Kitabı oku: «10 Galaktische Abenteuer Box 4», sayfa 7
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MOLOCH DES GRAUENS
Box 4 – Story 2
Der Strahl der Taschenlampe stach durch die Nacht und blieb an der Verriegelung eines Stahlcontainers kleben. Es handelte sich um ein Spezialschloss, das nur für diese besonderen Container angebracht worden war.
Walther Jaspers grinste breit, als er in seiner Regenjacke nach dem Code-Stick tastete, den er dem wachhabenden Offizier praktisch unter der Nase weggestohlen hatte. Fest umklammerten seine Finger das kühle Metall. Dann blickte sich Jaspers mehrmals um, um auch wirklich sicherzugehen, unbeobachtet zu sein. Aber da konnte er relativ beruhigt sein; um kurz vor Mitternacht trieb sich kaum mehr jemand auf dem Oberdeck herum.
Die Taschenlampe zwischen den Zähnen machte er sich an dem Schloss zu schaffen. Der Code-Stick blinkte mehrmals rot auf, als Jaspers ihn in den Slot des Containerschlosses einführte. Rasch tippte er den Entsperr-Code ein, den er von einem befreundeten Systemadministrator bekommen hatte, und nahm die Lampe wieder in die Hand.
»Gleich werden wir sehen«, flüsterte er sich selbst mit triumphierendem Grinsen zu, »was Captain Blunt zu verbergen hat …«
Die Farbe der Leuchtdiode am Code-Stick wechselte von Rot nach Grün. Walther Jaspers packte mit der Linken den Steggriff der Tür und zog sie vorsichtig auf. Vernehmlich knirschend öffnete sie sich, sodass Jaspers zusammenzuckte und einen Blick über die Schulter warf, ob das Geräusch unwillkommene Zuschauer angelockt hatte. Im Anschluss steckte er den Kopf in den düsteren Spalt, der sich vor ihm auftat, zwängte die Hand mit der Taschenlampe hindurch und leuchtete ins Innere des Containers.
»Was ist denn das?« Seine Brauen zogen sich zusammen. Ein leicht angewiderter Ausdruck stahl sich auf seine Züge.
Mit der Schulter drückte er die Stahltür weiter auf und vergrößerte den Spalt, in dem er stand. Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte langsam über eine undefinierbare, weißgraue Masse. Jaspers erschrak heftig, als er in dem hellen Schein eine ruckartige Bewegung ausmachte. Nur für den Bruchteil eines Lidschlags. Und doch so deutlich wahrnehmbar, dass Walther Jaspers fror, als stünde er in durchnässter Kleidung im schneidenden Polarwind.
Noch bevor er seine Beobachtung verarbeiten konnte oder in der Lage gewesen wäre, in irgendeiner Art auf sie zu reagieren, hörte er ein dröhnendes Grollen und fühlte entsetzt, dass etwas nach ihm griff! Dieses Etwas schnappte mit brutaler Gewalt nach ihm, riss ihn in die Dunkelheit des Containers, noch bevor Jaspers einen Angstschrei hätte loslassen können.
Sein gellender Schrei erstickte noch in der Kehle! Schon schwappte Blut aus dem düsteren Spalt, klatschte auf den Boden und sprenkelte ihn mit roten Tupfen. Würgen, Grunzen und Laute, die sich nach dem Schmatzen klebrigen Matsches anhörten, drangen aus dem Container nach draußen.
Die Taschenlampe, die Walther Jaspers durch den Angriff aus der Hand gefallen war, rollte im Halbkreis über den Boden des Oberdecks und blieb wie von Geisterhand gesteuert vor dem Spalt der halb geöffneten Containertür liegen. Was sich in ihrem Schein offenbarte, hätte einen zufälligen Beobachter an den Rand des Wahnsinns getrieben und vor seelischer Agonie haltlos brüllen lassen.
Doch schon eine Sekunde darauf verlöschte der Lichtstrahl, als ein Schwall aus Fleisch und Gedärm die Taschenlampe unter sich begrub!
*
Gemächlich schleppte sich das Containerschiff MS ›Commonwealth‹ durch die sternenlose Nacht über dem Golf von Mexiko. Die See war ruhig; ein schwarzer, glänzender Spiegel im Kegel der Schiffsscheinwerfer.
»Bei konstanter Fahrt erreichen wir morgen gegen Abend METROCITY III.«
Hellmar Kronen, 1. Maat der ›Commonwealth‹, sah Captain Jorge Blunt an, der regungslos von der Brücke aus in die Nacht starrte.
»Worauf Sie sich verlassen können, Kronen!« Nicht der Captain hatte gesprochen, sondern Maschinenführer Till Tempest, der in genau diesem Augenblick die Brücke betrat und zumindest die letzten Worte des 1. Maats noch mitbekommen hatte.
»Was machen Sie hier?«, fuhr Kronen herum. »Haben Sie nicht noch etwas Wichtiges im Maschinenraum zu verschrauben?«
»Da würde ich gerne mal bei den lockeren Dingern in Ihrem Schädel anfangen!«, knurrte Tempest zurück. »Keine Bange, Kronen: Meine Männer bugsieren den Kahn schon ans Ziel.«
»Mit dem Flickwerk, das Sie bei den Motoren hinterlassen haben und dreist als professionelle Reparatur bezeichnen, werden wir den nächsten Hafen wohl nur im Schlepptau erreichen.«
»Die ›Commonwealth‹ ist keine gelenkige Jungfrau mehr, sondern ein altes, narbiges Mädchen«, verteidigte sich Till Tempest und merkte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Seien Sie froh, dass sie sich überhaupt bewegt! Das ist unter diesen Umständen nämlich schon fast ein Wunder …!«
»Seemänner und ihre Weibergeschichten«, versetzte Hellmar Kronen herablassend. »Klar, dass unter so viel Romantik die eigentliche Arbeit leidet.«
Tempest riss drohend den Zeigefinger hoch.
»Das sagen Sie doch bloß, weil Sie doch nur den Seemann spielen und an sich ein Stubenhocker sind!«
»Und Sie«, erregte sich nun auch der 1. Maat, »haben Ihren Schraubenschlüssel doch lediglich als Phallusersatz!«
»Elende Landratte!«, keuchte Till Tempest wütend.
»Schmieriger Hobbymechaniker!«, blaffte Kronen zurück.
Mühsam hielten die beiden Männer sich zurück, nicht sofort übereinander herzufallen. Als es dann doch so aussah, als könnten sie der Versuchung nicht widerstehen, schaltete sich Captain Jorge Blunt ein, der bisher nur stumm gelauscht hatte.
»Bitte! Meine Herren!«, sagte er scharf. In seinen Augen funkelte wilde Entschlossenheit, wenn er auch äußerlich gefasst wirkte. »Wenn Sie freundlicherweise Ihren Disput zu den Akten legen könnten, damit Ihre volle Aufmerksamkeit der gegenwärtigen Situation gilt.«
»Welche Situation?« Hellmar Kronen warf dem Maschinenführer rasch noch einen geringschätzigen Blick zu, bevor er durch die Panoramaverglasung der Brücke auf die See schaute, die von den Scheinwerfern aus der Finsternis gerissen wurde. »Ist doch alles ruhig, Captain.«
Beinahe mitleidig schaute Jorge Blunt seinen 1. Maat an.
»Mister Kronen«, sagte er in belehrendem Tonfall, »angesichts einer Fracht wie der unseren, ist es niemals ruhig.«
Hellmar Kronen wurde blass. Magisch wurden seine Augen von den Containern angezogen, die sich tief unten auf Deck in langen Reihen aneinanderdrängten. Er konnte nicht viel erkennen, wusste aber nur zu genau, wovon der Captain sprach.
»Was transportieren wir da eigentlich?« Der 1. Maat hatte die Frage schon so oft gestellt und keine befriedigende Antwort darauf erhalten, dass die erneute Wiederholung eine absurde Groteske darstellte. Dieses Mal jedoch schien sich Jorge Blunt überraschenderweise zu einer Erklärung hinreißen zu lassen.
»Überlegen Sie doch mal, Kronen. Abgesehen von unserer normalen Fracht, stammen viele der Container aus dieser Erdölraffinerie in Midland.«
»Das weiß ich.«
»Dann wissen Sie sicherlich auch, dass diese Raffinerie schon seit Jahrzehnten stillgelegt ist.«
»Sicher …«
Captain Jorge Blunt schmunzelte.
»Also überlegen Sie mal fleißig, welches Produkt einer außer Betrieb befindlichen Erdölraffinerie wir wohl an Bord haben könnten, Kronen.«
»Was soll das heißen?«, wurden Hellmar Kronens Augen groß und rund. »Das kann jedes nur erdenkliche Produkt sein. Wie soll ich jemals das richtige herausfinden?«
»Sehen Sie«, erwiderte der Captain, »genau das habe ich mir auch gedacht. Und seitdem mache ich mir keine Gedanken mehr über unsere Fracht, sondern nur über die Bezahlung. In dem sozialistischen Sumpf unserer verlogenen Gesellschaft ist Bares das einzige Mittel, das jeder kennt und versteht …«
»Demnach wissen auch Sie nicht, was sich in den Containern befindet?«, hakte Kronen nach.
»Deshalb sind Sie der 1. Maat«, lächelte Blunt, »weil Sie mit dieser überlegenen Kombinationsgabe gesegnet sind.«
Till Tempest unterdrückte einen spontanen Lachanfall, was in einem prustenden Grunzen endete.
»Amüsieren Sie sich über irgendetwas?«, fuhr Hellmar Kronen den Maschinenführer barsch an.
»Hab mich verschluckt«, entgegnete Tempest und hatte Mühe, seine entgleisten Gesichtszüge einzurenken.
»Schluss jetzt mit den Streitereien!«, brauste Jorge Blunt auf. »Im Moment haben wir andere Sorgen, als uns mit Kleinkinderquerelen zu beschäftigen!«
Hellmar Kronen setzte eine interessierte, aber ratlose Miene auf.
»Wovon reden Sie, Sir? Was bereitet Ihnen Sorgen …?«
Der Captain ließ einige Sekunden verstreichen, in denen er in die Nacht vor dem Bug des Containerschiffes hinaussah auf die fast unbewegte See.
»Es ist diese Ruhe«, war seine Stimme ein raues Flüstern. »Diese gottverdammte Ruhe …«
»Die Ruhe vor dem Sturm«, fügte Till Tempest hinzu und bekam plötzlich einen verklärten Blick, der seine Augen wie Glasmurmeln erscheinen ließ.
Die äußere Stille breitete sich nun auch auf der Brücke aus, bis sie vom Schrillen eines Funkempfängers brutal unterbrochen wurde.
»Sicherheit an Captain!«, schnarrte es aus den Lautsprechern. »Wir haben bei den Containern die Leiche eines Menschen gefunden!«
Sofort war Blunt am Mikrofon.
»Was ist geschehen? Um wen handelt es sich!«
»Das … lässt sich nicht genau sagen! Der oder die Tote ist grässlich verstümmelt. Es ist furchtbar, Sir! So etwas haben wir noch nicht gesehen …!« Deutlich war aus der Leitung vernehmbar, dass sich jemand erbrach.
»Ich komme runter«, sprach der Captain tonlos ins Mikrofon. Und an Kronen und Tempest gerichtet fuhr er fort: »Es geht los, meine Herren …«
Keine zwei Lidschläge darauf wurde der Rumpf der MS ›Commonwealth‹ von einem verheerenden Schlag erschüttert!
*
Blunt, Kronen und Tempest wurden von den Füßen gerissen, stießen hart gegen Konsolen und gingen aufstöhnend zu Boden.
»Himmel!«, schrie der 1. Maat. »Wir sind auf Grund gelaufen!«
»Verfluchter Unsinn!«, presste Captain Blunt hervor, über dessen Lippen ein breites Blutrinnsal lief. »Das ist ein Angriff …!«
Zwischen Hellmar Kronen und Maschinenführer Till Tempest herrschte einvernehmliche Übereinstimmung, als sie sich ansahen und beide wussten, dass der Captain verrückt geworden war.
Erneut schwang der Rumpf des Containerschiffes wie ein gigantischer Resonanzkörper, als ein weiterer Schlag erfolgte und durch die Brückenverglasung der sich aufbäumende und seitwärts wegkippende Bug der MS ›Commonwealth‹ sichtbar wurde.
Jorge Blunt musste seine gesamte Körperkraft aufbringen, sich an der Steuerkonsole hochzuziehen, ohne quer durch den Brückenraum geschleudert zu werden. Kronen und Tempest schenkte er keine Sekunde seiner Aufmerksamkeit mehr, als sich seine Pupillen an einem Objekt festsaugten, das sich an der Außenwandung des Schiffes hochzog, sich darum schlang und immer größer zu werden schien.
Der Atem stockte dem Captain, als er die wahren Ausmaße einer Kreatur zu erahnen begann, die mit ihrem titanischen Leib und einer Unzahl an Pseudopodien den 150.000-GRT**Gross Registered Tons = Bruttoregistertonnen bzw. Bruttoraumzahl-Frachter nicht nur zum Stillstand brachte, sondern ihn jederzeit versenken konnte. Diese Bestie der See hielt den Schiffsrumpf unerbittlich umklammert. Der Stahl ächzte bereits markerschütternd unter dem Zugriff der mächtigen Tentakel.
Noch schien das Monstrum unschlüssig, was es mit seiner Beute zu tun gedachte. Doch Captain Jorge Blunt wusste, dass seine Zeit und die seiner Crew lediglich noch nach Minuten zählte. Oder weniger.
Er stürzte zum Funkgerät, stellte eine Frequenz ein und wartete mit angespannten Nerven, dass an der Gegenstation abgenommen wurde.
»Sie wissen doch, dass Sie diese Leitung nicht ohne Ortungsschutz benutzen dürfen«, meldete sich eine vorwurfsvolle, aber dennoch freundlich intonierte Stimme.
»Keine Zeit für Verschlüsselungen!«, spie der Captain regelrecht ins Mikrofon. »Ihre Ladung ist extrem gefährdet! Ich rechne mit dem völligen Verlust! Da ist etwas schiefgegangen! Wir werden alle draufgehen …!«
In der Leitung knackte es. Danach folgte ein Rauschen.
»Dieser verfluchte Bastard!«, presste Jorge Blut zwischen den Zähnen hervor.
»Von wem reden Sie, großer Gott?«, standen Hellmar Kronen die Haare zu Berge.
Die Brücke vibrierte. Jeder hatte Mühe, festen Halt zu bewahren.
»Vom Satan persönlich«, erwiderte der Captain nach einigen Momenten.
Vom Wasser her ertönte ein grausiges Heulen. Die Meereskreatur drückte den Bug der ›Commonwealth‹ mühelos unter Wasser, sodass sich das Heck des Schiffes fast senkrecht aufrichtete. Tosend ergossen sich die Containerreihen in die aufschäumenden Fluten. Durch die Fenstergalerie der Brücke sahen die drei Offiziere den Meeresspiegel rasend schnell näher kommen. Eine Möglichkeit zur Flucht gab es nicht mehr.
Commonwealth, sinnierte Captain Blunt in den letzten Sekunden seines Lebens, wie widersinnig der Name doch klingt, wenn man weiß, wer hinter der Unternehmung steckt …
Die Fluten sprengten die Verglasung der Brücke und verschluckten die drei Männer.
Blasen werfend versank das Containerschiff in der kochenden See …
*
Von den Wänden der kleinen Suite im Hotel ›Les Cinq Étoiles‹ hallte ekstatisches Stöhnen wider.
»Oh ja! Schieb ihn mir tief rein!«
Nicoleta Belà reckte ihr Gesäß weit heraus, während Jericho sie von hinten nahm und heftig in sie eindrang.
»Ich spür’s kommen!«, stieß Nici keuchend hervor und erwiderte die wilden Stöße ihres Liebhabers. »Ja! Ja! – Jetzt!!!«
Von Zuckungen durchgeschüttelt bäumte Nici sich auf, krallte ihre Finger in das Laken und drückte ihr Gesicht hinein. Die Wogen des Orgasmus schossen wie elektrische Entladungen durch ihren Körper. Gleichzeitig zog Jericho seinen Freudenspender aus ihrer Vagina und ergoss sich auf den prallen Hintern seiner Freundin.
»Wow!«, sagte er ein wenig kurzatmig. »Das war mal wieder ein Fick ganz nach meinem Geschmack.«
Noch ein paar Sekunden gab sich Nici den Wellen der Lust hin, die sie immer noch durchströmten, wälzte sich schließlich zur Seite und sah Jericho streng an.
»Hast du denn sonst was auszusetzen an der Bett-Action?« Sie lag nackt vor ihm und wippte mit einem Bein.
»Nö, war doch ganz okay.« Jericho wollte einen treuherzigen Blick aufsetzen, was völlig misslang und ihm ein eher dümmliches Aussehen verlieh.
»Ganz okay«, betonte Nicoleta die beiden Worte, »heißt nichts anderes als ordinäre Hausmannskost.«
»Aber daran ist doch nichts auszusetzen«, bekräftigte Jericho, rutschte vom Bett und griff nach seiner Kleidung. »Außerdem sagte ich doch, dass der Sex richtig gut war.«
»Mit der kleinen Einschränkung, dass du dir wohl etwas anderes vorgestellt hast, was ihn herausragend gemacht hätte.« Sie funkelte den Söldner provozierend an.
»Nein, wirklich«, wehrte er ab. »Du hast mich irre geil gemacht, wir sind beide gleichzeitig gekommen, und das Feeling war einfach super …«
»Red dich nur raus«, ließ Nici nicht locker. »Aber hab wenigstens den Anstand, mir von deinen wahren Wünschen zu erzählen. Ich hätte da nämlich auch ein paar Kleinigkeiten, die verbesserungswürdig wären.«
»So?« Jericho schaute verdutzt drein. »Was denn für Verbesserungen …?«
»Erst du!«, sagte sie forsch und nickte ihm mit dem Kinn zu.
»Also schön.« Er ließ die Kleidung wieder fallen, beugte sich zu Nicoleta hin und flüsterte ihr ins Ohr. Dann stellte er sich neben das Bett und sah sie erwartungsvoll an.
»Du kleiner, perverser Schmutzfink«, raunte Nici ihm mit breitem Grinsen zu. »So läuft der Hase also …«
»Du wolltest es ja unbedingt wissen …«
»Dann hör dir mal meine Vorschläge an«, winkte Nici ihn heran.
Als Jerichos Ohr sich an ihrem Mund befand, flüsterte sie ihm ebenfalls etwas zu. Allerdings nahm er es nicht mit der Gelassenheit auf, die seine Freundin an den Tag gelegt hatte.
»Du machst Witze, ja?«, sagte er perplex und verlieh seiner Miene den Ausdruck von Fassungslosigkeit.
»Nicht im Mindesten«, erwiderte Nici. »Schließlich geht es hier nicht allein um dein Vergnügen.«
Es klopfte an die Zimmertür. Jericho zog sich flink Shorts über und schlüpfte in die untere Hälfte seiner Nano-Panzerung.
»Wir reden zu Hause weiter«, sagte er hart, ging zur Tür und öffnete sie.
Seine Verblüffung steigerte sich noch, als er einem kindlich wirkenden Hotelboy mit streng gescheiteltem Haar und zierlichem, gestutztem Oberlippenbart gegenüberstand.
»Goten Morgen, werter Herr!«, sagte der kleine, quirlige Kerl im Pagendress des Hotels. »Öch bringe Ihnen Fröhstöck mit den besten Empfehlungen des Hauses!«
»Nun sieh mal einer an«, besserte sich Jerichos Laune schlagartig. »Ein abgebrochener Riese mit Servierwagen. Wie finde ich denn das?«
»Lassen Sie sich von meiner oißeren Erscheinung nicht toischen«, entgegnete der Hoteljunge. »Öch bin reinen Geblöts und kann eine beeindruckende Ahnenreihe vorweisen.«
»Da bin ich sicher«, lachte ihn Jericho breit an. »Zähl mal auf, du Lusche, wer sich in deinem Stammbaum so tummelt.«
»Öch verzeihe Ihnen die verbale Entgleisung, werter Herr!«, sagte der Page jovial. »Mein Name ist Alfons Hilter.« Er sah Jericho auf eine Weise an, als erwarte er eine verstehende Reaktion. Jericho jedoch blieb bei seinem frechen Grinsen, was den jugendlichen Hilter veranlasste, eine nähere Erklärung abzugeben.
»Öch stamme ab von einer der bedoitendsten Größen der Weltpolitik. In direkter Linie sozusagen. Daher sehe öch meine Aufgabe in diesem Etablissement lediglich als Sprungbrett zu großen Taten, die noch vor mir liegen.«
»Fang doch erst mal mit kleinen Taten an, Hoschi«, warf Jericho ein, »und fahr das Frühstück ins Zimmer.«
»He!«, rief Nici vom Bett aus. »Lass den Wichtel draußen! Ich liege hier splitterfasernackt!«
»Nun denn«, meinte Jericho und starrte Alfons Hilter glasig an, »dann schiebe ich das Teil selbst rein.«
»Selbstverständlich«, gab Hilter zur Antwort. »Öch froie mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben!« Der Hotelboy drehte sich zackig auf dem Absatz herum und wanderte steif wie ein Spazierstock den Gang hinunter.
»Komischer Kauz«, wandte sich Jericho an Nici und zog den Servierwagen in die Suite.
»Hält sich wohl für einen Hitler-Spross«, kommentierte die Rumänin den Auftritt des Hotelboys. »Allein die Aussprache spricht Bände, ganz zu schweigen von dem fettigen Scheitel und der Rotzbremse.«
»Hitler«, antworte Jericho zögerlich, »das ist doch der Bastard, der die Juden aufgemischt hat …«
Nicoleta schmunzelte.
»Deine profunden Geschichtskenntnisse zeichnen dich als Mann von Welt aus.«
»Aber weshalb sollte jemand mit solchen Ahnen prahlen wollen? Der Hitler-Hoschi war doch ein kümmerlicher Zwerg.«
»Aber er hat einiges bewirkt«, stellte Nici richtig und schwang sich aus dem Bett. »Und wie bei Dschingis Khan oder Napoleon erzeugt die verstrichene Zeit ein verschwommenes Bild der Ereignisse. Das verklärt den Blick für die Tatsachen.«
»Bist ja ’ne richtige Bildungsleuchte«, grinste Jericho. Er war mit den Gedanken bereits beim Frühstück, dessen verführerischer Duft ihm in die Nase stieg. »Rühreier, Speck und Rostbratwürstchen. Da fängt der Tag doch absolut edel an.«
»Der Tag hat schon edel angefangen, als du mich eben durchgebumst hast«, widersprach Nici und zeigte erneut das angriffslustige Funkeln ihrer Augen. »Oder hast du das bereits vergessen, Großer?«
»Hab mich versprochen«, lenkte Jericho ein und machte sich bereits über das Essen her. »An den Service könnte ich mich gewöhnen. Besonders wenn man bedenkt, dass dieser aufgeblasene Beck die Zeche zahlt.«
»Bei der Gelegenheit erkundigst du dich am besten Mal nach dem Fortschritt der Reparaturen am Aero-Car.« Nici tapste barfuß an den Servierwagen heran und schnappte nach einem Würstchen. »Ich möchte sobald wie möglich zurück in die Heimat.«
»Uns geht’s doch gut in METROCITY II«, versetzte Jericho mit vollem Mund. »Lass uns das noch ein paar Tage genießen.«
»Mir steckt das Luftduell mit der ARKTUR CARION noch in den Knochen.**siehe BLACK JERICHO #5: »Armee der Vergessenen« Und im Loft kann ich am besten ausspannen.«
In dem Moment schlug das Zimmer-Visiophone an.
»Wer zum Henker will denn nun wieder was von uns?« Unwirsch linste Jericho zum Visiophone hinüber, das gleich neben dem Bett auf dem Nachttisch stand.
»Geh ran und du erfährst es«, sagte Nici fröhlich und nahm sich einen Teller mit Rührei.
Jericho kaute zu Ende und nahm das Gespräch entgegen. Auf dem Schirm erschien das unverbindlich dreinblickende Gesicht eines Rezeptionsangestellten.
»Ein Anruf aus Übersee für Sie, Sir«, sagte eine Stimme.
»Her damit!«, erwiderte Jericho brüsk.
Das Bild auf dem kleinen Monitor wechselte, und Jericho stieß einen Seufzer aus, als er das Gesicht erkannte, in dem der prägendste Bestandteil die obligatorische Sonnenbrille war.
»Beck!«, zischte Jericho. »Welchem Umstand verdanken wir Ihre persönliche Kontaktaufnahme? Wenn’s um das Aero-Car geht: Das ist noch in der Werkstatt. Kann dauern. Aber wir wissen zu schätzen, dass Sie sich derart rührend um uns kümmern.«
»Unterlassen Sie Ihren süffisanten Ton, Mister Blane!«, gab GSA**Global Security Agency, hervorgegangen aus dem US-amerikanischen Nachrichtendienst NSA-Agent Anthony Beck einen scharfen Kommentar ab. »Die Regierung braucht Ihre einzigartigen Talente, nicht Ihre drittklassige Rhetorik!«
»Ich bin zu allem bereit, wenn ich fertig gefrühstückt habe«, überging Jericho die Zurechtweisung. »Aber ohne mobilen Untersatz bin ich für Sie nicht von großem Nutzen.«
»Dann forcieren Sie die Fertigstellung Ihres Gleiters! Die notwendigen Mittel werden Ihnen zur Verfügung gestellt.«
»Das ist ein Wort!« Jericho knipste Nici ein Auge und hob den Daumen.
»Ich werde Ihnen Ihre Aufgabe in groben Zügen darlegen«, fuhr Agent Beck fort. »Meine Spezialisten konnten gestern den Notruf eines Containerschiffes abfangen, das im Golf von Mexiko kreuzte.«
»Hm, da kommt ja echte Urlaubsstimmung auf …«
»Ich bin noch nicht fertig, Blane!«, wurde Beck laut. »Wenn Sie mich freundlicherweise ausreden lassen würden …«
»Nur zu«, entgegnete Jericho heiter.
»Das Schiff, die MS ›Commonwealth‹ hatte eine außergewöhnliche Fracht geladen, über deren Herkunft und Inhalt wir bedauerlicherweise nichts wissen. Dennoch schätzen wir sie als Risiko ein und erwarten, dass Sie, Mister Blane, sich vor Ort kundig machen und herausfinden, worum es sich handelt und wer der Auftraggeber ist.«
»Mächtig viel Wirbel um ein paar Kisten«, hielt Jericho dagegen.
»Es handelt sich unserer Vermutung nach um eine größere Anzahl FEU**Forty-Foot Equivalent Unit = 40 Fuß oder 12,19 Meter-Container mit einem Füllvolumen von 67,6 Kubikmetern oder 26,5 Tonnen. Sie werden verstehen, dass uns diese Mengenangaben einiges Kopfzerbrechen bereiten.«
»Ich kann mich darum kümmern, wenn Sie sich im Gegenzug um das Aero-Car bemühen.«
»Ich regele das mit einer Blitzüberweisung. Sehen Sie zu, dass Sie umgehend wieder in der Luft sind!«
»Dafür trete ich den Werkstatt-Fuzzis gehörig in den Arsch, Meister!«
»Sie erhalten weitere Instruktionen beim Abflug. Vielleicht finden Sie in dem Zusammenhang noch etwas heraus über den derzeitigen Verbleib der MS ›Commonwealth‹.«
»Das Schiff ist verschwunden?«
»Wir nehmen an, dass es gesunken ist. Die Ursachen hierfür sind uns nicht bekannt. Liefern Sie uns welche!«
»Wenn Sie mich dafür bezahlen, bekommen Sie von mir auch die Wahrheit über den Kennedy-Mord.«
Anthony Beck schwieg einige Sekunden.
»Nur das, wofür wir Sie engagieren«, sagte er schließlich reserviert und unterbrach die Verbindung.
»Ein neuer Job?«, erkundigte sich Nici mit vollen Backen, als Jericho sich vom Visiophone entfernte.
»Haste nicht mitgehört?«
»War beschäftigt.« Fleißig schlang Nici ihre Mahlzeit hinunter. »Poppen macht ungelogen tierisch hungrig.«
»Würg deinen Mampf runter und schmeiß dich in deine Kluft.« Jericho hob eine Braue und setzte ein verschwörerisches Hohnlächeln auf. »Wir statten unserer Werkstatt einen Besuch ab und nehmen die Monteure in die Mangel …«
*
»Neue Zeiten sind angebrochen. In jeder Beziehung.«
Verena Dambrosi drehte den Kopf vom NET-TV fort und blickte zur Wendeltreppe hinüber, auf deren oberstem Absatz Zach Darkovicz stand und ihr ein aufforderndes Lächeln zuwarf.
»Möchtest du mich wieder mit Ausführungen zu deiner neusten Erfindung unterhalten?«, fragte die 23-Jährige gelangweilt.
»Dein Scharfsinn«, erwiderte der alte Konstrukteur, Waffentechniker und ehemalige Weltraumpionier, »wird nur von deiner Schönheit übertroffen. Und dieses Mal habe ich wirklich eine revolutionäre Sache entwickelt.«
»Wie bereits Dutzende Male zuvor …«
»Hast du einen Moment Zeit, Bros?« Zachs Augen signalisierten eine hohe Erwartungshaltung.
»Wenn du versprichst, mich danach in Ruhe meine Sendung gucken zu lassen …«
»Ich kann später wiederkommen …«
»Nein, nein, Zach. Ist schon gut. Überrasche mich mit deinen geistigen Ergüssen.«
Darkovicz betrat den offenen Living-Room und setzte sich neben Verena auf die Couch.
»Es geht um Fische«, begann der Senior seine Ausführungen.
»Große? Kleine?«, erkundigte sich Verena. »Oder gar um einen lukrativen Fischzug?«
»Weder noch. Oder anders gesagt: Es geht ganz allgemein um den Fischfang.«
Verena Dambrosi unterdrückte ein Gähnen und schaffte es sogar, ein aufmunterndes Lächeln aufzusetzen.
»Das hört sich auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend an«, erzählte Red Zach weiter. »Und daher will ich dir eine Frage stellen: Was ist die größte Schwierigkeit, der sich ein ambitionierter Angler ausgesetzt sieht?«
Die Dambrosi dachte einen Augenblick nach und antwortete: »Dass er statt des Köders versehentlich seinen eigenen Finger auf den Haken spannt?«
Darkovicz schmunzelte.
»›Köder‹ ist schon das richtige Stichwort. Aber da ist noch mehr.«
»Die hässlichen, kniehohen Gummistiefel?«
»Die Zeit, Bros!«, erklärte Zach übergangslos. »Stunde um Stunde verbringt der Angler damit, auf seine Beute zu warten, muss den entscheidenden Moment exakt abpassen und geht dabei oftmals mit leeren Händen nach Hause.«
»Und du möchtest am Fischteich ein Kiosk-Geschäft einrichten, in dem der frustrierte Fischer sich seine Trophäe am Ende eines langen, erfolglosen Tages kaufen kann, damit er vor seinen Angehörigen nicht als perspektivloser Loser dasteht.«
Verwirrt blinzelte Darkovicz.
»War nur ein Scherz«, lachte Verena, erkannte jedoch im Gesicht des Mannes einen nachdenklichen Ausdruck.
»Die Idee hat was …«, murmelte er vor sich hin und starrte blicklos in die Ferne. Dann fand er zu seinem eigentlichen Gedanken zurück. »Wie dem auch sei, geht es mir vorrangig darum, dem Angler ein garantiertes Erfolgsversprechen anzubieten. Mit meiner Erfindung geht er keinesfalls ohne die Früchte seiner zeitraubenden Tätigkeit heim.«
»Willst du den armen Tierchen ein Schlaflied singen, damit sie sich mit dem Bauch nach oben anstandslos einsammeln lassen?«
»Du hast eigenwillige Ideen«, musste Darkovicz zugeben und schien leidlich pikiert, nicht ernst genommen zu werden. »Wobei die Bauch-nach-oben-Taktik dem Prinzip meiner Fangmethode durchaus zuträglich ist.«
»Also raus damit!«, drängte Verena. »Mir fällt nichts mehr ein.«
»Ich rede von Electro-Fishing«, ließ der alte Zach die Bombe platzen. »Ein Tornister mit einem leistungsfähigen Strom-Aggregat versorgt die Angel mit der nötigen Energie, um einen 1.000-Volt-Stromstoß durchs Wasser zu schicken und auf einen Schlag alle Fische schachmatt zu setzen. Der Petrijünger braucht die Kadaver dann nur noch aufzulesen und kann den Rest des Tages für einträglichere Aktivitäten nutzen.«
Verena Dambrosi stutzte.
»Hast du dabei nicht einen wesentlichen Faktor übersehen, Zach?«, fragte sie hintergründig. »Ich meine, dir ist schon klar, dass Strom und Wasser sich nicht sonderlich gut vertragen …«
»Um Himmels willen, Kindchen!«, fuhr Darkovicz hoch. »Natürlich ist bei der Anwendung dieser Methode äußerste Vorsicht geboten!«
»Jetzt wundern mich unsere Probleme mit den fabrikinternen Versorgungsleitungen nicht mehr annähernd.«
»Was willst du damit sagen?« Vorwurfsvoll nahm Red Zach die junge Dambrosi ins Visier.
»Nichts«, entgegnete sie. »Zumindest nichts, was unseren letztendlichen Erfolg bei der Installation infrage stellen könnte …«
»Das will ich meinen! Schließlich funktioniert nun alles einwandfrei.«
»Woran ich, gelinde gesagt, beträchtliche Zweifel gehegt habe.«
»Nun denn«, wechselte Darkovicz das leidige Thema, »was hältst du von meiner Idee?«
»Eine Idee ist immer so gut wie die Leute, die sich von ihr begeistern lassen.«
»Das wird der Verkaufsschlager!«, war sich Zach sicher. »Ich kann nicht verstehen, warum ihr euch ständig gegen innovative Konzepte sträubt.«
»Weil«, setzte Verena vorsichtig an, »du unser schmales Budget für zweifelhafte Entwicklungen verpulvern willst.«
»Daran ist absolut nichts zweifelhaft!«, begehrte Red Zach auf. »Ein Prototyp ist mit minimalem Aufwand hergestellt. Ich unterbreite meine Erfindung mehreren Konzernen – und wir schwimmen alle im Geld …!«
»Wie die toten Fische im Wasser, nicht wahr?«
Darkovicz seufzte schwer.
»Ich sehe schon, dass ich mit zukunftsträchtigen Kreationen bei dir an der falschen Adresse bin.«
»Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken«, munterte Verena ihn auf. »Wenn du Jericho überzeugen kannst, soll dir meine Meinung doch eigentlich egal sein.«
»Jericho«, brummte der alte Zach. »Der ist ja noch sturer als du und kreativem Handeln ebenso aufgeschlossen wie die Schatzkammer der Weltzentralbank für neugierige Touristen.« Mehrere Momente vergingen, bevor er weitersprach: »Zur Not nehme ich die Herstellung auf meine Kappe. Ich bastele das Ding schon irgendwie zusammen.«