Kitabı oku: «Cryptal City 2», sayfa 2

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Kapitel 3: Eifersucht

Ich begleitete John und Nick zur Tür, dann zog ich mir eine graue Old – School – Jacke an und ging zu Fuß zur Videothek. Nach einer halben Stunde kam ich an.

Als ich die Tür öffnete, traute ich meinen Augen kaum: Noah saß auf der Leihtheke und Jacob massierte ihm dahinter den Rücken. Nachdem sich unsere Blicke trafen, ließ Jacob mit einem Grinsen von meinem Mann ab.

„Was ist denn hier los?“ fragte ich leicht aufgebracht.

„Mir ist vorhin etwas schwindelig geworden. Jacob war so freundlich, mich zu massieren.“

„Das regt die Durchblutung an, außerdem ist dein Mann ziemlich verspannt.“

„Aha“ sagte ich und malte mir aus, wie Jacob wohl Noah´s Verspannungen lösen wollte.

„Jake, komm´ her.“

Mein Mann gab mir einen Kuss, den ich nicht wirklich erwiderte.

Ich vertraute ihm, aber ich war eifersüchtig, schließlich arbeiteten die beiden den ganzen Tag zusammen und ich kannte die Aushilfe noch nicht wirklich. Klar, er war der Sohn des Bürgermeisters – aber was sagte das schon über einen aus?

„Nick war übrigens vorhin hier. Er wollte John mit einem neuen Film überraschen.“

Wenigstens ist bei denen alles in Ordnung, war mein seufzender Gedanke.

Ich sah zu Jacob. Unsere Blicke trafen sich. Er lächelte mich an und ging dann ins Hinterzimmer. Mit dem heutigen Tag stand fest, dass wir keine Freunde mehr in diesem Leben werden würden.

Am Abend war es soweit: Noah machte sich zurecht, um mit Jacob Essen zu gehen. Er sah verdammt heiß aus in seinem schwarzen Hemd und der figurbetonten Hose, auch er ließ mich seine Lust spüren. Aber ich drückte ihn von mir.

„Du kommst sonst zu spät.“

Es war eine lahme Ausrede, aber ich hatte keine Lust mit meinem Mann zu schlafen – kurz vor einem Essen mit Jacob.

„Wo geht ihr eigentlich hin?“ fragte ich ihn.

Vielleicht würde ich mal zufällig vorbeischauen.

„In der Nähe des Seniorenheims hat ein neues Restaurant eröffnet. The Cryptal´s Food – oder so ähnlich.“

„In der Nähe des Seniorenheims?“ wiederholte ich ungläubig. „Das liegt am anderen Ende der Stadt! Wieso geht ihr nicht ins Café?“

„Weil Jacob mich dorthin eingeladen hat“ antwortete Noah gelassen.

Das Seniorenheim lag in der Nähe des Highways. Ich konnte mir vorstellen, weshalb Jacob ihn bis ans Ende der Stadt einlud, nur um sich für die Einstellung in der Videothek zu bedanken.

Draußen hupte es zweimal.

„Ich muss los. Ich liebe dich, Jake.“

„Er hat ein Auto?“ fragte ich irritiert.

„Ja, was ist so schlimm daran? Er wird schon vorsichtig fahren.“

Mein Mann gab mir einen Kuss und lief die Tür heraus. Ich vermied es aus dem Fenster zu sehen, stattdessen rief ich Brenda an.

Zum Glück hatte sie Zeit. Sie ließ sofort alles liegen und kam mit dem Bus, da sie etwas entfernt wohnte. Mein Elternhaus hatte ich aufgegeben, nachdem ich geheiratet hatte. Brenda musste damals meistens dreimal umsteigen, wenn sie zu mir kam. Noah´s Haus war da mit zweimal umsteigen näher.

Es klingelte.

Ich öffnete die Tür, Brenda hielt eine große Tafel Schokolade vor ihr Gesicht.

„Die Seelentröster sind da“ sagte sie.

„Danke, dass du gekommen bist. Jetzt alleine hier zu sitzen, halte ich vermutlich nicht aus.“

„Kein Problem. Mache ich gerne. Wo sind die beiden Schurken?“

„Am Ende der Stadt“, antwortete ich, „in einem neueröffneten Restaurant. The Cryptal´s Food.“ „Davon habe ich gehört, das soll toll sein.“

Na prima!

„Ich habe die beiden heute morgen erwischt. Was meinst du, wie Jacob ihn angehimmelt hat! Du weißt, dass ich normalerweise nicht so eifersüchtig bin, aber diese Aushilfe hat irgendetwas an sich...“

„Denkst du, er ist besser im Bett als du?“ fragte Brenda forsch.

„Quatsch! Aber er sieht gut aus und ich weiß nicht ob Noah... ob er... sich von ihm einwickeln lässt.“

„Wieso sollte er das tun?“

„Ich weiß es nicht, vielleicht, um sich die Videothek unter den Nagel zu reißen.“

Brenda sah mich schief an. Ich dachte über das Gesagte nach, dann prusteten wir los.

„Okay, auf die Videothek wird er es nicht abgesehen haben, aber vielleicht auf ihn. Ich habe sogar schon überlegt zum Restaurant zu gehen – rein zufällig – um mich dort zu vergewissern, dass es Noah gut geht.“

„Du meinst, dass er nicht fremdgeht?“

So konnte man es auch ausdrücken. Ich hasste mich für den Gedanken, aber schließlich fuhren Brenda und ich zu diesem Restaurant. Das Taxi zahlte ich, denn im Friseursalon verdiente meine Freundin nicht sehr viel.

In der 52. Straße war es ruhig. Die weiße Fassade des Cryptal´s Food wurde grün beleuchtet. Das Gebäude war groß und mehrstöckig. Wir gingen zu den riesigen Fenstern.

Das Restaurant war gut besucht, schnell entdeckte ich meinen Freund. Sie schienen sich sehr zu amüsieren – Jacob und er lachten unentwegt.

„Ich habe genug gesehen, lass´ uns verschwinden“ sagte ich etwas deprimiert.

Wieder zuhause angekommen, reichte mir Brenda die mitgebrachte Schokolade.

„Oh, ja! Heute achte ich mal nicht auf die Kalorien!“

Ich riss die Verpackung auf und biss ein großes Stück ab.

„Hey, lass´ mir auch etwas über“ lächelte Brenda.

Ich teilte die Tafel in zwei Hälften und gab ihr eine.

„Sie haben sich nett unterhalten, mehr ist nicht passiert, Jake.“

„Ich weiß, aber ich vertraue diesem Jacob nicht. Ich kann ihn nicht leiden.“

„Das musst du auch nicht, man kann nicht jeden Menschen mögen.“

Meine beste Freundin schlang die Schokolade herunter.

„Liegt dir auch was auf der Seele?“ fragte ich.

„Nein, aber diese Marke liebe ich!“

Trotz meiner miesen Stimmung lachte ich laut auf.

„Geht es deinem Rücken besser?“ fragte ich meinen Mann am frühen Morgen.

„Ja, Jacob´s Massage hat richtig gut getan. Nur weiß ich nicht, was den Schwindel ausgelöst hat.“

„Du hast bestimmt zu wenig getrunken“ vermutete ich. „Wie war der Abend?“

„Schön! Das Restaurant ist richtig gut. Da müssen wir auch mal hin.“

Ich senkte den Kopf.

„Hast du etwas?“

„Nein, alles okay“ log ich.

Vor meinen Augen blitzte die Szene im Restaurant auf, wie die beiden sich amüsiert hatten.

„Schatz? Ich habe Lust auf dich“ sprach Noah.

Doch ich konnte jetzt nicht.

„Du, ich habe Kopfschmerzen. Vielleicht später.“

Er sah mir kurz tief in die Augen, dann legte er sich zu mir und streichelte meinen Arm. Ich versuchte noch ein wenig zu schlafen, aber ich dachte dauernd daran, dass sich Jacob und Noah später auf der Arbeit wiedersehen würden. Zudem hatte ich ihm zugesagt, ihnen bei der neuen Warenlieferung behilflich zu sein.

Kapitel 4: Leander Carl´s Vermächtnis

Um der Situation in der Videothek zu entgehen, schob ich meine angeblichen Kopfschmerzen vor. So konnte ich wenigstens zuhause bleiben und musste Jacob´s Blicke auf Noah nicht ertragen.

Mir fiel ein Brief auf, während ich die Post aus dem Briefkasten vor unserem Haus holte. Ein Rechtsanwalt namens Snider war der Absender. Ich öffnete ihn und setzte mich in unsere rote Küche. Vor einem Jahr hatten wir sie renoviert.

Ich überflog den Brief.

„Ich bin der Rechtsanwalt und Erbverwalter von Leander Carl. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass er vor zwei Wochen verstorben ist. Bezüglich einer dringenden Angelegenheit möchte ich Sie bitten, mich telefonisch wegen eines Termins zu kontaktieren.

Mit freundlichen Grüßen

G. Snider“

Vor meinem geistigen Auge tauchte das Bild von Leander Carl auf. Damals arbeitete er noch im Stadtarchiv, wir entwickelten eine Art Freundschaft, bis meine Freunde und ich im Archiv eingesperrt wurden und Mr. Carl´s Tagebücher fanden, in denen er von dem Tod unserer Eltern berichtete. Er war Mitglied des Omega – Ordens, hatte sich am Ende aber gegen seine Anführerin Cecilia Combe gestellt, trotzdem saß er wegen achtfachen Mordes zurecht im Gefängnis.

Was konnte der Anwalt von mir wollen?

„Erbverwalter....“ las ich laut.

Ich ging in mein Arbeitszimmer und suchte etwas. Nach wenigen Minuten hatte ich es gefunden. Es war ein handschriftlich verfasster Brief von Leander Carl, den er mir vor zwei Jahren geschrieben hatte. Seitdem lag er in einer Pappkiste. Ich las ihn mir noch einmal durch.

„Hallo Jake.

Ich verstehe, dass du mich nicht mehr besuchen kommst und es ist eigentlich auch alles gesagt. Aber eine Sache muss ich noch los werden, denn ich bin gesundheitlich sehr angeschlagen. Als ich euch damals erzählte, wie ich zu Omega kam und was genau geschehen ist, verschwieg ich ein Detail.

Jake, du, Noah und Brenda habt ebenso wie Linda, die weiße Magie eurer Eltern geerbt. Es ist kein Zufall, dass Noah sich so gut mit Tarotkarten auskennt. Ihr seit zu Höherem berufen.

Ich habe gestern nach langer Zeit wieder eine Legung gemacht und aus ihr geht eindeutig hervor, dass Omega wieder an die Oberfläche will. Ich möchte, dass ihr nicht unerwartet an die Sache herangeht.

Bitte Noah um eine Legung seiner Karten, dann wird er feststellen, dass ich recht habe.

Alles Gute.

Gezeichnet C.“

Unter dem Brief kamen Karten zum Vorschein. Es waren Noah´s Tarotkarten, die – wie wir herausfanden – dem Sirius – Orden gehörten und damit eine Verbindung zu unseren Eltern waren, welche uns am Anfang unseres Lebens verlassen mussten. Der Sirius – Orden entwickelte sie vor langer Zeit. Unsere Eltern versuchten mit aller Kraft den Omega – Orden zu zerstören. Vor etlichen Jahrhunderten gab es nur diesen einen Orden, doch die Einwohner von Grave´s Garden schlugen sich auf die dunkle Seite und gründeten Omega. Durch diesen Hexenorden waren unzählige Einwohner, sowie unsere Eltern, von Cryptal City ermordet worden.

Nachdem Noah und ich den Brief gelesen hatten, fanden wir auf einem der Schaukästen von Noah´s Movies das Zeichen des Omega – Ordens. Damals dachten wir, dass ein Trittbrettfahrer uns einen Streich spielen wollte, schließlich ging die Geschichte durch den Cryptal´s Express.

Wir wollten nichts mehr mit Magie zu tun haben, deshalb legten wir alles in diese Pappkiste. Es stimmte, Noah hatte wirklich Talent im Kartenlegen. Sofort fand er einen Zugang zu dem Sirius – Tarot, welches er per Zufall einem Antiquitätenhändler im Internet für einen stolzen Preis abgekauft hatte.

Noah hatte uns mithilfe der Karten vor einigen Dingen bewahrt und sie hatten jedes Mal recht behalten.

Seit unserer Hochzeit hatte er sie nicht mehr gelegt. Wir schlossen mit dem Thema ab.

Doch jetzt kam alles wieder hoch.

Ich sah Miss Kaminsky, jene alte Frau, die sich damals im Heim um uns kümmerte und zuvor unsere Eltern ermordet hatte. Auch Cecilia Combe sah ich vor mir. Und Frank, ihren Ehemann.

Frank.

Ihn hatte sie mit einer Axt ermordet, als er uns über die Machenschaften seiner Frau aufklären wollte. Die Gesprächstherapie, welche ich vor drei Monaten beendet hatte, schien mein Leiden nur unterdrückt zu haben, statt es zu beseitigen.

Ich ging durch den Flur, wo ich ein Bild meiner Eltern sah. Es hing an der Wand. Jessica und Louis. Meine Eltern. Auf dem Foto hielten sie ein Herz mit ihren Initialen in die Kamera. Unter dem Herz stand ein kleiner Junge – dieser Junge war ich.

Meine Hand strich sanft über das Bild. Dann wandte ich mich wieder dem Schreiben des Anwaltes zu. Unsicher wählte ich die angegebene Telefonnummer.

„Snider“ ertönte es knapp.

„Hallo. Hier ist Jake... Ich habe Ihren Brief erhalten.“

„Oh Jake, das freut mich. Natürlich sind die Umstände nicht optimal, aber ich würde Sie gerne morgen treffen.“

„Morgen schon?“ fragte ich erstaunt.

„Nur, wenn es Ihnen recht ist.“

Schließlich willigte ich ein und nach dem Auflegen, bereute ich dies bereits.

Ich musste mit jemandem über die Sache reden. Brenda wäre vermutlich die falsche Ansprechpartnerin gewesen. Ihrer Reaktion neulich im Café wegen der Tischdeko nach zu urteilen, hielt sie das Geschehene noch immer in seinen Klauen.

Deshalb fuhr ich zur Videothek.

„Noah, wir müssen reden“ sagte ich und zog ihn zur Theke.

Dann versicherte ich mich, dass uns niemand zuhörte. Der Laden war leer, nur Jacob stand hinter der Theke. Mit einem Handzeichen wies Noah ihn an woanders hinzugehen, worauf er einige Meter entfernt DVD´s und Blu – Ray´s einsortierte.

„Worum geht’s?“ fragte mein Mann.

Ich zeigte ihm den Brief.

„Du willst dich nicht wirklich bei diesem Mann melden, oder?“

„Das habe ich bereits.“

„Du hast was?“ fragte Noah entsetzt. „Wir waren uns doch einig, die Sache hinter uns zu lassen. Wann ist der Termin?“

„Morgen.“

„Okay, ich komme mit.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das musst du nicht.“

„Mich geht die Sache auch etwas an, Jake.“ Er nahm meinen Kopf in seine Hände. „Du gehst da nicht alleine hin.“

Die folgende Nacht schlief ich unruhig. Die traumatischen Erlebnisse in Miss Kaminsky´s Haus verfolgten mich. Im Traum war ich wieder dort, in der 29. Straße.

Linda stand neben mir, ihr Genick war bereits gebrochen. Miss Kaminsky würgte den Hals meines Mannes. Dessen Gesicht lief blau an. Die Karten des Omega – Ordens flogen durch die Gegend. Brenda kam hereingestürzt, lief auf ihre Freundin zu und leckte ihr das Blut von ihrem verletzten Hals. Dann knackte etwas.

Ich sah zu Noah. Er lag tot auf dem Boden.

Miss Kaminsky kam mit den Worten „Jetzt bist du dran!“ auf mich zugerannt.

Dann stürmte John Jones herein. Mit einer magischen Geste zog die alte Frau ihm die Waffe aus der Hand, zielte auf den Detective und drückte ohne zu zögern fünf Mal ab. Dann spürte ich ihre kalten Hände um meinem Hals.

Ich schrie.

„Oh mein Gott, Jake. Was ist los?“ fragte Noah besorgt.

Er streichelte mir über die Stirn. „Du schwitzt total. Hast du Fieber?“

Schwer atmend versuchte ich mich zu beruhigen.

„Ich hatte einen Albtraum. Wir waren in dem Haus der Kaminsky. Sie hatte dich ermordet und wollte...“

Ein schwerer Kloß legte sich auf meine Stimme und ich begann zu weinen.

Noah umarmte mich fest.

Ich ließ den Tränen freien Lauf.

Sie war wieder da.

Die Angst vor dem Bösen.

Kapitel 5: Dr. Warner

Noah riet mir, als ich mich beruhigt hatte, Evelyn Warner anzurufen – meine ehemalige Therapeutin.

„Wann hast du diesen Termin?“ fragte sie mich am Telefon.

Während der Therapie hatte ich ihr das Du angeboten, sie bestand jedoch darauf, dass ich sie weiterhin siezen sollte, um die Professionalität zu wahren.

„Um vierzehn Uhr“ antwortete ich.

„Dann komme um zwölf zu mir, da habe ich Mittagspause, aber die muss heute ausfallen.“

Ich bedankte mich bei ihr für den neuerlichen Termin und legte auf.

„Soll ich mitkommen?“ fragte Noah.

Ich verneinte, versprach ihm aber, dass er mich um vierzehn Uhr zu dem Termin mit Dr. Snider begleiten durfte.

Die Praxis von Dr. Warner lag hinter dem Stadtbrunnen.

Die Sprechstundenhilfe Angie bat mich in das Behandlungszimmer. Es war lichtdurchflutet und sehr hell eingerichtet. Die weißen Vorhänge gingen bis zum hellen Parkettboden. Ich nahm auf einem der beiden mintfarbenen Kunstledersessel Platz.

Nach fünf Minuten kam Evelyn Warner herein. Eine große, schlanke Frau mit blonden Locken. Sie hatte ebenfalls wie ich grüne Augen. Sie trug meistens ein cremefarbenes Oberteil und einen beigefarbenen Rock. So auch an diesem Termin.

„Jake, lange nichts mehr von dir gehört. Als unsere Therapie vor drei Monaten endete, dachte ich eigentlich, du hättest das Trauma überwunden. Aber anscheinend ist dem nicht so. Du hast am Telefon von einem Traum erzählt und von dem Anwalt, zu welchem du gleich hingehen möchtest,

Dr. Snider, nicht wahr? Aber der Reihe nach.

Erzähle mir bitte von Anfang an, was genau geschehen ist.“

Ich berichtete ihr von dem Brief des Erbverwalters und meinem Traum in der darauffolgenden Nacht. Dr. Warner blätterte kurz in ihren Notizen.

„Damals hattest du mir erzählt, dass Miss Kaminsky euch umbringen wollte. Du hattest die Beschreibung unnatürliche Kraft benutzt, mit der sie euch attackierte. Nun hast du in dem Traum eine Variante erlebt, die hätte ebenfalls eintreffen können.“

„Aber das liegt über zwei Jahre zurück“ wandte ich ein.

„Dein Unterbewusstsein vergisst nie, Jake.“

Ich seufzte.

„Der Brief von Dr. Snider hat irgendetwas in dir ausgelöst – eine panische Angst, dass sich alles wiederholen könnte. Aber du weißt, dass dies nicht der Fall sein wird, oder?“

Ich nickte.

„Was wäre das schlimmste, was dir bei dem Termin geschehen könnte? Was wäre dein worst case?“

Nach kurzer Überlegung sagte ich: „Das der Anwalt mir verkündet, dass Omega zurückgekehrt ist.“

Evelyn Warner notierte sich etwas.

„Richtig. Doch die Anführerin des Ordens ist tot. Bereits seit über zwei Jahren, wie du sagtest. Also ist eine Rückkehr des Ordens so gut wie ausgeschlossen. Und warum sollte ein Anwalt sich um solche Belange kümmern?“

„Ich habe mir noch mal den Brief von Leander durchgelesen. Dort stand, Noah und ich hätten die weiße Magie unserer Eltern geerbt.“

Die Therapeutin rückte sich eine Strähne zurecht. „Das wusste er oder vermutet er das nur?“

„Ich weiß es nicht, aus dem Brief geht das nicht hervor.“

„Nun gehen wir mal in eine andere Richtung. Was bewegt der Tod von Mr. Carl in dir?“

„Nichts, glaube ich jedenfalls. Er ist mitschuldig an dem Tod unserer Eltern. Ich empfinde keine Trauer oder so.“

„Gut. Erzähle mir von deinem aktuellen Beziehungsstand.“

Ich berichtete ihr von den Problemen mit Jacob. Geduldig hörte sie mir zu.

„Das wirft deinen Traum in ein anderes Licht. Du hattest geträumt, Noah würde ermordet werden, also, dass er aus deinem Leben verschwindet. Deine Eifersucht auf die Aushilfe – Jacob – hat diesen Traum vermutlich ausgelöst und nicht der Brief des Anwaltes.“

„Also denken Sie nicht, dass es wieder von vorne los geht?“

„Nein, Jake. Du hast einfach Angst davor, deinen Mann zu verlieren. Ich habe ja Noah während deiner Therapie kennengelernt. Meiner Einschätzung nach ist er nicht der Typ der fremdgeht.“

Das beruhigte mich etwas, schließlich sah eine Therapeutin das Wesen hinter einer Person.

Nach einigen beruhigenden Atemübungen verabschiedete ich mich bei ihr. Ich fühlte mich nun stark genug für den Termin mit Dr. Snider.

Noah holte mich am Empfang ab.

„Hat dir der Termin weitergeholfen?“ erkundigte sich Angie, welche ungefähr in unserem Alter sein musste.

Sie hatte dunkelbraunes Haar und trug eine Bob – Frisur.

„Ich denke schon. Jedenfalls bin ich nicht mehr so angespannt“ antwortete ich.

„Das ist schön. Auf Wiedersehen ihr beiden.“

„Bye, Angie“ verabschiedete sich Noah.

„Freut mich, dass es dir besser geht“ sagte mein Mann, nachdem wir in seinen Jeep eingestiegen waren. „Lass´ uns noch etwas zu Mittag essen, bevor wir zum Anwalt fahren.“

Ich willigte ein.

Kapitel 6: Die Warnung

Zehn Minuten vor dem Termin erreichten wir die Kanzlei des Anwaltes. Dr. Galvin Snider, ein dürrer Mann mit ergrautem Haar und Endfünfziger, empfing uns persönlich.

„Schön, dass Sie gekommen sind, Jake. Möchten Sie und Ihre Begleitung ein Glas Wasser?“

Wir verneinten die höfliche Geste.

„Dr. Snider, warum sind wir hier?“ sprach Noah meine Frage direkt aus.

„Nun ja, ich bin – wie Sie wissen – der Erbverwalter von Leander Carl. Er verstarb vor zwei Wochen nach schwerer Krankheit. Ein ruhiger Geselle... Er gab mir einen Brief für Sie, Jake. Er wollte unbedingt, dass Sie ihn lesen, während ich anwesend bin, um eventuelle Fragen nach Leander´s Tod beantworten zu können.“

Seinem Aktenkoffer entnahm Galvin Snider einen Brief und legte ihn vor mir auf den Tisch. Ich betrachtete ihn. Die Rückseite war versiegelt.

„Sicherheit ist uns wichtig“ bemerkte der Anwalt meinen Blick.

Ich sah zu Noah, dieser lächelte und nickte mir entgegen. Langsam öffnete ich den Brief und las ihn.

„Lieber Jake,

schade, dass wir uns in diesem Leben nicht mehr sehen werden. Es tut mir unglaublich leid, was ich dir und deinen Freunden angetan habe. Mir geht es immer schlechter, die medizinische Versorgung im Gefängnis ist nicht die beste.

Ich will dich warnen. Ihr seit in großer Gefahr!

Meine Karten verrieten mir, dass Omega kurz vor der Wiederauferstehung steht. Sie werden euch das Leben zur Hölle machen. Bitte hütet euch! Ihr dürft zudem niemandem vertrauen. Ich hoffe, dass Noah meinen Rat vor zwei Jahren befolgt hat, dann seit ihr nämlich auf die kommende Schlacht vorbereitet. Die Karten sagen ganz klar, dass sie alles von euch abverlangen wird.

Jake, vertraue mir dieses eine Mal. Es ist das letzte Mal, dass ich dir schreiben kann.

Bitte vertraue auf meine Worte. Du weißt, dass die Karten nie lügen.

Lebt wohl.

Gezeichnet C.“

Innerlich verwirrt gab ich den Brief meinem Mann.

Seine Augen weiteten sich, während er die Zeilen las.

„Ich soll wieder die Karten legen? Niemals.“

Ich konnte ihn nur zu gut verstehen. Schließlich wollten wir mit Magie nichts mehr zu tun haben.

„Es war seine ausdrückliche Bitte. Tun Sie es, wenigstens einmal“ bat Dr. Snider.

„Lass´ uns gehen, Jake. Wir sind hier fertig.“

Gemeinsam standen wir auf, ließen den Brief auf dem Tisch des Anwaltes liegen und stiegen in den Wagen.

„Was denkst du darüber?“ fragte ich meinen Mann.

Er überlegte kurz. „Nichts, Jake. Wir haben mit der Sache abgeschlossen.“

Ich bohrte nicht weiter, dachte aber noch eine Weile über den Brief nach.

Während Noah duschte, ging ich ins Arbeitszimmer. Ich öffnete die Kiste vergangener Zeiten. Mein Blick fiel wieder auf die Tarotkarten. Ich wollte sie herausnehmen, erinnerte mich aber an das, was Noah mir einmal sagte.

Die Karten dürfen nur von ihrem Besitzer angefasst werden.

Vor meinen Augen tauchte abermals Miss Kaminsky´s Haus auf. Während Noah und sie kämpften, sammelte ich die Karten des Omega – Ordens auf, um eine Verbindung zu ihr und Mrs. Combe zu beweisen, bei welcher wir mit Linda die gleichen Karten entdeckt hatten.

Ich hatte sie angefasst.

Die Karten des Omega – Ordens.

Das Böse steckt in den Karten, kam es mir in den Sinn.

Ich habe die weiße Magie in mir, ertönte meine innere Stimme.

Nein, du hast schwarze Magie in dir!

Die fremde Stimme überdeckte meine eigene.

„Ich habe nichts mit Magie zu tun“ sagte ich laut, um mich zu beruhigen.

Da irrst du dich aber gewaltig, ertönte es schallend.

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