Der sonnenhelle Pfad

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Der sonnenhelle Pfad
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Der sonnenhelle Pfad

Ausschnitte aus Gesprächen und Schriften der Mutter

Die Mutter


SRI AUROBINDO

DIGITAL EDITION


Copyright 2020

AURO MEDIA

Verlag und Fachbuchhandel

Wilfried Schuh

www.auro.media

www.savitri.center

www.sriaurobindo.center

eBook Design


SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION

Deutschland, Berchtesgaden

Der sonnenhelle Pfad Auszüge aus den Werken der Mutter Deutsche Übersetzung: Ulrike Breuer 2. überarbeitete Aufl. 2020 ISBN 978-3-937701-52-3

Titel der englischen Ausgabe:

The Sunlit Path Neuauflagen: 1987, 1989


© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:

Sri Aurobindo Ashram Trust

Puducherry, Indien

Anmerkung des Herausgebers

Die Texte dieser Kompilation sind eine Auswahl aus den gesammelten Werken der Mutter. Fast alle wurden ihren Gesprächen entnommen, einige ihren Schriften.

* * *

InhaltTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersZitat der Mutter1. DER RUFDas große AbenteuerDas erhabenste aller AbenteuerEin entscheidender Wendepunkt2. DER WERT DER ERZIEHUNGWir träumen von WundernDie Kunst des LebensMan braucht ErziehungBeherrsche deine ImpulseDie Vernunft muss der Meister seinDie Vernunft entwickelt sich, indem man von ihr Gebrauch machtErziehung: Vorbereitung des BewusstseinsDie Wünsche eines KindesWahres Bedürfnis und BegehrenGib die Begierde aufErringe deine kleinen SiegeÄndere dich selbst zuerst3. MORAL, RELIGION, YOGASpiritualität und MoralHat uns die Moral nicht geholfen?Der Menschheit dienenReligionYoga und ReligionSri Aurobindos Lehre und ReligionDer Entschluss zum YogaEin Ruf für den Pfad4. HINGABE, SELBSTDARBRINGUNG, DEMUTZwei Pfade des YogaHingabe und YogaWahre Hingabe lässt dich weiter werdenDie wichtigste HingabeYoga wird durch Darbringung wirksamLeere KontemplationAsketische MethodenÄußere DisziplinWahre DemutEiner, der sehr wenig weißÖffne dich, sei bescheiden5. AUFRICHTIGKEIT, SCHWÄCHE, WILLENSKRAFTAufrichtigkeitVollkommene AufrichtigkeitUnglücklichsein und UnaufrichtigkeitDer psychische SpiegelSchlechte Regungen und GedankenBringe die falschen Regungen darDie positiven und die negativen SeitenWachsamkeitVerweigere dich den niederen RegungenBeginne von außenInnere ReinheitSelbstbeschuldigungBewahre dich vor VerzweiflungMan entscheidet sich dazu, schwach zu seinIn den Irrtum zurückfallenDen Willen stärkenWahrhaft wollen können6. ANDERE MENSCHEN UND KRÄFTEAndere sind ein SpiegelBeleidigungen: Bleibe unbewegtSei gut um des Gutseins willenDer einzige AuswegEntziehe dich anderen EinflüssenÖffne dich nur dem GöttlichenZurücktretenAngriffe von gegnerischen KräftenAngriff durch eine gegnerische KraftDas Loch, das durch Prahlen entsteht7. MUT, AUSDAUER, BEMÜHUNGAngst ist eine UnreinheitAngst: Ein Mangel an VertrauenDie Angst überwindenWahrer MutVergnügen und SchmerzDer Grund für SchicksalsschlägeViele Schläge sind notwendigLasse dich niemals entmutigenWenn man Ausdauer hatZahle den PreisBemühung schenkt Freude8. EMPFÄNGLICHKEIT UND SEHNSUCHTDie universale vitale KraftEmpfänglichkeit für die universalen KräfteDrei Quellen vitaler KraftAktivität und Passivität in der SadhanaDie Flamme und die VaseSehnsucht und EmpfänglichkeitFinde jenes EtwasSehnsucht ist wie ein Pfeil9. KONZENTRATION, MEDITATION, ARBEITDie Aufmerksamkeit konzentrierenKonzentrationKonzentriere dich im Zentrum der SehnsuchtDynamische MeditationMeditation und FortschrittMeditiere in allen UmständenKontrolle des KörpersDer Körper braucht Betätigung„Erinnere und überantworte Dich“10. DAS GÖTTLICHE WERKDie drei SiegeKomm‘ um des göttlichen Werkes willenWarum dieses göttliche Werk?Wahre IntegritätDas göttliche Werk tun11. FRIEDEN UND RUHEDie Illusion des HandelnsLerne, still zu sein„Friede, Friede, Friede“Setze dich ruhig niederMache dein Bewusstsein weitÖffne dich den höheren Regionen12. DER SPIRIT UND DAS PSYCHISCHE WESENSpirituelle ErfahrungKomm‘ heraus aus Worten„Damit“ in Kontakt tretenGeburt in den SpiritEine Wende des BewusstseinsDer Kontakt mit unserem psychischen WesenDas psychische WesenDer Tempel in dirDer Wert des physischen KörpersDie Arbeit des psychischen WesensSchwierigkeiten und das psychische WesenDas Psychische und die WahrheitDas Wissen des PsychischenYoga mit dem Kopf machenDas Herz hat Schwingen13. EGO UND SELBSTHINGABEKomm‘ aus deinem Ego herausDie harte Schale des EgoZerschneide den Knoten des EgoDas Ego und „Ziehen“Versuche niemals, die Kraft herabzuziehenGib, anstatt zu nehmenGib allesMache deinen Willen zum GeschenkÜbergib deinen WillenDer göttliche Wille ist unverkennbarDen göttlichen Willen kennenDie rechte Haltung14. GLAUBE UND GNADEBewahre den GlaubenGlaube durch SehnsuchtEin kindliches VertrauenÜber seinen Glauben wachenDas Ausmaß der GnadeDas Verlangen nach der GnadeDie Gnade und der SünderIdentifiziere dich mit der Gnade15. SEINE GEDANKEN KONTROLLIERENSchlechte GedankenUnerfreuliche GedankenKonzentriere dich auf das, was du sein möchtestVorstellungskraftDie Vorstellungskraft öffnet den PfadDie Atmosphäre, die du erzeugstErschaffe dir deine eigene Atmosphäre16. MENTAL UND SINNE ENTWICKELNTue viele verschiedene DingeErziehung und FreiheitMentale BildungOrganisiere dein LebenDie eigene Weise zu denkenKristallisiere dein DenkenSich an Gelerntes erinnernWissen ist in dirLesen, das aufwecktSri Aurobindos Schriften lesenMusik hörenDer Sinn für SchönheitEin Gefühl der DankbarkeitWahre KunstKunst und YogaLebendige KunstErzähle eine schöne Geschichte17. WELTLICHE ANGELEGENHEITENDer Materialismus der modernen ZeitEsau und JakobErfolg und MisserfolgVollkommener GleichmutEin vollkommenes GeschenkGeld ist wertvoll, wenn es ausgegeben wirdGeld gehört niemandemProduktionHabe Achtung vor den DingenDas Problem der NahrungEsse mit MaßBringe deine Nahrung dem Göttlichen darRauchen, Trinken und DrogenTrinken und Drogen: SelbstkontrolleTabak und AlkoholSexualität und YogaDer sexuelle ImpulsLieben könnenWissen, was Liebe istDie göttliche Liebe ist daVor dem EinschlafenKranksein unterbindenDer sterbende MenschReligiöse ZeremonieReligiöse ÜbungenSpirituelles Leben Ost und West18. WORTE, MEINUNGEN, URTEILEDein MantraSprich nur die notwendigen WorteLästern erniedrigt dichDein Denken erweiternSich in anderer Leute Angelegenheiten mischenAndere beurteilenDie Menschheit ist unfähig zu urteilen19. TUGEND, REINHEIT, FREIHEITLache mit dem HerrnDas Bedürfnis, tugendhaft zu seinVollständige ReinheitDas Recht, frei zu seinFreiheit: kein BefriedigenFreiheit und AskeseFreiheit und DienenFreiheit und Hingabe20. BEMÜHUNG, GEDULD, FORTSCHRITTGehe weiterBefreie dich von allen FesselnMentale Strukturen und FortschrittVorgefasste VorstellungenDie Freude am FortschrittStrebe ohne UngeduldLebe in der EwigkeitZeit: Freund oder Feind?Die Bemühung um FortschrittHorizontaler und vertikaler FortschrittWahrer FortschrittDu musst dich entscheidenNichts ist getan, bis alles getan ist„Andere tun es nicht“Dein bester Freund21. DAS GÖTTLICHE, DIE WELT UND DER MENSCHVerlasse dich allein auf das GöttlicheBitte das GöttlicheDas Göttliche findenDas Göttliche kennenlernenGott hat Sinn für HumorDer Atheist und der GläubigeDie materielle WeltDas Göttliche ist kein FremderGott und seine SchöpfungGott und das UniversumDer Herr veranstaltet ein SchauspielDer Herr spielt mit all diesemErlaube dem Herrn, alles zu tunLass das All-Bewusstsein entscheidenDein Wille gescheheDer Druck des BewusstseinsANHANGLebensskizze der MutterGlossarQuellennachweisGuideCoverInhaltsverzeichnisStart

 

Die Mutter

Halte meine Worte nicht für eine Lehre. Stets sind sie eine wirkende Kraft. Sie wurden zu einem ganz bestimmten Zweck geäußert, und sie verlieren ihre eigentliche Macht, wenn sie von diesem Zweck getrennt sind. — Die Mutter

* * *

Kapitel 1
DER RUF
Das große Abenteuer

Wir sind in einer ganz besonderen Situation, einer höchst besonderen, einer bisher noch nie dagewesenen. Wir werden jetzt zu Zeugen der Geburt einer neuen Welt. Sie ist sehr jung, sehr schwach – nicht in ihrem Wesenskern, sondern in ihrer äußerlichen Manifestation – noch nicht erkannt, nicht einmal gefühlt, ja sogar von der Mehrheit verleugnet. Aber sie existiert. Sie ist hier und bemüht sich zu wachsen. Dabei ist sie sich ihres Erfolges vollkommen sicher. Aber der Weg dorthin ist ein vollständig neuer, einer, der niemals vorher beschritten wurde – dort ist noch niemand gegangen, niemand hat das getan! Es ist ein Anfang, ein universaler Anfang. Deshalb ist es ein völlig unerwartetes und unbestimmbares Abenteuer.

 

Es gibt Menschen, die das Abenteuer lieben. Diese sind es, die ich rufe, und ich sage ihnen dies: „Ich lade euch ein zu einem großen Abenteuer.“

Es geht nicht darum, spirituell zu wiederholen, was andere vor uns getan haben, denn unser Abenteuer beginnt jenseits davon. Es geht um eine neue Schöpfung, eine ganz und gar neue, mit all den unvorhersehbaren Geschehnissen, den Risiken und Wagnissen, die sie mit sich bringt – ein wirkliches Abenteuer, dessen Ziel der sichere Sieg ist, zu dem wir den Weg jedoch nicht kennen und der im Unerforschten Schritt für Schritt ausfindig gemacht werden muss. Etwas, das es im gegenwärtigen Universum noch niemals gegeben hat und das es niemals auf dieselbe Weise geben wird. Wenn dich das interessiert... nun, lass uns die Reise antreten. Was dir morgen widerfährt – ich weiß es nicht.

Wir müssen alles Vorherberechnete, alles Ersonnene, alles Konstruierte ablegen und dann... aufbrechen in das Unbekannte. Und – komme was wolle! So steht es.

*

Das erhabenste aller Abenteuer

Es gibt einen Zeitpunkt, in dem das Leben, so wie es ist, das menschliche Bewusstsein, so wie es ist, als etwas erscheinen, das zu ertragen absolut unmöglich ist. Es verursacht eine Art Abscheu und Widerwillen. Man sagt: „Nein, das ist es nicht, das ist es nicht. Das kann es nicht sein, das kann nicht so weitergehen.“ Nun, wenn man dahin gekommen ist, dann bleibt nur eins, alles von sich hineinzuwerfen – seine ganze Bemühung, seine ganze Kraft, sein ganzes Leben, sein ganzes Sein, in diese Chance, in diese, wenn du so willst, außergewöhnliche Gelegenheit, die sich darbietet, um auf die andere Seite überzuwechseln. Welch` eine Erleichterung, seinen Fuß auf einen neuen Pfad zu setzen, auf den, der dich ganz woanders hinführt! Das ist die Mühe wert, sich von viel Gepäck zu befreien und viele Dinge loszuwerden, um zu diesem Sprung fähig zu sein. So sehe ich das Problem.

Tatsächlich ist es das erhabenste aller Abenteuer, und trägt man die leiseste Spur eines wahren Abenteuergeistes in sich, dann lohnt es sich, alles für alles zu wagen.

*

Ein entscheidender Wendepunkt

Im Augenblick sind wir an einem entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Erde, wieder einmal. Von jeder Seite werde ich gefragt: „Was wird geschehen?“ Überall ist Qual, Erwartung, Angst. „Was wird geschehen?...“ Es gibt nur eine Antwort: „Wenn der Mensch nur einwilligen könnte, spiritualisiert zu werden!“

Und vielleicht reichte es, wenn einige einzelne zu reinem Gold würden, denn das wäre genug, den Lauf der Dinge zu ändern.... Wir sind mit dieser Notwendigkeit in sehr dringender Weise konfrontiert.

Dieser Mut, dieser Heroismus, den das Göttliche von uns verlangt, warum sollten wir ihn uns nicht nutzbar machen, um die eigenen Schwierigkeiten zu bekämpfen, die eigenen Unvollkommenheiten, die eigenen Unklarheiten? Warum nicht heldenhaft das Feuer innerer Läuterung auf sich nehmen, so dass es nicht notwendig wird, noch einmal durch eine dieser furchtbaren, gigantischen Zerstörungen hindurchzugehen, die eine gesamte Zivilisation in die Finsternis stürzt?

Das ist das Problem, das sich uns stellt. Jeder muss es auf seine eigene Weise lösen.

* * *

Kapitel 2
DER WERT DER ERZIEHUNG
Wir träumen von Wundern

Man träumt von Wundern, wenn man jung ist, man möchte, dass alle Schlechtigkeit verschwindet, dass alles immer leuchtend, schön und glücklich ist, man liebt Geschichten mit gutem Ausgang. Das ist es, worauf man vertrauen sollte. Wenn der Körper seine Nöte, seine Beschränkungen fühlt, dann muss man seinen Traum darauf errichten – auf eine Kraft, der keine Grenzen gesetzt sind, eine Schönheit, der keine Hässlichkeit anhaftet und wunderbare Fähigkeiten: Man träumt, man wäre imstande, sich in die Lüfte zu erheben, zu sein, wo immer es notwendig ist, man träumt, Dinge zurechtzurücken, wenn sie schiefgehen, davon, Krankheiten zu heilen. In der Tat, man hat alle möglichen Träume, wenn man sehr jung ist.... Gewöhnlich verbringen Lehrer oder Eltern ihre Zeit damit, kaltes Wasser darüber zu schütten, indem sie dir erzählen: „Oh, das ist ein Traum, das ist nicht die Wirklichkeit.“ Sie sollten das genaue Gegenteil tun! Man sollte Kinder lehren: „Ja, das ist es, was du versuchen musst zu verwirklichen, und es ist nicht nur möglich, sondern eine Gewissheit, wenn du mit dem Teil in dir in Kontakt kommst, der fähig ist, dieses zu tun. Das ist es, was dein Leben führen und woran du es ausrichten solltest, wodurch du dich auf die wahre Realität hin entwickelst, die die gewöhnliche Welt Illusion nennt.“

So sollte es sein, anstatt Kinder zur Mittelmäßigkeit mit jenem stumpfen gewöhnlichen Menschenverstand zu erziehen, der zu einer unausrottbaren Gewohnheit wird und, sobald irgend etwas gut läuft, im Menschen unmittelbar die Vorstellung hervorbringt: „Oh, das hat keine Dauer!“, wenn jemand freundlich ist, den Eindruck: „Oh, es wird sich ändern!“, wenn man eine Fähigkeit zu etwas hat: „Oh, morgen werde ich es bestimmt nicht so gut machen.“ Das ist wie eine Säure, eine zerstörerische Säure im Wesen, die Hoffnung, Gewissheit und Vertrauen in zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten zerfrisst.

Wenn ein Kind von Begeisterung erfüllt ist, schütte niemals kaltes Wasser darauf, sage ihm niemals: „Du weißt, so ist das Leben nicht!“ Du solltest es immer ermutigen, ihm sagen: „Ja, im Augenblick sind die Dinge nicht immer so, sie erscheinen hässlich, aber dahinter ist eine Schönheit, die versucht, sich zu verwirklichen. Das ist es, was du lieben und zu dir hinziehen solltest, was du zum Gegenstand deiner Träume und Sehnsüchte machen solltest.“

*

Die Kunst des Lebens

Gewöhnlich lehrt man dich sehr wenige Dinge – man lehrt dich nicht einmal zu schlafen. Leute glauben, sie müssten sich nur in ihr Bett legen und dann schliefen sie. Aber das ist nicht wahr! Man muss lernen zu schlafen, wie man lernen muss, zu essen oder überhaupt irgend etwas zu tun. Und wenn man nicht lernt, nun, dann macht man es schlecht! Oder man braucht Jahre und Jahre, um es zu begreifen, und während all dieser Jahre, in denen man die Dinge schlecht erledigt, geschieht alles mögliche Unangenehme. Und erst, nachdem man viel gelitten, viele Fehler gemacht und viele Dummheiten begangen hat, erst dann beginnt man zu wissen, wie man etwas zu tun hat. Aber wenn sich, als du ganz klein warst, deine Eltern oder die, die sich um dich kümmerten, die Mühe gemacht hätten, dich zu lehren, das, was du tust, richtig zu tun, wie es getan werden sollte, auf die rechte Weise, dann würde dir das helfen, alles zu vermeiden – all diese Fehler, die du im Laufe der Jahre begehst. Und nicht nur, dass du Fehler machst – es sagt dir auch niemand, dass es welche sind! Und deshalb bist du überrascht, dass du krank wirst, müde bist, nicht weißt, wie du tun sollst, was du tun möchtest und was dir niemand gezeigt hat. Einige Kinder unter richtet man in nichts, und deshalb brauchen sie Jahre und Jahre und Jahre, nur um die einfachsten Sachen zu lernen, sogar die absolut elementarste Sache: sauber zu sein....

Auf die rechte Weise zu leben, ist eine sehr schwierige Kunst, und wenn man damit nicht ganz jung anfängt und sich bemüht, dann versteht man es nie sehr gut. Nur die Kunst, den Körper bei guter Gesundheit, sein Mental ruhig und einen guten Willen im Herzen zu bewahren – Dinge, die unentbehrlich sind, um in anständiger Weise zu leben – ich sage nicht in sorgloser, ich sage nicht in bemerkenswerter Weise, ich sage nur in anständiger Weise. Nun, ich glaube nicht, dass es viele gibt, die sich darum bemühen, ihren Kindern das beizubringen.

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Man braucht Erziehung

Du glaubst, man schickt dich zur Schule und lässt dich Übungen machen, nur zu dem Vergnügen, dich zu ärgern? Oh, nein! Es geschieht deshalb, weil ein Rahmen, in dem du lernen kannst, dich zu formen, unentbehrlich für dich ist. Wenn du das Werk der Individualisation, der totalen Gestaltung, selbständig, ganz allein in einer Ecke vollbrächtest, dann würde nichts von dir gefordert. Aber das tust du nicht, das würdest du nicht tun, es gibt kein einziges Kind, das es täte. Es wüsste nicht einmal, wie es das anfangen, wo es beginnen sollte. Wenn man ein Kind nicht lehrte zu leben, könnte es das nicht, es könnte nichts, gar nichts.... Wenn jeder durch alle Erfahrungen, die zur Entwicklung einer Individualität notwendig sind, hindurchgehen müsste, wäre er tot, lange bevor er zu leben angefangen hätte! Es ist ein Vorteil, wenn jene, die über die aus Jahrhunderten angesammelten Erfahrungen verfügen, dir sagen: „Nun, wenn du schnell vorankommen und in einigen wenigen Jahren das in Jahrhunderten erworbene Wissen kennenlernen willst, dann tue dies hier!“ Lies, lerne, studiere und dann wird man dich im physischen Bereich lehren, dieses auf diese, jenes auf jene und dieses wieder auf diese Weise zu tun (Gesten). Sobald du über ein wenig Wissen verfügst, kannst du deine eigene Methode erarbeiten, falls du die Begabung dazu hast. Aber zuerst musst du auf deinen eigenen Füßen stehen und laufen können. Es ist sehr schwer, das ganz alleine zu lernen. Das ist für jeden gleich. Man muss sich selbst formen. Deshalb braucht man Erziehung.

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Beherrsche deine Impulse

Die Arbeit deiner Erzieher ist es, dich von jungen Jahren an zu lehren, deine Impulse zu beherrschen und nur jenen zu gehorchen, die sich im Einklang mit den Gesetzen, nach denen du lebst, befinden oder mit dem Ideal, dem du folgen möchtest oder mit den Gebräuchen deiner Umgebung. Der Wert dieser mentalen Konstruktion, welche deine inneren Regungen lenken wird, hängt zu einem großen Teil von dem Umfeld, in dem du lebst, und dem Charakter der Eltern oder der Leute ab, die dich erziehen. Aber ob es gut ist oder schlecht, mittelmäßig oder vortrefflich, es ist immer das Ergebnis einer mentalen Kontrolle über die inneren Impulse. Wenn deine Eltern dir sagen: „Das solltest du nicht tun“, oder: „Das musst du tun“, dann ist das der Anfang der Erziehung zur mentalen Kontrolle über die inneren Regungen.

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Die Vernunft muss der Meister sein

Es ist eine gute Sache, dass wir in einem frühen Alter zu lernen beginnen, dass der Verstand der Herr des Hauses sein muss, wenn wir ein taugliches Leben führen und unserem Körper das Höchstmaß dessen abringen wollen, das er fähig ist zu geben. Und das ist keine Frage von Yoga oder höherer Realisation, sondern etwas, das überall gelehrt werden sollte, in jeder Schule, jeder Familie, jedem Zuhause: Der Mensch wurde erschaffen, ein mentales Wesen zu sein, und nur um ein Mensch zu sein – wir sprechen von nichts anderem, nur davon, ein Mensch zu sein – muss das Leben von der Vernunft, nicht aber von vitalen Regungen beherrscht sein. Darin sollte man alle Kinder von früher Kindheit an unterweisen.... Das erste, das man jedem Menschen, sobald er zu denken imstande ist, beibringen sollte, ist, dass er der Vernunft, die ein Über-Instinkt der menschlichen Gattung ist, gehorchen sollte. Die Vernunft ist der Meister der menschlichen Natur. Wir müssen der Vernunft folgen und uns völlig weigern, der Sklave von Instinkten zu sein. Und hier spreche ich zu euch nicht von Yoga oder vom spirituellen Leben, ganz und gar nicht, damit hat es nichts zu tun. Es ist die fundamentale Weisheit menschlichen Lebens, bloßen menschlichen Lebens. Jeder Mensch, der auf irgend etwas anderes hört als auf die Vernunft, ist eine Art Bestie, niederer als ein Tier. Das ist alles. Und das sollte überall gelehrt werden. Das ist die grundlegende Erziehung, die allen Kindern zukommen sollte.

Die Herrschaft der Vernunft darf erst mit dem Erscheinen des psychischen Gesetzes, das den göttlichen Willen offenbart, ein Ende finden.

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