Kitabı oku: «Imke - Abseitsfalle», sayfa 2

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Ein tolles Angebot

Imke packte den Rucksack für das Fußballspiel. Hoffentlich habe ich nichts vergessen!

»I-m-k-e«, die Stimme ihrer Mutter unterbrach ihre Gedanken.

»Wird schon alles drin sein«, murmelte sie vor sich hin und verschloss den Rucksack. Sie öffnete die Tür und rief: «Ja, was ist? «

»Fährst du mit dem Fahrrad zum Spiel?«

Imke hüpfte die Treppenstufen herunter. »Klar, wie immer.« Imkes Stimme klang distanziert. Mutter und Tochter standen sich gegenüber.

»Wir kommen später nach.«

»Braucht ihr heute nicht!«, sagte Imke mürrisch. »Eigentlich will ich gar nicht, dass ihr zuschaut.«

»Das sind ja ganz neue Töne«, mischte sich ihr Vater ein, der aus seinem Arbeitszimmer herauskam. Er arbeitete in einer Anwaltskanzlei und brachte oft Akten mit nach Hause.

»Bist du sauer auf uns?«, fragte er arglos.

»Nein, ich bin total happy. Mir geht es super und ihr macht sowieso, was ihr wollt.«

»Imke, treib es nicht auf die Spitze!« Ihre Mutter hob mahnend den Finger. »Es wird noch viele Spiele und Turniere in deinem Leben geben. Aber dieses Auswahlturnier wirst du auslassen!«

Imkes Augen füllten sich einmal mehr mit Tränen. »Ich hab’s verstanden«, sagte sie mit leiser, zittriger Stimme.

»Aber deswegen lieben wir dich doch trotzdem und wollen dich weiter beim Fußball anfeuern.« Ihre Mutter strich ihr über das Haar.

»Ich habe noch niemandem gesagt, dass ich nicht mitkomme«, flüsterte Imke. »Und wenn ihr da seid …«

»… werden uns Hannah, Tinas Mama und Tanjas Eltern fragen, ob wir mitfahren. Dann werden wir erzählen, dass du nicht teilnimmst.« Martin Strobel nickte verständnisvoll. »Okay, Kleine, regle das allein. Wir sind das nächste Mal wieder dabei!«

»Danke.« Imke wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann nahm sie ihren Rucksack und lief zur Tür hinaus.


Als Imke die Anlage betrat, standen die meisten Mitspielerinnen und auch Christian vor der Kabine.

»Unser Star ist da«, rief Christian.

»Jep«, rief Dani. »Wir gründen jetzt den Imke-Fanclub.«

»Oh ja«, rief Laura. Sie war ein riesiger Fan von Imke, weil diese in einer schwierigen Anfangszeit im Verein zu ihr gehalten hatte. »Dann fahren wir zu jedem Auswahlspiel von Imke mit.«

Christian lachte und streichelte Imke über den Kopf. »Du bist der Stolz der Kompanie.«

»Ach ihr.« Imke lächelte verlegen. »Vielleicht bin ich morgen schon nicht mehr dabei.«

»Ich dachte, du wärst inzwischen selbstbewusster«, sagte Karin. »Wenn es jemand packt, dann bestimmt du.«

Christian legte den Arm um Imke und drückte sie an sich. »Was hast du nur für Gedanken?«

Imkes Herz wurde immer schwerer. Sie musste endlich sagen, dass sie nicht am Turnier teilnahm.

Die Spielerinnen schlenderten laut plaudern und kichernd in die Kabine. Hannah stand an der Taktiktafel und stellte die Magnete auf.

»Füllst du den Spielberichtsbogen aus?«, bat sie Christian. »Zur Besprechung kommst du mit rein.«

Imke hatte neben der Taktiktafel ihren Stammplatz in der Kabine. Sie zog sich das Trikot an und band sich die Fußballschuhe zu. Hannah beugte sich zu ihr herunter. »Was haben deine Eltern dazu gesagt, dass du beim Turnier dabei bist?«

Imkes Herz schlug schneller. »Ja, sie sind mächtig stolz.«

»Fahren sie mit?«

Imke hob die Schultern. »Weiß noch nicht.«

»Ach, das werden sich die beiden doch nicht entgehen lassen«, sagte Hannah lächelnd.

Na, du wirst es ja wissen. Sie antwortete nicht, sondern beschäftigte sich intensiv mit den Schnürsenkeln der Schuhe.

Nachdem alle Mädchen umgezogen waren, kam Christian in die Kabine und stellte sich neben Hannah.

Diese gab die Aufstellung für das Spiel bekannt. An der Taktiktafel erklärte sie den Spielerinnen ihre Aufgaben und zeigte die Stärken der Gegnerinnen aus Langstetten auf.

»Das Spiel findet auf dem Trainingsplatz statt«, beendete sie ihre Ansprache.

»Warum das denn?«, fragte Karin. »Das ist ein Trainingsplatz, wir wollen auf dem Hauptplatz spielen.«

»Dafür kennen wir ihn bestens und das ist durchaus ein Vorteil.« Christian versuchte, das Positive aus der Situation herauszuholen.

»Wir spielen immer auf dem Hauptplatz.« Lydia stapfte mit dem Fuß auf. »Dafür ist er doch da.«

»Dem Grohmann und dem Vorstand verdanken wir das.« Tina plauderte aus dem Nähkästchen. Lisa, ihre Mutter, hatte ihr das erzählt.

»Wieso?«, fragte Dani. »Was haben die damit zu tun?«

»Der Grohmann will aufsteigen und deshalb darf keine andere Mannschaft mehr den heiligen Rasen betreten«, schimpfte Tina weiter. »Die Frauen dürfen nicht mehr auf dem Rasenplatz trainieren.« Bei dieser Nachricht waren die Mädchen völlig außer sich.

»Das dürft ihr euch nicht gefallen lassen!«, rief Karin.

»Genau«, stimmte Dani zu. »Warum können die das überhaupt einfach bestimmen?«

»Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.« Christian versuchte, die Mädchen zu beruhigen.

»Warum kannst du denn nichts ausrichten?«, fragte Imke und sah die Trainerin mit blitzenden Augen an. »Du hast doch so eine innige Beziehung zum Grohmann.«

Die Blicke der Mädchen richteten sich auf Hannah, deren Gesicht eine leichte Rötung annahm.

»Haben wir was verpasst?«, fragte Dani.

«Nein, habt ihr nicht. Imke hat da etwas missverstanden!«

»Das sah -«

»Schluss jetzt!«, unterbrach Hannah Imke. »Wir gehen auf den Platz, wärmen uns ordentlich auf und danach will ich, dass ihr ein engagiertes Spiel abliefert. Christian, du kümmerst dich um Tina. Auf geht’s!«

Die Mädchen sprangen auf und liefen aus der Kabine. Dani kam an Imkes Seite. »Was meintest du denn wegen Grohmann und Hannah?«

»Ich sag nichts mehr dazu.« Imke zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch.

»Sei nicht so zu Hannah.« Tanja verzog missmutig den Mund.

»Komm, sag schon, was du weißt.« Dani stupste Imke an.

»Du hast Hannah auf jeden Fall mit deiner Aussage getroffen«, sagte Lydia.

»Wieso getroffen?« Imke starrte nach vorne. »Das ist doch ihre Sache, mit wem sie was hat.«

»Also stimmt es wirklich?« Karin blies die Wangen auf. »Ich will mir das nicht vorstellen.«

»Denkt doch, was ihr wollt.« Imke spurtete los.


Der SV Winkelbach kam nicht ins Spiel. Gegen die körperlich überlegenen Gegenspielerinnen gewannen sie kaum einen Zweikampf. Angriff auf Angriff rollte auf Tinas Tor, doch diese hielt mit fantastischen Reflexen die Null fest.

Hannah half der Mannschaft in der Pause mit klaren Ansagen.

»Haltet den Ball in den eigenen Reihen und geht nicht zu viel in die Dribblings. Ihr zieht den Kürzeren!«

Sie sah zu Imke: »Versuch einen schnellen Doppelpass, du reibst dich sonst auf!«

Imke nickte. Sie presse die Lippen aufeinander. Das Spiel lief bisher an ihr vorbei. Wenn sie den Ball führte, wurde sie zur Seite geschoben oder gefoult. »Okay! In den defensiven Zweikämpfen haltet dagegen, setzt euren Körper zwischen Spielerin und Ball. Ihr seid die technisch bessere Mannschaft und schneller. Diese Stärken müsst ihr einbringen. Auf geht es, Mädels!«

Die Spielerinnen klatschten sich ab.

»Auf jetzt!«, rief Karin. Der Schiedsrichter pfiff die zweite Halbzeit an. Mit Biss und Willen setzten sie die Vorgaben ihrer Trainerin um. Sie bewegten sich ständig bei Ballbesitz und fanden dadurch immer eine freie Mitspielerin.

Die Gäste schienen überrascht zu sein. Sie setzten sich kaum noch in einem Zweikampf durch. Imke wirbelte im Mittelfeld. Sie versuchte, sich nicht mehr eins gegen eins durchzusetzen, sondern spielte häufig einen Doppelpass. Dadurch ergaben sich freie Räume.

Aber trotzdem gelang kein Tor. Kurz vor Spielende nahm sich Imke ein Herz und zielte aus zwanzig Metern auf das Gehäuse. Der Ball senkte sich unhaltbar ins rechte Toreck zum 1:0. Nach dem Schlusspfiff lagen sich die Mädchen freudestrahlend in den Armen.

Christian klatschte alle mit der Hand ab. »Super gehalten«, rief er Tina zu und umarmte sie. »Keeperin, du bist spitze!«

»Auslaufen, Mädels«, rief Hannah.

Imke saß auf dem Rasen und zog ihre Fußballschuhe aus. Sie lief immer barfuß aus.

»Das war eine klasse Partie von dir, Imke«, hörte sie jemanden sagen.

Sie sah hoch. Ein Mann stand dort, der ihr bekannt vorkam.

»Danke.« Sie überlegte, woher sie ihn kannte.

»Mein Name ist Friedhelm Meier. Du kennst mich bestimmt von der Sportanlage Steinbrücken!«

»Ach ja, daher kenne ich Sie!«, sagte Imke und stand auf. »Das ist eine tolle Anlage!«

»Ja, das ist sie. Du hast ja mitbekommen, dass unsere B-Juniorinnen in der Bezirksoberliga spielen.«

Imke nickte. »Ja. Sind Sie der Trainer?«

Meier lachte und hustete dabei. »Oh nein. Das sicher nicht. Ich bin der Abteilungsleiter für den Frauen- und Mädchenfußball und auf der Suche nach Spielerinnen, die uns weiterbringen. Deshalb bin ich hier. Ich würde dich gerne zu uns holen. Könntest du dir einen Wechsel vorstellen?«

Imkes Herz schlug eine Spur schneller. Sie freute sich über Meiers Interesse. Gleichzeitig schien ihr Herz bei dem Gedanken, vom SV Winkelbach wegzugehen, auch schwerer zu werden.

»Oooh, danke«, sagte Imke leise. »Nun, aber der Weg ist doch sehr weit und ich weiß nicht, ob mich meine Eltern dabei unterstützen.«

»Das sollte nicht das Problem sein. Es gibt Fahrtgeld und außerdem holen wir auch Spielerinnen zum Training ab.«

»Sie haben doch so viele talentierte Spielerinnen.«

»Wir wissen, warum wir dich ansprechen. Außerdem solltest du den Verein wechseln, wenn du weiterkommen willst. Bei uns erhältst du eine gut organisierte Ausbildung. Du weißt, dass unsere Rasenplätze alle gepflegt sind. Auf solchen Plätzen wie diesen hier spielt bei uns keine Mannschaft.« Er deutete auf den strapazierten Trainingsplatz.

»Normalerweise spielen wir auf dem Hauptplatz.«

»Nur heute nicht?«

Imke hob die Schultern. »Weiß nicht, wie es weitergeht. Die erste Herrenmannschaft hat Vorrang!«

»Siehst du. Die Sportfreunde fördern den Frauen- und Mädchenfußball. Der Verein hat früh die Chance erkannt, die der weibliche Fußball bietet. Du wärst bei uns in den besten Händen.«

Erwartungsvoll sah Meier Imke an.

»Muss ich mich jetzt entscheiden?«

»Nein, um Gottes willen.« Er lachte. »Hier, ich gebe dir meine Visitenkarte. Besprich das mit deinen Eltern. Sie können mich gerne jederzeit anrufen oder beim Stützpunkttraining ansprechen.«

Imke nahm die Karte an sich und sagte: »Danke, Herr Meier. Ich werde es mir überlegen.«

In diesem Moment rief Hannah: »Hallo, Friedhelm, du wirst ja wohl nicht vor meinen Augen Spielerinnen abwerben?«

»Nein, nein.« Meier hob abwehrend die Hände. »Ich habe nur mit Imke geredet.« Hannah kam kopfschüttelnd auf ihn zu.

»Deine Trainerin will ich auch zu uns holen«, flüsterte Meier und zwinkerte mit den Augen. Dann schlenderte er Hannah entgegen.

Kaum hatte sich Meier ein paar Schritte von Imke entfernt, stand Tina neben ihr.

»Was wollte der Typ von dir?« Sie sah die Visitenkarte in Imkes Hand.

»Der will dich abwerben.«

Imke vernahm Traurigkeit aus Tinas Stimme.

»Na ja, er meint, ich habe Talent und sollte zu einem Verein wechseln, der den Mädchenfußball fördert.«

»Willst du das denn?«

Imke zuckte mit den Schultern. »Irgendwann will ich höher spielen und da muss ich mir bald Gedanken machen.«

»Aber was wird aus unserer Mannschaft?«, fragte Tina und schluckte schwer. »Meinst du, wir bleiben überhaupt noch Freundinnen?«

Imke boxte Tina leicht in den Oberarm. »Du hast Ideen. Ich könnte mir niemals vorstellen, nicht mehr mit dir befreundet zu sein. Komm, jetzt schauen wir uns noch das Spiel der Frauen an.«

Tina schüttelte den Kopf. »Ich muss zu meinem Vater, der hat dieses Wochenende Anspruch auf mich.«

»Du fährst jetzt noch zu ihm? Das sind doch über drei Stunden Fahrt!«

Tinas Vater hatte sich auf einer seiner zahlreichen Dienstreisen in eine Kundin in Hamburg verliebt. Wegen dieser Frau hatte er sich vor einigen Monaten von seiner Familie getrennt.

»Nein, er und seine Tussi holen mich in Neustadt ab. Die beiden haben eine Überraschung für mich. Sonntagabend bin ich wieder da.« Tina seufzte tief.

Imke umarmte ihre Freundin. »Vielleicht wird es total schön.«

»Na klar. Wie würdest du es denn finden, wenn dein Vater mit einer anderen Frau aufkreuzt und du einen nett auf Familie machen musst?«

»Ich möchte nicht darüber nachdenken.«

»Fahren wir?«, fragte Christian, nachdem Tina und Imke frisch geduscht und umgezogen aus der Kabine kamen.

»Christian fährt mich nach Neustadt«, meinte Tina auf Imkes fragenden Blick.

»Ja, ich habe es Lisa versprochen. Aber zum Spiel der Frauen bin ich wieder da.«

»Also, tschüss denn, bis Montag in der Schule«, sagte Tina.

»Ja, tschüss.« Die beiden Mädchen umarmten sich beim Abschied.


Gemeinsam mit einigen Mitspielerinnen sah Imke sich das Spiel der Frauenmannschaft an.

In dieser Saison stand das Team in der oberen Tabellenhälfte, mit Chancen auf die Meisterschaft.

Hannah hatte in der vergangenen Spielzeit die Mannschaft vom glücklosen Trainer Norbert übernommen und sie vor dem Abstieg gerettet. Inzwischen erkannte man deutlich eine neue Handschrift. Die Spielerinnen entwickelten sich taktisch weiter, wirkten austrainiert und technisch verbessert. Hannah spielte selten von Beginn an. Sie sah die Position einer Spielertrainerin kritisch. Aber wenn das Team in Rückstand geriet, brauchte es die Trainerin auf dem Feld. Deshalb war sie froh, dass Christian mit an der Seitenlinie stand und weiter coachte.

Nach fünf Minuten griff die Keeperin Marion hinter sich. Bei dem Schuss aus zehn Metern war sie chancenlos.

Bis zur sechzigsten Minute mühten sich die Winkelbacher Frauen, um zum Ausgleich zu kommen. Dann wechselte sich Hannah ein. Durch die Mannschaft lief ein Ruck. Die individuelle Klasse von Hannah reichte aus, um die Partie zu drehen. Sie ordnete das Spiel, schlug genaue Pässe und strahlte Ruhe aus. Imke war fasziniert von der Spielweise ihrer Trainerin. Auf einmal fragte sie sich, warum Hannah nicht höherklassig spielte, statt mit dem SV Winkelbach in der Kreisliga.

Imke träumte davon, mit Hannah in einem Team zu spielen. In zwei Jahren wäre es möglich, aber gehörte sie dann überhaupt noch zum SV Winkelbach?

Die Frauen gewannen das Spiel mit 3:1. Imke und ihre Mitspielerinnen klatschten begeistert.

Imke lachte und flachste mit ihren Freundinnen. Das Leben schien ihr leicht und unbeschwert, die Sorgen hatte sie ausgeblendet. Heute war ein erfolgreicher Tag gewesen und sie hatte ein tolles Angebot in der Tasche.

Pläne

Imke, Tina und Tanja trafen sich am Montagnachmittag im Jugendzentrum TREV.

Dieses war in den Räumen des ehemaligen Wirtshauses Alte Scheune entstanden.

Die drei Freundinnen waren vor zwei Jahren in diesem Gebäude in große Gefahr geraten, als sie auf der Suche nach ihren gestohlen Fußballtrikots gewesen waren.

Nach dem Umbau erinnerte nichts mehr an das heruntergekommene Wirtshaus.

Es gab einen großen Raum, in dem ein Tischkicker und ein Billardtisch standen, zudem mehrere gemütliche Sitzecken. An einem Tresen wurden Getränke, kleine Speisen und Kuchen angeboten.

In einem weiteren Raum traf man sich zum gemeinsamen Spielen. Vor dem Haus standen noch zwei Tischtennisplatten.

Einmal im Monat fand eine Disko statt.

Die drei Mädchen saßen auf einem Sofa. »Was war die Überraschung deines Vaters?«, fragte Imke.

Tina atmete tief durch. »Sie haben mir erzählt, dass ich ein Geschwisterchen bekomme. Toll was?« Sie verzog den Mund und schüttelte den Kopf.

»Was?!«, riefen Tanja und Imke wie aus einem Mund.

»Ja, seine Freundin ist im fünften Monat schwanger. Das letzte Mal habe ich sie vor vier Wochen gesehen, da ist mir das noch nicht aufgefallen. Aber jetzt lässt es sich nicht mehr verbergen. Es wird ein Junge.«

»Freut sich dein Vater darüber?«, fragte Imke.

»Ja, und wie. Es ist so blöd, wie die beiden miteinander rumturteln!«

Tanja legte den Arm um Tina. »Was sagt denn Lisa dazu?«

»Sie weiß es noch nicht und ich werde es ihr nicht erzählen. Mein Vater will in den nächsten Tagen mit ihr reden.«

»Das ist aber auch nicht fair, dass du das weißt, aber Lisa nicht«, sagte Imke.

»Mein Pa meint, das ist seine private Sache. Mir hat er es erzählt, weil es für mich eine besondere Bedeutung hätte, schließlich bekäme ich einen Bruder.«

»Na toll.« Imke schüttelte verständnislos den Kopf. »Vielleicht meint er auch noch, du sollst zu ihnen ziehen, damit du deinen Halbbruder auch aufwachsen siehst.«

»Bingo«, rief Tina. »Das haben sie mir vorgeschlagen.«

»Willst du denn?«, fragte Tanja.

»Nein, natürlich nicht. Ich kann meine Ma nicht allein lassen. Ihr könnt euch ja vorstellen, dass ich echt durcheinander war, als ich in Neustadt ankam. Ich bin froh gewesen, dass mich Chris abgeholt hat.«

»Chris?«, kam es von Tanja und Imke wie aus einem Mund.

»Ja, ich darf Christian so nennen.«

Tanja stupste Imke an und grinste.

»Warum hat Lisa dich nicht abgeholt?«, fragte Imke verdutzt.

»Meine Ma wollte doch nicht mit der Neuen von meinem Vater zusammentreffen. Außerdem konnte sie so mit Hannah in dieses Klassik-Konzert gehen.«

»Iiih, Klassik.« Tanja schüttelte den Kopf. »Mir wäre das zu langweilig.«

»Hast du Christian alles erzählt?«, fragte Imke.

»Er sah sofort, dass es mir schlecht ging. Ich war froh, dass ich mit ihm darüber quatschen konnte. Er war total verständnisvoll und hat mich getröstet.«

Imke sah den blonden, hageren Christian vor sich. Die meisten Frauen und Mädchen fanden ihn nett, denn er war witzig und engagiert, Imke hatte aber noch keinen Draht zu ihm gefunden. Deshalb meinte sie zu Tina: »Dass du ihm alles erzählen musst. So lange kennst du Christian doch noch nicht. Ich glaub nicht, dass es Lisa so toll findet, wenn er eure komplette Familiengeschichte kennt.«

»Chris ist mein Trainer. Du erzählst Hannah doch auch alles.«

»Stimmt überhaupt nicht.« Imke biss an ihrer Unterlippe herum.

»Doch. Du rennst immer zu ihr, wenn du ein Problem hast. Hannah hier, Hannah da.«

»Nur bei Fußballdingen«, verteidigte sich Imke.

»Andere Probleme hast du ja auch nicht.«

»Na und? Muss ich mich dafür entschuldigen?«

»Jetzt beruhigt euch«, rief Tanja. »Was soll denn das?«

Tina und Imke schmollten sich kurz an.

»Du hast ja recht, gegen deine Probleme sind meine winzig.« Imke legte ihre Hand auf Tinas Arm.

»Wie ist denn jetzt dein Stand mit dem Turnier?«, fragte Tanja. »Hat Hannah mit deinen Eltern geredet?«

Imke schüttelte den Kopf. »Ich hab es ihr noch nicht gesagt. Aber gestern habe ich mit meiner Oma telefoniert. Ich wollte antasten, ob sie vielleicht Verständnis hätte, wenn ich nicht zu ihrem Geburtstag käme. Doch das war ein Flop.«

»Wieso?«, fragte Tina.

»Na ja, nachdem die erste Frage von Oma lautete, ob ich immer noch mit kurzen Hosen hinter einem Ball hinterherrennen würde, war die Sache klar.« Imke seufzte. »Für meine Oma steht einfach fest: Fußball ist kein Sport für Mädchen und schon überhaupt nicht für mich, ihrem einzigen Enkelkind.«

»Jetzt rede doch mit Hannah. Vielleicht kann sie deine Eltern überzeugen. Hannah hat bei ihnen ein Stein im Brett!« Tanja stieß Imke an.

»Das stimmt schon!« Imke lehnte sich zurück. »Ich habe mal zufällig mitbekommen, wie meine Mutter sich bei Hannah bedankt hat. Sie hat zu ihr gesagt, dass sie - Hannah - dazu beigetragen hat, dass ich nicht mehr so schüchtern bin. Im Gegenteil, der Fußball hätte mich gestärkt und mir Selbstbewusstsein gegeben.«

»Wow! Echt?« Tanja griff zu ihrer Cola. »Das hört sich super an. Hannah wird dir helfen können!«

»Ja«, sagte Imke lahm. »Ich wollte morgen sowieso mit ihr reden, denn sie müsste ja schließlich auch meine Teilnahme absagen.«

»Was ist denn jetzt mit Hannah und Grohmann?«, fragte Tina.

»Erzählt Lisa dir denn nichts? Deine Ma ist doch schließlich Hannahs beste Freundin.« Tanja breitete die Arme aus. »Du sitzt an der Quelle.«

»Ich frag sie doch nicht nach Hannahs derzeitigem Freund!« Tina sah ihre Freundinnen kopfschüttelnd an.

»Ich würde es tun«, entgegnete Tanja. »Frag sie, ob die beiden zusammen sind.«

»Das sind sie nicht.«

»Aber man küsst sich doch nicht einfach so.« Imke drehte ihr Glas in den Händen.

»Ob Grohmann hinter Hannah her ist?« Tanja kratzte sich am Kopf. »Vielleicht hat er sie nur angebaggert.«

»So wie der Marcel dich oder ist es eher umgekehrt?« Tina grinste. »Siehst du, wie rot du wirst?«

Tanja lächelte. »Er ist auch niedlich.«

»Mir wäre der zu jung«, sagte Tina.

»Wieso? Marcel ist ein Jahr älter als ich.«

»Trotzdem ist er ein Kind. Ich finde Ältere interessanter.«

»Wen hast du denn im Auge?«, fragte Tanja.

»Niemanden.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Ich meine ja nur allgemein. Wen magst du denn?« Tina sah Imke erwartungsvoll an.

Diese schüttelte den Kopf. »Ich will im Moment nur Fußball spielen. Mich interessieren die Jungs nicht.«

»Ach du!« Freundschaftlich legte Tanja den Arm um Imke. »Du hast ja recht, im Gegensatz zu uns steht dir eine Fußballkarriere bevor.«

»Aber wenn ich nicht an diesem Turnier teilnehmen kann, werde ich nie wieder eingeladen«, jammerte Imke. »Dann kann ich meine Karriere gleich vergessen.«


Hannah und Lisa trafen sich am Dienstag vor dem Training mit Willi Janssen im Nebenraum des Vereinsheims.

»Willi, warum lässt du das alles zu?« Lisa lief im Zimmer auf und ab.

»Wir leisten in unserer Abteilung Vorbildliches. War es nicht die Mädchenmannschaft, die endlich wieder eine Meisterschaft für den SVW gewonnen hat?«

Sie blieb stehen. »Jetzt behandelt ihr uns wie ein lästiges Anhängsel. Warum?«

Willi Janssen saß zusammengekauert auf seinem Stuhl.

»Ich weiß. Ihr seid eine tolle Truppe.«

»Aber warum trägst du diese Entscheidung mit?«

Der Vorsitzende seufzte tief. »Ich bin jetzt fünfundsechzig Jahre alt und will kommendes Jahr nicht mehr für den nächsten Vorstand kandidieren. Jupp und Rainer werden sich erneut aufstellen lassen.«

Jupp Stengel und Rainer Winter gehörten ebenfalls dem Vorstand an.

»Grohmann ist überzeugt, dass er aufsteigen kann. Wir stehen mit der Mannschaft auch super da. Jupp und Rainer haben sich von der Vorstellung begeistern lassen, dass der SV Winkelbach an alte Zeiten anknüpfen könnte. Immerhin hat die erste Mannschaft früher in der Landesliga gespielt.« Willi Janssens Augen glänzten.

»Ja, und danach ist der Verein fast Pleite gegangen, weil man sich völlig übernommen hat«, stellte Lisa gnadenlos fest.

»Jaja, die damalige Vorstandschaft dachte nicht weiter.«

»Und jetzt?« Lisa baute sich vor Janssen auf. »Dafür ist der Verein zu klein, als das er eine Abteilung so behandeln kann. Was meinst du, wenn diese Mitglieder kündigen? Wir sind eine aufstrebende Abteilung. Im Moment bauen wir eine D-Jugend auf.«

»Ja, das sehen wir auch. Aber um für Sponsoren interessant zu werden, müssen wir etwas riskieren oder wir dümpeln weiter vor uns hin.«

»Ich kann ja verstehen, dass ihr die Herrenmannschaft hochbringen wollt. Aber doch nicht um jeden Preis!«

»Du musst uns verstehen.« Er räusperte sich. »Jahrelang spielen wir jetzt in der Kreisklasse. Finanziell stoßen wir schon lange an Grenzen. In Winkelbach gibt es nicht viele Firmen, die unseren Verein unterstützen. Außerhalb von Winkelbach zieht eine Kreisklassenmannschaft nicht gerade die Geldgeber an.«

Hannah saß Willi Janssen gegenüber. Sie beugte sich vor. »Aber was ist, wenn das Unternehmen Aufstieg misslingt?«

Willi Janssen hob die Schultern. »Es muss klappen.«

»Und wenn nicht?« Hannah schüttelte den Kopf. »Das läuft doch jetzt bereits zu unseren Lasten. Dauernd müssen wir die Kosten für die Schiedsrichter auslegen. Trikots und Materialien können wir uns nur leisten, weil die Eltern uns mit Geldern unterstützen. Von meinem Trainergeld will ich nicht anfangen.«

»Jaja, ich weiß. Es läuft nicht optimal. Aber für Günter Grohmann geht es auch um viel. Er braucht optimale Trainingsbedingungen. Sein eigener Ruf steht auf dem Spiel.«

Janssen sah die beiden Frauen hilflos an. »Jupp und Rainer sprechen von Sponsoren, die bei einem Aufstieg eine fünfstellige Summe in den Verein investieren wollen. Genau diesen Betrag brauchen wir, um auf die Beine zu kommen. Die Kabinenhäuschen müssen renoviert werden, Trainingsmaterialien fehlen, neue Trikots wären drin. Für unseren Verein ergäben sich neue Perspektiven.«

Wütend schlug Hannah mit der Hand auf den Tisch. »Verdammt, Willi, wer sind denn diese Sponsoren? Man kann nicht mit Geldern planen, die wir noch nicht haben!«

»Jupp und Rainer sind in den nächsten Jahren für den Verein verantwortlich. Ich will ihnen nicht eine Chance verbauen.«

»Jupp und Rainer müssen erst gewählt werden«, knurrte Hannah.

Willi erhob sich langsam. »Es tut mir leid. Ich weiß, ihr durchlebt eine schwere Zeit.«

Nachdem Janssen den Raum verlassen hatte, stand Lisa seufzend von ihrem Stuhl auf. »Im Moment läuft einfach alles schief«, stöhnte sie. »Bisher hat mir der Fußball aus vielen negativen Gedanken geholfen. Jetzt müssen wir uns da auch noch ärgern.«

Sie starrte unglücklich vor sich hin. »Ich hoffe immer noch, dass Manfred zu uns zurückkommt. Mir wird einfach alles zu viel. Das Geld reicht nicht, für Tina wird es schwieriger und mit der Rolle einer verlassenen Ehefrau kann ich mich nicht anfreunden.«

Hannah trat hinter Lisa und legte die Arme um sie. Lisa schloss die Augen und sagte: »Was täte ich bloß ohne dich? Du fängst mich immer auf, wenn ich das Gefühl bekomme, den Boden unter den Füßen zu verlieren.«


Imke hatte sich vorgenommen, früher zum Training zu fahren, um mit Hannah zu sprechen. Ihre Trainerin war meistens eine halbe Stunde vorher auf der Anlage. Sie stellte das Fahrrad ab. Auf dem Parkplatz sah sie Hannahs Auto.

Willi Jansen kam ihr mit gesenktem Kopf entgegen. Tief in Gedanken versunken, übersah er sie und eilte grußlos an ihr vorbei. Imke schüttelte den Kopf. Sie lief in die Kabine und stellte ihren Rucksack ab. Von Hannah war nichts zu sehen.

Vielleicht war sie im Vereinsheim. Imke schlenderte zum Nebengebäude und öffnete die Tür des gemütlichen Clubraumes. Nur vier Männer saßen am Stammtisch und spielten Karten.

Hermann, der Wirt dieses Vereinsheims, sah fragend von seiner Zeitung auf.

»Weißt du, wo Hannah ist?«

Er wies mit dem Kopf zum Nebenzimmer. »Da war eine Besprechung. Hannah ist aber noch nicht herausgekommen.«

Einen Moment zögerte Imke, bevor sie an der Tür des Nebenraums klopfte und sie öffnete.

Hannah löste sich von Lisa und sah Imke überrascht an.

»Hallo, Imke, du bist aber früh dran.«

Imke war einen Moment verwirrt, die beiden Frauen so vertraut zusammenstehen zu sehen. »Ich … ich muss mit dir reden.« Ihr Kopf schien Feuer zu fangen.

»Klar, komm rein. Wir waren sowieso fertig«, sagte Lisa. Sie sah Hannah an und verließ den Raum.

Hannah setzte sich lässig auf die Kante eines Tisches. »Also, Kleine, was hast du auf dem Herzen?«

Imkes Herz klopfte bis zum Hals und sie versuchte, Worte zu finden.

»Weißt du, meine Oma wird sechzig und, nun, eigentlich stehen ja meine Eltern hinter mir, aber die Feier ist eben in Frankfurt …«

Fragend sah Hannah Imke an. »Deine Oma feiert also ihren sechzigsten Geburtstag in Frankfurt und da fährst du hin? Habe ich das richtig verstanden?«

Imke nickte.

»Wann?«

»Das ist es ja. Das erste Oktoberwochenende.« Imke hielt mühsam ihre Tränen zurück.

»Oh, da findet das Auswahlturnier statt«, stellte Hannah fest. »Das tut mir leid. Kann man da nichts machen?«

Imke schüttelte den Kopf. »Meine Oma mag keinen Fußball. Sie hat da überhaupt kein Verständnis. Aber wenn ich wegen so etwas ein Turnier absage, dann kann man doch nicht auf mich bauen. Wegen eines blöden Geburtstages.«

»Nana, Imke. Es ist der Geburtstag deiner Oma. Ich bin mir sicher, dass du sie sehr gerne hast.«

»Ja, natürlich.« Imke senkte den Kopf. »Aber es ist trotzdem gemein.«

Hannah stand auf und nahm Imke tröstend in den Arm. »Möchtest du, dass ich noch einmal mit deinen Eltern spreche?«

»Würdest du das tun?«

»Ja, Kleine, ich werde sehen, was ich machen kann.«

»Danke.«

»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte Hannah. »Ich habe das Gefühl, du hast noch etwas auf dem Herzen.«

Imke nickte und nahm all ihren Mut zusammen. »Ja. Ich frage mich, na ja, warum du nicht höherklassig spielst. Du bist einfach genial.«

Hannah lächelte. »Ach, Imke, genial spiele ich nicht.«

»Doch. Jeder sagt das. Du könntest auch jetzt noch zwei, drei Klassen höher spielen.«

»Mag sein, Imke. Aber ich sehe mich in erster Linie als Trainerin, nicht mehr als Spielerin.«

»Aber du hast bestimmt früher in höherklassigen Mannschaften gespielt, oder?«

Überrascht beobachtete Imke, dass Hannah für einige Sekunden die Augen schloss. Als Hannah die Augen wieder öffnete, schimmerten sie feucht. Verstohlen wischte sie mit den Fingern über die Augen.

Imke schluckte. Was ist denn nun los?

Hannah räusperte sich und sah Imke mit einem schiefen Lächeln an. »Manchmal bekommt man im Leben Chancen, die man entweder ergreift oder liegen lässt. Ich hoffe, du machst es besser als ich.«

Imke vernahm Wehmut aus der Antwort und sah ihre Trainerin fragend an, doch die hatte inzwischen ihre Sporttasche in die Hand genommen. »Es ist spät. Ich muss das Training noch vorbereiten. Frag deine Eltern, ob sie Samstagabend Zeit für mich haben.«


Die Männer der zweiten Mannschaft waren zunächst nicht begeistert, den Platz zu teilen. Frank, der Trainer und Ehemann von Spielerin Viola, sah aber ein, dass die Frauen letztlich im gleichen Boot saßen wie sie. Alle hatten sich der ersten Mannschaft unterzuordnen. Mit dieser Philosophie trat der Vorstand in dieser Saison an und stieß damit viele langjährige Winkelbacher Fußballer vor den Kopf.

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