Kitabı oku: «ZEHN TAGE IN DER HÖLLE», sayfa 3
Nach ein paar Augenblicken, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen und in denen ich all diese visuellen Eindrücke registrierte, spürte ich, dass ich mich wieder rühren konnte. Ich tat es jedoch nur langsam und vorsichtig, um die drei Zombies, die meine Anwesenheit in ihrer Fressorgie noch nicht bemerkt hatten, nicht auf mich aufmerksam zu machen.
Erst jetzt wurde ich auch auf den Geruch aufmerksam, der mich, wäre ich zuvor wachsamer gewesen, sicherlich vorgewarnt hätte. Der Verwesungsgeruch war noch nicht sehr ausgeprägt, denn dafür waren diese Leute noch nicht lange genug tot. Der Gestank nach frisch vergossenem Blut war allerdings umso intensiver, und es roch wie in einem Schlachthaus. Mir wurde sofort speiübel. Ich schluckte und versuchte verzweifelt, den Würgereiz zu unterdrücken.
Ich musste sofort weg von hier! Doch dabei musste ich mich möglichst lautlos bewegen und behutsam vorgehen. Den Einkaufswagen würde ich zurücklassen, denn zu leicht konnte das Ding einen verräterischen Laut verursachen, der mein Ende besiegeln würde. Und ich wollte gewiss nicht so enden wie die bedauernswerte junge Frau, die das Pech gehabt hatte, vor mir den Laden zu betreten. Was andererseits mein Glück war, denn durch sie waren die hungrigen Zombies abgelenkt genug, um mich nicht zu bemerken.
Mein Kampf gegen die Übelkeit war erfolgreich, und der Drang, mich übergeben zu müssen, wich. Behutsam löste ich meine Hände vom Griff des Einkaufswagens. Bedauerlicherweise verstummten die Schmatzgeräusche der wandelnden Toten im gleichen Moment, als sich meine Hände ihrerseits mit einem Schmatzen vom Griff lösten, da mir mittlerweile am ganzen Leib der Schweiß ausgebrochen war.
Ich erstarrte erneut zur Salzsäule und hoffte, dass die Zombies den Laut nicht bemerkt hatten oder, falls doch, das Schmatzen einem ihrer Kameraden zuschrieben.
Doch meine Hoffnung zerstob, als die unfreundliche Kassiererin abrupt den Kopf hob und mich ansah. Ich hatte die blöde Ziege ohnehin noch nie leiden können. Und meiner Meinung nach hatte das auf Gegenseitigkeit beruht. Erstaunlicherweise fehlte ihrem Gesicht nun der unfreundliche, geradezu feindselige Ausdruck, den sie als lebender Mensch im Umgang mit den Kunden ständig durch die Gegend getragen hatte. Mir fiel ein, dass ich sie nie hatte lachen sehen. Und auch jetzt lachte sie natürlich nicht. Ihre Miene war stattdessen ausdruckslos. Wenn überhaupt, dann erweckte sie einen konzentrierten Eindruck, so als wäre die Tätigkeit des Essens für sie ein hochkomplexer Vorgang, der ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte. Zu meiner Überraschung reagierte sie überhaupt nicht auf meine Anwesenheit. Im Gegenteil. Sie senkte den Blick wieder auf den Oberschenkel der toten Frau, um mit ihren spitz zugefeilten Fingernägeln den nächsten Fleischbrocken abzureißen.
Ich hätte vor Erleichterung beinahe aufgeseufzt, unterdrückte es jedoch gerade noch rechtzeitig. Ein Teil der Anspannung wich aus meinem Körper, und ich konnte endlich die Hände vom Einkaufswagen nehmen.
Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn plötzlich knurrte die ehemalige Kassiererin und hob so ruckartig den Kopf, dass ihre Nackenmuskeln bedenklich knackten. Meiner Meinung nach hatte sie schon immer eine lange Leitung gehabt, und auch daran hatte der Tod nichts geändert. Sie verzog das Gesicht, fletschte ihre blutigen Zähne, zwischen denen Fleischfetzen hingen, und knurrte mich wie ein tollwütiger Hund an. So unfreundlich hatte ich sie zum Glück noch nie erlebt.
Die beiden anderen Zombies hoben nun ebenfalls die Köpfe und sahen in meine Richtung. Nach einem Moment des Unverständnisses, das sich deutlich auf ihren Gesichtern abzeichnete, erkannten sie, dass soeben ihre nächste Mahlzeit eingetroffen war – Lieferservice für Zombies sozusagen –, knurrten laut und zeigten mir ebenfalls ihre Beißer.
Während ich vor Schreck noch immer erstarrt war, kamen die drei wiedererweckten Toten erstaunlich rasch auf die Füße, auch wenn sie dabei einen ungelenken und unsicheren Eindruck erweckten. Sie streckten gleichzeitig die Hände in meine Richtung und kamen stöhnend auf mich zugewankt.
Das Bild kannte ich natürlich schon aus diversen Zombie-Filmen. Ich hätte allerdings nie gedacht, es selbst einmal leibhaftig zu erleben.
Die wandelnden Leichen hatten bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als ich endlich reagierte. Ich versetzte dem vollgeladenen Einkaufswagen einen heftigen Stoß, sodass er auf die drei Schreckgestalten zuraste. Er streifte den alten Mann mit den freiliegenden Zähnen, sodass er zur Seite taumelte und umkippte. Das Miststück von Zombie-Kassiererin wurde hingegen frontal erwischt und nach hinten geschleudert. Der Einkaufswagen kippte um, fiel auf sie und begrub sie mitsamt seiner Ladung unter sich.
Der Einzige, der völlig ungeschoren davonkam, war der Filialleiter. Er hatte mich schon fast erreicht, als ich blitzschnell zur Seite auswich, sodass sein ausgestreckter rechter Arm mit den blutüberströmten, zupackenden Fingern und der Armstumpf ins Leere stießen. Ich hob den Hammer und ließ ihn mit voller Wucht auf den Schädel des Zombies herabsausen. Zurückhaltung war hier bestimmt nicht angebracht. Im Gegenteil. Ich musste diesen Kerl so schnell und effektiv wie möglich aus dem Spiel nehmen. Denn wenn ich zu lange mit ihm beschäftigt wäre, hätten die beiden anderen lebenden Toten genügend Zeit, sich aufzurappeln und erneut auf mich loszugehen.
Der Hammer prallte auf den Kopf des Filialleiters, sodass er ins Taumeln geriet, richtete zu meinem Bedauern jedoch keinen ernsthaften Schaden an. Der Kerl hatte einen verdammt harten Schädel. Bevor er sich in meine Richtung drehen konnte, hob ich den Hammer ein zweites Mal, drehte dabei den Griff in meiner Hand, sodass dieses Mal das spitze Ende nach unten zeigte, und schlug noch kräftiger zu. Es knackte, als würde man eine Kokosnuss aufbrechen, als der Hammer die Schädeldecke durchschlug. Der Zombie stöhnte ein letztes Mal, bevor er abrupt zusammenbrach und zu Boden fiel.
Ich schnaufte heftig, als wäre ich gerannt, und sah mich nach den anderen lebenden Toten um. Der alte Mann war schon wieder auf den Beinen, während die Kassiererin Schwierigkeiten hatte, den Einkaufswagen loszuwerden. Irgendwie hatte sich ein Teil ihrer pummeligen Gliedmaßen in den Gitterstäben verfangen.
Mir war das nur recht. Ich beschloss, endlich das Weite zu suchen, anstatt mich auf einen weiteren Nahkampf Mensch gegen Zombie einzulassen. Dabei konnte zu viel schiefgehen. Ein einziger Moment der Unachtsamkeit genügte, und sie würden mich kriegen. Im Gegensatz zu mir mussten die wandelnden Leichname nämlich keine Rücksicht auf sich selbst nehmen, während ich verletzlicher war. Mein einziger Vorteil war meine Schnelligkeit. Und die wollte ich jetzt dazu benutzen, um abzuhauen, solange ich es noch konnte.
Als der alte Mann den ersten Schritt in meine Richtung machte, lief ich bereits los in Richtung Ausgang. Ich bedauerte nur, die Waren im Einkaufswagen verloren zu haben. Doch besser die als mein Leben. Außerdem hatte ich ja noch die Dinge in meinem Rucksack. Bei meiner Flucht nahm ich willkürlich noch ein paar Lebensmittel aus den Regalen und stopfte sie in meine Taschen und unter mein Shirt.
Zum Glück funktionierte die automatische Tür noch immer tadellos und öffnete sich, als ich sie erreichte. Nicht auszudenken, wenn zwischenzeitlich der Strom ausgefallen wäre. Aber das hätte ich bemerkt, denn dann wären auch die Lichter ausgegangen. Ich erschauderte bei der Vorstellung, mit zwei gierigen Zombies in einem finsteren Supermarkt eingeschlossen zu sein. Auf der Leinwand oder Mattscheibe waren solche Szenen ja ganz spannend, im wirklichen Leben konnte ich jedoch gut darauf verzichten.
Ich verließ den Supermarkt und rannte den Weg zurück, den ich zuvor gekommen war. Ich hatte Angst, ich könnte die beiden Zombies zum Haus führen, in dem ich wohnte, wenn ich langsamer ging. An der Kreuzung, an der ich links abbiegen musste, um in meine Straße zu kommen, verharrte ich kurz und sah mich um. Doch keiner der beiden lebenden Leichen folgte mir. Ich atmete erleichtert auf, ging um die Ecke, damit mich keiner der Zombies sehen konnte, falls er doch noch aus dem Supermarkt kam, und lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand, um kurz zu verschnaufen. Dabei sah ich mich aufmerksam um, konnte jedoch noch immer niemanden sehen – weder einen lebenden Menschen noch einen lebenden Toten.
Doch da hörte ich Motorenlärm. Ich wandte im selben Augenblick den Kopf, als ein Motorroller an der nächsten Kreuzung in die Straße einbog und in meine Richtung fuhr. Ich war von dem Anblick viel zu perplex, um zu reagieren. Ich hatte in meinem Leben bestimmt schon mindestens tausend Motorroller gesehen, doch in dieser neuen, veränderten Welt kam es mir vor wie ein Wunder.
Auf dem Roller saßen zwei Personen. Sie trugen keinen Helm. Wer sich in einer Welt, in der man sich vor lebenden Toten in Acht nehmen musste, noch über Verkehrsvorschriften Gedanken machte, war vermutlich fehl am Platz. Daher erkannte ich, dass es sich um einen Jungen und ein Mädchen handelte, beide noch Teenager. Sie johlten und lachten, als sie an mir vorbeifuhren, und hoben grüßend die Hände. Das Mädchen hatte einen Baseballschläger in der Hand, der blutverschmiert war. Sie fuhren vorbei, ohne langsamer zu werden oder anzuhalten, passierten das Haus, in dem ich wohnte, und bogen an der nächsten Querstraße nach rechts ab.
Der einzige Körperteil, der sich von ihrem überraschenden Auftauchen bis zu ihrem Verschwinden bewegt hatte, war mein Kopf, denn ich war ihrer Fahrt mit den Augen gefolgt. Als sie weg waren und der Motorenlärm in der Ferne verklang, schnappte ich nach Luft, denn vor Staunen hatte ich vergessen zu atmen. Ich schüttelte den Kopf und grinste, als ich die Szene noch einmal vor meinem geistigen Auge ablaufen ließ.
Doch das Grinsen verging mir, als ich erneut in die Richtung sah, in der die beiden Rollerfahrer aufgetaucht waren. Denn in diesem Moment kam eine riesige Meute Zombies laut stöhnend um die Ecke, die allem Anschein nach dem lärmenden Roller gefolgt waren. Als sie meiner ansichtig wurden, blieben sie stehen und verstummten. Für ein paar Sekunden sahen wir uns nur an. Die wandelnden Toten waren allem Anschein nach ebenso verblüfft wie ich.
Dieses Mal war ich es, der zuerst reagierte. Ich stieß mich von der Wand ab und rannte los. Den Bruchteil einer Sekunde später kam auch in die lebenden Toten wieder Leben – was genau genommen natürlich ein Widerspruch in sich ist. Sie folgten mir wie eine Herde stumpfsinniger Schafe dem Leittier oder, um ein zutreffenderes Bild zu benutzen, wie eine Hundemeute dem Hasen und stießen ihre Stöhnlaute aus, die sich in dieser Konzentration und Lautstärke noch bedrohlicher und erschreckender anhörten.
Zum Glück hatte ich es nicht mehr weit, erreichte schon bald das Haus und stieß die Tür auf, die tagsüber nie verschlossen war. Auf der Schwelle warf ich einen Blick zurück. Die Zombiehorde – ich schätzte sie auf dreißig bis vierzig Leichen – kam auf mich zugewankt und zugetorkelt. Allerdings war sie noch weit genug weg, weil ich schneller war und meinen Vorsprung vergrößert hatte. Dennoch hatte ich nicht vor, länger als nötig zu warten. Denn wenn die lebenden Leichen die Tür erreichten, unmittelbar nachdem ich dahinter verschwunden war, würden sie diese allein durch ihre schiere Masse möglicherweise eindrücken. Und genau das wollte ich verhindern. Deshalb schlüpfte ich so schnell wie möglich ins Haus, schlug die Tür hinter mir zu und sperrte dann ab. Anschließend zog ich eilig den Schlüssel ab, trat mehrere Schritte zurück und horchte auf die Geräusche der Toten.
Die Schritte und das Stöhnen kamen beständig näher. Doch dann hörte es sich allmählich so an, als zerstreute sich die Menge, weil sie kein lebendes Opfer mehr vor Augen hatte.
Ich atmete erleichtert auf, denn eine Belagerung durch eine Armee von Zombies hätte mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt. Dann wandte ich mich um und kehrte in meine Wohnung zurück.
So fing für mich alles an.
Und so verlief meine erste Begegnung mit den neuen Herrschern dieser Welt, den lebenden Toten.
Als die Stimme für mehrere Augenblicke verstummt und einzig das Rauschen der Kassette zu hören ist, stellt der Zombie seine sinnlosen Versuche, an die Lautsprecher zu gelangen, schließlich ein. Er knurrt, wendet sich ab und stapft in seiner unsicheren, stark hin und her schaukelnden Gehweise zum Fenster.
Vor der zum größten Teil von Brettern verdeckten Fensterscheibe bleibt er stehen und sieht durch den Spalt nach draußen. Als ein gelber Vogel, der durch sein Erscheinen aufgeschreckt wurde, davonfliegt, reißt der wiedererwachte Leichnam den Kopf herum und folgt dem Tier mit den Augen, bis es aus seinem Blickfeld verschwindet.
Der wandelnde Tote stöhnt laut, hebt die Hände und legt seine Finger um die Oberkante des unteren Bretts. Er rüttelt daran, doch es ist mit zahlreichen Schrauben fest und solide mit dem Fenster verschraubt und gibt nicht nach. Der Zombie hört auf, daran zu zerren. Er legt den Kopf schief, als würde er tatsächlich über etwas nachdenken.
Vielleicht erinnert sich die Kreatur aber auch dunkel an zwei Menschen, die sie gesehen hat, als sie noch unter den Lebenden weilte. Eine junge Frau und ein kleines Kind, die ganz in der Nähe wohnen. Zwei Menschen, die seine ständig wachsende Gier nach frischem Fleisch befriedigen würden und in Reichweite wären, käme er nur endlich aus diesem Zimmer heraus.
Der Zombie heult auf, fletscht die Zähne und rüttelt erneut an dem Holzbrett, das sich seinen im Grunde untauglichen Ausbruchsversuchen jedoch weiterhin hartnäckig widersetzt.
Dann setzt wieder die Stimme ein, die nur eine kurze Pause gemacht hat, um sich möglicherweise einen Schluck Wasser oder etwas Stärkeres zu gönnen.
Sobald ich wieder in meine Wohnung zurückgekehrt war und die Tür verriegelt hatte, legte ich meinen Rucksack und die anderen Dinge, die ich erbeutet hatte, auf den Küchentisch, trat ans Fenster und sah nach draußen. Die Meute der wandelnden Toten hatte sich tatsächlich zerstreut. Die Zombies marschierten ziellos auf der Straße und den Gehsteigen umher. Sobald sie auf ein Hindernis trafen, drehten sie sich zur Seite und gingen in eine andere Richtung weiter. Von oben sahen sie aus wie Billardkugeln, die von Bande zu Bande prallten und ewig weiterrollten. Keiner von ihnen blieb stehen oder setzte sich irgendwohin, um sich auszuruhen. Sie benötigten keine Ruhe, waren stattdessen ständig in Bewegung, weil die Gier nach menschlichem Fleisch sie vorantrieb.
Wenigstens hatten sie sich nicht merken können, durch welche Tür ich verschwunden war, und belagerten nicht die Haustür. Stattdessen schienen sie, sobald sie mich aus den Augen verloren hatten, auch komplett ihre vorherige Zielstrebigkeit eingebüßt zu haben. Gut zu wissen! Allerdings musste ihnen noch immer bewusst sein, dass ein lebender Mensch in der Nähe war, denn sie entfernten sich nicht weit von dem Ort, an dem ich verschwunden war.
Obwohl ich in meiner Wohnung fürs Erste vermutlich in Sicherheit war, bemühte ich mich dennoch, keine lauten Geräusche zu verursachen. Denn allem Anschein nach reagierten diese Kreaturen vor allem auf das, was sie sahen und hörten. Deshalb verzichtete ich auch darauf, auf den Balkon zu gehen, um einen besseren Blick auf sie werfen zu können. Denn wenn sie hörten, wie ich die Balkontür öffnete, und mich anschließend sahen, würden sie vielleicht doch noch versuchen, die Haustür zu stürmen und ins Haus zu kommen. Und wenn genügend von ihnen dagegen drückten, würde sie vermutlich auch irgendwann nachgeben. Dann hätte ich eine Horde dieser beißfreudigen Gesellen im Haus und könnte nicht einmal mehr meine Wohnung verlassen.
Ich wandte mich vom Fenster ab und verbannte die lebenden Toten draußen auf der Straße vorerst aus meinen Gedanken. Ich hoffte, dass sie früher oder später von anderen Geräuschen von hier weggelockt wurden und die Straße wieder frei von ihnen wäre. Denn mein erster Versuch, meine Vorräte aufzustocken, war alles andere als erfolgreich gewesen. Ich leerte den Rucksack aus und betrachtete meine Ausbeute. Dabei stellte ich zu meinem Bedauern fest, dass ich jetzt zwar ausreichend Batterien und Kerzen hatte und mich mit Wodka besaufen konnte, aber noch immer zu wenig Lebensmittel hatte, um längere Zeit zu überleben. Deshalb war in Kürze ein weiterer Gang zum Supermarkt notwendig. Ich freute mich nicht darauf, nachdem mich bereits mein erster Ausflug in Lebensgefahr gebracht hatte, doch bevor ich verhungerte, würde ich das Risiko in Kauf nehmen müssen.
Wenigstens wusste ich jetzt, was los war, und konnte mich beim nächsten Mal besser darauf vorbereiten. Eine Schusswaffe wäre natürlich nicht schlecht gewesen, aber als Normalbürger und friedliebender Mensch besaß ich nun mal keine. Dann hatte ich jedoch eine andere Idee. Die Erinnerung an die jungen Leute auf dem Motorroller hatte mich darauf gebracht. Ich ging in die Abstellkammer, wo ich neben meiner Werkzeugkiste auch mehrere Kartons mit alten Sachen aufbewahrte, die ich schon länger nicht mehr benutzt hatte. Manche stammten noch aus meiner Jugend, als ich bei meinen Eltern auf dem Hof gewohnt hatte, und waren mittlerweile reine Erinnerungsstücke.
Beim Gedanken an meine Eltern war ich froh, dass sie schon vor ein paar Jahren gestorben waren und diese Scheiße nicht mehr miterleben mussten. Allerdings sorgte ich mich um meine Geschwister und ihre Familien. Ich beschloss daher, sie demnächst anzurufen. Hoffentlich funktionierte wenigstens das Telefon noch.
In der Abstellkammer hob ich einen Karton von einem anderen, öffnete ihn und wühlte darin herum, bis ich meinen alten Louisville Slugger fand. Ich nahm den Baseballschläger und die Werkzeugkiste und ging damit ins Wohnzimmer.
Ich war froh, dass der Strom noch funktionierte. Nur wie lange noch? Ich schaltete das Radio ein, doch noch immer kam nur Musik. Vielleicht hatte jemand im Sender den Computer so eingestellt, dass pausenlos und willkürlich neue Musiktitel gespielt wurden, bevor die Zombies auch ihn erwischt hatten. Ich hatte keine Lust, einen anderen Radiosender zu suchen, deshalb machte ich das Radio wieder aus und stattdessen den Fernseher an. Noch immer war der Bildschirm schwarz, während das Laufband am unteren Bildrand die Zuseher darüber informierte, dass das Programm unterbrochen werden musste und sie vor dem Gerät auf aktuelle Meldungen warten sollten. Ich schaltete durch die Programme, doch überall gab es nur das gleiche Bild. Mist! Ich verlor jedoch nicht die Geduld und zappte weiter. Als ich schließlich einen Programmplatz fand, der noch sendete, hatte ich schon gar nicht mehr damit gerechnet und war so überrascht, dass ich bereits reflexartig zum nächsten Sender gewechselt war, bevor ich reagieren konnte.
Mein Herz klopfte vor Aufregung, als ich auf den englischsprachigen Sender CNN zurückschaltete. Als ich die Fernsehbilder sah und erkannte, was sie darstellten, wurden meine Beine weich wie Gummi, und ich musste mich setzen.
Laut Bildunterschrift handelte es sich um Livebilder einer Webcam in New York, die den Time Square zeigten. Auf den ersten Blick hätte man das Gewimmel auf dem weltberühmten Platz für die üblichen Fußgängerströme zur Rushhour halten können. Allerdings war es auf der Aufnahme noch dunkel, weil es in New York erst früh am Morgen war. Und wenn man daraufhin genauer hinsah, entdeckte man, dass all die Fußgänger, die den Platz und die Straßen bevölkerten, keine lebenden Menschen, sondern Zombies waren.
Ich erschauderte, als ich mir vorstellte, dass es bereits in allen Großstädten dieser Welt so aussah. Wer dort lebte – sofern dort überhaupt noch jemand am Leben war –, hatte vermutlich nicht die geringste Chance, diesen Tag zu überstehen. München war im Vergleich zu New York natürlich klein, dennoch dürfte es in seinem Zentrum – vor allem am Stachus, in der Fußgängerzone und am Marienplatz – nicht viel anders aussehen. Zum Glück wohnte ich nicht dort, sondern in einer eher ruhigen Wohngegend, in der bis vor Kurzem keine Zombies auf der Straße herumgewandert waren. Bis die jungen Leute mit ihrem lärmenden Roller vorbeigekommen waren und die Bestien hierher gelockt hatten. Vielen Dank auch!
Die Aufnahme wechselte, als die Bilder einer anderen Webcam gezeigt wurden. Central Park stand darunter. Hier waren zwar deutlich weniger wandelnde Tote unterwegs, aber immer noch genug, um die Überlebenschance zu einer eindeutigen Null-Prozent-Angelegenheit werden zu lassen.
Anschließend wurden in ständigem Wechsel weitere Webcam-Aufnahmen gezeigt: Bronx, Manhattan 1, 2 und 3, Midtown, 5th Avenue, Columbus Circle, Bryant Park. Die Menge der lebenden Leichen in den jeweiligen Gebieten war mal größer, mal überschaubarer, doch jedes Mal besorgniserregend, sodass ich mich fragen musste, ob in derartigen Metropolen überhaupt jemand überlebt hatte oder alle Einwohner längst zu Zombies geworden waren.
Nach den New-York-Bildern kamen Aufnahmen von Webcams aus anderen Millionenstädten. Zuerst weitere US-amerikanische wie Washington, Chicago, Los Angeles, San Francisco, Detroit, Seattle, Houston, St. Louis und New Orleans. Danach Buenos Aires, Rio de Janeiro, Peking, Tokio, Bangkok, Mumbai, Melbourne, Sydney, Teheran, Bagdad, Jerusalem, Moskau, Kinshasa, Kapstadt, Nairobi, Kairo, Algier, Rom, Athen, Madrid, Paris, Brüssel, Amsterdam, London und Berlin.
Die Bilder glichen sich auf erschreckende Weise, und mir wurde klar, dass es sich nicht um eine lokale, sondern eine globale Katastrophe handelte. Und wie es aussah, kämpfte die Menschheit längst auf verlorenem Posten. Die Zombies schienen bereits die Oberhand gewonnen zu haben, und dabei hatte der Krieg doch erst begonnen.
Während ich auf die Fernsehbilder starrte, ohne sie bewusst wahrzunehmen, denn die folgenden waren im Grunde nur eine Wiederholung der ersten in anderer Kulisse, dachte ich darüber nach, wie schnell alles gegangen war. Denn als ich gestern am frühen Nachmittag von der Schule nach Hause gekommen war, war noch alles in Ordnung gewesen. Nichts, aber auch gar nichts hatte darauf hingedeutet, dass es irgendwo auf dieser Welt Probleme mit wiedererweckten Leichen gegeben hatte. Vermutlich hatte sich die Lage erst in diese Richtung entwickelt, nachdem ich nach Hause gekommen war. Ich hatte gestern weder Radio gehört, noch die Nachrichten gesehen, deshalb hatte ich vom aktuellen Weltgeschehen nichts mitbekommen. In dieser Zeit musste das Problem irgendwo entstanden sein und sich in rasender Geschwindigkeit weltweit ausgebreitet haben.
Aber ging das überhaupt so schnell? Konnte sich ein Virus oder was auch immer innerhalb weniger Stunden auf der ganzen Welt verbreiten und in sämtlichen Ländern für das Auftreten von Zombies sorgen? Und die dann nichts Besseres zu tun hatten, als sich in ihrer Fressgier sofort auf die Lebenden zu stürzen, sodass immer mehr Menschen starben und ihrerseits als Zombies zurückkehrten?
Es war kaum vorstellbar, denn nicht einmal die aggressivsten Krankheitserreger breiteten sich meines Wissens so rasch aus. Außerdem musste auch die Ansteckungsrate erschreckend hoch sein, wenn ich mir die Fernsehbilder ansah, die ohne Kommentare oder erklärenden Fließtext gesendet wurden, als gäbe es im Sender niemanden mehr, der dafür sorgen konnte.
Gleichwohl zeigten mir die Aufnahmen, dass sich diese Zombie-Pandemie tatsächlich so rasch und effektiv ausgebreitet und zumindest in den größten Städten fast alle infiziert hatte. Auf dem Land mit seinen vergleichsweise geringen Bevölkerungszahlen mochte das vielleicht anders aussehen. Unter Umständen hatten dort mehr Leute rechtzeitig reagiert und überlebt. Wenn es also irgendwo ernstzunehmenden Widerstand gegen diese Plage geben sollte, dann wohl eher im ländlichen Raum. Allerdings war auch ich von den Ereignissen total überrascht worden, und so mochte es vielen ergangen sein, die heute Morgen aufgewacht waren und gedacht hatten, die Welt wäre noch immer dieselbe wie gestern Nacht, als sie zu Bett gegangen waren.
Ich unterbrach meine Überlegungen und konzentrierte mich wieder verstärkt auf den Fernseher, als Aufnahmen aus Prag gezeigt wurden. Am rechten Bildrand waren Soldaten zu sehen, die auf die anrückenden Zombies schossen. Es gab also auch vereinzelt in größeren Städten noch immer Widerstand. Zuerst sah es so aus, als könnte das Militär die lebenden Toten tatsächlich zurückdrängen. Doch dann tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts, eine weitere Herde Zombies auf und attackierte die ungeschützte Flanke der Soldaten. In wenigen Sekunden fielen Hunderte der Uniformierten den lebenden Leichen zum Opfer. Die übrigen, die zuerst von zwei Seiten und dann sogar von hinten angegriffen wurden, hatten anschließend keine Chance mehr und wurden in wenigen Augenblicken niedergemetzelt. Obwohl die Bilder furchtbar waren, konnte ich den Blick nicht davon lösen. Und die Tatsache, dass sich alles in absoluter Lautlosigkeit abspielte, weil es keinen Ton gab, machte das Ganze noch erschreckender.
Als das Bild der fressenden Zombies ausgeblendet wurde und die Aufnahmen der nächsten Webcam gezeigt wurden, schaltete ich das Gerät aus.
Mein Herz schlug vor Aufregung schneller. Der Schweiß war mir am ganzen Körper ausgebrochen, und ich fühlte mich, als hätte ich einen Dauerlauf hinter mir.
Als ich mich in meinem Wohnzimmer umsah wie jemand, der gerade aus einem schlechten Traum erwachte, fiel mein Blick auf den Baseballschläger und die Werkzeugkiste, die ich völlig vergessen hatte.
Ich wollte nicht so enden wie die bedauernswerten Soldaten in Prag. Doch um das zu schaffen, musste ich nicht nur extrem vorsichtig sein und keine unnötigen Risiken eingehen, sondern mich auch besser bewaffnen. Der Hammer hatte mich zwar gerettet, sich letzten Endes aber nicht als sehr effektiv erwiesen. Ich konnte froh sein, dass ich im Supermarkt nur auf drei Zombies gestoßen war. Wäre die Übermacht größer gewesen, wäre ich mittlerweile entweder aufgefuttert worden oder einer von ihnen. Und das Tranchiermesser konnte ich ebenfalls vergessen, da ich damit ihre Gehirne nicht verletzten konnte. Aber nur so – das wusste jeder, der schon einmal einen Zombie-Streifen angeguckt hatte – konnte man sie endgültig ausschalten.
Daher machte ich mich sofort ans Werk, um mir fürs Erste eine bessere Waffe zu basteln. Wie schon gesagt, hatten mich die Rollerfahrer auf die Idee mit dem Baseballschläger gebracht. Der Schläger allein erschien mir allerdings nicht effektiv genug. Man musste vermutlich jedes Mal mit voller Wucht zuschlagen, um den Schädel eines wandelnden Toten zu zerschmettern. Im Film und Fernsehen sah das immer kinderleicht aus, andererseits wirkten die Zombies dort auch immer so, als wären sie bereits vor Wochen oder Monaten gestorben und ihre Knochen daher schon ganz morsch.
Um mit der Bohrmaschine kleine Löcher in den Schläger zu bohren, ging ich ins Schlafzimmer und schloss die Tür, damit man mich auf der Straße vor dem Haus nicht hören konnte. Nachdem ich mich mit einem Blick aus dem Fenster davon überzeugt hatte, dass der Hinterhof noch immer frei von Zombies war, legte ich los. Ich bohrte ungefähr sechzig bis siebzig Löcher ins Holz. Anschließend knipste ich mit einer Kombizange die Köpfe von ebenso vielen großen Stahlnägeln und klopfte sie anschließend mit dem Hammer in die Löcher, bis feststeckten. Als ich am Ende meine improvisierte Kriegskeule betrachtete und sie versuchsweise mit beiden Händen schwang, war ich zufrieden mit meiner Arbeit.
Wehe jedem wandelnden Toten, der mir in Zukunft zu nahe kam!
Ich räumte das Werkzeug auf und ging anschließend wieder ins Wohnzimmer.
Die Lage auf der Straße hatte sich nicht verändert. Noch immer lungerten die Zombies herum, tigerten ruhelos hin und her und stöhnten kollektiv, als müssten sie irgendein Unglück beklagen. Das Stöhnen ging mir allmählich auf die Nerven, aber ich konnte nichts dagegen tun, ohne die Bande auf mich aufmerksam zu machen.
Ich seufzte und wandte mich vom Fenster ab. Mir fiel ein, dass ich meine Geschwister anrufen wollte. Deshalb ging ich zum Festnetztelefon, nahm es aus der Ladestation und hielt es ans Ohr. Ich hörte keinen Wählton, was schon einmal ein schlechtes Zeichen war. Auch als ich die Vorwahl meines ältesten Bruders eingab, änderte sich daran nichts. Das Telefon war noch toter als die Kreaturen, die draußen herummarschierten und mich fressen wollten! Ich stellte es zurück und suchte nach meinem Handy. Ich fand es im Flur auf der Kommode, wo ich es gestern nach meiner Rückkehr hingelegt hatte. Ich schaltete es an und stellte fest, dass ich gestern Abend und in der Nacht mehrere Anrufe in Abwesenheit bekommen hatte. Auf meiner Mailbox befanden sich drei Nachrichten. Die erste stammte von meinem Bruder Markus.
»Hallo, Martin! Hör zu! Hier in der Gegend geht irgendetwas Merkwürdiges vor. Vorhin bin ich in der Nähe der Scheune einem Typen begegnet, der überall furchtbare Wunden hatte und mich angriff, als ich ihm helfen wollte. Ich weiß nicht, was mit dem Kerl los war. Ich konnte ihn aber zum Glück mit einer Hacke niederschlagen und wegrennen. Wir haben sofort die Kinder ins Haus geholt und uns eingeschlossen, weil inzwischen immer mehr von diesen komischen Typen durch die Gegend laufen. Ich hab gerade mit Matthias telefoniert.« Das ist mein anderer Bruder. »Wie du weißt, wohnt er im Nachbarort. Dort sind diese merkwürdigen Leute ebenfalls aufgetaucht. Sie greifen wahllos Menschen an, beißen sie und … ja, Matthias sagte, dass diese Typen sie sogar fressen. Ich weiß, das klingt wie eine Gruselgeschichte. Ich kann es ja selbst kaum glauben. Aber es ist tatsächlich so, wie ich es sage. Nach dem Telefonat mit Matthias wollte ich Margot anrufen.« Margot ist natürlich unsere Schwester. Unsere Eltern hatten eben eine Vorliebe für Vornamen, die mit M beginnen. »Ich kam aber nicht zu ihr durch. Keine Ahnung, wie es ihr geht. Als ich es bei dir probierte, bekam ich übers Festnetz ebenfalls keinen Anschluss. Sieht so aus, als wären die Leitungen überlastet. Deshalb hab ich’s jetzt mit deiner Handynummer probiert, aber nur deine Mailbox erreicht. Ich hoffe, du hörst meine Nachricht noch rechtzeitig ab. Uns geht’s gut. Keiner wurde bislang gebissen. Wir haben alle Türen und Fenster verbarrikadiert und genügend Vorräte für die nächsten Wochen. Pass gut auf dich auf, Bruderherz! Und melde dich bitte und gib uns Bescheid, wie es dir geht. Wir machen uns große Sorgen. Ich versuch morgen noch einmal, dich zu erreichen. Bis dann.«
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