für schlechte Noten. Und dass ich heute eine erfolgreiche Unternehmerin bin, das stand nie auf irgendeiner »Ziele-Liste«. Roter Faden? Fehlanzeige!
Dennoch ging ich meinen Weg. Einen glücklichen Weg. Einen erfolgreichen Weg. Einen Weg ohne Listen. Ohne Ordnung. Ohne nach der SMART-Methode11 formulierte Ziele.
Die Planungs-Gurus haben recht mit ihrem Ansatz, solange Du ein Ziel erreichen willst, zu dem der Weg bereits sehr gut erforscht ist. Auf einen Marathon kannst Du Dich mit detaillierten Plänen vorbereiten. Du gibst den Tag des Wettkampfs ein, Deine Wunschzeit und bekommst einen Trainingsplan, um Dein Zeit-Ziel zu erreichen.
Für unser Leben halte ich die Anstrengung, nach einem roten Faden zu handeln, allerdings für kontraproduktiv. Aus zwei Gründen. Zum einen hat sich unser Alltag verändert. Wir leben heute in einer agilen, dynamischen (Arbeits-)Welt, der VUCA-World, die geprägt ist von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. Wer hier langfristige Ziele definiert und glaubt, diese diszipliniert umsetzen zu müssen, wird auf der Strecke bleiben. Oder wie Albert Einstein sagte: »Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum.«
Cathy N. Davidson von der Duke University fand heraus, dass 65 Prozent der heutigen Grundschüler später in Jobs arbeiten werden, die es heute noch gar nicht gibt. Genberater? Vor dem Jahr 2001 als versponnene Science-Fiction abgetan – heute unter den Top-Ten-Berufen, mit den größten Chancen am Arbeitsmarkt.12
Unser Leben ist ein Meer voller Möglichkeiten. Und täglich kommen neue Möglichkeiten dazu. Wer hier SMART-formulierte Ziele definiert und stoisch daran festhält, der wird irgendwann auf seiner angepeilten Insel landen und feststellen, dass diese gar nicht mehr so traumhaft ist, wie sie vor drei, fünf, acht … Jahren aussah. Aufs Leben bezogen: Du verfolgst einen roten Faden vom Schulabschluss über die Ausbildung rein in den Beruf – und stellst fest, die wahren Cracks Deiner Zunft sitzen heute in Indien oder Pakistan und arbeiten für den Bruchteil Deines angestrebten Gehalts. Jobziel: erreicht. Lebensziel: vergeigt.
Kurskorrekturen oder Zielveränderungen gehören heute mehr denn je zu unserem Leben. Hab den Mut, das Setup Deines Lebens zu korrigieren und Dich weiterzuentwickeln.
Vor Kurzem war ich mit meiner Familie beim Segeln zwischen den griechischen Inseln. Morgens entschieden wir, welche Insel wir anlaufen wollten, berechneten den Kurs und setzten die Segel. Ich stand am Steuer und schlug genau den Kurs nach Kompass ein. Was schätzt Du, wie oft musste ich das Steuerrad ein paar Zentimeter nach links, ein paar nach rechts drehen, damit ich den gewünschten Kurs halten konnte? Ständig! Keine drei Sekunden konnte ich das Steuer starr festhalten oder gar festbinden, sonst hätten wir sofort den angepeilten Kurs verlassen. Wind und Strömung versetzten das Boot ständig, und Nachjustieren war eine Pflicht.
Und genau so ist es im Leben! Es ist eine Fehlannahme, dass wir mit dem perfekten Setting (perfekter Partner, perfekte Ausbildung, perfekter Body) und einem festen Blick auf ein Ziel einem roten Faden folgen können. Nein, das Leben ist ein ständiges Korrigieren, Verändern, Nachjustieren. Wie auf dem Meer sind wir auch im Leben ständigen Strömungen und Winden ausgesetzt, wo wir mit leichter Hand das Steuer neu ausrichten dürfen.
Ist das anstrengend? Anstrengend ist es nur, wenn Du das Justieren als Kampf betrachtest. Als unnötigen Kraftakt. Wenn Du jede Veränderung, jedes Einstehen für Dich, jede Abweichung vom Kurs als lästige Pflicht betrachtest. Wenn Du Dir aber klarmachst, dass ein Segelboot nur auf Kurs bleibt, wenn Du ständig justierst, dann weißt Du, dass Verändern der ganz normale Alltag ist. Korrekturen sind Bestandteil des Lebens!
Zweiter Grund, warum ein roter Faden der Tod von Erfolg ist: Viele Menschen fühlen sich von »klaren Zielen« eingeschränkt. Weil sie lieber die Träumer sind, und nicht die Planer. Weil das Leben ein Meer der Möglichkeiten ist, in dem sie entdeckungsfreudig herumpaddeln wollen. In der Persönlichkeitspsychologie können wir unterschiedliche Persönlichkeitstypen wissenschaftlich valide messen und darstellen. Für meine ersten Bücher gab ich ihnen einen Namen. Da gibt es die Dr. Annaliese Logisch als Protagonistin der Zahlen-Daten-Fakten-Menschen, den Otmar Ordentlich als Protagonist der systematischen Planer und Zeitmanager sowie den Marc Macher als Vertreter der zielstrebigen Antreiber. Ich rief in der Welt der Kreativen Chaoten den Ideensprudler und Ausprobierer Igor Ideenreich ins Leben, die lern-freudige Wanda Wills-Wissen sowie die empathische Unterstützerin Hanni Herzlich.13
Jeder von uns ist in einer dieser Typenwelten zu Hause und hat entsprechend eine völlig andere Herangehensweise an das Thema »den roten Faden leben«. Mach Dir klar, dass Du als Kreativer Chaot keinen Lebensplan brauchst, um glücklich zu werden. Viele Kreative Chaoten setzen sich zwar regelmäßig hin, definieren ihre Ziele. Doch sobald diese notiert sind, verlieren sie die prickelnde Attraktivität, und sie werden überhaupt nicht angepeilt.
Oder die Kreativen Chaoten ziehen zwar los in Richtung Ziel, kommen aber unterwegs vom Weg ab – und fühlen sich schlecht. Selbst wenn die neu entdeckte Alternative sehr viel schöner war – es bleibt das schale Gefühl, einfach keine Disziplin zu haben, keinen roten Faden.
Such nicht nach dem roten Faden im Deinem Leben – web Dir einen bunten! Eigne Dir eine gelassene LMAA-Haltung an. Denn: Abenteuer beginnen, wenn Pläne enden.
7. Du musst Deinen Job nicht lieben
Müssen wir unsere Arbeit lieben?
Müssen wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen?
Ich glaube nicht. Denn ich kenne Menschen, die mögen eher eine ruhige, überschaubare, unaufgeregte Tätigkeit zum Geldverdienen. Sie sind völlig zufrieden mit einem stressfreien Job, einem ausreichenden Gehalt und klaren Arbeitszeiten. Sie wollen beruflich eine ruhige Kugel schieben, weil sie damit den Kopf frei haben, ihr Privatleben zu genießen.
Manche Menschen wollen überhaupt nicht ihre Leidenschaft zum Beruf machen, weil sie ihr Hobby als zu kostbar erachten, um es in einem beruflichen Alltag zu zerschleißen. Oder sie erkennen, dass es einen unglaublichen Aufwand bedeuten würde, um mit der Leidenschaft für Modellflugzeuge oder Historienromanen den Lebensunterhalt zu finanzieren. Da lassen sie es lieber bei der privaten Leidenschaft und schaffen sich mit einem Brot-Job die Freiheit dafür.
Du musst Deinen Job nicht lieben. Aber Du solltest ihn definitiv nicht hassen. Wenn Du Deinen Arbeitsplatz als tägliche Galeere empfindest, mit einem schrecklichen Chef als Antreiber und furchtbaren Kollegen an den Rudern neben Dir – dann zieh bitte die Reißleine. Wenn Du Dich jedem Morgen mit einer Stinklaune oder Magenschmerzen zur Arbeit quälst, jeden Handgriff dort als quälend empfindest, dann such Dir bitte eine neue Tätigkeit. Denn dafür sind Dein Leben und Deine Gesundheit zu wertvoll.
Du musst für Deinen Job nicht brennen – es reicht, wenn er Dich wärmt! Im Schnitt verbringen wir ein Viertel unserer Woche im Job. Je mehr Freude Du in dieser Zeit hast, desto gelassener werden auch Deine Restwoche und Dein privater Alltag sein.
Lös Dich auch von der Vorstellung, Du müsstest den einzig wahren Beruf finden. Den Beruf, der Deiner Bestimmung entspricht, der Deine Berufung ist. Gerade die Kreativen Chaoten unter uns, die viele Interessen haben, beißen sich gerne die Zähne aus auf der Suche nach dem Beruf, der ihre Berufung ist. Der Grund: Viele denkbare Berufe befriedigen die unterschiedlichen Facetten in ihnen, und das Festlegen auf einen Beruf fühlt sich deshalb an wie ein Verrat an den anderen Möglichkeiten.
Die Lösung: Such Dir ein Tätigkeitsfeld, das eine große Bandbreite an verschiedenen Jobs abdeckt und per se viel Abwechslung und Buntheit beinhaltet. Das kann eine Tätigkeit als Selbstständiger sein, eine Stabsstelle oder die Funktion eines Generalisten in einem Unternehmen.
Und mach Dir klar, dass auch der tollste Job der Welt blöde Tätigkeiten beinhaltet, die getan werden müssen. Excel-Tabellen pflegen beispielsweise. Oder die Steuererklärung machen. Ziele nicht auf den 100-Prozent-Traumjob. Den gibt es nämlich nicht.
Such Dir eine Tätigkeit, die Dir momentan Zufriedenheit bringt, und geh jeden Tag mit einer liebevollen Einstellung an die Arbeit. Erfüll Deine Handgriffe, Pflichten und Aufgaben mit Liebe zum Tun. Bewusst und aufmerksam.
Dreh die Kausalität zwischen Job und Glück um, indem Du Dir sagst: »Ich liebe meine Arbeit nicht, weil sie schön ist. Sie ist schön, weil ich sie mit Liebe tue.«
8. Das muss ich mir verdienen? LMAA!
Gehörst Du auch zu den Menschen, die im Alltag »on fire« sind? Und kaum kommt das Wochenende oder der »wohlverdiente« Urlaub, juckt die Nase, kratzt der Hals, gehst Du in die Knie?
»Post-Stress-Symptom« oder »Leisure Sickness« (Freizeit-Krankheit) nennen Forscher diese Art von Erschöpfung, Schmerzen oder Wochenendmigräne. Meist trifft es Menschen mit einer hohen Stressbelastung, aber auch Menschen mit ausgeprägtem Verantwortungsgefühl, die sich schuldig fühlen, wenn sie mal »faul« sind. Sie werden in der Freizeit viermal häufiger krank als Nicht-Gestresste.14 Der Grund: Unter Stress schüttet unser Körper Kortisol aus, das eine »Immunantwort« auf Bakterien oder Viren wie Husten, Naselaufen & Co unterdrückt. Alle Anstrengungen des Körpers, um die bösen Feinde wieder loszuwerden, werden also unterbunden – äußerlich gesehen bleiben wir »gesund«.
Sobald wir jedoch entspannen, sinkt der Kortisolspiegel und die Kampftrupps legen los – wir werden krank. Der Ausweg? Bereits im normalen Alltag und vor allem in den Tagen vor dem Urlaub Stress reduzieren, mehr Pausen machen, sich an der frischen Luft bewegen. Je weniger gestresst Du ins Wochenende oder in den Urlaub startest, desto gesünder kannst Du Deine Freizeit erleben.
Denkst Du gerade: »Haben wir uns den Urlaub dann aber überhaupt ›verdient‹? Wenn wir doch gar nicht ›urlaubsreif‹ sind?« Lange waren das auch meine Gedanken. Und ich hörte aus meinem Umfeld: »Ihr fahrt schon wieder in Urlaub – Ihr seid doch noch erholt vom letzten!« Oder aber: »Ja, du hast echt geackert, bist ganz blass, jetzt erhol dich mal, das hast du dir jetzt wirklich verdient!«
Mein Weltbild, wann ich mir was wirklich verdient habe, geriet erst vor wenigen Jahren ins Wanken. Getrieben von Adrenalin und dem Wunsch nach Anerkennung ging ich weit über meine Kräfte hinaus, trieb ich mich und meinen Körper unerbittlich an, zu funktionieren. Selbst als ich einen Bandscheibenvorfall im Nacken hatte und den linken Arm nicht mehr heben konnte, ließ ich mich schmerzfrei spritzen und lieferte ab. Pause? Keine Option. Ging ja noch.
Bis eines Tages ein Physiotherapeut zu mir sagte: »Frau Nussbaum, was muss Ihr Körper noch alles tun, damit Sie endlich kapieren, dass es reicht?«
Noch heute bin ich ihm dankbar für diese Worte. Ich erkannte, was mein Körper schon lange wusste: Wir müssen uns unsere Pausen nicht verdienen! Es liegt in der Natur unseres Seins, dass wir Ruhephasen brauchen. Sportler wissen das: Nach dem Training kommt die Regeneration – nur dann wird man besser. Die Natur weiß das: Nach der Ernte muss der Boden brach liegen, sonst kann man bald überhaupt nicht mehr ernten!
Wir müssen uns Pausen und Erholung nicht »verdienen«. Ebenso wenig, wie wir uns schöne Erlebnisse oder teure Sachen »verdienen« müssen. Wir müssen uns nicht die Massage im Spa »verdienen« oder den Gammel-Nachmittag auf der Couch. Wir müssen uns auch nicht die Liebe und Zuneigung anderer Menschen »verdienen«. Wir müssen nicht hart arbeiten, um die Schönheiten der Welt in Anspruch zu nehmen. Wir dürfen das Leben mit Leichtigkeit leben. Punkt.
9. Schalt FOMO aus
Gehst Du zu jedem Networking-Event, zu jeder Party, zu jedem Meeting? Checkst Du minütlich Dein Smartphone, um keine Message zu verpassen? Bekommst Du fast schon körperliche Schmerzen, wenn Du mal an einem Sonntagabend nichts vorhast?
Dann leidest Du an FOMO, der Angst etwas zu verpassen (»Fear of Missing out«). FOMO ist ein Phänomen, das unsere Vorfahren schon kannten. FOMO-Menschen tanzten schon immer gerne auf vielen Hochzeiten, galten als umtriebig, rastlos. Einfach nur, um ja nichts zu versäumen. Dir gefällt das emsige Treiben? Weiter so! Nutz FOMO als Motor, der Dich in Action hält.
Du merkst, dass Du langsam ermüdest? Dass Du zwar »dabei« bist, aber doch nicht mittendrin? Halt Dir vor Augen, dass jedes Mal, wenn Du einer Aktivität zustimmst, obwohl Du lieber auf der Couch liegen würdest, Dich Dein FOMO-Knopf dazu getrieben hat. Nicht Du hast zugesagt, sondern Dein FOMO-Knopf.
Mach heute aus FOMO JOMO: »Joy of Missing out« – die Freude am Verpassen. Geh an einigen Stunden pro Woche ins andere Extrem und genieß so richtig, dass Du nicht nur »nein« zu einer Möglichkeit sagst, sondern Dich regelrecht befreist von Ablenkungen und Erwartungen. Mit JOMO gewinnst Du Freiheit und Raum zum Denken, zum Sein. Stöpsel Dich aus. Igel Dich ein. Und zelebrier, dass die anderen gerade so richtig was verpassen. Nämlich Muße, Chillen und Runterkommen.
JOMO ermöglicht es Dir, eine freie Entscheidung zu treffen, wann Du aktiv sein willst und wann Du verzichtest. JOMO verschafft Dir Gelassenheit und Produktivität. Wo willst Du heute von FOMO auf JOMO umschalten?
10. Schotte Dich ab
Es war einmal ein König. Der liebte sein Volk. Und sein Volk liebte ihn. Eines Tages schenkte ein vorbeiziehender Apfelpflücker ihm einen Wunderkasten, mit dem er überall und jederzeit mit anderen Menschen in Kontakt sein konnte.
Welche Freude! Während die Ministerrunde tagte, konnte der König seinem Freund Prinz Immeron kleine Texte schicken.
Während er mit seiner frischvermählten Frau speiste, konnte er mit den Ministern sprechen. Und während er mit Prinz Immeron telefonierte, konnte er seiner Frau via »Was-los« Gute Nacht sagen. Die Jahre zogen ins Land und der König war glücklich.
Doch eines Morgens stand er einer wütenden Ministerrunde gegenüber. »Unsere Kornkammern bleiben auch heuer wieder leer – weil du die Samenlieferungen aus unseren Kolonien nicht rechtzeitig freigegeben hast. Wir werden hungern!« Erschrocken lief der König zu seiner Frau. Doch das Gemach war verlassen. Hastig scrollte der König durch seine Textnachrichten und fand eine Botschaft seiner Liebsten. »Seit Jahren wünsche ich mir einen Thronfolger mit Dir – doch Dein Wunderkasten hat Dich immer davon abgehalten, zu mir zu kommen. Ich gehe.«
Da warf der König den Wunderkasten in den tiefsten Brunnen auf dem Schlossberg, suchte seine Liebste, fand sie – und ließ sich nie wieder stören.15
Welche Ernte kannst Du nicht einbringen, weil Du vor lauter Ablenkung nicht zum Säen gekommen bist? Welche Menschen haben sich von Dir abgewendet, weil Du nie für sie da warst, obwohl Du körperlich anwesend warst?
Wir denken häufig, dass wir produktiv und erfolgreich sind, wenn wir jederzeit auf das anspringen, was gerade kommt. Doch wir lügen uns in die eigene Tasche. Denn vor lauter Adhoc-Aktionen verlieren wir aus den Augen, was uns wirklich wichtig ist. Was uns wirklich voranbringt. Was uns wirklich am Herzen liegt.
Wie oft wirst Du aus der Konzentration gerissen? Im Schnitt haben wir gerade mal drei Minuten, bevor Telefon, E-Mail oder Kollegen »in persona« uns aus der Arbeit holen. Und wenn wir nicht von außen gestört werden, stören wir uns eben selbst: 63-mal pro Tag schauen einige von uns auf Handy. Alle 18 Minuten werfen wir einen Blick in die Postings der Sozialen Medien. Dummerweise benötigen wir rund 64 Sekunden, um nach dem Lesen einer Mail wieder zurück zur Arbeit zu finden. Rund vier bis acht Minuten brauchen wir, um nach einer (themenfremden) Störung den roten Faden wieder zu haben. Produktivität? Fehlanzeige!16
Wir haben mit Internet, Smartphone & Co. ganz wunderbare Hilfsmittel für einen engen Austausch rund um den Globus erhalten. Nur leider haben wir nie gelernt, damit umzugehen. Ich plädiere dafür, dass Fächer wie »Deep Work: störungsfreies Arbeiten« oder »Digital Detox« in den Stundenplan der Schulen aufgenommen werden. Viele Unternehmen haben bereits erkannt, wie krank und unproduktiv uns die ständige Erreichbarkeit macht, und steuern dagegen. Sie richten E-Mail-freie Freitage ein, schaffen Ruhezonen in den Büros, fördern teamweite »Zeitinseln für konzentriertes Arbeiten« oder stellen radikal nachts oder an den Wochenenden den Firmen-E-Mail-Server ab.17
Wie erreichbar »musst« Du sein? Häufig glauben wir, dass unsere Arbeitgeber, Kollegen oder Bekannten erwarten, dass wir permanent erreichbar sind. Wir wissen es aber nicht. 38 Prozent der Teilnehmer einer Studie der Uni Freiburg wussten beispielsweise nicht, ob ihr Chef außerhalb der Arbeitszeiten eine Reaktion auf arbeitsbezogene Anrufe, Mails oder Kurznachrichten erwartet.18
Resultat: Sie waren immer »on«, um nichts zu verpassen. Der Ausweg: Besprecht im Team ganz klar, wer wann für was erreichbar sein muss. Und dann mach Deine Schotten dicht und entspann Dich.
Du glaubst, berufliche Rückfragen in Deiner Freizeit stressen Dich nicht? Die Freiburger Studie zeigte, dass selbst kurze Fragen an einem Sonntagnachmittag die Zufriedenheit mit dem Wochenende spürbar senken. Bei mir kommt noch erschwerend hinzu, dass ich nach negativen Mails oder Messages mit einem To-do für mich gedanklich nicht mehr abschalten kann. Die Erholung ist gelaufen!
Seit Jahren bin ich deshalb nur erreichbar, wenn ich wirklich erreichbar sein will. Der Anfang war leicht. 1995 kaufte ich mein erstes Handy, das ich jedoch häufig daheim vergaß oder dessen Akku ständig leer war. So lernten meine Familie und meine Freunde: »Cordula kannst du eh nie erreichen!« Wie praktisch! Diese Nicht-100%ige-Erreichbarkeit habe ich beibehalten.
Mach Dich nicht zum Sklaven Deiner technischen Geräte. Sag Deinem Umfeld, dass Du ab sofort »Digital Detox« betreibst und Phasen der Nicht-Erreichbarkeit zelebrierst. Sei erreichbar, wenn Du erreichbar sein willst. Und sag in anderen Momenten: LMAA!
»Life was much easier when apple
and blackberry were just fruits.«
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