Kitabı oku: «Eine übliche Fahndung mit unüblichen Begleiterscheinungen», sayfa 2

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6

Karian Schwengs Wecker klingelte bösartig um sieben Uhr in der Früh und liess ihn als Erstes zum umfunktionierten Wäschekorb eilen, um diesem seine Morgenration an Dope zu entnehmen. Nach erfolgreichem Rollen seines Joints holte er sich aus der Küche ein Glas Ananassaft, begab sich zurück aufs Wohnzimmersofa, wo der Joint wartete, und konsumierte beides.

Dann sprang er unter eine heisse Dusche, zog sich eine grüne Lederhose zu einem blauen, mit Schäfchenwolken bedruckten, langärmeligen Oberteil an, schnappte sich seine gefütterte beige Wildlederjacke aus den Siebzigerjahren und spazierte in schicken Turnschuhen zur Arbeit.

Dort angekommen, zog er sich eine in verschiedenen Blautönen gehaltene Uniform an, denn er war Tramchauffeur.

Während des Tramfahrens wachte er langsam auf, legte bei jeder Station mehr Verve in das Ansagen der Haltestelle und wurde richtig fröhlich dabei, bis der Tumult im Tram immer lauter durch die Glastrennwand zu ihm vordrang und schliesslich jemand an sein Fensterchen pochte.

Er zog es schnell während des Fahrens mit einer Hand herunter und wollte wissen, was da los war.

«Junger Mann!», empörte sich ein älterer Herr mit Hut und Gehstock, «wir sind hier nicht im Dreizehner-Tram, wir sind hier im Elfer-Tram. Sie fahren die falsche Strecke!»

Karian Schweng sah prüfend aus dem Fenster und fand sich tatsächlich schon fast am Fusse des Uetlibergs wieder, der Endstation Albisgütli der erwähnten Nummer dreizehn, anstatt in Richtung Rehalp der Nummer elf.

Er stellte das Mikrophon an und informierte die schimpfende Menge darüber, dass er gleich die Wendeschlaufe der nächsten und letzten Station auf dieser Linie benutzen würde, schliesslich könne er nicht über die Tramschienen fliegend wechseln, und dann wieder an den Paradeplatz hinuntersausen täte, ohne unnötigen Halt, um dort in die Linie elf einzuspuren.

Die Menge rief mehrere unschmeichelhafte Bemerkungen in seine Richtung und harrte dann still der Erlösung.

7

Eva traf sich mit Bärbel für einen Waldspaziergang und montierte sich deshalb die megarobusten Wanderstiefel aus dem Transa an die Füsse und zog einen Daunenmantel über, der das Meiste vom kalten Wind abhalten sollte.

Als sie zur Uetlibergbahnhaltestelle kam, löste Bärbel bereits ihr Anschlussbillet am Automaten.

Sie trug eine orange Baskenmütze aus Wolle und eine farblich dazu passende Fleecejacke, die ihr bis zu den Oberschenkeln reichte und einen asymmetrischen Schnitt aufwies.

Sie begrüssten sich in Vorfreude auf den Ausflug und vor allem auf den in der Höhe frisch gefallenen Schnee, welcher den ganzen Wald in ein Märchenreich verzaubern sollte.

Nachdem sie in Ringlikon die Bahn verlassen hatten, überfiel sie ein eisiger Wind, welcher den Neuschnee aufwirbelte und ihnen ins Gesicht blies.

Sie stapften also lachend los und wurden nicht enttäuscht von dem vollkommenen Anblick der Weisse, welche die Fläche der Wiese mit den hoch aufragenden Bäumen verband. Jedes Ästchen trug seine Ladung Pulverschnee, jeder Strauch auf dem Waldboden lag unter der dichten Einheit.

Unter ihrem dicken Schuhwerk knirschte es wunderbar, jedes Mal, wenn sie einen Fuss vor den anderen setzten.

Sonst war es völlig still.

Um weiterzugelangen, mussten sie die bereits vereiste Schlittelbahn überqueren, wobei sie fast unter einen blauen Bob gerieten, in dem ein Mann bäuchlings einherraste. Er landete beinahe ganzflächig in einem am Wegesrand aufgehäuften Holzhaufen, schrie auf und sauste weiter, während Bärbel und Eva den angehaltenen Atem wieder ausstiessen.

Eva hätte schwören können, dass der Mann im Bob Rudolf Herzig gewesen war. Sie hatte gewisse Verständnisprobleme für die Inszenierung, konnte sich nicht so ganz vorstellen, wozu das jetzt hätte gut sein sollen.

«Spinner», dachte sie und wanderte mit Bärbel weiter durch die verschneite Höhe, wobei sie ein steiles Stück Weg erklimmen mussten, was sie zu einem Aussichtspunkt führte, von dem aus sie die Stadt überblicken konnten, ohne einen Ton von ihr zu hören.

Hier in der vollkommenen Ruhe und dem Kokon aus Schnee blieben sie stehen und nahmen die selten erlebte Stimmung in sich auf.

Dann suchten sie ein schön geheiztes Restaurant auf und tranken etwas Heisses, wobei sie langsam wieder auftauten.

8

Nach seinem abverheilten Run auf dem zu kurzen blauen Bob tat Rudolf Herzig der Rücken weh, allem voran in der Gegend, wo ihn bereits zweimal ein Hexenschuss getroffen hatte.

Er schlappte stöhnend, eine Hand ins Kreuz gestemmt, durch seine grosszügige, von den Steuergeldern finanzierte Wohnung und trank dazu aus seinem giftroten Kaffeetopf mit den weissen Punkten darauf.

«Diese elende Eva. Nicht besser als die aus dem Paradies», sprach er laut zu sich selber.

Er erinnerte sich mit rotem Kopf daran, dass genau, als er sie erblickte, wie sie da des Weges kam, sich sein bestes Stück gen Norden richtete, und er die Orientierung verlor, sodass er tatsächlich in diesen ollen Holzstapel hineinkurvte.

«Wieso stand der überhaupt dort? Dem Förster müsste er mal eine Busse androhen. Oder besser gleich Gefängnis. Zwei volle Jahre. Ja, ja, genau das Adäquate.»

Bei diesen überaus netten Gedanken vergass er kurz, dass ihn der Rücken schmerzte, verspannte sich in die ganz falsche Richtung und schrie auf, kurz vor einem Ohnmachtsanfall, sodass er sich besser auf den Bauch legen und ein bisschen träumen würde, nur auf keinen Fall von Eden.

9

Karian spazierte am See entlang, um zur Bibliothek im Stadtzentrum zu gelangen, wo er die gehörten CDs abgeben und neue aussuchen wollte.

Auf seinem Weg wurde er von drei jungen Männern mit einem Hund aufgesetzt böse angestarrt, von der Umhängetasche einer grossen blonden Frau an der Schulter gestreift, und dann lief ihm noch ein älterer, vor sich hin fluchender Mann ein Stück weit hinterher. Karian wunderte sich zwar ob all der Bekloppten in dieser Stadt, doch er dachte sich nichts Schlimmes dabei.

In der Bibliothek, wo er sonst immer seine Ruhe fand, gab es plötzlich ein kindisches Gerangel vor der CD-Auslage, was er nun wirklich nicht mehr verstand. Unter erschwerten Umständen angelte er sich ein paar der CDs, und eigenartigerweise waren sie durchgehend rebellischer Natur: Bob Dylan, Slime und sogar die Sex Pistols.

Danach fand er einen leeren Tisch im Starbucks, wo er sich eine Viertelstunde später mit Eva verabredet hatte, holte sich ein Rivella Grün, setzte sich wieder hin und schaute sich um.

Am Nebentisch entdeckte er einen elegant gekleideten Herrn, der ihn auf unangenehme Weise musterte. Karian starrte böse zurück, denn er hatte mittlerweile genug vom heutigen Tag.

Der Belästiger schaute weg und räusperte sich verlegen.

Karian sah Eva zur Türe hereinkommen, einen Stopp reissen und zu einer Tirade ansetzen: «Herbert Langmer, wie siehst du denn aus! Was soll die elegante Kluft und diese schwarzglänzige Perücke, und was, verdammt nochmal, tust du neben Karian und mir?! Ich dachte, du hast dich dieser erbärmlichen Beschattungsaktion verweigert.»

«Ich wusste nicht, dass du hierher kommen würdest», verteidigte sich Herbert lahm.

Karian Schweng setzte sich kerzengerade auf und liess die Schuppen von den Augen fallen: «All die Bekloppten, waren die etwa von der Polizei?»

Herbert Langmer erhob sich und murmelte: «Ich kann auch nichts dafür. Das ist alles Rudolfs Schuld. Entschuldigung, Eva.»

Er schaute sie so Mitleid heischend an, dass sie murrte: «Also gut, ich verzeihe dir. Aber dem Hauptkommissar Herzig verzeihe ich nicht.»

10

In dieser Nacht überfiel Eva eine grässliche Nachtmahr.

Sie sah im Traum das Gesicht Rudolf Herzigs, überlagert vom Kopf Goebbels, und hörte im Hintergrund die kreischende Stimme Hitlers: «Wollt ihr den totalen Krieg?!»

Im Auditorium antwortete eine grosse blonde Frau: «Ja, wieso nicht.»

Drei junge Männer schrien begeistert und mit leuchtenden Augen: «Ja, ja, ja!»

Herbert Langmer konstatierte: «Ihr seid doch alle blöd wie Bohnenstroh.»

Und Salomon überlegte: «Nein, aber ich werde folgen müssen.»

Eva erwachte herzklopfend und wähnte sich prompt in der Reichskristallnacht. Draussen vor ihrem Fenster schlug jemand mit einer Brechstange gegen den Metallcontainer des nachbarlichen Zeitungskiosks, während zwei sich anschrien, ein Hund hysterisch bellte und mehrere Autos Rallye um ihren Häuserkomplex fuhren.

Vorsichtig öffnete Eva den schweren Rollladen ein Stück weit, sodass sie ungesehen auf den Balkon klettern und die Szenerie durch die freien Stellen in der Jugendstil-Steinmetzarbeit erfassen konnte. Sie taumelte fast rückwärts, als sie am anderen Ende der Brechstange Balthasar Bube erkannte, trotz seines langen Nylonspitzbartes, der ihn wie einen fleischgewordenen, durchgeknallten Gartenzwerg in optimaler Grösse wirken liess.

Einen Meter von ihm entfernt schubsten sich die grosse blonde Frau aus Evas Traum und einer der jungen Männer, der mit dem dümmsten Gesicht, wie zu stark aufgezogene Marionetten hin und her, während sie lauthals Unartikuliertes von sich gaben.

Unter einer Strassenlaterne wurde ein armer Schäferhund immer wieder von einem weiteren Alptraummann gezwickt, sodass er weiterbellen musste, auch wenn er wohl um drei Uhr morgens nicht die grosse Lust dazu hatte. Sein Peiniger war der mit der Glatze, der zur Arbeit gerne eine Bomberjacke trug.

Die Autos, die alle einen starken Motor besassen, wiesen verdunkelte Scheiben auf, doch Eva musste sich nicht anstrengen, um zu erraten, dass die Kantonspolizei darin sass.

Sie kroch zurück in ihre Wohnung, vollkommen schockiert, liess den Rollladen wieder ganz herunter, holte sich sowohl die Ohrstöpsel als auch den Bügelgehörschutz von der SUVA, montierte alles zusammen in und über ihre Ohren, legte sich wieder ins Bett, eine Hand auf dem verkrampften Herzchakra, die andere auf dem flatternden Solarplexus, und zwang sich dazu, tief und gleichmässig zu atmen.

Den Abgasgeruch, der in ihre Wohnung gedrungen war, als das Fenster noch offen stand, versuchte sie tapfer zu ignorieren. Sie stellte sich vor, sie befände sich mitten auf dem Piccadilly Circus; dort roch es bestimmt genauso, und die Einheimischen starben auch nicht deswegen.

Sie überlegte sich, ob sie Balthasar Bube einen vollen Abfallsack auf den Kopf werfen sollte, glaubte aber, dass dies illegal wäre, und war plötzlich ganz fest davon überzeugt, dass diese Folter von Rudolf Herzig auch nicht legal sein könne, und wollte am nächsten Tag zur Stadtpolizei gehen und Hauptkommissar Herzig anzeigen.

11

Herbert Langmer sass zähneknirschend im Meeting-Raum seiner Truppe und versuchte, Rudolf Herzig klar zu machen, dass es keinen Sinn ergebe, Eva Bausch zu drangsalieren, denn sie sei erstens völlig unschuldig, und zweitens würde sie sich wohl mittlerweile zusammenreimen, dass das eh nur die Kantonspolizei gewesen war und nicht etwa die Schweizerische Volkspartei.

Auch Salomon Tromb gab zu bedenken, dass die Idee, Eva Bausch zu beschatten, reine Zeit- und Steuergelderverschwendung sei.

Doch Rudolf Herzig wollte weiterquälen. Es verursachte ihm sowohl ein Übermachtsgefühl als auch eine Erektion, und beides konnte er bei der Vielzahl an Minderwertigkeitskomplexen, die er in sich trug, gut gebrauchen.

Er begann also, sein Hinterteil auf- und abdrückend, auf seinem Stuhl seltsam anmutende Hopsbewegungen auszuführen, und täubelte: «Wir müssen dieser grün gesträhnten Hexe zeigen, wo ’s langgeht!»

Auf diese abstruse Bemerkung hin runzelten sogar die drei jungen Männer die Stirn, und die grosse blonde Frau begann langsam, aber sicher, an Rudolf Herzigs Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln.

Balthasar Bube, der seinen ausgeschütteten Kaffee vom Tisch tupfte, wagte einen passenden Vergleich: «Machst du jetzt auf Inquisitor, Rudolf?»

Der Hauptkommissar verliess wortlos den Raum.

12

Als Eva sich auf den Weg zur Stadtpolizei machte, begegnete sie dem hübschen Salomon, der ihr auf dem Trottoir entgegenrannte, die Hände tief in den Taschen einer tannengrünen Windjacke und, wie eine Dame der Strasse, sinnlich an seiner frei im Mund hängenden Zigarette saugend.

Er grinste schelmisch unter seiner grauen Lockenperücke, deren Falschheit im Tageslicht so richtig zur Geltung kam.

«Sehr lustig», dachte sie wütend und beschleunigte ihren Schritt auf ihr Ziel zu.

Auf der Kreiswache Fünf angekommen, wurde sie als Erstes von einem diensthabenden bärtigen Herrn in Uniform angenörgelt, was sie hier denn wolle, um diese Zeit auch noch, kurz vor der Mittagspause, die hier auf die Minute genau eingehalten werden würde, Hereingetrampel hin oder her.

«Ich möchte Rudolf Herzig, Hauptkommissar des Rauschgiftdezernats der Kantonspolizei, anzeigen wegen psychologischer Folter», sagte Eva völlig ausser Atem.

«Harzig?», testete der hungrige Herr.

«Herzig, Rudolf Herzig!», artikulierte Eva sehr laut und noch deutlicher.

Er lächelte besänftigend und forderte sie auf, ein konkretes Beispiel zu nennen.

Eva zog die Fotos von Rudolf Herzig und Balthasar Bube aus ihrer Tasche und legte sie auf den schmalen Tresen, während sie von Herzigs Bobfahrt, Bubes Lärmaktion mit Anhang, dem belustigten Salomon und schliesslich ihrem langjährigen Bekannten Herbert Langmer erzählte.

Der Uniformierte starrte entsetzt auf die Fotos und holte dann die zuständige Person aus einem der hinteren Büros.

Der Zuständige besass eine sympathische offene Art und schien Zeit zu haben.

Sie zogen sich in ein Besprechungszimmer zurück, wobei Eva gefragt wurde, ob sie die Türe lieber offen oder geschlossen haben wolle.

Sie wollte sie geschlossen haben, endlich einmal ohne lauschende Ohren in der Nähe sein.

Eva gab ihren Namen, Adresse und Telefonnummer preis und wiederholte dann sämtliche Überschreitungen Rudolf Herzigs und seines Teams, währenddem die Fotos ausgebreitet auf dem Tisch lagen.

Der Stadtpolizist grinste auf die Fotos herab und sagte: «Dann sind sie ja aufgeflogen, die guten Zivilen.»

Und ob er die Fotos kopieren gehen dürfe.

«Sicher», sagte Eva und musste eine ganze Weile auf seine Rückkehr warten.

Als er sich wieder setzte, haspelte er: «Ich konnte gerade Herrn Herzig am Telefon erreichen, und er sagt, dass die Beschattung Ihrer Person erledigt sei.»

«Rudolf Herzig hat wohl eher Sie angerufen, nicht wahr, und dass er verlogener ist als Pinocchio, ist Ihnen bestimmt bekannt», erboste sich Eva.

Der Zuständige wurde ein bisschen rot und vertröstete sie: «Es kommt bestimmt alles gut.»

«Wenn ich jetzt brav nachhause gehe und auf die Anzeige verzichte?»

Der junge Beamte schaute auf seine auf der Tischplatte liegenden Hände und murmelte etwas von «intern».

«Also gut, ich gehe jetzt und hoffe auf Ihr ‹intern›, vorläufig.»

Eva erhob sich und verabschiedete sich vom beschämten Polizisten.

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