Kitabı oku: «Tarzans Tiere», sayfa 3

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Sheeta, der Leopard

Die nächsten Tage beschäftigte sich Tarzan damit, seine Waffenausrüstung zu vervollständigen und die Dschungel zu erkunden. Sehnen des Hirsches, der ihm seine erste Abendmahlzeit hier geliefert hatte, wurden auf den Bogen gespannt. Besser dazu wären Sheetas getrocknete Gedärme gewesen, aber er war doch vorerst zufrieden. Es hieß eben warten, bis ihm einmal durch glücklichen Zufall eine der großen Katzen zum Opfer fiel.

Er flocht sich auch einen langen Grasstrick – genau wie den, mit dem er vor vielen Jahren den bösen Tublat erwürgt hatte. Was hatte er als kleiner Affenjunge mit dieser wundervollen Waffe nicht alles anstellen können!

Scheide und Griff für sein Jagdmesser wurden fertig, dann auch ein Köcher für die Pfeile und aus Baras Fell Gürtel und Lendenschurz. Dann machte er sich auf die Wanderung, um endlich etwas mehr über das Land in Erfahrung zu bringen, nach dem er nun einmal verschlagen war. Er merkte wohl, daß er nicht an der ihm altbekannten Westküste Afrikas sein konnte, denn die Sonne erhob sich allmorgendlich aus dem Meere und glitt erst dann hoch über der Dschungel dahin. Das Meer im Osten!

Andrerseits war er sich darüber klar, daß er auch nicht an der Ostküste Afrikas sein könne. Es war sicher, daß die »Kincaid« nicht durch das Mittelländische Meer, den Suezkanal und das Note Meer ihren Weg genommen hatte. Auch die Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung war in dieser kurzen Zeit unmöglich. Dann war es auch undenkbar, daß man den Atlantischen Ozean durchquert und ihn auf irgendeiner unbewohnten Insel Südamerikas ausgesetzt haben sollte. Numa, der Löwe, war ja hier. Das konnte also auf keinen Fall zutreffen. Wo mochte er denn nun eigentlich sein?

Tarzan zog einsam durch die Dschungel dahin, immer in gewissem Abstand vom Strande. Wenn er nur etwas Gesellschaft gehabt hätte! Er bedauerte es allmählich, daß er sich nicht neulich den Affen angeschlossen hatte. Nichts hatte er wieder von ihnen seit jenem ersten Tage gesehen, an dem er im Grunde noch den ganzen Ballast der Kulturwelt mit sich schleppte.

Jetzt war er schon bald wieder ganz der alte Tarzan. Wenn er auch fühlte, daß er nur wenig gemeinsame Interessen mit diesen großen Menschenaffen haben könnte: Sie schienen ihm doch wenigstens besser als nichts zu sein.

Ohne zu hasten, bahnte er sich seinen Weg bald unten am Boden, bald zwischen den herabhängenden Zweigen. Da fand er Früchte, dort schob er einen Baumstamm beiseite oder stieß auf eine kleine Beute.

Eine Meile oder mehr mochte er an diesem Tage so zurückgelegt haben, als ihm der Wind Sheetas Nahen ankündigte.

Gerade Sheeta, der Leopard! Noch nie war er ihm so willkommen gewesen: Die Därme der großen Katze sollten ihm für seinen Bogen gerade recht sein und das Fell für einen Köcher und einen neuen Lendenschurz. Während er bisher beinahe gedankenlos dahergeschlendert war, verkörperte er jetzt geradezu lautlose Spannung und größte Vorsicht.

Rasch und doch leise arbeitete er sich auf der Fährte der wilden Katze durch die Büsche, und trotz all seiner edlen Abkunft schien seine ganze wildwütige Art der des wilden Raubtiers, an das er sich jetzt heranpirschte, völlig verwandt zu sein.

Tarzan überlegte noch, wie er das Tier überlisten könne, als ihm ein Windhauch von rechts neue Witterung brachte: Dem durchdringenden Geruch nach mußten mehrere große Affen in der Nähe sein.

Der Leopard hatte sich in den unteren Ästen eines Baumriesen hinter den Stamm geduckt. Er gewahrte unten in einiger Entfernung Akut mit seinen Genossen, wie sie es sich in einer Waldlichtung gut sein ließen. Einige schliefen, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, andere sprangen herum, rissen die Rinde von den Bäumen und holten sich leckere Maden und Käfer zum Schmause.

Akut war Sheeta am nächsten.

Die große Katze lag geduckt auf einem dicken Ast, dessen dichtes Laubwerk sie den Blicken des Affen verbergen mußte. Geduldig wartete sie, daß der Menschenaffe auf Sprungweite herankäme.

Vorsichtig kroch Tarzan hinüber. Jetzt war er dicht über dem Leoparden und zückte mit der Linken seine scharfe Steinklinge. Viel lieber hätte er zu seinem Fangstrick gegriffen, doch zu dicht war die Blätterwand zwischen ihm und der mächtigen Katze. Der Wurf würde wahrscheinlich sein Ziel verfehlt haben.

Akut hatte sich inzwischen direkt auf den Baum zu bewegt, in dessen Zweigen der Tod auf ihn lauerte. Der Leopard schob sich leise noch ein Stück auf dem Aste vorwärts, bis er fast genau über ihm war. Ein wütendes Rollen – und er setzte an, um sich auf den großen Affen herabzuschnellen. Allein noch den Bruchteil einer Sekunde zuvor hatte sich ein anderes Raubtier über ihn gestürzt: Unheimlich und wild übertönte dessen Kampfschrei sein Brüllen.

Als Akut, zu Tode erschrocken, aufblickte, sah er den Leoparden und auf dessen Rücken jenen weißen Affen, der ihn neulich am großen Wasser zum Kampfe herausforderte.

Die Zähne des Affenmenschen hatten sich fest in Sheetas Nacken verbissen, sein rechter Arm spannte sich eisern um die vor Wut bebende Kehle, und in der Linken schwang er einen schlanken Steindolch, holte aus und bohrte ihn mit mächtigem Stoße dicht hinter dem linken Blatt in den Leib des Leoparden.

Ein lauter Krach, und die beiden sausten auf die Erde nieder. Akut konnte gerade noch rasch zur Seite springen; er wäre sonst von der Last der kämpfenden Dschungelungeheuer erdrückt worden.

Schrecklich erklang Sheetas Knurren und Brüllen, doch zähe und ohne einen Laut von sich zu geben, klammerte sich der weiße Affe an sein Opfer.

Immer und immer wieder hatte der Steindolch rücksichtslos das blanke Fell durchbohrt, tief hatte er sich hineingesenkt – da, ein letztes verzweifeltes Sichaufbäumen, ein letztes Brüllen – – – das Raubtier überschlug sich und rollte zur Seite. Mochten seine Muskeln in stummem Krampfe noch zucken – – bald lag es still – – verendet.

Der Affenmensch aber setzte den Fuß auf seine Beute, riß sein Haupt hoch zurück – und wieder einmal hallte sein wildgewaltiger Siegerschrei über die Dschungel.

Akut und seine Stammesgenossen blickten starr vor Entsetzen und Bewunderung auf Sheeta, den Getöteten, und auf jene geschmeidige starke Mannesgestalt, die ihn bezwungen.

Tarzan brach zuerst das Schweigen.

Er hatte Akut das Leben gerettet, doch nicht umsonst. Er kannte jedoch die Grenzen des Affenverstandes nur zu gut und wußte, daß er die ganze Bedeutung dieser Tat den Menschenaffen erst einmal gehörig klar machen müsse. Sie würden ihm sonst kaum so nützen können, wie er es erhoffte.

Ich bin der Affen-Tarzan, rief er. Ein großer Jäger bin ich und ein mächtiger Kämpfer. Am großen Wasser schonte ich Akut. Hätte ich ihn getötet, wäre ich euer König. Und jetzt? Vor Sheetas reißenden Pranken habe ich Akut wieder vom Tode gerettet.

Sind Akut oder die Seinen in Gefahr, dann sollen sie Tarzan rufen ..., – und der Affenmensch erhob seine Stimme zu jenem furchtbaren Schrei, mit dem Kerschaks Stamm die fernen Genossen zurücklockte, so oft Gefahren drohten.

Und, fuhr er fort, wenn ihr vom Stamme Akuts diesen Notschrei Tarzans hört, dann sollt ihr daran denken, was er für Akut getan, und, so schnell es irgend geht, zu ihm eilen. Wollt ihr das?

Huh! kam Akuts Zustimmung, und wie in einem Chor tönte es von allen Seiten: Huh!

Dann setzten die Affen ihre Nahrungssuche fort, als sei inzwischen gar nichts weiter vorgefallen. Und John Clayton, Lord Greystoke, schmauste mit.

Es war merkwürdig, daß Akut kaum von seiner Seite wich und ihn öfters mit seinen kleinen blutunterlaufenen Augen voll eigenartiger Bewunderung ansah. Und mit einem Male tat er, was Tarzan während all der langen Jahre, die er früher unter den Affen zugebracht, niemals erlebt hatte: Akut hatte einen ganz besonderen Leckerbissen gefunden – und gab ihn Tarzan!

Wenn nun der ganze Stamm auf die Jagd auszog, war Tarzan stets dabei: Grell stach sein glänzender Körper gegen die schwarzbraunen, zottigen Felle seiner Gefährten ab. Oft kamen sie wohl einander auch ins Gehege, wenn sie die Dschungel durchstreiften, aber die Affen hielten es bereits für ausgemacht, daß er zu ihnen gehörte, ja daß er genau wie Akut zu respektieren war.

Es passierte wohl, daß er einer Äffin und ihrem Jungen zu nahe kam und daß sie dann unter Knurren ihre großen Fangzähne zeigte; oder daß ihn ein frecher Jungaffe anfuhr, weil er von Tarzan bei seiner Mahlzeit gestört zu werden glaubte. Doch so und ähnlich ging es allen anderen vom Stamme auch.

Tarzan fühlte sich also im allgemeinen bei diesen wilden Tieren wie zu Hause. Wenn eine Äffin ihm mit drohender Geste begegnete, wich er jedesmal aus. Das machten sie alle so, abgesehen von gelegentlichen stärkeren Wutausbrüchen, bei denen dann das Tierisch-Rohe die Oberhand gewann. Ab und zu knurrte er schließlich einen besonders unverschämten Jungaffen gehörig an und zeigte ihm seine Zähne, just so, wie sie es selbst gewohnt waren. So fiel er ganz wieder in seine alte gewohnte Lebensweise zurück. Leicht, geradezu selbstverständlich, vollzog sich diese Wandlung, als hätte er nie irgend etwas mit denen seines eigenen Blutes gemein gehabt.

Den größten Teil der Woche war er mit seinen neuen Freunden auf der Jagd in der Dschungel. Er freute sich, nun wieder Gefährten um sich zu haben, und außerdem hoffte er, sich so am sichersten einen Platz in ihrem reichlich kurzen Gedächtnis zu sichern. Wußte er doch aus Erfahrung, wie vorteilhaft es einmal sein konnte, auf die Hilfe dieser kraftvollen und furchtgebietenden Tiere rechnen zu dürfen.

Als er der Überzeugung war, daß sich sein Bild ihnen genugsam eingeprägt haben müsse, beschloß er, die Erkundung der Gegend wieder aufzunehmen. So zog er eines Tages in der Frühe nordwärts, immer in gewissem Abstand vom Meere. Rasch strebte er voran, bis die Nacht sich herniedersenkte.

Im Dämmern des nächsten Morgens ging er zum Strande. Doch nicht wie neulich erhob sich die Sonnenkugel heute aus den Wassern: Aus der Dschungel zu seiner Rechten kam sie emporgestiegen! Er schloß daraus, daß die Küste hier nach Westen abbog. Am zweiten Tage kam er fast ebenso schnell vorwärts, oft gar noch schneller: Wie ein Eichhörnchen kletterte er auf halber Höhe der Bäume durch die weiten Wälder.

Heute abend sank die Sonne zum Meere hinab ... Was er im stillen befürchtet, bestätigte sich: Rokoff hatte ihn auf einer Insel ausgesetzt!

Das hatte dieser Schuft natürlich gewußt! Und hätte der Russe noch irgendein grausameres Schicksal für ihn ausdenken können, er hätte es ihm bestimmt; das war gewiß. Konnte es überhaupt etwas Furchtbareres geben als für ein ganzes Leben auf diese unbewohnte Insel verbannt zu sein?

Rokoff mußte zweifellos von hier aus direkt auf den Kontinent zugesteuert sein. Dort würde er kurzerhand und ohne Schwierigkeiten den kleinen Jack wilden Pflegeeltern ausgeliefert haben ..., so lautete ja die Drohung auf jenem geheimnisvollen Zettel!

Tarzan schauderte bei dem Gedanken an die Leiden, die dem Kleinen unter grausamen Wilden beschieden sein mußten, wenn er es auch nicht für ausgeschlossen hielt, daß Jack nicht gerade den größten Rohlingen in die Hände gefallen wäre. Oft waren ihm ja auch Wilde zu Gesicht gekommen, die durchaus menschlich handelten. Aber im ganzen blieb ihr Leben doch eben nur eine Reihe von Raubzügen, Gefahren und Quälereien.

Ein Kannibale, ein wilder Menschenfresser sein kleiner Jack! Furchtbarer Gedanke!

Mit zugefeilten Zähnen, die Nase durchbohrt und das zarte Gesicht gräßlich tätowiert!

Tarzan seufzte tief. Könnte er jetzt diesen teuflischen Russen mit seinen nervigen Fingern erwürgen!

Und Jane!

Zweifel, Furcht und Ungewißheit mußten sie foltern, sie würde sich vor Qualen winden. Unendlich schlimmer ihre Lage im Vergleich zu der seinen! Er wußte eines seiner Lieben wenigstens daheim sicher geborgen, und sie? Keine Ahnung konnte sie haben über das Wo und Wie von Mann und Kind ... Für Tarzan war es immerhin gut, daß er die volle Wahrheit nicht einmal ahnte. Tausendfache Qualen wären ihm nicht erspart geblieben. –

Langsam streifte er in Gedanken versunken durch das Dickicht. Plötzlich vernahm er heftiges Scharren, doch konnte er sich nicht erklären, wovon dies Geräusch herrühre.

Vorsichtig folgte er dem Lärm und bald stieß er auf einen starken Leoparden, der sich unter einem gestürzten Baum festgeklemmt hatte.

Das Raubtier empfing Tarzan mit grimmigem Geknurr und suchte sich mit allen Kräften aus seiner üblen Lage zu befreien. Kaum eine Handbreit kam es jedoch von der Stelle: Ein starker Ast lag quer über seinem Rücken, und die Füße waren im wilden Gewirr der Zweige gefesselt.

Der Affenmensch näherte sich der hilflosen Katze und griff zum Bogen. Er wollte sie töten, ehe sie dem langsamen Hungertode verfiel. Doch eine plötzliche Laune ließ ihn innehalten, als die Sehne schon zum tödlichen Schwung ausholte.

Warum dem armen Geschöpf Leben und Freiheit rauben, wenn er ihm beides so leicht wiederschenken konnte? Er sah ja, daß der Leopard sich mit allen Vieren um seine Freiheit mühte: Sie waren also heil geblieben, und auch das Rückgrat schien unverletzt. Da war nichts gebrochen.

Er tat den Pfeil in den Köcher zurück, hing den Bogen wieder über die Schulter und trat noch näher an das eingeklemmte Tier heran. Mit seinen Lippen ahmte er das schmeichelnde Schnurren großer Katzen nach, mit dem sie einander gewöhnlich ihr Wohlbehagen bezeugen. Es schien ihm das der beste Weg, um sich mit Sheeta freundschaftlich zu verständigen.

Der Leopard ließ auch gleich sein Knurren und sah dem Affenmenschen fast fragend in die Augen.

Wenn Tarzan jetzt die wuchtige Last von Sheetas Rücken wälzen wollte, mußte er unbedingt so nahe an das Tier herangehen, daß es ihn in seine langen, scharfen Krallen bekam. Dann wäre er ihm nach vollbrachtem Werk auf Gnade und Ungnade ausgeliefert ...

Doch Tarzan kannte keine Furcht. Hatte er sich einmal entschieden, schritt er immer rasch und rücksichtslos zur Tat.

Ohne zu zögern, sprang er mitten in das wirre Geäst dicht neben den Leoparden. Immer noch klang das begütigende Schnurren von seinen Lippen. Die Katze wandte den Kopf und starrte ihn fragend an. Ihre langen Pranken waren weit geöffnet, wie es ihm schien, mehr in Erwartung als zum Angriff bereit.

Tarzan schob seine rechte Schulter unter den Stamm, eines seiner nackten Beine dicht gegen das seidige Fell der Katze gepreßt.

Langsam streckten sich seine gewaltigen Muskeln, und immer mehr hoben sich Baumstamm und wirres Gezweig. Sowie der Leopard nicht mehr den vollen Druck der Last verspürte, kroch er schleunigst darunter hervor. Tarzan ließ den Stamm zur Erde zurückfallen, und die beiden wilden Tiere standen sich Auge in Auge gegenüber.

Ein grimmiges Lächeln lag aus den Lippen des Affenmenschen, denn er wußte, daß er nun sein Leben ganz in die Hand jenes furchtbaren Dschungeltieres gegeben hatte. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sich die Katze im gleichen Augenblick, in dem sie ihre Freiheit wiederfühlte, über ihn gestürzt hätte.

Doch sie tat es nicht; sie stand in einiger Entfernung und schien zu warten, bis der Affenmensch wieder aus dem wilden Durcheinander der Zweige herauskam.

Jetzt war Tarzan draußen, nur drei Schritte vom Leoparden. Sollte er in die Bäume hinter sich bis in die höchsten Kronen hinaufklimmen, weil Sheeta ihm dahin nicht folgen konnte?

Irgendeine Eingebung – fast war es Tollkühnheit zu nennen – bestimmte ihn, sich dem Tiere freundlich zu nähern und zu sehen, ob in ihm so etwas wie Dankbarkeit stecke. Dann konnten sie sich ja miteinander vertragen.

Er ging näher: Die große Katze wich seitlich aus, und der Affenmensch folgte ihrer Fährte, nur einen Fußbreit hinter ihr. Als er dann durch den Wald davonschritt, kam der Leopard ihm nach, wie ein Hund sich zu seinem Herrn hält.

Tarzan konnte sich erst lange nicht klar darüber werden, ob das Tier ihm aus einer gewissen dankbaren Anhänglichkeit folgte oder um sich doch noch auf ihn zu stürzen, sobald der Hunger sich meldete.

Schließlich aber wurde er von der Richtigkeit seiner ersten Vermutung überzeugt.

Am Nachmittag schwang Tarzan sich hinaus in das Geäst der Bäume: Er hatte einen Hirsch bemerkt, und schon sauste seine Schlinge um des Tieres Nacken. Dann rief er Sheeta, mit demselben schnurrenden Laut, mit dem er heute den Argwohn dieses wilden Tieres besänftigt hatte. Nur etwas schriller klang es, so etwa, wie er es gehört hatte, wenn Leoparden nach gemeinsamer Jagd sich in ihre Beute teilen.

Unmittelbar darauf krachte es im Unterholz, und der schlanke, geschmeidige Leib seines so eigenartigen Wandergefährten zwängte sich hindurch.

Wie er Bara erblickte, und ihm die Witterung frischen Blutes in die Nase stieg, gab er einen schrillen Laut von sich, und schon im nächsten Augenblick stürzten sich beide zu wildem Schmause über die zarte Fleischbeute.

Einige Tage streiften die sonderbaren Jagdgenossen zusammen durch die Dschungel. Einer teilte des anderen Beute, und so »speisten« sie oft und reichlich.

Sie waren eines Tages gerade dabei, einen von Sheeta erlegten Eber zu verzehren, als plötzlich Numa der Löwe, schrecklich und furchtbar durch das hohe Gras nahte.

Mit Gebrüll sprang er hervor. Er schien es vor allem auf die saftige Beute seiner Nachbarn abgesehen zu haben. Sheeta flüchtete in das nahe Dickicht, während Tarzan mit einem Satz in den unteren Ästen eines Baumes verschwunden war.

Hier nahm er sein Grasseil von der Schulter und machte sich zum Wurf bereit. Numa stand stolz und herausfordernd auf den Resten des Ebers, doch da wand sich auch schon das feste Wurffeil um Mähne und Hals. Tarzan zog mit einem heftigen Ruck die Schlinge straff zu und riß den Löwen, trotzdem er sich verzweifelt zu wehren suchte, mit aller Gewalt nach oben, bis er kaum noch mit seinen Hinterpranken den Boden berührte.

Rasch das Seil an einem starken Aste festgemacht – und schon war Sheeta unten zur Stelle, den er inzwischen mit schrillem Schrei zurückgerufen. Tarzan sprang zur Erde und sogleich auf Ruma, den Wütenden, um ihm mit seinem langen Steindolch den Garaus zu machen. Sheeta kam von der anderen Seite zu Hilfe; seine Tatzen gruben sich tief in die Weichen des Löwen.

Und noch ehe der König der Tiere mit seinen mächtigen Krallen die Fesseln zerfetzen konnte, hing er tot in der Schlinge.

Wie aus einer Kehle erhob sich das Siegergebrüll des Affenmenschen und des Leoparden über die Dschungel.

Und als es in einem langgezogenen fürchterlichen Klageschrei erstarb, da horchte eine buntbemalte Kriegerschar unten am Strande auf: Sie hatten eben das lange Boot ans Land gezogen und wollten in die Dschungel rücken – –

Mugambi, der Häuptling der Wagambi

So oft Tarzan bisher das ganze Küstengebiet der Insel durchstreift hatte und dann an einigen Stellen auch ins Innere vorgedrungen war, wurde es ihm immer wieder zur Gewißheit, daß hier kein menschliches Wesen wohnte.

Ein Irrtum schien ihm ausgeschlossen, denn nie konnte er auch nur die geringste Spur entdecken, die wenigstens auf einen vorübergehenden Aufenthalt von Menschen an diesen Gestaden hätten schließen lassen. Er wußte allerdings auch, daß die üppige Tropenvegetation allzu rasch alles und jedes unter sich begräbt, was nicht als festgegründetes und hochragendes Wahrzeichen schaffender Menschenhand längere Lebensdauer verspricht.

Am Tage nach Numas Tod stießen Tarzan und Sheeta auf Akut und dessen Stamm. Als diese den Leoparden erblickten, nahmen sie Reißaus, doch kamen sie nach einiger Zeit auf Tarzans Zureden zurück.

Es war ihm eingefallen, daß er schließlich den Versuch machen könne, die alten Erbfeinde miteinander zu versöhnen. Er begrüßte überhaupt jede Ablenkung von seinen oft trüben Gedanken, die ihm besonders in Stunden der Untätigkeit immer mehr zu schaffen machten.

Die Mitteilung seines Planes an die Affen schien ihm keineswegs besonders schwierig, wenn ihr ganzer Sprachschatz auch nur mit dem Allernötigsten und Einfachsten rechnete. Anders stand es da mit dem kleinen und auf heimtückische Überfälle eingestellten Hirn Sheetas! Ihm begreiflich zu machen, daß er von jetzt an statt Jäger Jagdgenosse seiner natürlichen Erbfeinde sein sollte, das schien selbst über die Kraft des Affenmenschen zu gehen.

Tarzan hatte unter seinen bekannten Waffen einen handfesten Knüttel; den nahm er jetzt und bearbeitete mit ihm das knurrende Katzentier, nachdem er ihm zur Sicherung seine Schlinge um den Hals geworfen hatte. Er wollte so dem Tiere gleichsam einhämmern, daß es die großen zottigen, menschenähnlichen Geschöpfe auf keinen Fall angreifen dürfe. Diese rückten noch näher heran, als sie die Bedeutung der Schlinge um Sheetas Nacken erfaßt hatten.

Es war wie ein Wunder, daß die Katze sich nicht mit rascher Wendung auf Tarzan stürzte und ihn zerriß; doch lag das wohl daran, daß der Affenmensch zweimal ihr drohendes Geknurr mit einem mächtigen Schlag auf ihre empfindliche Nase beantwortet hatte. Er rechnete damit, ihr so am besten nachhaltigen Respekt vor dem Knüttel und den Affentieren, die hinter ihm standen, einzuflößen.

Fraglich scheint es jedoch, ob die ursprüngliche Veranlassung der Anhänglichkeit des Tieres an Tarzan auch hier noch dem Leoparden deutlich bewußt war, wenn auch zweifellos hierbei unterbewußte Strömungen – durch das gemeinsame Leben erhalten und gefördert – eine große Rolle spielten. Denn jedem anderen würde Sheeta an den Hals gesprungen sein, wenn er ihm zugemutet hätte, sich durch Züchtigung mit bloßer Hand einschüchtern zu lassen.

Dann mochte auch die unheimliche Macht menschlichen Verstandes ihre unsichtbaren Fesseln dieser Kreatur aufgezwungen haben; in ihr lag letzten Endes überhaupt der Schlüssel zu der einzigartigen Überlegenheit Tarzans über Sheeta wie über all die anderen wilden Tiere der Dschungel, die in ihm ihren unüberwindlichen Beherrscher erkennen mußten. –

Sei dem wie ihm wolle: Leopard und Großaffen durchstreiften ihre Jagdgründe Seite an Seite, griffen gemeinsam ihre Opfer und teilten sich in die Beute. Und keiner von dem ganzen wilden Trupp tat schrecklicher in allem mit, als dieses glatthäutige, mächtige Tier, das noch vor einigen Monaten eine bekannte und beliebte Erscheinung in der Londoner Gesellschaft gewesen.

Bisweilen trennten sich die Tiere auch für ein paar Stunden oder einen Tag, wenn sie irgend etwas Besonderes vorhatten. So war der Affenmensch einmal auf halber Höhe der Bäume durch den Wald nach dem Strande geklettert und hatte sich dort in der heißen Mittagssonne in den Sand gestreckt.

Zwei scharfe Augen lugten von einem niedrigen Hügel am Wasser auf ihn herab ...

Fürs Erste füllten diese Augen sich mit einem Ausdruck des Erstaunens: Was sollte dieser starkknochige weiße Mensch hier in der glühenden Tropensonne? Warum war er nackend und ging wie ein Wilder daher? Dann wurde ein Zeichen nach rückwärts gemacht; sogleich richteten sich zwei andere Augen hinunter auf den Affenmenschen, und immer mehr und mehr tauchten auf, bis ein ganzer Trupp bunt aufgeputzter Krieger auf dem Bauche liegend den Kamm des Hügels säumte. Kampflüstern machten sie sich an den weißhäutigen Fremdling heran.

Der Wind kam ihnen entgegen und trug Tarzan deshalb ihren Geruch nicht zu. Er lag halb mit dem Rücken gegen sie, merkte es also nicht, als sie vom Hügel herab und durch das hoch emporgewucherte Gras auf sein Strandlager zu schlichen. Es waren alles zusammen wilde, ungeschlachte Burschen: Ihr fremdartiger Kopfputz, die grotesk bemalten Gesichter und das ganze Drum und Dran von Metallschmuck und buntschillernden Federn verstärkten diesen Eindruck noch.

Als sie den Hügel hinter sich hatten, rückten sie vorsichtig Schritt für Schritt in geduckter Haltung näher und näher an den weißen Mann heran, der sich so ahnungslos im Sande sonnte. Drohend schwangen sie ihre schweren Kampfkeulen.

Tarzan litt wieder einmal sehr unter seiner ihn tief bedrückenden Schwermut, die in den Sorgen um sein und der Seinen Schicksal ihre Nahrung fand und seine sonst so scharfen Sinne gleichsam umschleierte. Daher hatte er es auch gar nicht bemerkt, daß er nicht mehr allein am Strande war; ja um ein Haar wären die Wilden unbemerkt über ihn hergefallen ... Er war jedoch sofort auf den Beinen, als er mit einem Male merkte, daß irgend etwas hinter seinem Rücken vorging; denn etwas Verdächtiges hören und im Bruchteil einer Sekunde mit allen Fasern zum Handeln bereit sein, das steckte ihm in Fleisch und Blut. Mit gellendem Geschrei und geschwungenen Keulen stürmten die Wilden heran, doch gleich den vordersten erledigte er mit einem gewaltigen Schlag. Schon umringten sie den hochragenden sehnigen Gegner, doch dessen wuchtiger Knüttel sauste rechts und links und überall auf sie nieder und warf ihre Reihen in wilder Panik zurück.

In einiger Entfernung berieten die Überlebenden, was nun zu tun sei. Der Affenmensch erwartete jedoch ruhig und mit verschränkten Armen ihren neuen Angriff. Diesmal rückten sie mit ihren verderbenbringenden Speeren an, und bald hatten sie Tarzan in einem engen Halbkreis von der Dschungel her umzingelt.

Wenn sie ihn jetzt alle auf einmal mit einem Hagel von Speeren überschüttet hätten, wäre er kaum lebend davongekommen. Wollte er also nicht die Kette der Wilden in rasendem Ansturm durchbrechen, so blieb ihm nur das Meer in seinem Rücken als einziger Rettungsweg.

Seine Lage war geradezu verzweifelt. Doch plötzlich verzog sich das Lächeln, das immer noch nicht von seinem Gesicht gewichen war, zu einem breiten Lachen.

Die Schwarzen hielten sich immer noch zurück: Mit großem Getöse und unter gellendem Geheul sprangen sie in wildem Kriegstanze auf und nieder; man hörte dazwischen deutlich, wie die nackten Füße klatschend den Boden berührten. Ein seltsames Schauspiel!

Doch mit einem Male erhob der Affenmensch seine Stimme zu einem langanhaltenden unheimlichen Kampfruf. Wie vom Schlage gerührt brachen die Schwarzen ihre Tanzerei ab, und ängstlich fragend suchte einer des andern Blick. Das war ein Brüllen, wie sie es bisher noch nie vernommen hatten, ein Brüllen, dem selbst ihr wütendes Kampfgeheul nicht gleichkam. Keiner Menschenkehle konnte solch furchtbarer Ruf sich entringen, das mußte ein Raubtier gewesen sein –, und doch sahen sie es mit eigenen Augen, wie der weiße Mann immer noch aus weitgeöffnetem Munde den schreckengebietenden Kampfruf über die Dschungel jagte.

Nach ein paar Sekunden freilich wich die Erstarrung, und in geschlossener Kette tanzten sie ihrem Opfer immer näher und näher. Ein plötzliches Brechen im Dschungelgestrüpp rückwärts hemmte von neuem ihre Schritte. Was da auftauchte, ließ ihnen vor Entsetzen fast die Augen aus ihren Höhlen treten, und wohl manch mutigeres Herz, als es den Wagambi in der Brust schlug, würde bei diesem Anblick auch gezittert haben.

Ein stattlicher Leopard sprang mit funkelnden Augen und kampfwütigen Pranken vom Dschungelrande herab, und hinter ihm polternd eine Horde riesiger Menschenaffen, halbgebückt über ihren kurzen krummen Beinen, mit den langen Armen die Erde berührend. Schwer lastete ihr wuchtiger Oberkörper auf dem kantigen Unterbau, und unbeholfen kamen sie von der Dschungel herüber.

Tarzans Tiere waren dem Rufe ihres mächtigen Gefährten gefolgt!

Und noch ehe sich die Wagambi von ihrer Bestürzung erholen konnten, war ihr Schicksal besiegelt: Von beiden Seiten brach das Unheil über sie herein, hier die zähnefletschenden Tiere und dort der Affen-Tarzan. Zwar empfing diese ein Hagel von Speeren und mächtigen Keulen, zwar mußten auch einige Affen ihr Leben lassen, aber – die Krieger von Ugambi waren nicht mehr.

Nur ein einziger Krieger war nach jenem grasüberwucherten Hügel entkommen ...

Dieser eine war Mugambi, der Häuptling der Wagambi aus dem Lande Ugambi. Als er in dem üppigen Pflanzendickicht verschwand, folgten ihm nur die scharfen Augen des Affenmenschen, der vom Hügelkamm genau die eingeschlagene Richtung erkennen konnte.

Er nahm unverzüglich die Verfolgung des einzigen Überlebenden auf. Kaum war er am jenseitigen Abhang der Hügelkuppe, als ihm auch schon die Gestalt des Flüchtenden wieder in Sicht kam. Mit raschen Sprüngen suchte jener das lange Kanu zu erreichen, das an den Strand gezogen und so gegen die gischtende Brandung gesichert war.

Lautlos wie dessen eigener Schatten sprang der Affenmensch dem von Entsetzen gefolterten Schwarzen näher. Ein neuer Plan war bei dem Anblick des Bootes jäh in ihm aufgeschossen: Waren diese Leute von einer anderen Insel oder gar vom Festland hierher gekommen, warum sollte er da nicht alles nutzen, was in ihren Kräften stand, mit ihnen den gleichen Weg zurück einzuschlagen? Kamen sie von einer Insel, so würden sie ohne Zweifel ab und zu sicher einen Beutezug nach dem Festland unternehmen. Vielleicht aber hatten sie überhaupt festen afrikanischen Boden unter den Füßen.

Eine mächtige Hand legte sich schwer auf die Schulter des flüchtenden Mugambi, noch ehe er gewahr wurde, daß ihn jemand verfolgte. Er wandte sich und wollte sich mit geballter Faust zur Wehr setzen. Doch im Augenblick, in dem er zum Verteidigungsschlag weit ausholte, wurde er von seinem riesigen Verfolger zu Boden geworfen.

Tarzan redete ihn in der Sprache der Westafrikaner an. Wer bist du? fragte er.

Mugambi, der Häuptling der Wagambi, erwiderte der Schwarze.

Ich will dich am Leben lassen, fuhr Tarzan fort, wenn du mir hilfst, von dieser Insel wegzukommen. Wie stellt du dich dazu?

Helfen will ich schon, entgegnete Mugambi, aber jetzt habt ihr mich um alle meine Krieger gebracht ... Ich weiß nicht einmal, ob ich selbst je dies Land verlassen kann. Wer soll denn rudern? Und ohne viele kräftige Ruderer bringen wir das Kanu niemals über das große Wasser ...

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