Kitabı oku: «Der kleine Herr Lu Chi», sayfa 2
Die Drossel
Der kleine Herr Lu Chi ging zu seinem Nachbarn Ao Yun, dem Vogelfänger des Dorfes.
Ich möchte einen deiner Vögel kaufen, sagte er. Was kosten sie?
Ao Yuns ganzer Hof stand voller Käfige. Jeden Morgen ging er aufs Feld, stellte Fallen auf und fing Singvögel, die er nachmittags auf verschiedenen Märkten in der Stadt an wohlhabende Bürger verkaufte.
Welcher soll es denn sein, fragte er.
Die Singdrossel dort, erwiderte Lu Chi.
Zwanzig, sagte sein Nachbar.
Warte bitte eine Woche, entgegnete Lu Chi. Dann habe ich die Zwanzig beisammen. Aber reserviere mir den Vogel bitte unbedingt. Verkaufe ihn niemand anderem.
Ao Yun versprach es.
Eine Woche später kam Lu Chi wieder.
Hier sind die Zwanzig, sagte er. Nun gib mir die Drossel.
Ich verkaufe die Vögel nur mit Käfig, sagte Ao Yun. Und der Käfig kostet nochmal Zwanzig.
Jeder Käfig?, fragte Lu Chi.
Jeder, sagte Ao Yun.
Ach, warte bitte eine Woche, entgegnete Lu Chi. Dann habe ich die Zwanzig auch noch beisammen. Aber verkaufe den Vogel bitte an niemand anderen.
Ao Yun versprach es.
Eine Woche später kam Lu Chi wieder.
Hier sind die anderen Zwanzig, sagte er. Nun gib mir die Drossel.
Aber du musst mir das Futter bezahlen, dass ich die ganze Zeit an sie verfüttert habe, als ich sie dir reservierte, sagte Ao Yun.
Das verstehe ich, sagte Lu Chi. Ich vermute, das Futter kostet auch zwanzig?
Wenn ich noch eine Woche darauf warten muss, kostet es Dreißig, sagte Ao Yun, genau Zehn für jede Woche.
Einverstanden, erwiderte Lu Chi, ich werde die Dreißig bis nächster Woche besorgen. Warte bitte solange, halte mir die Drossel gut und verkaufe sie niemand anderem.
Ao Yun versprach es.
Eine Woche später kam Lu Chi wieder.
Hier sind die Dreißig, sagte er, nun gib mir die Drossel.
Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte, sagte Ao Yun, was willst du in deiner armseligen Hütte eigentlich mit einem Vogel? Normalerweise verkaufe ich meine Vögel an reiche Leute, die sie als Attraktion in ihrem Park oder im Salon aufstellen. Du aber hast weder einen Park noch einen Salon, oder?
Richtig, sagte Lu Chi. Weder Park noch Salon. Ich glaube auch nicht, dass eine Drossel das zwingend braucht. Und nun hätte ich sie gern.
Ao Yun reichte ihm den Käfig mit der Drossel.
Lu Chi öffnete die Käfigtür.
Die Drossel erhob sich in die Luft und flog davon.
Die Streithähne
Lu Chi arbeitete in seinem Garten. Da hörte er laute Stimmen. Es klang nach einer Auseinandersetzung. Er ging auf die Straße hinaus und sah zwei streitende Männer vor seiner Hütte stehen. Sie schrien sich an und gingen sogar schon mit den Fäusten aufeinander los. Der erste blutete bereits aus der Nase.
Lu Chi versuchte, mit ihnen zu reden, um sie zu beruhigen. Doch sie stritten weiter. Sie hörten ihm nicht zu.
Da stellte er sich zwischen die beiden.
Geh weg!, schrie der Erste.
Unser Streit geht dich gar nichts an!, schrie der Zweite.
Ihr irrt, sagte Lu Chi. Wenn sich zwei schlagen, wird die Erde traurig. Und das geht mich wohl etwas an. Ich möchte nicht auf einer traurigen Erde leben.
Das Kind
Der kleine Herr Lu Chi traf ein Kind, das sich verlaufen hatte.
Wo kommst du her?, fragte er.
Ich weiß es nicht, sagte das Kind.
Wo gehst du hin?, fragte Lu Chi.
Ich weiß es nicht, sagte das Kind.
Da beugte sich der kleine Herr Lu Chi herunter. Er hatte Tränen in den Augen. Sanft umarmte er das Kind. Ich weiß, wie du dich fühlst, sagte er. Mir geht es genauso.
Die Kuh
Lu Chi wollte eine Kuh kaufen. Er ging ins Nachbardorf zum Viehmarkt. Dort standen hunderte Kühe herum.
Welche ist denn die Beste?, fragte er den Händler.
Das kommt darauf an, sagte der.
Worauf?, fragte Lu Chi.
Ob Sie lieber Milch wollen oder Fleisch, sagte der Händler.
Ach, und ich dachte, es kommt auf etwas anderes an, sagte Lu Chi.
Worauf denn?, fragte der Händler.
Ob der Hof, auf dem sie leben wird, eher schattig oder sonnig ist, sagte Lu Chi. Und ob sie lieber Klee oder Gras frisst. Und ob sie Kinderlärm mag oder eher Ruhe braucht. Und vor allem, ob sie Herrengesellschaft wünscht oder ablehnt …
Heimat
Lu Chi saß mit seinen Schülern beim Essen, und sie unterhielten sich darüber, wo sie herkamen. Ein Schüler sagte: Meine Heimat ist das Laffi-Gebirge. Immer sehne ich mich nach seinen glitzernden, schneebedeckten Bergen. Ein anderer sagte: Meine Heimat ist die Ebene von Thun. Nur dort ist das Gras so zart wie Seide, und die gelben Margeriten duften den ganzen Sommer. Ein dritter sagte: Meine Heimat ist das Oari-Meer. An seinem Ufer bin ich aufgewachsen, und immer verzehre ich mich nach dem Schrei der Möwen und dieser Weite bis zum Horizont.
Und du Meister?, wurde Lu Chi gefragt, woher kommst du?
Wenn ich das wüsste, erwiderte Lu Chi. Bisher weiß ich nur, dass ich ein Staubkorn im Universum bin, das auf der Erde gelandet ist und mit ihr kreist.
Schmerz
Min Yi, dem Nachbarn von Lu Chi, war die kleine Tochter gestorben. Er war völlig verzweifelt. Viele Freunde, Verwandte und Leute aus dem Dorf kamen, um ihn zu trösten. Alle verließen ihn ratlos, denn Min Yi hörte ihnen gar nicht zu.
Nachdem Min Yi wochenlang sein Haus nicht mehr verlassen hatte, gingen seine Freunde zu Lu Chi. Du musst etwas tun, sagten sie. Er richtet sich noch zugrunde in seinem Schmerz. Wir versuchen, ihn abzulenken, wir laden ihn ein, wir trösten ihn, aber nichts hilft.
Gut, sagte Lu Chi. Ich gehe zu ihm.
Er ging zu Min Yi. Kaum sah er ihn an, musste er weinen. Min Yi bat ihn herein. Sie saßen zusammen, tranken Tee, schwiegen und weinten.
Als Lu Chi sich Stunden später von Min Yi verabschiedete, sagte dieser: Ich danke dir. Dein Besuch hat mir gut getan. Die anderen hatten immer nur Ratschläge.
Ja, sagte Lu Chi, reden ist leichter als weinen.
Die große Sehnsucht
Der kleine Herr Lu Chi war unterwegs zu seinem Lieblingsfluss. Da stellten sich ihm zwei Räuber in den Weg und wollten sein Geld. Er erklärte ihnen freundlich, dass er keines habe. Die Räuber wurden wütend, schlugen ihn, durchsuchten seine Sachen, ließen ihn auf der Straße liegen und liefen davon.
Lu Chi brauchte eine Weile, um zu sich zu kommen. Er stellte fest, dass er nur leicht verletzt war, stand auf und ging die Straße weiter, auf der die Räuber davongelaufen waren.
Kurz darauf fand er die beiden Räuber am Boden liegen. Sie bluteten.
Was ist euch geschehen?, fragte Lu Chi.
Ein Bär hat uns angegriffen, sagten sie.
Lu Chi holte Wasser vom Fluss und half ihnen, ihre Wunden zu reinigen.
Warum hilfst du uns?, fragten die Räuber.
Wisst ihr, sagte Lu Chi, dass der Teufel einst zu Gottes Freunden gehörte? Die beiden haben sich gestritten. Aber wie alle Freunde, die sich verloren haben, sehnen sie sich noch immer nacheinander.
Ein Sack voll Geld
Der kleine Herr Lu Chi saß mit seinen Freunden zusammen, und sie redeten über dies und das. Da kam das Gespräch aufs Geld. Man war sich einig, dass in letzter Zeit alles teurer geworden war und man immer mehr arbeiten müsse, um über die Runden zu kommen.
Wenn das so weitergeht, sagte einer, sitzen wir eines Tages auf der Straße. Wäre ich doch reich. Am besten fände ich einen Sack voll Geld.
Sofort war man sich einig, dass ein Sack voller Geld nicht das Schlechteste wäre. Jeder in der Runde erzählte, was er sich mit dem vielen Geld anschaffen würde. Nur Lu Chi saß dabei und schwieg.
Und du?, fragten ihn seine Freunde. Was würdest du mit einem Sack voller Geld machen?
Ich würde zusehen, dass ich ihn schleunigst wieder loswürde, sagte Lu Chi. Reichtum führt zur Sorge. Und Sorgen stören mich beim Denken.
Die Behörde
Der kleine Herr Lu Chi war in der großen Stadt unterwegs. Er hatte sein Dorf ungern verlassen, doch einmal im Jahr musste er wie jeder andere persönlich bei einer Behörde vorstellig werden, um nachzuweisen, dass er noch lebte. Lu Chi fragte sich, warum diese Behörde das wissen wollte. Zumal es ja sein konnte, dass er unmittelbar nach seinem Termin dort von einem Auto überfahren würde. Gerade in großen Städten kamen Unfälle bekanntermaßen häufiger vor als auf dem Dorf. Und in diesem Fall würde die Behörde ein ganzes Jahr lang glauben, er lebe noch.
Andererseits beruhigte es ihn auch, dass es eine Behörde gab, die schwarz auf weiß aufzeichnete, dass man noch lebte. Denn er kannte durchaus Tage, an denen er sich dessen unsicher war.
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