Kitabı oku: «Volkswirtschaft», sayfa 6
1.2.7 Nominal- und Realgrößen
Nur Realgrößen zeigen die tatsächliche Güterversorgung
Bei den volkswirtschaftlichen Leistungsgrößen und ihren Komponenten handelt es sich zunächst im Kern um Mengengrößen (Realgrößen). Da Mengen mit ihren unterschiedlichen physikalischen Maßeinheiten (z. B. Kilogramm, Liter, Stück, m2 etc.) nicht einfach addiert werden können, müssen sie auf einen einheitlichen Nenner gebracht werden. Als gemeinsamer Nenner dient der Preis, also die Anzahl der Geldeinheiten (z. B. 4 EUR) pro Mengeneinheit, mit dem die Anzahl der unterschiedlichen Mengeneinheiten multipliziert wird. Die Mengen werden dadurch in einheitliche (z. B. in EUR bewertete) Geldgrößen (Nominalgrößen) umgewandelt und lassen sich dann addieren. Als Preis wird bei der Ermittlung des Inlands- bzw. Sozialprodukts der Marktpreis genommen, der sich aus dem Herstellungspreis und der Differenz aus indirekten Steuern und Subventionen (Tind − Z) zusammensetzt. Sofern keine Marktpreise vorliegen, weil die betreffenden Güter nicht vermarktet bzw. nicht verkauft wurden wie z. B. der Staatskonsum, die Lagerinvestitionen und die selbst erstellten Anlagen, werden die Herstellungskosten bzw. Einstandspreise angesetzt. Werden in jedem Jahr die in diesem Jahr erzielten Preise angesetzt, so wird z. B. vom „BIP in jeweiligen Preisen“ oder kurz vom „nominalen BIP“ gesprochen. Allerdings tritt bei einer solchen Bewertungsmethode das Problem der jährlichen Preissteigerungen auf, die den Nominalwert erhöhen können, ohne dass der Realwert und damit die Güterversorgung entsprechend gestiegen sind.
Freiheit von Geldillusion durch Realgrößen
Besteht Freiheit von Geldillusion (vgl. Abschnitt 6.1.3) und demnach ein Informationsinteresse am Realwert, wird das Problem der Preisänderungen dadurch umgangen, dass die Preise künstlich konstant gehalten werden. Im Gegensatz zum nominalen BIP in jeweiligen Preisen wird daher beim realen BIP in konstanten Preisen eine Preisbereinigung vorgenommen. Das Bereinigungsverfahren erfolgt mit statistischen Methoden, die relativ komplex sind. Für die Interessierten sei es kurz beschrieben:
Preisbereinigung anhand eines Kettenindex
Das mengenmäßige BIP-Volumen eines Jahres (BIPV) wird mit dem auf das Vorjahr normierten Preisindex (P) bewertet. Damit ist sichergestellt, dass die entsprechende Wertänderung fiktiv nur die Mengenänderung widerspiegelt. Die Zeitreihe des realen BIP wird in der offiziellen Statistik nur als Kettenindex ausgewiesen. Zur Ermittlung dieses Kettenindex wird zunächst jeder preisbereinigte Jahreswert des BIP ins Verhältnis gesetzt zum Vorjahreswert des BIP in laufenden Preisen (Volumenindex nach Laspeyres). Die Berechnungsmethode für diesen Teilindex des realen BIP lautet z. B. für das Jahr 2010:

Für das Jahr 2009 würde sich entsprechend ergeben:

Um eine fortlaufende Indexreihe zu erhalten, werden die Teilindizes miteinander verkettet. Dazu wird zunächst der preisbereinigte BIP-Wert eines Referenzjahres (z. B. für das Jahr 2009) gleich hundert gesetzt und so der erste Kettenindex gebildet. Die Kettenindizes der Folgejahre werden dadurch ermittelt, dass der Teilindex eines jeden Jahres mit dem Kettenindex des Vorjahres durch Multiplikation verknüpft wird. In obigem Beispiel ergibt sich dann z. B. für das reale BIP im Jahr 2010 folgender Wert des Kettenindex:

Der Kettenindex für das Jahr 2011 würde entsprechend lauten:

Die Kettenindizes der weiteren Jahre lassen sich entsprechend berechnen. Der verkettete Absolutwert für das reale BIP eines bestimmten Jahres kann bei Bedarf dadurch zurückermittelt werden, dass der Kettenindex des betreffenden Jahres mit dem Kettenindex und dem Absolutwert des realen BIP für ein Referenzjahr (z. B. für das Jahr 2009) durch Multiplikation verknüpft wird.
Wer wissen will, wie sich die volkswirtschaftliche Güterversorgung im Zeitablauf mengenmäßig verändert hat, benötigt die Wachstumsrate (W) des realen BIP (WBIP). Sie lässt sich anhand der Kettenindexreihe des preisbereinigten BIP relativ einfach nach folgender Methode ermitteln:
Wachstumsrate des realen BIP zeigt Veränderung der Güterversorgung
WBIP zwischen den Jahren 2011 und 2010 in Prozent:

WBIP zwischen den Jahren 2011 und 2009 in Prozent entsprechend:

Die Wachstumsrate des realen BIP (WBIP) ist ein weiterer und vielleicht der wichtigste Leistungsindikator einer Volkswirtschaft, da sie die Verbesserung oder Verschlechterung der gesellschaftlichen Güterversorgung anzeigt und auf weitere Leistungsindikatoren wie z. B. die Beschäftigungssituation schließen lässt.
Situationsbezogene Antwort 7
Gewinne, Umsätze, Kosten etc. sind Nominalgrößen, d. h., sie werden in Geldeinheiten (z. B. in EUR) gemessen. Wenn der Gewinn von Installationsmeister Röhrl steigt, hat er zwar einen höheren Geldbetrag als Nominalbetrag zur Verfügung, aber das heißt noch nicht, dass auch seine Kaufkraft bezüglich eines Gütererwerbs zugenommen hat. Sind nämlich mit dem Gewinn auch die Preise derjenigen Güter gestiegen, die im Rahmen seines Güterversorgungsproblems von Bedeutung sind, so hat der Realwert seines Gewinns abgenommen. Es kommt also darauf an, welcher Effekt (Gewinnsteigerung oder Preissteigerung) größer war. Konkret bedeutet dies, dass Installationsmeister Röhrl angesichts einer Gewinnsteigerung und mit Blick auf sein Güterversorgungsproblem nur dann frei von Geldillusion ist, wenn er von der prozentualen Gewinnsteigerung die prozentuale Preissteigerung der relevanten Güter abzieht. Die Differenz gibt ihm die prozentuale Veränderung seiner Güterversorgung an. Sie kann sich also schlimmstenfalls sogar verschlechtert haben, obwohl sein Gewinn gestiegen ist. So würde z. B. eine Gewinnsteigerung von 2 % bei einer gleichzeitigen Preissteigerung von 3 % zu einem realen Kaufkraftverlust von 1 % führen.
Situationsbezogene Frage 8
Sind die für Installationsmeister Röhrl verständlicherweise unangenehmen Kosten (z. B. seine Personalkosten) auch aus volkswirtschaftlicher Sicht unangenehm?
1.2.8 Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten
Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten haben einen unterschiedlichen Bedeutungsinhalt und sind demnach auch unterschiedlich zu bewerten.
Betriebswirtschaftliche Kosten sind unangenehm.
Kosten sind uns einzelwirtschaftlich unangenehm, bedeuten sie im täglichen Sprachgebrauch doch, dass wir anderen Geld und damit Güter geben, die uns dadurch bei der Lösung unseres eigenen Güterversorgungsproblems verloren gehen. Wenngleich wir nach dem bisher Gesagten wissen, dass betriebswirtschaftliche Kosten in der ökonomischen Fachsprache nur in der Produktion bzw. bei den Produzenten auftreten, so werden sie jedoch auch dort unangenehm empfunden, denn sie schmälern den Gewinn als Differenz zwischen Umsatz und Kosten und damit das Einkommen der Unternehmenseigner.
Volkswirtschaftliche Kosten als Summe betriebswirtschaftlicher Kosten sind angenehm.
Betriebswirtschaftliche Kosten sind in der volkswirtschaftlichen Summe – kurz und bündig gesagt – gleich Erträgen. Auch Gewinne bzw. Betriebsüberschüsse und Selbstständigeneinkommen (vgl. Abschnitt 1.2.1) zählen volkswirtschaftlich zu den Kosten, nämlich zur Nettowertschöpfung und damit zu den Faktorkosten, wie uns schon der alte Begriff des Nettosozialprodukts zu Faktorkosten sagt, das mit dem Volkseinkommen identisch ist (vgl. Abschnitt 1.2.4). Wir erkennen diese simple, aber häufig verkannte Tatsache auch, wenn wir uns aus volkswirtschaftlicher Sicht daran erinnern, dass die Kosten des einen (z. B. des Mieters als Kostenträger) gleichzeitig der Ertrag bzw. das Einkommen des anderen (in diesem Fall des Vermieters als Kostenempfänger) sind, nach dem Motto: „Des einen Freud, des anderen Leid“. Die unangenehmen und gleichzeitig auch angenehmen Seiten des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs halten sich also volkswirtschaftlich die Waage.
Sozialkosten sind Ineffizienzen
Eine höhere volkswirtschaftliche Produktion, z. B. gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist in jedem Fall mit höheren betriebswirtschaftlichen Kosten verbunden, wie uns auch bereits ein Vergleich des einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Produktionskontos in den Abschnitten 1.2.1 und 1.2.3 gezeigt hat. Der Ruf nach volkswirtschaftlicher Kostensenkung ist daher eher kontraproduktiv und lässt eine fundierte Kenntnis der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge vermissen. Es sei denn, mit dem volkswirtschaftlichen Kostenbegriff würde inhaltlich etwas anderes verbunden als mit dem betriebswirtschaftlichen Kostenbegriff. Gelegentlich wird bei volkswirtschaftlichen Kosten auch von Sozialkosten gesprochen. Doch was verbirgt sich hinter ihnen? Die Antwort lautet, dass auf der volkswirtschaftlichen Ebene mit Kosten häufig Ineffizienzen gemeint sind, d. h., die vorhandenen Produktionskapazitäten sind nicht voll ausgeschöpft worden. Ein falscher Einsatz von Produktionsfaktoren hat zu Produktionseinbußen geführt. Es wird daher auch von Opportunitätskosten gesprochen. Wachstums- bzw. gesellschaftliche Wohlfahrtsverluste sind entstanden. In ihnen liegt das Unangenehme der volkswirtschaftlichen Kosten. Daraus ergibt sich die erstaunliche – selbst Volkswirten nicht immer bewusste – Schlussfolgerung:
Eine Senkung (Erhöhung) der volkswirtschaftlichen Kosten führt zu einer Erhöhung (Senkung) der betriebswirtschaftlichen Kosten.
Der Umkehrschluss führt zu einem Verteilungsproblem und gilt daher nur bedingt. Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten erfordern aber in jedem Fall einen unterschiedlichen Blick und sind auch unterschiedlich zu bewerten.
Situationsbezogene Antwort 8
Kosten sind für Installationsmeister Röhrl im Kern, nämlich bei realer Betrachtung und damit bei Freiheit von Geldillusion, nichts anderes als Güter, die er anderen (z. B. seinen Beschäftigten oder seinen Zulieferern) geben muss, weil er sich vertraglich dazu verpflichtet hat. Sie schmälern demnach über eine Gewinneinbuße seine eigene Güterversorgung, verschärfen sein Güterversorgungsproblem und sind ihm daher unangenehm. Andererseits aber sind seine Kosten bei den Zahlungsempfängern (z. B. bei seinen Beschäftigten in Gestalt von deren Lohn und Gehalt oder bei seinen Zulieferern in Gestalt von deren Umsatz) und damit für sie im Kern Güter, die ihnen höchst willkommen sind, weil sie mit ihnen ihr Güterversorgungsproblem besser lösen können. Es findet also volkswirtschaftlich zunächst nur eine Umverteilung statt. Das volkswirtschaftliche Problem ist ein Verteilungsproblem, d. h., es geht um die Frage, ob die beschriebene Umverteilung zu Ineffizienzen führt, weil die Produktionsmöglichkeiten nicht voll ausgeschöpft und damit die gesamte zu verteilende Gütermenge nicht maximal ist. Dieses Problem könnte z. B. dadurch auftreten, dass die hohe Kostenbelastung bei Installationsmeister Röhrl in seiner Betriebsbuchführung zu einem Verlust führt, der ihn zur Aufgabe seines Betriebes und zur Entlassung seiner Beschäftigten zwingt. In diesem Fall würde die volkswirtschaftliche Gütermenge sinken und die Güterversorgung auf beiden Seiten beeinträchtigt werden. Es gilt also, eine Verteilung zu finden, die auf allen Seiten als gerecht empfunden wird, dadurch die Leistungsmotivation steigert und dadurch wiederum letztlich die gesamte Güterversorgung verbessert.
Situationsbezogene Kontrollaufgabe
Kompetenzkontrolle

Handlungssituation
Versetzen Sie sich in die Lage von Installationsmeister Röhrl, der sich auf die Installation von Gasheizungen spezialisiert hat und mit seinem Installationsbetrieb als Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit in München gemeldet ist. Im Jahr 2016 erwirtschafteten Sie zusammen mit einem Mitarbeiterstamm von 10 Beschäftigten und mit einem noch vorhandenen Maschinen- und Gebäudeanschaffungswert zu Beginn des Jahres in Höhe von 300 Tsd. EUR einen Umsatz in Höhe von 600 Tsd. EUR und ein Selbständigeneinkommen („Gewinn“) vor Steuer in Höhe von 120 Tsd. EUR. Den „Gewinn“ haben Sie zur Hälfte im Unternehmen belassen. Er wurde mit 20 % besteuert. In dem betreffenden Jahr haben Sie Investitionen in Höhe von 100 Tsd. EUR getätigt. Der Umsatz entstand allein durch einen Großauftrag eines bayerischen Unternehmens in Höhe von 400 Tsd. EUR und durch einen Auftrag der Stadt München in Höhe von 200 Tsd. EUR. Die in Ihrem Betrieb eingesetzten Maschinen und Gebäude und die von Ihnen installierten Gasheizungen haben in allen Bereichen eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 10 Jahren und werden linear vom Anschaffungswert abgeschrieben. Die Personalkosten Ihres Betriebes betrugen in dem betreffenden Jahr 300 Tsd. EUR und Sie bezogen Thermostate wegen ihrer Qualität und ihres niedrigen Preises für 10 Tsd. EUR von einem Lieferanten in den USA. Sie verfügten außerdem über ein kleines Depot mit US-Aktien, die Ihnen im Jahr 2016 Dividendenzahlungen vor Steuer in Höhe von 2 Tsd. EUR einbrachten. Sie ahnen natürlich, dass Sie mit den konkreten Werten Ihrer Wirtschaftstätigkeit allein nur in verschwindend geringem Maße zur Leistung der deutschen Volkswirtschaft beigetragen haben. Gleichwohl wollen Sie zur Stärkung Ihrer Selbstsicherheit wissen, wie hoch dieser Beitrag war und welche grundsätzliche volkswirtschaftliche Bedeutung Ihr Installationsbetrieb damit hat.
Kontrollfragen
a)Welche ökonomischen Gründe könnten Sie dazu veranlasst haben, sich auf die Installation von Gasheizungen zu spezialisieren?
b)Welchen volkswirtschaftlichen Sektoren sind Sie mit Ihrer Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2016 zuzuordnen?
c)Wie und in welcher Höhe wurden durch Ihre Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2016 das deutsche Bruttoinlandsprodukt, das Nettoinlandsprodukt und das Volkseinkommen beeinflusst?
d)Wie und in welcher Höhe haben Sie im Jahr 2016 zum Staatskonsum bzw. zur Produktion öffentlicher Güter in Deutschland beigetragen?
e)Wie und in welcher Höhe wurden die von Ihnen im Jahr 2016 getätigten Investitionen aus volkswirtschaftlicher Sicht finanziert und wie haben diese Investitionen den Sachkapitalbestand Ihres Unternehmens und damit der deutschen Volkswirtschaft verändert?
Alle Antworten sind unter Verwendung des volkswirtschaftlichen Basiswissens zu erläutern!
2. Das Unternehmen in der Sozialen Marktwirtschaft
2.1 Handlungssituation (Fallbeispiel 1)
Fallbeispiel 1

Handlungssituation
Der Fleischerfachbetrieb von Fleischermeister Kutter hat durch die Herstellung von Wildspezialitäten und auch durch einen Partyservice neue Kunden gewonnen. In der von ihm belieferten Region zählt er mittlerweile zu den drei größten Betrieben, zu denen er aber in harter Konkurrenz steht. Sein Personalbestand ist auf zwanzig Beschäftigte angewachsen und auch sein Sachkapitalbestand (Firmengebäude, Maschinen etc.) wurde erweitert. Der kräftige Umsatzanstieg hat zu einer Verbesserung der Gewinnsituation geführt. Allerdings sind die verschiedenen Betriebsabläufe durch die Betriebserweiterung auch unübersichtlicher geworden. Fleischermeister Kutter wendet sich daher an einen Unternehmensberater.
Situationsbezogene Frage 1
Warum benötigt Fleischermeister Kutter eine Organisation seines Fleischerfachbetriebes und was muss organisiert werden?
2.1.1 Notwendigkeit und Gegenstand einer Wirtschaftsordnung
Spezialisten benötigen eine Organisation
Aus Abschnitt 1.1.2 wissen wir, dass Volkswirtschaften heute verstärkt versuchen, durch eine immer weiter voranschreitende nationale und internationale Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung als eine Form der Rationalisierung das gesellschaftliche Güterversorgungsproblem noch besser zu lösen. Wir wissen auch, dass sich dabei die Spezialisten in Anbieter und Nachfrager unterteilen lassen, die beim Faktoreinsatz auf der Inputseite (Kostenseite) und bei der Güterproduktion auf der Outputseite (Ertragsseite) anzutreffen sind. Den Vorteil einer höheren Produktivität und Produktqualität erkaufen sich die Spezialisten allerdings mit einer größeren Abhängigkeit untereinander, die gelegentlich schon allein als unangenehm und daher nachteilig empfunden wird. Spezialisten sitzen gleichsam „gemeinsam in einem Boot“. Ihre wechselseitige Abhängigkeit erfordert eine Organisation und gegenseitige Abstimmung (Koordination), ist aber selbst Problemen ausgesetzt. Um diese Koordination und die Frage nach dem geeigneten Koordinationsmechanismus geht es in einer Wirtschaftsordnung.
Die Wirtschaftsordnung beantwortet die Frage nach dem Koordinationsmechanismus von Angebot und Nachfrage.
Gleichgewicht als Interessenausgleich
Die Wirtschaftsordnung sagt uns, wie die Spezialisten als Anbieter und Nachfrager in ihren unterschiedlichen Wünschen und Plänen so aufeinander abgestimmt werden, dass es möglichst zu einem Ausgleich der Interessen, zu einem harmonischen Gleichgewicht, kommt. Ungleichgewichte als Zeichen einer – zumindest teilweise – falschen Spezialisierung äußern sich in einem Überangebot oder einer Übernachfrage. Die Wirtschaftsordnung soll sie verhindern oder beseitigen. Sie ist zwangsläufig nur ein – wenn auch gewichtiger – Teil der Gesellschaftsordnung, die außerdem zu berücksichtigen hat, dass es neben ökonomischen Interessen auch nichtökonomische Interessen gibt, die ebenfalls nach einem Ausgleich verlangen.
Die Notwendigkeit eines Koordinationsmechanismus bzw. einer Wirtschaftsordnung und die Frage, wie sie konkret ausgestaltet werden sollen, ist keineswegs nur eine Frage, die sich auf der gesellschaftlich-volkswirtschaftlichen Ebene stellt. Sie ist auch eine betriebswirtschaftlich bedeutsame Frage, denn die einzelnen Spezialisten treffen täglich vor Ort im Produktionsprozess aufeinander und jedes Unternehmen hat sich daher Gedanken zu machen und zu entscheiden, mit welcher konkreten Organisationsstruktur versucht werden soll, einen möglichst reibungslosen Produktionsablauf zu sichern. Die Wirtschaftsordnung einer Volkswirtschaft im Großen ist daher mit der Organisation eines Unternehmens im Kleinen vergleichbar.
Situationsbezogene Antwort 1
Fleischermeister Kutter benötigt eine Organisation seines Fleischerfachbetriebes, um einen reibungslosen Produktionsablauf zu gewährleisten. Störungen (Ungleichgewichte) im Produktionsablauf könnten dadurch auftreten, dass seine spezialisierten Beschäftigten als Anbieter und Nachfrager nicht „Hand in Hand“ arbeiten und es dadurch zu Engpässen kommt. So muss z. B. sichergestellt werden, dass die Bedienung hinter der „Ladentheke“ (Nachfrage) möglichst schnell durch die „Wurstküche“ (Angebot) beliefert wird, wenn sich Kundenwünsche ändern. Auch innerhalb der „Wurstküche“ ist z. B. eine Abstimmung zwischen dem Personal am Cutter zur Herstellung des Bräts (Angebot) und dem Personal an der Füllmaschine (Nachfrage) notwendig, um einen Leerlauf in der Wurstproduktion zu verhindern. In kleineren Betrieben wird dies natürlich ohne ein großartiges Organisationsschema geschehen, weil „man sich kennt“. Mit zunehmender Betriebsgröße und komplizierteren Produktionsabläufen dürfte jedoch die Entwicklung eines klar strukturierten Organisationsschemas – z. B. unter Hinzuziehung eines Unternehmensberaters als Organisationsspezialist – unvermeidlich sein.
Situationsbezogene Frage 2
Wird das Konzept einer Unternehmensorganisation, das der von Fleischermeister Kutter hinzugezogene Unternehmensberater seinen Überlegungen zugrunde legen wird, schon vollständig in die Praxis umzusetzen sein?