Kitabı oku: «Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar», sayfa 3
Der Altar des Feuergottes
Gerade als sich Tarzan von der wieder geschlossenen Türe auf seinen Weg nach der Außenwelt machen wollte, geschah es. Der ganze Vorfall ereignete sich, ohne dass irgendeine Warnung vorherging. Eben war alles noch ruhig und standfest – im nächsten Augenblick schien die Welt zu wanken, die gepressten Wände des engen Stollens barsten und splitterten, aus der Decke gebrochene Felsklötze stürzten sperrend auf den schmalen Weg und die Wände legten sich unter dem Druck nach innen.
Der Schlag eines aus der Decke fallenden Felsbrockens warf Tarzan an die Türe der Schatzkammer zurück, die sein Gewicht aufstieß, während der Körper hinein auf den Boden rollte.
Im großen Schatzraum hatte das Erdbeben weniger Unheil angerichtet. Einige Barren fielen von höheren Stapeln herab, ein großer einzelner Block löste sich aus der Decke und donnerte zu Boden und die Wände krachten, aber sie hielten.
Es blieb bei dem einen Stoß, denn es folgte kein weiterer, um das Unheil zu vollenden. Werper war durch die Plötzlichkeit und Gewalt der Erschütterung der Länge nach zu Boden geschleudert worden. Als er sich unverletzt fand, raffte er sich wankend auf die Füße und tastete sich durch die Kammer nach der Kerze zu, welche Tarzan mit ein paar Tropfen ihres eigenen Wachses auf das herausstehende Ende eines Goldbarrens geklebt hatte. Nachdem er mehrere Streichhölzer angebrannt hatte, fand er sie, und als gleich danach ihre spärlichen Strahlen das stygische Dunkel erhellten, seufzte er erleichtert auf, denn das undurchdringliche Dunkel hatte die Schrecken der Lage noch erhöht.
Als sich seine Augen wieder an das Licht gewöhnt hatten, dachte er nur noch an Flucht aus diesem entsetzlichen Grab. Da sah er den Körper des nackten Riesen lang ausgestreckt auf der Schwelle liegen. Werper fuhr in plötzlicher Furcht vor Entdeckung zurück.
Aber ein zweiter Blick sagte ihm, dass der Engländer tot sein musste. Aus einer klaffenden Wunde in des Mannes Kopf hatte sich eine Blutlache auf dem Steinboden gesammelt.
Der Belgier sprang eilig über die ausgestreckte Gestalt seines kürzlichen Gastgebers, um sich in Sicherheit zu bringen, ohne auch nur einen Gedanken an Hilfe für den möglicherweise noch nicht ganz Leblosen zu hegen. Aber seine eben erwachten Hoffnungen waren bald erstickt. Schon bald jenseits des Tores fand er den Gang durch zersplitterte Felsteile völlig versperrt und abgeschlossen. Er ging wieder in die Schatzkammer zurück und begann mit der Kerze eine planmäßige Untersuchung des Raumes, bis er auf dem entgegengesetzten Ende eine andere Türe entdeckte, deren krächzende Angeln seinem Körpergewicht nachgaben. Hinter der Türe kam ein anderer enger Stollen. Werper fand eine Steintreppe, welche ihn zu einem neuen, zwanzig Fuß höher liegenden Gang brachte. Die flackernde Kerze leuchtete ihm auf dem Wege und er konnte von Glück sagen, dass er sie hatte, denn sie zeigte ihm gerade zur rechten Zeit einen gähnenden Abgrund, welcher anscheinend den Tunnel abschloss.
Vor ihm war ein kreisrunder Kamin. Er hielt die Kerze darüber und sah hinunter. Weit unten warf eine Wasserfläche das Licht zurück; er war auf einen Brunnen gestoßen. Nun hob er die Kerze über seinen Kopf und spähte in die Dunkelheit, bis er gegenüber die Fortsetzung des Tunnels bemerkte. Aber wie sollte er hinüberkommen?
Er schätzte eben noch die Entfernung bis dahin und war unschlüssig, ob er den Riesensprung wagen könne, als auf einmal ein durchdringender Schrei zu seinen Ohren drang, welcher schwächer und schwächer wurde, bis er endlich in einem klanglosen Stöhnen erstarb. Die Stimme klang wohl menschlich, aber so fürchterlich, dass sie ebenso gut aus der gepeinigten Kehle eines Verlorenen im Höllenfeuer stammen konnte.
Der Belgier schauderte und sah voll Angst in die Höhe, aus welcher die Stimme zu kommen schien. Da erblickte er weit entfernt eine Öffnung, durch welche ein Stück Himmel und glitzernde Sterne herabsahen.
Sein halber Entschluss, um Hilfe zu rufen, war durch den schrecklichen Schrei wieder wankend geworden. Wo eine solche Stimme erscholl, konnten keine menschlichen Wesen hausen. Was auch für Wesen dort oben lebten, er durfte sich ihnen nicht bemerkbar machen. Er verwünschte seine Narrheit, solche Sendung zu übernehmen und wünschte sich am liebsten wieder in Achmed Zeks Lager zurück. Ja, er hätte sich sogar der Militärgerichtsbarkeit des Kongostaates gestellt, wenn er sich dadurch aus seiner schrecklichen Lage hätte retten können.
Angstvoll lauschte er, aber der Schrei wiederholte sich nicht, und endlich nahm er allen Mut zusammen, um den verzweifelten Sprung über den Abgrund zu wagen. Er ging zwanzig Schritte zurück, nahm einen Anlauf und sprang vom Rande des Brunnens in hohem Bogen ab, um die andere Seite zu gewinnen.
Der Luftzug des Sprunges löschte die flackernde Kerze in seiner Hand aus, er flog in völliger Finsternis durch die Leere und haschte mit den Händen nach vorwärts nach einem Halt, falls seine Füße den unsichtbaren Felspunkt verfehlen sollten.
Er schlug mit den Knien auf die gegenüberliegende Kante, rutschte ab, griff ein paarmal verzweifelt zu und hing schließlich halb im Kamin, halb lag er im Tunnel, aber er war gerettet. Einige Minuten lang wagte er nicht, sich zu rühren; schwach und in Schweiß gebadet blieb er in seiner Stellung hängen. Endlich zog er sich vorsichtig vollends in den Tunnel hinein, lag langgestreckt auf dem Boden und suchte seine verstörten Nerven wieder in die Hand zu bekommen.
Beim Aufschlag seiner Knie auf den Tunnel hatte er die Kerze fallen lassen. In der ziemlich aussichtslosen Hoffnung, sie könnte auf den Tunnelboden statt in den Brunnen gefallen sein, begann er auf allen vieren eine eifrige Suche nach dem kleinen Talgzylinder, der ihm jetzt unendlich wertvoller schien als der ganze fabelhafte Reichtum der Goldbarren von Opar.
Und als er dann schließlich die Kerze fand, da riss er sie an sich und sank schluchzend und erschöpft zusammen. So blieb er längere Zeit zitternd und fassungslos liegen. Aber zuletzt raffte er sich in sitzende Stellung auf, nahm ein Streichholz aus der Tasche und zündete den verbliebenen Kerzenstumpf an. Im Licht hatte er seine Nerven besser in der Gewalt, darum ging er alsbald durch den Tunnel weiter auf die Suche nach einem Ausgang. Der schreckliche Schrei, welcher von oben durch den Brunnenschacht zu ihm gedrungen war, hielt ihn immer noch so sehr im Bann, dass er vor dem Geräusch seiner eigenen vorsichtigen Bewegungen erschrak.
Er war noch nicht weit gekommen, als zu seiner Enttäuschung eine Mauer sein weiteres Vordringen hinderte. Was sollte das? Werper war ein Mann von Bildung und Intelligenz und seine militärische Erziehung hatte ihn gelehrt, nach dem Zweck jeder Sache zu forschen. Als Sackgasse hatte dieser Tunnel keinen Sinn; er musste jenseits der Mauer weiterführen. Irgendjemand hatte ihn früher aus persönlichen Gründen abgesperrt. Der Mann begann beim Licht seiner Kerze eine Untersuchung des Mauerwerks und fand zu seinem Entzücken, dass die Mauer nur aus dünnen, geglätteten Steinplatten bestand, welche ohne Zement oder Mörtel aneinandergepasst waren. Er zog an einem Stein und fand, dass er sich leicht entfernen ließ. Er zog die Platten einzeln nacheinander heraus, bis die Öffnung groß genug war, um seinen Körper durchzulassen. Dann glitt er durch und fand sich in einer geräumigen, niedrigen Kammer. Gegenüber schloss wieder eine Tür den weiteren Weg ab, aber da sie nicht verriegelt war, gab sie seinen Angriffen nach. Ein langer, dunkler Korridor zeigte sich, doch ehe er ihn weit hatte verfolgen können, versengte ihm die heruntergebrannte Kerze die Finger. Mit einem Fluch ließ er sie zu Boden fallen, wo sie noch einmal aufflammte und verlöschte.
Nun war er in völliger Dunkelheit und erneut saß ihm die drückende Angst im Nacken. Er konnte nicht ahnen, was für weitere Fallgruben und Gefahren vor ihm lagen. Aber er glaubte sicher weiter als je von der endlichen Freiheit entfernt zu sein; so niederdrückend ist die Abwesenheit von Licht in fremder Umgebung. Langsam tastete er seinen Weg entlang, fühlte mit den Händen die Wände des Ganges ab und betastete immer erst vor jedem weiteren Schritt den Boden vor sich. Wie lange er so weitergeschlichen war, wusste er nicht mehr; aber als der Tunnel gar kein Ende nehmen wollte, entschloss er sich, völlig erschöpft durch Anstrengung, Schrecken und Mangel an Schlaf, wie er war, sich niederzulegen und vor weiterem Vordringen auszuruhen.
Als er erwachte, hatte sich an der umgebenden Dunkelheit nichts geändert. Ob er einen Tag oder nur eine Sekunde geschlafen hatte, wusste er nicht. Aber die Tatsache, dass er sich erfrischt und hungrig fühlte, bekundete doch, dass er einige Zeit geschlafen haben musste.
Er begann wieder sein tastendes Vordringen, aber diesmal kam er schon nach ganz kurzer Zeit an die Mündung des Tunnels in einen Raum, zu dem aus einem Lichtschacht eine Betontreppe auf den Boden herunterführte.
Durch die Öffnung oben konnte Werper sonnenbeschienene, weinumrankte Säulen sehen. Er lauschte, aber er hörte nichts als das Sausen des Windes in den belaubten Zweigen, den heiseren Schrei der Vögel und das Schnattern von Affen.
Kühner geworden stieg er die Treppe hinauf und fand sich in einem kreisrunden Hofe. Gerade vor ihm stand ein steinerner Altar mit rostbraunen Flecken. Werper gab sich über diese Flecken zunächst keine weitere Rechenschaft – nachher wusste er ihren schlimmen Ursprung nur allzu genau.
Abgesehen von dem Treppenschacht im Boden gerade hinter dem Altar bemerkte der Belgier noch mehrere Türen, welche in gleicher Höhe wie der Hof durch dessen Umfriedigung in das Freie führten. Oben rund um den Hof herum war eine Reihe von Balkonen. Affen trieben sich in den verlassenen Ruinen herum und bunte Vögel schossen zwischen den Säulen durch und über die Galerien, aber keine Menschenseele ließ sich sehen. Werper fühlte sich erleichtert. Er seufzte, wie wenn ihm eine große Last vom Herzen gefallen wäre.
Dann schritt er auf einen der Ausgänge zu, aber mit aufgerissenen Augen voll Staunen und Entsetzen blieb er stehen, denn zu gleicher Zeit öffneten sich ein Dutzend Türen in der Mauer des Hofes und eine Horde von scheußlichen Männern stürzte sich auf ihn.
Es waren die Priester von Opar, die gleichen zottigen, plumpen, schauerlichen Männer, welche vor Jahren Jane Clayton an demselben Fleck zum Opferaltar geschleppt hatten. Ihre langen Arme, die kurzen, krummen Beine, die engstehenden boshaften Augen und die niedrigen flachen Köpfe gaben ihnen ein so tierisches Aussehen, dass ein lähmender Anfall von Furcht die angegriffenen Nerven des Belgiers befiel.
Zwar wollte er mit einem Schrei in die eben erst verlassenen düsteren Gewölbe zurückfliehen, aber die schauerlichen Männer kamen ihm zuvor. Sie versperrten ihm den Weg, sie packten ihn, er warf sich auf die Knie und bettelte um sein Leben, aber sie banden ihn und warfen ihn auf den Boden im Inneren des Tempels.
Das weitere war nur eine Wiederholung von dem, was Tarzan und Jane Clayton durchgemacht hatten. Die Priesterinnen kamen mit der Hohepriesterin La an der Spitze, Werper wurde aufgehoben und auf den Altar gelegt. Als dann La das Opfermesser über ihm erhob, drang ihm der kalte Schweiß aus allen Poren. Der Todesgesang scholl marternd in seine Ohren und seine stieren Augen wanderten über die goldenen Becher, aus welchen die schauerlichen Andächtigen bald ihren unmenschlichen Durst mit seinem warmen Blut stillen würden.
Er wünschte schon, eine Ohnmacht möge ihm das Bewusstsein des endlich kommenden scharfen Dolchstiches ersparen, da scholl ihm ein fürchterliches Brüllen in die Ohren. Die Hohepriesterin ließ ihren Dolch sinken und öffnete vor Entsetzen weit die Augen. Die Priesterinnen schrien und flohen wild nach den Ausgängen, während die Priester je nach dem Grade ihres Mutes vor Grimm oder Angst brüllten. Werper reckte den Hals, um den Grund ihrer Flucht zu erkennen, und als er ihn endlich zu Gesicht bekam, überfiel auch ihn neue Furcht, denn vor seinen Augen stand ein riesiger Löwe inmitten des Tempels, und ein Opfer lag bereits zermalmt unter seinen grausamen Pranken.
Wieder brüllte der Beherrscher der Wildnis und richtete seine unheilvollen Augen auf den Altar. La taumelte vorwärts, drehte sich halb und fiel dann ohnmächtig über Werper.
Der Überfall der Araber
Sobald sich der erste Schreck über das Erdbeben gelegt hatte, hastete Basuli mit seinen Kriegern in den Stollen zurück, um nach Tarzan und zwei gleichfalls fehlenden Leuten zu sehen.
Sie fanden den Weg durch zackige und verkeilte Felsblöcke völlig versperrt. Zwei Tage lang suchten sie sich einen Weg zu ihren eingekerkerten Genossen zu bahnen, aber als sie nach heroischen Anstrengungen erst zwei Meter des verschütteten Ganges freigelegt hatten und dabei die verstümmelten Reste ihres einen Gefährten entdeckten, mussten sie notwendigerweise zur Überzeugung kommen, dass Tarzan und der zweite Waziri ebenfalls weiter zurück unter den Felsmassen begraben lagen und längst über jede menschliche Hilfe hinaus waren.
Wieder und wieder in Arbeitspausen riefen sie ihren Herrn und ihren Kameraden beim Namen. Aber keine Antwort kam, um ihre lauschenden Ohren zu belohnen. So gaben sie endlich die Suche auf. Sie warfen einen letzten wehen Blick auf das Trümmergrab ihres Herrn, dann nahmen sie die gewichtigen Goldbarren auf, die ihrer geliebten, nun so verlassenen Herrin wenn auch kein Glück, aber wenigstens Behaglichkeit verschaffen sollten und machten sich auf ihren traurigen Weg durch das öde Tal von Opar und durch die Wälder nach dem fernen Bungalow. Aber noch während ihres Rückmarsches dahin traf dies friedliche, glückliche Heim ein trauriges Geschick.
*
Auf seines Leutnants Brief hin kam Achmed Zek von Norden her geritten und mit ihm kam seine Horde – teils gesetzlose Plünderer und Räuber arabischer Abkunft, teils ebenso schlimme Neger, die er auf seinen ungestraften Kreuz- und Querzügen aus den Dörfern der niedrigstehenden und unwissenden Kannibalen zusammengelesen hatte.
Mugambi, der ebenholzfarbene Herkules, der seit den Erlebnissen auf der einsamen Dschungelinsel des Ozeans alle Gefahren und Abenteuer seines geliebten »Bwana«, seines Herrn, bis zum Oberlauf des Ugambi geteilt hatte, bemerkte als erster das Eindringen der unheimlichen Karawane.
Ihm hatte Tarzan die Krieger unterstellt, welche er zu Lady Greystokes Schutz zurückgelassen hatte, und einen treueren und tapferen Wächter hätte er in keinem Lande gefunden. Ein Riese von Gestalt, ein wilder, furchtbarer Krieger, besaß Mugambi auch eine seiner Statur und Wildheit gleichkommende Seelengröße und Urteilskraft.
Nicht ein einziges Mal seit seines Herrn Abmarsch hatte er das Bungalow weiter als auf Sicht- oder Hörweite verlassen. Nur wenn Lady Greystoke der Eintönigkeit des Alleinseins müde über die Ebene ritt oder auf eine kurze Jagd ging, begleitete sie Mugambi auf einem zähen Araber wie ihr Schatten.
Die Räuber waren noch weit weg, als sie der Krieger schon mit seinen scharfen Augen entdeckte. Eine Zeit lang betrachtete er still prüfend die herannahende Schar, dann rannte er zurück zu den Hütten der Eingeborenen hinter dem Bungalow.
Er rief die müßig herumliegenden Krieger auf und gab schnell seine Befehle, denen zufolge die Leute zu den Waffen griffen. Einige eilten fort, um die Feldarbeiter und die Hirten bei den Herden zu warnen. Die Mehrzahl folgte Mugambi an das Bungalow.
Die Staubwolke der Eindringlinge war noch weit weg. Mugambi konnte nicht sicher wissen, ob sie einen Feind in sich barg. Aber er hatte sein ganzes raues Leben im wilden Afrika verbracht und hatte schon früher solche Horden unangemeldet kommen sehen. Sie konnten in friedlicher, sie konnten in feindlicher Absicht kommen. Das ließ sich nicht vorhersagen. Es war besser, gerüstet zu sein. Die hastige Annäherung war jedenfalls auffällig.
Das Greystoke-Bungalow war wenig auf Verteidigung eingerichtet. Es hatte nicht einmal eine Palisadenwand, denn hier im Herzen des Wazirilandes hatte sein Eigentümer keinen feindlichen Angriff für möglich gehalten. Lediglich schwere Holzschalter konnten die Fenster gegen feindliche Pfeile sichern, und diese ließ Mugambi gerade herunter, als Lady Greystoke auf der Veranda erschien.
He! Mugambi! rief sie. Was ist denn los? Warum schließt du die Schalter?
Mugambi deutete auf die weißmänteligen Reiter, die sich jetzt deutlich draußen auf der Ebene zeigten. Araber, erklärte er. In der Abwesenheit des »großen Herrn« kommen sie mit keiner guten Absicht. Jenseits des sauberen Rasens und der blühenden Büsche sah Jane Clayton die glänzenden Körper der Waziri. Die Sonne leuchtete auf den Speerspitzen und den prächtigen Farben ihres Kriegsaufputzes aus Federn, auf die glatte Haut ihrer breiten Schultern bronzene Reflexe gießend.
Jane schaute mit ungemischtem Stolz und mit Freude auf sie. Was konnte ihr unter solchem Schutz weiter begegnen?
Die Räuber hielten kaum hundert Schritte entfernt auf der Ebene. Mugambi eilte hinab zu seinen Kriegern. Er trat einige Schritte vor sie und rief die Fremden an. Achmed Zek saß aufrecht im Sattel vor seinen Halsabschneidern.
Araber! rief Mugambi, was suchst du hier?
Wir kommen in Frieden, rief Achmed Zek zurück. Dann gehe in Frieden, erwiderte Mugambi. Wir brauchen euch hier nicht. Zwischen Araber und Waziri gibt es keinen Frieden.
Mugambi, obgleich kein geborener Waziri, war in den Stamm aufgenommen worden, und es gab keinen, der eifriger auf dessen Ruf und dessen Tapferkeit gesehen hätte.
Achmed Zek zog sich auf eine Seite seiner Horde und sagte leise etwas. Einen Augenblick danach prasselte eine Salve ohne vorherige Warnung in die Reihen der Waziri. Einige Krieger fielen, die übrigen wollten sich auf die Angreifer stürzen. Aber Mugambi war ein ebenso vorsichtiger als tapferer Führer. Er wusste, wie nutzlos es war, flintenbewaffnete Gegner so anzugreifen; deshalb zog er seine Streitkräfte hinter die Büsche des Gartens zurück. Einige verteilte er auf verschiedene Stellen rund um das Bungalow, ein halbes Dutzend schickte er hinein mit dem Befehl, ihre Herrin drin zurückzuhalten und mit ihren Leibern zu decken. Achmed Zek wendete nun die Gefechtsart der Wüstenkämpfer an, von welchen er stammte. Er führte seine Mannen im Galopp als lange dünne Linie in einem großen, allmählich kleiner werdenden Kreise um die Verteidiger.
Aus dem den Verteidigern nächsten Bogen des Kreises regnete ein dauerndes Feuer auf die hinter den Büschen verborgenen schwarzen Krieger. Die ihrerseits sandten ihre schlanken Pfeile auf die nächsten Gegner. An diesem Tage brauchten sich die als gute Bogenschützen bekannten Waziri ihrer Leistung nicht zu schämen. Wieder und wieder warf einer der braunen Reiter die Arme hoch und stürzte, von einem tödlichen Pfeil durchbohrt, aus dem Sattel. Aber der Kampf war zu ungleich. Die Araber waren den Waziri an Zahl überlegen, und ihre Kugeln drangen in die Büsche und trafen selbst Ziele, welche die arabischen Schützen gar nicht gesehen hatten. Bald schwenkte Achmed Zek eine halbe Meile hinter dem Bungalow ein, riss einen Teil der Zäune nieder und führte seine Schurken hinein in die Farm.
In wilder Jagd hetzten sie querfeldein. Sie hielten nicht an, um weitere Zäune niederzureißen, geradewegs trieben sie ihre wilden Rosse und setzten so leicht wie beschwingte Möven darüber hin.
Mugambi sah sie kommen und schrie den übriggebliebenen Kriegern zu, sich direkt an das Bungalow zurückzuziehen. Auf der Veranda stand Lady Greystoke mit der Büchse, und mehr als ein Räuber erlag ihren festen Nerven und ihrem ruhigen Zielen. Mehr als ein Pferd lief reiterlos die Attacke der anderen mit.
Mugambi schob seine Herrin zurück in die Sicherheit der Innenräume und suchte mit seinen auseinandergezogenen Leuten dem Feind zum letzten Male Halt zu bieten.
Die Araber kamen mit Geschrei heran und schwangen ihre langen Flinten über den Köpfen. Sie jagten an der Veranda vorbei und sandten ein mörderisches Feuer in die Waziri, welche ihre Salve von Pfeilen kniend hinter ihren langen ovalen Schilden abgaben. Um einen Pfeil oder einen Speer abzuhalten, waren die Schilde gut genug, aber gegen die Bleigeschosse der Flinten waren sie wertlos.
Unter den halbgeöffneten Schaltern des Bungalows schossen die anderen Bogenschützen besser und gedeckter, deshalb zog Mugambi nach diesem ersten Angriff seine sämtlichen Leute in das Haus zurück.
Wieder und wieder griffen die Araber an, bis sie schließlich außerhalb der Tragweite für die Pfeile des Verteidigers im Kreise hielten und aus dieser neuen Stellung die Fenster beschossen.
Die Waziri fielen einer nach dem anderen. Weniger und weniger Pfeile antworteten auf die Gewehrschüsse der Räuber, bis Achmed Zek zuletzt einen Sturm für erfolgreich hielt.
Im Laufen weiterfeuernd, stürzte die Horde nach der Veranda. Ein Dutzend fiel unter den Pfeilen der Verteidiger, aber die Mehrzahl erreichte die Tür. Schwere Gewehrkolben schmetterten dagegen. In das Krachen des splitternden Holzes mischte sich der Knall des Gewehres, wenn Jane Clayton durch die Paneele auf den zähen Feind schoss.
Auf beiden Seiten der Tür fielen Leute, aber schließlich gab die schwache Trennungswand dem wilden Ansturm der Angreifer nach. Sie fiel nach innen, und ein Dutzend finsterer Männer brachen in den Wohnraum. Am anderen Ende stand Jane Clayton, umgeben vom Rest ihrer treuen Beschützer. Der Boden war mit Körpern derer bedeckt, welche bereits ihr Leben für sie gelassen hatten. Vorne vor allen anderen stand der riesige Mugambi. Die Araber hoben die Gewehre, um mit einer letzten Salve jeden Widerstand zu brechen, aber Achmed Zek schrie ein Verbot und die Zeigefinger am Abzug blieben lang.
Nicht auf das Weib feuern! schrie er. Wer sie verletzt, stirbt! Fangt das Weib lebendig!
Die Araber sprangen durch das Zimmer, die Waziri begegneten ihnen mit ihren Speeren. Schwerter blitzten, lange Doppelpistolen knallten todbringend dazwischen. Mugambi trieb seinen Speer dem nächsten Gegner durch den Leib, dann entriss er einem anderen die Pistole, fasste sie am Lauf und zerschmetterte jedem den Schädel, der seiner Herrin zu nahe kam.
Durch sein Beispiel angefeuert, fochten die wenigen Verbliebenen wie wahre Teufel, aber einer nach dem anderen fiel, bis nur noch Mugambi übrig war, um Leben und Ehre von des Affenmenschen Weib zu verteidigen.
Aus der anderen Ecke des Zimmers bewachte Achmed Zek mit seiner edelsteinbesetzten Flinte in der Hand den ungleichen Kampf und feuerte seine Häscher an. Jetzt hob er langsam die Flinte und wartete, bis Mugambi bei einer Bewegung so stehen würde, dass er, ohne das Weib oder einen Gefährten zu treffen, auf ihn schießen konnte.
Endlich ersah er den Augenblick, berührte den Abzug und der tapfere Mugambi sank ohne einen Laut von sich zu geben vor die Füße Jane Claytons.
Im Nu war sie umzingelt und entwaffnet. Ohne ein Wort schleppte man sie aus dem Bungalow. Ein riesiger Neger hob sie vor sich auf den Sattel und ritt mit ihr aus der Umzäunung, um auf seinen Herrn zu warten, während die Räuber Bungalow und Nebengebäude plünderten.
Jane Clayton sah, wie die Räuber die Pferde von der Koppel holten und das Vieh von den Feldern zusammentrieben. Sie sah, wie alles, was für die Araber nur den geringsten Wert hatte, aus ihrem Heim herausgeholt wurde, sie sah, wie Feuer angelegt wurde und wie die Flammen ergriffen, was übrig war.
Als dann zuletzt die Räuber ihrem Grimm und ihrer Habgier Genüge getan hatten, ritten sie mit ihr nach Norden davon, aber sie sah noch den Rauch und die Flammen zum Himmel steigen, bis der Weg ins Waldesinnere führte, wo das traurige Bild ihren Augen verhüllt wurde.
Als die Flammen den Wohnraum erreichten und schon mit gierigen Zungen die Leichen der Gefallenen beleckten, bewegte sich aus der stillen Versammlung einer, dessen Wunden seit einiger Zeit zu fließen aufgehört hatten. Mugambi, den die Araber für tot hatten liegen lassen, lebte noch.
Als ihn die sengenden Flammen schon erreichten, erhob er sich unter Qualen auf Hände und Knie und kroch langsam nach der Tür. Wieder und wieder fiel er zusammen, aber jedes Mal raffte er sich auf, um seinen peinvollen Weg nach dem rettenden Ausgang fortzusetzen. Nach einer ihm unendlich scheinenden Zeit, während der die Flammen am anderen Ende des Raumes schon wie in einem feurigen Schmelzofen rasten, gelang es dem schwarzen Riesen, die Veranda zu erreichen. Er rollte sich die Stufen hinab und kroch in die sichere Kühle einiger nahestehender Sträucher. Dort lag er die ganze Nacht, bald bewusstlos, bald wieder bei schmerzvoller Besinnung. In solchen Augenblicken sah er mit wildem Grimm in die Flammen, die immer noch aus dem brennenden Stall und dem Heuschober aufstiegen. Ein herumstreichender Löwe brüllte in nächster Nähe, aber der riesige Schwarze wusste nichts von Furcht. In seinem wilden Herzen war nur Raum für einen Gedanken: Vergeltung! Vergeltung!