Kitabı oku: «Tarzan – Band 4 – Tarzans Sohn», sayfa 2

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Ajax, der dressierte Affe

Mis­ter Ha­rold Moo­re war ein ge­bil­de­ter jun­ger Herr, sehr flei­ßig, aber auch schon ein we­nig gries­grä­mig, er nahm sich selbst sehr ernst, nicht min­der sein gan­zes Le­ben und sei­nen Be­ruf. Er war als Haus­leh­rer zur Er­zie­hung des jun­gen Soh­nes ei­nes bri­ti­schen Lords en­ga­giert wor­den, und da er bald zu der Über­zeu­gung ge­kom­men war, dass sein Zög­ling nicht die Fort­schrit­te mach­te, die des­sen El­tern mit Recht er­war­ten muss­ten, trug er ei­nes Ta­ges der Mut­ter des Jun­gen ge­wis­sen­haft sei­ne Be­den­ken vor.

Ich kann nicht be­haup­ten, dass der Jun­ge nicht ge­weckt und klug ist, mein­te Mr. Moo­re. Wäre dies der Fall, könn­te ich be­stimmt auf Er­fol­ge hof­fen, denn ich wür­de alle mei­ne Kräf­te da­für ein­set­zen, um die­se Schwä­chen aus­zu­glei­chen oder ganz zu be­he­ben. Die Haupt­schwie­rig­keit liegt viel­mehr dar­in, dass der Jun­ge über­mä­ßig ge­weckt und be­gabt ist. Er lernt so rasch, dass ich nicht das ge­rings­te an dem aus­zu­set­zen habe, was er für die Stun­den vor­be­rei­tet. Es be­küm­mert mich je­doch, dass er of­fen­bar nicht ein Fünk­chen in­ne­rer An­teil­nah­me für das auf­bringt, was wir je­weils zu­sam­men durch­ar­bei­ten. Er sitzt ge­wis­ser­ma­ßen nur jede Stun­de ab wie et­was, was man sich mög­lichst schnell vom Hal­se schaf­fen will, und ich bin si­cher, dass kein Un­ter­richts­the­ma ihm eine Mi­nu­te eher wie­der durch den Kopf geht, als bis die Stun­den un­se­res ge­mein­sa­men Stu­di­ums und Vor­trags wie­der her­an­ge­kom­men sind. Das ein­zi­ge, was ihn wirk­lich in­ter­es­siert, schei­nen Stof­fe zu sein, die von Hel­den­ta­ten und Be­wei­sen kör­per­li­cher Tüch­tig­keit be­rich­ten. Er liest al­les, was er an Bü­chern über wil­de Tie­re so­wie über Le­ben und Ge­bräu­che un­zi­vi­li­sier­ter Völ­ker in die Hän­de be­kom­men kann. Den Tier­ge­schich­ten gibt er da­bei den Vor­rang. Er will, dass wir stun­den­lang zu­sam­men in den Wer­ken ei­ni­ger Afri­ka­for­scher her­um­stö­bern, und über­dies habe ich ihn zwei­mal da­bei er­tappt, wie er nachts im Bet­te sit­zend Carl Ha­gen­becks Buch »Von Tie­ren und Men­schen« las. Die Mut­ter setz­te ih­ren Fuß ner­vös auf den Ka­min­tep­pich.

Sie ha­ben ihm das na­tür­lich ver­bo­ten? un­ter­brach sie ihn.

Mr. Moo­re wur­de et­was ver­le­gen.

Ich – – ja – – ich ver­such­te ihm das Buch weg­zu­neh­men, er­wi­der­te er – und eine leich­te Röte ver­färb­te sein sonst blei­ches Ge­sicht. Aber … nun … Ihr Sohn ist doch schon recht kräf­tig für sein Al­ter …

Er woll­te sich das Buch nicht weg­neh­men las­sen? forsch­te die Mut­ter wei­ter.

Ja, er woll­te es nicht, ge­stand der Haus­leh­rer. Er war erst im Grun­de durch­aus gut­mü­tig, er­klär­te je­doch hart­nä­ckig, dass er ein Go­ril­la sei und ich ein Schim­pan­se, der ihm sei­ne Nah­rung rau­ben wol­le. Dann sprang er mit wil­dem Knur­ren, wie ich es noch nie ge­hört, auf mich zu, hob mich bis über sei­nen Kopf hoch und schleu­der­te mich auf sein Bett. Mit al­ler­hand Gri­mas­sen und Be­we­gun­gen woll­te er dann wohl aus­drücken, dass er mich ei­gent­lich zu Tode wür­gen müss­te. Schließ­lich stell­te er sich auf mei­nen aus­ge­streckt da­lie­gen­den Kör­per und stieß einen furcht­ba­ren Schrei aus. Das soll­te, wie er er­klär­te, der Sie­ges­ruf der Men­schen­af­fen sein. Da­rauf trug er mich an die Tür, schob mich hin­aus in den Vor­raum und sperr­te sein Zim­mer von in­nen zu …

Ei­ni­ge Mi­nu­ten wa­ren bei­de sprach­los. Die Mut­ter des Jun­gen brach schließ­lich das Schwei­gen.

Es ist hoch­nö­tig, Mr. Moo­re, sag­te sie, dass Sie al­les, was in Ih­rer Macht steht, dar­an­set­zen, Jack aus die­ser Bahn her­aus­zu­brin­gen; er …

Sie kam nicht wei­ter. Lau­tes Ge­schrei drang zum Fens­ter her­ein. Sie spran­gen bei­de auf. Das Zim­mer lag im zwei­ten Stock des Hau­ses, und dem Fens­ter ge­gen­über stand ein großer Baum, der einen Ast bis auf etwa einen Me­ter an den Fens­ter­sims her­an­streck­te. Eben auf die­sem Ast ent­deck­ten bei­de jetzt den Ge­gen­stand ih­rer erns­ten Un­ter­hal­tung. Der große, kräf­tig ge­bau­te Jun­ge hielt sich auf dem schwan­ken­den, ge­krümm­ten Ast mit Leich­tig­keit im Gleich­ge­wicht und brach, als er die ent­setz­ten Ge­sich­ter der bei­den ge­wahr­te, in lau­te Freu­den­ru­fe aus.

Die Mut­ter und der Haus­leh­rer stürz­ten bei­de nach dem Fens­ter zu, doch noch ehe sie halb dort wa­ren, war der Jun­ge be­händ auf den Sims her­über­ge­sprun­gen und im Zim­mer.

Der wil­de Mann aus Bor­neo, träl­ler­te er vor sich hin und führ­te da­bei eine Art Kriegs­tanz um sei­ne ent­setz­te Mut­ter und den sicht­lich ver­stimm­ten Haus­leh­rer auf. Dann schlang er sei­ne Arme um den Hals sei­ner Mut­ter und küss­te sie auf die Wan­gen.

O Mut­ter, rief er, in ei­ner Mu­sik­hal­le wird ein wun­der­vol­ler dres­sier­ter Affe vor­ge­führt. Wil­ly Grims­bay sah ihn ges­tern Abend. Er sag­te, das Tier kön­ne ein­fach al­les, nur nicht rich­tig spre­chen. Der Affe fährt Rad, isst mit Mes­ser und Ga­bel, zählt bis zehn und kann noch vie­le an­de­re schö­ne Kunst­stück­chen. Darf ich auch hin und ihn an­se­hen? O bit­te, Mut­ter – lass mich hin! Die Mut­ter strich ih­rem Jun­gen freund­lich über die Wan­gen, schüt­tel­te je­doch ab­leh­nend den Kopf. Nein, Jack, ent­geg­ne­te sie be­stimmt. Du weißt, ich bin nicht für sol­che Sa­chen.

Mut­ter, ich sehe aber nicht ein, warum, un­ter­brach sie der Jun­ge. Alle mei­ne Al­ters­ge­nos­sen ge­hen hin, sie ge­hen auch nach dem Zoo …, und du lässt mich nie mit. Je­der meint, ich bin ein Mä­del oder … oder … ein Mut­ter­söhn­chen. Va­ter, du …, rief er dem statt­li­chen Herrn mit den grau­en Au­gen ent­ge­gen, der eben zur Tür her­ein­trat. Va­ter, darf ich hin­ge­hen?

Wo­hin denn, mein Jun­ge? frag­te die­ser.

Er will durch­aus in eine Mu­sik­hal­le und sich dort einen dres­sier­ten Af­fen an­se­hen, warf die Mut­ter des Jun­gen ein und gab da­bei ih­rem Gat­ten mit ei­nem Blick zu ver­ste­hen, dass die Er­laub­nis ver­sagt wer­den soll­te.

Was für ein Affe? Ajax etwa? forsch­te der Herr wei­ter. Jack nick­te.

Gut, ich habe nichts dar­an aus­zu­set­zen, mein Sohn; habe nicht übel Lust, mir die Sa­che selbst an­zu­se­hen. Man sagt all­ge­mein, der Affe sei ein Pracht­ex­em­plar und für einen Men­schen­af­fen au­ßer­ge­wöhn­lich groß. Wir wol­len alle zu­sam­men ge­hen. Meinst du nicht auch, Jane?

Er rich­te­te die­se Fra­ge an sei­ne Frau, die aber den Kopf schüt­tel­te. Sie lehn­te also glatt ab. Da­rauf frag­te er Mr. Moo­re, ob er und Jack jetzt nicht bei den Vor­mit­tags­stu­di­en zu sein hät­ten. Die bei­den gin­gen. Die Lady wand­te sich so­fort an ih­ren Gat­ten.

John, be­gann sie, es muss et­was ge­tan wer­den, um Jacks Nei­gung für al­les, was mit der Wild­nis zu­sam­men­hängt, ein­zu­däm­men. Ich fürch­te üb­ri­gens, er hat das von dir ge­erbt. Du weißt ja aus ei­ge­ner Er­fah­rung, wie stark sich bis­wei­len die Sehn­sucht nach der Ur­ge­walt des Dschun­gel­le­bens bei dir gel­tend macht. Du weißt, wie es dich oft einen har­ten Kampf kos­tet, dem fast wahn­sin­nig hef­ti­gen Ver­lan­gen zu wi­der­ste­hen, wenn es dich pei­nigt, und du dich wie­der in das Land der Ge­fah­ren stür­zen möch­test, das dich so vie­le, vie­le Jah­re an sich ket­te­te. Und du weißt auch – bes­ser als ir­gend­je­mand an­de­res – wie furcht­bar es für Jack wäre, soll­te ihn ei­nes Ta­ges der Dschun­gel ernst­lich lo­cken, oder ihm der Weg da­hin gar ir­gend­wie ge­eb­net wer­den.

Ich be­zweifle, ob über­haupt zu be­fürch­ten ist, dass der Jun­ge eine be­son­de­re Sehn­sucht nach dem Dschun­gel­le­ben von mir ge­erbt ha­ben könn­te, er­wi­der­te Lord Grey­sto­ke. Ich kann mir gar nicht vor­stel­len, dass der­lei Be­son­der­hei­ten vom Va­ter auf den Sohn über­ge­hen. Bis­wei­len will es mir aber schei­nen, lie­be Jane, dass du in dei­ner Sor­ge um Jacks Zu­kunft et­was zu weit gehst, wenn du ihn von dem und je­nem fern hältst. Sei­ne Lie­be zu Tie­ren – zum Bei­spiel der jet­zi­ge Wunsch, die­sen dres­sier­ten Af­fen zu se­hen – ist bei ei­nem ge­sun­den, nor­ma­len Jun­gen sei­nes Al­ters et­was ganz Na­tür­li­ches. Wenn er Ajax se­hen will, so sagt das doch noch lan­ge nicht, dass er einen Af­fen hei­ra­ten will, und, selbst wenn er das woll­te, lie­be Jane, wür­dest du nicht das recht ha­ben, ihm zu sa­gen: Schä­me dich doch!

John Clay­ton, der Lord Grey­sto­ke, schlang einen Arm um sei­ne Gat­tin. Sie blick­te zu ihm auf; ein gü­ti­ges Lä­cheln brei­te­te sich über sein Ge­sicht, er neig­te sein Haupt zu ihr nie­der und küss­te sie.

Dann fuhr er mit erns­te­rer Be­to­nung fort: Du hast Jack nie et­was von mei­nem frü­he­ren Le­ben er­zählt und hast es auch mir nicht ge­stat­tet. Ich glau­be, du hast da­mit einen Feh­ler ge­macht. Hät­te ich ihm von den Er­fah­run­gen des Af­fen-Tar­zan be­rich­ten kön­nen, ich wür­de ihm zwei­fel­los viel von der zau­ber­haf­ten Ro­man­tik ge­nom­men ha­ben, in der das Dschun­gel­le­ben sich in den Köp­fen de­rer malt, die nicht sel­ber al­les durch­ge­macht ha­ben. Mei­ne Er­fah­rung wür­de ihm zu­gu­te ge­kom­men sein, aber so? Wenn ihn jetzt ei­nes schö­nen Ta­ges der Dschun­gel ge­ra­de­zu un­wi­der­steh­lich lo­cken soll­te, wird er sich nur von sei­nen Im­pul­sen lei­ten las­sen, und ich weiß, wie mäch­tig die uns zu­zei­ten ge­ra­de in die falsche Bahn ab­drän­gen kön­nen. Al­lein Lady Grey­sto­ke schüt­tel­te nur wie­der den Kopf, wie sie es hun­dert und mehr Male ge­tan, so oft man auf die Ver­gan­gen­heit zu spre­chen ge­kom­men war.

Nein, John! Sie blieb bei ih­rer An­sicht. Ich wer­de nie­mals mei­ne Zu­stim­mung dazu ge­ben, dass Jack ge­naue­ren Ein­blick in das Le­ben der Wild­nis er­hält, vor dem wir ihn bei­de be­wah­ren wol­len. Ich möch­te nicht, dass ihm dies ge­wis­ser­ma­ßen ein­ge­impft wird. –

Am Abend tauch­te das The­ma von Neu­em auf, und zwar wur­de es von Jack selbst an­ge­schnit­ten. Er hat­te sich be­quem in ei­nem großen Lehn­stuhl ein­ge­hu­schelt und las. Plötz­lich blick­te er auf und wand­te sich an sei­nen Va­ter.

Wes­halb, frag­te er und ging da­mit ge­ra­de auf das Ziel los, darf ich mir Ajax nicht an­se­hen?

Dei­ne Mut­ter bil­ligt das nicht, er­wi­der­te der Va­ter. Und du?

Da­rum han­delt es sich jetzt nicht, wich Lord Grey­sto­ke ge­schickt aus. Es ge­nügt, dass dei­ne Mut­ter da­ge­gen ist. Ich wer­de doch hin­ge­hen, kün­dig­te Jack an, nach­dem er ein paar Se­kun­den schwei­gend und in Ge­dan­ken ver­sun­ken ge­war­tet hat­te. Ich bin nichts an­de­res als Wil­ly Grims­by oder ir­gend­ei­ner mei­ner Ka­me­ra­den, die Ajax ge­se­hen ha­ben. Das hat ih­nen nichts ge­scha­det – und mir wird es auch nichts scha­den. Ich hät­te ja auch ge­hen kön­nen, ohne dir et­was da­von zu sa­gen, doch das woll­te ich nicht. Ich sage es dir also jetzt vor­her, dass ich mir den Ajax an­se­hen wer­de.

Im Ton und in der gan­zen Art, wie Jack sei­nen Ent­schluss vor­brach­te, lag nichts Unehr­er­bie­ti­ges oder Her­aus­for­dern­des. Lei­den­schafts­los klang al­les, wie eine rein sach­li­che Fest­stel­lung. Sein Va­ter ver­moch­te kaum ein leich­tes Lä­cheln und eine ge­wis­se Hochach­tung vor der mann­haf­ten Art sei­nes Soh­nes zu un­ter­drücken.

Ich freue mich über dei­ne Auf­rich­tig­keit, sag­te er. Ich wer­de nun eben­so of­fen sein. Wenn du ohne un­se­re Zu­stim­mung fort­gehst und dir den Ajax an­siehst, wer­de ich dich be­stra­fen. Ich habe dich nie schla­gen müs­sen, aber ich war­ne dich. Wenn du dich den Wün­schen dei­ner Mut­ter nicht fügst, wer­de ich es tun.

Gut, Va­ter! Ich wer­de es dir sa­gen, wenn ich Ajax ge­se­hen habe. –

Mr. Moo­res Zim­mer lag ne­ben dem sei­nes jun­gen Zög­lings, und der Leh­rer war ge­wöhnt, all­abend­lich noch ein­mal einen Blick in das Zim­mer des Jun­gen zu wer­fen, ehe er sich zu­rück­zog. Heu­te Abend nahm er es mit die­ser sei­ner Auf­ga­be be­son­ders ge­nau. Er war ge­ra­de von ei­ner Be­spre­chung mit den El­tern Jacks zu­rück, in der man ihm die größ­te Acht­sam­keit drin­gend ans Herz ge­legt hat­te; er soll­te auf alle Fäl­le ver­hin­dern, dass Jack die Mu­sik­hal­le be­such­te, in der man Ajax vor­führ­te. Als er so ge­gen halb neun Uhr abends die Tür zu Jacks Zim­mer öff­ne­te, war er zwar nicht ge­ra­de völ­lig über­rascht, aber doch so­fort aufs höchs­te auf­ge­bracht. Er fand den künf­ti­gen Lord Grey­sto­ke fix und fer­tig zum Aus­ge­hen an­ge­klei­det und muss­te se­hen, wie er ge­ra­de da­bei war, zum of­fe­nen Schlaf­zim­mer­fens­ter hin­aus­zu­klet­tern.

Mr. Moo­re sprang rasch hin­zu, doch hät­te er sich die­se un­nüt­ze Kraft­ver­geu­dung schen­ken kön­nen. Als Jack hör­te, dass der Leh­rer ins Zim­mer trat und ihn er­tappt hat­te, kehr­te er um. Es schi­en, als ob er das ge­plan­te Aben­teu­er auf­ge­ben woll­te. Wo­hin woll­test du eben? forsch­te Mr. Moo­re, au­ßer sich vor Auf­re­gung.

Ich will mir den Ajax an­se­hen, er­wi­der­te der Kna­be ru­hig, als ob nichts vor­ge­fal­len wäre.

Ich fin­de kei­ne Wor­te, schrie Mr. Moo­re. Doch im nächs­ten Au­gen­blick soll­te er sich noch ganz an­ders wun­dern: Der Jun­ge trat dicht an ihn her­an, pack­te ihn an den Hüf­ten, hob ihn hoch und schleu­der­te ihn mit dem Ge­sicht nach un­ten auf das Bett nie­der. Dann press­te er das Ge­sicht sei­nes Op­fers tief in das wei­che Kis­sen.

Ru­hig! ge­bot der Sie­ger mit war­nen­der Stim­me. Oder ich wer­de Sie ein­fach er­wür­gen.

Mr. Moo­re wehr­te sich mit Hän­den und Fü­ßen, doch ver­geb­lich. Moch­te der Sohn des Af­fen-Tar­zan nun nach sei­nem Va­ter ge­ra­ten sein oder nicht, auf je­den Fall hat­te er aber von ihm eine ge­ra­de­zu un­glaub­li­che Kör­per­kraft er­erbt. Der Leh­rer war in der Hand des Jun­gen gleich­sam Teig, den er kne­ten konn­te, wie er woll­te. Jack knie­te jetzt auf ihm, riss schma­le Strei­fen aus dem Lei­nen­tuch des Bet­tes und band da­mit sei­nem Op­fer die Hän­de auf dem Rücken zu­sam­men. Dann wälz­te er ihn her­um und stopf­te ihm einen Lei­nen­kne­bel zwi­schen die Zäh­ne, den er auch noch durch einen Strei­fen um den Mund und Hin­ter­kopf si­cher­te. Da­bei sprach er mit lei­ser Stim­me, wie wenn er eine harm­lo­se Ge­schich­te zu er­zäh­len hät­te, vor sich hin.

Ich bin Waja, der Häupt­ling der Waji, er­klär­te er, und du bist Mo­ham­med Dubn, der Ara­ber­scheich, der mei­ne Leu­te mor­den und mein El­fen­bein rau­ben woll­te.

Er hob be­hän­de Mr. Moo­res ge­fes­sel­te Füße hoch zu­rück, um sie mit den ge­fes­sel­ten Hand­ge­len­ken zu ver­bin­den.

So Schur­ke! Jetzt habe ich dich end­lich doch in mei­ner Ge­walt. Ich gehe; aber ich wer­de zu­rück­kom­men.

Und Tar­zans Sohn sprang durch das Zim­mer, schlüpf­te zum Fens­ter hin­aus und glitt an den Dach­rin­nen in die Frei­heit hin­ab.

Mr. Moo­re be­weg­te sich un­ter großen An­stren­gun­gen auf dem Bett hin und her, um sei­ne Lage zu ver­bes­sern; denn er be­fürch­te­te, dass er er­sti­cken müss­te, wenn nicht ra­sche Hil­fe käme. In sei­ner Verzweif­lung wälz­te er sich vom Bett her­un­ter, und Er­schüt­te­rung und Schmer­zen die­ses Stur­zes brach­ten ihn we­nigs­tens da­hin, dass er sei­ne Lage nüch­ter­ner be­trach­te­te. War er vor­her ganz im Ban­ne ei­ner ge­ra­de­zu wahn­sin­ni­gen Furcht und ab­so­lut un­fä­hig, klar nach­zu­den­ken, so blieb er jetzt erst ein­mal ganz ru­hig lie­gen und über­leg­te, wie er am leich­tes­ten aus die­ser Klem­me her­aus­käme. Schließ­lich fiel ihm ein, dass sich das Zim­mer, in dem er vor­hin mit Lord und Lady Grey­sto­ke zu­sam­men­ge­ses­sen hat­te, ge­ra­de un­ter Jacks Schlaf­zim­mer be­fand, auf des­sen Die­le er jetzt lag. Er wuss­te, dass im­mer­hin ei­ni­ge Zeit ver­stri­chen war, seit er sich nach oben zu­rück­ge­zo­gen. Die bei­den wür­den in­zwi­schen auch ge­gan­gen sein; denn es kam ihm wie eine Ewig­keit vor, seit er auf dem Bet­te ge­le­gen und sich dort wie ein Verzwei­fel­ter zu be­frei­en ge­sucht hat­te. Das Al­ler­bes­te, was sich tun ließ, war, dass er zu­sah, ob er nicht ir­gend­je­man­den aus dem un­te­ren Stock auf sich auf­merk­sam ma­chen konn­te. Nach zahl­rei­chen ver­geb­li­chen Ver­su­chen hat­te er sich end­lich so­weit ge­bracht und ge­wen­det, dass es ihm ge­lang, mit der Fuß­spit­ze auf die Die­le zu po­chen. Er wie­der­hol­te das Po­chen in kur­z­en Ab­stän­den mit größ­ter Aus­dau­er. End­los lang kam ihm die Zeit vor, aber schließ­lich schi­en die Be­loh­nung nahe. Trit­te nah­ten von un­ten, es stieg je­mand die Trep­pe nach oben und klopf­te an die Türe. Mr. Moo­re poch­te nur wie­der kräf­tig mit dem Fuß auf den Bo­den, denn er konn­te ja nicht an­ders ant­wor­ten. Ei­nen Au­gen­blick war es drau­ßen still, dann wur­de wie­der ge­klopft – und Mr. Moo­re stieß wie­der mit dem Fuß auf den Bo­den. Wa­rum man nur nicht ein­fach die Tür öff­ne­te! Müh­sam wälz­te er sich in der Rich­tung wei­ter, aus der die Hil­fe wink­te. Wenn er sich jetzt mit dem Rücken ge­gen die Tür lehn­te, wür­de er an die Türflä­che po­chen kön­nen und dann müss­te er doch si­cher ge­hört wer­den. Man klopf­te drau­ßen et­was stär­ker, und schließ­lich rief je­mand: Mr. Jack! Es war ei­ner der Hau­san­ge­stell­ten. Mr. Moo­re er­kann­te ihn an der Stim­me. Die Adern droh­ten dem Leh­rer zu zer­sprin­gen, als er jetzt durch den fest in den Mund ge­press­ten Kne­bel hin­durch »He­rein« zu schrei­en ver­such­te. Wie­der ver­gin­gen ein paar Mi­nu­ten, dann klopf­te der Mann drau­ßen ganz laut und rief den Jun­gen beim Na­men. Als er er­neut kei­ne Ant­wort be­kam, drück­te er die Tür­klin­ke nie­der …

Schlag­ar­tig durch­schoss Mr. Moo­re der ent­setz­li­che Ge­dan­ke, dass er ja selbst die Tür hin­ter sich ver­rie­gelt hat­te, als er in Jacks Zim­mer ein­ge­tre­ten war.

Er hör­te noch, wie der Die­ner mehr­mals klink­te und schließ­lich fort­ging, dann fiel Mr. Moo­re in tie­fe Ohn­macht. –

In­zwi­schen ge­noss Jack in vol­len Zü­gen das er­schli­che­ne Glück, nun doch in der Mu­sik­hal­le sein zu kön­nen. Er war noch recht­zei­tig in das Ver­gnü­gungs­lo­kal ge­kom­men; die Vor­füh­rung mit Ajax be­gann erst.

Jack nahm einen Lo­gen­platz und lehn­te sich in atem­lo­ser Span­nung über das Ge­län­der. Sei­ne Au­gen wa­ren weit ge­öff­net und ver­folg­ten stau­nend jede Be­we­gung des großen Af­fen. Der Domp­teur be­merk­te bald den Jun­gen mit dem hüb­schen Ge­sicht, der so ganz Feu­er und Flam­me für den Af­fen zu sein schi­en. Nun ge­hör­te es zu den Glanz­leis­tun­gen des Af­fen, dass er ge­wöhn­lich wäh­rend der Vor­stel­lung eine oder meh­re­re Lo­gen be­trat und dort of­fen­bar nach ei­nem lan­ge ver­miss­ten Be­kann­ten such­te, wie der Domp­teur je­des Mal er­klä­rend vor­aus­schick­te. Der Mann nahm sich dies­mal fest vor, den Af­fen in die Loge mit dem hüb­schen Jun­gen zu schi­cken, der zwei­fel­los zu Tode er­schre­cken wür­de, wenn der zot­ti­ge, wuch­ti­ge Af­fen­ko­loß so nahe an ihn her­an­rück­te.

Als dann schließ­lich der Affe die Schwing­schau­kel ver­ließ, und Bei­falls­stür­me eine Wie­der­ho­lung oder Zu­ga­be heisch­ten, lenk­te der Domp­teur die Auf­merk­sam­keit des Af­fen auf den Jun­gen, der zu­fäl­lig als ein­zi­ger in sei­ner Loge saß. Mit ei­nem Satz sprang der große Men­schen­af­fe von der Büh­ne zu dem Jun­gen. Doch wenn der Domp­teur sich auf eine ko­mi­sche Sze­ne ge­spitzt hat­te, die durch die To­des­angst des Kna­ben be­son­ders ge­würzt wer­den soll­te, hat­te er sich ge­wal­tig ge­irrt. Ein Lä­cheln hell­te die Züge des Jun­gen auf, als er sei­ne Hand auf den zot­ti­gen Arm sei­nes Be­su­chers le­gen konn­te; der Affe fass­te sein Ge­gen­über bei bei­den Schul­tern und forsch­te mit erns­ten, fast durch­boh­ren­dem Blick lan­ge in des­sen Ge­sicht, wäh­rend der Jun­ge den Kopf strei­chel­te und mit lei­ser Stim­me auf ihn ein­re­de­te.

Nie­mals hat­te Ajax je­man­den so lan­ge ge­mus­tert wie jetzt. Er schi­en zwar ein we­nig un­ru­hig, aber nicht im Ge­rings­ten ge­reizt, mur­mel­te dem Jun­gen ir­gen­det­was Un­ver­ständ­li­ches zu und lieb­kos­te ihn dann, wie der Domp­teur es nie bei Ajax mit ei­nem an­de­ren We­sen er­lebt hat­te. Schließ­lich klet­ter­te der Affe in die Loge hin­ein und schmieg­te sich dort dicht an den Jun­gen. Das Pub­li­kum war be­geis­tert, und der Ju­bel wuchs erst recht, als der Domp­teur, da die für die Vor­füh­rung des Ajax be­stimm­te Zeit ver­stri­chen war, den Af­fen aus der Loge her­aus­lo­cken woll­te, und das Tier dar­auf ein­fach nicht rea­gier­te.

Der Di­rek­tor, wü­tend ob die­ser Stö­rung sei­nes Pro­gramms, ließ dem Domp­teur sa­gen, er sol­le sich mehr be­ei­len. Doch als die­ser nun die Loge be­trat, um den wi­der­spens­ti­gen Ajax her­aus­zu­zer­ren, wur­de er mit weit­ge­öff­ne­tem Ra­chen und dro­hen­dem Ge­knurr emp­fan­gen.

Das Pub­li­kum ras­te vor Ent­zücken. Der Affe wur­de mit Bei­falls­stür­men über­schüt­tet, man ju­bel­te dem Jun­gen zu und ließ Spott und Hohn auf den Domp­teur und den Di­rek­tor nie­der­pras­seln, der un­glück­li­cher­wei­se auch noch vor das er­reg­te Pub­li­kum ge­tre­ten war, um dem Tier­bän­di­ger bei­zu­ste­hen.

Schließ­lich wuss­te der Domp­teur vor Verzweif­lung kei­nen an­de­ren Aus­weg, als sich die Peit­sche aus sei­ner Gar­de­ro­be zu ho­len; denn so viel war ihm klar, dass die­se of­fen­sicht­li­che Wi­der­spens­tig­keit das wert­vol­le Tier für künf­ti­ge Schau­stel­lun­gen un­mög­lich mach­te, wenn er sich nicht auf der Stel­le Ge­hor­sam er­zwang. Er kehr­te also mit der Peit­sche in die Loge zu­rück, doch, als er Ajax da­mit nur ein­mal droh­te, muss­te er sich im sel­ben Au­gen­blick auch schon zwei wü­ten­den Fein­den ge­gen­über­se­hen: Der Jun­ge war auf­ge­sprun­gen, hat­te einen Stuhl ge­packt und stand kamp­fes­lus­tig ne­ben dem Af­fen – be­reit, sei­nen Freund zu ver­tei­di­gen. Kein Lä­cheln spiel­te mehr auf sei­nem schö­nen Ant­litz, in sei­nen grau­en Au­gen fla­cker­te ein un­be­stimm­tes Et­was und mach­te den Domp­teur un­si­cher. Ne­ben ihm stand der rie­si­ge Men­schen­af­fe, brum­mend und nicht min­der kampf­be­reit. Was bei dem ge­rings­ten An­zei­chen ei­nes of­fen­sicht­li­chen An­griffs ge­sche­hen muss­te, mag sich je­der selbst aus­ma­len. Dass der Domp­teur auf je­den Fall ge­hö­rig durch­ge­bleut wor­den wäre, wenn es da­mit über­haupt ab­ging, war bei der Hal­tung sei­ner bei­den Geg­ner mehr als klar.

*

Der Die­ner war lei­chen­blass, als er in das Grey­stok­sche Biblio­thek­zim­mer hin­ein­stürz­te und mel­de­te, dass er die Tür zu Jacks Zim­mer ver­schlos­sen ge­fun­den habe. Mit zit­tern­der Stim­me be­rich­te­te er wei­ter, er habe auf sein wie­der­hol­tes An­klop­fen und Ru­fen kei­ne Ant­wort be­kom­men. Es sei nur ein ganz ei­gen­ar­ti­ges Po­chen vom Zim­mer her zu ver­neh­men ge­we­sen, und dann habe es so ge­klun­gen, als be­we­ge sich ein Kör­per un­ten auf dem Fuß­bo­den.

Lord Grey­sto­ke nahm vier Stu­fen auf ein­mal, als er die Trep­pe zum obe­ren Kor­ri­dor hin­auf­stürm­te. Die Lady und der Die­ner folg­ten in größ­ter Eile. Der Lord rief sei­nen Sohn ein­mal laut bei sei­nem Na­men, und, als kei­ne Ant­wort kam, warf er sich mit der gan­zen Wucht sei­nes Kör­pers und un­ter Ein­satz al­ler sei­ner Mus­keln, die nicht das ge­rings­te von ih­rer al­ten Kraft ein­ge­büßt hat­ten, ge­gen die schwe­re Tür. Kra­chend bars­ten die Ei­sen­tei­le, das Holz split­ter­te in großen Fet­zen aus­ein­an­der, und das »Hin­der­nis« flog nach in­nen und deck­te dumpf dröh­nend Mr. Moo­re, der noch im­mer be­wusst­los dicht hin­ter der Tür lag.

Tar­zan sprang hin­ein, und im nächs­ten Au­gen­blick flu­te­te das grel­le Licht von ei­nem hal­b­en Dut­zend elek­tri­scher Lam­pen durch das Zim­mer.

Es dau­er­te im­mer­hin ei­ni­ge Mi­nu­ten, bis man den Leh­rer ent­deckt hat­te, da er un­ter den Trüm­mern der Tür na­he­zu völ­lig ver­schüt­tet lag. Man zog ihn her­vor, be­frei­te ihn aus sei­nen Lei­nen­fes­seln und ent­fern­te den Kne­bel aus dem Mun­de. Durch reich­li­che Kalt­was­ser­um­schlä­ge wur­de er auch bald zum Be­wusst­sein zu­rück­ge­bracht.

Wo ist Jack? war Tar­zans ers­te Fra­ge. Wer hat das ge­tan? fuhr er so­gleich fort; er dach­te an Ro­koff, und blitz­ar­tig war die Be­fürch­tung in ihm auf­ge­taucht, es kön­ne sich hier um eine zwei­te Ent­füh­rung sei­nes Soh­nes han­deln.

Lang­sam und zit­ternd stand Mr. Moo­re auf. Sei­ne Bli­cke wan­der­ten wie irr durch das Zim­mer, und erst nach und nach schie­nen Ge­dan­ken und Be­grif­fe wie­der wach zu wer­den. Die Ein­zel­hei­ten sei­nes jüngs­ten qual­vol­len Er­le­bens moch­ten ihm wie­der vor Au­gen ste­hen. Ich ver­mel­de Ih­nen mei­nen Ver­zicht, ein­mal et­was mit dem Jun­gen zu er­rei­chen, mein Herr! wa­ren sei­ne ers­ten Wor­te. Sie brau­chen kei­nen Haus­leh­rer und Er­zie­her für Ihren Sohn … er braucht ein­zig und al­lein einen … Domp­teur.

Aber wo steckt der Jun­ge denn? warf Lady Grey­sto­ke mit lau­ter, er­reg­ter Stim­me ein.

Er ist fort­ge­gan­gen; er sieht sich den Ajax an.

Tar­zan wur­de es nicht leicht, ein Lä­cheln zu ver­ber­gen. Er stell­te noch zu sei­ner Ge­nug­tu­ung fest, dass der Haus­leh­rer in der Haupt­sa­che nur un­ter dem großen Schre­cken ge­lit­ten hat­te, sonst aber nicht ir­gend­wie ver­letzt war, und fuhr dann so­fort in sei­nem ge­schlos­se­nen Auto nach der be­kann­ten Mu­sik­hal­le.

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