Kitabı oku: «Cryptal City 2»
Denny van Heynen
Cryptal City 2
Die Verschwörung
Hinweise:
Leser*innen von Raubkopien sollten wissen, dass der Autor für das folgende Lesevergnügen keinen einzigen Cent erhält. Die Leseempfehlung dieses Buches liegt bei 18 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Klappentext
Der Autor
Vorwort
Prolog
Kapitel 1: Eine glückliche Ehe
Kapitel 2: Jacob
Kapitel 3: Eifersucht
Kapitel 4: Leander Carl´s Vermächtnis
Kapitel 5: Dr. Warner
Kapitel 6: Die Warnung
Kapitel 7: Die innere Stimme
Kapitel 8: Der Überfall
Kapitel 9: Ein Verdacht
Kapitel 10: Die Pressekonferenz
Kapitel 11: Das Sirius – Tarot
Kapitel 12: Zweifel
Kapitel 13: Leidenschaft
Kapitel 14: Bürgermeister Lester
Kapitel 15: Das magische Werkzeug
Kapitel 16: Eskalation
Kapitel 17: Sirius
Kapitel 18: Verschweigen
Kapitel 19: Das Ritual
Kapitel 20: Der Mord
Kapitel 21: Die Suche nach dem Täter
Kapitel 22: Anschlag
Kapitel 23: Unschuldig
Kapitel 24: Vertraue Niemandem
Kapitel 25: Bedrohung
Kapitel 26: Omega
Kapitel 27: Alles vorbei?
Kapitel 28: Erlösung
Epilog
Folgende Bücher sind bereits erschienen:
Impressum
Klappentext
Über zwei Jahre nach den schrecklichen Ereignissen in Cryptal City sind die Jugendlichen zu jungen Erwachsenen herangereift, die versuchen, ihr Leben so normal wie möglich fortzuführen. Während Brenda ihren traumatischen Verlust weiter verarbeitet, steckt John in einer wilden Beziehung mit Nick. Jake und Noah führen mittlerweile eine glückliche Ehe, doch schnell kehrt Unruhe in diese ein, denn Jacob – eine Aushilfe – funkt immer wieder dazwischen.
Als das Paar unerwartet Post von einem Nachlassverwalter erhält, wird Jake von der Vergangenheit eingeholt. Gleichzeitig hört er immer öfter eine innere Stimme, die Böses von ihm verlangt und enorm an seinen Kräften zehrt. Dazu kommen die Eifersucht auf Jacob und die Angst, seinen Mann für immer zu verlieren.
Wird es Jake gelingen, die fremde Beeinflussung abzuwehren?
Kehrt Omega etwa zurück an die Oberfläche?
Und wem können die Freunde im Sumpf der Verschwörung überhaupt noch vertrauen?
Der Autor
Der nordrhein – westfälische Autor lebt mit seiner Familie am Niederrhein, wo er die Freude am Schreiben von Romanen und Kurzgeschichten entdeckt hat. Darin macht er sich vor allem für LGBT´s sowie den Tierschutz stark und hält dem Mainstream einen Spiegel vor. Das Aufzeigen menschlicher Abgründe ist ihm dabei ebenso wichtig, wie die Unterhaltung seiner Leser*innen. Des Weiteren lässt er neben der eigenen Homosexualität oftmals esoterische Themen in seine Werke einfließen.
Cryptal City 2 – Die Verschwörung ist sein siebtes Buch.
Mehr Info´s über Denny van Heynen gibt es auf seiner Website
Vorwort
Liebe*r Leser*in,
dieses Buch habe ich genau ein Jahr nach dem erscheinen von Cryptal City – Vier Jugendliche gegen eine Stadt veröffentlicht. Es war als mein erstes und einziges Buch geplant, doch nachdem ich den Schreibprozess abgeschlossen hatte, fielen mir immer weitere neue Geschichten ein. Nach Cryptal City sind deshalb neben zwei Kurzgeschichten auch zwei Sachbücher und ein kleiner Ratgeber erschienen.
Bevor ich mein erstes Buch bei einem Distributor veröffentlichte, fragte ich mich, ob meine Geschichte wohl verkauft werden würde. Gleich im ersten Monat nach der Veröffentlichung dann die Überraschung: viele Leser*innen hatten mein Buch über alle erdenklichen Shops erworben.
Nachdem ich mich bei verschiedenen Distributoren ausprobiert hatte, entschied ich mich, meine Bücher vorerst nur auf einer einzigen Plattform anzubieten – auch dort wurde Cryptal City (und auch die anderen Bücher) gerne gelesen. Als ich noch Gefahr an Halloween schrieb, fielen mir plötzlich weitere Ideen für die Geschichte rund um Jake, Noah, Brenda und Linda ein. Ich hatte 2014 erfahren, was es bedeutet, einen langen Roman zu schreiben und wollte mir das ehrlich gesagt nicht noch ein weiteres Mal antun. Ich las ihn mir noch einmal durch und merkte plötzlich, wie viel Raum und Möglichkeiten ich mir mit diesem Buch selbst gegeben hatte.
Dann konnte ich nicht mehr anders: ich machte eine Mindmap, dachte mir neue Dinge aus und begann zu schreiben. Immer wieder merkte ich, wie die Dinge zusammenpassten oder sich selbst zueinander fügten.
Mir hat es besonderen Spaß gemacht, eine neue Art von Bösartigkeit herauszuarbeiten und in die Geschichte zu integrieren.
Am Ende ist Cryptal City 2 – Die Verschwörung sogar etwas länger als mein erster Roman geworden.
Ich freue mich, alle, denen der erste Teil gefallen hat, ein zweites Mal auf eine lange und wunderbare Reise in die magische Welt von Cryptal City zu schicken!
Für neue Weggefährten habe ich dieses Buch wieder abschließend geschrieben, sodass der erste Teil und dieses Buch – je nach Belieben – für sich alleine stehen können.
Denny van Heynen
Prolog
Irgendwo in einem dunklen Raum flackerten viele Kerzen. Ihr Licht spendete normalerweise Wärme, doch die Stimmung in diesem Raum war kalt, dunkel und bedrohlich. Zeichen waren auf den dunklen Holzboden geschrieben. Dort, wo tagsüber helles Licht herein fiel, hing nun schwarzer Stoff.
Ich wusste, dass ich an diesem Ort niemals geerdet sein würde, obwohl mir und den anderen das immer wieder versprochen wurde.
Von den Vorgängen hier hatte ich bereits viel gelesen und gehört, doch real bei diesen Aktivitäten dabei zu sein, jagte mir noch einmal einen ganz anderen Schauer über den Rücken. Nie war ich eine weiche Person gewesen, sondern eher abgehärtet gegen alles und jeden. Mein Beruf brachte das so mit sich, da war Sensitivität fehl am Platz.
Einige Personen kamen herein.
Die braunen Gewänder verdeckten ihre Gesichter, doch ich wusste, wer sich unter ihnen verbarg. Unter jedem einzelnen. Alle waren mir persönlich bekannt, mit manchen arbeitete ich sogar zusammen.
Die Personen stellten sich mir gegenüber in einen Halbkreis. Ihre Fußspitzen waren sorgfältig den Zeichen am Boden angepasst.
Sie haben es schon oft getan, dachte ich.
Mein Herzschlag erhöhte sich – nicht unbedingt wegen dem gleich Folgenden – sondern eher wegen dem danach Kommenden.
Der Plan stand. Seit Jahren wurde ich auf sein Gelingen hin trainiert, abgerichtet, immer das richtige zu sagen – ja, sogar zu denken.
Nur einmal erlitten wir einen Rückschlag, doch das war vor meiner Zeit. Wäre ich bereits dort gewesen, hätte es eventuell ein anderes Ende genommen.
Eine weitere Person betrat den Raum. Sie stand noch in der Tür, hinter mir.
Die Regeln waren streng. Ich durfte auf die Personen vor mir im Halbkreis schauen, aber den Blick nicht zur Seite richten.
Trotzdem war mir der Mensch hinter meinem Rücken bekannt. Sehr sogar.
Dessen Schatten wurde auf das mit Kreide gezeichnete Bild auf dem Holzboden geworfen.
Wie oft ich hier gewesen war!
Zur Besprechung des Planes. Nichts durfte schief gehen und das würde es gleich auch nicht. In wenigen Momenten war ein erfolgreicher Ausgang so gut wie garantiert.
Der Schatten wurde größer, schließlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, welche mich sanft zu Boden drückte. Ich kniete mich nieder, was aufgrund meines braunen Gewands nicht allzu leicht war.
Nun ist es soweit, dachte ich aufgeregt.
Die Kerzen flackerten, mein Atem wurde flacher. Der Halbkreis begann leise damit, uralte Formeln zu beschwören.
Heiß und kalt zugleich durchfuhr es mich, als der Mensch hinter mir langsam mein Gewand auszog.
Wie oft hatte die Person das getan! Wie so oft hatte ich danach mit ihr geschlafen. Es war keine Liebe im Spiel, nur Macht und pures Verlangen. Es war leidenschaftlich, ja, aber Gefühle hatte ich für eine andere Person. Trotzdem ließ ich es mit mir machen und durfte es ab und zu auch selbst. Andere wären vielleicht davon angewidert gewesen, aber es war nun mal meine gegenwärtige Situation. Die körperliche Zuneigung tat mir gut. Es hatte zwar nicht wirklich etwas mit dem Plan zu tun, aber mir nutzte es unheimlich viel und meinem Gegenüber auch.
Meine Gedanken an die andere Person, deren meine wahren Gefühle galten, blendete ich jedes Mal aus. Es funktionierte gut und mit ihr trieb ich es danach genau so. Nie würde ich mir anmaßen zu beurteilen wer mich am meisten befriedigte. Es hielt sich stets die Waage, trotz großer Unterschiede der einzelnen Persönlichkeiten.
Während die eine immer mächtiger wurde und den Plan eines großen Ganzen verfolgte, war die andere völlig ahnungslos, aber sexuell anziehend und übte eine starke Faszination auf mich aus.
Zu der einen Hand gesellte sich ihr Gegenstück. Langsam begannen sie meine Schulter zu massieren. Wieder stieg dieses prickelnde Gefühl in mir auf, welches ich jedes Mal in der Gegenwart der Person spürte. Vorsichtig, fast zaghaft, glitten die Hände meinen Rücken hinunter zu meinem Gesäß.
Hier vor allen anderen werden wir es nicht tun, war mein Gedanke. Noch nicht.
Doch wenn es dazu gekommen wäre, hätte ich nicht Nein gesagt.
Die Hände fuhren sanft zurück zu meinen Schultern.
Ob die Menschen vor uns, in den braunen Gewändern, es auch so erfahren hatten?, überlegte ich.
Mein Körper wurde losgelassen. Ich schloss meine Augen.
Ein kalter Gegenstand wurde auf meine rechte Schulter gelegt. Ich wagte einen kurzen Blick: Die Köpfe der Personen im Halbkreis hoben sich.
Sie warten auf dein Zeichen, los gib´ es ihnen.
Dann wurden die Stimmen lauter. Es gab kein Zurück.
Die Temperatur des Gegenstands passte sich gemächlich meiner Körpertemperatur an. Behutsam schnitt die Person hinter mir in meine Haut.
Ja!, rief ich voller Ekstase in mich hinein.
Mein warmes Blut lief meinen Rücken entlang, während der Dolch in aller Ruhe zu meiner linken Schulter gezogen wurde. Immer darauf bedacht, die Klinge nicht abzusetzen. Dann wäre es nicht vollständig gewesen. Wie ein Geschlechtsakt, an dem nur einer seinen Spaß hatte. Ich wollte es aber richtig durchführen und der Mensch hinter mir wollte dies auch.
Immer mehr Blut floss meinen Rücken entlang. Ich stöhnte in meinem Inneren vor Erregung.
Dann verstummten die Stimmen vor uns. Der Halbkreis löste sich auf und schritt geordnet hinter mir. Die Personen setzten sich in eine Reihe, während die eine mit dem Dolch in der Hand sich vor mich stellte. Diese Position hatte ich oft inne, natürlich sonst ohne die Waffe.
Ich sah in die Augen meines Gegenübers, welches den Dolch mit der Spitze auf meinen Mund richtete. Es war nicht viel Blut, welches an ihm klebte. Zu tief durfte der Schnitt nicht sein, um im Alltag nicht aufzufallen.
Meine Zunge leckte vorsichtig das Blut ab. An meinem Rücken machten sich die anderen Personen zu schaffen. Sie teilten sich mein Blut, jeder bekam etwas davon.
Danach kniete sich mein Gegenüber vor mich und ich küsste es – zum Teil aus Dank, zum Teil aus Lust.
Nun war ich aufgenommen und musste die Regeln befolgen.
Kapitel 1: Eine glückliche Ehe
Zwei Jahre waren vergangen.
Mein Freund Noah und ich hatten die schrecklichen Erlebnisse hinter uns gelassen. Damals war unsere gemeinsame Freundin Linda ermordet worden. Von meiner Lehrerin. Aus dem Fenster der Junior High gestoßen. Furchtbar!
Brenda, ihre Partnerin, war damals vollkommen fertig. Gemeinsam hatten wir den Tod unserer Eltern am 31. Juli 2000 aufgeklärt. Sie wurden von einem Hexenorden namens Omega ausgelöscht. Die damalige Anführerin war Miss Kaminsky, welche vor einigen Jahren von John Jones – einem Detective und inzwischen guten Freund – erschossen wurde, als sie versucht hatte, Noah zu erwürgen.
Mrs. Combe wollte die Nachfolge der Ordensführerin übernehmen, intrigierte wohl auch gegen sie. Jedenfalls veranlassten die beiden den Mord an unseren Eltern. Ausgeführt hatte die Tat unter anderem Mr. Carl – ein ehemaliger Mitarbeiter des Stadtarchivs – welcher momentan schwer krank im Gefängnis seine Strafe verbüßte.
Der Cryptal´s Express – die Zeitung unserer amerikanischen Stadt – berichtete damals groß über die Ereignisse, sogar der Polizeivorstand musste komplett wechseln. Daraufhin wurde John zum Leiter des Police Office gewählt. Selbst einen Assistenten gewährte ihm die Stadt.
Jones kam, genau wie sein Assistent, ursprünglich aus Grave´s Garden, der nächstgrößeren Nachbarstadt von Cryptal City. Man musste acht Meilen auf einer Verbindungsstraße, der Broker Road, fahren um sie zu erreichen.
Broker Road.
Auf dieser Strecke, vier Meilen vor unserer Nachbarstadt, hatte mein Freund auf einem Feld Cecilia Combe getötet, nachdem sie mit anderen Omega – Anhängern versucht hatte uns gegeneinander aufzubringen und auf die Seite ihres Ordens zu ziehen.
Schreckliche Lügen hatte sie erzählt...
„Babe, was schaust du mich so an?“ fragte Noah.
Tatsächlich starrte ich ihn an, bewunderte seine mittellangen, rotbraunen Haare und sein hübsches Gesicht. Langsam schaute ich auf seinen nackten, trainierten Körper. Noah ging ab und zu ins Fitnessstudio, hatte aber bereits davor definierte Oberarme und einen muskulösen Bauch, der zum niederknien war.
Wir lagen nackt im Bett.
Mein Mann und ich.
Noah war inzwischen zwanzig, ich war neunzehn, aber bereits vor zwei Jahren hatten wir geheiratet. Es war eine kleine Feier mit Brenda und John. Für uns beide war es die erste Beziehung. Noah hatte mir damals seine Gefühle (die er seit dem Kindergarten für mich hegte) gestanden und irgendwann war ich so verliebt in ihn gewesen, dass wir zusammen kamen.
Wir lebten zusammen in seinem Haus. Unsere Eltern hatten alle vor ihrem Tod eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen und die Stadt war so nett, nachdem wir aus dem Heim kamen und langsam erwachsen wurden, uns in die Elternhäuser zurückkehren zu lassen. Brenda wohnte auch noch in ihrem Haus.
„Hey? Alles in Ordnung?“
Die Hand meines Mannes ergriff mein Gesicht und zog meinen Blick auf seine wundervollen grau – blauen Augen.
Ich rollte mich auf ihn, Noah küsste mich intensiv. Unsere Beziehung war meistens harmonisch, unser Intimleben wild und unsere Liebe vertraut.
„Ich liebe dich, Jake“
„Ich liebe dich auch“ erwiderte ich und gab mich ganz unseren Gefühlen zueinander hin.
Noah streichelte mir über den Po, ich fuhr mit der Fingerspitze an seinem muskulösen Körper entlang.
Ihm entwich ein leises stöhnen.
Ich zog die Decke über uns und wir verbrachten die nächste Stunde hemmungslos.
Kapitel 2: Jacob
Nach dem Sex ging ich ins Bad und frischte mein Make – up auf. Brenda hatte mir damals tolle Schminktipps gegeben und obwohl ich es bis auf kleinere Hautunreinheiten nicht nötig hatte, fühlte ich mich damit besser.
Ich spürte einen warmen Hauch im Nacken.
„Schatz, du warst Spitze!“ sagte Noah noch immer schwer atmend. „Du weißt, ich genieße deine Zuneigung. Ich bin dir verfallen.“
„Noah, übertreib´ mal nicht“ lächelte ich ihn an.
Zu viele Komplimente ließen mich noch immer erröten.
Es klingelte an der Tür.
„Hase, machst du auf? Ich muss mich noch abpudern, aber zieh´ dir was an. Dein Body gehört nur mir!“ witzelte ich.
„Hey! Wie geht’s? Deine Haare sehen zerzaust aus. Habt ihr es gerade getrieben?“
Diese forsche Art war unverwechselbar.
Ich legte den gereinigten Pinsel zur Seite, zog mir ein Hemd an, bürstete meine inzwischen mittellangen, blonden Haare und lief die Treppe hinunter.
„Brenda! Uns geht’s gut und selbst?“
Ihren braunen, halblangen Haare hatte sie Locken gegönnt. Sie war wie immer perfekt geschminkt, die Farbe ihrer Fingernägel war passend zu ihrem weißen Oberteil und dem orangenen Jackett gewählt.
„Mir geht’s super! Ich habe eine Stunde Pause. Wollen wir ins Café gehen oder legt ihr noch ´ne zweite Runde ein?“
„Brenda...“
Ich sah sie durchdringend an, dann schaute ich fragend zu meinem Mann.
Er nickte. „Mache mir nur was Haarspray rein, dann können wir.“
Noah fuhr uns in seinem hellblauen Jeep zum Café, welches mitten im Stadtkern lag. Von dem großen Schaufenster aus hatte man einen guten Blick zum gegenüberliegenden Stadtbrunnen.
Vor der olivfarbenen Fassade parkten wir. Brenda hakte sich bei mir ein, während Noah das Parkticket zog.
„Erzähl´! Wie war´s?“
„Brenda!“
Ich legte den Kopf auf die Seite und sah sie streng an. Dann lachte ich.
„Großartig! Immer noch wie am Anfang!“
„Das freut mich für euch.“
Brenda hatte seit Linda´s Tod keine Freundin mehr gehabt. Ich besorgte ihr einen Job in einem Friseursalon, damit sie sich ablenken konnte. Mittlerweile hatte sie den Tod aber gut verarbeitet und kam wieder alleine zurecht.
„Drei Cappucini bitte!“ bestellte Brenda.
„Und eine Waffel für mich dazu!“ ergänzte ich.
Wir setzten uns auf die großen, weißen Hocker. Auf dem schwarzen Tisch vor uns standen cremefarbene Rosen, festgehalten durch eine kleine rosafarbene Schleife. Ich erinnerte mich an Linda´s Beerdigung. Brenda hatte damals einen großen Trauerkranz mit genau diesen Rosen und einer rosafarbenen Schleife arrangiert.
Meine Freundin starrte auf die Tischdekoration.
„Alles okay?“ fragte ich.
Brenda sah auf. „Ja... ja, alles in Ordnung.“
Vor dem Schaufenster bückte sich Noah – ein Windstoß hatte ihm sein Ticket aus der Hand entrissen. „Tolle Aussicht“ sagte ich, um die Situation aufzulockern.
„Aber Hallo“ stieg meine Freundin ein und stellte die Deko fast von mir unbemerkt auf einen der Nebentische.
„Steckt ihr wieder die Köpfe zusammen?“ fragte Noah, als er herein kam.
„Nein, wir haben uns nur über das Wetter unterhalten. Es sollte öfter Windstöße geben.“
Brenda und ich lachten laut auf. Noah sah irritiert aus.
Ich ließ mir meine Waffel schmecken und streichelte Noah´s Hand, nachdem wir Brenda verabschiedet hatten.
„Jake, wenn du nichts dagegen hast, würde ich kurz in den Laden fahren, nur um nach dem Rechten zu sehen.“
Noah´s Vater war damals Besitzer der örtlichen Videothek. Mein Mann hatte sie vor einigen Jahren wieder eröffnet und vor kurzem eine Aushilfe eingestellt, um mehr Zeit mit mir verbringen zu können. Das Geschäft lief so gut, dass er es sich leisten konnte. Ab und zu arbeitete ich ebenfalls dort.
„Nein, kein Problem. Wie macht sich Jacob?“
„Er stellt sich manchmal ungeschickt an, aber das Ausstellen der Kundenkarten hat er auf Anhieb verstanden.“
„Okay, das war ganz klar gegen mich“ echauffierte ich mich gespielt.
Ich hatte noch immer Probleme damit, die Leihkarten auf Neukunden zu registrieren, aber das war nun nicht mehr meine Aufgabe – dank Jacob.
„Ist er nicht ein wenig eingebildet oder so? Schließlich ist er der Sohn des Bürgermeisters.“
„Nein, ganz und gar nicht. Manchmal wirkt er sogar ein wenig schüchtern.“
Nachdem Noah die Parkgebühr bezahlte, fuhren wir zur Videothek. Sie war mittelgroß, hatte eine graue Fassade und über der Eingangstür prangte ein gelbes Schild mit pinker Aufschrift: Noah´s Movies.
„Hallo Chef´s“ begrüßte uns Jacob.
Auf Anhieb hatte er mich als den Mann seines Chef´s erkannt. Er war etwas kleiner wie ich und hatte schwarze, kurze Haare. Wir gingen zur Leihtheke und Noah stellte mich der Aushilfe vor.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen“ lächelte Jacob.
„Wir können uns ruhig dutzen. Ich bin Jake.“
Ich reichte ihm die Hand.
„Schatz, ihr könnt euch ein wenig unterhalten. Ich muss kurz die Abrechnungen überprüfen.“
Damit verschwand Noah im hinteren Teil der Videothek, wo sich das einzige Fenster befand.
„Und? Wie kommst du hier zurecht?“
„Oh, alles ist ganz einfach und Ihr... dein Mann ist wirklich sehr nett zu mir. Er behandelt mich wegen meines Vaters nicht anders oder bevorzugter. Ich habe mal in einem Tierheim in Grave´s Garden gearbeitet. Da wurde ich wie ein Außenseiter behandelt, aber das lag vermutlich daran, dass mein Vater dort nicht sehr beliebt ist, schließlich ist er der Bürgermeister von Cryptal City...
Die Kunden sind nett hier und ich habe schon einiges gelernt. Der Verdienst ist auch nicht schlecht. Ich werde von meinem Dad zwar finanziell versorgt, aber eigenes Geld zu verdienen ist viel schöner.“
Eingebildet bist du ja gar nicht, dachte ich insgeheim.
Ein Kunde kam zur Theke und legte den Chip eines Blu – Ray – Filmes hin. Als Jacob ihn nahm, bemerkte ich ein Tattoo, welches etwas unter seinem langärmeligen Hemd herausschaute.
„Freut mich, wenn es dir hier gefällt.“
„Jake? Ich habe alle Unterlagen gesichtet, wir können wieder.“
„Okay“ sagte ich.
Wir verabschiedeten uns vom Sohn des Bürgermeisters und fuhren nach Hause.
„Wusstest du, dass deine Aushilfe tätowiert ist?“ fragte ich meinen Mann, während wir es uns auf der hellbraunen Couch bequem machten.
„Nein. Ich habe noch kein Tattoo an ihm gesehen – wo hat er es denn?“
„Am linken Arm, das kann man auch nicht wirklich sehen“ sagte ich und vermutete zugleich, dass Jacob immer lange Hemden trug.
Vielleicht war sein Vater damit nicht einverstanden und verordnete ihm deshalb die verdeckende Kleidung.
„Ich bin übrigens morgen mit ihm zum Essen verabredet.“
Überrascht sah ich Noah an.
„Das hast du mir gar nicht erzählt. Wann habt ihr das ausgemacht?“
Er überlegte kurz. „Vor einigen Tagen bereits. Jacob hat mich zum Dank für den Job eingeladen.“
Fragt sich für welchen Job, war mein eifersüchtiger Gedanke.
„Ist was?“ Seine blau – grauen Augen sahen mich fragend an.
„Nein, nein. Alles in Ordnung.“
Am nächsten Morgen stand ich um neun Uhr im Bad und machte mich zurecht. Noah war bereits zur Videothek gefahren. Sie öffnete normalerweise um zehn, aber er wollte mit der Aushilfe noch den Lagerbestand durchgehen.
Ich machte mir gerade mein Frühstück, da klingelte es an der Tür.
„John! Dich hab´ ich ja schon länger nicht mehr hier gesehen. Wie geht’s euch?“ fragte ich ihn und Nick, seinen Assistenten.
„Uns geht’s gut, nicht war Nick?“
Er stimmte zu und ich bot den beiden ein noch warmes Brötchen an.
Zwischen John und mir hatten sich vor über zwei Jahren Gefühle füreinander entwickelt. Da war ich natürlich noch nicht mit Noah zusammen. Mehr wie ein Kuss war aber nie geschehen. Als Noah es herausgefunden hatte, stürzte er sich gleich auf John. Da spürte ich seine Eifersucht auf ihn – denn damals verbrachte ich mehr Zeit mit dem Detective. Später hatte ich mir eingestanden, dass ich dies tat um meine Gefühle für Noah zu unterdrücken, weil er zu dieser Zeit noch mein bester Freund gewesen war.
„Wie läuft es mit der Videothek? Nick war letztens dort und hat mir erzählt, dass dort nun ein junger Mann arbeitet?“
„Ja, das war Jacob, unsere Aushilfe.“
„Er war wirklich nett zu mir“ sagte Nick.
Das glaube ich.
In mir wuchsen Zweifel.
Ich war mir nicht sicher, ob Jacob wirklich so nett war, wie er aussah.