Kitabı oku: «Louba der Spieler», sayfa 3

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Kapitel 6

»Erkennen Sie mich nicht mehr, Miller?«

Die Jahre waren nicht spurlos an Charles Berry vorübergegangen, aber trotzdem war Miller gleich über ihn im Bilde. Er hatte noch eine ganz persönliche Erinnerung an Mr. Berry, weil er einmal von Louba angefahren worden war, als er etwas über den Zweck von Berrys Besuchen hatte herausbekommen wollen.

»Wie geht es Ihnen, Miller?« fuhr Berry fort und streckte ihm leutselig die Hand entgegen.

»Danke, Sir. Und Ihnen?« fragte Miller zurück.

Es war offenkundig, daß sich Berry auf freundschaftlichen Fuß mit ihm stellen wollte.

Sie hatten sich eben vor Braymore House getroffen. Es war ein kalter, feuchter Abend.

»Bin gerade nach England zurückgekehrt«, sagte Berry. »Haben Sie etwas Besonderes vor?«

»Ich bringe Herrn Louba die Nachmittagspost in den Elect Club.«

»Hm - ist er dort?«

»Ja. Wollen Sie ihn sprechen?«

»Deswegen bin ich nach England zurückgekommen. Wahrscheinlich werde ich ihm aus verschiedenen Gründen die Hölle heiß machen. Hören Sie mal, wollen wir nicht ein Gläschen zusammen trinken - oder haben Sie’s eilig?«

»Auf fünf Minuten kommt es mir nicht an.«

Sie gingen nebeneinander her. Der naßkalte Wind pfiff ihnen um die Ohren.

»Was haben Sie gegen Herrn Louba?« fragte Miller neugierig.

»Höchst einfach - er zahlt mir nicht, was er mir schuldet. Wie steht es nach Ihrer Meinung mit seinen Finanzen? Ist etwas faul?«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Wissen Sie etwas?«

Sie schauten einander unsicher an.

»Reden wir nicht lange darum herum«, sagte Berry. »Es ist das vernünftigste, wir schenken einander gleich reinen Wein ein. Louba ist im Rückstand mit seinen Zahlungen an mich, und ich frage mich, ob ihm das Geld ausgeht. Wie steht es bei Ihnen?«

»Meinen Lohn hat er auch noch nicht bezahlt«, brummte Miller.

»Oho …!«

Berry begann zu grübeln. Dann wandte er plötzlich den Kopf und machte Miller auf einen kleinen Mann aufmerksam, der ihnen schon seit einiger Zeit gefolgt war.

»Kennen Sie den Burschen da?« fragte er. »Er kommt mir irgendwie bekannt vor …«

»Wie er heißt, weiß ich nicht, ich habe ihn hier schon öfters herumlungern sehen.«

An der Ecke war ein kleines Restaurant, und als sie es sich an einem der Tische bequem gemacht hatten, wurde Berry vertraulich.

»Offen gesagt - ich habe schon mit Louba gesprochen«, erklärte er.

»Was, seit Ihrer Rückkehr?«

»Ja. Sie waren gerade nicht da. Louba sagte mir, er sei pleite und wolle versuchen, aus dem Land zu verschwinden und dazu so viel Geld wie nur möglich zusammenzukratzen.«

Miller pfiff leise durch die Zähne.

»Feine Kiste! Und wie steht’s mit meinem Lohn?«

Berry zuckte die Schultern.

»Erwarten Sie nicht, daß Louba sich darum kümmert!«

»Ich verstehe«, nickte Miller. »Er will mich hereinlegen …«

Berry lachte.

»Warum sollte er Sie besser behandeln als andere, Miller?« meinte er und sah dann plötzlich auf.

Der kleine Mann, den sie auf der Straße beobachtet hatten, betrat das Lokal und nahm an einem Nachbartisch Platz. Berrys unhöfliches Anstarren beantwortete er mit einem arglosen Blinzeln.

»Was will der Bursche nur?« murmelte Berry. Obwohl der Mann völlig harmlos aussah, war er ihm unbehaglich.

»Nach all den Jahren, die ich ihm gedient habe!« funkte Miller dazwischen, dessen Gedanken immer noch bei Louba und seinem persönlichen Groll gegen ihn waren. »Aber ich hatte schon die ganze Zeit über Verdacht …«

»Warum?«

»Ich weiß, daß seine Geschäfte ziemlich schlecht gehen und daß er eine Menge Geld verloren hat. Außerdem entdeckte ich vor einigen Tagen beim Aufräumen einen Paß … Ausgestellt auf einen falschen Namen, aber mit seiner Fotografie darauf.«

»Aha! Er will sich also tatsächlich aus dem Staub machen.«

Berry stürzte sein Glas hinunter und setzte es heftig auf den Tisch.

Miller folgte seinem Beispiel, und Berry bestellte für jeden noch einen Doppelten.

Je mehr sie tranken, desto schändlicher fühlte sich Miller behandelt, und Berry pflichtete ihm eifrig bei. Er war sehr zufrieden mit dem augenblicklichen Geisteszustand des Dieners. Als er einmal zufällig aufsah, entdeckte er, daß ihnen der kleine Mann mit geradezu unverfrorener Neugierde zuhörte.

»Freundchen«, sagte Berry vernehmlich. »Erzählen wir uns etwas, was Sie interessiert?«

»Entschuldigen Sie vielmals«, entgegnete der kleine Mann. »Aber ich hörte zufällig, daß Sie von Herrn Louba sprachen.«

»Freund von Ihnen?«

»Um Gottes willen, nein, nein! Aber ich interessiere mich sehr für ihn.«

»Ach, warum denn?«

Der kleine Mann zog seinen Stuhl an ihren Tisch.

»Ich habe festgestellt, daß da Costa eine Wohnung im Braymore House hat, die über der Loubas liegt.«

»Das stimmt«, erklärte Miller. »Aber deswegen ist er noch lange kein Freund Loubas.«

»Ich weiß, ich weiß«, gab der kleine Mann zurück. »Deshalb hoffe ich ja auch so stark …«

»Was haben Sie eigentlich mit Louba zu tun?« fragte nun Berry.

»Oh, nicht viel«, erwiderte der kleine Mann sanft. »Ich traf ihn vor Jahren - es ist schon lange her. Ich habe inzwischen nie die Hoffnung verloren, daß … Besonders hoffe ich auf da Costa. Sie hatten wieder Streit miteinander. Daß sie Konkurrenten sind, wissen Sie ja. Da Costa vergißt nicht so leicht!«

»Was, zum Teufel, hat denn das alles mit uns zu tun?«

»Oh, verzeihen Sie, vielleicht gar nichts. Ich interessiere mich eben für alles, was Louba betrifft. Es hilft mir … Nicht, daß ich je die Hoffnung verlöre«, flüsterte er und stand auf. »Ich habe davon seit Jahren gezehrt. Und ich kann warten …«

Er machte eine linkische Verbeugung und ging.

Berry tippte sich an die Stirn und wandte sich wieder an Miller.

»Total verrückt«, sagte er. »Aber nun hören Sie mal, Miller - können wir nicht verhindern, daß dieser Louba sein ganzes Geld zusammenrafft und sich aus dem Staub macht?«

»Ich wüßte nicht wie!«

»Hm - wir können nicht verhindern, daß er ausreißt, aber wir könnten uns wenigstens vorher einen Teil seiner Beute sichern. Sie sind doch mit ihm in derselben Wohnung …«

Miller setzte sein Glas so hastig ab, daß ein Teil des Whiskys auf die marmorne Tischplatte überschwappte.

»Was soll das heißen? Halten Sie mich für einen Dieb?«

»Dann würde ich mich überhaupt nicht mit Ihnen unterhalten«, antwortete Berry mit etwas übertriebener Großspurigkeit.

»Was soll dann diese Andeutung, daß ich in derselben Wohnung mit Louba bin?«

»Nun, Sie könnten immerhin dafür sorgen, daß er nicht allein von dem Geld profitiert, das er von anderen ergaunert hat«, erklärte Berry mit gespielter Entrüstung. »Diesem Kerl das Geld wegzunehmen, das ihm überhaupt nicht gehört, ist geradezu eine gute Tat! Ich sage Ihnen, ich würde mir nichts daraus machen, einen Schurken wie Louba auch einmal hereinzulegen.«

»Hm, in der Theorie sieht das ganz gut aus«, brummte Miller. »Da stimme ich Ihnen bei. Aber wenn es zur Praxis kommt …« Er schüttelte den Kopf. »Ich will das Risiko nicht übernehmen, einem Richter den Unterschied zwischen Recht und Unrecht klarzumachen.«

»Nur keine Sorge, das eigentliche Risiko übernehme ich schon selbst«, versprach Berry. »Sie haben nichts zu tun, als die Augen offenzuhalten - sofort wenn eine größere Summe im Haus ist, sagen Sie es mir. Das Ding drehe ich dann allein, wenn nur Sie die Gelegenheit ausbaldowern. Und wir teilen fifty-fifty, als ob Sie genausoviel Risiko übernommen hätten. Na, was halten Sie davon?«

Miller sagte eine ganze Weile überhaupt nichts. Eigentlich war er viel zu furchtsam, um den Vorschlag überhaupt ernsthaft zu diskutieren. - Aber er fuhr fort zu trinken, und je mehr er trank, desto mehr verdüsterte sich sein Gesicht, denn die Ungerechtigkeit seines Herrn wuchs in seinen Augen kongenial zu der Menge des vertilgten Whiskys.

Charles Berry verlor nicht die Geduld und ließ ein frisches Glas nach dem anderen auffahren.

Kapitel 7

»Was wünschen Sie, Mr. Louba?«

»Könnte ich Sie kurz sprechen, Miss Martin? Ich möchte Ihnen gerne etwas Wichtiges sagen.«

Miss Beryl Martin, die an dem von Menschen dicht umdrängten Spieltisch stand, nickte mit dem Kopf und ging mit Louba zu einer Fensternische.

»Spielen Sie heute abend nicht?« murmelte er.

Sie schüttelte mit ziemlich gedrücktem Gesichtsausdruck den Kopf.

»Mister Louba, würden Sie mir jetzt einmal genau sagen, wieviel ich Ihnen eigentlich noch schulde. Ich muß jetzt unbedingt aufhören zu spielen. Das, was ich verloren habe, kann ich doch nie mehr zurückgewinnen, und ich muß jetzt irgendwie wenigstens die Schulden bei Ihnen loswerden. Sie sagen mir dauernd, daß es gar nicht so viel ist - wollen Sie mir nicht reinen Wein einschenken?«

»Genau über diesen Punkt wollte ich gerade mit Ihnen sprechen«, entgegnete er. »Hier können wir schlecht miteinander reden … Kommen Sie.«

Sie folgte ihm in ein kleines Zimmer im Parterre, dessen Fenster zum Hof hinaus lagen.

Das Haus, in dem sie sich befanden, gehörte Sir Harry Marshley, aber Louba schien sich darin völlig ungeniert zu bewegen.

»Glauben Sie mir, Miss Martin, ich erwähne diese Angelegenheit nicht gerne«, sagte Louba. »Und bevor ich Ihnen ernstlich Sorgen mache, würde ich lieber selber einen Verlust in Kauf nehmen … Aber ich hoffe auf etwas anderes.«

Vor seinem kühnen Blick wich sie instinktiv zurück.

»Ich möchte natürlich keinesfalls, daß Sie einen Verlust erleiden, Mister Louba«, antwortete sie hastig. »Sie haben doch sämtliche Schuldscheine, die ich unterschrieben habe, in Händen?«

»Ich glaube schon«, erwiderte er anscheinend gleichgültig.

»Bitte sagen Sie mir jetzt klipp und klar, wieviel alles zusammen beträgt!«

»Fünfzigtausend Pfund.«

»Was …?«

Sie war so erschrocken, daß sie kaum sprechen konnte.

»Das kann doch nicht sein …!! Fünfzigtausend …!« stammelte sie mit kreidebleichem Gesicht.

»Es ist so. Soll ich Ihnen die Schuldscheine zeigen? Aber regen Sie sich doch nicht so auf!«

»Aber soviel bekomme ich im Leben nicht zusammen! Und meine Mutter hat nichts außer einer Rente - es würde sie umbringen, wenn sie wüßte, daß ich solche Unsummen verspielt habe.«

Er zog achselzuckend ein Bündel Schuldscheine mit ihrer Unterschrift hervor und gab es ihr zum Durchblättern.

»Miss Martin, ich hätte diese Zettel alle verbrannt, wenn meine eigene finanzielle Lage etwas besser wäre«, murmelte er. »Aber ich habe selbst schwere Verluste erlitten und sehe mich gezwungen, alle meine Außenstände einzutreiben.«

»Das heißt - Sie können nicht warten?«

»Ich fürchte - nein. Da ich London verlassen will, brauche ich vorher selbst Geld, um meine Verpflichtungen zu regeln.«

»Natürlich, das Geld steht Ihnen ja zu. Aber ich …«

Sie biß sich auf die Lippen.

»Oh, auf einen oder zwei Tage kommt es nicht an«, versetzte er ruhig.

»Ich weiß ja gar keinen Weg, wie ich bezahlen soll!« rief sie verzweifelt. »In so kurzer Zeit ist es mir ganz unmöglich …«

»Und dabei könnten Sie mich ganz leicht bezahlen«, unterbrach er sie und zog seinen Stuhl näher zu ihr heran. »Hundertfach, wenn Sie nur wollen.«

»Was meinen Sie damit?« sagte sie und lehnte sich ängstlich so weit zurück, wie es ihre Stuhllehne erlaubte.

Er ergriff plötzlich ihre Hand, die sie ihm sofort wieder entzog.

»Wenn Sie meine Frau wären, Beryl, gäbe es keine Schulden mehr für Sie. Und ich selbst würde bald wieder reich sein. Hätte ich Sie an meiner Seite, es gäbe wahrhaftig nichts, was ich nicht tun könnte … Verstehen Sie mich, Beryl? Verstehen Sie, was ich Ihnen anbiete?«

»Aber ich bin verlobt - das wissen Sie doch!« rief sie erschrocken und zeigte ihm den Ring an ihrer linken Hand.

Er zog die Lippen geringschätzig hoch.

»Der arme Teufel! Ich werde Sie schon lehren, ihn zu vergessen.«

»Aber ich will ihn gar nicht vergessen, Mr. Louba. Ich werde ihn heiraten.«

»Kaum, kaum«, entgegnete er nachlässig.

»Mr. Louba, ich verbitte mir Ihr Benehmen. Diese Angelegenheit hat mit meinen Schulden überhaupt nichts zu tun.«

»Hm, ich glaube, Sie täuschen sich sehr: wenn Sie meine Frau werden, dann sind Ihre Schulden ohne weiteres meine Schulden, und ich verbrenne die Schuldscheine an unserem Hochzeitstag - der stattfindet, noch bevor ich London verlasse. Wenn Sie dagegen darauf bestehen, diesen Leamington zu heiraten … Nun, seine zukünftige Frau bedeutet mir nicht das Geringste, und ich müßte dann auf prompter Zahlung bestehen. Es tut mir leid, aber da Sie selbst nicht genügend Geld haben, wäre ich in diesem Fall gezwungen, Ihre Frau Mutter aufzusuchen.«

»Um Gottes willen …! Eine solche Nachricht könnte sie nie verwinden!«

»Es liegt an Ihnen …« Er sah sie vielsagend an.

Sie drehte angeekelt den Kopf weg. Ihr Widerwille gegen ihn wurde immer stärker.

In diesem Moment fuhr sie plötzlich aus ihrem Stuhl hoch.

»Wer ist das?« rief sie erschrocken.

»Wer? Wo?«

»Jemand war am Fenster und preßte sein Gesicht an die Scheibe …«

Er sprang auf und schaute zum Fenster hinaus.

»Kein Mensch zu sehen«, erklärte er dann.

Sie hatte sich von ihrem Schrecken wieder erholt. »Vielleicht war es einer der Diener - er schaute durch die Lücke im Vorhang herein. Sicher war es nur ein Zufall.«

»Möglich. Trotzdem kann ich Menschen nicht leiden, die durch Fensterscheiben in anderer Leute Zimmer schauen.«

Er zog die Vorhänge ganz zu, so daß keine Öffnung mehr zwischen ihnen blieb.

»Hatte der Bursche etwa einen Schnurrbart und ein ziemlich rotes Gesicht?«

»Ich glaube nicht. Aber ich kann es nicht genau sagen.«

»Schade - hätte gerne gewußt, wer sich so für mich interessiert«, bemerkte er finster.

Es entstand eine kurze Pause, in der er nachdenklich zu Boden starrte, bis Beryl die unterbrochene Unterhaltung wieder aufnahm.

»Ein bis zwei Wochen Aufschub können Sie mir doch sicher gewähren?« fragte sie bittend.

»Unmöglich. Ich gehe morgen früh zu Ihrer Mutter. Außerdem, was würden Ihnen da auch Tage nützen? Woher wollen Sie denn das Geld bekommen?«

»Ich … könnte es eventuell besorgen«, murmelte sie.

»Meinen Sie etwa von Leamington? Wollen Sie ihm Ihre Liebe dadurch beweisen, daß Sie ihn ruinieren? Sie glauben doch nicht im Ernst, daß er fünfzigtausend Pfund auftreiben kann.«

Sie ballte ihre Hände.

»Sie haben recht«, murmelte sie.

»Warum sollten Sie sich auch an ihn wenden? Glauben Sie nicht, daß ich Sie glücklicher machen kann als er?«

Er hatte ihre Hände gepackt und brachte sein dunkles Gesicht nahe an das ihrige.

»Es sieht nur so aus, als ob ich grausam wäre, Beryl«, flüsterte er ihr zu. »Dabei will ich Sie doch nur glücklich machen …«

»Wenn Sie das wirklich wollten, dann würden Sie mich nicht so drängen!« rief sie heftig. »Es ist Ihnen ja schon zuviel, wenn ich Sie bitte, noch auf das Geld zu warten.«

»Ohne das Geld könnte ich auskommen, Beryl, das ist richtig - aber nicht ohne Sie!«

»Sie müssen, denn ich denke nicht daran, Sie zu heiraten!«

»Dann kann ich Ihnen auch keinen weiteren Zahlungsaufschub geben«, erwiderte er kalt.

»Und Sie … Sie geben vor, Sie wollten mich glücklich machen!«

»Und Sie geben vor, Ihre Mutter zu lieben …? Und wollen sie nicht einmal vor einem solchen Schrecken bewahren.«

Sie saß da wie gelähmt und starrte auf den Teppich.

»Schließlich ist alles Ihr eigener Fehler«, bemerkte er nach einiger Zeit lässig. »Wollen Sie nun auch noch Ihre Mutter tödlich erschrecken oder diesen Leamington ruinieren? Schließlich waren Sie es ja allein, die diese Torheit begangen hat - Sie sollten auch diejenige sein, die dafür bezahlt.«

»Ja«, sagte sie plötzlich fast tonlos und stand auf. »Ich müßte dafür zahlen - und ich werde dafür zahlen.«

Sie hob die Hand, um ihn fortzuschieben, als er triumphierend auf sie zutrat.

»Du wirst mir noch dankbar sein … Eines Tages, wenn du das Glück kennengelernt hast, das du bei mir finden wirst.«

Sie gab keine Antwort, sondern wich nur noch weiter vor ihm zurück.

»Ich muß jetzt gehen«, sagte sie mit kraftloser Stimme.

Kapitel 8

Geduldig wartete Frank Leamington vor dem Tor des Marshleyschen Hauses auf seine Braut, Miss Beryl Martin.

Sir Harry kam eben herausgeschlendert - ein kahlköpfiger, vertrockneter Mensch, der leicht schielte.

»Hallo, Leamington, immer noch da? Haben Sie sich gut amüsiert?«

»Natürlich, ausgezeichnet.«

»Warum spielen Sie eigentlich nie? Meine Frau sagt mir, daß Sie sich niemals im Spielsaal sehen lassen. Beryl ist doch dort ständiger Gast!«

Frank hielt mit Mühe die Worte zurück, die ihm auf der Zunge lagen, und er erwiderte nur:

»Ich könnte es mir gar nicht leisten, so hoch zu spielen - und bei Beryl steht es meiner Meinung nach eigentlich genauso.«

Sir Harry rümpfte hämisch seine ziemlich rote Nase.

»Beryl muß ja schließlich am besten wissen, was sie tut«, sagte er. »Außerdem hat ihr Vater ihr einiges hinterlassen, mein Lieber.«

»Er hinterließ ihr sehr wenig«, entgegnete Frank mit Nachdruck.

Sir Harry zuckte lediglich gleichgültig seine mageren Schultern.

In diesem Augenblick sah Frank Beryl aus der Haustür kommen. Neben ihr ging ein großer, eleganter Mann, der sie so vertraulich am Arm gefaßt hielt, daß Frank wütend wurde.

Am Fuß der Treppe machten sie halt und unterhielten sich einen Augenblick leise miteinander. Dann verabschiedete sich das Mädchen mit einem Nicken und kam eilig auf Frank zu.

»Es tut mir so leid, daß du warten mußtest«, sagte sie schnell.

Sie sah sehr erschöpft aus. Er verstaute sie besorgt in seinem Wagen, setzte sich neben sie und begann erst dann zu reden.

»Beryl«, sprudelte er heraus, »ich mache mir solche Sorgen. Ganz bestimmt will ich dir keine Vorhaltungen machen, aber dieses verwünschte Kartenspiel richtet dich noch zugrunde, Liebling. Du weißt doch, daß das Haus dieses Marshley weiter nichts als eine Spielhölle ist. Marshley ist ja völlig pleite und weiter nichts als ein Aushängeschild … Hinter der ganzen Sache steht niemand anders als Louba!«

»Ich weiß - ich weiß, Frank«, sagte sie.

Er wollte ihre Hand nehmen, aber sie entzog sie ihm sanft.

»Frank, ich muß es dir ja doch sagen - nimm dies zurück.«

Er fühlte etwas auf seiner Handfläche, und noch bevor er es richtig angeschaut hatte, wußte er schon, daß es ihr Verlobungsring war.

»Beryl!«

»Es tut mir leid … wirklich leid. Ach, frag mich nicht, Frank - ich werde Emil Louba heiraten. Nein, nein, frag nicht warum … Lieber, guter Frank, bitte.«

Er saß wie gelähmt da, völlig unfähig, einen Gedanken zu fassen.

»Dieser - Kerl!« stieß er endlich hervor. »Du bist verrückt, Beryl! Du darfst es nicht tun! Bei Gott, eher bringe ich uns um. Darum also hat man dich hierhergelockt - Louba will dich haben. Vorher mußte er dich aber ganz gefügig machen. Ich kann mir alles denken - er hat dich im Spiel betrogen, und jetzt stellt er dich vor die Alternative: entweder heiraten oder zahlen.«

»Ich muß doch an Mutter denken«, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Frank, Frank, ich war ja so dumm!«

Sie verbarg das Gesicht in den Händen und weinte hilflos. Er konnte nur untätig und verzweifelt danebensitzen.

Nach einer Weile richtete sie sich auf.

»Fahr mich nach Hause«, sagte sie schwach. »Sprich nicht mehr darüber … Es hat ja alles keinen Sinn mehr.«

Schweigend und mit verbissenem Gesicht fuhr er los und hielt nach kurzer Zeit vor der Tür des Häuschens auf dem Edwards Square, wo sie mit ihrer kranken Mutter wohnte.

»Gute Nacht, Frank«, sagte sie und küßte ihn.

Bevor er sie festhalten konnte, war sie schon aus seinen Armen geglitten und im Hauseingang verschwunden.

Einen Augenblick starrte er die Tür an, dann startete er entschlossen den Wagen.

Nach einer halben Stunde hielt er vor einer dunklen Fassade - Braymore House. Er kannte den Grundriß dieses Gebäudes wie seine Hosentasche. Als erfolgreicher Architekt war er beim Bau dieses Blocks sehr teurer Mietwohnungen beteiligt gewesen. Das Gebäude hatte sechs Stockwerke, und die nach den städtischen Vorschriften angebrachte Feuertreppe wirkte nicht gerade verschönernd.

Der ganze Komplex lag im Dunkeln. Nur im zweiten Stock zog sich ein breiter weißer Lichtstreifen hin.

Er wußte, das war Loubas Wohnung. Jetzt bei dem Levantiner einzudringen war unmöglich, denn die große Eingangstür war um diese Zeit schon fest verschlossen.

Er überlegte einen Augenblick. Darin ging er durch das Hoftor in den Garten hinter dem Haus und erreichte auf einem Seitenpfad die eiserne Leiter, die zur Plattform der Feuertreppe führte. Sorgfältig untersuchte er die Aufstiegsmöglichkeiten.

Nachdem er seine Erkundigungen beendet hatte, ging er zu seinem Wagen zurück.

Morgen wollte er sich das Gebäude noch einmal genau bei Tag ansehen.

Dünner Nebel stieg vom Regents Park auf, als er seine eigene Wohnung in Gate Gardens erreichte. Um so besser, dachte er.

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