Kitabı oku: «Bewusstsein»
Omsriaurobindomira
Alles
Leben
ist
Yoga
“All life is Yoga.” – Sri Aurobindo
Bewusstsein
Sri Aurobindo | Die Mutter
SRI AUROBINDO
DIGITAL EDITION
Copyright 2020
AURO MEDIA
Verlag und Fachbuchhandel
Wilfried Schuh
www.auro.media
eBook Design
SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION
Deutschland, Berchtesgaden
ALLES LEBEN IST YOGA
Bewusstsein Auszüge aus den Werken von Sri Aurobindo und der Mutter 1. Aufl. 2020 ISBN 978-3-96387-047-7
© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:
Sri Aurobindo Ashram Trust
Puducherry, Indien
Blume auf dem Cover:
Helianthus. Gelb, gefüllt Die von der Mutter gegebene spirituelle Bedeutung: Intensität des Bewusstseins im vollen supramentalen Licht Es ist strahlend und glänzend um die Welt zu erleuchten.
Anmerkung des Herausgebers
Einfache Auszüge aus den Werken Sri Aurobindos und der Mutter sollen für die Sadhana eine praktische Orientierung zu bestimmten Themen geben. Die Themen behandeln das gesamte Feld menschlicher Aktivitäten, denn wahre Spiritualität ist nicht eine Abkehr vom Leben, sondern die Kunst, das Leben zu vervollkommnen.
Die Übersetzung der Textstellen von Sri Aurobindo erfolgte aus dem ursprünglichen Englisch, während die meisten Passagen der Mutter bereits Übersetzungen aus dem Französischen waren. Fast alle Texte der Mutter wurden ihren Gesprächen, die sie mit Kindern und Erwachsenen führte, entnommen, einige ihren Schriften. Wir müssen außerdem berücksichtigen, dass die Auszüge ihrem ursprünglichen Zusammenhang entnommen wurden und dass jede Zusammenstellung ihrer Natur nach möglicherweise einen persönlichen und subjektiven Charakter hat. Es wurde jedoch der aufrichtige Versuch unternommen, der Vision Sri Aurobindos und der Mutter treu zu bleiben.
Die Textauszüge sind vom Verlag zum Teil mit Kapiteln und Überschriften versehen worden, um ihre Themen hervorzuheben. Sofern es möglich war, wurden sie in Anlehnung eines Satzes aus dem Text selbst gewählt.
Sri Aurobindo und die Mutter machen von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnen sie meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden in diesem Buch kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.
Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.
Die kursiv geschriebenen Textpassagen vor den Worten Sri Aurobindos und der Mutter sind Fragen bzw. Antworten von Schülern oder sonstige erläuternde Texte.
„Wahre Spiritualität bedeutet nicht, dem Leben zu entsagen, sondern das Leben mit einer Göttlichen Vollkommenheit zu vervollkommnen.“ – Die Mutter
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InhaltsverzeichnisTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersI. WAS IST BEWUSSTSEIN?Zitat von Sri Aurobindo1. Macht der Wahrnehmung und schöpferische Energie2. Wahrnehmung und Kraft3. Bewusstsein – Die grundlegende Tatsache im Dasein4. Die wissenschaftliche Auffassung von Bewusstsein5. Bewusstsein und Phänomen6. Was ist Bewusstsein?7. Wissen durch Identifikation des Bewusstseins8. Selbstbegrenzung des einen Bewusstseins9. Freiheit und Vorherbestimmung – Bewusstsein ist multidimensional10. Bewusstsein und seine Instrumente11. Waches und schlafendes Bewusstsein12. Verschiedene Bewusstseinszustände13. Jedes Element ist Teil des Ganzen14. Individuelles und universales Bewusstsein15. Das Ausgerichtetsein des Bewusstseins16. Die doppelte Natur im Menschen17. Das den Menschen umhüllende Bewusstsein18. Das Bewusstsein des Körpers19. Zonen des Bewusstseins20. Die Bewusstseinszentren oder Chakras21. Der Sitz des Göttlichen Bewusstseins im Menschen22. Gnostisches BewusstseinII. DER BEWUSSTSEINSWANDELZitat der Mutter1. Bewusst werden2. Mit dem Bewusstsein Schwierigkeiten begegnen3. Notwendigkeit der Einbeziehung des physischen Bewusstseins4. Die Erfahrung des Bewusstseinswandels5. Das Wachstum des Bewusstseins6. Das Finden des wahren Bewusstseins7. Das Huhn und das Ei8. Bewusstsein und Technik9. Über dem Leid stehen10. Was ist das Beste für uns?11. Das Bewusstsein während der Aktivität hoch halten12. Die Erweiterung des Bewusstseins13. Identifikation durch Konzentration14. Das Verständnis für andere15. Zusammenarbeit16. Entwicklung des kosmischen Bewusstseins17. Die Wende des Bewusstseins18. Um die Welt zu ändern, musst du dich ändern19. Der Wandel des Bewusstseins20. Göttliches Bewusstsein und TransformationANHANGQuellenangabenGuideCoverInhaltsverzeichnisStart
Teil 1
Eine spirituelle Evolution, eine Evolution des Bewusstseins in der Materie in einer ständigen, sich entfaltenden Selbst-Gestaltung, bis die Form den innewohnenden Geist offenbaren kann, ist also der Grundton, das zentrale bedeutungsvolle Motiv der irdischen Existenz. — Sri Aurobindo
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Kapitel 1
Macht der Wahrnehmung und schöpferische Energie
Worte Sri Aurobindos
Bewusstsein ist nicht nur eine Macht der Wahrnehmung des Selbstes und der Dinge, es ist oder besitzt ebenfalls eine dynamische und schöpferische Energie. Es kann seine eigenen Reaktionen bestimmen oder sich der Reaktionen enthalten. Es vermag nicht nur auf Kräfte zu reagieren, sondern kann aus sich Kräfte erschaffen oder hervorbringen. Bewusstsein ist Chit, doch ebenfalls Chit Shakti.
Bewusstsein wird meist mit dem Mental identifiziert, doch das mentale Bewusstsein ist nur der menschliche Bereich, der genausowenig alle möglichen Bewusstseinsbereiche erfasst, wie menschliches Sehen alle Farbabstufungen oder menschliches Hören alle Tonabstufungen erfasst – denn es gibt vieles darunter und darüber, das für den Menschen unsichtbar und unhörbar ist. Ebenso gibt es Bewusstseinsbereiche über und unter der menschlichen Ebene, mit denen der durchschnittliche Mensch keinen Kontakt hat und die ihm daher unbewusst erscheinen – supramentale, obermentale und submentale Bereiche.
Wenn Yajnavalkya sagt, dass es kein Bewusstsein im Brahman-Zustand gäbe, spricht er von einem Bewusstsein, wie das menschliche Wesen es kennt. Der Brahman-Zustand ist der eines höchsten Daseins, das sich im höchsten Grade seiner selbst bewusst ist, svayamprakasa – es ist der Zustand von Sachchidananda, Sein-Bewusstsein-Seligkeit. Selbst wenn man davon als „jenseits von Dem“ spricht, paratparam, bedeutet dies nicht, dass es ein Zustand des Nicht-Seins oder Nicht-Bewusstseins ist, sondern dass er sich vielmehr jenseits der höchsten spirituellen Sphäre des kosmischen Daseins und Bewusstseins befindet (jenem „Ursprung darüber“ in dem erleuchteten Paradoxon des Rigveda). Aus der Beschreibung des chinesischen Tao und des buddhistischen Shunya geht hervor, dass jenes ein Nichts ist, in dem alles ist – genauso ist es mit der Verneinung des Bewusstseins dort. Überbewusst oder unterbewusst sind nur relative Ausdrücke. Wenn wir uns in das Überbewusste erheben, sehen wir, dass es ein größeres Bewusstsein ist als unser bislang höchstes und es uns daher in unserem normalen Dasein verschlossen ist; und wenn wir in das Unterbewusste eintreten können, finden wir dort ein Bewusstsein, das anders als das unsere an seiner untersten mentalen Grenze und uns aus diesem Grund normalerweise nicht zugänglich ist. Das Nichtbewusste schließlich ist nichts als ein involvierter Bewusstseinszustand, der – obschon auf andere Weise als das Tao oder Shunya – alle Dinge unterdrückt in sich enthält, so dass unter einem Druck von oben oder von innen sich alles daraus zu entfalten vermag – „eine untätige Seele mit nachtwandlerischer Kraft“.
Die Abstufungen des Bewusstseins sind universale Zustände, die nicht von der Einstellung der subjektiven Persönlichkeit abhängen. Vielmehr wird die Einstellung der subjektiven Persönlichkeit von der Bewusstseinsebene bestimmt, auf der sie gemäß ihrem Typus oder evolutionären Entwicklungsstadium eingeordnet ist.
Es ist deutlich, dass mit Bewusstsein etwas gemeint ist, das im Wesentlichen durchweg das Gleiche, jedoch seinem Zustand, seiner Voraussetzung und Wirkungsweise nach verschieden ist. Es können in ihm in andersartigen Abstufungen oder Formen jene Tätigkeiten, die wir Bewusstsein nennen, bestehen, und zwar in einem entweder unterdrückten, ungeordneten oder in einem unterschiedlich geordneten Zustand. In anderen Zuständen hingegen können sich andere Tätigkeiten manifestieren, die unterdrückt, ungeordnet oder latent in uns vorhanden oder aber weniger vollkommen manifestiert, weniger ausgebreitet, weniger intensiv und machtvoll sind als in jenen höheren Bereichen oberhalb unserer höchsten mentalen Grenze.
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Kapitel 2
Wahrnehmung und Kraft
Worte Sri Aurobindos
Bewusstsein besteht aus zwei Elementen, dem Wahrnehmen des Selbstes und der Dinge und Kräfte sowie aus bewusster Macht. Das Wahrnehmen ist zuerst erforderlich, das heißt du musst die Dinge im rechten Bewusstsein wahrnehmen, in der rechten Weise, du musst sie in ihrer Wahrheit sehen. Doch das Wahrnehmen als solches ist nicht genug. Es müssen ein Wille und eine Kraft vorhanden sein, die das Bewusstsein wirksam machen. Jemand kann sich dessen, was verändert und zurechtgerückt werden muss, voll bewusst sein, ist aber unfähig, die Veränderung zu vollziehen. Ein anderer mag die Willenskraft besitzen, doch – da ihm die rechte Wahrnehmung fehlt – nicht in der Lage sein, sie in der rechten Weise und am rechten Ort anzuwenden. Der Vorteil ist, im seelischen Bewusstsein zu leben, dass du die rechte Wahrnehmung besitzt, dass dein Wille sich im Einklang mit dem Willen der Mutter befindet und du die Kraft der Mutter rufen kannst, damit sie die Wandlung vollzieht. Denjenigen, die im Mental und Vital leben, fällt dies nicht leicht. Sie müssen meist ihre persönliche Bemühung einsetzen, da die Wahrnehmung, der Wille und die Kraft des Mentals und Vitals verstreut und unvollkommen sind und die verrichtete Arbeit unvollständig und unbestimmt ist. Allein im Supramental sind Wahrnehmung, Wille und Kraft immer eine Bewegung und selbsttätig wirksam.
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Worte Sri Aurobindos
Wenn Bewusstsein und Energie das Gleiche wären, hätte es keinen Sinn, zwei verschiedene Begriffe dafür zu gebrauchen. An Stelle von „Ich bin mir meiner Fehler bewusst“ könnte man sagen: „Meine Fehler sind in mir wirksam.“ Und wenn ein Mensch schnell läuft, könnte man sagen: „Er läuft mit großem Bewusstsein.“ Bewusstsein ist das, was die Dinge wahrnimmt – Energie ist eine in Tätigkeit versetzte Kraft, welche die Dinge tut. Bewusstsein kann Energie enthalten, bewahren oder ausströmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nur ein anderes Wort für Energie ist und es sich nach außen wenden muss, sobald die Energie sich nach außen wendet, und dass es nicht zurücktreten und die tätige Energie beobachten kann. Wenn eine große Trägheit in dir ist, heißt das nicht, dass du und die Trägheit das Gleiche sind und wenn die Trägheit sich erhebt und dich überwältigt, dass du es bist, der sich erhebt und sich selbst überwältigt.
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Kapitel 3
Bewusstsein – Die grundlegende Tatsache im Dasein
Worte Sri Aurobindos
Alles Leben hier ist ein Stadium oder ein Umstand der fortschreitenden Evolution eines Geistes, der sich in der Materie involviert hat und nun darauf hinarbeitet, sich in dieser widerstrebenden Substanz zu manifestieren. Dies ist das ganze Geheimnis des irdischen Daseins.
Doch der Schlüssel zu diesem Geheimnis ist nicht im Leben selbst oder im Körper zu suchen. Das Schlüsselwort findet sich weder im Embryo noch im Organismus, denn diese sind nur physische Hilfsmittel oder Grundlagen: Das einzige wahrhaft bedeutsame Rätsel dieser Welt ist das Auftreten und Wachsen des Bewusstseins in der ungeheuren stummen Gedankenlosigkeit der Materie. Das Entrinnen des Bewusstseins aus einer scheinbaren anfänglichen Nichtbewusstheit – verhüllt und latent war es stets zugegen, denn sogar die Nichtbewusstheit der Materie ist nur ein verkapptes Bewusstsein – sowie das Ringen des Bewusstseins nach Selbstfindung, sein Streben nach der ihm eingeborenen Ganzheit, Vollkommenheit, Freude, Stärke, Meisterschaft, Harmonie, Freiheit und nach seinem inhärenten Licht – dies ist das anhaltende Wunder und doch das natürliche und alles erklärende Phänomen, dessen Beobachter, Bestandteil, Werkzeug und Vermittler wir alles in einem sind.
Ein Bewusstsein, ein Sein, eine Macht, eine Freude waren hier von Anbeginn eingesperrt in dieser scheinbaren Leugnung ihrer selbst, dieser ursprünglichen Nacht, dieser Dunkelheit und Unwissenheit der materiellen Natur. Jenes, das ist und immer war, das für immer frei, vollkommen, ewig und unendlich ist, das alles ist, was wir Gott, Brahman oder Geist nennen, hat sich hier in sein eigenes selbstgeschaffenes Gegenteil eingeschlossen. Der Allwissende hat sich im Nichtwissen, der Allbewusste im Nichtbewusstsein versenkt, der Allweise in immerwährende Unwissenheit. Der Allmächtige hat sich in einer unermesslichen kosmischen Trägheit verkörpert, die nur ihrem eigenen Antrieb gehorcht und nur durch Auflösung erschafft. Das Unendliche hat sich durch eine grenzenlose Zersplitterung zum Ausdruck gebracht. Der Allselige hat eine ungeheure Empfindungslosigkeit angelegt, aus der er sich mit Kummer, Schmerz, Hunger und Begehren als seine Mittel freikämpft. Woanders ist das Göttliche; hier im körperlichen Leben, in dieser düsteren materiellen Welt, scheint es beinahe so zu sein, als wäre das Göttliche noch nicht, sondern sei erst im Werden, Theos ouk estin alla gignetai. Dieses allmähliche Werden des Göttlichen aus seinen eigenen, phänomenal gegebenen Gegensätzen ist der Sinn und der Zweck der irdischen Evolution.
Das Wesen der Evolution besteht nicht in der Entwicklung eines immer besser organisierten Körpers oder eines immer leistungsfähigeren Lebens – diese stellen nur die Maschinerie und die äußeren Umstände. Die Evolution ist das Ringen eines in der Materie schlafwandelnden Bewusstseins nach äußerstem Erwachen, nach höchster Freiheit, letzter und weitester Selbstfindung und nach völligem Besitz seiner selbst und aller seiner Möglichkeiten. Die Evolution ist die Emanzipation einer in Form und Kraft verborgenen Seele, die sich offenbart; sie ist das langsame Werden einer Gottheit, das Wachsen eines göttlichen Geistes.
Der mentale Mensch ist weder das Ziel noch der Zweck, weder die Erfüllung noch der letzte und höchste Sinn dieser Evolution. Er ist zu unbedeutend und zu unvollkommen, um das Endergebnis aller dieser Geburtswehen der Natur zu sein. Der Mensch ist nicht endgültig; er ist ein Übergangswesen, ein instrumentales Provisorium.
Dieser Charakter der Evolution und diese überleitende Rolle des Menschen sind nicht sogleich offensichtlich. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte es so aussehen, als wäre die Evolution – zumindest die physische Evolution – mit dem Menschen als ihrem besten und doch so ärmlichen Ergebnis an ihrem Ende angelangt, als wären keine neuen Wesen, keine höheren Schöpfungen mehr zu erwarten. Dieser Anschein kann jedoch nur solange bestehen, wie wir unseren Blick auf die äußeren Formen richten statt auf die innere Bedeutung des ganzen Vorgangs. Im Grunde sind nämlich die Materie, die körperliche Existenz und das Leben nichts anderes als die notwendigen Vorbedingungen der zu vollbringenden Aufgabe. Wenn es zutrifft, dass neue lebende Formen nicht länger spontan auftreten, dann nur deshalb nicht, weil die evolutionäre Kraft jetzt entweder überhaupt nicht oder nicht in erster Linie mit der Evolution solcher Formen beschäftigt ist, sondern vielmehr mit der Entfaltung neuer Fähigkeiten des Bewusstseins. Sobald die Natur, als Göttliche Schöpfermacht, einen aufrechten Körper geformt hatte, der zu denken und zu planen vermochte, der in der Lage war, sich selbst und die äußere Welt zu erforschen und bewusst auf die Welt und sich selbst einzuwirken, hatte sie, was sie zum Erreichen ihres geheimen Ziels benötigte. Sie verwies alles andere auf den zweiten Rang und richtete alle ihre höheren Kräfte auf dieses lange verborgene Ziel. Bis dahin bestand alles in einer langen, sorgfältigen und beharrlichen Vorbereitung. Die ganze Zeit hindurch war jedoch die Entwicklung des Bewusstseins mit dem Auftreten des Menschen als dem entscheidenden Wendepunkt in ihr eingehüllt als ihr letztes Anliegen und ihr wahres Ziel.
Diese langsame Vorbereitung der Natur erstreckte sich über ungeheure Zeitspannen und endlose Räume, in denen diese ihr einziges Anliegen zu sein schien. Ihr eigentliches Anliegen kommt uns dagegen so vor – wenigstens wenn wir es mit dem nach außen gerichteten Blick des Verstandes betrachten –, als hätte es sich zu guter Letzt als ein Zufall ergeben, und auch dies nur für eine bestimmte Zeit und auf einem winzigen Fleckchen in einem kaum bemerkbaren Winkel einer der kleineren Milchstraßensysteme eines möglicherweise unbedeutenden Universums unter diesen vielen unbegrenzten Endlichkeiten, diesen zahllosen Universen. Wenn dem so wäre, könnten wir immer noch entgegnen, dass für das Unendliche und Ewige Zeit und Raum keine Bedeutung haben. Für Jenes ist es keine vergeudete Mühe – wie es das für unser kurzes, vom Tod gehetztes Leben wäre —, Trillionen von Jahren hindurch zu arbeiten, um für einen einzigen Augenblick zu erblühen. Aber auch dieses Paradoxon besteht nur scheinbar, da die Geschichte dieser einen Erde nicht die ganze Geschichte der Evolution ist. Auch jetzt gibt es anderswo andere Erden, und selbst hier gingen uns viele Erdzyklen voraus, und viele werden auf uns folgen.
Die Natur mühte sich für ungezählte Millionen von Jahren, ein mit lodernden Sonnen und Sternsystemen erfülltes Weltall zu erschaffen: Für eine geringere, aber immer noch unabsehbare Anzahl von Jahrmillionen konzentrierte sie sich darauf, diese Erde zu einem bewohnbaren Planeten zu machen. Während dieser ganzen Zeit war sie allein mit der Evolution der Materie beschäftigt, zumindest dem Anschein nach; das Leben und das Mental blieben in einem scheinbaren Nichtsein verborgen. Doch es kam die Zeit, da das Leben sich manifestieren konnte, zuerst als eine Schwingung im Metall, dann als ein Wachsen und Suchen, ein Sich-nach-innen-Zurückziehen und ein Auswärts-Fühlen in der Pflanze, schließlich als instinktmäßiges Verhalten und Sinneswahrnehmung, als eine Verflechtung von Freude, Schmerz, Hunger, Empfindung, Angst und Kampf im Tier – ein erstes organisiertes Bewusstsein und der Anfang des so lange vorbereiteten Wunders. Von da an war sie nicht mehr ausschließlich mit der Materie um ihrer selbst willen beschäftigt, sondern vor allem mit dem pulsierenden, für die Lebensentfaltung geeigneten Protoplasma. Die Evolution des Lebens wurde zu ihrem einzigen mit Eifer verfolgten Ziel. Langsam manifestierte sich dann auch das Mental im Leben, erst als ein intensiv fühlendes, ein unfertiges denkendes und planendes vitales Mental im Tier, im Menschen dann jedoch voll organisiert und ausgestattet als das zwar noch unvollkommene, aber sich ständig weiter entwickelnde mentale Wesen, als der Manu, das denkende, sinnende, sich sehnende und bereits selbstbewusste Geschöpf. Und von diesem Zeitpunkt an war weniger eine tiefgreifende Veränderung des Lebens als vielmehr das Wachstum des Mentals – dieses wunderbaren Abenteuers – ihre vorrangige Beschäftigung. Die Evolution des Körpers schien damit an ihrem Ende angelangt zu sein. Das Leben selbst evolvierte nur noch wenig und nur soweit, wie es dem Ausdruck des Mentals dienlich war, welches nun im lebenden Körper eine Erhöhung und Ausweitung erfuhr. Eine unsichtbare innere Evolution wurde die große Absicht und Leidenschaft der Natur.
Und wenn das Mental alles für das Bewusstsein Erreichbare wäre, wenn das Mental selbst die geheime Gottheit wäre, wenn es nichts Höheres gäbe, keine ausgedehnteren, wundervolleren Bereiche, dann müsste es dem Menschen gestattet sein, sein Mental und sich selbst zu vollenden. Jenseits von ihm gäbe es dann nichts oder bräuchte es nichts zu geben, was das Bewusstsein zu seinen eigenen Gipfeln trägt, was ihm seine grenzenlosen Weiten erschließt, was mit ihm in unergründliche Tiefen taucht. Er würde die Natur dadurch zu ihrer Erfüllung führen, dass er sich selbst vollendet. Die Evolution würde mit einem Menschen-Gott als der Krone der irdischen Zyklen enden.
Aber das Mental ist nicht alles. Jenseits des Mentals gibt es ein größeres Bewusstsein, ein Supramental und einen Geist. So wie die Natur im Tier, dem vitalen Wesen, darum bemüht war, aus ihm heraus den Menschen zu manifestieren, den Manu, den Denker, so müht sie sich hart im Menschen, dem mentalen Wesen, um aus ihm heraus eine spirituelle und supramentale Gottheit zu manifestieren, den wahrheitsbewussten Seher, den durch Wesenseinheit Erkennenden, das verkörperte Transzendente und Universale in der individuellen Natur.
Von der Scholle und dem Metall zur Pflanze, von der Pflanze zum Tier, vom Tier zum Menschen – soweit hat ihre Reise die Natur bisher geführt. Ein gewaltiger Abschnitt oder ein riesiger Sprung steht ihr noch bevor. Wie einst von der Materie zum Leben und vom Leben zum Mental, muss sie nun vom Mental zum Supramental übergehen, vom Menschen zum Übermenschen. Dies ist der Abgrund, den sie zu überbrücken, das äußerste Wunder, das sie zu vollbringen hat, ehe sie sich von ihrem Kampf und ihrer Unzufriedenheit erholen und verherrlicht und verwandelt im Glanze jenes höchsten Bewusstseins stehen kann, zufrieden mit ihrer Arbeit.
Das Untermenschliche war einst ihr Höchstes. Das Menschliche löste es ab und schreitet nun der Zeit voraus. Aber noch immer wartet vor ihr als das Ziel und die Hoffnung der Zukunft das Supramental, der Übermensch, eine noch nicht geborene, noch nicht erlangte Herrlichkeit.
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Worte Sri Aurobindos
Bewusstsein ist etwas Grundlegendes, die grundlegende Tatsache im Dasein, und die Energie, das Fließen, die Bewegung des Bewusstseins erschaffen das Universum und alles, was es enthält. Sowohl der Makrokosmos als auch der Mikrokosmos sind nichts als Bewusstsein, das sich selber ordnet. Wenn zum Beispiel Bewusstsein in seiner Bewegung oder vielmehr in einer gewissen Richtung seiner Bewegung sich in seinem Wirken verliert, wird es eine scheinbar „unbewusste“ Energie. Wenn es sich in der Form verliert, wird es zum Elektron, dem Atom, dem stofflichen Objekt. In Wirklichkeit aber ist es immer noch Bewusstsein, das in der Energie wirkt und sowohl die Form als auch die Evolution der Form bestimmt. Sobald es sich langsam, evolutionär aus der Materie befreien will, doch immer noch in der Form eingeschlossen, taucht es als Leben, als Tier, als Mensch empor und kann sich aus seiner Involution noch weiter entfalten und mehr werden als nur Mensch. Wenn du dies verstehst, sollte es nicht schwer sein, weiterhin zu erkennen, dass es sich subjektiv als ein körperliches, ein vitales, ein mentales und als ein seelisches Bewusstsein ausdrücken kann. All diese sind im Menschen gegenwärtig, doch da sie im äußeren Bewusstsein vermischt sind und ihren wahren Grund dahinter im inneren Wesen haben, vermag man sie allein dann voll wahrzunehmen, wenn man den zutiefst begrenzenden Stress des Bewusstseins, der uns in unserem äußeren Wesen leben lässt, auflöst und erwacht und sich im inneren Wesen sammelt. Das Bewusstsein in uns muss durch seine nach außen gerichtete Konzentration, seinen nach außen gerichteten Stress all diese Dinge hinter eine Wand oder einen Schleier schieben. Daher muss es diese Wand oder diesen Schleier niederreißen, damit es wiederum in sein Ausgerichtetsein auf die inneren Teile des Wesens zurückfinden kann – das ist es, was wir „innerlich leben” nennen. Dann erscheint uns unser äußeres Wesen als etwas Kleines, Oberflächliches, und wir sind oder werden uns des weiten, reichen und unerschöpflichen Königreiches in uns bewusst. Auf gleiche Weise trennt das Bewusstsein in uns mit Hilfe eines Lids oder einer Hülle oder wie immer man es nennen will die niederen Ebenen von Mental, Leben und Körper, die von der Seele gestützt werden, von den höheren Ebenen, welche die spirituellen Königreiche bergen, in denen das Selbst immer frei und unbegrenzt ist. Es vermag jedoch das Lid oder die Hülle aufzureißen und nach dort aufzusteigen, das Selbst zu werden, frei und weit und leuchtend, oder aber von dort den Einfluss, den Widerschein und schließlich sogar die Gegenwart und Macht des höheren Bewusstseins in die niedere Natur herabzubringen.
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