Kitabı oku: «Vom blauen Dunst zum frischen Wind», sayfa 5

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3.2Phänomene und Ziele der Hypnotherapie

Vorbemerkung: Sind Sie ein erfahrener Hypnotherapeut, arbeiten seit längerem mit ericksonscher Hypnose und verfügen zudem über Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen? Dann werden Ihnen weite Abschnitte des folgenden Kapitels vertraut sein, und Sie können große Teile überspringen. Damit Sie in den folgenden Abschnitten diejenigen Stellen und Beispiele, die sich speziell mit dem Thema Raucherentwöhnung befassen (und auch Ihnen hoffentlich neue Informationen bringen), leichter finden, habe ich sie gekennzeichnet:

Wenn Sie jedoch eher am Anfang Ihrer hynotherapeutischen Karriere stehen und zudem selten oder nie mit Gruppen arbeiten, empfiehlt es sich für Sie, das folgenden Kapitel tatsächlich zu lesen … zwar ist es ein wenig »theorielastig«, aber: Fundierte theoretische Kenntnisse werden Ihre praktische Arbeit auf jeden Fall erleichtern und bereichern!

»Mehrere hundert Mark ergaunerte eine Hypnotiseurin am vergangenen Donnerstag in einem Laden in der Tübinger Ammergasse. Sie betrat um die Mittagszeit den Laden, versetzte den Verkäufer in Hypnose und ließ sich Geldscheine aushändigen. Als er wieder zu klarem Verstand kam, war die Frau verschwunden.« Was auch immer an diesem Donnerstag geschehen sein mag, die Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 31. 07. 2001 entspricht der traditionellen Vorstellung von Hypnose, ein Therapeut mit hoher Suggestivkraft müsse ein durch die hypnotische Induktion empfänglich gemachtes Individuum durch suggestives Einreden »umprogrammieren«. Wie der rege Zulauf bei Bühnenhypnose-Shows zeigt, scheint die Vorstellung, willenlos und damit ohne Verantwortung für das eigene Handeln zu sein, eine hohe Attraktivität zu besitzen. Freilich widerspricht eine tatsächliche oder angenommene Willenslosigkeit dem modernen psychotherapeutischen Ziel, Klienten zu mehr Wahlfreiheit bezüglich ihrer Lebensgestaltung zu verhelfen. Wer willenlos ist, kann nicht wählen.

Das Wort »Hypnose« löst bei vielen Menschen ambivalente Gefühle aus. Magische und überzogene Heilserwartungen stehen auf der einen, Ängste bezüglich eines möglichen Kontrollverlusts oder Missbrauchs durch den Therapeuten auf der anderen Seite. Tatsächlich hat die aus Bühnenshows bekannte Form von Hypnose nichts mit der hier praktizierten Hypnotherapie nach Milton Erickson zu tun, und jeder seriös arbeitende Therapeut möchte sich von solchen Veranstaltungen mit zweifelhaftem Unterhaltungscharakter abgrenzen. Deshalb sollte zu Beginn jeder Hypnosebehandlung entsprechende Aufklärungsarbeit geleistet werden. Die Vorraussetzung dafür ist, selbst mit den Begrifflichkeiten, Phänomenen und Zielen der modernen Hypnotherapie vertraut zu sein. Die folgenden Abschnitte geben Ihnen dazu einen kurzen Überblick.

3.2.1Hypnotherapie, Hypnose und Trance

Die moderne Hypnotherapie stellt ein therapeutisches Verfahren dar, bei dem der Klient mittels der Hypnose in einen besonderen Bewusstseinszustand versetzt wird, in welchem es ihm besser als im Alltagsbewusstsein gelingt, die eigenen Ressourcen zu nutzen.

Die Hypnose ist in diesem Verständnis die Rahmenbedingung, die es erleichtert, die physiologischen, kognitiven und emotionalen Beschränkungen des Alltagskontexts zu verlassen und neue Möglichkeiten der Problemlösung zu erwägen und zu erproben.

Der besondere Bewussteinszustand, in dem sich die hypnotisierte Person befindet, wird als Trance bezeichnet. Innerhalb dieses Zustands einer veränderten mentalen Verarbeitung haben logische Kategorien eine geringere Wertigkeit. Die äußere Realität verliert an Bedeutung, während die Fähigkeit, innere Realitäten intensiv zu erleben und zu visualisieren, zunimmt. Diese Tatsache kann therapeutisch genutzt werden, um Ressourcen zu aktivieren, Umstrukturierungen vorzunehmen und psychosomatische Reaktionen zu beeinflussen – und dies in einer Weise und Intensität, die im normalen Wachzustand nicht möglich wäre.

3.2.2Trancephänomene

Subjektiv führt die Trance zu Prozessen, die sich deutlich vom Alltagsverhalten abheben. Dazu gehören die folgenden, als Trancephänomene bezeichneten Veränderungen.

Trancephänomene:

•körperliche Entspannung bei gleichzeitiger mentaler Wachheit

•lebhafte Vorstellungen

•Verringerung der externen Wahrnehmung

•Analgesie und Immobilität

•Zeitverzerrung (in der Regel Verkürzung um etwa 50 %)

•unter Umständen Amnesie für Tranceinhalte

Anhand nachstehender Verhaltensweisen und beobachtbarer physiologischer Veränderungen beim Klienten lässt sich für den Therapeuten ablesen, ob der Klient sich in Trance befindet.

3.2.3Ziele der Hypnotherapie

Aus den beschriebenen Trancephänomenen lassen sich eine Reihe von Zielen der Hypnotherapie ableiten (Revenstorf u. Peter 2001).

1) Harmonisierung des inneren Milieus

Die sich in der Trance häufig spontan einstellenden physiologischen Entspannungsreaktionen führen zu einer Harmonisierung somatischer Prozesse. Hierdurch werden Stressreaktionen abgebaut, somatische Heilungsprozesse gefördert und das Immunsystem gestärkt. Genutzt werden kann dieser Effekt bei der Behandlung von Krebs, Schlafstörungen und bei bestimmten viralen Infekten.

Trancezeichen:

•Absenkung von Tonus, Herzfrequenz und Blutdruck (das Gesicht wirkt glatter, Darm- und Magengeräusche treten auf)

•Dilatation der Gefäße (erkennbar an der Veränderung der Hautfarbe)

•regelmäßigere, tiefere und langsamere Atmung

•geringere Ansprechbarkeit, Immobilität und »Sprechfaulheit«

•Schluckreflex (häufigeres Schlucken)

•ideomotorische Reaktionen

•veränderte Innervation von Beuge- und Streckmuskulatur (Levitation, Katalepsie)

•Verlangsamung der Lidschlagfrequenz, Lidschluss oder Defokussierung der Augen

Im Fall der Raucherentwöhnung kommt der Harmonisierung des inneren Milieus eine besondere Bedeutung zu. Viele Raucher kannten bislang nur einen Weg, sich zu entspannen: das Rauchen. Durch die Hypnose lernen sie, dass es auch andere, gesündere Wege gibt, vom Alltag abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.

2) Erhöhung der Suggestibilität

Während der hypnotischen Trance ist die Neigung, Gehörtes als bedeutungsvoll anzunehmen, erhöht, die meisten hypnotisierten Personen sind suggestibler als im normalen Alltagsbewusstsein. Für den Therapeuten ergibt sich hierdurch die Möglichkeit, Dinge direkt zu suggerieren, die Verhaltens- oder Einstellungsänderungen erleichtern können.

In der Raucherentwöhnung können das Inhalte sein wie: Bewältigung von Stress und Ärger, Pausen- und Beziehungsgestaltung, sich zu belohnen und zu entspannen … All dies lässt sich definitiv auch ohne zu rauchen realisieren – für Nichtraucher ist dies selbstverständlich, für Raucher jedoch im normalen Alltagsbewusstsein kaum vorstellbar.

3) Veränderung der Wahrnehmung

Durch die Fokussierung des Hypnotisanden auf sein momentanes Erleben steigt der emotionale Gehalt der Tranceerlebnisse stark an. Ähnlich wie in der Gestalttherapie bewirkt diese emotionale Involviertheit ein hohes Maß an Evidenzerleben für die in der Trance gefundenen Problemlösungen. Dies wiederum macht die spätere Umsetzung für den Klienten leichter.

Eine kleine, scheinbar unwichtige Kindheitserinnerung kann in der Trance durch die erhöhte emotionale Involviertheit zum »AhaErlebnis« werden. Ein Klient erinnerte sich beispielsweise an den sinnlichen Genuss, einen Apfel zu essen, den die Oma ihm geschenkt hatte. Wenn ihn die Lust zu rauchen überkam, aß er von da an mit großem Genuss einen Apfel, und die Zigarette blieb ungeraucht.

4) Aktivierung der Vorstellung

Das gesteigerte visuelle Vorstellungsvermögen während der Trance kann genutzt werden, um somatische Heilungsprozesse, beispielsweise bei Krebserkrankungen, über die Visualisierung des entsprechenden Organs zu fördern.

Die Umstellung auf einen bildhaften Verarbeitungsmodus bewirkt außerdem, dass die im Alltagsbewusstsein aktiven logischen Verknüpfungen, die häufig zugleich Einschränkungen des Denkens bewirken, aufgehoben werden. Damit ist der Weg frei für neue, kreative Lösungen.

Im vorliegenden Programm visualisieren die Klienten beispielsweise ihre Lunge symbolhaft durch einen Wald mit Bäumen, Zweigen und kleinen Verästelungen vor und nach dem Rauchstopp. Ein eindrückliches Bild, das bei vielen Teilnehmern bei der Vorstellung des »verrauchten« Waldes körperliche Reaktionen wie Hustenanfälle auslöst.

5) Unwillkürlichkeit

Klienten, die zur Therapie kommen, haben oft ihren Fundus an rational begründeten Strategien bereits erfolglos zur Problemlösung eingesetzt. Unwillkürliche Suchprozesse oder Körperreaktionen wie die Handlevitation bieten hier die Möglichkeit, das erschöpfte bewusste Lösungspotenzial durch unwillkürliche Prozesse zu ergänzen.

Beispielsweise können sich die beiden levitierten Hände treffen, wenn eine Lösung für das Problem des Abstinentwerdens in Aussicht steht.

6) Nutzung »stillen Wissens«

Eng mit dem Aspekt der Unwillkürlichkeit verbunden ist die Idee vom »stillen Wissen« einer Person. Unwillkürliche motorische Veränderungen (wie die Katalepsie) bekommen Signalfunktion, um das verborgene Wissen über Zusammenhänge, mögliche Ursachen eines Problems oder Lösungsmöglichkeiten zu aktivieren.

Ein bekanntes Beispiel aus der Raucherentwöhnung ist die Zigarette, die, in der kataleptischen Hand gehalten, unwillkürlich zu Boden fällt und dem Klienten so vermittelt: »Das Rauchen ist hiermit für immer beendet.«

7) Regression

Wenn Klienten sich in einen Trancezustand begeben, delegieren sie einen Teil ihrer Außenkontrolle an den Therapeuten. Es entsteht eine asymmetrische Rollenverteilung, bei der der Therapeut die Rolle des beschützenden Elternteils, der Klient dagegen eine kindlich-regressive Haltung einnimmt. Dieser Umstand lässt sich therapeutisch nutzen. Zum einen erhöhen sich durch die Regression Suggestibilität, Kreativität und Flexibilität des Klienten, zum anderen wird eine »Nachbeelterung« durch den Therapeuten möglich, was beispielsweise in der Behandlung von in der Kindheit missbrauchten Menschen indiziert sein kann.

In der Raucherentwöhnung kommt der Regression insofern eine besondere Bedeutung zu, als die meist pflichtbewussten Suchtpatienten sich bisher nur eine Form der Regression gegönnt haben: das Rauchen! Daher ist es gerade für diese Klienten wichtig, neue Möglichkeiten kennenzulernen.

3.3Ericksons Verständnis von Hypnose: Moderne Hypnotherapie

Seit 1940 entwickelte der amerikanische Psychiater Milton H. Erickson (1901–1980) eine neue Auffassung von Hypnotherapie, die den Fokus nicht mehr auf die »Macht« des Hypnotherapeuten richtet, seine Klienten effizient zu beeinflussen, sondern auf die Fähigkeiten und die Ressourcen des Hypnotisanden. Sein Verständnis von Therapie und Hypnose ist die Basis des vorliegenden Rauchermanuals. Die wichtigsten Prämissen, Begrifflichkeiten und therapeutischen Vorgehensweisen werden deshalb in den folgenden Abschnitten erläutert (Revenstorf u. Peter 2001).

»Erickson (…) machte die Auffassung populär, dass hypnotische Trance ein Zustand selbstbestimmter Potenz des Individuums sei und einen Zugang zu eigenen Ressourcen darstelle. Die therapeutische Kunst bestehe darin, dem Patienten diesen Zugang zu eröffnen und ihn dann seine eigenen Lösungen finden zu lassen.« (Revenstorf u. Peter 2001, S. 6). Dieser Therapieansatz hatte nicht nur ein neues Hypnoseverständnis zum Inhalt, sondern hatte auch auf andere Therapieschulen, insbesondere auf die Systemische Therapie, weitreichende Auswirkungen.

3.3.1Ressourcenorientierung, Utilisation und Reframing

»Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.« Johann Wolfgang von Goethe

Das Vertrauen, von dem Goethe hier spricht, ist Menschen, die zur psychotherapeutischen Behandlung kommen, meist verloren gegangen. Ressourcenorientierung bedeutet, dass der Therapeut den Fähigkeiten des Klienten vertraut, eine Lösung für seine Probleme zu finden, und dies auch zu vermitteln weiß. Möglichkeiten hierfür bieten die Prinzipien der Utilisation oder des Reframings.

Durch Utilisation umgeht Erickson das, was andere Therapieschulen als »Widerstand« bezeichnen. Alle individuellen Merkmale des Klienten einschließlich des »Widerstands« werden für eine Veränderung genutzt. Schließt ein Klient beispielsweise bei der Tranceinduktion trotz entsprechender Instruktion nicht die Augen, wird dies als besondere Art, in Trance zu gehen, gewürdigt.

Auch das Symptom selbst kann in diesem Sinne »reframed«, also in einen neuen Rahmen oder Kontext gestellt und somit als ein zwar mit Nachteilen behafteter, aber von der Grundintention her sinnvoller Lösungsversuch gekennzeichnet werden. Eine solche Sichtweise verhilft den Klienten zu einem verbesserten Selbstwert, und es werden Selbstheilungskräfte frei, die beim traditionellen defizitorientierten Bild vom unfähigen Patienten, der den kompetenten Therapeuten um Hilfe ersuchen muss, brach liegen bleiben.

Für starke Raucher, die häufig Vorerfahrungen mit anderen Süchten haben (Essen, Alkohol) und deren Selbstwert und Hoffnung auf Erfolg entsprechend gering ist, selbst wenn sie ihre anderen Süchte recht gut kontrollieren können (»Ich habe ein Suchtmuster«), bietet sich folgendes Reframing an: »Hervorragend, dass Sie schon Erfahrung in diesem Bereich haben, dann haben wir hier ja einen wirklichen Spezialisten in der Gruppe … Können Sie für die anderen kurz schildern, was aus Ihrer Sicht beim Abstinentwerden besonders hilfreich ist? Sicher lässt sich da einiges aufs Rauchen übertragen.«

3.3.2Therapeutisches Tertium

Die Grundannahme des ericksonschen Arbeitens, dass jeder Klient alle nötigen Ressourcen zur Bewältigung seiner Probleme in sich trägt, ist für Menschen, die zur Therapie kommen, zunächst kaum nachvollziehbar, da die Notwendigkeit, einen Psychologen aufzusuchen, meist als Beweis der eigenen Unzulänglichkeit gewertet wird. Erickson führt deshalb das Unbewusste als intrapersonale Hilfsgröße ein. Der Klient kann seine Selbstheilungskräfte in eine wohlwollende und weise Instanz innerhalb seiner selbst – nämlich ins Unbewusste – projizieren. So fällt es ihm leichter, an die eigene Kompetenz zu glauben.

In der Raucherentwöhnung ist dieses »Dritte im Bunde« häufig die »Stimme des Körpers«, derjenige Anteil, der wünscht, dass der Körper lange und gesund leben kann, und der schon immer wusste, was ihm wirklich guttut.

Zur Frage, ob es neben Klient und Therapeut dieses dritte Medium in der Therapie, das ericksonsche Unbewusste, wirklich gebe, sei zunächst auf die Kriterien der Konstruktion von Wirklichkeit verwiesen. Gemäß den Aussagen des radikalen Konstruktivismus (zum Beispiel Watzlawick 1978) ist unser kognitives System semantisch geschlossen. Das bedeutet, dass die wahrgenommene Wirklichkeit als von außen kommend erlebt, dabei aber in ihrer Bedeutung intern konstruiert wird. Im Gegensatz zur Einbildung wird dabei als »wirklich« wahrgenommen, was folgende Kriterien erfüllt:

•Die Sinnesorgane werden angesprochen, und die Wahrnehmungen der einzelnen Sinnesorgane sind untereinander stimmig.

•Das Wahrnehmungsobjekt ist im Raum lokalisierbar, besitzt eine konstante Form und bewegt sich aus sich selbst.

•Mit dem wahrgenommenen Objekt können Handlungen vollzogen werden, es ist möglich, mit ihm in Interaktion zu treten, und es wird als bedeutungsvoll bewertet.

All diese Kriterien erfüllt das in der Trance erlebte »Unbewusste« und wird deshalb als real existierend erlebt. Insofern ist das Therapeutische Tertium zunächst ein Konstrukt, welches für die Beteiligten mit zunehmender Nützlichkeit immer »wirklicher« wird. Tatsächlich kann aber auch etwas noch »Wirklicheres« gemeint sein, wenn vom Unbewussten die Rede ist, nämlich die als neuronale Spuren im Langzeitspeicher niedergelegten Erinnerungen und Fähigkeiten eines Menschen, die zur aktuellen Lösungsfindung genutzt werden können (Revenstorf 1994a).

3.3.3Destabilisierung

Menschen gehen dann zum Psychotherapeuten, wenn ihre gewohnten und bewährten Bewältigungsstrategien an ihre Grenzen stoßen und damit dysfunktional werden. Trotz der offensichtlichen Insuffizienz der bisherigen Denkschemata und Verhaltensmuster fällt es den meisten Klienten schwer, die gewohnte Strategie abzulegen. Erickson geht davon aus, dass es seinen Patienten im Zustand der Destabilisierung leichter fällt, neue Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Gemäß der modernen systemischen Auffassung bedeutet therapeutische Veränderung das Aufgeben einer Homöostase, was aber nur dann möglich ist, wenn das System einen »Attraktor« verlassen kann, um einen neuen aufzusuchen. Der dazwischenliegende »energetische Hügel« wird mithilfe der Destabilisierung leichter überwunden.

Erreicht wird dieser labile Zustand zum Beispiel durch eine komplizierte Tranceinduktion, »die durch so zahlreiche kognitiv kaum zu bewältigende, logisch nur schwer nachvollziehbare, unter Umständen nicht verständliche komplizierte oder unvollständige verbale und grammatikalische Konstruktionen, die tiefer zu erfassen nur Sie, der Leser oder die Leserin (und vielleicht nicht einmal Sie) heute oder morgen oder irgend eines Tages in der Lage sein werden oder jetzt schon sind, falls Sie es nicht im nächsten Moment sein werden oder bereits waren, während Ihr bewusstes Verständnis Ihnen sagt, dass Sie schon verstanden haben, was es unbewusst zu verstehen gab, und Sie weiter darüber nachdenken, ob Sie bezüglich dieser Passage schon jetzt oder erst zu einem späteren Zeitpunkt für sich zu einem tieferen Verständnis kommen wollen …«

Die Technik dieser kognitiven Überlastung dürfte am letzten Absatz deutlich geworden sein. Das entspricht etwa dem Effekt, der sich bei der Lektüre entsprechender Fachliteratur oder beim Anhören bestimmter Vorträge spontan innerhalb kurzer Zeit einstellt; aufgrund einer kognitiven Überlastung durch Verwirrung oder Langeweile zieht es der Leser oder Zuhörer vor, in Trance zu gehen.

3.3.4Minimale Veränderung mit Kaskadeneffekt

Die Nutzung des Kaskadeneffekts beruht auf dem Gedanken, dass schon eine winzige Variation in einem eingefahrenen Muster weitreichende Veränderungen nach sich ziehen kann. Diese erste kleine Veränderung versucht Erickson seinen Klienten teilweise noch zu erleichtern, indem sie auf einem Nebenschauplatz erzielt wird, der mit dem eigentlichen Problem nichts zu tun zu haben scheint. Hat die Neuorganisation des Verhaltens auf diese Weise ihren Anfang genommen, kann sie leichter in anderen Verhaltensbereichen fortgeführt werden.

3.3.5Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses

Die in der Trance gefundenen kreativen Problemlösungen sind häufig für das rationale Denken des Klienten zunächst nicht akzeptabel. Daher ist es laut Erickson sinnvoll, die neue Lösung für einige Zeit vor dem allzu kritischen bewussten Denken zu schützen, indem die Tranceinhalte nicht direkt im Anschluss an die Rückführung besprochen und spontane Amnesien bestehen gelassen oder gefördert werden.

Im Sinne der Selbstorganisation von Systemen wird der Veränderungsprozess also durch Destabilisierung zunächst auf der unbewussten Ebene angeregt und durch den Kaskadeneffekt eine weitreichende Fluktuation ausgelöst. Der Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses hält das System eine ausreichende Zeit so flexibel, dass die Neuorganisation ungestört von kritischen rationalen Einwänden erfolgen und die Veränderung sich etablieren kann.

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