Kitabı oku: «Tarzan – Band 2 – Tarzans Rückkehr», sayfa 5

Yazı tipi:

Die verfehlte Verschwörung

Seit ei­nem Mo­nat ver­kehr­te Tar­zan re­gel­mä­ßig bei der schö­nen Grä­fin de Cou­de, die er ver­ehr­te und die ihn im­mer ger­ne kom­men sah. Oft fan­den sich auch an­de­re Mit­glie­der der klei­nen Ge­sell­schaft ein, die sie nach­mit­tags zum Tee emp­fing, aber sie such­te es so ein­zu­rich­ten, dass sie mit Tar­zan auch eine Stun­de al­lein sein konn­te.

Eine Zeit lang war sie er­schro­cken über die An­deu­tun­gen, die Ro­koff ge­macht hat­te. Bis da­hin hat­te sie den star­ken jun­gen Mann le­dig­lich als einen Freund be­trach­tet, aber in­fol­ge der An­spie­lun­gen ih­res Bru­ders grü­bel­te sie nun über die selt­sa­me An­zie­hungs­kraft nach, die der grau­äu­gi­ge Frem­de auf sie aus­üb­te. Sie hat­te aber nicht die Ab­sicht, ihn zu lie­ben, und sie wünsch­te auch nicht, dass er sie lie­ben soll­te. Sie war viel jün­ger als ihr Gat­te und sehn­te sich un­be­wusst nach der Freund­schaft ei­nes Man­nes, der ih­rem Al­ter nä­her stand. Mit zwan­zig Jah­ren ist man zu schüch­tern, um mit ei­nem Vier­zig­jäh­ri­gen Ge­dan­ken aus­zut­au­schen.

Die Grä­fin fühl­te, dass Tar­zan sie ver­ste­hen konn­te, denn er war nur zwei Jah­re äl­ter als sie, und er war ein eh­ren­haf­ter, rit­ter­li­cher Mensch. Sie fürch­te­te sich nicht vor ihm. Dass sie ihm trau­en durf­te, hat­te sie von An­fang an in­stink­tiv ge­fühlt.

Ro­koff hat­te die­se wach­sen­de Ver­trau­lich­keit aus der Fer­ne mit bos­haf­ter Freu­de be­ob­ach­tet. Seit­dem er er­fah­ren hat­te, dass Tar­zan wuss­te, dass er ein rus­si­scher Spi­on sei, hat­te sich zu sei­nem Hass ge­gen den Af­fen­menschen eine große Furcht ge­sellt, von ihm bloß­ge­stellt zu wer­den. Er war­te­te jetzt nur noch auf eine güns­ti­ge Ge­le­gen­heit zu ei­nem großen Schlag. Er woll­te sich für im­mer von Tar­zan be­frei­en und sich gleich­zei­tig für die durch ihn er­lit­te­nen De­mü­ti­gun­gen und die Durch­kreu­zung sei­ner Plä­ne rä­chen. Tar­zan war jetzt noch zu­frie­de­ner als vor der Zeit, da er durch die An­kunft der Por­ter-Ge­sell­schaft in sei­nem fried­li­chen Dschun­gel ge­stört wor­den war.

Er freu­te sich über den ge­sell­schaft­li­chen Um­gang mit Ol­gas Be­kann­ten, wäh­rend sei­ne Freund­schaft mit ihr eine Quel­le end­lo­sen Glückes für ihn war. Sie ver­scheuch­te sei­ne trü­ben Ge­dan­ken und war ein Bal­sam für sein ge­quäl­tes Herz.

Manch­mal be­glei­te­te d’Ar­not ihn bei sei­nen Be­su­chen im Hau­se de Cou­des, denn er kann­te Olga und den Gra­fen schon seit lan­gem. Ge­le­gent­lich er­schi­en auch der Graf in der Ge­sell­schaft, aber die man­nig­fa­chen Ge­schäf­te sei­ner amt­li­chen Stel­lung und die nie en­den­den Fra­gen der Po­li­tik hiel­ten ihn ge­wöhn­lich bis spät in die Nacht von sei­nem Hau­se fern.

Ro­koff spio­nier­te Tar­zan fast be­stän­dig aus. Na­ment­lich such­te er fest­zu­stel­len, ob der Af­fen­mensch nicht auch nachts in de Cou­des Palast ging, aber das ge­lang ihm nie. Al­ler­dings kam es vor, dass Tar­zan die Grä­fin von der Oper nach Hau­se be­glei­te­te; aber er ver­ließ sie stets am Ein­gang, und das är­ger­te ih­ren lie­ben Bru­der sehr.

Da es un­mög­lich er­schi­en, Tar­zan so zu er­tap­pen, wie sie es wünsch­ten, steck­ten Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch die Köp­fe zu­sam­men, um einen neu­en Plan aus­zu­sin­nen. Die­ser soll­te Tar­zan in eine sol­che Lage brin­gen, dass er un­be­dingt bloß­ge­stellt wür­de.

Ta­ge­lang ver­folg­ten sie auf­merk­sam die Zei­tun­gen und be­ob­ach­te­ten alle Gän­ge de Cou­des und Tar­zans. Schließ­lich fan­den sie eine pas­sen­de Ge­le­gen­heit, ih­ren Plan aus­zu­füh­ren. In ei­nem Mor­gen­blatt stand eine kur­ze No­tiz über einen Her­ren­abend, der am fol­gen­den Tage beim deut­schen Bot­schaf­ter statt­fin­den soll­te. Un­ter den ein­ge­la­de­nen Gäs­ten war auch de Cou­de er­wähnt. Wenn er der Ein­la­dung folg­te, so war er je­den­falls bis nach Mit­ter­nacht von sei­nem Heim ab­we­send. Am Abend des Fest­ta­ges war­te­te Paw­lo­wi­tsch auf dem Bür­ger­steig vor dem deut­schen Bot­schafts­ge­bäu­de, um das Ge­sicht je­des an­kom­men­den Gas­tes zu prü­fen. Er brauch­te auch nicht lan­ge zu war­ten, bis de Cou­de aus sei­nem Wa­gen stieg und an ihm vor­bei­sch­ritt. Das ge­nüg­te ihm. Paw­lo­wi­tsch eil­te nach Hau­se, wo Ro­koff ihn er­war­te­te.

Um elf Uhr nahm Paw­lo­wi­tsch den Hö­rer vom Fern­spre­cher. Er nann­te eine Num­mer, und als er die Ver­bin­dung er­hal­ten hat­te, rief er:

Bit­te, ver­bin­den Sie mich mit der Woh­nung des Leut­nants d’Ar­not.

Eine Stim­me mel­de­te sich.

Ich habe eine Mit­tei­lung für Herrn Tar­zan, wenn er sich freund­li­cher­wei­se ans Te­le­fon be­mü­hen will.

Eine Mi­nu­te lang war es still.

Ach ja, mein Herr, hier ist François, Be­dien­ter bei der Grä­fin de Cou­de. Vi­el­leicht er­in­nern Sie sich mei­ner.

Ja, mein Herr. Ich habe eine drin­gen­de Bot­schaft von der Frau Grä­fin. Sie bit­tet Sie, so­fort zu ihr zu ei­len – ist in Ver­le­gen­heit, mein Herr.

Nein, mein Herr, ich weiß nichts Nä­he­res. Darf ich der Frau Grä­fin sa­gen, dass der Herr bald hier sein wird? Dan­ke, mein Herr.

Paw­lo­wi­tsch häng­te den Hö­rer wie­der ein und lach­te Ro­koff an. Die­ser ord­ne­te an:

Er wird etwa drei­ßig Mi­nu­ten brau­chen, um dort­hin zu ge­lan­gen. Wenn Sie die deut­sche Bot­schaft in ei­ner Vier­tel­stun­de er­rei­chen, könn­te de Cou­de in etwa fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten zu Hau­se sein. Es hängt al­les da­von ab, ob der Narr noch fünf­zehn Mi­nu­ten län­ger blei­ben wird, wenn er her­aus­ge­fun­den hat, dass ihm ein Streich ge­spielt wor­den ist, aber ich wür­de mich sehr ir­ren, wenn Olga ihn so schnell ge­hen lie­ße. Hier ist ein Brief­chen für de Cou­de. Und nun schnell vor­an!

Paw­lo­wi­tsch be­eil­te sich, nach der deut­schen Bot­schaft zu ge­lan­gen. Am Ein­gang übergab er ei­nem La­kai das Bil­let.

Dies ist für den Herrn Gra­fen de Cou­de. Es ist sehr ei­lig. Sie müs­sen da­für sor­gen, dass es so­fort in sei­ne Hän­de ge­langt.

Gleich­zei­tig ließ er eine Sil­ber­mün­ze in die wil­li­ge Hand des Be­dien­ten fal­len. Dann kehr­te er nach sei­ner Woh­nung zu­rück.

Ei­nen Au­gen­blick spä­ter ent­schul­dig­te sich de Cou­de bei sei­nem Gast­ge­ber, als er den Brief­um­schlag öff­ne­te. Er erb­lass­te und sei­ne Hand zit­ter­te, als er fol­gen­des las:

Geehr­ter Herr Graf de Cou­de!

Je­mand, der die Ehre Ihres Na­mens zu ret­ten wünscht, greift zu die­sem Mit­tel, um Ih­nen mit­zu­tei­len, dass die Hei­lig­keit Ihres Hau­ses in die­sem Au­gen­blick ent­weiht wird.

Ein ge­wis­ser Mann, der schon seit Mo­na­ten stän­di­ger Be­su­cher wäh­rend Ih­rer Ab­we­sen­heit ist, weilt jetzt bei Ih­rer Frau. Wenn Sie so­fort zum Bou­doir der Grä­fin ei­len, so wer­den Sie sie zu­sam­men fin­den.

Ein Freund.

Zwan­zig Mi­nu­ten, nach­dem Paw­lo­wi­tsch Tar­zan an­ge­ru­fen hat­te, be­kam Ro­koff eine Ver­bin­dung mit Ol­gas Woh­nung. Ihre Zofe ant­wor­te­te am Te­le­fon, das im Bou­doir der Grä­fin stand.

Als Ro­koff mit ihr spre­chen woll­te, ant­wor­te­te das Mäd­chen:

Ma­da­me hat sich schon zu­rück­ge­zo­gen.

Ich habe eine sehr drin­gen­de Nach­richt, die ich nur der Grä­fin selbst mit­tei­len kann, er­wi­der­te Ro­koff. Wenn sie schon zu Bett ist, so sa­gen Sie ihr, sie möch­te auf­ste­hen, et­was über­wer­fen und ans Te­le­fon kom­men. Ich wer­de in fünf Mi­nu­ten wie­der an­ru­fen.

Dann hing er den Hö­rer wie­der ein. Ei­nen Au­gen­blick spä­ter trat Paw­lo­wi­tsch her­ein.

Hat der Graf den Brief? frag­te Ro­koff.

Er wird au­gen­blick­lich auf dem Heim­weg sein, sag­te Paw­lo­wi­tsch.

Gut! Mei­ne Grä­fin wird ge­gen­wär­tig im Neg­li­gee in ih­rem Bou­doir sit­zen. In ei­ner Mi­nu­te wird der treue Jaques Herrn Tar­zan zu ihr füh­ren, ohne ihn an­zu­mel­den. Die Er­klä­rung wird ei­ni­ge Mi­nu­ten dau­ern. Olga wird in ih­rem Nacht­kleid be­zau­bernd aus­se­hen, zu­mal es ihre Rei­ze nur halb ver­hüllt. Sie wird über­rascht, aber nicht un­ge­hal­ten sein.

Wenn der Graf nur einen Trop­fen ro­ten Blu­tes in sei­nen Adern hat, so wird er in etwa fünf Mi­nu­ten in eine sehr hüb­sche Lie­bes­sze­ne hin­ein­plat­zen. Ich glau­be, wir ha­ben al­les wun­der­bar in­sze­niert, mein lie­ber Ale­xei. Wir wol­len aus­ge­hen und einen or­dent­li­chen Ab­sinth auf das Wohl des Herrn Tar­zan trin­ken. Da­bei wol­len wir nicht ver­ges­sen, dass der Graf de Cou­de ein Meis­ter des De­gens in Pa­ris und bei Wei­tem der bes­te Schüt­ze in ganz Frank­reich ist.

*

Als Tar­zan Ol­gas Heim er­reich­te, er­war­te­te Jaques ihn am Ein­gang.

Kom­men Sie hier her­ein, mein Herr! sag­te er und führ­te ihn die brei­te Mar­mor­trep­pe hin­auf. Im nächs­ten Au­gen­blick hat­te er eine Tür ge­öff­net, und in­dem er einen schwe­ren Vor­hang bei­sei­te zog, ge­lei­te­te er Tar­zan in einen matt er­hell­ten Raum. Dann ver­schwand er.

Am Ende des Zim­mers sah Tar­zan Olga vor ih­rem klei­nen Schreib­tisch sit­zen, auf dem ihr Te­le­fon stand. Sie klopf­te un­ge­dul­dig auf die po­lier­te Tisch­plat­te. Sie hat­te sein Ein­tref­fen nicht be­merkt.

Olga, sag­te er, was ist ge­sche­hen?

Er­schro­cken auf­schrei­end, wand­te sie sich nach ihm um.

Jean! schrie sie. Was tun Sie hier? Wer ließ Sie her­ein? Was soll das hei­ßen?

Tar­zan war wie vom Blitz ge­trof­fen, aber in ei­nem Au­gen­blick er­riet er einen Teil der Wahr­heit.

Ha­ben Sie mich denn nicht ru­fen las­sen, Olga?

Sie ru­fen las­sen? Um die­se Zeit – mit­ten in der Nacht! Mein Gott, Jean, glau­ben Sie denn, dass ich ver­rückt bin?

François te­le­fo­nier­te mir, ich möch­te so­fort kom­men; Sie wä­ren in Ver­le­gen­heit und ver­lang­ten nach mir.

François? Wer in al­ler Welt ist François?

Er sag­te, er wäre Ihr Die­ner. Er sprach, als ob ich ihn ken­nen müs­se.

Ich habe kei­nen Die­ner, der François heißt. Es hat je­mand sich einen Scherz mit Ih­nen er­laubt, Jean! Und Olga lach­te.

Ich fürch­te, dass es ein sehr bö­ser Scherz ist, Olga, ant­wor­te­te er.

Was mei­nen Sie? Sie den­ken doch nicht etwa, dass … Wo ist der Graf? un­ter­brach er sie.

In der deut­schen Bot­schaft.

Das ist wie­der ein Streich Ihres eh­ren­wer­ten Bru­ders. Mor­gen wird der Graf es er­fah­ren. Er wird die Dienst­bo­ten be­fra­gen. Al­les lässt dar­auf schlie­ßen, dass – nun, dass der Graf den­ken wird, was Ro­koff wünscht. Der Schur­ke! rief Olga. Sie war auf­ge­stan­den und nahe an Tar­zan her­an­ge­tre­ten. Ängst­lich schau­te sie zu ihm hin­auf. In ih­ren fra­gen­den Au­gen war ein Aus­druck, wie ihn der Jä­ger in de­nen ei­nes ar­men, ge­hetz­ten Re­hes sieht. Sie zit­ter­te, und um sich auf­recht­zu­hal­ten, griff sie nach sei­nen brei­ten Schul­tern. Was sol­len wir tun, Jean? sag­te sie lei­se. Es ist schreck­lich! Mor­gen wird ganz Pa­ris es le­sen, – er wird schon da­für sor­gen.

In ih­rem Blick, ih­rer Hal­tung, ih­ren Wor­ten lag der be­red­te Hil­fe­ruf des be­dräng­ten Wei­bes an sei­nen na­tür­li­chen Be­schüt­zer, den Mann. Tar­zan nahm eine der klei­nen, war­men Hän­de, die an sei­ner Brust la­gen, in sei­ne ei­ge­nen, star­ken Hän­de. Das ge­sch­ah ganz un­will­kür­lich, und eben­so leg­te er sei­nen schüt­zen­den Arm um die Schul­tern der jun­gen Frau.

Das Er­geb­nis war elek­trisch. Nie­mals war er ihr so nahe ge­tre­ten. Wie über­rasch­te Schul­di­ge sa­hen sie ein­an­der plötz­lich in die Au­gen. Wo Olga de Cou­de hät­te stark sein sol­len, war sie schwach, denn sie drück­te sich fes­ter in des Man­nes Arme und schlang ihre ei­ge­nen um sei­nen Hals. Tar­zan aber nahm die schwerat­men­de Ge­stalt in sei­ne mäch­ti­gen Arme und be­deck­te ihre hei­ßen Lip­pen mit Küs­sen.

*

Raoul de Cou­de ent­schul­dig­te sich ei­lig bei sei­nem Gast­ge­ber, nach­dem er das Bil­lett ge­le­sen hat­te. Er gab ir­gend­ei­nen Grund für sein Fort­ge­hen an. Es war ihm al­les wie ver­schlei­ert vor den Au­gen bis zum Au­gen­blick, wo er auf der Schwel­le sei­nes Hau­ses stand. Dann aber wur­de er kalt­blü­tig und ging ru­hig und vor­sich­tig vor­an. Aus ei­nem ihm un­er­klär­li­chen Grun­de hat­te Jaques die Türe schon ge­öff­net, ehe er noch die Trep­pe halb­wegs er­stie­gen hat­te. In dem Au­gen­blick fiel es ihm al­ler­dings nicht wei­ter auf, doch er­in­ner­te er sich des­sen spä­ter.

Lei­se ging er die Trep­pe hin­auf bis zum Bou­doir. In der Hand hat­te er einen schwe­ren Spa­zier­stock. Er war ent­schlos­sen, den Räu­ber sei­ner Ehre nie­der­zu­schla­gen.

Olga sah ihn zu­erst. Mit ei­nem Schrei des Ent­set­zens riss sie sich aus Tar­zans Ar­men, und der Af­fen­mensch dreh­te sich ge­ra­de noch recht­zei­tig um, um einen schreck­li­chen Hieb, den de Cou­de nach sei­nem Kop­fe aus­führ­te, ab­zu­weh­ren. Ein­mal, zwei­mal, drei­mal saus­te der Stock mit Blit­zes­schnel­le auf ihn nie­der, aber je­der Schlag trug dazu bei, den Af­fen­menschen mehr in das Le­ben sei­nes Dschun­gels zu­rück­zu­ver­set­zen.

Mit dem Knur­ren ei­nes Rie­sen­af­fen sprang er auf den Mann. Den Stock riss er ihm aus der Hand und zer­brach ihn, als ob es ein Streich­holz wäre, und dann sprang er ihn wie ein ra­sen­des Tier an.

Olga de Cou­de schau­te ent­setzt der schreck­li­chen Sze­ne zu; dann aber sprang sie auf Tar­zan zu, der im Be­griff stand, ih­ren Gat­ten zu er­wür­gen und ihn schüt­tel­te wie ein Ter­ri­er eine Rat­te schüt­teln wür­de.

Sie riss wie wahn­sin­nig an sei­nen großen Hän­den. Hei­li­ge Mut­ter Got­tes! schrie sie, Sie tö­ten ihn, Sie tö­ten ihn! O Jean, Sie tö­ten mei­nen Mann!

Tar­zan war taub vor Wut. Plötz­lich schleu­der­te er den Kör­per auf den Bo­den, und dann er­hob er das brül­len­de Sie­ges­ge­schrei, das er im Ur­wald stets an­ge­stimmt hat­te, wenn er ein wil­des Tier er­legt hat­te. Als die­se schreck­li­chen Töne im Palast des Gra­fen de Cou­de er­klan­gen, wo sie bis in den Kel­ler und un­ters Dach dran­gen, erb­lass­ten und zit­ter­ten die Be­dien­ten. Die Grä­fin aber sank be­bend ne­ben dem Kör­per ih­res Gat­ten auf die Knie.

Lang­sam schwand die rote Vi­si­on vor Tar­zans Au­gen. Die Din­ge nah­men wie­der Ge­stalt an, und er selbst fing wie­der an, wie ein zi­vi­li­sier­ter Mensch aus­zu­se­hen. Sein Blick fiel auf die Ge­stalt der kni­en­den Frau.

Olga! flüs­ter­te er.

Sie schau­te auf; aber wäh­rend sie ge­glaubt hat­te, in die wahn­sin­ni­gen Au­gen ei­nes Mör­ders zu se­hen, er­blick­te sie Tar­zan trau­rig und zer­knirscht.

O Jean! rief sie. Se­hen Sie, was Sie ge­tan ha­ben! Er war mein Mann. Ich lieb­te ihn, und Sie ha­ben ihn ge­tö­tet!

Tar­zan hob den schlaf­fen Kör­per des Gra­fen de Cou­de be­hut­sam auf und trug ihn auf ein Ru­he­bett. Dann leg­te er sein Ohr an des Man­nes Brust.

Et­was Ko­gnak, Olga! sag­te er.

Sie brach­te ihn und flö­ßte dem Gra­fen et­was da­von zwi­schen die Lip­pen ein. Jetzt kam ein schwa­cher Hauch aus sei­nem Mun­de. Der Kopf dreh­te sich, und de Cou­de stöhn­te.

Er wird nicht ster­ben, sag­te Tar­zan. Gott sei Dank! Wa­rum ta­ten Sie das, Jean? frag­te sie.

Ich weiß es nicht. Er schlug mich und da er­griff mich die Wut. Ich habe es so bei den Af­fen mei­nes Stam­mes ge­se­hen. Ich habe Ih­nen mei­ne Ge­schich­te nie­mals er­zählt, Olga. Es wäre bes­ser ge­we­sen, Sie hät­ten sie ge­kannt. Dann wäre dies nicht so ge­kom­men. Ich habe mei­nen Va­ter nie ge­se­hen. Die ein­zi­ge Mut­ter, die ich je ge­kannt habe, war eine wil­de Men­schenäf­fin. Bis zu mei­nem fünf­zehn­ten Jah­re habe ich nie ein mensch­li­ches We­sen ge­se­hen. Ich war zwan­zig Jah­re alt, als ich den ers­ten wei­ßen Men­schen sah. Es ist noch nicht viel mehr als zwei Jah­re, da war ich noch ein nack­tes Raub­tier in ei­nem afri­ka­ni­schen Dschun­gel.

Be­ur­tei­len Sie mich nicht zu streng. In ei­ner so kur­z­en Zeit kann ein ein­zel­ner Mensch sich nicht so um­wan­deln, wie es die wei­ße Ras­se in zahl­lo­sen Zeit­al­tern ge­tan hat.

Ich spre­che gar kein Ur­teil über Sie aus, Jean. Mein ist die Schuld. Ge­hen Sie jetzt, – er darf Sie nicht se­hen, wenn er das Be­wusst­sein wie­der­er­langt. Adieu! Kum­mer­voll und mit ge­senk­tem Kopf schritt Tar­zan aus dem Palast des Gra­fen de Cou­de.

So­bald er drau­ßen war, nah­men sei­ne Ge­dan­ken eine be­stimm­te Form an, und bald wuss­te er, was er jetzt in ers­ter Li­nie tun woll­te. Zwan­zig Mi­nu­ten spä­ter trat er in ein Po­li­zei­bü­ro un­weit der Mau­lestra­ße. Hier fand er einen der Po­li­zis­ten, mit de­nen er vor meh­re­ren Wo­chen zu­sam­men­ge­sto­ßen war.

Der Po­li­zist freu­te sich, den Mann wie­der­zu­se­hen, der ihn da­mals so rau be­han­delt hat­te. Nach ei­nem kur­z­en Ge­spräch frag­te Tar­zan ihn, ob er schon ein­mal et­was von Ni­ko­laus Ro­koff und Ale­xei Paw­lo­wi­tsch ge­hört habe.

Schon oft ge­nug, mein Herr! Bei­de ste­hen auf un­se­ren Lis­ten, aber da jetzt nichts ge­gen sie vor­liegt, so be­gnü­gen wir uns, sie zu über­wa­chen, um sie, so­bald es nö­tig ist, fas­sen zu kön­nen. Wes­halb fra­gen Sie?

Ich ken­ne sie, sag­te Tar­zan. Ich möch­te Herrn Ro­koff in ei­ner klei­nen ge­schäft­li­chen An­ge­le­gen­heit spre­chen. Ich wäre Ih­nen dank­bar, wenn Sie mir sei­ne Woh­nung an­ge­ben woll­ten.

Ei­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter ver­ab­schie­de­te er sich von dem Po­li­zis­ten und ging mit ei­nem Strei­fen Pa­pier in der Ta­sche, auf dem die Adres­se ver­zeich­net war – die Gau­ner wohn­ten in ei­nem ziem­lich an­stän­di­gen Vier­tel – schnell zu der nächs­ten Hal­te­stel­le von Au­to­drosch­ken.

Ro­koff und Paw­lo­wi­tsch wa­ren in ihre Zim­mer zu­rück­ge­kehrt und un­ter­hiel­ten sich über den wahr­schein­li­chen Aus­gang der Er­eig­nis­se des heu­ti­gen Abends. Sie hat­ten an zwei Mor­gen­zei­tun­gen te­le­fo­niert, von de­nen sie je­den Au­gen­blick einen Ver­tre­ter er­war­te­ten, um sie über den Skan­dal zu un­ter­rich­ten, der mor­gen in ganz Pa­ris Auf­se­hen er­re­gen soll­te.

Auf der Trep­pe wur­den schwe­re Schrit­te hör­bar.

Ach, die­se Zei­tungs­men­schen sind doch pünkt­lich! sag­te Ro­koff, und als es an ihre Tür klopf­te, rief er: He­rein!

Das Lä­cheln des Will­kom­mens er­starr­te auf des Rus­sen Ge­sicht, als er in die har­ten grau­en Au­gen des Be­su­chers blick­te.

Don­ner­wet­ter, rief er, in­dem er auf­sprang. Was führt Sie hier­her?

Set­zen Sie sich, sag­te Tar­zan so lei­se, dass man kaum die Wor­te hö­ren konn­te, aber in ei­nem sol­chen Tone, dass Ro­koff sich wie­der nie­der­ließ und Paw­lo­wi­tsch es nicht wag­te, auf­zu­ste­hen.

Sie wis­sen, was mich hier­her­führt, fuhr er in dem­sel­ben lei­sen Tone fort. Ei­gent­lich soll­te ich Sie ver­nich­ten, aber da Sie Ol­gas Bru­der sind, so will ich das jetzt nicht tun. Ich gebe Ih­nen die Mög­lich­keit, Ihr Le­ben noch ein­mal zu ret­ten. Paw­lo­wi­tsch kommt ei­gent­lich kaum in Be­tracht, denn er ist nur ein klei­nes Werk­zeug in Ihren Hän­den, und so wer­de ich ihn nicht tö­ten, so­lan­ge ich Sie am Le­ben las­se. Wenn ich Sie bei­de le­bend in die­sem Zim­mer be­las­sen soll, so müs­sen Sie zwei­er­lei tun. Ers­tens müs­sen Sie ein voll­stän­di­ges Ge­ständ­nis von Ih­rer Be­tei­li­gung an dem Kom­plott von heu­te Abend nie­der­schrei­ben und es un­ter­zeich­nen. Zwei­tens müs­sen Sie mir un­ter To­dess­tra­fe ver­spre­chen, kein Wort von die­ser An­ge­le­gen­heit in die Zei­tun­gen zu brin­gen. Wenn Sie nicht bei­des tun, so wird kei­ner von Ih­nen mehr am Le­ben sein, wenn ich wie­der zu die­ser Türe hin­aus­ge­he. Ha­ben Sie ver­stan­den?

Und ohne eine Ant­wort ab­zu­war­ten, fuhr er fort: Be­ei­len Sie sich. Da ist Tin­te, Pa­pier und Fe­der.

Ro­koff nahm einen trot­zi­gen Aus­druck an. Durch eine her­aus­for­dern­de Mie­ne woll­te er Tar­zan zei­gen, dass er sei­ne Dro­hun­gen nicht fürch­te. Im sel­ben Au­gen­blick aber fühl­te er des Af­fen­menschen Stahl­fin­ger und Paw­lo­wi­tsch, der aus­zu­rei­ßen ver­such­te, wur­de in die Höhe ge­ho­ben und in eine Ecke ge­schleu­dert, wo er lie­gen blieb.

Als Ro­koff an­fing, im Ge­sicht blau zu wer­den, ließ Tar­zan ihn los und schob ihn auf den Stuhl zu­rück.

Ro­koff starr­te den Mann, der ihm ge­gen­über­stand, fins­ter an. Jetzt kam Paw­lo­wi­tsch wie­der zu sich und hin­k­te auf Tar­zans Be­fehl müh­sam zu sei­nem Stuhl zu­rück.

Jetzt schrei­ben Sie, sag­te der Af­fen­mensch. Wenn es nö­tig ist, Sie noch ein­mal so zu be­han­deln, so wird es nicht mehr so ge­lin­de ab­lau­fen.

Ro­koff nahm eine Fe­der und fing an zu schrei­ben.

Ach­ten Sie dar­auf, dass Sie kei­ne Ein­zel­heit ver­ges­sen und dass Sie je­den Na­men er­wäh­nen! mahn­te Tar­zan.

Jetzt wur­de an die Tür ge­klopft.

He­rein! sag­te Tar­zan.

Ein fei­ner, jun­ger Mann trat ein. Ich bin vom „Ma­tin“,1 sag­te er. Ich neh­me an, dass Herr Ro­koff eine Ge­schich­te für mich hat.

Da­rin ha­ben Sie sich ge­irrt, mein Herr, sag­te Tar­zan. Sie ha­ben doch kei­ne Ge­schich­te zur Ver­öf­fent­li­chung, nicht wahr, mein lie­ber Ni­ko­laus?

Ro­koff sah mit ei­nem häss­li­chen, fins­te­ren Blick auf. Nein, brumm­te er, ich habe kei­ne Ge­schich­te zur Ver­öf­fent­li­chung – jetzt nicht.

Auch spä­ter nicht, mein lie­ber Ni­ko­laus.

Der Re­por­ter sah das dro­hen­de Leuch­ten in des Af­fen­menschen Au­gen nicht, wohl aber Ro­koff.

Über­haupt nicht, wie­der­hol­te Tar­zan has­tig, und sich zu dem Zei­tungs­mann wen­dend:

Ich be­dau­re, dass Sie sich um­sonst be­müht ha­ben. Ich wün­sche Ih­nen gu­ten Abend.

In­dem er sich ver­beug­te, ge­lei­te­te er den jun­gen Mann hin­aus und schloss ihm die Türe vor der Nase zu. Eine Stun­de spä­ter ging Tar­zan mit ei­nem ziem­lich um­fang­rei­chen Ma­nu­skript in der Ta­sche aus Ro­koffs Zim­mer.

An Ih­rer Stel­le wür­de ich Frank­reich ver­las­sen, sag­te er, denn frü­her oder spä­ter wer­den Sie mich zwin­gen, Sie zu be­sei­ti­gen, und das wird so ge­sche­hen, dass Ihre Schwes­ter da­durch nicht bloß­ge­stellt wird.

1 Le Ma­tin (deutsch „Der Mor­gen“) war eine fran­zö­si­sche Ta­ges­zei­tung. <<<

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
351 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783962817961
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu