Kitabı oku: «Der Fumpp des Königs», sayfa 2

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An den Wänden der Grotte waren in die alten morschen Halterungen leuchtende Fackeln gedrückt worden, die mit ihrem unruhigen Flackern geisterhafte und bedrohliche Schemen und Schatten an die Wände warfen. Im Hintergrund hörte man Wasser tropfen, das von den wenigen Stalagmiten und Stalaktiten stammte, die im hintersten Teil der Grotte wuchsen.

Das war die Wohnstatt des ältesten Zauberers des Reiches. Während alle anderen nach und nach verbannt worden waren, hatte man den altersschwachen Rami in seiner geliebten Grotte wohnen lassen. Sollte er sich allerdings etwas zuschulden kommen lassen, so hätte er sein Leben verwirkt, denn dann würde ihn der königliche Zauberausschuss ebenfalls aus dem Reich entfernen oder je nach der Schwere des Verbrechens möglicherweise töten.

Letzteres war den gutmütigen BLIMPP natürlich verhasst und sie hofften, dass sie das nie anwenden müssten, aber man kann es ja durchaus mal androhen … so unter Freunden …

Der alte Rami wohnte schon seit achthundertneunundzwanzig Jahren in der kahlen Grotte, die den Bösen des Landes schon seit Anbeginn der Zeit immer als Versammlungsplatz diente, wenn neue Gemeinheiten ausgeheckt werden sollten.

Die anderen Magier waren zu diesem Treffen allerdings unter erheblicher Gefahr aus den vier letzten Zauberwohnstätten und zugleich Verbannungsorten der Welt angereist: Von der Monsterinsel im Drachenmeer, aus der Höllengruft im Schwefelgebirge, aus dem Sturmschloss über den Wolken und aus der Spiegelwelt, in die nur die bösesten Magier verbannt worden waren.

(Aus der Spiegelwelt? wird der Leser sich fragen. Ja, genau. Denn zum einen hatten diese Verbannten ein Schlupfloch im Ratsbeschluss gefunden, und zum anderen waren sie in all den Verbannungsjahren nicht untätig geblieben und hatten es geschafft, sich auf verschlungenen magischen Pfaden ohne Verlust ihrer ohnehin nur noch geringen Kräfte herauszuschmuggeln.

Das Schlupfloch war ganz einfach die Tatsache, dass es ihnen verboten war, sich in der normalen Welt zwischen den Menschen zu bewegen. Aber sie befanden sich hier nicht in der normalen Welt, sondern in einem Verbannungsort und auch nicht unter Menschen.

Schwieriger war die Reise dorthin, die sie schließlich auf den verschlungenen magischen Pfaden, Abkürzungen durch Parallelwelten und Durchgänge durch magische Zeitlöcher und Dimensionsportale durchführen mussten, die aber schwer zu finden waren und nur unter gesundheitlichen Einbußen benutzt werden konnten. Dadurch konnte man aber das Verbot, sich in der normalen Welt zu bewegen, umgehen.

Wegen der großen Gefahr, die damit verbunden war, war dies jedoch in den letzten paar tausend Jahren nur ein oder zweimal vorgekommen. Und die genauen Hintergründe sind so kompliziert, dass diese ein separates Buch füllen würden. Also belassen wir es lieber bei dieser Randbemerkung.)

Sie wussten genau, dass das gefährlich war, da sie wie Vogelfreie beim Verlassen ihrer Verbannungsorte einfach getötet werden konnten, sollten sie entdeckt werden.

Aber wer die Weltherrschaft an sich reißen wollte, musste eben gewisse Risiken eingehen, weshalb die Magier auch bereit waren, sich von Zeit zu Zeit beim alten Rami in der Grotte zu treffen – in der Hoffnung, auf dem Weg dorthin oder von dort zurück nicht entdeckt zu werden.

Und unter uns gesagt gab es nicht besonders viele Bürger im Königreich, die sich gerne freiwillig auf Zaubererjagd begeben hätten, so waren diese also trotz aller Sanktionen in relativer Sicherheit. Immerhin hätten sich die Zauberer aus drei der Verbannungsorte noch etwas besser zu verteidigen gewusst, als die Zwangsbewohner der Spiegelwelt, denen beim Überqueren der Schwelle die Kräfte abhandenkamen.

Weswegen man diese Bewohner nur sehr selten bei den letzten Versammlungen angetroffen hatte. Sie waren gerade zweimal dabei gewesen und das auch nur, um zu testen, ob der neu entdeckte magische Reiseweg und die Rückkehr funktionierten. Und um ihre E-Mail-Adressen und Handy-Nummern auszutauschen, damit man künftig auch auf anderen Wegen in Kontakt bleiben konnte.

Ein paar Worte zur Spiegelwelt:

Wir haben bisher die Spiegelwelt leider noch nicht genauer vorgestellt, das sollte an dieser Stelle kurz nachgeholt werden. Mit ihr hat es eine ganz besondere Bewandtnis: In ihr leben nicht einfach die Spiegelbilder der Menschen, wie man aufgrund des Namens annehmen könnte. Das ist höchstens in billigen Filmen so. Nein, in der Spiegelwelt leben lediglich die hervorstechendsten Eigenschaften einer jeden Person aus der realen Welt weiter.

Also jemand, dessen Haupteigenschaft der Humor ist, lebt dort tagaus tagein als Spaßvogel, ohne jemals etwas anderes zu tun, als sich zu freuen. Wer jedoch die meiste Zeit über deprimiert ist, wird in der Spiegelwelt auf eine ausschließlich schwer depressive Person treffen und so weiter.

Einschränkend kommt hinzu, dass diese Menschen oder Eigenschaften in der Spiegelwelt nicht als Personen aus Fleisch und Blut, sondern vielmehr nur als Abbild oder Geist ihrer selbst weiterleben. Sie sind beinahe durchsichtig und nur zweidimensional – man kann sie also von der Seite nicht sehen.

Darüber hinaus ist die Spiegelwelt selbst eigentlich eine leere Welt, die nur durch die seelenlosen Schatten der menschlichen Abbilder bevölkert wird. Und nach der großen Verbannungsaktion eine Ansammlung vieler böser, unzufriedener „Spiegelbilder“, was den Ort noch um einiges unerfreulicher macht.

(Wer übrigens alles in die Spiegelwelt kommt und warum, ist ein Thema, das man wieder ausführlich besprechen müsste, was aber hier zu weit führen würde. Vielleicht erfahren Sie es an anderer Stelle oder bei anderer Gelegenheit. Oder wenn Sie selbst dort landen, was ich Ihnen allerdings nicht wünschen würde.)

Das besonders tragische Highlight an der Sache ist, dass die verbannten Zauberer mit ihrem richtigen Körpern und nicht als Schatten in diese Welt hineinversetzt worden sind. Somit leben sie in dieser schauerlichen Welt praktisch in einem surrealen Tagtraum – und das stinkt ihnen ganz schön.

Verständlich, dass sie trotz all ihrer schlechter Charakterzüge und ihrer Boshaftigkeit diesen sogar für ihren Geschmack düsteren Ort ein wenig durch das Herbeizaubern netter Dinge aufpeppten, weil es sonst gar zu deprimierend wäre.

Und obwohl das alle hin und wieder tun, ist es doch sehr beschämend, wenn man von anderen Bösewichten dabei erwischt wird, sich einen hübschen Vogel oder eine wohlriechende Blume zu zaubern. Man ist dann dem Gespött der anderen hilflos ausgeliefert, die natürlich umso fieser lachen, weil sie ja wissen, dass ihnen dasselbe passieren könnte.

Trotzdem war es ihnen mit der Zeit gelungen, etwas Farbe in die Spiegelwelt zu bringen und sie hatten sie ganz nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. Dass ab und zu ein hirnloser zweidimensionaler Schatten – durchaus auch der von bösen Menschen – an ihnen vorüberhuschte, ignorierten sie mit der Zeit.

Natürlich baute sich jeder Fiesling gleich nach seiner Ankunft ein eigenes Schloss, da es nun mal eine hervorstechende Eigenschaft eines Bösewichts ist, darzustellen, was man hat und was man kann.

Da es nicht allzu viele Magier in der Spiegelwelt gab (zum einen war es ja ein Ort für die Übelsten und somit ein Privileg hier zu sein und zum anderen hatten sie sich teilweise vor lauter Langeweile gegenseitig getötet oder waren altershalber der Welt entglitten), hatte jeder genügend Platz für seine triumphalen Bauten und man ging sich auch meistens aus dem Weg, um seinen eigenen bösen Gedanken besser nachhängen zu können. Und weil man die anderen nicht leiden konnte.

Nur wenn die Einsamkeit zu groß war, setzte man sich in der Spiegelwelt gelegentlich zusammen, um gemeinsam zu beratschlagen, wie man denn aus dieser Welt wieder hinausgelangen und obendrein seine Kräfte behalten oder steigern konnte wie in den guten alten Zeiten. Doch bisher war trotz der unzähligen Treffen keine der halb ausgegorenen Ideen brauchbar genug gewesen, um sie tatsächlich in die Tat umsetzen zu können.

Und mittlerweile lebte lediglich noch ein einziger fieser Zauberer dort, der sich weder mit jemandem zusammenrotten noch beratschlagen konnte. Daher hatte er auch heute den gefährlichen Weg in Ramis Höhle angetreten, um bei dem wichtigen Treffen dabei sein zu können.

Wir blenden wieder um in Ramis Höhle:

Heute hatten sie sich also in Ramis Höhle getroffen, um den besten aller Pläne zu besprechen: wie sie an die Zauberkräfte von FUMPP kommen könnten und das möglichst, ohne das eigene Leben zu verlieren. Es würde ja genügen, wenn einer der anderen dabei umkäme, oder auch mehrere, oder alle bis auf einen …

FUMPP war selbstverständlich aktuell das einzige und wichtigste Ziel, da er der Letzte und Mächtigste der BLIMPP war und wusste, wo sich das wertvolle Zauberbuch befand. Er war quasi eine lebende Legende. Auch wenn das teilweise überbewertet wurde, fand der ein oder andere von sich eingenommene Fiesling.

So auch der letzte Einwohner der Spiegelwelt, Mura, der sich heute auf den gefährlichen Weg gemacht hatte, um sich an der Diskussion und der Ausarbeitung des Schlachtplanes zu beteiligen. Natürlich würde er die dabei gewonnenen Erkenntnisse zum eigenen Nutzen einsetzen.

Er hatte, seit er allein lebte, nämlich pausenlos an einer Stärkung seiner Kräfte gearbeitet und nebenbei die Reise auf den geheimen magischen Pfaden perfektioniert.

Wobei man andeuten muss, dass er seine Kräfte bereits so weit im Griff hatte, dass er mit ein wenig Glück auch durch die Menschenwelt hätte reisen können, ohne seine Kräfte einzubüßen, aber er wollte nichts riskieren. Ein solcher wagemutiger Versuch wäre höchstens in einem extremen Notfall angebracht.

Mura hatte sich vorgenommen, sich bei den zu erwartenden Mobbing-Attacken der anderen als relativ hilf- und schutzlos zu präsentieren, damit sie ihn nicht als so gefährlich einstuften, wie er eigentlich war.

Sie gingen ja davon aus, dass er so gut wie gar keine – wenn nicht sogar wirklich überhaupt keine – Zauberkräfte mit aus der Spiegelwelt herüberbringen konnte. Da hieß es also Zähne zusammenbeißen, egal, was kam.

Und wie erwartet war er gleich nach seiner Ankunft dem Spott und den fiesen Tricks der anderen ausgesetzt. Kurz nach dem Betreten der Grotte hatte er plötzlich in einem rosa Ballettröckchen und passendem Zubehör da gestanden. Das Grölen der Umstehenden hatte ihn kaltgelassen. Allerdings nur äußerlich. Er hatte ja keine Chance, sich zur Wehr zu setzen. Aber innerlich brodelte er. Er würde es den anderen schon noch zeigen.

Also rückte er den soeben hinzugekommenen Dutt zurecht und fragte übellaunig: »Also, Rami, welche neuen Ideen hast du für die Machtübernahme ausgedacht?« Den groben Plan mit der Andeutung der Entführung des Königs hatte Rami den anderen schon in einer seiner Rundmails angedeutet, aber es ging hier ja um die finale Absprache und die genauen Details.

Rami, der bis eben noch genauso finster aus seinem Umhang geschaut hatte, wie die anderen, musste über das plötzliche Erscheinen der albernen Frisur bei Mura lachen und sich an seinem Sprechpult festhalten, während ihm einige Lachtränen über die faltigen Wangen liefen.

Die anderen schlugen sich gegenseitig auf die Schulter und ihre gemeinsamen Lachsalven hallten schaurig von den Wänden der feuchten Grotte wider. Mura blickte angepisst und ungläubig von einem zum anderen. Es ist manchmal auch wirklich nicht zu fassen, über welche albernen Kleinigkeiten sich erwachsene Männer erheitern können.

»Wenn ihr euch dann wieder einkriegen könntet ...?«, fragte Mura mit hochgezogenen Augenbrauen. Rami hüstelte und gab Mura seine ursprüngliche Frisur zurück. Es ging immerhin um ein ernstes Thema. Später blieb noch genug Zeit, Mura zu ärgern. Rami rückte seine Brille zurecht und blickte über ihren Rand hinweg in die Runde.

»Also, ich habe folgende Idee: Wir können FUMPP die Zauberkräfte nicht mit Gewalt wegnehmen. Viel zu viele von uns sind bereits gescheitert.

Wir sollten also den König statt durch Zauberei mit einer einfachen List entführen und FUMPP dann auffordern, dass er seine Kräfte gegen das Leben des Königs eintauscht.

Möglicherweise könnten wir uns sogar an die Abmachung halten und den König am Leben lassen. Er ist nicht wichtig für uns.

Wenn wir die Macht übernehmen, könnte es sogar lustig sein, ihn als unseren Diener ein wenig zu quälen oder so. Das können wir aber im Einzelnen noch besprechen, sobald es soweit ist. Was haltet ihr davon?«

Die Magier murmelten durcheinander. Ja, die Idee an sich war nicht schlecht, aber welche List sollte man anwenden? Die Grundidee war ihnen klar, aber selbst eine List zu entwickeln, daran haperte es praktisch bei allen Anwesenden.

Wenn schwere Magie (ab Magiestärke 5) angewendet wurde, würde der Magie-Sensor von FUMPP sofort Alarm schlagen, egal, wo er sich gerade aufhielt, und er könnte in seiner Zauberkugel gleich nachschauen, wo diese Magie zum Einsatz gebracht worden war. Wenn sie dann erst einmal aufgeflogen waren, würde er sie vielleicht in irgendetwas Widerliches verwandeln.

Nicht, dass die Magier etwas gegen widerliche Dinge hätten, aber man hatte als Person ja auch seinen Stolz und könnte außerdem als pickeliger Wurm oder warzige Kröte nicht so viel aus sich machen. Da würden auch die besten Kleider nichts mehr nützen, um sich angenehm präsentieren zu können.

Nein, Rami hatte recht. Es sollte eine List gefunden werden. Rami schaute erwartungsvoll von einem zum anderen.

»Ich fürchte«, sagte er dann, »dass niemand von euch spontan einen ausführbaren Einfall hat.« Und das war sowieso klar, weil ihr alle Hohlköpfe seid, fügte er innerlich hinzu.

»Wie wäre es denn, wenn ihr euch Gedanken macht und wir uns dann in zwei Wochen wieder hier treffen? Wir können dann unsere Ideen austauschen und die beste davon in die Tat umsetzen. Denkt daran, meine Freunde: Gemeinsam sind wir stark.«

Nachdenkliches und zustimmendes Nicken breitete sich langsam wie eine Woge in der Grotte aus, während die Versammlung bereits dem Ausgang zustrebte. Mit höflichen Abschiedsfloskeln wurde hier spärlich umgegangen.

Mura ging erst zum Schluss aus der Höhle. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen, denn er hatte keine Lust, sich in mühsamer Kleinarbeit die vielen Verhexungen wieder wegzuzaubern, wenn er in der Spiegelwelt angelangt war. Hier wollte er ja so tun, als hätte er keine nennenswerten Kräfte. Trotzdem stolperte er Sekunden später fluchend über den acht Meter langen Vollbart, den Rami ihm noch zum Abschied hingehext hatte.

»Witzig!«, schimpfte Mura, als er sich aufrappelte und den Bart zusammenraffte. Mit der haarigen Ansammlung unter dem rechten Arm eilte er durch die geheimen magischen Tunnel heimwärts und das spöttische Lachen der Freunde hallte hinter ihm her und brach sich an den Bergen.

Das Echo verfolgte ihn noch ein ganzes Stück, was nicht gerade zur Verbesserung seiner Laune beitrug. »Euch werde ich es schon noch zeigen«, schimpfte er und hing sehr bösen Gedanken nach, die wir lieber an dieser Stelle nicht wiedergeben.

KAPITEL 2

DAS SCHLOSS UND DIE UMGEBUNG, KNUT, FUMPP UND PALLINA

Wie eingangs bereits erwähnt, herrscht in TWAAN ein beliebter König. Ein Mensch, kein Zauberer, versteht sich. Magier haben keinen Nerv und kein Verständnis für derartig starre und überflüssige Strukturen. Die Guten sind eher der Demokratie zugeneigt und die Bösen der Anarchie und damit wäre schon alles gesagt. Aber sie gönnen den Menschen ihren Spaß.

Das Schloss von König Stiffler und das kleine Dorf Freudenau, über das es sich majestätisch erhob, lagen im Morgengrauen noch sehr still da. Kaum jemand war um diese Zeit unterwegs. Nur einige unerschrockene Frühaufsteher, die ihre Hunde ausführen wollten oder zwielichtige Gestalten, die unbeobachtet von der Welt ihren üblen Machenschaften nachzugehen beabsichtigten, waren schon auf den Beinen.

Und natürlich das stets schlecht gelaunte Schlossgrabenkrokodil, das träge in der dunklen Brühe lag und ab und zu die Augen öffnete, um eventuelle Eindringlinge zu entdecken und zu verspeisen. Das Krokodil seufzte.

Früher war es einmal eine sehr wichtige Aufgabe gewesen, Schlösser und Burgen vor Eindringlingen zu schützen. Und die gefährlichsten und gefürchtetsten Krokodile wurden bevorzugt zum Schutz der edlen Herren eingestellt, wo sie dann in üppig ausgestatteten, gemütlichen Schlossgräben ihr Dasein fristeten und reichlich zu Fressen bekamen.

Hauptsächlich das Fleisch derer, die Übles im Sinn hatten oder auch der unverbesserlichen Hausierer, die immer dachten, dass niemand, der eine redliche Absicht hatte, etwas zu befürchten haben musste. Denn ihrer Meinung nach hatten sie selbstverständlich ebendiese.

Was wer denkt, ist einem hungrigen Krokodil nur leider völlig schnuppe und man durfte nicht wählerisch sein, wenn man etwas in den Magen bekommen wollte. So kamen öfters einige Herolde nicht mit ihren wichtigen Nachrichten in der Burg an, weil sie im Magen der Schutzkrokodile landeten.

Der Hofmarschall war jedoch nach einer Weile sehr ungehalten über diese Situation. Als er den Krokodilen einmal mit Notschlachtung gedroht hatte, erhöhte sich schlagartig die Zahl der eingehenden Mitteilungen und Postzustellungen. Die Krokodile hatten schweren Herzens einsehen müssen, dass ein arbeitsloses Schutzkrokodil nicht mehr überall unterkommen würde. Und ein Totes erst recht nicht.

Man musste also wohl oder übel sein Magenknurren überhören und lediglich grimmig dreinblicken, wenn wieder ein ängstlicher Herold oder ein panischer Postbote über den Steg ins Schloss rannten. Man durfte die Hoffnung nicht verlieren, dass der unfreundliche Hofmarschall später in Ausübung seiner lästigen Pflicht den Krokodilen das verdiente Essen servieren würde. Was er meistens auch tat.

Knut war das letzte Krokodil seiner Art und im Großen und Ganzen recht unzufrieden mit seiner Stellung. Seit moderne Zeiten Einzug gehalten hatten und das Mittelalter vorbei war, kamen Nachrichten eher per Fax oder E-Mail und es gab kaum noch aufdringliche Hausierer. Zuletzt hatte Knut vor einigen Monaten ein paar örtliche Sektierer der »Zeugen des Hofes« verspeist, aber das war auch alles.

Außerdem ließ seine Behausung schwer zu wünschen übrig. Das Wasser war schon länger nicht mehr erneuert worden und hatte auch nicht die gewerkschaftlich geforderte Mindestwasserhöhe. Leider war Knut jedoch das letzte Schutzkrokodil und somit auch einziger Gewerkschafter. Es gab keine Stelle, an der er sich hätte beschweren können. Er hatte bereits versucht, eine Petition an König Stiffler einzureichen, hatte aber niemanden gefunden, der sie für ihn mit unterzeichnet hätte.

Unzufrieden hatte er schließlich gestreikt, was aber keinem aufgefallen war. Also war er wieder fließend vom streikenden Daliegen zum bewachenden Daliegen übergegangen, hatte sich jedoch beim Hofmarschall darüber beschwert, dass die Gesamtsituation recht unerfreulich wäre.

Der Hofmarschall wäre an sich viel zu faul gewesen, um Knut zu helfen, aber König Stiffler hatte sich in nicht unerheblicher Lautstärke und außerdem ziemlich unköniglich über den bestialischen Gestank des Schlossgrabens beschwert. Also hatte der Hofmarschall flugs alles in die Wege geleitet, um das Wasser säubern und erneuern zu lassen. Außerdem würde es ab sofort regelmäßig gefiltert und der vorgeschriebene Wasserstand eingehalten werden.

Zusätzlich würde Knut aus der königlichen Küche verköstigt werden, da einfach zu wenige ungebetene Gäste eindrangen, als dass er davon hätte satt werden können. Wenn der Hofmarschall Wort hielt, würden die Maßnahmen heute noch durchgeführt. Und falls nicht? Notfalls könnte Knut den Hofmarschall fressen, um ihm eine Lehre zu erteilen. Aber auf Dauer wäre das keine wirklich befriedigende Situation.

Knut hing seinen dunklen Gedanken nach, während ganz zaghaft am Horizont die Sonne aufging. Sie hatte heute noch nicht ausgeschlafen und raffte sich nur sehr lustlos dazu auf, am Himmel zu erscheinen.

Die königliche Familie lag noch im zufriedenen Tiefschlaf. Der dicke König Stiffler schnarchte ohrenbetäubend, was Königin Cookie durch ihre Ohrstöpsel hindurch jedoch nicht wahrnahm. Sie träumte zufrieden von neuen Leckereien, denn sie war eine kleine Naschkatze und es war ihrer Familie und ihren Untertanen ganz und gar unbegreiflich, wie sie bei den Unmengen an Süßigkeiten, die sie verdrückte, so bezaubernd und schlank bleiben konnte. Sie ließ sich gern dafür bewundern, hütete sich aber davor, zuzugeben, dass sie das einem kleinen Zauber von FUMPP zu verdanken hatte.

Solche Geheimnisse werden von Berühmtheiten schließlich nie ausposaunt. Man denke nur an die Horden bildhübscher Schnullywood-Diven aus der benachbarten Filmstadt, die alle von Natur aus wunderschön sind, die man aber häufig nachts zu FUMPP schleichen sieht.

Die schöne Prinzessin Findi träumte dagegen weniger von Süßigkeiten, sondern hatte einen zarten, farbenfrohen Traum, den sie später in ihrem Zeichenpavillon im Schlossgarten auf Leinwand bannen würde, denn sie war eine begnadete Malerin.

Und der kleine Prinz Pini träumte wilde und aufregende Geschichten von Rittern und Drachen und bösen Zauberern, die er allesamt aufspürte und tötete und die ganze Welt rettete. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf sein träumendes Gesicht.

Nur der kleine Magier Kai - beziehungsweise FUMPP - war schon wach und rekelte sich ausgiebig in seinem Bett hoch oben in seinem Turm. Der König hatte seinem privaten Leibwächter extra einen eigenen Turm bauen lassen, der an Luxus dem restlichen Schloss in nichts nachstand. Es war mit allem Modernen ausgestattet, was FUMPP brauchen konnte – auch wenn der König noch nicht alles kannte, was FUMPP gern hatte.

Er musste sich einige Gegenstände, die der Zeit weit voraus waren, herbeizaubern. Aber das machte nichts. Kai hatte seinen eigenen Turm sehr gern und genoss die wunderschöne Aussicht. Obendrein hatte er unten im Schloss, wo früher die Verliese waren, noch einige weitere Gemächer, die er für seine zauberhaften Verrichtungen ganz nach Belieben benutzen konnte. FUMPP konnte sich wirklich nicht beklagen.

Direkt aus der Eingangshalle des Schlosses führte eine mit Teppichen belegte Treppe in das Turmzimmer, in dem FUMPP hauste. Die Teppiche waren selbstverständlich rutschfest, damit sein kleiner Hund nicht darauf ausrutschte, wenn er ihm schneller als eine Kanonenkugel treppauf und treppab folgte.

Das Zimmer war hell und freundlich und bot aus den drei großen Fenstern einen guten Ausblick auf das Dorf und die angrenzenden Wälder. Direkt vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch, der in die runde Wand unterhalb des Fensterbrettes eingepasst war, nebst kleinen Beistellschränken für seine magischen Bücher und Utensilien. Hier konnte FUMPP sein Aufgeschriebenes und seine Tagebücher verwalten oder Kreuzworträtsel lösen, um die grauen Zellen in Schwung zu halten.

In der linken Ecke stand unter dem Fenster sein großes Himmelbett, etwas abgetrennt durch einen hübschen Vorhang und in der rechten Ecke ein kleiner Esstisch mit vier magisch verzierten Stühlen. Eine Küche hatte FUMPP nicht, da er sich sein Essen aus der Schlossküche kommen lassen konnte oder auch einfach herbeizauberte – ganz nach Wunsch.

Ein Badezimmer war im Schloss ebenfalls nicht üblich – vor allem nicht im Turmzimmer, aber FUMPP konnte sich mit seiner Zauberkraft nach Belieben einen Zuber mit heißem Wasser beschaffen und brauchte auf Reinlichkeiten aller Art nicht zu verzichten. Für hygienische Bedürfnisse war direkt hinter der Eingangstür ein kleines Waschbecken mit Spiegel angebracht worden, das man durch eine spanische Wand vom restlichen Zimmer abgetrennt hatte. Und eine Toilette konnte er auf Wunsch herbei- und wieder wegzaubern.

Neben seinem Bett stand ein kleiner Nachttisch mit einem Hologrammwecker. Diesen konnte er jeden Morgen nach Wunsch programmieren. Am liebsten ließ er sich vom Hologramm seiner Lieblingsschauspielerin Angela Pamperson wecken, die ihm ins Ohr flüsterte »Wach auf, Liebling!« Irgendwann war ihm dieses Programm zu abgedroschen vorgekommen und seither ließ er sich stattdessen von einem kleinen Feuerwerk wecken, das das ganze Zimmer hübsch erhellte, während »Morning has broken« erklang. Alle anderen Gegenstände, die er benötigte, konnte er sich nach Belieben magisch beschaffen.

Heute Morgen war er ganz von selbst – ohne Wecker aufgewacht. Jetzt war er noch unschlüssig, ob er bereits aufstehen oder lieber noch ein wenig vor sich hindösen sollte. Es waren für heute keine königlichen Termine vorgesehen und so brauchte er auch nicht sofort mit der Bewachung zu beginnen.

Gemütlich kuschelte er sich tiefer in sein weiches Kissen und griff sich die Fernbedienung seines Plasmafernsehers, der wie von Geisterhand herbeigezaubert an der Wand erschien. Er zappte durch die Programme, fand aber nichts, was seine Aufmerksamkeit erregte. Nur viele Talkshows und Shopping-Sender. Erschüttert schüttelte er den Kopf. So konnte man sich höchstens den ganzen Tag verderben.

Seufzend schaltete er das Gerät wieder ab und blickte auf den Bettvorleger, wo sein treuer Fusselterrier Pallina für gewöhnlich schlief. Pallina war ebenfalls wach – wie könnte sie auch nicht, bei der Lautstärke des Fernsehgerätes eben – und sah ihr Herrchen erwartungsvoll mit gespitzten Ohren an.

»Na, Pallina, was meinst du?«, fragte FUMPP. »Sollen wir ein wenig spazieren gehen?«

»Au ja!«, antwortete Pallina mit ihrer kratzigen Hundestimme. Sie war sofort auf den Beinen und wedelte FUMPP an, der sich erst noch einmal reckte und streckte, bevor er die Beine aus dem Bett schwang. Voller Freude und Übermut leckte sie ihm sogar kurz über den rechten großen Zeh. FUMPP kicherte und wischte sich den großen Zeh an der Wade des linken Beines ab, bevor er endgültig aufstand.

FUMPP war nur circa 1,30 m groß, doch er hatte schon oft bewiesen, dass es auf die körperliche Größe überhaupt nicht ankam. Es war viel wichtiger, was in einem steckte. Er zog sein langes Nachthemd aus und kleidete sich mehr standesgemäß in seine lange schwarze Magierrobe. Er wusste zwar, dass er damit ein Klischee bediente, aber er konnte nicht anders. Er liebte einfach diese weiche, fließende Robe mit den magischen Zeichen auf der Innenseite. Natürlich trug er darunter gewöhnliche Jeans und ein weißes Seidenhemd, aber ohne seine Robe ging er nicht aus dem Haus.

Prüfend blickte er in den Spiegel. Er hatte etwas mehr als schulterlange schwarze Haare, die mit sehr teurem Pflegegel nach hinten gekämmt waren. Hätte er nicht bereits eine hohe Stirn gehabt, hätte es wohl etwas besser ausgesehen. Aber er war der Meinung, dass sein Charaktergesicht einfach viel Platz brauchte. Deshalb war er sehr zufrieden. Und für sein Alter – immerhin schon 900 Jahre – sah er gar nicht so übel aus, sagte er sich.

»Was möchtest du frühstücken?«, fragte er seinen Hund. Pallina überlegte. »Ich hätte gerne einen schönen, großen Knochen«, sagte sie dann nach reiflicher Überlegung. »Na, du langst ja schon ganz schön zu am frühen Morgen«, grinste FUMPP, zauberte aber durch das Schnippen seiner Finger einen ansehnlichen Knochen in den bereitstehenden Fressnapf.

Er setzte sich selbst an seinen hübschen Holztisch mit Ausblick aus dem Turmfenster und überlegte, auf was er Appetit hatte. Es war nicht leicht, sich zu entscheiden, wenn man jedes Gericht auf der Welt haben konnte. Doch andererseits war es eigentlich sehr einfach. Er liebte süße Bohnenkonfitüre auf Kartoffelzwieback. Dazu eine große Tasse Brausetee.

Zufrieden mit seiner Wahl, zauberte er sich die Dinge herbei und aß mit großem Appetit, während er in seiner großen Zauberkugel, die vor ihm auf dem Esstisch materialisierte, die politische und wirtschaftliche Lage der Welt betrachtete – und auch den Nachbarschaftsklatsch nicht ausließ. Nur als Vorsichtsmaßnahme natürlich. Man konnte ja nie wissen.

Während FUMPP und Pallina zufrieden kauten, entschied sich die Sonne schließlich doch aufzugehen. Sie hatte ja auch kaum eine andere Wahl. Träge ließ sie ihre Strahlen über das Königreich TWAAN wandern und zauberte wunderschöne Farbreflexe in die nahen Uhr-Wälder, in denen ranke und schlanke Bäume in Form von Standuhren wuchsen und mit ihren großen Tannenzapfen stündlich die Zeit schlugen.

Die Zapfen dröhnten sehr unaufdringlich mit einem angenehmen Brummton, der den Wald in eine beruhigende Schwingung versetzte und den man bis ins nahe Schloss hören konnte. Langsam wachte auch die königliche Familie auf, um sich einen weiteren Tag dem süßen Nichtstun zu widmen. Es war einfach schön, von königlicher Geburt zu sein!

Hätten die hochwohlgeborenen Gesellen jedoch gewusst, welche Gefahr über ihren Köpfen schwebte, hätte sie sich bestimmt tief in ihren flauschigen Betten vergraben und wären nicht so schnell herausgekommen. So aber nahm die Geschichte einfach ihren Lauf.

KAPITEL 3

AUS DER GROTTE NACH HAUSE AUF DIE MONSTERINSEL

Die Magier hatten sich nach dem erheiternden Abgang Muras in kleine Grüppchen aufgeteilt und waren wieder zu ihren jeweiligen Verbannungsorten aufgebrochen. Unterwegs liefen bereits die ersten hitzigen Diskussionen, wie sie wohl am besten an den König herankommen könnten.

Und es wären ja keine bösen Magier, wenn nicht zufällig jeder von ihnen auf die Idee gekommen wäre, dass sie den König ja auch nur mit der eigenen Gruppe selbst fangen und gegen die Zauberkräfte und das Wissen des FUMPP eintauschen könnten.

Warum mit den anderen teilen? Und wenn sie schon dabei waren: warum überhaupt mit irgendjemandem teilen? Sie könnten diese Aktion ja auch völlig im Alleingang ausführen und die Zauberkräfte dann ganz für sich allein behalten. Ätsch!

Während also allerorten aufs Heftigste beratschlagt wurde, überschlug jeder Magier zusätzlich und im Geheimen für sich die Möglichkeiten und Chancen, an die alleinige Macht zu kommen. Leider kamen sie auch bei diesem Gedankengang alle zu demselben Ergebnis:

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