Kitabı oku: «Ich weiß nur, dass ich dich liebe», sayfa 3

Yazı tipi:

„Was war das denn???“, fragte ihn sein Bruder völlig entgeistert.

Zac blickte auf, vermied es aber, seinen Bruder direkt anzusehen. Trotzdem sah er aus dem Augenwinkel, wie Beau mit fassungslosem Blick ungläubig den Hals reckte.

„Es ist nicht so, wie es aussieht“, sagte Zac deshalb.

„Wie ist es denn dann?“

„Sie hatte einen Unfall, bei dem sie sich verletzt hat, und ich habe ihr geholfen. Das ist alles. Ich bringe sie noch heute wieder nach Hause …“

„Du hilfst ihr?“, fragte Beau – immer noch mit ungläubigem Staunen in der Stimme.

„… wenn alles läuft wie geplant, ist sie heute Abend wieder zu Hause.“

„Sie hat dich verlassen, Zac!“

„Sie hat eine Gehirnerschütterung und eine Amnesie. Was sollte ich denn da deiner Meinung nach tun?“

„Darum ging es bei dem Anruf also? Nach allem, was sie dir angetan hat, ruft sie einfach so aus heiterem Himmel an, und du springst sofort wieder …“

„Jetzt geht das wieder los“, sagte Zac genervt.

„… um sie zu retten?“

„Sie kann sich an nichts erinnern – oder ist dir dieses kleine Detail gerade eben entgangen?“, fragte Zac seinen Bruder ziemlich verärgert.

Beau steckte seine Hände tief in die Taschen seiner Cargohose und entgegnete: „Es wäre mir völlig egal – und wenn sie Malaria hätte. Das ist doch nicht dein Problem. Sie hat jedes Recht verwirkt, dich um Hilfe zu bitten, als sie dich so kurz vor der Hochzeit einfach sitzenließ und es dir überlassen hat, alles abzusagen – nur falls du das schon vergessen hast.“

„Ich habe gar nichts vergessen! Wenn jemand etwas vergessen hat, dann sie“, erklärte Zac. „Sie kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass sie aus Summer Harbor weggegangen ist. Sie ist irgendwo auf dem Fliesenboden einer Damentoilette mit einer Beule am Kopf aufgewacht, und die letzten sieben Monate sind einfach weg.“

Beau sah ihn intensiv an, so als ob er versuchte, das alles irgendwie zusammenzubekommen.

Viel Glück – dachte Zac. Er selbst war dabei noch nicht einmal bis zum Brautkleid gekommen.

Beau ging jetzt zum Sofa und ließ sich gegenüber von Zac hineinfallen, stützte die Ellbogen auf die Knie und kniff wissend die Augen zusammen.

„Sie spielt doch irgendein Spiel mit dir, Zac“, meinte er schließlich.

„Das habe ich auch erst gedacht, glaub mir. Aber ich bin mit ihr im Krankenhaus gewesen, und sie hat wirklich eine schwere Gehirnerschütterung.“

„Woher weißt du denn sicher, dass sie den Gedächtnisverlust nicht nur vortäuscht?“, fragte Beau misstrauisch. „Ich weiß es einfach“, antwortete Zac.

„Komm schon, Zac, sei doch nicht so gutgläubig.“

Das tat jetzt richtig weh. Wütend starrte er Beau an und sagte dann: „Ich bin verdammt noch mal kein bisschen gutgläubig. Was willst du eigentlich? Den Arztbericht? Ich war doch selbst dabei, als der Arzt ihr die Amnesie bescheinigt hat.“

„Weil sie gesagt hat, dass sie sich an nichts erinnert? Komm schon, Zac. Du weißt, dass du eine Schwäche für sie hast. Nach all dem, was sie hier schon abgezogen hat, würde ich ihr so etwas auf jeden Fall zutrauen.“

„Du hast sie gestern Nacht nicht gesehen, hast nicht miterlebt, wie aufgewühlt und durcheinander sie war. Sie ist sogar ins Krankenhaus gegangen, und du weißt, wie schlimm das für sie ist. Wieso sollte sie lügen? Sie war es doch, die mich verlassen hat.“

„Vielleicht hat sie ja ihre Meinung geändert. Vielleicht ist das ein hinterhältiges Spiel mit deinen Gefühlen, damit du …“

„Sie hatte ein Brautkleid an, okay?“

„Sie hatte was???“

„Sie hatte ein Brautkleid an und einen Verlobungsring am Finger, der nicht von mir ist. Es war der Tag ihrer Hochzeit, und sie kann sich nicht einmal daran erinnern, wen sie heiraten wollte.“

Irritiert runzelte Beau die Stirn. „Aber das ergibt doch gar keinen Sinn.“

„Ich werde das heute alles klären. Ich mache ihre Familie ausfindig und bringe sie so schnell wie möglich wieder dorthin zurück.“

„Wo hast du sie denn überhaupt abgeholt?“, erkundigte sich Beau.

„In Portland.“

„Das verstehe ich nicht. Es ist doch erst – sechs? – Monate her, dass sie weg ist, oder?“, bemerkte Beau kopfschüttelnd.

„Sieben Monate“, korrigierte er seinen Bruder. Und achtzehn Tage, aber wen außer ihm interessierte das schon?

„Und sie hat nicht nur einfach ihr Leben wieder aufgenommen, sondern auch noch einen anderen Typen so gut kennengelernt, dass sie ihn heiraten wollte?“

Zac zuckte mit den Schultern. Es tat weh, da gab es nichts zu beschönigen. Und er war hier zurückgeblieben, zwang sich dazu, sich mit anderen Frauen zu verabreden, während sie schon wieder so weit war, den Schritt in eine Ehe zu wagen.

„Glaubst du denn, dass sie dich schon mit jemandem betrogen hat, als sie noch hier war?“, fragte Beau.

„Ich weiß es nicht.“ Er dachte noch einmal zurück an den vergangenen Herbst. Sie waren so glücklich gewesen. Zumindest hatte er das geglaubt. „Ich habe jedenfalls nichts gemerkt. Es war alles in Ordnung.“ Als Beaus und sein Blick sich begegneten, hingen unausgesprochen die Worte Offenbar ja nicht zwischen ihnen.

„Darüber will ich mir auch gar keine Gedanken mehr machen“, erklärte Zac. „Ich möchte nur möglichst schnell ihren Verlobten finden, sie bei ihm abliefern und dann vergessen, dass sie überhaupt hier gewesen ist.“

„Ich weiß ja nicht, ob das so einfach werden wird“, sagte Beau darauf.

„Dafür werde ich sorgen. Und vielleicht kannst du die Sache ja bis dahin für dich behalten. Ich könnte es jetzt nämlich nicht gut ertragen, wenn mir alle möglichen Leute mitfühlend auf die Schulter klopfen und mich fragen würden, wie es mir geht – oder schlimmer noch, darüber tratschen, was für ein gutgläubiger Idiot ich bin.“

„Aber die Leute werden sie doch hier sehen, Zac.“

„Ich lasse heute den Laden zu, und bis heute Abend habe ich sie nach Portland zurückgebracht – und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“


SECHS

Lucy löste mit einem Spatel die Eimasse vom Pfannenboden und wendete dann das Omelett mit einer schnellen Drehung des Handgelenks. Sie kochte gern im Roadhouse. Das Kühlhaus war immer gut bestückt, und die Qualität der Küchenausrüstung, der Töpfe und Pfannen, mit denen gekocht wurde, war hervorragend.

War es wirklich schon sieben Monate her, seit sie zum letzten Mal hier gewesen war? Das schien ihr unmöglich, widersprach völlig dem, was ihre Seele sagte.

Sie konnte Beaus Blick nicht vergessen, als er sie dort oben in Zacs Wohnung gesehen hatte. Als wäre sie der letzte Mensch, mit dem er dort gerechnet – oder den er sich dort gewünscht – hätte. Sie konnte sich nicht helfen, aber sie hatte das Gefühl, dass ihr irgendeine sehr wichtige Information über ihre Vergangenheit fehlte.

Nachdem sie aus Zacs Wohnung hinauskomplimentiert worden war, hatte sie rasch geduscht und war dann wieder in Sachen geschlüpft, die sie im Krankenhaus bekommen hatte. Weil ihr Magen knurrte, hatte sie ein paar frische Zutaten zusammengesucht, denn wahrscheinlich konnten sie jetzt beide ein gutes Frühstück gebrauchen.

Sie hatte gehört, wie Beau vor etwa einer Viertelstunde gegangen war, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als sie jetzt darauf wartete, dass Zac wieder nach unten kam. Als sie dabei war, die Omeletts auf Tellern anzurichten, hörte sie seine Schritte auf der Treppe, und dann betrat er auch schon die Küche und blieb abrupt stehen, als er sie dort am Herd stehen sah.

Er trug ein schwarzes T-Shirt, das sich um seinen muskulösen Oberkörper herumspannte, und eine enge Jeans. Sein Haar war noch feucht vom Duschen, und sein Kinnbart kam ihr kürzer vor als am gestrigen Abend.

„Wie geht es dir?“, fragte er, und der distanzierte Blick seiner grauen Augen löschte jede Wärme aus, die seine Worte hätten vermitteln können.

„Mit den Medikamenten geht es mir schon besser. Danke, dass du letzte Nacht nach mir geschaut hast.“

„Kannst du denn jetzt wieder besser sehen?“, erkundigte er sich.

„Es ist immer noch alles ein bisschen verschwommen, aber das kommt und geht.“ Sie hielt ihm den einen Teller hin und fragte: „Hast du Hunger?“

„Du solltest dich doch ausruhen“, sagte er, und wenn sein Ton nicht so ruppig gewesen wäre, hätte man meinen können, dass ihm immer noch etwas an ihr lag. Aber nein, er wollte sie nur so schnell wie möglich wieder loswerden.

Sie merkte, wie ihr die Tränen kamen, und musste schwer schlucken, als sie die Teller auf dem Serviertisch abstellte, an dem sie normalerweise aßen.

An dem sie früher immer gegessen hatten.

Nachdem sie noch Orangensaft geholt hatte, begannen sie schweigend zu essen, und es herrschte eine Spannung, die sich anfühlte, als läge ein klebriges Spinnengewebe über ihnen. Sein Hocker stand so weit es irgend ging von ihrem entfernt, und er hatte sie nach dem ersten Blick, als er sie am Herd entdeckt hatte, auch kein einziges Mal mehr direkt angeschaut.

Wie konnte es sein, dass er sie nicht mehr liebte? Nach allem, was sie einander bedeutet hatten? Das schien ihr unmöglich. Ihre Gefühle für ihn waren echt. Wie hatte sie sich in einen anderen Mann verlieben und schon wieder bereit sein können, zu heiraten?

Ein Teil von ihr war neugierig, was das wohl für ein Mann sein mochte, mit dem sie verlobt war. Aber ein anderer Teil wollte die vergangenen sieben Monate einfach nur auslöschen, um wieder dahin zurückkehren zu können, wo sie hingehörte: zu Zac.

„Erinnerst du dich wieder an irgendetwas?“, fragte er jetzt.

Sein hoffnungsvoller Tonfall löste Ernüchterung bei ihr aus. So sehr sie sich wünschte, dass er sich an seine Liebe zu ihr erinnerte – so dringend wünschte er sich, dass sie sich an ihre Trennung erinnerte.

Er hatte ohne sie weitergelebt. Eigentlich liebte er sie ja gar nicht. Vielleicht hatte er – oh nein –, vielleicht hatte er ja schon wieder eine Freundin. Vielleicht liebte er schon längst eine andere Frau.

Sie hatte plötzlich keinen Appetit mehr und stocherte in dem Rührei auf ihrem Teller herum.

„Lucy?“

„Äh… nein, ich kann mich immer noch an nichts erinnern“, sagte sie und räusperte sich, weil ihre Gefühle sie zu überwältigen drohten. „Beau schien ja heute Morgen ziemlich verärgert.“

„Er – hat anderes im Kopf“, erklärte Zac. „Er hat sich gerade verlobt.“

„Mit Paige?“, erkundigte sie sich.

„Was? Nein. Sie heißt Eden. Sie stammt nicht von hier. Sie ist erst letztes Jahr Thanksgiving in die Stadt gekommen.“

„Ach so.“ Es hatte sich also viel geändert, seit sie fortgegangen war. Riley war weg, Beau hatte eine neue Verlobte, und Zac war schon ganz und gar über die Trennung von ihr hinweg.

Nachdem er eine ganze Weile schweigend dagesessen hatte, sagte er: „Hör mal, ich lasse den Laden heute zu und recherchiere im Internet, was mit dir los ist. Je schneller du wieder in dein altes Leben zurückkehrst, desto besser.“

Sie durchbohrte ihn daraufhin mit einem Blick, aber er aß einfach weiter und schaute nur nach unten auf seinen Teller.

„Besser für wen?“, fragte sie. „Ich kann mich an dieses Leben ja nicht einmal erinnern.“

„Es wird dir sicher helfen, wenn du wieder in deiner gewohnten Umgebung und deinem normalen Alltag bist“, sagte er.

„Aber ich habe keine Ahnung, wo ich gewohnt habe.“

„Das finden wir schon heraus“, sagte er und schob sich eine Gabel voll Rührei in den Mund.

Lucy sah ihn jetzt etwas genauer an, aber er wich ihrem Blick aus. Seine Schultern waren verspannt, und seine ganze Haltung war distanziert. Sie dachte noch einmal an Beaus Reaktion, als er sie gesehen hatte. Die war so ganz anders gewesen, als es eigentlich seiner freundlichen und warmherzigen Art entsprach.

Vielleicht arbeitete ihr Gehirn noch nicht wieder im gewohnten Tempo, aber irgendetwas stimmte da nicht. „Was ist los, Zac?“, fragte sie deshalb.

Jetzt blickte er auf und sah sie nur lange schweigend an.

„Warum bist du so? So distanziert und wütend? Und Beau … er hat mich nicht mal begrüßt“, fuhr sie fort.

Zac legte seine Gabel auf den Teller, nahm ihn in die Hand und stand auf, sodass sein Hocker laut über den Fliesenboden schabte.

Er kratzte die Reste von seinem Teller in den Müll und stellte sein Geschirr dann in die Spüle. „Das mit uns ist nicht gutgegangen, das ist alles“, erklärte er schließlich.

„Was ist denn passiert?“, fragte sie.

Zac nahm einen Lappen und begann damit den Tresen abzuwischen. „Du bist einfach gegangen, das ist passiert.“

„Was soll das heißen … ich bin einfach gegangen?“

„Du warst aus heiterem Himmel und ohne eine Erklärung plötzlich weg.“

Ihr Kopf wollte einfach nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Sie bekam keine Luft und brachte nur ein völlig schockiertes „Nein!“ heraus.

„Doch“, widersprach er. „Ich war übers Wochenende weg, und als ich zurückgekommen bin, warst du nicht mehr da.“ Seine Stimme war jetzt belegt. „Du hast nicht einmal eine Nachricht hinterlassen und sofort deine Handynummer geändert. Ich hatte keine Ahnung, wo du warst. Den Ring hast du allerdings dagelassen. Vielen Dank dafür übrigens.“

Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Unmöglich. So etwas würde ich doch niemals tun.“ Sie liebte Zac, und es war die Art von Liebe, für die man lebte – und die Art, für die man auch bereit war zu sterben. Das musste er doch wissen!

Irgendetwas war passiert. Da musste noch mehr sein. „Was erzählst du mir nicht?“, fragte sie.

Er fixierte sie mit seinem Blick und antwortete: „Ich sage dir alles, was ich weiß. Und mir ist genauso sehr bewusst, dass das herzlich wenig ist.“

Das Essen gerann in ihrem Magen zu einem festen Klumpen, und sie schob ihren Teller von sich weg.

Er stand jetzt am Herd und wählte sorgfältig seine Worte: „Als ich dich nicht mehr erreichen konnte, habe ich gedacht, dass es aus wäre zwischen uns und du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest. Ich habe die Floristin und den Fotografen wieder abbestellt, und auch die Hochzeitstorte, und dann habe ich jeden der geladenen Gäste von der Gästeliste angerufen und gesagt, dass die Hochzeit abgesagt sei.“

Von ihrer Mitte her breitete sich ein tiefer Schmerz aus, und in ihren Augen brannten Tränen. Wie furchtbar! Aber sie konnte ihn doch unmöglich einfach so abserviert haben. Das hätte sie ihm niemals angetan. Doch nicht Zac!

„Aber das hast du.“

Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte. Ihr Gesicht war inzwischen ganz heiß geworden, so als hätte sie zu lange in der Sonne gesessen.

„Da muss etwas … ich weiß nicht, wie … das ergibt alles irgendwie keinen Sinn.“

„Na, dann sind wir ja schon zwei, die es nicht verstehen“, sagte Zac, warf den Lappen zurück in die Spüle, wandte sich ihr wieder zu und holte einmal tief Luft. Und dann noch einmal. Sein Brustkorb hob und senkte sich, und sie bekam eine Ahnung, wie heftig der Schmerz sein musste, den sie ihm zugefügt hatte.

Kein Wunder, dass er sie so anders behandelte. Kein Wunder, dass sein Bruder so wütend auf sie war. Er wollte Zac nur schützen. Sie hätte am liebsten weitergeleugnet, was er da gesagt hatte. So sehr, wie sie Zac liebte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie ihn so hatte sitzenlassen.

Aber dann erinnerte sie sich an andere Situationen, lange bevor sie Zac kennengelernt hatte, in denen sie sich genauso verhalten hatte – einfach weggegangen war. So war sie gewesen. In anderen Zeiten, als ihre Gefühle für Zac sie bis ins Mark geängstigt hatten.

Sie beobachtete, wie er langsam seine Fassung zurückgewann, und wäre am liebsten zu ihm hinübergegangen, um ihn zu trösten. Sie wünschte sich, dass er sie auf den Tresen hob, als würde sie nichts wiegen. Sie wollte ihn küssen, bis all sein Schmerz weg war, bis sie beide vergessen hatten, was passiert war.

Aber er wollte weder ihren Trost noch ihre Küsse.

„Ich … ich kann gar nicht glauben, dass ich das getan haben soll. Aber wenn es so ist …“

„Das ist so“, unterbrach er sie.

„Dann tut es mir schrecklich leid. Es kommt mir völlig unwirklich vor. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum ich …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich liebe dich, Zac.“

Ein Schatten huschte über sein Gesicht, und sein Kinn bebte. „Sag das bitte nicht mehr. Das nützt jetzt niemandem.“

Sie blinzelte ein paar Tränen weg und erklärte: „Aber es ist wahr. Ich fühle mich immer noch, als ob in ein paar Tagen unsere Hochzeit ist. Ich möchte immer noch den Rest meines Lebens nur mit dir verbringen.“

Vor Anspannung wurde sein Mund zu einer dünnen Linie. „Wenn dein Gedächtnis wieder da ist, wirst du das nicht mehr wollen. Du warst nämlich drauf und dran, einen anderen Mann zu heiraten – schon vergessen?“

Die Sehnen an seinem Hals standen vor, sein Unterkiefer war völlig verspannt, und sein Blick war verschlossen. „Hör zu, lass uns jetzt lieber überlegen, wie wir an die Informationen kommen, die wir brauchen, damit du wieder zurückkannst in dein Leben, zu deinem Job und deinem …“

Verlobten.

Seine Lippen wurden noch schmaler, als er ihren Teller und ihr Glas nahm und beides ebenfalls in die Spüle stellte. „Ich bin im Büro. Vielleicht solltest du dich jetzt lieber ein bisschen ausruhen“, sagte er.


SIEBEN

Zac legte den Kopf an die Lehne seines Schreibtischstuhls und kämpfte gegen den heftigen Drang, seinen Laptop quer durch den Raum zu schleudern.

Dass die Recherche so schwierig werden würde, hätte er nicht gedacht. Es war doch nur eine Hochzeit, Himmelherrgott. Und Hochzeiten mussten doch öffentlich gemacht werden, weil es sich dabei um einen öffentlichen Akt handelte. Doch er konnte auf keiner einzigen Webseite in ganz Portland irgendeinen Hinweis auf Lucys Hochzeit finden. Er hatte ihren Namen in den beiden großen Tageszeitungen in Portland gesucht, ihn unter den Stichworten Hochzeiten und Verlobungen gegoogelt und auch in den sozialen Netzwerken nachgeschaut, ob sie sich in den vergangenen sieben Monaten irgendwo angemeldet hatte, aber ohne Erfolg.

Natürlich ohne Erfolg! Schließlich war es ja ihre Absicht, nicht von dir gefunden zu werden.

Er holte einmal tief Luft und atmete dann ganz langsam wieder aus. Dabei ging sein Blick hinüber zum Sofa, wo Lucy den Kampf gegen ihre Müdigkeit aufgegeben hatte. Es hatte ihm gar nicht gepasst, dass sie ihm vor einer Weile in sein Büro gefolgt war, um bei seiner Recherche dabei zu sein. Für ihn war es wichtig, so viel Abstand wie möglich zu ihr zu halten, und das machte sie ihm wirklich nicht leicht, wenn sie ihn mit ihren sanften blauen Augen ansah und Dinge sagte, nach denen er sich so gesehnt hatte, seit sie fortgegangen war.

Sie war unfähig, sich zu verstellen, sodass er in ihrer Miene und Körperhaltung lesen konnte wie in einem offenen Buch. Er sah die Schuldgefühle in ihrem Blick, und ihre hängenden Schultern signalisierten Bedauern. In der Küche hatte sie erst ihre Arme nach ihm ausgestreckt, als wollte sie ihn trösten, sie aber dann genauso schnell wieder sinken lassen. Zum Glück.

Wie oft hatte er die Tage unmittelbar vor ihrem Verschwinden rekapituliert und versucht, einen Grund dafür zu finden. Sicher, er hatte damals wirklich den Kopf voll gehabt mit anderen Dingen, und für sie waren kaum Zeit und Aufmerksamkeit übrig geblieben. Hatte er sie dadurch vergrault? Oder hatte sie ihn im Grunde nie richtig geliebt? Auf diese Fragen würde er nur dann eine Antwort bekommen, wenn ihr Gedächtnis zurückkam.

Sie gab ihm aus dem Hintergrund immer wieder leise Tipps für seine Recherche, aber er merkte genau, dass sie hin- und hergerissen war. Sie wollte ihm zwar helfen, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass sie es absolut nicht eilig hatte, wieder zurück nach Portland zu kommen.

Wirklich schade. Vor sieben Monaten hatte sie genau das gewollt, nur weg aus Summer Harbor. Er würde also alles tun, um herauszufinden, wo sie jetzt wohnte, und sie dann zurück nach Portland bringen.

Entschlossen machte er sich wieder an die Arbeit und versuchte, ihre leisen Schlafgeräusche zu ignorieren. Die Verletzung und die Medikamente sorgten dafür, dass sie sofort einschlief, sobald sie sich irgendwo niederließ – im Moment mit dem Kopf an der Sofalehne unter der Flickendecke, unter der sie auch in der vergangenen Nacht geschlafen hatte. Sie lag ganz klein zusammengerollt da, als fröre sie. Was sollte er nur tun?

Mit gerunzelter Stirn nahm er die Recherche wieder auf.

Wo konnte er sonst noch ansetzen? Gab es etwas, woran er noch nicht gedacht hatte? Das Aufgebot vielleicht. Das musste doch eigentlich irgendwo veröffentlicht sein, oder? Er suchte weiter und schöpfte neue Hoffnung, als er herausfand, dass es tatsächlich so war. Aufgebote wurden auch im Netz veröffentlicht.

Er scrollte rasch auf der Seite ganz nach unten zu den Links der einzelnen Countys und überflog die Liste einmal, dann noch einmal, aber das County Cumberland war nicht dabei. Es bot diesen Online-Service also nicht an. Wieder sank ihm der Mut. Wieso gab es nur so viele Hindernisse bei dieser Suche?

Er würde also warten müssen, bis das Standesamt des Countys morgen geöffnet hatte und er dort anrufen konnte. Dann würde er den Namen von Lucys Verlobtem erfahren und den Kerl ausfindig machen. Diese Verzögerung gefiel ihm gar nicht, aber vielleicht würde er ja heute noch mehr in Erfahrung bringen.

Sein Blick ging wieder hinüber zur schlafenden Lucy auf dem Sofa mit ihrem zerzausten Haar und den dunklen Wimpern, die so lang waren, dass sie auf den Wangen auflagen. Ihr Kopf ruhte auf ihrer einen Hand. Wie sie so dalag, sah sie unglaublich verletzlich aus. Sie war völlig verändert, seit er sie in Portland aufgelesen hatte, wirkte so verloren und durcheinander und sprach dadurch heftig seinen Beschützerinstinkt an. Doch es war nicht mehr seine Aufgabe, sie zu beschützen.

Jetzt regte sie sich im Schlaf, stöhnte leise und gab einen zarten Seufzer von sich. Wo war nur die zupackende, quirlige Lucy geblieben? Die Lucy, die schon in dem Moment, als sie damals das Lokal betrat, seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte? Es kam ihm vor, als hätte die Zeit stillgestanden, als sie seine Welt betreten hatte, auch wenn es nicht so war.

Seine Brüder waren an diesem Abend alle im Roadhouse gewesen. Es war der erste warme Tag im Jahr. Jetzt konnte man langsam glauben, dass es tatsächlich Frühling wurde. Es lag eine fröhliche Stimmung in der Luft – fast so etwas wie Frühlingsjubel.

Die Red Sox hatten im Eröffnungsspiel die Phillies besiegt, und die Stadt war in Feierstimmung. Aus der Musikbox dröhnte Countrymusik, und ein paar Mutige tanzten auf der freien Fläche davor. Im Hinterzimmer fand gerade eine lautstarke Billardpartie statt, in der an diesem Tag gut besetzten Küche herrschte Hochbetrieb, und die Kellnerinnen flitzten mit lecker duftenden Tabletts voller Chicken Wings, Fischplatten oder Muschelsuppen durchs Lokal.

Bei dem ständigen Kommen und Gehen von Menschen und dem dadurch entstehenden Gewusel wusste er nicht einmal so genau, wieso er zum Eingang geschaut hatte, als sie das Lokal betrat. Das zarte, elfenhafte Gesicht war von dunklem Haar umrahmt und schien von innen zu leuchten. Sie trug enge Jeans, ein schwarzes Glitzertop, hochhackige Stiefel, in denen ihre Beine endlos wirkten, und eine strassbesetzte Tasche über der Schulter.

Er war zwar kein Modeexperte, aber für Summer Harbor war sie etwas zu edel gekleidet. Sie war allein, wirkte aber so selbstsicher, dass man den Eindruck hatte, es machte ihr nichts aus. Sie schien ganz zufrieden so.

Im Eingangsbereich blieb sie kurz stehen, überlegte offenbar, ob sie sich irgendwo hinsetzen sollte, und er wollte schon gerade hinter dem Tresen hervorkommen, um sie zu fragen, ob er ihr helfen könne, als er sah, dass Beau sie auf seinem Weg ins Billardzimmer abfing. Sie wechselten ein paar Worte, und dann setzte sie sich an einen kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raumes.

In dem Moment brauchte eine Kellnerin seine Hilfe, sodass er eine Weile abgelenkt war, und dann musste er noch die Bestellung eines Gastes korrigieren, Getränke nachfüllen und im Billardzimmer ein verschüttetes Getränk aufwischen.

Als er das nächste Mal Zeit hatte, seinen Blick durchs Lokal schweifen zu lassen, war der Tisch, an dem sie gesessen hatte, leer. Die Enttäuschung darüber fühlte sich an wie ein Klumpen Blei im Bauch. Kurz darauf sah er sie dann aber auf der Tanzfläche, wo sie mit fließenden Bewegungen zu dem Song „Country Girl“ tanzte. Schön sah das aus. Sie war klein und kompakt, mit Kurven an den richtigen Stellen, und ihr zerzaustes Haar flog ihr um die Schultern.

Er mochte Frauen in allen Größen und Formen, aber weil er selbst so groß war, hatte er ein Faible für größere Frauen, am liebsten gertenschlank und mit kurzem Haar. Doch plötzlich hatte er das Gefühl, dass ihm dadurch vielleicht etwas entging.

Mehrere Frauen aus dem Ort, die er kannte, tanzten in der Nähe der Unbekannten, und sie plauderte mit ihnen, als wären sie alte Freundinnen. Sie lächelte über etwas, was eine von ihnen gesagt hatte, und er bemerkte, dass sich dabei zwei allerliebste Grübchen auf ihren Wangen bildeten.

Er war fasziniert, und offenbar sah man es ihm an, denn Riley fragte ihn: „Na, hast du was Bestimmtes im Auge?“, und ließ sich auf einen leeren Barhocker vor ihm nieder.

Sein jüngerer Bruder war gebaut wie ein Panzer – mit einem gewaltigen Brustkorb und muskelbepackten Armen aus seiner Zeit als Hummerfischer. Mit nicht ganz 1,80 m war er allerdings auch der kleinste der drei Callahan-Brüder.

„Die ist süß, was?“, bemerkte Riley, als er dem Mädchen beim Tanzen zuschaute.

Der Begriff „süß“ wurde ihr allerdings nicht annähernd gerecht. Der schnelle Song war jetzt zu Ende, und es setzten die langsamen ersten Takte von „I Don’t Dance“ ein. Als Jared Watkins, ein ehemaliger Schulkamerad von ihm, die Unbekannte einfach in die Arme nahm und mit ihr zusammen weitertanzte, verspürte Zac einen Anflug von Ärger.

„Sie ist aus dem Süden“, sagte Riley wie nebenbei.

Zac riss sich von ihrem Anblick auf der Tanzfläche los und fragte: „Woher weißt du denn das?“

„Sie hat mich gefragt, wo die Toiletten sind, und sie hat einen wunderschönen Südstaatenakzent – Tennessee vielleicht.“

„Nee, glaub ich nicht“, sagte Beau, der jetzt neben Riley auftauchte. „Habt ihr diese Stiefel gesehen? Ich sage Texas.“

„Nie im Leben“, widersprach Riley und lachte laut auf.

„Kannst du noch mal nachfüllen, Bruderherz?“, fragte Beau Zac und fuhr fort: „Zehn Dollar, wenn ich recht habe.“ Und mit diesen Worten zog er eine Zehndollarnote aus seinem Portemonnaie und legte sie auf den Tresen.

„Ich halte dagegen“, sagte Riley und legte ebenfalls einen Zehndollarschein auf den Tisch. „Bist du auch dabei, Zac?“

„Klar“, meinte Zac, füllte Beaus Glas neu und holte dann ebenfalls einen Zehner aus seinem Geldbeutel. „Dann habe ich wenigstens einen Grund, sie anzusprechen.“

„Als ob du den bräuchtest“, sagte Riley grinsend. „Du machst ihr doch schon schöne Augen, seit sie zur Tür hereingekommen ist.“

Daraufhin zog Beau eine Augenbraue hoch und sagte: „Wie süß. Bist du verliebt, Brüderchen?“

Doch Zac warf ihm nur einen Blick zu, während er zu einem Gast ein Stück weiter am Tresen ging, um dessen Getränkebestellung aufzunehmen.

„Na, dann beeil dich mal, bevor Jared sie dir wegschnappt.“

Zacs Blick ging noch einmal zur Tanzfläche, bevor er sich auf den Weg in die Küche machte, um dort einen Teller mit Meeresfrüchten zu holen. Als er zurückkam, nahm er den Anruf der Frau eines Gastes an, die ihn bat, ihrem Mann auszurichten, er möge doch bitte auf dem Heimweg noch Milch aus dem Supermarkt mitbringen. Nachdem er den Auftrag erfüllt hatte, war der langsame Tanz zu Ende, und auf der Tanzfläche wurde wieder munter gehopst – das Objekt seines Interesses mittendrin.

Während er weiter Gäste bediente, unterhielt er sich mit seinen Brüdern, und als er ein paar Songs später aus dem Augenwinkel ein Glitzern wahrnahm und sich umdrehte, kam das Mädchen gerade auf den Tresen zu. Ihre Augen strahlten, als sie ihn sah.

Er bekam einen ganz trockenen Mund, und sein ganzer Körper schien zu surren wie eine Neonröhre.

Mit lässiger Anmut und hocherhobenen Hauptes kam sie näher, und er merkte selbst, dass seine Mundwinkel wie automatisch nach oben gingen. Seine Brüder nahm er jetzt nur noch am Rande wahr und hörte sie wie durch einen Filter sprechen, doch er machte sich gar nicht die Mühe zuzuhören.

Während sie auf ihn zukam, schaute sie ihn unentwegt an. Dann zog sie ganz ruhig einen Hocker unter der Bar hervor, hob die eine Hüfte an und … setzte sich daneben.

Sie schwankte kurz, fing sich aber gerade noch und lehnte sich dann über die Bar.

„Uuups“, sagte sie mit vom Tanzen geröteten Wangen.

Das war der Moment, in dem er sich ein wenig in sie verliebte.

Sie setzte sich richtig auf den Hocker, räusperte sich und blickte dann zu ihm auf. Ihre Augen waren blau mit winzigen silbernen Punkten darin. Hypnotisierend.

„Da habe ich mir wohl die Beine ein bisschen müde getanzt“, sagte sie und biss sich auf die Lippe. „Nein, das ist gelogen. In Wirklichkeit bin ich ab und zu einfach ein bisschen tollpatschig. Ziemlich oft sogar. Also gut – meistens.“

Er quittierte dieses Geständnis mit einem schiefen Grinsen und war wie verzaubert von ihrem weichen Südstaatenakzent. „Das kann ich kaum glauben, Georgia. Kann ich dir irgendetwas zu trinken bringen?“

Überrascht sah sie ihn an und fragte: „Woher weißt du denn, woher ich komme?“

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22 aralık 2023
Hacim:
362 s. 5 illüstrasyon
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9783865069627
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