Kitabı oku: «Vom Geschenk der Dankbarkeit», sayfa 2

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Das andere existentielle Staunen ist das zugleich beglückende wie fast erschrockene Erstauntsein darüber, dass es einen Gott gibt. Der österreichische Religionsphilosoph Ferdinand Ebner spricht immer wieder von der Freude, „dass Gott ist“: „Die wahre Freude des Lebens ist die im tiefsten Leid sich bewährende, von keinem Leid zu verzehrende Freude, dass Gott ist und dass der Mensch Gottes Kind ist.“ Wenig später heißt es: „Ärger, Kränkung, Neid, Hass, Leid – alles das, so tief es auch gehen kann, ist nur an der Oberfläche unseres Wesens. Dessen Tiefe weiß nichts davon, da ist nur Liebe zu Gott und zum Nächsten und die Freude, dass Gott ist.“4 Glaube ist Staunen darüber, „dass Gott ist“. Er habe sich niemals an die Existenz Gottes gewöhnt, sagt rückblickend André Frossard, der 1935 als zwanzigjähriger Atheist in einer Pariser Kirche von einem Augenblick auf den anderen zum gläubigen Christen wird. Kenne ich das Staunen darüber, dass Gott ist? Hat mich schon einmal, vielleicht völlig unvermittelt, tiefe Freude überfallen, einfach weil er da ist? „Wir danken Dir, dass Du uns berufen hast, vor Dir zu stehen und Dir zu dienen“, beten wir in einem Hochgebet bei der Feier der Eucharistie. Das unwillkürliche Staunen ist eine der schönsten Formen der Dankbarkeit.

Zustimmen

Ich habe einmal mit einer Familie und ihren Gästen zu einem hohen runden Geburtstag einen Gottesdienst gefeiert und dabei über die Dankbarkeit gepredigt: Der Rückblick auf ein langes Leben macht dankbar, davon war ich überzeugt. Hinterher kam eine Teilnehmerin mit versteinerter Miene zu mir: „Und was ist, wenn ich keinen Grund zur Dankbarkeit habe? Ich kann nicht dankbar sein für meine Vergangenheit!“

Niemand kann immer nur dankbar sein. Dankbarkeit stellt sich nicht auf Befehl ein. Es wäre völlig abwegig, für alles danken zu wollen. Die Ehrfurcht vor dem Leiden anderer Menschen, die Erfahrung von Grausamkeit und Sinnlosigkeit gebieten geradezu, nicht dankbar zu sein, sondern zu schreien und sich aufzulehnen. Oder auch einfach zu schweigen. Es ist typisch für menschenverachtende Ideologien, alles gut und positiv darzustellen und den Menschen damit zu vergewaltigen. Dankbarkeit darf nie ideologisch erzwungen werden. Zum erwachsenen geistlichen Leben gehören auch das Hadern mit Gott und der Protest aus dem Glauben.

Manchmal dürfen wir Momente tiefer Dankbarkeit erleben. Vielleicht tatsächlich bei einem runden Geburtstag, einem Jubiläum oder einer besonderen Glückserfahrung: Da begegnet einem der Partner oder die Partnerin fürs Leben, jemand wird Vater oder Mutter, kommt bei einem Unfall mit einem blauen Auge davon oder findet nach langer Suche endlich eine Arbeitsstelle. Tiefe Dankbarkeit aber stellt sich ab und zu auch ganz unvermittelt und scheinbar ohne greifbaren Anlass ein, zwischendurch, mitten im Alltag. Da spüre ich: Es ist gut, so wie es ist. Ich fühle mich am richtigen Platz. Es passt. Ich empfinde innere Ruhe und einen tiefen Frieden. Und das, obwohl eben nicht alles immer nur glattläuft. Ich habe Schwierigkeiten und Fragen. Meine Geschichte war nicht immer einfach. Manches im Blick auf meine Zukunft beunruhigt mich. Und doch: Es ist gut so.

Dankbarkeit ist mehr als die Freude am Gelungenen und Schönen. Ich habe das in Gesprächen immer wieder von Menschen gehört: „Was ich da durchgemacht habe, das wünsche ich niemandem. Das war eine schwere Zeit. Und doch bin ich dankbar für diese Erfahrung.“ Dankbarkeit ist ein Ja, eine tiefe Einwilligung in das Dasein mit allen seinen Facetten, eine Zustimmung zum Ganzen. Ich bin in einem letzten Einvernehmen mit mir selbst und meinem Leben. „Dankt für alles“, schreibt Paulus an die Gemeinde in Thessalonich (1 Thess 5,18). Im Blick auf das Ganze einer Beziehung, auf das Ganze des Lebens kann ich auch für Schweres und Dunkles dankbar sein. Und es gibt Dankbarkeit mitten im Schmerz, das zeigt die Erfahrung der Trauer: Das Leiden am Fehlen eines geliebten Menschen kann sich verbinden mit tiefer Dankbarkeit dafür, dass ich ihn kennen durfte und wir ein Stück Leben miteinander geteilt haben. In der Trauer sind völlig widersprüchliche Empfindungen als eine einzige Erfahrung da, ohne dass sie sich gegenseitig aufheben würden: Der tiefe Schmerz verhindert nicht, gleichzeitig dankbar zu sein, und die Empfindung tiefer Dankbarkeit nimmt dem Schmerz nichts von seiner Schärfe. Im Gegenteil: Je dankbarer ich an einen Menschen zurückdenke, umso mehr schmerzt mich sein Verlust, und je mehr mich sein Fehlen zerreißt, umso dankbarer erinnere ich mich an ihn.

Solche Dankbarkeit für das Ganze rührt an die Erfahrung von Sinn. Wir sprechen so leicht vom „Sinn des Lebens“, als könnte man diesen wie ein Ding erwerben, vor sich hinstellen und betrachten, einem anderen erklären und weitergeben. Sinn ist nie Besitz. Manchmal darf ich im Durcheinander des Lebens, in dem, was quält und ratlos und wütend macht, was langweilt und ermüdet, Spuren von Sinn erfahren. „Das macht Sinn!“, sagen wir gerne. Diese Wendung ist aus dem Englischen entlehnt. Im Deutschen haben wir eine andere, sehr schöne Formulierung: „Das ergibt Sinn!“ Sinn kann nicht gemacht werden. Sinn erschließt sich mir im Nach-Sinnen. Sinn wird gegeben.

Ich kann Sinn erfahren in der dankbaren Zustimmung zum Ganzen, auch wenn ich vieles davon nicht verstehe. Das Ja zum Ganzen meint nicht, dass es vollständig und in allen seinen Teilen sinnvoll ist. Aber in ihm steckt Sinn. Ich vertraue darauf, dass es in einem tiefen Sinnzusammenhang aufgehoben ist. „Du wagst dein Ja – und erlebst einen Sinn. Du wiederholst dein Ja – und alles bekommt Sinn. Wenn alles Sinn hat, wie kannst du anderes leben als ein Ja?“5, schreibt Dag Hammarskjöld. Die Zustimmung zum Ganzen ist Ausdruck tiefer Dankbarkeit. Dankbarkeit lebt aus einer letzten „Zustimmung zur Welt“ (Josef Pieper) und zum Leben. Zustimmung meint nicht Erklärung. Ich stimme nicht zu, weil ich alles durchschaut habe, sondern weil ich trotz aller Fragen vertrauend Ja sagen kann. „Wenn wir eine Frage ganz stellen, dann werden wir feststellen, dass die Antwort auf jedes ‚Warum?‘ ein ‚Ja!‘ ist“, sagt der Benediktiner David Steindl-Rast.6 Die Dankbarkeit für das Ganze bewahrt vor einer letzten Verzweiflung.

Das Ja zum Ganzen vollzieht sich nicht nur als vertrauensvolle Einwilligung, es kann auch die Form eines trotzigen Dennoch annehmen. Es zeigt sich gleicherweise als Ergebung und Widerstand. „Trotzdem Ja zum Leben sagen“, so hat der Wiener Psychotherapeut und Psychiater Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, seine schrecklichen Erfahrungen in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern überschrieben. Er hat erlebt, wie ein tiefes Ja zum Leben und damit die Möglichkeit von Sinn selbst unter den menschenverachtendsten Bedingungen und in einer zerstörerischen Todesmaschinerie psychische und physische Kraft geben können.

Tiefe Zustimmung zur Welt und zum Ganzen atmet auch der Sonnengesang, den Franz von Assisi gegen Ende seines Lebens im Winter 1224/25 verfasst hat. Er dichtet das dankbare Loblied auf den Schöpfer in einer schweren Krise, als er krank, von ständigen Schmerzen gequält und fast blind von Klara und ihren Schwestern in San Damiano gepflegt wird. Wir sind ganz gut über seine Krankheiten informiert. Eine chronische Malaria zeigte sich in Schüttelfrost, Übelkeit und Kopfweh. Aus dem Orient hatte er eine Augenkrankheit mitgebracht. Er litt an einer Anämie, an Magen- und Darmgeschwüren. Seit Herbst 1224 machten ihm die Wundmale an den Füßen das Gehen fast unmöglich. Die bunten Blumen, die er besingt, kann er also kaum noch sehen, die vielfältigen Früchte nicht mehr genießen. Vor Schwester Sonne muss er sich schützen, weil sie seinen entzündeten Augen weh tut. Und er besingt eben nicht nur die Sonne und den Tag, sondern auch die Nacht und die Sterne. Nicht nur heiteres, sondern „jegliches“ Wetter, also auch Sturm und Nebel, Hagel und Schnee. Wenn er dann am Ende jene Menschen seligpreist, die um der Liebe Gottes willen verzeihen und Krankheit und Drangsal in Frieden ertragen, wird deutlich: Für ihn muss der dankbare Lobpreis die Erfahrung von menschlicher Gebrechlichkeit, Schmerzen und Not nicht ausklammern. Selbst durch Schwester Tod wird Gott gelobt! Im Danken gehört alles zusammen, das Helle und das Dunkle, Himmel und Erde, Feuer und Wasser, Leiden und Lieben, Krankheit und Frieden, Leben und Tod.

Zustimmung zum Ganzen, Ja zum Leben in allen seinen Facetten – ein Blick in die Schriften von Franziskus zeigt, dass er das ernst meint. Auch in der Krankheit bleibt er dankbar und fordert zur Dankbarkeit auf. So bittet er in seiner ersten Regel „den kranken Bruder, für alles dem Schöpfer Dank zu sagen, und er möge so zu sein verlangen, wie der Herr ihn will, gesund oder krank“ (NbR 10, FQ 79; vgl. auch 2 C 175, FQ 394). Er selbst, das berichtet sein erster Biograf Thomas von Celano, ertrug sein schweres Augenleiden „ungefähr zwei Jahre in aller Geduld und Demut, wobei er in allem Gott Dank sagte“ (1 C 102, FQ 261). Krankheit ist auch bei den Schwestern in San Damiano eine alltäglich gegenwärtige Realität. Von Klara selbst weiß ihr zeitgenössischer Biograf, „dass in achtundzwanzig Jahren fortwährender Krankheit kein Murren zu hören war und keine Klage. Vielmehr kam aus ihrem Mund stets heiliges Gespräch, stets Danksagung hervor“ (LebKl 39, KQ 329). Zustimmung ist eine tiefe Form von Dankbarkeit.

2.Dankend glauben lernen

Zugegeben, es ist eine steile These, aber ich bin davon überzeugt: Echte Dankbarkeit ist immer auch eine spirituelle und religiöse Erfahrung. In ihr übersteigt der Mensch sich selbst, ohne dass ihm dies bewusst sein und Gott dabei ausdrücklich vorkommen müsste. Damit soll niemand religiös vereinnahmt werden. Unser Nachdenken geht vielmehr in die entgegengesetzte Richtung: Auch der christliche Glaube ist in seinen wesentlichen Vollzügen Ausdruck gelebter Dankbarkeit. Was ich erfahre, wenn ich wirklich dankbar bin, lässt mich verstehen, was Glauben bedeutet. Der Glaube erschließt sich in der Dankbarkeit. Dankend kann man glauben lernen. Dankbarkeit buchstabieren heißt Glauben buchstabieren. Versuchen wir das.

Das große Du

Wer dankt, ist zunächst für etwas dankbar. Aber es geht in der Dankbarkeit nie nur um eine Sache, die mir geschenkt wurde. Ich nehme nicht nur wahr, was ich bekommen habe, sondern frage auch, wer es mir gegeben hat, wem ich es verdanke. Das Geschenk verweist auf jemanden, der es mir geschenkt hat. Im Geschenk begegne ich der Person, die mich beschenkt. So verweist die Dankbarkeit immer schon auf ein Du, auf ein personales Gegenüber, dem ich meinen Dank bekunden kann. Wer wirklich dankbar ist, klopft sich nicht selbst auf die Schulter, um sich zu bestätigen: „Das hast du wieder mal prima gemacht!“ Niemand kann sich selbst Danke sagen. Dankbarkeit ist immer relational, sie setzt mich in Beziehung zu einer Wirklichkeit außerhalb von mir.

Damit ist die Erfahrung von Dankbarkeit eine Erfahrung von Transzendenz. Im Danken begegne ich einem großen Du. Auch Menschen, die nicht an Gott glauben, haben einen Adressaten, an den sie ihre Dankbarkeit richten: Sie danken dem Leben, dem Schicksal, den glücklichen Umständen. Das oft gedankenlos ausgesprochene „Gott sei Dank!“ unserer Alltagssprache bedeutet für die meisten Menschen so viel wie „Da habe ich aber nochmal Glück gehabt!“ Es wird nur selten bewusst, dass wir dabei das Wort „Gott“ in den Mund nehmen. Aber diese formelhafte Wendung zeigt, wie sich der Mensch in der Dankbarkeit selbst übersteigt und dabei eine Größe ins Spiel kommt, zu der er sich selbst in Beziehung setzt. Der britische Maler und Dichter Dante Gabriel Rossetti, so Gilbert Keith Chesterton in seinem Franziskus-Buch, habe einmal bemerkt, es sei für einen Atheisten ein schwieriger Moment, wenn er sich tief dankbar fühle, aber niemanden habe, dem er danken könne.

Wenn ich glauben darf, danke ich Gott. Dabei erfahre ich, was das alte Wort Gnade meint: Ich bekomme etwas geschenkt, was ich selbst weder machen noch kaufen kann. Ich habe es nicht verdient. Es ist umsonst, gratis, eben „gratia“ – das lateinische Wort für Gnade. „Für den dankbaren Menschen ist im Erlebnis des Dankens ein Zugang zur absoluten Person gegeben“, schreibt der Philosoph Balduin Schwarz. „Es handelt sich hier nicht um einen formalen ‚Beweis‘ der Existenz Gottes, sondern um einen Akt des lebendigen Vollziehens der Beziehung zu Gott. Wie wir im Danken den anderen Menschen berühren, so gilt für die Berührung Gottes im Dankgebet das herrliche Wort Hölderlins: ‚Ihn kennt der Dank.‘ Und in diesem Dank … wird das Leben selber sinnvoll.“7

Wer glauben darf, der erfährt: Die Dankbarkeit führt zu Jesus. Dies zeigt sehr schön die Perikope der zehn Aussätzigen, die von Jesus geheilt werden. Nur einer kehrt zurück und dankt ihm. Dankbarkeit ist also keine direkte und unmittelbare Reaktion auf eine positive Erfahrung, so wie der Schmerz eine automatische Reaktion auf eine Verwundung ist. Geheilt wurden alle. Aber nur der dankbare Samariter findet Jesus. Im Danken finden wir Jesus: Am Beginn sind die Aussätzigen weit weg von ihm. Sie bleiben in der Ferne stehen. Auch die Heilung schafft noch keine Nähe zu Jesus, denn er spricht mit ihnen aus der Distanz. Sie werden erst geheilt, als sie schon wieder auf dem Weg sind, also von ihm weggehen. Nur der, der dankt, ist am Ende ganz nah bei ihm und fällt ihm zu Füßen. Dankbarkeit führt zu Jesus.

Warum aber dankt nur einer, obwohl doch zehn geheilt wurden? In einem Kindergottesdienst hat mir auf diese Frage ein Kind einmal geantwortet: „Die anderen haben gedacht: Das ist mir doch scheißegal, Hauptsache, ich bin gesund!“ So wird es gewesen sein: Die neun Männer waren einfach nur froh, dass es ihnen wieder gut ging. Warum, das spielte eigentlich keine Rolle. Und sollte doch jemand darüber nachgedacht haben, so gab es durchaus andere Erklärungsmöglichkeiten: Vielleicht war es einfach Zufall. Oder er hatte schlichtweg Glück gehabt. Es kann eine ganz natürliche Entwicklung gewesen sein, die Krankheit war sowieso schon am Abklingen. Er gehörte eben zu dem statistischen Prozentsatz, bei dem die Krankheit nicht zum Tod führt. Es gibt viele Erklärungen und sie sind durchaus plausibel. Dankbarkeit entspringt nicht automatisch einer äußeren Situation, die ist bei allen zehn Männern gleich, alle wurden geheilt. Dankbarkeit entfaltet sich in der Beziehung zu Jesus. In der Beziehung zu ihm sehe ich mein Leben mit anderen Augen. Es ist wie mit Wundern: Nicht irgendwelche Wunder führen zum Glauben. Sondern wer glaubt, erlebt immer wieder Wunderbares. Wer glaubt, sagt nicht: Jesus, du musst mir helfen, dann danke ich dir. Sondern: Ich will mit dir leben und bei dir bleiben, in guten und in schweren Tagen. Dann wird er vieles erfahren, was ihn tief dankbar macht.

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