Kitabı oku: «Das Ego», sayfa 2
Kapitel 3
Hinter der äußeren Erscheinung der Dinge
Worte Sri Aurobindos
Gewöhnlich verstehen wir uns als ein abgesondertes „Ich“ im Universum, das seinen Körper, seine mentale und moralische Natur regiert, in voller Freiheit seine eigenen, von ihm selbst bestimmten Handlungen auswählt, unabhängig dasteht und darum auch als Herr über sein Wirken für dieses verantwortlich ist. Dem gewöhnlichen Mental fällt es nicht leicht, sich vorzustellen, irgendetwas in uns könnte wahrer, tiefer und mächtiger sein als dieses offensichtliche „Ich“ und seine Herrschaft. Das Mental hat noch nicht tiefer nachgedacht und noch keinen wirklichen Einblick in seine eigene Konstitution und die Faktoren gewonnen, die es konstituieren. Das ist selbst für das Mental solcher Menschen schwer, die zwar nachgedacht, aber noch keine spirituelle Schau und Erfahrung gewonnen haben. Den ersten Schritt zu einem Wissen vom Selbst und zur wahren Erkenntnis der Phänomene tun wir, wenn wir hinter die äußere Erscheinung der Dinge gelangen und die eigentliche maskierte, wesentliche und dynamische Wahrheit entdecken, die durch die Erscheinung der Dinge verdeckt wird.
Dieses Ego oder dieses „Ich“ ist keine bleibende Wahrheit, und noch weniger ist es der wesentliche Teil von uns. Es ist nur eine Gestaltung der Natur, eine mentale Form zur Denk-Zentralisierung in dem wahrnehmenden und unterscheidenden Mental. Es ist eine vitale Form zur Zentralisation des Fühlens und Empfindens in unseren Organen. Es ist eine Form des körperlichen bewussten Empfangens, das die Substanz und die Funktion der Substanz in unserem Körper zentralisiert. In unserem eigentlichen inneren Wesen sind wir aber nicht unser Ego, vielmehr ein Bewusstsein, eine Seele, Geist. Aber auch das, was wir in unserem äußeren Wesen und in den Funktionen unserer Außenseite sind und tun, ist nicht das Ego, sondern Natur. Eine ausführende kosmische Kraft gibt uns unsere Gestalt und diktiert uns unser ganzes Wirken und seine Ergebnisse durch unser Temperament, unsere Umwelt und unser dadurch gestaltetes Mental, also durch unsere individualisierte Ausformung der kosmischen Energien. In Wahrheit sind nicht wir es, die denken, wollen oder handeln, vielmehr geschieht das Denken, der Wille, der Impuls und das Handeln in uns. Unser Ego-Sinn sammelt das alles um sich als Mittelpunkt. Dieses ganze Strömen der Wirkensweisen der Natur zieht er in sich zusammen. Es ist die kosmische Kraft, die Natur, die das Denken bildet, den Willen auferlegt und den Impuls mitteilt. Unser Körper, unser Mental und unser Ego sind nur eine Welle in diesem Meer von Kraft in Aktion. Sie werden von dieser Kraft regiert und dirigiert, nicht umgekehrt. Der Sadhaka muss bei seinem Vordringen zu Wahrheit und Erkenntnis seines Selbst an einen Punkt gelangen, wo seine Seele die Augen des inneren Schauens öffnet und die Wahrheit über sein Ego und über das Wirken erkennt. Dann gibt er den Gedanken auf, ein mentales, vitales oder physisches Ego zu sein, das handelt und Handlungen regiert. Er erkennt, dass Prakriti, die Kraft der kosmischen Natur, ihren Gesetzen folgend, in ihm, in allen Dingen und Geschöpfen die einzige Handelnde ist.
Wie kamen die Methoden der Natur zustande? Oder wer hat ihre Kraft hervorgebracht und regiert ihr Wirken? Hinter ihnen steht ein Bewusstsein, ein Wesen mit Bewusstsein. Es ist der Herr, der beobachtende Zeuge, der Wissende. Ihm zur Freude geschieht das Wirken der Natur. Er fördert und trägt es, von ihm geht die Sanktion für ihr Wirken aus. Dieses Bewusstsein ist die Seele oder der Purusha. Prakriti gestaltet das Wirken in uns aus, Purusha in ihr oder hinter ihr ist dessen beobachtender Zeuge, gibt seine Zustimmung, trägt, fördert und stützt es. Prakriti gestaltet das Denken in unserem Mental, Purusha in ihr oder hinter ihr weiß den Gedanken und die in ihm enthaltene Wahrheit. Prakriti bestimmt das Ergebnis des Handelns, Purusha in ihr oder hinter ihr nimmt die Konsequenzen des Handelns aktiv oder passiv auf sich. Prakriti gestaltet das Mental und den Körper, arbeitet an ihnen und entwickelt sie; Purusha fördert und stützt die Gestaltung und Evolution und sanktioniert jeden Schritt ihres Wirkens. Prakriti setzt die Kraft des Willens ein, die in den Dingen und Menschen wirkt, Purusha macht die Kraft dieses Willens dadurch wirksam, dass er schaut, was getan werden soll. Dieser Purusha ist nicht das äußere Ego des Menschen, sondern ein schweigendes Selbst, eine Quelle von Macht hinter dem Ego, Ursprung und Empfänger des Wissens. Unser mentales „Ich“ ist nur eine falsche Spiegelung dieses Selbsts, dieser Macht, dieses Wissens. Darum ist der Purusha als das stützende Bewusstsein Ursache, Empfänger und Förderer aller Wirkensweisen der Natur, doch selbst nicht der Handelnde. Prakriti, die Natur-Kraft im Vordergrund, und Shakti, die Bewusstseins-Kraft und die Seelen-Kraft im Hintergrund – diese beiden sind das nach innen und das nach außen gewandte Gesicht der universalen Mutter –, bilden zusammen Ursache und Wirkung bei allem, was im Universum geschieht. Die universale Mutter, Prakriti-Shakti, ist einzig und allein die Wirkende.
Purusha-Prakriti, Bewusstseins-Kraft, Seele, die die Natur stützt und fördert – denn auch wenn diese beiden getrennt wirken, sind sie doch eine untrennbare Einheit –, sind zugleich eine universale und transzendente Macht. Es gibt aber auch im Individuum etwas, das nicht das mentale Ego ist, etwas das eins im Wesen ist mit dieser Wirklichkeit. Das ist eine klare Widerspiegelung oder ein Teil des einen Purusha. Es ist die Seele, die Person oder das verkörperte Wesen, das individuelle Selbst, Jivatman. Dieses Selbst scheint seine Macht und sein Wissen einzuschränken, um ein individuelles Kräftespiel der transzendenten und universalen Natur tragen und erhalten zu können. Der unendliche Eine ist in seiner tiefsten Wirklichkeit auch der endlich Vielfältige. Wir sind nicht nur eine Spiegelung oder ein Teil dieses Einen, wir sind dieses Eine. Unsere spirituelle Individualität schließt nicht, wie unser Ego, Universalität und Transzendenz aus. In unserem gegenwärtigen Zustand hat sich aber unsere Seele oder unser Selbst völlig darauf eingestellt, durch den Gedanken, ein Ego zu sein, sich in der Natur zu individualisieren. Es nimmt die dadurch entstehende Verwechslung in Kauf. Aus dieser Unwissenheit muss unsere Seele frei werden. Sie muss sich selbst als eine Widerspiegelung, als einen Teil oder als ein Wesen des höchsten, universalen Selbsts, als ein Zentrum seines Bewusstseins in der Welt-Aktion erkennen. Aber auch dieser Jiva-Purusha ist ebensowenig der Vollzieher des Wirkens wie das Ego oder das tragende Bewusstsein des Beobachters und Wissenden. Immer und überall ist es die transzendente und universale Shakti, die allein die Wirkende ist. Aber hinter ihr steht der Eine, der Erhabene, der sich durch sie als die duale Macht, als Purusha-Prakriti, als Ishvara-Shakti1 offenbart. Der Erhabene wird als die Shakti dynamisch und ist durch sie der alleinige Urheber und Meister des Wirkens im Universum.
Wenn das die Wahrheit rechten Wirkens ist, dann muss sich der Sadhaka in erster Linie aus den egoistischen Formen der Aktivität zurückziehen und völlig frei werden von dem Empfinden, dass sein „Ich“ handelt. Er muss sehen und fühlen, dass alles in ihm durch den plastischen bewussten, unterbewussten und manchmal überbewussten Automatismus seiner mentalen und körperlichen Instrumente geschieht, die durch die Kräfte der spirituellen, mentalen, vitalen und physischen Natur in Bewegung gehalten werden. An seiner Außenseite gibt es eine Personalität, die auswählt und ihren Willen ausübt, sich unterwirft und kämpft, sich in der Natur zu behaupten oder über sie zu siegen versucht. Diese Personalität ist aber selbst eine Konstruktion der Natur und wird von ihr so beherrscht, getrieben und bestimmt, dass sie nicht frei sein kann. Sie ist eine Gestaltung oder Ausdrucksform des Selbstes in ihr. Sie ist aber viel eher ein Selbst der Natur als ein Selbst des Selbstes. Sie ist das naturhafte, die Prozesse des Wirkens vollziehende, aber nicht das spirituelle und dauernde Wesen des Selbstes. Diese Personalität ist für eine vorübergehende Zeit konstruiert, sie ist jedoch nicht die wahre, unsterbliche Person. Sie muss aber zu jener Person werden.
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Worte Sri Aurobindo
Das Gefühl, dass alles, was man tut, vom Göttlichen kommt, dass es die Mutter ist, die handelt, ist ein notwendiger Schritt der Erfahrung, bei dem man aber nicht stehenbleiben kann – man muss weitergehen. Darin verharren können diejenigen, die ihre Natur nicht ändern und nur die Wahrheit dahinter in Erfahrung bringen wollen. Deine Handlung entspricht der universellen Natur, und darin wiederum deiner individuellen Natur, und die ganze Natur ist eine von der Göttlichen Mutter für den Gang des Universums hervorgebrachte Kraft. Aber beim gegenwärtigen Stand der Dinge ist es eine Aktivität der Unwissenheit und des Ego, wohingegen das, was wir wollen, ein Wirken der göttlichen Wahrheit ist, unverschleiert durch die Unwissenheit und nicht deformiert durch das Ego...
Es stimmt, dass jedes Ding ein Instrument der kosmischen Shakti und damit der Mutter ist. Das Ziel der Sadhana ist es jedoch, ein bewusstes und perfektes Instrument, anstelle eines unbewussten und daher unvollkommenen, zu werden. Ein bewusstes und perfektes Instrument kann man nur dann sein, wenn man nicht länger gemäß dem unwissenden Trieb der niederen Natur handelt, sondern in Selbsthingabe an die Mutter und im Gewahrsein ihrer höheren Kraft, die in einem selbst wirkt.
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1 Anmerkung: Ishvara-Shakti ist nicht genau dasselbe wie Purusha-Prakriti. Purusha und Prakriti sind nämlich voneinander gesonderte Mächte, während bei Ishvara und Shakti jede Macht die andere in sich enthält. Ishvara ist der Purusha, der auch die Prakriti in sich enthält und durch die Macht der Shakti in seinem Inneren regiert. Shakti ist Prakriti, die durch Purusha beseelt wird und durch den Willen des Ishvara handelt. Er wird zu ihrem eigenen Willen, so dass sie seine Gegenwart in ihrem Wirken stets in sich trägt. Die Realisation von Purusha-Prakriti ist für den Suchenden von grundlegender Notwendigkeit auf seinem Pfad des Wirkens. Dass sich das bewusste Wesen und die Energie voneinander trennen und dass das Wesen dem Mechanismus der Energie unterworfen wird, bewirkt unsere Unwissenheit und Unvollkommenheit. Durch diese Realisation kann sich das Wesen aus dem mechanischen Wirken der Natur befreien, unabhängig werden und zu einer ersten spirituellen Beherrschung der Natur gelangen. Ishvara-Shakti steht hinter der Beziehung Purusha-Prakriti und deren unwissendem Handeln und stellt diese in den Dienst eines evolutionären Zweckes. Die Ishvara-Shakti-Realisation macht es uns möglich, dass wir an einer höheren Dynamik, an einem göttlichen Wirken, einem totalen Einssein und einer Harmonie des Wesens in einer spirituellen Natur teilnehmen.
Kapitel 4
Das egoistische Leben ist nur ein Vorspiel
Worte Sri Aurobindos
Das begrenzte Ich ist nur das Bewusstseins-Phänomen der Zwischenstufe, das für eine gewisse Entwicklungslinie notwendig ist. Folgt der Einzelne dieser Linie, so kann er zu dem gelangen, das jenseits von ihm ist und das er repräsentiert. Er kann es auch weiter repräsentieren, aber dann nicht mehr als ein unerleuchtetes beschränktes Ego, sondern als Zentrum des Göttlichen und des universalen Bewusstseins, das alle individuellen Bestimmungen umfasst, verwendet und in Harmonie mit dem Göttlichen umwandelt.
Wir haben also die Manifestation des göttlichen Bewussten Wesens in der Totalität der physischen Natur als die Grundlage menschlichen Daseins im materiellen Universum. Wir haben das Hervortreten dieses Bewussten Wesens in einem involvierten und darum unvermeidlich evolvierenden Leben, Mental und Supramental als die Grundlagen unseres aktiven Wirkens. Diese Evolution hat es dem Menschen ermöglicht, in der Materie in Erscheinung zu treten. Sie wird es ihm auch ermöglichen, fortschreitend Gott im Körper zu manifestieren – die universale Inkarnation. In der vom Ego bestimmten Gestalt besitzen wir den Vermittlungsfaktor von entscheidender Bedeutung, der es dem Einen möglich macht, als die bewussten Vielen aus jener undeterminierten, allgemeinen, finsteren und gestaltlosen Totalität emporzutauchen, die wir das Unterbewusste nennen, hrdya samudra, „das ozeanische Herz in den Dingen“ nach dem Rig Veda. Wir haben die Dualitäten Leben und Tod, Freude und Leid, Lust und Schmerz, Wahrheit und Irrtum, Gutes und Böses als die ersten Gestaltungen des egoistischen Bewusstseins, als das natürliche, unvermeidliche Ergebnis seines Versuchs, Einheit in einer künstlichen Konstruktion seiner selbst zu realisieren außerhalb der totalen Wahrheit des Guten, des Lebens und der Seins-Seligkeit im Universum. Diese egoistische Konstruktion wird dadurch aufgelöst, dass der Einzelne sich selbst für das Universum und für Gott öffnet als das Mittel, um zu jener höchsten Erfüllung zu gelangen, von der das egoistische Leben in gleicher Weise nur ein Vorspiel ist, wie es das Tierleben für das Menschenleben war. Wir realisieren das All im Individuum, indem wir das begrenzte Ich in ein bewusstes Zentrum göttlicher Einheit und Freiheit umwandeln. Das ist das Ziel, bei dem diese Erfüllung anlangt. So strömt das unendliche, absolute Sein, die Wahrheit, das Gute und die Seligkeit des Wesens auf die Vielen in der Welt über als das göttliche Endergebnis, auf das sich die Zyklen unserer Evolution hinbewegen. Das ist die erhabene Geburt, die die mütterliche Natur in sich trägt. Sie ringt danach, hiervon entbunden zu werden.
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Teil II
Kapitel 1
Das Ego und seine Beschaffenheit
Was ist das Ego?
Worte Sri Aurobindos
Das „Ich“ oder das kleine Ego wird von der Natur geformt und ist gleicherweise ein mentales, vitales und physisches Gebilde, dazu bestimmt, das nach außen gerichtete Bewusstsein und die nach außen gerichtete Tat zu zentralisieren und zu individualisieren. Sobald das wahre Wesen entdeckt wird, ist der Zweck des Egos erfüllt, und dieses Gebilde muss verschwinden – an seiner Stelle wird das wahre Wesen gefühlt.
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Worte Sri Aurobindos
Das Ego ist nur eine vom unterscheidenden Mental in den Vordergrund gerückte Fähigkeit, die Erfahrungen des empfindenden Mentals um sich zu sammeln und wie eine Radnabe die Bewegung zusammenzuhalten. Das Ego ist weiter nichts als ein Instrument, obzwar wir, solange wir in den Grenzen unserer normalen Mentalität leben, von der Natur dieser Mentalität und dem Zweck des Instruments her gezwungen sind, unsere Egofunktion irrtümlich für unser eigentliches Selbst halten.
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Worte Sri Aurobindos
Ursache unseres In-der-Welt-Seins ist also nicht, wie unsere jetzige Erfahrung uns glauben machen will, unser Ego. Das Ego ist nur Ergebnis und Folgeerscheinung unserer Art des In-der-Welt-Seins. Es ist eine Beziehung, die der Purusha, der Besitzer vieler Seelen, zwischen dem individualisierten Mental und dem Körper der einzelnen Seelen hergestellt hat: eine Beziehung der Selbst-Verteidigung, der gegenseitigen Ausschließung und Aggression, damit diese unter all den Abhängigkeiten voneinander, in denen sich die Geschöpfe in der Welt befinden, die Möglichkeit haben, eine unabhängige physische und mentale Erfahrung zu machen.
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