Kitabı oku: «Wagnisse in aller Welt», sayfa 2

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Die Fahrt der Flößer

Schon hin­ter der Palacký­brücke, un­ter wel­cher der Mau­tein­neh­mer zu uns ge­ru­dert kam, um die Zahl der aus je zwölf Bal­ken zu­sam­men­ge­setz­ten drei­zehn Ta­feln zu kon­trol­lie­ren, nah­men wir eine schmä­le­re For­ma­ti­on an. Es hieß »ein­zeln ab­fal­len«, denn das Schitt­kau­er Wehr war in der Nähe, sein Durch­lass ist eng. Wäh­rend wir bis­her mit zwei ne­ben­ein­an­der be­fes­tig­ten Holz­ta­feln ge­fah­ren wa­ren, muss­te jetzt die lin­ke Floß­hälf­te los­ge­löst und hin­ten an­ge­bracht wer­den.

Füh­rer und Ge­hil­fen hat­ten hart zu ar­bei­ten. Durch einen mäch­ti­gen Über­leg­baum wur­de der Vor­der­teil des Flo­ßes mit der nächst­fol­gen­den Ta­fel ver­bun­den, da­mit der Bug von der Ge­walt der Schleu­se nicht zu tief ge­ris­sen wer­de. Die Durch­schlag­stäm­me, die das Bal­ken­dut­zend zu­sam­men­hal­ten, wur­den sehr ge­nau an­ge­se­hen, ob sie nicht schad­haft ge­wor­den sei­en. Hier­auf ka­men die Wei­den­bän­der dar­an – sie knüp­fen die drei­zehn Ta­feln zu ei­ner Ein­heit: dem Floß. Man be­spreng­te sie, um ih­nen ihre Sprö­dig­keit zu neh­men, die Wucht des Schleu­sen­was­sers wür­de sie sonst zer­fet­zen.

Mit Ener­gie und Schwung sta­chen wir die har­pu­nen­ar­ti­gen Sta­ken in den Moldau­grund und schrit­ten, uns mit dem gan­zen Kör­per ge­gen die ein­ge­bohr­te Stan­ge stem­mend, rüs­tig vor­wärts, wo­bei wir im­mer an der­sel­ben Stel­le blie­ben, da sich das Floß mit glei­cher Schnel­lig­keit in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung be­weg­te.

An den Ru­dern wa­ren wir be­schäf­tigt, ge­nau in die Ver­län­ge­rung der Schleu­se zu kom­men, was nicht leicht war, denn das Wehr liegt schief im Strom­strich, teilt sich ge­gen das lin­ke Ufer zu in zwei Arme, und das Floß, das mit Mühe rich­tig in die ers­te Schleu­se ein­ge­fah­ren ist, muss we­ni­ge Me­ter hin­ter­her, noch ganz in der Ge­walt des Ge­fäl­les, schon in die zwei­te di­ri­giert wer­den.

Kra­chend schlu­gen die Stäm­me an den Schleu­sen­rand, aber un­ver­sehrt saus­te un­ser Ge­bälk durch Strö­mung und Gischt. Den Schweiß von der Stir­ne trock­nend, auf­at­mend, lenk­ten wir zum Alt­städ­ter Wehr ein.

Beim Fran­ti­schek er­hiel­ten wir Vor­spann. Der Re­mor­queur1 schlepp­te uns bis zum Neu­mühl-Wehr un­ter­halb der Karls­brücke. Bis­lang wa­ren die ein­zel­nen Ta­feln nur lose an­ein­an­der­ge­knüpft, und man konn­te da­her un­mit­tel­bar nach Pas­sie­ren ei­ner Schleu­se die Vor­der­sei­te schon ge­gen die Fluss­mit­te steu­ern, ohne dass die vor oder in­ner­halb des Durch­las­ses be­find­li­chen Tei­le aus ih­rer Rich­tung ge­ra­ten. Nach­dem das Neu­mühl-Wehr durch­fah­ren war, wur­de dem Floß durch An­span­nen der Bind­wie­den2 eine stei­fe For­ma­ti­on ge­ge­ben, denn das neue Na­del­wehr bei der Het­zin­sel ist lang, und der Schwanz des Flo­ßes muss die glei­che Rich­tung ha­ben wie die ers­ten Ta­feln.

In Hol­le­scho­witz stel­len wir die Sch­reg­ge, den um eine ho­ri­zon­ta­le Ach­se dreh­ba­ren Rie­sen­bal­ken am Bug, senk­recht ins Was­ser, die Spit­ze bohrt sich tief in den Moldau­grund. Äch­zend bleibt un­ser Fahr­zeug ste­hen.

Nun sprin­gen, ba­lan­cie­ren wir über die in brei­ter Front hier ver­an­ker­ten an­de­ren Flö­ße ans Land, in das Wirts­haus »Baštecký«. Das ist mit Flö­ßern dicht ge­füllt. Ge­sprächsthe­ma: In der Het­zin­sel­schleu­se sei­en zwei Prah­men aus­ein­an­der­ge­gan­gen, und die Be­man­nung, die selbst in Ge­fahr schweb­te, müs­se nun den gan­zen Tag ar­bei­ten, die Stäm­me wie­der­zu­fin­den und zu bin­den. Die Schleu­se ist schlecht, dar­über sind sich alle ei­nig. Auch ge­gen die An­sicht, dass die des­halb an die Statt­hal­te­rei ge­rich­te­te Ein­ga­be ohne Er­folg blei­ben wür­de, er­hebt sich kein Wi­der­spruch. Aber über die Art der Ab­wehr­maß­re­geln ent­spinnt sich eine De­bat­te.

»Wir soll­ten ein­fach er­klä­ren, dass wir nicht durch­fah­ren!«

Ein etwa vier­zig­jäh­ri­ger Mann, der ein­zi­ge von den Äl­te­ren, der kei­nen Schnurr­bart trägt, der ein­zi­ge, der das Haar nicht ge­schei­telt hat, son­dern auf­wärts ge­kämmt, ruft es laut durch die Stu­be.

»Dann fah­ren eben an­de­re durch!« er­wi­dert ihm ein Di­cker vom Steu­er­mann­tisch und wen­det sich bei­fall­hei­schend zu sei­nen Nach­barn. Sie ni­cken, und mit sich zu­frie­den, tut der Di­cke einen Schluck aus sei­nem Bier­glas.

»Da müs­sen wir’s an­ders ma­chen: pas­si­ve Re­sis­tenz – so­lan­ge die Schleu­se nicht aus­ge­bes­sert wird«, wirft da ein jun­ger Bursch ein, den eine über die lin­ke Ge­sichts­hälf­te, Kinn, Mund­win­kel und Ohr ver­lau­fen­de Schram­me ent­stellt, »wir soll­ten die Flö­ße aus­mes­sen. Und wenn ei­nes län­ger ist als hun­dert­drei­ßig Me­ter, soll­ten wir nicht dar­auf fah­ren – so wie es das Ge­setz vor­schreibt.«

»Das ist un­mög­lich«, be­haup­tet ei­ner vom Rat der Al­ten. »Man kann doch die Stäm­me nicht ab­schnei­den, wenn sie um einen Me­ter län­ger sind!«

»So müss­te eben eine Ta­fel we­ni­ger an­ge­kop­pelt wer­den«, meint der Floß­füh­rer mit der Schram­me.

»Na, dann legt man sie als Fracht auf die Prah­men, und du bist ge­ra­de dort, wo du warst. Im Üb­ri­gen wür­de sich das Aus­mes­sen der Flö­ße nur ge­gen die Holz­händ­ler rich­ten, und die ha­ben mit der Schleu­se nichts zu tun.«

»Die Holz­händ­ler ha­ben nichts da­mit zu tun«, der Glat­tra­sier­te mit dem auf­wärts ge­kämm­ten Haar lacht iro­nisch, »die Holz­händ­ler ha­ben nur so lan­ge nichts da­mit zu tun, so­lan­ge wir sol­che Scheiß­ker­le sind wie bis­her.«

Auch der mit der Schram­me lässt nicht lo­cker. »Wenn sich die Her­ren der Sa­che an­neh­men, wür­de schnell Ab­hil­fe ge­schaf­fen!«

»Dreck!« sucht ihn der Di­cke zu be­leh­ren. »Die Holz­händ­ler ha­ben sich ge­gen die gan­ze Kana­li­sie­rung ein­ge­setzt, weil sie die Flö­ße­rei fast rui­niert hat. Und was hat’s ih­nen genützt?«

»Na, sie ha­ben sich doch schad­los ge­hal­ten!«

»Wie­so hat die Kana­li­sie­rung den Floß­trans­port fast rui­niert?«

»Weil sie die Moldau ver­schan­delt hat. Ist denn das noch ein Fluss? Gib­t’s denn noch eine Strö­mung? Nur ge­stau­tes Was­ser, nur Tüm­pel. Jede Wei­le muss man sich von Re­mor­queu­ren ans Gän­gel­band neh­men las­sen. Von Hol­le­scho­witz bis Tro­ja, von der Sel­zer Dy­na­mit­fa­brik bis Kletz­an, von Ža­low bis Lib­schitz, von Lib­schitz nach Miøo­witz, von da nach Wra­ni­an, von hier nach Hoøin, dann nach Beø­ko­witz, bis nach Weg­städtl hängt man im Schlepp­tau. Nichts als Vor­spann und blö­de Schleu­sen. Gott sei Dank, dass der Staat kein Geld hat. Sonst hät­ten sie uns auch schon in Leit­me­ritz und Raud­nitz sol­che Hür­den er­rich­tet. Lau­ter Wehr­meis­ter, lau­ter Kon­trol­le …«

»Nicht ein­mal ein Mä­del kann man mit­neh­men«, brummt ei­ner, der den Pods­ka­ler Le­be­mann spielt, sei­ne Schmacht­lo­cke ist scharf übers rech­te Auge ge­kämmt.

»Na, du schmug­gelst ja doch im­mer ein Mä­del mit! Und wenn du es un­ter dem Floß vor dem Wehr­meis­ter ver­ste­cken müss­test.« Selbst­ge­fäl­lig streicht der Don Juan von der Was­ser­kan­te sei­ne Stirn­lo­cke mit der Hand­flä­che zu­recht.

Ein zer­run­zelt-brau­ner Ve­teran packt sei­ne Erin­ne­run­gen aus: »Ja, ja, frü­her – da war’s eine Kunst, zu flö­ßen. Wenn man sich nicht aus­kann­te, schwups, saß man auf dem Tro­cke­nen. Im zwei­un­dacht­zi­ger Jahr, wie ich noch jung war, im Juni zwei­un­dacht­zig, bin ich mit zwei an­de­ren Bur­schen am al­ten Buch­ta vor­über­ge­fah­ren. Der Buch­ta, das war ein gu­ter Steu­er­mann. Jetzt ist er schon lang tot. Also, da­mals, wie ich an ihm vor­bei­ge­fah­ren bin, war er ge­ra­de auf ei­ner Sand­bank ste­cken­ge­blie­ben und muss­te Was­ser stau­en, um die Prah­me3 flott­zu­krie­gen. Als wir vor­bei­schwam­men, hat er ge­schimpft, der alte Buch­ta: ›Ver­fluch­te Laus­bu­ben! Wir al­ten Esel blei­ben ste­cken, und die fah­ren glatt vor­bei! Der Teu­fel soll euch ho­len!‹, hat er ge­brüllt, der alte Buch­ta.«

Hät­te der Ne­stor der Steu­er­leu­te hin­zu­ge­fügt, ein sol­ches Auf­fah­ren auf Sand kön­ne heu­te nicht mehr vor­kom­men, so lie­ße sich glau­ben, die­se we­nig sen­sa­tio­nel­le Ge­schich­te vom al­ten Buch­ta sei zur Il­lus­tra­ti­on der Tat­sa­che er­zählt wor­den, dass einst­mals selbst der er­fah­rens­te Steu­er­mann böse Fahrt­un­ter­bre­chun­gen er­lei­den konn­te. Aber der Er­zäh­ler hat dar­auf ver­zich­tet. Of­fen und stolz rühmt er sich des Buchta­schen Zi­tats – Wort­laut und Da­tum hat er sich ge­merkt, jahr­zehn­te­lang, in de­nen er etwa zwölf­hun­dert Floß­fahr­ten un­ter­nom­men. Der Fluch des al­ten Buch­ta ist ihm ein kost­ba­res Ver­mächt­nis.

Ein An­ge­stell­ter der Schiff­fahrts­ge­sell­schaft tritt in die Gast­stu­be und mel­det, der Re­mor­queur, der an­de­re Flö­ße bis Tro­ja ge­zo­gen, sei eben zu­rück­ge­kehrt. Auf­bruch. Bald schwim­men wir wie­der tal­wärts.

Im Ka­ro­li­nen­ta­ler Ha­fen wer­den je vier Flö­ße zu ei­nem Schlepp­zug, dem »Trans­port«, ran­giert, die bei­den vor­de­ren mit zwei Sei­len an den Schlepp­damp­fer ge­bun­den, alle vier mit­ein­an­der ver­knüpft. Jetzt ist Zeit zur Rast. Nur ab und zu müs­sen wir an den Vor­der­ru­dern ar­bei­ten, um bei schar­fen Bie­gun­gen des Flus­ses nicht an das Ufer an­zu­ren­nen.

Steu­er­mann und Flö­ßer set­zen sich auf einen um­ge­stülp­ten Ei­mer, ste­cken die Pfei­fen in Brand. Den Feu­er­herd baut ein Ge­hil­fe, Ra­sen­stücke schlich­tet er auf einen Holz­stoß, be­gießt sie mit Was­ser und klatscht mit ei­ner Schau­fel das Erd­reich glatt, wo­bei Kot­pat­zen auf uns flie­gen; wir quit­tie­ren mit Schimpf­wor­ten. Von ei­nem Rund­bal­ken wird ein Stück ab­ge­sägt, klein ge­hackt und an­ge­zün­det. Herd­feu­er fla­ckert über den Was­sern.

Den großen ir­de­nen Koch­topf ha­ben wir »ge­kauft« – wir ga­ben ei­nem der über­all her­an­ru­dern­den Mar­ke­ten­der ein an­sehn­li­ches Stück Bu­chen­holz da­für. Jetzt bro­delt Kaf­fee dar­in, dem ein ho­her Pro­zent­satz Rum bei­ge­mengt wird. Rücken an Rücken trin­ken wir den »Schwarz­ge­spritz­ten«. Um die Fahrt braucht man sich nicht zu küm­mern. Un­be­wegt und laut­los fährt das Vier­floß durch ge­stau­tes Was­ser, nur sein Bug wird von den leich­ten Wel­len des voran­damp­fen­den Re­mor­queurs um­spült. Da­durch, dass dem Fluss die Strö­mung ge­nom­men ward, hat auch die Ufer­land­schaft ihr Le­ben ver­lo­ren. Den Bäu­men, de­ren Zwei­ge wie ge­knickt vorn­über­hän­gen, den Sträu­chern, wel­che die Rän­der des zum Teich ge­wor­de­nen Flus­ses gar­nie­ren, fehlt das ei­len­de, plät­schern­de Was­ser. Ein­tö­ni­ge Ge­gend. Die Bal­ken des Flo­ßes schau­keln nicht, man spa­ziert auf ih­nen wie auf Par­kett­bo­den.

Umso mäch­ti­ger der Kon­trast, wenn’s durch die Schleu­sen geht. Etwa zwei­hun­dert Schrit­te vor dem Wehr wen­det sich der Damp­fer mit ei­nem schril­len Pfiff, die vier Kom­po­nen­ten des Trans­ports knüp­fen sich von­ein­an­der und vom Re­mor­queur los und schnel­len ein­zeln – Di­stan­zen von je vier­hun­dert Me­tern ein­hal­tend – durch die Schleu­sen.

Auf­jauch­zen möch­te man! Wel­len über­schwem­men die Bal­ken, peit­schen das lo­dern­de Herd­feu­er, in das hel­le Klat­schen der Wo­gen mischt sich dump­fes Kra­chen der Rand­bal­ken, die ge­gen die Stein­wän­de des flüs­si­gen Hohl­we­ges Sturm lau­fen und je­den Au­gen­blick zu zer­schel­len dro­hen. Man­che Ta­feln sind durch das dar­über­schla­gen­de Was­ser ver­deckt – es sieht aus, als sei­en die Bin­den ent­zwei­ge­gan­gen, das Floß in sei­ne Be­stand­tei­le zer­ris­sen.

Die Platt­form der Prah­me, die ers­te Ta­fel, ist voll­stän­dig un­ter den schäu­men­den Was­ser­mas­sen ver­gra­ben, trotz­dem der am zwei­ten Floß­glied be­fes­tig­te Mast­baum sie krampf­haft hoch­zerrt. In der Mit­te der zwei­ten Floß­ta­fel steht der Steu­er­mann, an ih­rem rech­ten und lin­ken Rand wir Ge­hil­fen.

Und wenn das Ende der Schleu­se nahe ist, der Bug aus der Flut em­portaucht, ren­nen wir, der Wo­gen nicht ach­tend, die hoch über un­se­re Was­sers­tie­fel schla­gen, zu den Ru­dern. Es gilt nach in­nen zu steu­ern, sonst wür­de das künst­li­che Ge­fäl­le un­se­re schwan­ke Prah­me auf die Ufer­bö­schung schleu­dern.

Kaum sind wir durch, so glät­ten sich die Wäs­ser, die Höl­zer ord­nen sich par­al­lel, und an den Ex­zeß, des­sen Spiel­ball man eben war, er­in­nert nichts mehr. Wirf einen Blick zu­rück: Ein Floß saust kämp­fend hin­ab …

Hin­ter je­der Schleu­se sam­melt sich der Trans­port von Neu­em, ein an­de­rer Schlepp­damp­fer wird vor­ge­spannt bis zum nächs­ten Wehr.

In Je­di­bab, ei­nem von Gott und Men­schen ver­las­se­nen Nest: Nacht­quar­tier. Die Flö­ße kom­men hier in der Dun­kel­heit an, und da sie die Kam­mer­schleu­se nicht mehr pas­sie­ren kön­nen, wan­dert die Be­man­nung in das Dorf, zwan­zig Mi­nu­ten auf jäm­mer­li­chem Weg – bes­ser geht es sich auf run­den, schwim­men­den Stäm­men. In der Schen­ke es­sen wir har­tes Brot und ein wei­ches Ei und trin­ken war­mes Bier. Dann wird Stroh ins Wirts­lo­kal ge­schafft, und man legt sich hin.

Schar­fer Re­gen peitscht die Fens­ter­schei­ben. Das nimmt man scha­den­froh zur Kennt­nis, denn ei­ner von uns hat er­klärt, es fal­le ihm nicht ein, das teu­re Ho­tel­lo­gis zu be­zah­len (in Je­di­bab be­trägt der Preis für das Nacht­la­ger acht Hel­ler, in ei­ni­gen an­de­ren Sta­tio­nen wird nichts be­rech­net), und ist auf dem Floß ge­blie­ben. Wir an­de­ren ma­len uns aus, wie wir ihn am Mor­gen uzen wol­len. Aber dazu kommt es nicht.

Als um Vier­tel zwei Uhr nachts auf­ge­stan­den und die Wei­ter­rei­se an­ge­tre­ten wird, gießt der Him­mel noch im­mer Was­ser­mas­sen auf das Floß, das oben eben­so nass ist wie un­ten. Die Bal­ken sind glatt, bei je­dem Schritt rutscht man aus und fällt in das tote Was­ser zwi­schen den Bal­ken. Fins­te­re Ber­ge lie­gen we­ni­ge Schrit­te vor uns und ver­stel­len den gan­zen Strom – Wol­ken sind es.

Wei­ter geht die Fahrt, un­un­ter­bro­chen, un­un­ter­bro­chen, aber da sich die Di­stanz zwi­schen uns und dem schwar­zen Ge­bir­ge durch Stun­den nicht ver­rin­gert und im Ne­bel die Ufer nicht er­kenn­bar sind, scheint es, als ob die Prah­me, von ei­ner un­sicht­ba­ren Sch­reg­ge fest­ge­hal­ten, sich nicht von der Stel­le rüh­re.

Uns knurrt der Ma­gen. Im Je­di­ba­ber »Re­stau­rant« hat­ten wir mor­gens we­der Kaf­fee noch Brot be­kom­men, und an ein Feu­er­ma­chen ist in dem Guß­re­gen kei­nes­wegs zu den­ken. Pro­vi­ant be­sit­zen wir nicht, und kein schwim­men­der Mar­ke­ten­der­wa­gen lässt sich bli­cken. Wenn ein Gast­haus von fer­ne auf­taucht, brüllt der alte Flö­ßer Ko­lens­ký mit hei­se­rer Stim­me, der die Verzweif­lung furcht­ba­re Kraft ver­leiht, sein »Pivo« (Bier) über Was­ser und Land. Im­mer hei­se­rer, im­mer ver­zwei­fel­ter tönt es; hin­ter der Sprach­gren­ze, von Li­boch und von Weg­städtl an, ruft er »Bier«, und es ist wie ei­nes ver­wun­de­ten Hir­sches To­des­schrei.

Leu­te an den Ufern hö­ren ihn, mit­leids­voll ei­len sie in das Gast­haus, der Wirt schenkt ein paar Glä­ser ein, steigt in den Kahn und ru­dert zu uns. So­sehr er sich aber auch be­eilt – die Strö­mung ist schnel­ler und un­ser Floß schon vor­bei, ehe er her­an­kommt. In der Mit­te des Stro­mes war­tet nun der Wirt, um sei­ne Bie­re der Be­man­nung der nächs­ten Flö­ße – un­se­res schwimmt als ers­tes – an­zu­bie­ten. Die Kol­le­gen hin­ter uns kön­nen nicht in je­dem Ort Bier trin­ken, und am Abend er­zäh­len sie, wie die Wir­te auf den Boo­ten ge­flucht, als ih­nen das mit so viel Ein­dring­lich­keit be­stell­te und so müh­se­lig ser­vier­te Bier am Hals blieb.

Was aber be­deu­ten alle Flü­che al­ler Wir­te ge­gen je­den ein­zel­nen Fluch, den der durs­ti­ge Ko­lens­ký je­des Mal aus­stößt, da sein Bier den Nach­fah­rern an­ge­bo­ten wird!

Ein An­le­gen des Flo­ßes wäh­rend der Fahrt – sei es we­gen Stur­mes, Re­gen­gus­ses oder Ha­gel­schla­ges, sei es in­fol­ge Hun­gers oder selbst Durs­tes – gibt es nicht. Nur wenn der Flö­ßer Fei­er­abend ma­chen muss, weil es ihm die Vor­schrift be­fiehlt und weil er die Ufer nicht mehr er­kennt, hält er an. Er weiß, dass ihm die Rei­se als sol­che gut be­zahlt wird (so be­kommt zum Bei­spiel der Steu­er­mann für die zwei­ein­halb Tage wäh­ren­de Fahrt nach Mit­tel­grund neun­und­fünf­zig Kro­nen), er weiß aber auch, dass er an den Ta­gen, an de­nen er sich nicht auf dem Holz­trans­port be­fin­det, dass er auch in den vier Win­ter­mo­na­ten von sei­nen Rei­se­ho­no­ra­ren zeh­ren muss, die sich nun als elend ge­nug er­wei­sen. Also trach­tet er, von sei­ner Fahrt so bald als mög­lich zu­rück zu sein – Ak­kord­ar­beit ist Mord­ar­beit –, um einen neu­en Holz­trans­port zu er­hal­ten. Trotz ver­zwei­fel­ten Durs­tes fällt es dem al­ten Ko­lens­ký nicht ein, ein An­le­gen des Flo­ßes zu ver­lan­gen.

Erst um sie­ben Uhr abends neh­men wir, die wir um Vier­tel zwei Uhr nachts auf­ge­bro­chen wa­ren, in Bir­nai, ei­nem Dorf ober­halb Aus­sigs, un­ser Früh­stück ein, ei­ni­ge Bier­kä­se.

Sechs Stun­den spä­ter schwim­men wir wie­der durch die Nacht. Sie ist dun­kel, die Za­cken der Ufer­ber­ge sind den­noch sicht­bar. Dro­hend und schwarz hebt sich der Wor­ko­tsch aus dem nächt­li­chen Tal, rechts schaut der Schre­cken­stein un­wil­lig über Land. Vom Ni­veau des Was­sers, im fah­len Mond oder im Däm­mer, büßt das Elb­pan­ora­ma alle Idyl­lik ein, un­heim­lich ist es, durch eine Sil­hou­et­ten­land­schaft zu glei­ten. Nach und nach tau­chen fried­li­che­re Hän­ge auf, al­ler­dings nur im bi­zar­ren Rah­men von Ne­bel­ris­sen. Da wir hin­ter Tet­schen das Elb­sand­stein­ge­bir­ge er­bli­cken, ist die Mor­gen­son­ne mit pe­ne­tran­tem Leuch­ten auf­ge­gan­gen, be­strahlt die Flu­ten der Elbe und die lot­rech­ten, zer­klüf­te­ten Fels­ge­bil­de an ih­ren Ufern.

1 Schlepp­schiff <<<

2 Wei­den­ru­te, Bin­de­reis aus Wei­den­zwei­gen <<<

3 großer Last­kahn <<<

Auf der Reeperbahn von Rotterdam

Ge­schubst, ge­sto­ßen, ge­rem­pelt wird man zu nächt­li­cher Stun­de auf dem Schie­dam­sche dijk, so wahr mir Gott hel­fe, viel mehr als zu Ham­burg auf der Ree­per­bahn und in der zu­ge­hö­ri­gen Klei­nen Frei­heit. Das kommt zum Teil da­von, dass sich die Schrit­te der fest­landent­wöhn­ten und auch sonst ziem­lich be­feuch­te­ten Män­ner in Rot­ter­dam auf be­deu­tend schmä­le­rem Bür­ger­steig be­we­gen müs­sen.

Je­des Haus eine Schank­stu­be, nein, je­des die­ser eng­brüs­ti­gen Hol­land­häu­ser zwei oder gar drei Schank­stu­ben und über­dies ein Gast­hof. Die Hä­fen der Ozea­ne ge­ben ihre Na­men zu Wirts­haus­schil­dern her: Co­ney Is­land-Bar, Trat­to­ria di Tries­te, Re­stau­rant de Mar­seil­le, Ta­ver­ne Le Ha­vre, Pro­e­f­lo­kal Ams­ter­dam, Lon­don Boar­ding­hou­se, Tee­haus Re­val, Café Kjö­ben­havn; »The Sta­tue of Li­ber­ty« und Kris­tall-Bar lo­cken in­ter­na­tio­nal, und die Tanz­lo­ka­le wah­ren eben­falls eine echt nie­der­län­di­sche Neu­tra­li­tät.

In­nen die Auf­schrif­ten bloß hol­län­disch und eng­lisch: »Gent­le­men are kind­ly re­ques­ted to take off their hat whi­le dan­cing.« (»Die Her­ren wer­den freund­lich er­sucht, ih­ren Hut wäh­rend des Tan­zes ab­zu­neh­men.«) Aber kei­ner der so kind­ly an­ge­spro­che­nen Gent­le­men ist so kind­ly, Fol­ge zu leis­ten, und Tanz­meis­ter, Wirt, Kell­ner wa­gen es nicht, auf die­sen Toi­let­te­feh­ler auf­merk­sam zu ma­chen, die Gäs­te tan­zen mit dem Hut, der Ma­tro­sen­kap­pe, in der Uni­form­müt­ze auf dem Kopf, ob­schon kei­ne Bri­se weht von der Maas oder we­nigs­tens vom Salm­ha­fen in die von Kau- und Rauch­ta­bak ge­sät­tig­te Luft des Dan­spa­leis El­do­ra­do. Den Charle­ston kann der See­fah­rer nicht mit­ma­chen: Mit hoch­ge­schraub­ten Au­gen, vor­ge­beugt, als stün­de er an der Re­ling, sieht er dem Wun­der zu, das ihm ei­nes ist, wäh­rend ihm die Tro­pen­bäu­me auf dem Pik von Te­ne­rif­fa oder die blau­en Af­fen von Gua­te­ma­la nichts Wun­der­ba­res sind.

»Ho­tel Elim« (das scheint ein Ko­sen­a­men für Elo­him oder sonst je­mand aus dem Al­ten Te­sta­ment zu sein) ist eine Un­ter­neh­mung der Heils­ar­mee, eine »Toev­lucht voor Man­nen, Frou­wen en Kin­de­ren«, sechs Gul­den kos­tet ein Zim­mer wö­chent­lich mit Früh­stück, fünf­und­sieb­zig Cents ein Din­ner. Ein re­gel­rech­tes Ho­tel – die Sal­va­ti­on army1 soll­te dem In­ter­na­tio­na­len Ho­te­lier-Ver­band an­ge­schlos­sen sein. Ihr ei­gent­li­ches »Nacht­la­ger des Heils«, das Asyl im Nach­bar­häus­chen, ent­rät der Re­kla­me und je­der Be­leuch­tung.

Ge­schäf­te, ihr Da­sein zwi­schen den Gast­lo­ka­len ist ein ziem­lich ge­drück­tes, sind nachts­über ge­öff­net, was bei Fischlä­den und Ta­bak­tra­fi­ken ver­ständ­lich er­scheint, aber un­er­find­lich bei ei­nem Pa­pier­ge­schäft: Rech­net der Ver­käu­fer auf Men­schen, die zu nacht­schla­fen­der Zeit das Be­dürf­nis ver­spü­ren, sich so­fort Zau­ber­spiel­kar­ten, einen Lie­bes­brief­stel­ler oder die letz­ten Num­mern der por­no­gra­fi­schen Witz­blät­ter »Pan« und »Die zwar­te Kat« an­zu­schaf­fen?

Apro­pos: Wei­ber ma­chen das Trot­toir. Sie spre­chen alle Spra­chen oder spre­chen we­nigs­tens in al­len Spra­chen an, sie ha­ben eine lan­ge Ver­gan­gen­heit, und so schwer vor­stell­bar es ist, sie müs­sen ein­mal jung ge­we­sen sein und vie­le Stre­cken zu­rück­ge­legt ha­ben, sol­che des Auf­stiegs und sol­che des Ab­stiegs. Vor­letz­te Sta­ti­on: auf dem Schie­dam­schen dijk zu Rot­ter­dam zu lun­gern. Sie könn­ten er­zäh­len, wenn sie zu er­zäh­len ver­stün­den, sie könn­ten Na­men ih­rer Lieb­ha­ber nen­nen, wenn sie de­ren Na­men je ge­kannt hät­ten, sie könn­ten sich an schö­ne Er­leb­nis­se er­in­nern, wenn sie Erin­ne­rungs­fä­hig­keit und Er­leb­nis­fä­hig­keit be­sä­ßen.

Des jun­gen Fran­zo­sen na­mens Ar­thur Rim­baud ent­sinnt sich wohl nie­mand, ob­wohl er in die­ser Stra­ße ge­wohnt hat, tags­über Heu­er2 su­chend, nachts den Lärm, die Be­we­gung und den Ge­ruch trin­kend, mit dem die auf lan­gen See­fahr­ten auf­ge­sta­pel­te Gier der Ma­tro­sen hier bran­de­te, in den Schif­fer­schen­ken und Ha­fen­hu­ren vom Schie­dam­schen dijk.

Das war die hol­län­di­sche Land­schaft, die dem jun­gen Fran­zo­sen Ar­thur Rim­baud bes­ser zu­sag­te als Him­mel, Him­mel, die ewig zart­kon­tu­rier­ten Wei­de­plät­ze mit den ewig sil­ber­hel­len flüs­si­gen Rai­nen und der ewig gleich­för­mi­gen Ro­ta­ti­on der Wind­müh­len und dem ewig ru­hi­gen Hin­ter­grund im Blau des Delf­ter Por­zel­lans, Him­mel, Him­mel.

Aber was hal­f’s ihm, sich im Cha­os da­von zu er­ho­len; er la­bo­rier­te an der glei­chen Krank­heit, an der auch die Poe­ten der Idyl­lik lei­den, Geld­man­gel, Hun­ger.

Ar­beit fand er nicht, muss­te schließ­lich in der Re­kru­tie­rungs­kanz­lei von Har­der­wi­jk Hand­geld für die Ko­lo­ni­al­trup­pen neh­men und auf dem Deck des Pa­ket­boo­tes »Prins van Oran­je«, das nach Bom­bay, Co­lom­bia, Ba­ta­via und Java se­gel­te, Ex­er­zier­übun­gen ma­chen, bis ihn das große Kot­zen vor dem Mi­li­ta­ris­mus an­kam. Aus den Ba­ra­cken von Sala­ti­ga, sechs­hun­dert Me­ter hoch, auf dem Hang des Mer­ba­boc, weit im In­nern von Java, de­ser­tier­te ein Mant­je na­mens Ar­thur Rim­baud; man fahn­de­te nach ihm, um ihm kur­z­en Pro­zess zu ma­chen, er irr­te um­her, und als der eng­li­sche Kar­go­damp­fer ihn auf­nahm und An­ker lich­te­te, mag er glück­se­lig die­sen Koh­len­kahn als trun­ke­nes Schiff emp­fun­den ha­ben.

Ko­lo­ni­al­sol­da­ten, de­nen die Flucht nicht glück­te, schlen­dern durch den Nacht­be­trieb und be­ab­sich­ti­gen, sich schad­los zu hal­ten für Ex­er­zier­übun­gen auf dem Pa­ket­boot »Prins van Oran­je« und den Be­reit­schafts­dienst in den Ba­ra­cken von Sala­ti­ga, sechs­hun­dert Me­ter hoch auf dem Hang des Mer­ba­boc weit im In­nern von Java … Sie sind ma­ger und geil, und auf den Är­meln der Uni­form tra­gen sie einen gel­ben Strei­fen.

Und uni­form, trotz ih­rer so ver­schie­den­fa­chen No­men­kla­tur, sind die Wirt­schaf­ten. Bar auf Bar, Pro­e­f­lo­kal auf Pro­e­f­lo­kal, Tap­pe­rij auf Tap­pe­rij, Sli­jte­rij auf Sli­jte­rij, auch der Gros­sist ver­kauft »per maat en per glas«, und auf je­dem Fens­ter ist an­ge­schrie­ben, dass der Aus­schank von Al­ko­hol be­hörd­li­cher­seits »ver­goe­nnt« und »star­ke dran­ken« zu kau­fen sind. Ams­tel Bie­ren, Hei­ne­kens Bie­ren und Pils­ner Ur­quell wer­den an­ge­prie­sen, die gu­ten hol­län­di­schen Schnäp­se ver­ste­hen sich von selbst.

Die Bunt­heit von Sankt Pau­li fehlt, das rhyth­mi­sche Geras­sel der Or­che­stri­ons,3 die grel­le Stuk­ka­tur der Schau­bu­den, die Hip­po­dro­me, das Herr­mann­sche Pan­op­ti­kum, die Tin­gel­tan­gel. Noch et­was ver­misst man: die gel­be Ras­se. Es gibt frei­lich Mon­go­len ge­nug in der Ha­fen­stadt des Lan­des, von des­sen sechs­und­vier­zig Mil­lio­nen Men­schen reich­lich vier­zig Mil­lio­nen in Su­ma­tra, Bor­neo und Ce­le­bes, in den Mo­luk­ken und in West­in­di­en ein­ge­bo­ren sind. In­des, die­se recht­lo­sen und aus­ge­press­ten Un­ter­ta­nen, die als Hei­zer und Schau­er­män­ner recht­los und aus­ge­presst ins Mut­ter­land kom­men, dür­fen un­ter den Wei­ßen nicht woh­nen; sie hau­sen in ei­nem an­de­ren Stadt­teil Rot­ter­dams auf dem an­de­ren Ufer der Maas, in Ka­tend­recht.

Dort schwär­men Chi­ne­sen, Ne­ger, In­der und Malai­en aus, dort ist kein »Ver­gun­ning« auf das Fens­ter der Ka­schem­men ge­malt, und hin­ter je­dem Ein­tre­ten­den schließt sich die Mat­te, auf dass der eu­ro­päi­sche Passant nicht sehe, was sich im In­nern voll­zieht, ob Ko­kain ge­schnupft wird, Opi­um ge­ges­sen, Ha­schisch ge­raucht, Lot­te­rie ge­spielt oder ha­sar­diert mit Do­mi­no­stei­nen und Wür­feln und schma­len Spiel­kar­ten­strei­fen.

An den Spei­chern der Nie­der­län­disch-Ame­ri­ka­ni­schen Dampf­schiff­fahrts­ge­sell­schaft ha­ben Asi­ens Völ­ker ihr Kar­ree: At­jeh­straat, Lom­bokstraat, Su­ma­tra­weg und Veer­len, und die­ses Get­to der Asia­ten ist ein un­heim­li­cher Fleck, be­son­ders in den ers­ten Stun­den des Abends, da aus Zwie­licht, Däm­me­rung und Ne­bel jen­sei­ti­ge Ge­sich­ter em­por­schau­keln wie Ma­te­ria­li­sa­ti­onsphä­no­me­ne.

Nie­mals kom­men sie aus den Ko­lo­ni­en her­über auf den Schie­dam­schen dijk. Was aber hat die­se Rad­au­stra­ße an der Mün­dung der Maas und des Rheins vor ih­rer Kol­le­gin an der El­be­mün­dung vor­aus? Sie hat vor ihr vor­aus, dass das deut­sche Ele­ment über­wiegt. Auf der Ree­per­bahn zu Ham­burg wird nicht so viel Deutsch ge­spro­chen wie auf dem Schie­dam­schen dijk zu Rot­ter­dam; Re­pa­ra­ti­ons­koh­le und Streik­bre­cher­koh­le schwimmt rhein­ab­wärts bis Rot­ter­dam, im Waal­ha­fen an­kert täg­lich eine Flot­te von Rhein­käh­nen, gi­gan­ti­sche Brücken­kra­ne der DEMAG (ihre Aus­le­ger rei­chen fünf­zig Me­ter über Kai­kan­te hin­aus) lö­schen sie, schwim­men­de Ele­va­tor-Trans­por­teu­re bun­kern die Stein­koh­le in die See­schif­fe.

Ver­stummt am Abend das Klir­ren der Kran­ket­ten, das Stür­zen der schwar­zen Stei­ne, das Sur­ren der An­triebs­mo­to­ren, hört man in den Ha­fen­stra­ßen deut­sches Schif­fer­platt, und hun­dert Wirts­häu­ser lo­cken mit hei­mi­schen Na­men: »Düs­sel­dorf«, »Köln«, »Mainz«, »Duis­burg«, »We­sel« oder we­nigs­tens mit der Ver­si­che­rung: »Man sp­rigt Deutsch« – denn man sp­rigt Deutsch, wenn man’s auch nicht schrei­ben kann, »g« wird wie »ch« aus­ge­spro­chen –; der Krieg en­de­te, deut­sche Koh­le geht über Rot­ter­dam nach Eng­land, wo die Berg­ar­bei­ter hun­gernd strei­ken, und der deut­sche Schif­fer trinkt da­für auf dem Schie­dam­schen dijk stei­fen hol­län­di­schen Grog.

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