Kitabı oku: «Eine Geschichte des Krieges», sayfa 21
400 000 Krankenpflegerinnen beim Deutschen Roten Kreuz
Der Zweite Weltkrieg (1939–1945) war in noch weit größerem Ausmaß als der Erste Weltkrieg gekennzeichnet durch den Einsatz riesiger Menschenmassen, einer noch weiter entwickelten leistungsstarken Militärtechnik und Ausrüstung sowie neuer Kommunikationstechnologien. Schon wenige Zahlen machen die Dimensionen des Zweiten Weltkrieges und seiner Auswirkungen sichtbar: Etwa 80 bis 110 Millionen Soldaten wurden in 72 beteiligten Ländern mobilisiert; 35 Millionen kamen als kriegsbeschädigte Veteranen zurück; 18 Millionen endeten in Kriegsgefangenschaft; und 26 Millionen starben. Mit 29 Millionen überstieg die Anzahl der toten Zivilist*innen die der gefallenen Soldaten deutlich. 11 Millionen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten wurden in Gefängnissen, Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet, darunter allein bis zu 6 Millionen Jüdinnen und Juden.
Die Vorbereitungen für den Zweiten Weltkrieg begannen, ähnlich wie für den Ersten, lange vor dem tatsächlichen Beginn der Kampfhandlungen. Ein erstes deutliches Signal, dass das »Dritte Reich« sich auf einen neuen Krieg vorbereitete, war die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht mit dem Wehrgesetz von Mai 1935, mit dem der Versailler Vertrag gebrochen wurde. Das Gesetz bildete zugleich die rechtliche Basis für den Dienst von Frauen. Diese und andere bald folgende Maßnahmen zeigten von Anfang an, dass sich der NS-Staat und sein Militär auf einen hochindustrialisierten Massenkrieg einstellten, für den notfalls entgegen der eigenen Geschlechterideologie die gesamte deutsche Bevölkerung einschließlich der Frauen zu mobilisieren war. Allerdings bestand die – irrige – Hoffnung, dass dies vermeidbar sein würde, da der Krieg aufgrund der eigenen Überlegenheit nicht lange dauern würde.
Bereits in der Zwischenkriegszeit waren von Militärs und Politikern in allen europäischen Staaten intensiv die »Lehren« aus dem Ersten Weltkrieg für den zu erwartenden nächsten Krieg erörtert worden. In diesem Zusammenhang kam auch der Begriff des »totalen Krieges« erstmals auf. Einigkeit scheint darüber geherrscht zu haben, dass die Heimatfront aufgrund der massiven Industrialisierung der Kriegführung zunehmend wichtiger für Erfolg oder Versagen der neuen Form des »totalen Krieges« werden würde. Die gesamte Bevölkerung müsse, wie es in einem deutschen Text von 1935 hieß, eine »Volksarmee« werden und Frauen müssten für diese neue Form der industrialisierten Massenkriegführung in verstärkter Weise mobilisiert werden, da die Grenzen zwischen »Heimat« und »Front« noch weit fließender als im Ersten Weltkrieg werden würden. Zudem zogen alle Kriegsparteien aus dem Ersten Weltkrieg die Konsequenz, dass die Versorgung der Heimatfront sehr viel besser organisiert werden müsste, um Hungerproteste und eine Rebellion der Zivilbevölkerung gegen den Krieg wie 1916 / 17 in Deutschland, Italien, Österreich und Russland zu vermeiden. Dies war eine Lehre, die vor allem die Nationalsozialisten aus dem Ersten Weltkrieg zogen. Ihre brutale und extreme Ausbeutung und Ausplünderung der besetzten Regionen sicherte die Versorgung der deutschen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg bis in das letzte Kriegsjahr.
Die Bedeutung der Heimatfront nahm in der Tat im Zweiten Weltkrieg weiter zu, was sich in der weiter wachsenden Einbeziehung der Zivilbevölkerung in den Krieg zeigte, deren Kriegsunterstützung in der Kriegsfürsorge, Kriegswirtschaft, Kriegskrankenpflege und zudem im Militär selbst und im Luftschutz unabdingbar wurde. Der notwendige Einsatz großer Teile der Bevölkerung wurde in den meisten kriegführenden Ländern noch systematischer als im Ersten Weltkrieg vom Staat zu lenken versucht, der wie in Deutschland, Großbritannien und der Sowjetunion selbst vor einer Zwangsverpflichtung von Frauen nicht zurückschreckte, als es notwendig wurde. Diese Politik wurde durch die öffentliche Sozialfürsorge für die Familien der eingezogenen Soldaten und die Kinder der erwerbstätigen Mütter begleitet. Auch eine Rationierung der Güter des täglichen Bedarfs gehörte wieder zum Repertoire der staatlichen Kriegsadministrationen.
Wie auch während des Ersten Weltkrieges stieg in der Folge der Anteil der Frauen in den Kriegsindustrien deutlich an, wobei das Ausmaß von dem Stand der Industrialisierung und dem Grad der Einbeziehung von Frauen in die ganztägige Erwerbsarbeit der Vorkriegszeit abhing. Je höher die Frauenerwerbsquote vor dem Krieg gewesen war, desto geringer fiel in der Regel ihr Anstieg während des Krieges aus, weil vor allem bei den alleinstehenden Frauen die Reserven schon in erheblichem Maße ausgeschöpft waren. Eine deutliche Zunahme zeigten vor allem der Anteil der verheirateten unter den erwerbstätigen Frauen sowie der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in der Industrie, der 1944 in Großbritannien und Deutschland bei 31 Prozent und in den USA bei 29 Prozent lag. Der durchschnittliche Frauenanteil an allen Erwerbstätigen erreichte in allen drei Ländern um die 30 Prozent und war damit nicht viel höher als vor dem Krieg. Ähnlich wie während des Ersten Weltkrieges fand vor allem eine Verschiebung der Arbeitsbereiche bereits erwerbstätiger Frauen von der Landwirtschaft und dem Servicesektor in die Industrie statt. Eine Ausnahme war hier die Entwicklung in der Sowjetunion, wo der Anteil der Frauen an allen Erwerbstätigen zwischen 1940 und 1944 von 40 Prozent auf 60 Prozent stieg, was eine Folge der massiven Mobilisierung für die Armee und ihrer außerordentlich hohen Verluste war.
Hunderttausende von Frauen kamen während des Zweiten Weltkrieges erstmals auch direkt im Militär zum Einsatz. Zum einen nahm die Bedeutung von Frauen in der Kriegskrankenpflege weiter zu. Neben der Zahl der Krankenschwestern und -helferinnen stieg nun auch die der Ärztinnen deutlich an, vor allem in der Sowjetunion. Dem Deutschen Roten Kreuz dienten in den Kriegsjahren nahezu 400 000 Rot-Kreuz-Krankenschwestern und Schwesternhelferinnen. Mindestens 25 000 Frauen wurden vom Britischen Roten Kreuz als professionelle Krankenschwestern beschäftigt, zusammen mit einer bis heute unbekannten Zahl von VAD-Helferinnen. Schätzungsweise 66 000 Krankenschwestern wurden vom US Army Nurse Corps überwiegend in Übersee eingesetzt. In der Sowjetunion dienten ca. 300 000 Frauen als Krankenschwestern und 80 000 als Ärztinnen in den Militärlazaretten.
Zum anderen kamen vor allem junge und ledige Frauen in erheblich größerer Zahl als noch im Ersten Weltkrieg als sogenannte Helferinnen im amerikanischen, britischen und deutschen Militär zum Einsatz, um Männer für den Frontdienst freizustellen. Sie ersetzten Soldaten in der Militärverwaltung, dem Transportwesen und der Kommunikations- und Nachrichtentechnik. Etwa 500 000 Frauen dienten zwischen 1939 und 1945 als Wehrmachtshelferinnen, darunter 160 000 als sogenannte FLAK-Helferinnen in den Kampfpositionen der Flugabwehr. 600 000 Frauen dienten als auxiliaries im britischen Militär. Die US Armed Forces beschäftigten 150 000 Frauen als auxiliaries, 20 000 von ihnen in Übersee. In der Roten Armee der Sowjetunion sowie den Partisanentruppen der Befreiungsarmeen, die gegen die deutsche Okkupation kämpften, wurden Frauen auch als Soldatinnen an der Kampffront eingesetzt. Schätzungsweise 520 000 Frauen dienten in den regulären Truppen der Roten Armee. Mindestens 120 000 von ihnen kämpften unmittelbar an der Front, zusätzlich dienten 200 000 als sogenannte combat medics, Soldatinnen, die eine medizinische Grundausbildung hatten und Erste Hilfe leisten konnten. Schätzungsweise 100 000 Frauen unterstützten den Kampf der jugoslawischen Befreiungsarmee. Der Frauenanteil im Militär schwankte im Zweiten Weltkrieg zwischen 2 bis 3 Prozent in der US Army, 5 Prozent in der Wehrmacht und 10 Prozent in der Roten Armee.
Hinzu kam während des Zweiten Weltkrieges der Einsatz von nicht eingezogenen Männern, aber auch Frauen beim zivilen Luftschutz. Beispielsweise wurden im Territorium des Deutschen Reiches vom Reichsluftschutzbund ca. 500 000 weibliche Hilfskräfte eingesetzt. Allerdings war die überwiegende Mehrzahl der 1,5 Millionen Mitglieder in den 75 000 Ortsgruppen männlich. Die gleiche Zahl von Frauen wurde in der Sowjetunion für Luftschutz und Luftverteidigung aufgeboten. In Großbritannien war der Einsatz von Frauen in der Home Guard, der neben dem Luftschutz auch die freiwillige Luftverteidigung oblag, lange umstritten. Die 1,5 Millionen Freiwilligen waren überwiegend nicht wehrpflichtige Männer zwischen 17 und 65 Jahren. Erst nach erheblichen Konflikten wurde die Women’s Home Defence 1941 zunächst inoffiziell und später auch offiziell anerkannt. Die Zahl der Mitglieder war auf 80 000 begrenzt.
Die wachsende Einbeziehung der Heimatfront zeigte sich im Zweiten Weltkrieg zudem in dem weit größeren Ausmaß, in dem die Zivilbevölkerung zu einem Ziel und damit auch Opfer der Kriegführung wurde. Neben die Mittel, die bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt worden waren, wie der Wirtschaftsblockade, trat jetzt der systematische Bombenkrieg nicht nur gegen kriegswichtige Industrieanlagen, sondern auch die gegnerische Bevölkerung vor allem in den Städten. Hinzu kam auf dem europäischen Kontinent ein Okkupationsregime der Nationalsozialisten, das neben extremer wirtschaftlicher Ausbeutung extensive Zwangsarbeit für Männer und Frauen im arbeitsfähigen Alter brachte. Allein 7,5 Millionen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen wurden vom nationalsozialistischen Deutschland in der heimischen Industrie und Landwirtschaft eingesetzt. Einher ging der Krieg zudem mit wachsender sexueller Gewalt, die – wie die neuere Forschung zeigt – von Soldaten aller Armeen ausgeübt wurde und von erzwungenen Beziehungen über Vergewaltigungen bis zur Zwangsprostitution reichte. Die Wehrmacht organisierte beispielsweise 500 Bordelle, in denen Frauen in den besetzten Gebieten zur Prostitution gezwungen wurden. Die Eroberungs- und Okkupationspolitik des NS-Regimes gipfelte in der Shoah.
Diese Brutalisierung und Totalisierung der Kriegführung, die auch vor der Zivilbevölkerung nicht haltmachte, wirkte sich aufgrund der imperialistischen und rassistischen Politik der Nationalsozialisten im Osten Europas besonders dramatisch aus. Allein die Sowjetunion beklagte 14 Millionen tote Zivilisten zusätzlich zu 13 Millionen gefallenen Soldaten in den Jahren 1941 bis 1945. Verglichen damit waren die Verluste Großbritanniens mit fast 160 000 toten Zivilist*innen und 280 000 Soldaten, Frankreichs mit ca. 150 000 toten Zivilist*innen und 210 000 Soldaten und Deutschlands mit nahezu 1,2 Millionen toten Zivilisten und 5,2 Millionen Soldaten zwischen 1939 und 1945 gering. Eine ganz andere, sehr viel weniger dramatische Bedeutung hatte der Begriff »Heimatfront« für kriegsbeteiligte Staaten, deren Territorium nicht ernsthaft angegriffen wurde, wie die USA, die etwas mehr als 407 000 gefallene Soldaten zwischen 1941 bis 1945 zu beklagen hatten. Bei einer genaueren Analyse der Heimatfronten des Zweiten Weltkrieges, die hier nicht möglich ist, ist es deshalb außerordentlich wichtig, die erheblichen regionalen Unterschiede in den Blick zu nehmen. Wie dieser knappe Überblick zeigt, wurden die in politischen und militärischen Diskursen und der Kriegspropaganda weiterhin sorgfältig aufrechterhaltenen (Geschlechter-)Grenzen zwischen »Heimat« und »Front«, die der Begriff »Heimatfront« implizit voraussetzte, in der Praxis des »totalen Krieges« zwischen 1939 und 1945 für die Zivilbevölkerung der meisten kriegsbeteiligten Staaten früher oder später vollends hinfällig. Frauen waren während des Zweiten Weltkrieges gezwungen, mehr und mehr Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Militär zu übernehmen, die vor dem Krieg Männern vorbehalten waren. Dies stellte die überkommene Geschlechterordnung grundlegend infrage. Am deutlichsten war dies bei dem in allen Kriegsgesellschaften umstrittenen Einsatz von Frauen im Militär, vor allem im Kampfeinsatz, der Fall. Denn das Recht zum Waffentragen und damit die Pflicht, im Kriegsfall »Heimat« und »Vaterland« zu verteidigen, waren traditionell Männern vorbehalten. Im Zeitalter des Luftkrieges konnten Männer als Soldaten die durch Frauen und Familie repräsentierte »Heimat« allerdings unmöglich schützen.
Die »Heimat« war mehr noch als in den meisten vorherigen Kriegen zur »Front« geworden, nicht nur als Heimatfront, sondern auch als Kriegsfront. Dies galt nicht nur für die erste Phase des Krieges, die durch die Eroberung weiter Teile Europas sowie Afrikas und Asiens durch die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan gekennzeichnet war. Dies galt auch für die folgenden Verteidigungskämpfe und die Rückeroberung der durch die Achsenmächte okkupierten Territorien durch die offiziellen Truppen der Alliierten unter Führung von Großbritannien, Frankreich, der Sowjetunion und den USA und die mit ihnen verbündeten Partisanenarmeen. Diese erreichten vor allem in Osteuropa, Jugoslawien, Griechenland und Italien 1944 / 45 eine erhebliche Größe und konnten nur mit der Unterstützung von weiten Teilen der Zivilbevölkerung erfolgreich kämpfen.
Obwohl die Differenzierung von »Heimat« und »Front« ebenso wie zwischen Heimatfront und Kriegsfront in der Realität des Zweiten Weltkrieges in vielen kriegsbeteiligten Regionen hinfällig geworden war – was die Brutalisierung und Totalisierung der Kriegführung in einem Krieg reflektiert, der mehr als alle vorherigen dem Idealtyp des »totalen Krieges« entsprach –, wurde diese Differenzierung in der Kriegspropaganda beibehalten. Ein Hauptgrund hierfür ist die Notwendigkeit, Männern ein Motiv zu geben, für das es sich zu kämpfen lohnte. Weshalb u. a. in den neuen Massenmedien Radio und Film alles getan wurde, um die alten Ideale von der nationalen Geschlechterordnung des Krieges entgegen der Realität weiter zu propagieren. Hinzu kam zum einen, dass während des Krieges die Hierarchie zwischen Heimatfront und Kriegsfront und damit die durch beide repräsentierte Geschlechterordnung diskursiv in der Kriegspropaganda wiederhergestellt werden musste, um den Grenzüberschreitungen in der Praxis des Krieges entgegenzuwirken. Zum anderen wurde bereits während des Krieges die Nachkriegszeit ideologisch vorbereitet, in der mit der Friedensordnung die während des Krieges zumindest partiell infrage gestellte hierarchische Geschlechterordnung wiederhergestellt werden sollte, um die Integration der heimkehrenden Soldaten zu gewährleisten, die primär durch die Familien geleistet wurde.
Karen Hagemann ist James G. Kenan Distinguished Professor für Geschichte an der Universität von North Carolina in Chapel Hill. Sie hat zahlreiche Publikationen in den Bereichen moderne deutsche, europäische und transatlantische Geschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte und Militärgeschichte veröffentlicht, u. a. Umkämpftes Gedächtnis: Die Antinapoleonischen Kriege in der deutschen Erinnerung (Paderborn 2019) und als Herausgeberin zusammen mit Donna Harsch und Friederike Brühöfener, Gendering Post-1945 German History: Entanglements (New York 2019).
Literaturhinweise
Es gibt keine zusammenfassende, einen längeren Zeitraum umfassende Überblicksdarstellung zur Geschichte der Heimatfront, nur Einzelstudien zu verschiedenen Kriegen, die die Beziehung von Militär, Krieg und Gesellschaft mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten in den Blick nehmen. Nur ein Teil dieser Darstellungen integriert systematisch eine Geschlechterperspektive. Auch Darstellungen, die verschiedene Kriege vergleichen, sind sehr selten. Ausnahmen sind: Karen Hagemann u. a. (Hg.), Oxford Handbook on Gender, War and the Western World since 1600 (Oxford 2018), und das damit in Verbindung stehende Digital Humanities Project der »Bibliography, Filmography and Webography on Gender, War and Western World since 1600« (http://gwc.unc.edu/welcome); Erica Carter u. a. (Hg.), Civilians and War in Europe, 1618–1815 (Liverpool 2012); Roger Chickering und Stig Förster (Hg.), War in an Age of Revolution, 1775–1815 (Washington, D. C. 2010); und Karen Hagemann u. a. (Hg.), Gender, War and Politics: Transatlantic Perspectives, 1775–1830 (Basingstoke 2010). Wichtig für die europäischen Nationalkriege des 19. Jahrhunderts sind u. a.: Alexander Seyferth, Die Heimatfront 1870 / 71: Wirtschaft und Gesellschaft im deutsch-französischen Krieg (Paderborn 2007); Stéphane Audoin-Rouzeau, 1870: La France Dans La Guerre (Paris 1989); und Jean H. Quataert, Staging Philanthropy: Patriotic Women and the National Imagination in Dynastic Germany, 1813–1916 (Ann Arbor 2001). Zur Debatte über den »totalen Krieg«: David Bell, The First Total War: Napoleon’s Europe and the Birth of Warfare as We Know It (Boston 2007); Stig Förster u. a. (Hg.), On the Road to Total War: The American Civil War and the German Wars of Unification, 1861–1871 (Washington, D. C. 2007); Manfred F. Boemeke u. a. (Hg.), Anticipating Total War: The German and American Experiences, 1871–1914 (New York 1999); Roger Chickering u. a. (Hg.), Great War, Total War: Combat and Mobilization on the Western Front, 1914–1918 (Washington, D. C. 2000); Roger Chickering u. a. (Hg.), A World at Total War: Global Conflict and the Politics of Destruction, 1937–1945 (Washington, D. C. 2005). Der Umfang der Literatur zur Heimatfront im Ersten und Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen und vor allem zur Rolle der Frauen, die sehr viel besser erforscht ist als die der Männer, ist viel zu groß, als dass hier auch nur die wichtigsten Titel genannt werden könnten. Einen aktuellen Überblick zum Forschungsstand gibt: Hagemann u. a. (Hg.), Oxford Handbook on Gender, War and the Western World since 1600, Teil III. Vergleichend zur Kriegserfahrung und -bedeutung der Zivilist*innen im Ersten Weltkrieg: Tammy M. Proctor, Civilians in a World at War, 1914–1918 (New York 2010); erste Studien zur Rolle der Männer an der Heimatfront sind: Laura Ugolini, Civvies: Middle Class Men on the Eglish Homefront, 1914–18 (Manchester 2013); und Linsey Robb, Men at Work: The Working Man in British Culture, 1939–1945 (Basingstoke 2015); zum Ersten und Zweiten Weltkrieg: Margaret R. Higonnet u. a. (Hg.), Behind the Lines: Gender and the Two World Wars (New Haven 1987); Billie Melman (Hg.), Borderlines: Genders and Identities in War and Peace, 1870–1930 (New York 1997); Karen Hagemann und Stephanie Schüler-Springorum (Hg.), Heimat-Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege (Frankfurt am Main 2002); Nicole Ann Dombrowski (Hg.), Women and War in the Twentieth Century: Enlisted with or without Consent (New York 2004); Maria Bucur und Nancy M. Wingfield (Hg.), Gender and War in Twentieth-Century Eastern Europe (Bloomington 2006); Maren Röger und Ruth Leiserowitz (Hg.), Women and Men at War: A Gender Perspective on World War II and its Aftermath in Central and Eastern Europe (Osnabrück 2012); und Christa Hämmerle u. a. (Hg.), Gender and the First World War (Basingstoke 2014).
Querverweise
Die Zeit der Bürgersoldat*innen78
Die »Fabrikation« von Soldat*innen301
Ist der Krieg reine Männersache?369
Die Welt der Partisaninnen und Partisanen381
Der Bombenkrieg, vom Boden aus betrachtet568
1914–1945: Die Gesellschaften machen mobil611
Japan: der Krieg der anderen?624
Hunger als Waffe639
Vergewaltigung: eine Kriegswaffe?684
1David Bell, zit. n. Karen Hagemann, Umkämpftes Gedächtnis. Die Antinapoleonischen Kriege in der deutschen Erinnerung, Paderborn 2019, S. 11.
2David Gates, The Napoleonic Wars, 1803–1815, London 1997, S. 272.
3Roger Chickering / Stig Förster / Bernd Greiner (Hg.), A World at Total War: Global Conflict and the Politics of Destruction, 1937–1945, Cambridge / Washington 2005, S. 56.
Carl Bouchard
Nie wieder Krieg!
Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Gruppierungen, die sich für den Frieden einsetzten. Der Pazifismus als Massenbewegung entwickelte sich in den westlichen Gesellschaften am Ende des Ersten Weltkrieges. Hiroshima führte zu einer weltweiten Bewusstseinsbildung.
In Anbetracht all der menschlichen Konflikte, die die Geschichte und Erinnerung prägen, erfordert es einen Akt des Glaubens, den Krieg nicht als unabänderliches Schicksal anzusehen. Und es erfordert auch Mut. In einer traditionell durch männliche Werte bestimmten Welt ist es der ebenso grausame wie ruhmreiche und heroische Krieg, an dem diese Werte sich in höchster Form beweisen. Erst mit zunehmender Profanierung des Krieges gewann das Sprechen vom Frieden an Legitimität. Für die westlichen Gesellschaften bedeutete der Erste Weltkrieg einen Wendepunkt: Am Ende dieses grauenhaften Konflikts wagten Millionen von Menschen – echte Männer, weil sie im Kampf gewesen waren –, sich Pazifisten zu nennen. Auf globaler Ebene lässt sich die spätere, aber umso nachhaltigere Entstehung eines pazifistischen Bewusstseins in einem Wort zusammenfassen: Hiroshima.
Der Legitimierungsprozess des Friedensdiskurses reicht jedoch sehr viel weiter zurück. Er hat seine Ursprünge in verschiedenen philosophischen, religiösen, ideologischen Quellen, von denen einige, soweit es den Westen betrifft, auf die Anfänge des Christentums zurückgehen. Entwürfe für einen Weltfrieden speisten sich aus den Ideen von Philosophen und politischen Denkern des Mittelalters und der Moderne, doch ihre Zahl und Wirkungsmacht nahm erst später, im Europa der Aufklärung, zu. Theoretische Werke wie Kants philosophische Abhandlung Zum ewigen Frieden oder der eher politische Traktat vom ewigen Frieden des Abbé de Saint-Pierre gaben eine Orientierung, welche Formen eine internationale Ordnung annehmen könnte, die sich durch kluge Verbindung moralisch ausgerichteten Regierungshandelns und gemeinsamer Regeln für die internationalen Beziehungen vom Krieg befreite.