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Kapitel 2
Atman, Jivatman und die Seele
Es ist notwendig, den Unterschied zwischen der sich entfaltenden Seele (dem seelischen Wesen) und dem reinen atman, dem Selbst oder Spirit klar zu verstehen. Das reine Selbst ist ungeboren, es durchläuft weder Tod noch Geburt und ist unabhängig von Geburt oder Körper, von Mental, Leben oder dieser manifestierten Natur. Es wird durch diese Dinge weder gebunden noch eingeschränkt, noch beeinträchtigt, obwohl es sie annimmt und stützt. Im Gegensatz hierzu ist die Seele etwas, das in die Geburt herabkommt und den Tod durchläuft – obwohl sie selbst nicht stirbt, da sie unsterblich ist – und von einem Zustand zum anderen, von der Erdebene zu anderen Ebenen und wieder zurück zum Erdendasein wandert. Sie schreitet von Leben zu Leben durch eine Evolution fort, die sie zum menschlichen Zustand emporführt, und entfaltet in all dem ein Wesen ihrer selbst, das wir das seelische Wesen nennen, welches die Evolution stützt; sie entwickelt ein physisches, vitales und mentales menschliches Bewusstsein als ihre Instrumente der Welterfahrung und eines verhüllten, unvollständigen, doch wachsenden Selbstausdrucks. All dies tut sie hinter dem Schleier und offenbart von ihrem göttlichen Selbst nur soviel, wie es die Unzulänglichkeit des instrumentalen Wesens zulässt. Es kommt jedoch eine Zeit, in der sie sich darauf vorbereiten kann, hinter dem Schleier hervorzutreten, die Führung zu übernehmen und die gesamte instrumentale Natur einer göttlichen Erfüllung zuzuwenden. Dies ist der Beginn des wahren spirituellen Lebens. Die Seele ist nunmehr fähig, sich für eine höhere Evolution des verkörperten Bewusstseins als die des mentalen menschlichen bereit zu machen – sie kann vom mentalen zum spirituellen und über Abstufungen des spirituellen zum supramentalen Zustand fortschreiten. Bis dahin aber gibt es keinen Grund, warum sie sich vom Geborenwerden abkehren sollte, und tatsächlich ist sie hierzu gar nicht in der Lage. Erst nach Erreichung des spirituellen Zustandes kann sie die Erdmanifestation verlassen; es ist aber auch eine höhere Manifestation möglich – im Wissen und nicht in der Unwissenheit.
SRI AUROBINDO (22:438)
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Der Ausdruck „zentrales Wesen“ wird in unserem Yoga gewöhnlich für jenen Teil des Göttlichen in uns angewendet, der alles übrige stützt, und der Tod und Geburt überdauert. Dieses zentrale Wesen hat zwei Formen – über uns befindlich ist es der Jivatman, unser wahres Wesen, dessen wir uns bewusst werden, sobald das höhere Selbsterkennen eintritt; darunter [in uns] ist es das seelische Wesen, das hinter Mental, Körper und Leben steht. Der Jivatman befindet sich über der Manifestation im Leben und ist ihr übergeordnet; das seelische Wesen steht hinter der Manifestation im Leben und stützt sie.
Die natürliche Haltung des seelischen Wesens ist, sich als Kind zu fühlen, als Sohn Gottes, als bhakta; es ist ein Teil des Göttlichen, essentiell eins mit Ihm, doch in der Dynamik der Schöpfung, ja sogar in der Identität, besteht immer die Verschiedenheit. Im Gegensatz hierzu lebt der Jivatman im Essentiellen und kann in der Identität mit dem Göttlichen aufgehen; doch auch er sieht sich, wenn er über der Dynamik der Schöpfung steht, als ein Zentrum des vielfältigen Göttlichen und nicht als Parameshvara. Es ist wichtig, diesen Unterschied zu erkennen; denn wenn der geringste vitale Egoismus vorhanden ist, besteht die Gefahr, sich als Avatar zu betrachten oder sein Gleichgewicht zu verlieren wie Hridaya bei Ramakrishna.
SRI AUROBINDO (22:265)
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Der Spirit ist Atman, Brahman, das Essentielle Göttliche. Wenn das Eine Göttliche seine ihm ewig innewohnende Vielheit manifestiert, wird dieses essentielle Selbst, dieser Atman, für die Manifestation das zentrale Wesen, das von oben die Evolution seiner Personalitäten und Erdenleben hier lenkt, das als solches jedoch ein ewiger Teil des Göttlichen ist und vor der Manifestation auf Erden bestand – para prakrtir jivabhuta.
In dieser niederen Schöpfung, apara prakrti, erscheint dieser ewige Teil des Göttlichen als Seele, ein Funke Göttlichen Feuers, der die individuelle Evolution, das mentale, vitale und physische Wesen stützt. Das seelische Wesen ist der Funke, der zu einem Feuer wird und sich mit dem wachsenden Bewusstsein entfaltet. Das seelische Wesen ist daher evolutionär und geht nicht wie der Jivatman der Evolution voran.
Der Mensch aber ist sich des Selbstes oder Jivatmans nicht bewusst, er kennt nur sein Ego oder sein mentales Wesen, die Leben und Körper beherrschen. Doch wenn er sich tiefer nach innen wendet, erkennt er seine Seele, das seelische Wesen, als seinen eigenen Mittelpunkt, den purusa im Herzen; die Seele ist das zentrale Wesen in der Evolution, sie geht aus dem Jivatman hervor, der ein ewiger Teil des Göttlichen ist, und verkörpert ihn hier. Ist einmal das volle Bewusstsein erlangt, dann werden Jivatman und seelisches Wesen eins.
SRI AUROBINDO (22:278)
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Die Seele, die das zentrale Wesen verkörpert, ist ein Funke des Göttlichen, der alles individuelle Dasein in der Natur stützt; das seelische Wesen ist eine bewusste Form dieser Seele, die in der Evolution wächst, in jenem langwierigen Prozess, der zuerst das Leben in der Materie entwickelt, dann das Mental im Leben, bis sich schließlich das Mental in das Obermental, und das Obermental in die supramentale Wahrheit zu entwickeln vermag. Die Seele stützt die Natur in dieser stufenweisen Evolution, doch sie ist selbst nichts von all dem.
Diese äußere objektive und oberflächlich subjektiv erscheinende Natur, die die ganze Vielheit von Mental, Leben und Körper manifestiert, nennt man die niedere Natur, apara prakrti. Die höchste Natur, para prakrti, die sich dahinter verbirgt, ist die eigentliche Natur des Göttlichen, eine höchste Bewusstseinskraft, die das mannigfache Göttliche als die Vielen manifestiert. Diese Vielen als solche sind die ewigen Selbste des Höchsten in seiner höchsten Natur, para prakrti. Hier in Bezug auf diese Welt erscheinen sie als Jivatmas, welche die Evolution der natürlichen Geschöpfe, sarva bhutani, stützen in dem veränderlichen Werden, aus dem das Dasein des ksara purusa (des beweglichen oder veränderlichen Purusha) besteht. Der Jiva (oder Jivatman) und die Geschöpfe, sarva bhutani, sind nicht das gleiche. Die Jivatmas stehen in Wirklichkeit über der Schöpfung, obwohl sie an ihr teilnehmen; die natürlichen Wesen, sarva bhutani sind die Geschöpfe der Natur. Mensch, Vogel, Tier und Reptil sind natürliche Wesen, doch das individuelle Selbst in ihnen ist nicht einen einzigen Augenblick lang charakteristisch für Mensch, Vogel, Tier oder Reptil; in seiner Evolution bleibt es durch all diese Wandlungen dasselbe, ein spirituelles Wesen, das dem Spiel der Natur zustimmt.
Das, was sich ursprünglich und ewig im Göttlichen befindet, ist das Sein, und das, was mit Hilfe der Göttlichen Macht entwickelt wird, wie Bewusstsein, Beschaffenheiten, Formen, Kräfte usw. ist das Werden. Das ewig Göttliche ist das Sein; das Universum in der Zeit und alles in ihm Sichtbare ist ein Werden. Das ewige Sein in seiner höchsten Natur, Para Prakriti, ist gleichzeitig der Eine und die Vielen; doch die ewige Vielheit des Göttlichen, wenn sie hinter den erschaffenen Geschöpfen steht, sarva bhutani, erscheint als (oder wie wir sagen, wird) der Jiva, para prakrtir jivabhuta. In der Seele wiederum gibt es zwei Aspekte, im Hintergrund das seelische Dasein oder die Seele und im Vordergrund jene Form der Individualität, die sie im Laufe ihrer Evolution in der Natur annimmt.
Die Seele oder Psyche ist allein in dem Sinn unveränderlich, dass sie alle Möglichkeiten des Göttlichen in sich enthält, doch muss sie diese entwickeln; im Verlauf ihrer Evolution nimmt sie die Form einer sich entwickelnden seelischen Individualität an, welche die individuelle Prakriti in der Manifestation entfaltet und an der Evolution teilhat. Die Seele ist der Funke Göttlichen Feuers, der mit Hilfe des seelischen Wesens hinter Mental, Vital und dem Physischen wächst, bis sie fähig ist, die Prakriti der Unwissenheit in eine Prakriti des Wissens umzuwandeln. Dieses sich entfaltende seelische Wesen ist daher in keinem Augenblick alles, was die Seele oder das essentielle seelische Dasein enthält; es manifestiert und individualisiert in diese Projektion des Spirits das, was potentiell ewig und essentiell transzendent ist.
Das zentrale Wesen ist jenes Wesen, das über den verschiedenen aufeinanderfolgenden Geburten steht, jedoch selbst ungeboren ist, da es nicht in das [menschliche] Wesen herabkommt, sondern darüber ist; es hält das mentale, vitale und physische Wesen und all die übrigen Teile der Persönlichkeit zusammen, und wacht über dem Leben, entweder mit Hilfe des mentalen Wesens, des mentalen Denkens und Willens oder mit Hilfe der Seele, je nachdem, was sich gerade im Vordergrund befindet oder was in der menschlichen Natur am machtvollsten entwickelt ist. Sobald es seine Kontrolle nicht ausübt, befindet sich das Bewusstsein in großer Unordnung, und jeder Teil der Person handelt für sich, so dass es weder im Denken und Fühlen noch im Handeln Übereinstimmung gibt.
Die Seele befindet sich nicht darüber, sondern im Hintergrund – ihr Sitz ist hinter dem Herzen; ihre Macht ist nicht die des Wissens, sondern die eines essentiellen oder spirituellen Fühlens; sie besitzt den klarsten Sinn für die Wahrheit und eine Art innerer Wahrnehmung für sie, und diese sind für die Seelen-Wahrnehmung und das Seelen-Fühlen kennzeichnend. Sie ist unser innerstes Wesen und stützt alle übrigen, das mentale, vitale und physische Wesen; sie ist durch diese jedoch stark verhüllt und kann sie nur indirekt beeinflussen, anstatt aufgrund ihres höchsten Rechts direkt zu handeln; dieses direkte Handeln wird erst in einem hohen Entwicklungsstadium oder mit Hilfe des Yoga etwas Normales und Vorherrschendes. Nicht das seelische Wesen gibt dir, wie du glaubst, die Intuition von künftigen Ereignissen oder warnt dich vor den Folgen bestimmter Taten; dies tut ein Teil des inneren Wesens, manchmal das innere Vital oder sogar manchmal der innere oder feinstoffliche purusa. Dieses innere Wesen, also das innere Mental, das innere Vital, das innere oder feine Physische, weiß viel von dem, was dem äußeren Mental, dem äußeren Vital, dem äußeren Physischen unbekannt ist, denn es steht in einem direkten Kontakt mit den geheimen Kräften der Natur. Die Seele aber ist das innerste Wesen von allen, sie zeichnet sich durch ein Wahrnehmungsvermögen für die Wahrheit aus, das der tiefsten Substanz des Bewusstseins innewohnt, einem Gefühl für das Gute, Wahre, Schöne, für das Göttliche. Das zentrale Wesen, der Jivatman, der weder geboren wird noch sich entwickelt, sondern über der individuellen Geburt und Evolution steht, ist auf jeder Ebene des Bewusstseins vertreten. Auf der mentalen Ebene ist es das wahre (oder innere) mentale Wesen, manomaya purusa, auf der vitalen Ebene das wahre (oder innere) vitale Wesen, pranamaya purusa, auf der physischen Ebene das wahre (oder innere) physische Wesen, annamaya purusa. Jedes Geschöpf ist daher, solange es sich in der Unwissenheit befindet, um seinen mentalen, vitalen oder physischen purusa zentriert, entsprechend der Ebene, auf der es vorwiegend lebt, und dieser erscheint ihm dann als sein zentrales Wesen. Doch der wahre Vertreter ist immer hinter Mental, Vital und Körper verborgen – es ist die Seele, unser innerstes Wesen.
Sobald das innerste Wissen sich auszubreiten beginnt, können wir das seelische Wesen in uns wahrnehmen, es tritt hervor und lenkt die Sadhana. Dann werden wir auch des Jivatmans gewahr, des ungeteilten Selbstes oder Spirits über der Manifestation, den die Seele hier vertritt.
SRI AUROBINDO (22:267)
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Der Jivatman, der Seelen-Funke und das seelische Wesen sind drei verschiedene Formen der gleichen Wirklichkeit und dürfen nicht miteinander verwechselt werden, das dies die Klarheit der inneren Erfahrung trüben würde.
Der Jivatman oder der Spirit, wie er gewöhnlich im Englischen genannt wird, besteht selbstständig über dem manifestierten oder instrumentalen Wesen – er steht über Geburt und Tod und ist immer derselbe, das individuelle Selbst oder der Atman. Er ist das ewig wahre Wesen des Individuums.
Die Seele ist ein Funke des Göttlichen und befindet sich nicht über dem manifestierten Wesen, sondern kommt in die Schöpfung herab, um deren Evolution in der stofflichen Welt zu stützen. Zu Beginn ist sie eine ungeformte Macht des Göttlichen Bewusstseins und enthält alle Möglichkeiten, die bislang noch nicht geformt wurden, denen jedoch eine Form zu geben, Aufgabe der Evolution ist. Dieser Funke besteht in allen lebenden Wesen, vom niedersten bis zum höchsten.
Das seelische Wesen wird in seiner Evolution von der Seele geformt. Es stützt Mental, Vital, Körper, es wächst durch deren Erfahrungen und trägt die Natur von Leben zu Leben. Es ist der seelische oder der caitya purusa. Zu Beginn ist es von Mental, Vital und Körper verhüllt, doch in dem Maße seines Wachsens wird es fähig hervorzutreten, und Mental, Leben und Körper zu beherrschen; von diesen ist es, um sich Ausdruck zu verleihen, im gewöhnlichen Menschen abhängig, es ist nicht fähig, sie zu ergreifen und frei zu gebrauchen. Das Leben des [menschlichen] Wesens ist tierisch oder menschlich, doch nicht göttlich. Wenn jedoch das seelische Wesen durch die Sadhana das Übergewicht gewinnen und seine Instrumente frei gebrauchen kann, wird der Impuls zum Göttlichen vorherrschend und die Umwandlung von Mental, Vital und Körper – und nicht nur ihre Befreiung – möglich.
Das Selbst oder der Atman ist frei und steht über Geburt und Tod; die Erfahrung des Jivatman und seines Einsseins mit dem höchsten oder universalen Selbst ruft das Gefühl der Befreiung hervor, und dies ist es, was für die höchste spirituelle Erlösung notwendig ist. Doch für die Umwandlung des Daseins und der menschlichen Natur, ist das Erwachen des seelischen Wesens und seine Herrschaft über die Natur unerlässlich.
Das seelische Wesen erkennt sein Einssein mit dem wahren Wesen, dem Jivatman, doch es wandelt diesen nicht um.
Der bindu, den du über dir sahst, kann eine symbolische Art sein, den Jivatman, der ein Teil des Göttlichen ist, zu sehen; das Streben dort wäre natürlich auf das Öffnen des höheren Bewusstseins gerichtet, damit das Wesen darin und nicht in der Unwissenheit weilt. Der Jivatman ist in Wirklichkeit bereits eins mit dem Göttlichen, doch ist es notwendig, dass das übrige Bewusstsein dies verwirklicht.
Das Streben des seelischen Wesen ist auf ein Öffnen der gesamten niederen Natur – von Mental, Vital und Körper – zum Göttlichen hin gerichtet, auf die Liebe zum Göttlichen und die Einung mit ihm, auf seine Gegenwart und Macht im Herzen, auf die Umwandlung von Mental, Leben und Körper durch das Herabkommen des höheren Bewusstseins in dieses instrumentale Wesen, diese instrumentale Natur.
Für die Fülle dieses Yoga sind beide Arten der Aspiration notwendig und unerlässlich. Sobald die Seele ihr Streben dem Mental, Vital und Körper auferlegt, werden auch diese mit Aspiration erfüllt, und dies wird dann als Aspiration auf der Ebene des niederen Wesens gefühlt. Das Streben, das darüber empfunden wird, ist das des Jivatman nach dem höheren Bewusstsein mit seiner Verwirklichung des Einen, sich im Wesen zu manifestieren. Beide Arten der Aspiration stützen sich daher gegenseitig. Das Suchen des niederen Wesens wird notwendigerweise zu Beginn immer wieder unterbrochen und vom gewöhnlichen Bewusstsein unterdrückt. Es muss durch die Sadhana geläutert, beständig, stark und ausdauernd werden.
SRI AUROBINDO (22:282)
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Kapitel 3
Das seelische Mental, das seelische Vital, das seelische Physische
Es gibt immer einen Teil des Vitals, des Mentals, des Körpers, der durch die Seele beeinflusst wird oder werden kann; sie können der seelisch-mentale, der seelisch-vitale, der seelisch-physische Teil genannt werden. Entsprechend der Persönlichkeit oder dem Grad der Entwicklung jedes Menschen, kann dieser Teil klein oder groß sein, schwach oder stark, verdeckt und untätig, oder hervortretend und in Tätigkeit. Ist er tätig, dann werden die seelischen Motive oder Ziele durch die Bewegungen des Mentals, Vitals oder des Physischen akzeptiert, sie nehmen am Wesen der Seele teil oder folgen ihren Zielen, jedoch mit einer Modifikation in der Art, wie sie für das Mental, Vital oder Physische typisch ist. Das seelische Vital sucht das Göttliche, doch ist in seinem Selbstgeben Forderung, Begehren und vitale Spannung enthalten. Die Seele hat das nicht, denn der Seele ist stattdessen reines Selbstgeben, Streben und die Intensität des seelischen Feuers eigen. Das seelische Vital ist dem Schmerz und Leid unterworfen, was es in der Seele nicht gibt.
SRI AUROBINDO (24:1111)
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Die Menschen meinen verschiedene Dinge, wenn sie von der Seele sprechen. Manchmal ist es das, was ich im Arya die Begierden-Seele nannte, nämlich das Vital mit seinen vermischten Bestrebungen, Begierden, Lüsten aller Art, gut oder schlecht, seinen feinen und groben Empfindungen oder sinnlichen Impulsen, die sich mit den Idealisierungen des Mentals und dem seelischen Druck vermengen. Manchmal jedoch stehen auch Mental und Vital unter dem Druck eines seelischen Impulses. Solange die Seele verhüllt ist, muss sie sich durch das Vital und Mental ausdrücken, und ihre Aspirationen werden dort mit dem mentalen und vitalen Stoff vermischt und durchtränkt. So drückt sich das verhüllte, seelische Drängen im Mental manchmal als gedanklicher Hunger nach der Erkenntnis des Göttlichen aus, was der Europäer dann die intellektuelle Liebe Gottes nennt. Im Vital kann es sich als ein Dürsten oder Verlangen nach dem Göttlichen bemerkbar machen. Es kann viel Leiden mit sich bringen, aufgrund der Natur des Vitals, seinen unruhigen Leidenschaften, Begierden, seiner Heftigkeiten und aufgewühlten Gefühle, seinen Trübungen, Depressionen und Verzweiflungen. Wie dem auch sei, alle können nicht, oder können zumindest nicht sogleich, sich dem Göttlichen in der rein seelischen Weise nähern – die mentalen und vitalen Annäherungen sind häufig notwendige Anfänge, und vom spirituellen Standpunkt besser als Empfindungslosigkeit gegenüber dem Göttlichen. Es ist in beiden Fällen der Ruf der Seele, das Drängen der Seele, und nimmt nur die Form oder Färbung an, die dem Druck der mentalen oder vitalen Natur entspricht.
SRI AUROBINDO (23:547)
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Liebe Mutter, Sri Aurobindo sagt hier: „Wenn die innerste Seele erweckt wird, wenn eine neue Geburt aus dem rein mentalen, vitalen und physischen in das seelische Bewusstsein stattfindet, kann dieser Yoga getan werden ...“ Warum hat er „die innerste Seele“ gesagt? Gibt es eine äußere Seele?
Deshalb, weil die innerste Seele, das heißt das zentrale seelische Wesen, die äußeren Teile des Bewusstseins beeinflusst (äußerlich im Vergleich zu dem zentralen seelischen Wesen: die mentalen Teile, die vitalen Teile). Das reinste Mental, das höchste Vital, das Gefühlswesen – die Seele beeinflusst sie, beeinflusst sie so sehr, dass der Eindruck entsteht, man sei durch diese Wesensteile mit ihr in Kontakt getreten. Daher kommt es, dass die Menschen diese Teile mit der Seele verwechseln, und daher sagt er [Sri Aurobindo] „die innerste Seele“, und meint die zentrale Seele, die wirkliche Seele.
Denn sehr oft, wenn man mit gewissen Teilen des Mentals in Berührung kommt, die unter dem seelischen Einfluss stehen, und die voll des Lichtes und der Freude jenes Lichtes sind, oder auch, wenn man mit gewissen sehr reinen und sehr hohen Teilen des Gefühlswesens, voll der hochherzigsten und selbstlosesten Empfindungen in Berührung kommt, hat man den Eindruck in Kontakt mit seiner Seele zu sein. Es ist aber nicht die wahre Seele, es ist nicht die Seele in ihrer eigentlichen Essenz. Es sind Teile des [menschlichen] Wesens, die unter ihrem Einfluss stehen und etwas von ihr verkörpern. Nun, die Menschen kommen sehr häufig in Kontakt mit diesen Teilen und das gibt ihnen Erleuchtungen, große Freude, Offenbarungen, und sie glauben, sie hätten ihre Seele gefunden. Es ist aber nur der Teil des Wesens, der unter ihrem Einfluss steht, der eine oder andere Teil, denn ... Was tatsächlich geschieht ist, dass man diese Dinge berührt, Erfahrungen hat, und dann verhüllt sich alles wieder und man wundert sich: „Wie ist es möglich, dass ich mit meiner Seele in Berührung war, und jetzt bin ich wieder in den Zustand der Unwissenheit und Unbewusstheit zurückgefallen?“ Es kommt aber daher, dass man nicht mit seiner Seele in Berührung war, sondern mit jenen Teilen des Wesens, die unter dem Einfluss der Seele stehen und etwas von ihr verkörpern, die aber nicht die Seele sind.
Ich habe bereits viele Male gesagt, wenn man bewusst in Kontakt mit seiner Seele tritt und die Einung stattgefunden hat, dann ist es vorüber, es kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden, es ist etwas Dauerndes, Beständiges, das allem widersteht, und das in jeglichem Augenblick auf Wunsch wieder gefunden werden kann; während die anderen Dinge – man kann sehr gute Erfahrungen haben, und dann wird das wieder [der Zustand, Erfahrungen zu haben] verhüllt, und man fragt sich: „Wie ist das geschehen? Ich habe meine Seele gesehen, und jetzt finde ich sie nicht mehr!“ Es war nicht die Seele, die man sah. Dabei sind diese Dinge sehr schön und geben dir sehr eindrucksvolle Erfahrungen, es ist aber nicht der Kontakt mit dem seelischen Wesen als solchem.
Der Kontakt mit dem seelischen Wesen ist definitiv und daher, wenn die Leute mich fragen: „Habe ich einen Kontakt mit meinem seelischen Wesen?“, dann sage ich: „Deine Frage als solche beweist, dass du ihn nicht hast!“
DIE MUTTER (7:263)
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