Kitabı oku: «Frau W. diskutiert mit Jesus», sayfa 2

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Zugfahrt

Die Regionalbahn ist fast leer und hält an jedem Ort. Frau W. ist froh, dass sie heute früh Feierabend machen konnte im Geschäft. Eine Gruppe Jugendlicher fährt mit. Die Schule ist aus und nun wird noch etwas Dampf abgelassen. Am lautesten ist Blerim, der ein Abteil für sich allein besetzt hat und die anderen mit seinen Sprüchen unterhält. Nebenan sitzen Andy und Simon und ihnen gegenüber der etwas kleinere Marco – jedenfalls sind das die Namen, die Frau W. ihnen im Stillen gibt. «Du warst ja voll eine Niete heute im Fussball», stichelt Andy in Blerims Richtung, sofort bereitwillig unterstützt von Simon.

«Halt’ die Fresse», schreit Blerim überlaut, springt auf, ballt die Fäuste und lässt sich wieder auf seinen Sitz fallen, zappelig und hyperaktiv. Die anderen drei lachen. Dass Marco mitlacht, scheint Blerim zu missfallen. «Du bist ja sowieso nur ein kleiner Streber», ruft er zum anderen Abteil hinüber. Plötzlich dreht der Wind, Marco wird zur bevorzugten Zielscheibe. «Hey, was ist denn das für eine Jacke, die hattest du ja schon letztes Jahr an!», meint Andy verächtlich. Hämisches Gelächter. Marco entgegnet etwas, was Frau W. nicht versteht. Sie ist etwas besorgt – muss sie eingreifen? Zwischen den Sitzbänken hindurch erspäht sie Marco, er lächelt verlegen und drückt sich in die Abteilecke. Der Zugbegleiter verkündet den nächsten Halt. Frau W. steigt aus. Für Marco ist die Reise noch nicht zu Ende. Frau W. tut er leid. Ob er das jeden Tag mitmachen muss, dieses Spielchen, bei dem er am Ende der Prügelknabe ist? Ob er jeden Tag Angst hat vor der Zugfahrt? Und der überdrehte Blerim – packt er sein Leben? Wird Simon ein feiger Mitläufer ohne Rückgrat?

Ach komm, ruft Frau W. sich etwas beschämt zur Raison. Ihre Fantasie scheint wieder einmal völlig mit ihr durchzugehen. Vielleicht ist ja alles halb so wild und in ein paar Jahren sitzen die Jungs vergnügt bei einem Bier zusammen und lachen über die Zugfahrten von damals.

Harmlose Raufereien oder gemeines Aufeinander-Einhacken? Von aussen ist es schwer zu beurteilen, denkt Frau W.

Aber Frau W. bittet den, der die Menschen nach seinem Bild geschaffen hat und der ein Menschenkind wurde, sie bittet ihn, dass die täglichen Zugfahrten der Menschwerdung von Andy, Simon, Blerim und Marco dienen.

Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn.

1. Mose 1,27


Frau W. dankt Gott

Frau W. gleitet in einem Boot über einen stillen See. Sie sieht im klaren Wasser Regenbogenfische. Bis auf den Grund. Die morgenkühle Luft kräuselt sich wie Seidenpapier. Das Boot treibt unter den hängenden Armen einer Weide, durch schwankende Vorhänge, die sich öffnen und schliessen. Auf dem Wasser leuchten Lichtglanzflecken der aufgehenden Sonne. Das Boot schaukelt hin und her, als es in eine Strömung gerät. Schneller und schneller wird es, bis es schliesslich zwischen hohen Felsen dahinschiesst wie ein durchgebranntes Pferd. Frau W. hält den Atem an und schliesst die Augen. Ihr Herz schlägt laut und hüpft vor Freude. Einen tosenden Wasserfall hinunter geht die Fahrt. Silberne Gischt schäumt auf, zerstäubt im Wind. Die Zeit steht still im jauchzenden freien Fall.

Frau W. geht über moosigen Waldboden. Regenfäden tropfen von den Bäumen. Still und verhüllt ist alles im Dämmerlicht. Der Wald atmet fast unhörbar. In einer Höhle wachsen samtene Blumen in dunklen traurigen Farben. Jede ist anders und eine schöner als die andere. Es riecht nach Rosen und Lilien, nach Erde und Harz. Dunkelrot und goldbraun. Frau W. hat solches Heimweh, dass sie nur noch weinen möchte. Oder ist sie gerade zu Hause angekommen? Sie verneigt sich langsam und tief, bevor sie sich auf einem Baumstumpf niederlässt.

Frau W. springt leichtfüssig über eine Frühlingswiese. Wie ein Zicklein. Ein Kind lässt Drachen mit farbigen Maschen am Schweif steigen. Frau W. springt höher und höher, das weiche Gras federt sie zum Himmel hoch. Frau W. breitet die Arme aus und merkt, dass die blaue, zarte Luft sie trägt. Denn sie ist selbst auf einmal ganz feingesponnen, wie ein Seidenband. Sie gleitet und schwebt unter den Wolken. Sie fliegt mit den Vögeln. Unter ihr dehnen sich Berge und Flüsse und Äcker und kleine Städte. Unendlich weit. Kleine Menschen gehen umher, arbeiten, lieben, tragen etwas herum. Ein Kinderspiel, solange der Tag währt. Bis lange Schatten die Felder und Äcker zeichnen. Die schräg einfallende Sonne hüllt die Welt in schimmernden Staub. Frau W. breitet die Arme aus. Wie für einen Abendsegen.

Frau W. seufzt tief auf und schaltet den CD-Player aus. Und dankt Gott. Dankt Gott für die Musik.

Wache auf, meine Seele.

Wacht auf, Harfe und Leier,

ich will das Morgenrot wecken.

Ich will dich preisen unter den Völkern, Herr,

will dir singen unter den Nationen.

Psalm 57,9 und 10


Danken und klagen

Karl Rotenbühler gehört zu den Menschen in unserem Land, die ab und zu beten. Nicht in der Kirche oder so ganz offen, mehr zu Hause im stillen Kämmerlein. Wenn der Autoschlüssel einfach nicht mehr auffindbar ist, sendet Herr Rotenbühler schon mal ein Stossgebet zum Himmel. Vor dem Ausfüllen des Lottoscheines bittet er manchmal den lieben Gott um einen guten Tipp. Und als seine Annemarie letztes Jahr diese schwere Krankheit hatte, o ja, da hat er gebetet, der Karl. Er war ja so glücklich, als er sie wieder aus dem Krankenhaus nach Hause holen konnte. «Schon unglaublich, was die Medizin heute alles kann», sagte er damals.

Letzthin organisierte er zum achtzehnten Mal das Sommerfest für die Wackersweier Bläservereine. Bei schönstem Wetter gingen Konzert, Tombola und Festwirtschaft über die Bühne. «Wir haben einfach immer Glück», meinte Rotenbühler, der mit der Sonne um die Wette strahlte. Ja, Glück muss der Mensch haben. Da war ihm doch letzthin auf einer Kreuzung so ein Trottel fast seitwärts ins Auto gefahren. Das hätte übel ausgehen können. Herr Rotenbühler hatte seiner Anspannung mit lautem Fluchen Luft gemacht.

Herr Rotenbühler ist ein Mensch, der ab und zu betet. Nur etwas ist ihm noch kaum je in den Sinn gekommen: dass er Gott für etwas danken könnte.

Ganz anders Ida von Grünigen. Sie ist von Kind an unterwiesen worden, dass nichts selbstverständlich ist. Es ist ihr bewusst, wie gut sie es hat in vielem. Und so hat sie sich Dankbarkeit angewöhnt: Sie dankt Gott für das Essen auf dem Tisch, für das Dach über dem Kopf, für ein liebes Wort der Nachbarin und kleine Freuden im Alltag.

Sie dankt Gott auch in schweren Situationen: Als ihr Mann vor zwei Jahren ganz unerwartet starb, stand sie tapfer auf dem Friedhof: «Es ist ihm ja gut gegangen», sagte sie. Als der Pfarrer sie im Krankenhaus besuchte, als sie kürzlich die schmerzhaften Gallensteine hatte, lächelte sie. Sie dürfe nicht klagen. Andere hatten da viel Schwereres zu tragen. Nachts, wenn sie nicht schlafen kann, starrt sie ins Dunkel des Zimmers und schluckt ihre Tränen hinunter.

Ida von Grünigen ist ein dankbarer Mensch. Nur etwas ist ihr noch kaum je in den Sinn gekommen: dass sie Gott offen ihr Leid klagen könnte.

In der Bibel, besonders im Buch der Psalmen, gehört aber beides zusammen: Klagen und Loben, Danken und Bitten. Der Dank an Gott bringt unsere Freude zum Leuchten und macht sie nachhaltig. Ohne das Gotteslob versinken wir in unseren Problemen und Nöten. Ohne das ehrliche Klagen vor Gott hingegen wird unser Dank zu einer hölzernen Pflichtübung. Wir erstarren innerlich. Beides, Danken und Klagen, ehrt Gott. Beides, Danken und Klagen, gehört zu einer Gottesbeziehung, die uns lebendig erhält.

Fühlen Sie sich eher Herrn Rotenbühler oder Frau von Grünigen verwandt? Mir scheint, beide hätten noch eine Menge zu entdecken.

Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Lagen eure Bitten durch Gebet und Fürbitte mit Danksagung vor Gott laut werden.

Paulus in Philipper 4,6

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