Kitabı oku: «Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere», sayfa 4
Schließlich aber wurde er von der Richtigkeit seiner ersten Vermutung überzeugt.
Am Nachmittag schwang Tarzan sich hinauf in das Geäst der Bäume: Er hatte einen Hirsch bemerkt, und schon sauste seine Schlinge um des Tieres Nacken. Dann rief er Sheeta mit demselben schnurrenden Laut, mit dem er heute den Argwohn dieses wilden Tieres besänftigt hatte. Nur etwas schriller klang es, so etwa, wie er es gehört hatte, wenn Leoparden nach gemeinsamer Jagd sich in ihre Beute teilen.
Unmittelbar darauf krachte es im Unterholz, und der schlanke, geschmeidige Leib seines so eigenartigen Wandergefährten zwängte sich hindurch.
Wie er Bara erblickte, und ihm die Witterung frischen Blutes in die Nase stieg, gab er einen schrillen Laut von sich, und schon im nächsten Augenblick stürzten sich beide zu wildem Schmause über die zarte Fleischbeute.
Einige Tage streiften die sonderbaren Jagdgenossen zusammen durch den Dschungel. Einer teilte des anderen Beute, und so »speisten« sie oft und reichlich.
Sie waren eines Tages gerade dabei, einen von Sheeta erlegten Eber zu verzehren, als plötzlich Numa, der Löwe, schrecklich und furchtbar durch das hohe Gras nahte.
Mit Gebrüll sprang er hervor. Er schien es vor allem auf die saftige Beute seiner Nachbarn abgesehen zu haben. Sheeta flüchtete in das nahe Dickicht, während Tarzan mit einem Satz in den unteren Ästen eines Baumes verschwunden war.
Hier nahm er sein Grasseil von der Schulter und machte sich zum Wurf bereit. Numa stand stolz und herausfordernd auf den Resten des Ebers, doch da wand sich auch schon das feste Wurfseil um Mähne und Hals. Tarzan zog mit einem heftigen Ruck die Schlinge straff zu und riss den Löwen, trotzdem er sich verzweifelt zu wehren suchte, mit aller Gewalt nach oben, bis er kaum noch mit seinen Hinterpranken den Boden berührte.
Rasch das Seil an einem starken Ast festgemacht – und schon war Sheeta unten zur Stelle, den er inzwischen mit einem schrillen Schrei zurückgerufen. Tarzan sprang zur Erde und sogleich auf Numa, den Wütenden, um ihm mit seinem langen Steindolch den Garaus zu machen. Sheeta kam von der anderen Seite zu Hilfe; seine Tatzen gruben sich tief in die Weichen des Löwen.
Und noch ehe der König der Tiere mit seinen mächtigen Krallen die Fesseln zerfetzen konnte, hing er tot in der Schlinge.
Wie aus einer Kehle erhob sich das Siegergebrüll des Affenmenschen und des Leoparden über den Dschungel. Und als es in einem langgezogenen fürchterlichen Klageschrei erstarb, da horchte eine buntbemalte Kriegerschar unten am Strande auf: Sie hatten eben das lange Boot ans Land gezogen und wollten in den Dschungel rücken – –
Mugambi, der Häuptling der Wagambi
So oft Tarzan bisher das ganze Küstengebiet der Insel durchstreift hatte und dann an einigen Stellen auch ins Innere eingedrungen war, wurde es ihm immer wieder zur Gewissheit, dass hier kein menschliches Wesen wohnte.
Ein Irrtum schien ihm ausgeschlossen, denn nie konnte er auch nur die geringste Spur entdecken, die wenigstens auf einen vorübergehenden Aufenthalt von Menschen an diesen Gestaden hätte schließen lassen. Er wusste allerdings auch, dass die üppige Tropenvegetation allzu rasch alles und jedes unter sich begräbt, was nicht als festgegründetes und hochragendes Wahrzeichen schaffender Menschenhand längere Lebensdauer verspricht.
Am Tage nach Numas Tod stießen Tarzan und Sheeta auf Akut und dessen Stamm. Als diese den Leoparden erblickten, nahmen sie Reißaus, doch kamen sie nach einiger Zeit auf Tarzans Zureden zurück.
Es war ihm eingefallen, dass er schließlich den Versuch machen könne, die alten Erbfeinde miteinander zu versöhnen. Er begrüßte überhaupt jede Ablenkung von seinen oft trüben Gedanken, die ihm besonders in Stunden der Untätigkeit zu schaffen machten.
Die Mitteilung seines Planes an die Affen schien ihm keineswegs besonders schwierig, wenn ihr ganzer Sprachschatz auch nur mit dem Allernötigsten und Einfachsten rechnete. Anders stand es da mit dem kleinen und auf heimtückische Überfälle eingestellten Hirn Sheetas! Ihm begreiflich zu machen, dass er von jetzt an statt Jäger Jagdgenosse seiner natürlichen Erbfeinde sein sollte, das schien selbst über die Kraft des Affenmenschen zu gehen.
Tarzan hatte unter seinen bekannten Waffen einen handfesten Knüttel; den nahm er jetzt und bearbeitete mit ihm das knurrende Katzentier, nachdem er ihm zur Sicherung seine Schlinge um den Hals geworfen hatte. Er wollte so dem Tiere gleichsam einhämmern, dass es die großen zottigen, menschenähnlichen Geschöpfe auf keinen Fall angreifen dürfe. Diese rückten noch näher heran, als sie die Bedeutung der Schlinge um Sheetas Nacken erfasst hatten.
Es war wie ein Wunder, dass die Katze sich nicht mit rascher Wendung auf Tarzan stürzte und ihn zerriss; doch lag das wohl daran, dass der Affenmensch zweimal ihr drohendes Geknurr mit einem mächtigen Schlag auf ihre empfindliche Nase beantwortet hatte. Er rechnete damit, ihr so am besten nachhaltigen Respekt vor dem Knüttel und den Affentieren, die hinter ihm standen, einzuflößen.
Fraglich scheint es jedoch, ob die ursprüngliche Veranlassung der Anhänglichkeit des Tieres an Tarzan auch hier noch dem Leoparden deutlich bewusst war, wenn auch zweifellos hierbei unterbewusste Strömungen – durch das gemeinsame Leben erhalten und gefördert – eine große Rolle spielten. Denn jedem anderen würde Sheeta an den Hals gesprungen sein, wenn er ihm zugemutet hätte, sich durch Züchtigung mit bloßer Hand einschüchtern zu lassen.
Dann mochte auch die unheimliche Macht menschlichen Verstandes ihre unsichtbaren Fesseln dieser Kreatur aufgezwungen haben; in ihr lag letzten Endes überhaupt der Schlüssel zu der eigenartigen Überlegenheit Tarzans über Sheeta wie über all die anderen wilden Tiere des Dschungels, die in ihm ihren unüberwindlichen Beherrscher erkennen mussten. – Sei dem wie ihm wolle: Leopard und Großaffen durchstreiften ihre Jagdgründe Seite an Seite, griffen gemeinsam ihre Opfer und teilten sich in die Beute.
Und keiner von dem ganzen wilden Trupp tat schrecklicher in allem mit, als dieses glatthäutige, mächtige Tier, das noch vor einigen Monaten eine bekannte und beliebte Erscheinung in der Londoner Gesellschaft gewesen.
Bisweilen trennten sich die Tiere auch für ein paar Stunden oder einen Tag, wenn sie irgendetwas Besonderes vorhatten. So war der Affenmensch einmal auf halber Höhe der Bäume durch den Wald nach dem Strande geklettert und hatte sich dort in der heißen Mittagssonne in den Sand gestreckt.
Zwei scharfe Augen lugten von einem niedrigen Hügel am Wasser auf ihn herab …
Fürs erste füllten diese Augen sich mit einem Ausdruck des Erstaunens: Was sollte dieser starkknochige weiße Mensch hier in der glühenden Tropensonne? Warum war er nackend und ging wie ein Wilder daher? Dann wurde ein Zeichen nach rückwärts gemacht; sogleich richteten sich zwei andere Augen hinunter auf den Affenmenschen, und immer mehr und mehr tauchten auf, bis ein ganzer Trupp bunt aufgeputzter Krieger auf dem Bauche liegend den Kamm des Hügels säumte. Kampflüstern machten sie sich an den weißhäutigen Fremdling heran.
Der Wind kam ihnen entgegen und trug Tarzan deshalb ihren Geruch nicht zu. Er lag halb mit dem Rücken gegen sie, merkte es also nicht, als sie vom Hügel herab und durch das hoch emporgewucherte Gras auf sein Strandlager zu schlichen. Es waren alles zusammen wilde, ungeschlachte Burschen: Ihr fremdartiger Kopfputz, die grotesk bemalten Gesichter und das ganze Drum und Dran von Metallschmuck und buntschillernden Federn verstärkten diesen Eindruck noch. Als sie den Hügel hinter sich hatten, rückten sie vorsichtig Schritt für Schritt in geduckter Haltung näher und näher an den weißen Mann heran, der sich so ahnungslos im Sande sonnte. Drohend schwangen sie ihre schweren Kampfkeulen.
Tarzan litt wieder einmal sehr unter seiner ihn tief bedrückenden Schwermut, die in den Sorgen um sein und der Seinen Schicksal ihre Nahrung fand und seine sonst so scharfen Sinne gleichsam umschleierte. Daher hatte er es auch gar nicht bemerkt, dass er nicht mehr allein am Strande war; ja um ein Haar wären die Wilden unbemerkt über ihn hergefallen … Er war jedoch sofort auf den Beinen, als er mit einem Male merkte, dass irgendetwas hinter seinem Rücken vorging; denn etwas Verdächtiges hören und im Bruchteil einer Sekunde mit allen Fasern zum Handeln bereit zu sein, das steckte ihm in Fleisch und Blut. Mit gellendem Geschrei und geschwungenen Keulen stürmten die Wilden heran, doch gleich den vordersten erledigte er mit einem gewaltigen Schlag. Schon umringten sie den hochragenden, sehnigen Gegner, doch dessen wuchtiger Knüttel sauste rechts und links und überall auf sie nieder und warf ihre Reihen in wilder Panik zurück.
In einiger Entfernung berieten die Überlebenden, was nun zu tun sei. Der Affenmensch erwartete jedoch ruhig und mit verschränkten Armen ihren neuen Angriff. Diesmal rückten sie mit ihren verderbenbringenden Speeren an, und bald hatten sie Tarzan in einem engen Halbkreis vom Dschungel her umzingelt.
Wenn sie ihn jetzt alle auf einmal mit einem Hagel von Speeren überschüttet hätten, wäre er kaum lebend davongekommen. Wollte er also nicht die Kette der Wilden in rasendem Ansturm durchbrechen, so blieb ihm nur das Meer in seinem Rücken als einziger Rettungsweg.
Seine Lage war geradezu verzweifelt. Doch plötzlich verzog sich das Lächeln, das immer noch nicht von seinem Gesicht gewichen war, zu einem breiten Lachen. Die Schwarzen hielten sich immer noch zurück: Mit großem Getöse und unter gellendem Geheul sprangen sie in wildem Kriegstanze auf und nieder; man hörte dazwischen deutlich, wie die nackten Füße klatschend den Boden berührten. Ein seltsames Schauspiel!
Doch mit einem Male erhob der Affenmensch seine Stimme zu einem langanhaltenden unheimlichen Kampfruf. Wie vom Schlage gerührt brachen die Schwarzen ihre Tanzerei ab, und ängstlich fragend suchte einer des anderen Blick. Das war ein Brüllen, wie sie es bisher noch nie vernommen hatten, ein Brüllen, dem selbst ihr wütendes Kampfgeheul nicht gleichkam. Keiner Menschenkehle konnte solch furchtbarer Ruf sich entringen, das musste ein Raubtier gewesen sein –, und doch sahen sie es mit eigenen Augen, wie der weiße Mann immer noch aus weit geöffnetem Munde den schreckengebietenden Kampfruf über den Dschungel jagte.
Nach ein paar Sekunden freilich wich die Erstarrung, und in geschlossener Kette tanzten sie ihrem Opfer immer näher und näher. Ein plötzliches Brechen im Dschungelgestrüpp rückwärts hemmte von Neuem ihre Schritte. Was da auftauchte, ließ ihnen vor Entsetzen fast die Augen aus ihren Höhlen treten, und wohl manch mutigeres Herz, als es den Wagambi in der Brust schlug, würde bei diesem Anblick auch gezittert haben.
Ein stattlicher Leopard sprang mit funkelnden Augen und kampfwütigen Pranken vom Dschungelrande herab, und hinter ihm polternd eine Horde riesiger Menschenaffen, halbgebückt über ihren kurzen krummen Beinen, mit den langen Armen die Erde berührend. Schwer lastete ihr wuchtiger Oberkörper auf dem kantigen Unterbau, und unbeholfen kamen sie vom Dschungel herüber.
Tarzans Tiere waren dem Rufe ihres mächtigen Gefährten gefolgt!
Und noch ehe sich die Wagambi von ihrer Bestürzung erholen konnten, war ihr Schicksal besiegelt: Von beiden Seiten brach das Unheil über sie herein, hier die zähnefletschenden Tiere und dort der Affen-Tarzan.
Zwar empfing diese ein Hagel von Speeren und mächtigen Keulen, zwar mussten auch einige Affen ihr Leben lassen, aber – die Krieger von Ugambi waren nicht mehr.
Nur ein einziger Krieger war nach jenem grasüberwucherten Hügel entkommen …
Dieser eine war Mugambi, der Häuptling der Wagambi aus dem Lande Ugambi. Als er in dem üppigen Pflanzendickicht verschwand, folgten ihm nur die scharfen Augen des Affenmenschen, der vom Hügelkamm genau die eingeschlagene Richtung erkennen konnte.
Er nahm unverzüglich die Verfolgung des einzigen Überlebenden auf. Kaum war er am jenseitigen Abhang der Hügelkuppe, als ihm auch schon die Gestalt des Flüchtenden wieder in Sicht kam. Mit raschen Sprüngen suchte jener das lange Kanu zu erreichen, das an den Strand gezogen und so gegen die gischtende Brandung gesichert war.
Lautlos wie dessen eigener Schatten sprang der Affenmensch dem von Entsetzen gefolterten Schwarzen näher. Ein neuer Plan war bei dem Anblick des Bootes jäh in ihm aufgeschossen: Waren diese Leute von einer anderen Insel oder gar vom Festland hierher gekommen, warum sollte er da nicht alles nutzen, was in ihren Kräften stand, mit ihnen den gleichen Weg zurück einzuschlagen? Kamen sie von einer Insel, so würden sie ohne Zweifel ab und zu sicher einen Beutezug nach dem Festland unternehmen. Vielleicht aber hatten sie überhaupt festen afrikanischen Boden unter den Füßen.
Eine mächtige Hand legte sich schwer auf die Schulter des flüchtenden Mugambi, noch ehe er gewahr wurde, dass ihn jemand verfolgte. Er wandte sich um und wollte sich mit geballter Faust zur Wehr setzen. Doch im Augenblick, in dem er zum Verteidigungsschlag weit ausholte, wurde er von seinem riesigen Verfolger zu Boden geworfen.
Tarzan redete ihn in der Sprache der Westafrikaner an. Wer bist du? fragte er.
Mugambi, der Häuptling der Wagambi, erwiderte der Schwarze.
Ich will dich am Leben lassen, fuhr Tarzan fort, wenn du mir hilfst, von dieser Insel wegzukommen. Wie stellt du dich dazu?
Helfen will ich schon, entgegnete Mugambi, aber jetzt habt ihr mich um alle meine Krieger gebracht … Ich weiß nicht einmal, ob ich selbst je dies Land verlassen kann. Wer soll denn rudern? Und ohne viele kräftige Ruderer bringen wir das Kanu niemals über das große Wasser …
Tarzan erhob sich und bedeutete dem Schwarzen, das gleiche zu tun. Der Schwarze war ein wohlgebauter stattlicher Mann in voller Kraft, äußerlich so recht das Gegenstück zu der glänzenden Erscheinung des Weißen vor ihm.
Komm mit, sagte der Affenmensch. Er schlug die Richtung ein, aus der das Knurren und Schreien zu hören war. Mugambi fuhr zurück …
Sie werden uns zerreißen, sagte er.
Das denke ich nicht, erwiderte Tarzan. Die Tiere gehören mir …
Noch immer zögerte der Schwarze in der Vorstellung des Entsetzens, das ihn erwarten musste, wenn er sich in die Reichweite jener schrecklichen Bestien begäbe. Aber Tarzan zwang ihn zum Mitgehen, und bald hatten sie vom Dschungelsaum aus das ganze Schauspiel am Meeresstrande vor sich. Erst begrüßten die Tiere die beiden mit drohendem Geknurr, doch Tarzan ging unerschrocken an sie heran, den zitternden Wagambihäuptling nach sich zerrend.
Wie er die Affen mit Sheeta versöhnt hatte, so sollten sie auch Mugambi in ihre Reihen aufnehmen. Er brachte ihnen das viel leichter bei. Nur Sheeta schien absolut nicht begreifen zu können, dass man ihn herbeigerufen hatte, um Mugambis Krieger zu zerfleischen, und dass es jetzt nicht erlaubt sein sollte, mit Mugambi auf gleiche Weise kurzen Prozess zu machen. Er war jedoch gerade satt und begnügte sich damit, den vor Entsetzen an die Stelle gebannten Wilden zu umkreisen. Sein tiefes, drohendes Geknurr und die funkelnden, fast enttäuschten Augen, die kaum einen Moment von dem Schwarzen abließen, sagten aber genug.
Als Mugambi dann sah, wie der Riesenmensch mit bloßer Hand dem wütenden und unbarmherzigsten Dschungeltier einen Schlag versetzte, traten ihm seine Augen förmlich aus den Höhlen, und das Misstrauen, das er bisher diesem starken weißen Manne im Stillen entgegengebracht hatte, wandelte sich in fast göttliche Verehrung.
Die Dressur Sheetas machte so gute Fortschritte, dass Mugambi ihm bald nicht mehr zu den Geschöpfen zu gehören schien, die ihm zur Befriedigung seines Hungers bestimmt waren. Auch der Schwarze fühlte sich jetzt in seiner Gesellschaft ein wenig sicherer.
Dass Mugambi freilich in dieser neuen Umgebung sich besonders wohl gefühlt hätte, davon konnte nicht die Rede sein. So oft nur das eine oder andere von diesen wilden Tieren Anstalten machte, ihn etwas näher zu betrachten, ließ er seine Augen angsterfüllt in der Runde herumwandern, sodass man fast immer nur das Weiße in ihnen sah.
Und jedes Mal, wenn Tarzan mit Mugambi, Sheeta und Akut einem Hirsche auflauerten und die vier sich gemeinsam auf den Wink des Affenmenschen über das zu Tode gehetzte Wild hermachten, meinte der Schwarze wieder, das arme Opfer sei nur vor lauter Schreck tot zusammengebrochen, noch ehe eine der großen Bestien zugepackt hatte.
Mugambi röstete sich das Beutefleisch unter offenem Feuer, während Tarzan, Sheeta und Akut mit ihrem scharfen Gebiss über die rohen Stücke herfielen und sich gehörig anknurrten, wenn einer den Anteil des anderen zu schmälern suchte.
Es darf nach alledem auch nicht Wunder nehmen, dass in dem ganzen Verhalten des weißen Mannes weit mehr Gemeinsames mit den Raubtiernaturen als mit dem wilden schwarzen Krieger zutage trat. Wir alle zusammen stehen ja unter der Macht der Gewohnheit: und würde der scheinbare Zwang, der uns zu immer veränderten Bahnen und Formen treibt, einmal nicht mehr in uns wohnen, so würden wir naturnotwendig und leicht in Sitten und Gebräuche zurückfallen, die früheres Herkommen und frühere lange Gewohnheit uns gleichsam wie einen untilgbaren Stempel aufgedrückt haben.
Mugambi hatte von Kind auf kein Stückchen rohes Fleisch über die Zähne gebracht, während Tarzan jede irgendwie zubereitete Nahrung bis fast zum Eintritt ins Mannesalter nicht angerührt hatte. Erst in den letzten Jahren hatte er gekochtes oder gebratenes Fleisch zu sich nehmen müssen. Jetzt aber hatte ihn nicht allein die Gewohnheit seiner früheren Lebenszeit zum Genuss rohen Fleisches getrieben, nein, eine richtige heiße Gier danach war über ihn gekommen. Fleisch, irgendwie zubereitet, war für ihn so viel wie verdorbenes Fleisch, nicht zu vergleichen mit der warmen, saftigen Fülle, die ihm aus dem Fleische einer eben erlegten Beute entgegendampfte.
Dass ihm rohes Fleisch schmeckte, das er noch vor Wochen einfach verscharrt hätte, und dass er sogar kleine Nagetiere und Kerbtiere mit Behagen verzehrte, ist gewiss für uns, die wir immer als »zivilisierte Menschen« gelebt haben, so etwas wie eine Revolution des Geschmackes. Hätten wir aber als Kinder gelernt, derlei zu essen und es überall in unserer Umgebung nicht anders gesehen, so würde diese Kost uns zum mindesten nicht schlechter bekommen sein als viele unserer feinsten Leckerbissen, über die ein Wilder in Afrika die Nase rümpft.
Unweit vom Rudolf-See lebt z. B. ein Stamm, der im Gegensatz zu seiner nächsten Nachbarschaft Hammel-und Rindfleisch gar nicht anrührt. Und nicht weit von dort ergötzt sich wieder ein anderer Stamm besonders gern an Eselfleisch; man stellt mit diesem sonst allgemein dort verachteten Brauche geradezu die Anschauungen aller anderen auf den Kopf. Wer möchte also nun behaupten, dass Schnecken, Froschschenkel oder rohe Austern weniger ekelerregend sind als Kerbtiere, oder dass der Appetit auf rohe Austern etwas Normales, der Genuss einer sauberen blutwarmen Hirschkeule etwas Ungeheuerliches sei?
In den nächsten Tagen webte sich Tarzan aus allerlei Pflanzenfasern des Waldes ein Segel für das Boot, denn er hatte wenig Hoffnung, den Affen das Rudern beizubringen. Zwar war es ihm gelungen, einige wenigstens zum Besteigen des Bootes zu bewegen und dann mit Mugambi in der durch Riffe und Klippen fast abgeschlossenen und ruhigen Bucht ein paar kleine Probefahrten zu veranstalten. Als sie dann ihm und Mugambi die Ruderbewegungen mit den Armen nachmachten, gab er ihnen die Ruder in die Hand. Doch scheiterte alles an der mangelnden Ausdauer der Neulinge, man hätte es schon auf eine wochenlange Geduldsprobe ankommen lassen müssen, um sie mit dem neuen Gerät vertraut zu machen. Und dabei war es noch fraglich, ob sie dann im Ernstfalle überhaupt mitgemacht und auf die Dauer durchgehalten hätten. Nur Akut bildete eine rühmliche Ausnahme. Seine Intelligenz entpuppte sich auch hier als der seiner Stammesgenossen völlig überlegen, ja er legte von Anfang an ein verblüffendes Interesse für diesen neuen »Sport« an den Tag. Er schien den Sinn des Ganzen sogleich zu erfassen, und als Tarzan dies merkte, scheute er die Mühe nicht, ihn über den vorteilhaftesten Gebrauch der Ruder aufzuklären, wiewohl in der so unentwickelten Menschenaffensprache die passenden Worte schlecht zu finden waren.
Von Mugambi erfuhr Tarzan, dass das Festland gar nicht weit von dieser Insel entfernt sei. Die Wagambi-Krieger waren durch Sturm vom Land her und infolge hohen Seegangs abgetrieben worden. Sie waren die ganze Nacht gerudert, in der Meinung, das Boot halte den Kurs auf ihr Heimatgestade. Mit Freudengeschrei hatten sie dann bei Sonnenaufgang das Land begrüßt, in dem sie ihr Ziel, das Festland, vermuteten. Erst allmählich sei ihnen klar geworden, dass sie auf eine Insel verschlagen worden seien. Sie hatten aber noch nicht den Mut gehabt, sich abermals dem wilden Meere anzuvertrauen.
Dem Segel traute der Wagambihäuptling gar nicht recht, denn er hatte noch nie etwas Derartiges gesehen. Sein Land lag der Beschreibung nach ziemlich weit oberhalb der Mündung des breiten Ugambi-Stromes, auf dessen Fluten er sich als erster seines Volkes bis zum Meere vorgewagt hatte.
Tarzan war gleichwohl fest überzeugt, mit guter Westbrise auch in dem kleinen Boot das Festland zu erreichen. Schließlich schien es ihm besser, unterwegs zugrundezugehen als ewig auf dieser Insel bleiben zu müssen. Hier konnte man mit der Landung eines Schiffes überhaupt nicht rechnen, denn sicher war die Insel nicht einmal auf irgendeiner Karte eingezeichnet. Bei dem ersten günstigen Wind machte er das Kanu flott. Noch niemals aber war ein Boot mit solch eigenartigen und schreckengebietenden Insassen unter Segel gegangen: Der wilde »Kapitän« nahm Mugambi, Akut, Sheeta, den Leoparden, und ein Dutzend riesiger Affenmänner vom Stamme Akuts mit sich!
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