Kitabı oku: «30 Minuten Mimik lesen», sayfa 2

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1.4 Es gibt kein Pokerface

Mitte der 1960er-Jahre – ungefähr zur gleichen Zeit, als Ekman sich auf seinen Forschungsreisen befand – entdeckten die beiden Psychologen Ernest A. Haggard und Kenneth S. Isaacs mehr oder weniger durch Zufall die Mikroexpressionen. Als sie sich auf Video aufgezeichnete Psychotherapie-Sitzungen in Zeitlupe ansahen, entdeckten sie die sehr schnellen Gesichtsausdrücke bei den Patienten – Gesichtsausdrücke, die für gerade einmal 150 Millisekunden auftauchten und sofort wieder verschwanden.

Fasziniert von ihrer Entdeckung beforschten Haggard und Isaacs die Mikroexpressionen weiter und fanden heraus, dass sie meistens in Situationen über das Gesicht huschten, in denen der verbale Inhalt des Gesagten der Botschaft der Mikroexpression widersprach. Der Patient sagte also zum Beispiel, dass es ihm gut ginge, zeigte dabei aber eine Mikroexpression von Verzweiflung im Gesicht. Einige Jahre später beforschte Ekman die Mikroexpressionen weiter und entdeckte sogar Ausdrücke, die eine Dauer von lediglich 40 Millisekunden hatten.

Was sind Mikroexpressionen?

Mikroexpressionen sind sehr kurze, unwillentliche und emotional ausgelöste Gesichtsausdrücke, die sich nur für Sekundenbruchteile zeigen (40 bis 500 Millisekunden). Sie treten in emotional hoch aufgeladenen Situationen auf und sind nach aktuellem Stand der Forschung typischerweise Signale von Gefühlen, die man eigentlich verheimlichen möchte oder die einem (noch) nicht bewusst sind.

Da Mikroexpressionen direkt vom Emotionszentrum in unserem Gehirn (limbisches System) ausgelöst werden, unterliegen sie nicht unserer bewussten Kontrolle. Mimik lässt sich somit nicht vollständig kontrollieren. Ein Pokerface gibt es also theoretisch erst ab einer Dauer von 500 Millisekunden. Aber selbst bei länger andauernden Gesichtsausdrücken – den sogenannten Makroexpressionen – ist eine Kontrolle nur eingeschränkt möglich. In einer Studie konnten Probanden der direkten Anweisung, zum Beispiel nicht die Augenbrauen hochzuziehen oder nicht zu lächeln, nur in geringem Maße nachkommen.

Der richtige „Blick“

Um Mikroexpressionen wahrzunehmen, müssen Sie sehr aufmerksam sein. Aber wie guckt man am besten, um diese sehr schnellen Mikroexpressionen zu erfassen? Dafür hat sich das periphere Sehen bewährt. Der Blick ist dabei entspannter und weicher als beim Fixieren eines Objektes.

Damit Sie einen Eindruck davon bekommen, was peripheres Sehen ist, hier eine kleine Übung:

Stellen Sie sich bitte aufrecht hin und strecken Sie die Arme vor dem Körper aus. Heben Sie dabei die Daumen an. Die Daumen sollten sich auf Augenhöhe befinden. Nun bewegen Sie die Arme langsam seitlich auseinander und wackeln dabei mit den Daumen. Versuchen Sie, beide Daumen im Blick zu behalten – ohne dabei die Augen zu bewegen. Wie weit können Sie Ihre Arme zur Seite bewegen und noch beide Daumen sehen?

Sie werden überrascht sein, wie weit das möglich ist. Und genau das ist peripheres Sehen: Ihr Blick ist geradeaus gerichtet und trotzdem nehmen Sie die Umgebung noch wahr. Machen Sie diese Übung regelmäßig, um Ihre Fähigkeit des peripheren Sehens zu trainieren.

Die Augen auf Geschwindigkeit trainieren

Da Ihre Augen von Natur aus Informationen sehr schnell verarbeiten können, braucht es neben dem peripheren Sehen nur ein wenig Training in Geschwindigkeit, um Ihre Wahrnehmung für Mikroexpressionen zu erweitern. Die folgende Übung unterstützt Sie dabei.

Die Fotoapparat-Übung

Sie brauchen für diese Übung zwei Übungspartner. Die Übungsteilnehmer werden nachfolgend als A, B und C beschrieben.

 A trainiert seine Wahrnehmung und beobachtet.

 B trainiert die Flexibilität seiner Mimik.

 C ist „Rhythmus-Geber“.

Ablauf:

1 A und B stehen so voreinander, dass sie jeweils das Gesicht des anderen gut sehen können.

2 C steht neben A und legt eine Hand auf As Schulter.

3 B macht ein neutrales Gesicht. A schaut sich das Gesicht mit peripherem Blick an und prägt es sich ein.

4 A schließt die Augen, während B etwas in seiner Mimik verändert, zum Beispiel den Mund leicht öffnet.

5 C tippt A kurz auf die Schulter. A öffnet daraufhin für einen kurzen Moment seine Augen und schließt sie wieder so schnell wie möglich. Je kürzer, desto besser.

6 A nennt bei geschlossenen Augen die mimische Veränderung, die er gesehen hat, und ahmt sie – wenn möglich – nach. C meldet A zurück, ob das richtig ist. Wenn nicht, darf A seine Antwort korrigieren.

7 Die Schritte 3 bis 6 werden ungefähr zehnmal wiederholt. B nimmt dabei immer subtilere Veränderungen vor. Danach erfolgt ein Rollenwechsel, bis jeder einmal A war.

Mikroexpressionen treten in emotional hoch aufgeladenen Situationen auf und sind Signale von Gefühlen, die man eigentlich verheimlichen möchte oder die einem (noch) nicht bewusst sind.

1.5 Mimik beeinflusst unsere Gefühle

Unsere Mimik drückt unsere Gefühle nicht nur aus, sondern beeinflusst sie auch. In mehreren Studien konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass eine Aktivität der mimischen Muskulatur – zum Beispiel das Zusammenziehen der Augenbrauen – zu einer unmittelbaren Aktivität im limbischen System führt. Je stärker die mimische Bewegung, desto aktiver ist das limbische System; je schwächer die Mimik, desto weniger aktiv ist das limbische System. Dieses Phänomen wird auch als Facial-Feedback-Hypothese bezeichnet und meint die Tatsache, dass die Gesichtsmuskulatur dem Gehirn ständig Rückmeldungen gibt, sodass im Körper die Gefühle erzeugt werden, die zur momentanen Mimik passen.

Facial Feedback: Grundlage der Empathie

Dieser Rückkopplungsmechanismus spielt für unser Einfühlungsvermögen eine große Rolle. In einer Studie zeigte man Probanden Fotos von Gesichtern mit Emotionsausdrücken, während mittels Nadelelektroden die Aktivität der Gesichtsmuskeln gemessen wurde. Das Ergebnis: Der bloße Anblick eines zum Beispiel traurigen Gesichtsausdrucks reicht aus, damit beim Betrachter die entsprechenden Muskeln im Gesicht leicht aktiviert werden. Dem menschlichen Auge bleibt dies meist verborgen. Über das Facial Feedback erleben wir dann in abgeschwächter Form die Gefühle des anderen. Dies ist eine der neuronalen Grundlagen von Empathie.

Verantwortlich dafür, dass wir die Mimik unserer Gesprächspartner unbewusst nachahmen, sind die 1992 von einer italienischen Forschergruppe entdeckten Spiegelneuronen. Diese Nervenzellen sorgen dafür, dass es ausreicht, wenn wir eine andere Person bei einer Handlung beobachten, um in unserem Gehirn dieselben neuronalen Muster zu aktivieren, als wenn wir die Handlung selbst ausführen würden.

Je flexibler die Mimik, desto empathischer

Auf Grundlage dieser Überlegungen ahnen Sie vielleicht bereits, wie es sich auf die Empathie auswirkt, wenn die Gesichtsmuskeln mit Botox gelähmt werden. Wird die Mimik in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, spüren wir auch weniger, was andere fühlen. Zudem wird unsere Empathie und zwischenmenschliche Intuition gefördert, wenn wir unsere Gesichtsmuskeln trainieren, sodass sie flexibler und beweglicher werden.

Übung: Empathie-Muskeltraining

Mit dieser Übung trainieren Sie Ihre Mimik in Flexibilität und lernen gleichzeitig die verschiedenen Gesichtsbewegungen noch besser kennen. Sie brauchen dafür lediglich einen Spiegel oder die Frontkamera Ihres Handys.

Machen Sie bitte jede der folgenden Bewegungen einzeln und spüren Sie dabei nach, welche Gefühle über das Facial Feedback in Ihnen aktiviert werden:

1 Ziehen Sie die Augenbrauen zusammen.

2 Heben Sie die Augenbrauen an.

3 Versuchen Sie, nur die Innenseiten der Augenbrauen hochzuziehen (das schaffen auf Anhieb nur wenige).

4 Heben Sie das obere Augenlid an.

5 Spannen Sie das untere Augenlid an.

6 Rümpfen Sie die Nase.

7 Ziehen Sie die Oberlippe hoch.

8 Pressen Sie die Lippen zusammen.

9 Schürzen Sie die Lippen (wie bei einem Kussmund).

10 Schieben Sie die Unterlippe nach vorn, indem Sie den „Kinnbuckel“ anheben.

11 Pressen Sie beide Mundwinkel ein.

12 Ziehen Sie die Mundwinkel runter.

13 Ziehen Sie die Mundwinkel seitlich auseinander.

14 Lächeln Sie, indem Sie die Mundwinkel anheben.

Für Profis: Versuchen Sie, möglichst viele der oben aufgeführten Bewegungen zu kombinieren. Wie viele schaffen Sie?

Mimik ist die wichtigste und zuverlässigste Informationsquelle, um präzise zu erkennen, wie sich ein Mensch fühlt.

 Es gibt sieben Basisemotionen, die von allen Menschen kulturübergreifend gleich in der Mimik ausgedrückt werden: Angst, Überraschung, Ärger, Ekel, Verachtung, Trauer und Freude.

 Die Mimik kann ohne weitere nonverbale Signale das volle Spektrum unserer Emotionen trennscharf ausdrücken.

 Die mimische Muskulatur ist direkt mit dem limbischen System verdrahtet. So kommt es zu Mikroexpressionen, die für nur 40 bis 500 Millisekunden über unser Gesicht huschen.

 Mikroexpressionen drücken insbesondere Emotionen aus, die wir verheimlichen möchten oder die uns (noch) nicht bewusst sind.

 In einer Unterhaltung ahmen wir unbewusst und subtil die Mimik unserer Gesprächspartner nach. Über die ständige Rückkopplung der mimischen Muskulatur ans Gehirn spüren wir so in reduzierter Form die Gefühle der anderen.

2. Mimik entschlüsseln – der Mimikcode®

Um mimische Signale richtig zu deuten, ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass die Mimik immer nur Hinweise auf den emotionalen Zustand einer Person geben kann, niemals jedoch Beweise. Auch verrät die Mimik niemals den Grund dafür, warum ein Mensch eine bestimmte Emotion erlebt. Das kann stets mehrere Gründe haben. Wenn wir angemessen und wertschätzend auf die entsprechende Emotion reagieren möchten, gilt es, diese Gründe gegeneinander abzuwägen.

Damit Ihnen das leichter fällt, erfahren Sie in diesem Kapitel nicht nur, anhand welcher mimischen Signale Sie die sieben Basisemotionen erkennen, sondern Sie lernen auch die universalen Auslöser und Funktionen dieser Emotionen kennen. Ergänzend dazu werden wir uns anschauen, wie die Stimme und Körpersprache durch die unterschiedlichen Emotionen beeinflusst werden, denn diese Kanäle sind wichtig, um die primär über das Gesicht gesammelten Informationen abzusichern.

2.1 Was die Mimik verrät

Wenn Sie in der Mimik präzise lesen möchten, wie ein Mensch sich fühlt, ist eines der wichtigsten Dinge, dass Sie sich stets dessen bewusst sind: Nicht jede mimische Bewegung drückt eine Emotion aus.

Unsere Mimik setzen wir sehr vielfältig ein. Gerade am Anfang jedoch neigt man dazu, jeden Ausdruck als Gefühlsäußerung zu deuten.

Schauen wir uns kurz an, für welche Zwecke wir unsere Mimik einsetzen:

1 um unsere Gefühle auszudrücken, wie zum Beispiel Ärger (Emotionsausdruck);

2 um mentale Zustände auszudrücken, wie zum Beispiel Konzentration oder Irritation (Ausdruck kognitiver Prozesse);

3 um Informationen zu transportieren, wie zum Beispiel das starke Herunterziehen der Mundwinkel bei gleichzeitigem Anheben der Augenbrauen, um zu signalisieren, dass man etwas nicht weiß oder sich unsicher ist (Emblem-Funktion);

4 um das zu unterstützen, was wir sagen, wie zum Beispiel das Anheben der Augenbrauen, um ein Wort oder einen Satz zu betonen (Illustrator-Funktion);

5 um den Gesprächsfluss zu regulieren, wie zum Beispiel ein Lächeln, um den anderen zu ermuntern, weiterzusprechen (Regulator-Funktion).

Wenn wir sprechen, nutzen wir darüber hinaus für die Lautbildung teilweise die gleichen Bewegungen, mit denen wir sonst Gefühle ausdrücken. Dies muss beachtet werden, wenn wir mimische Bewegungen sauber interpretieren möchten. Beim Entschlüsseln der Mimik erhält man die zuverlässigsten Ergebnisse, wenn keine sprechbedingten Mundbewegungen vorhanden sind – etwa in Sprechpausen – oder wenn man während des Sprechens die Bewegungen im Mundbereich bei Interpretationen außer Betracht lässt.

Mimik nutzen wir nicht nur, um Emotionen auszudrücken. Unser Gesicht zeigt darüber hinaus auch kognitive Prozesse an, transportiert Informationen, unterstützt das, was wir sagen, und hilft dabei, den Gesprächsfluss zu regulieren.

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