Kitabı oku: «Dominic Thiem», sayfa 2
Eine Turnierreise mit weitreichenden Folgen
Wir schreiben das Jahr 2010, Dominic Thiem ist mit Akademie-Trainer Thomas Strengberger in Mittel- und Südamerika unterwegs. Es stehen ITF-Nachwuchsturniere in Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Peru an. Doch schon beim ersten Stopp machen sich körperliche Beschwerden beim Spieler breit, Durchfall, Brechreiz, Dehydrierung. Er muss ins Krankenhaus und landet dort sogar auf der Intensivstation. Doch nach einer Nacht scheint er wieder hergestellt zu sein, der Fächer der Möglichkeiten, was es war, ist groß. Wachstum, Pubertät, Lebensmittelvergiftung – aber was soll’s, es geht ihm ja wieder gut. Und obwohl er in Venezuela nochmals ins Krankenhaus muss, gewinnt er die Turniere in Kolumbien und Peru. Es sind seine ersten ITF-Juniorentitel in den Kategorien eins und zwei.
Das längste Match der Tennis-Geschichte
John Isner aus den USA gegen Nicolas Mahut aus Frankreich war eine Erstrundenbegegnung beim Tennis-Grand-Slam-Turnier in Wimbledon im Jahr 2010. Das Match begann am 22. Juni und zog sich über drei Tage hin. Mit einer Länge von insgesamt 11 Stunden und 5 Minuten reiner Spielzeit ist es die mit großem Abstand längste Begegnung der Tennis-Geschichte. Isner konnte das Spiel mit 6:4, 3:6, 6:7 (7:9), 7:6 (7:3) und 70:68 gewinnen. Der Tiebreak in Wimbledon wurde aber erst 2019 eingeführt und kommt zur Geltung, wenn es im Entscheidungssatz 12:12 stehen sollte.
Nachdem auch ein medizinischer Test in Österreich negativ ausfällt, ist die Sache für alle gegessen. Doch die Tage, an denen es ihm gut geht, und jene, an denen er unendlich müde ist, wechseln sich ab. In Asien verliert er, in Italien gewinnt er zwei Spiele an einem Tag.
Und beim Challenger in Kitzbühel tritt der Niederösterreicher im August 2010 erstmals gegen einen ATP-Profi an. Vom Veranstalter hat er eine Wild-Card erhalten, diese nutzt er, um in der ersten Runde den Franzosen Alexandre Sidorenko, die Nummer 252 der Weltrangliste, zu schlagen: 3:6, 7:6, 6:4. In der zweiten Runde verliert er gegen Victor Crivoi (ROM/Nr. 229) 2:6, 4:6. Es gibt acht ATP-Punkte und 1100 Euro Preisgeld. Zwei Monate später tritt er in der Qualifikation des ATP 250 in Wien an und holt gegen Marsel İlhan aus der Türkei beim 7:6, 4:6, 3:6 einen Satz. Und İlhan ist immerhin auf Platz 93 der Weltrangliste.
Das Duell der Generationen
Die sportliche Entwicklung geht Hand in Hand mit den sportlichen Erfolgen. 2011 spielt sich Thiem bei den French Open der Junioren in das Finale, das er gegen den US-Amerikaner Björn Fratangelo 6:3, 3:6, 6:8 verliert. Keine Schande, kann gewitzelt werden, gegen jemanden zu verlieren, der Björn heißt. Borg hatte bei den French Open zwischen 1974 und 1981 sechs Mal triumphiert.
Größeres Aufsehen erregt allerdings ein anderer Auftritt Thiems in diesem Jahr. Beim Wiener ATP-Turnier trifft er in der ersten Runde auf Thomas Muster, und es ist ein Duell der Generationen. Muster ist 44, das Turnier in der österreichischen Kapitale beehrt er zum 15.
Dominic Thiem, Björn Fratangelo

Thomas Muster, Dominic Thiem
Mal, und es ist seine Abschiedsvorstellung, egal, ob sie in Runde eins oder im Finale endet. Dominic Thiem ist 18, er steht zum ersten Mal im Hauptfeld dieses Events. Beide Spieler liegen außerhalb der Top 1000 der Weltrangliste – Muster ist Nr. 1078, Thiem Nr. 1890 –, doch dies tut der Stimmung unter den 7500 Zuschauern keinen Abbruch. Mehrheitlich ist das Publikum auf Seiten Musters. Man will ihn noch einmal auf der großen Bühne siegen sehen.
Doch der Jubel und die „standing ovations“ für den Paris-Sieger von 1995 beeindrucken Dominik Thiem nicht, er tritt selbstsicher auf, holt sich mit einer starken Vorhand gleich das Break zum 1:0. Ein guter Stopp beschert ihm die 2:0-Führung. Als ein Doppelfehler von Muster dem Rookie ein zweites Break zum 4:1 einbringt, ist der erste Durchgang gelaufen. Im zweiten Satz gelingt Muster eine zwischenzeitliche 3:1-Führung, doch dann gewinnt Thiem fünf Spiele in Folge und nach 1:04 Stunden auch das Match.
„Er hat die Atmosphäre in der Halle sehr gut weggesteckt“, sagt Muster nach dem Spiel, als er mit den Tränen kämpft, „er hat bravourös gespielt und ich glaube, dass der Richtige gewonnen hat. Ich wünsche ihm das Beste, er hat Herz und mentale Stärke, er soll sich entwickeln und verbessern!“ Dominic Thiem setzt technisch jedenfalls um, was ihm Bresnik einbläut, er wird auch bissiger und aggressiver. Beim entscheidenden Break zum 4:3 im zweiten Satz kommt auch erstmals die Siegesfaust. „Mir ist ein unglaublich großer Stein vom Herzen gefallen“, meint Thiem. „Ich war wirklich beeindruckt von der Kulisse. Es war mein erstes Mal vor so einem Publikum.“
Nach dem Matchball streichelt ihm Muster fast väterlich über den Kopf. Noch ist Dominic Thiem noch lange nicht dort, wo er hinmöchte, doch die Richtung stimmt. In der zweiten Runde verliert er gegen den Belgier Steve Darcis (ATP-Nr. 95) 2:6, 2:6, gewinnt aber 20 ATP-Punkte, die ihn auf Platz 708 vorspülen, und 10.030 Euro an Preisgeld.
Spielstatistik
Dominic Thiem vs. Thomas Muster
Wien 2011
1. Runde

01:04:00
THIEM | MUSTER | |
Aufschlag | ||
266 | Aufschläge | 204 |
5 | Asse | 5 |
3 | Doppelfehler | 4 |
59 % (30/51) | 1. Aufschlag | 70 % (40/57) |
80 % (24/30) | Punkte bei 1. Aufschlag | 60 % (24/40) |
38 % (8/21) | Punkte bei 2. Aufschlag | 29 % (5/17) |
67 % (2/3) | Abgewehrte Breakbälle | 17 % (1/6) |
8 | Aufschlagspiele gespielt | 9 |
Rückschlag | ||
249 | Rückschläge | 127 |
40 % (16/40) | Gewonnene Punkte bei 1. Aufschlag | 20 % (6/30) |
71 % (12/17) | Gewonnene Punkte bei 2. Aufschlag | 62 % (13/21) |
83 % (5/6) | Verwandelte Breakbälle | 33 % (1/3) |
9 | Rückschlagspiele gespielt | 8 |
Punkte | ||
63 % (32/51) | Punkte bei Aufschlag | 51 % (29/57) |
49 % (28/57) | Punkte bei Rückschlag | 37 % (19/51) |
56 % (60/108) | Punkte gesamt | 44 % (48/108) |
Nach diesem Auftritt ist Dominic Thiem jedem Tennisfan ein Begriff. Einen weiteren Beweis, auf dem richtigen Weg zu sein, legt er drei Wochen später in Florida ab. Bei der inoffiziellen Junioren-Weltmeisterschaft, der Orange Bowl, bestreitet Thiem das Finale gegen den Kärntner Patrick Ofner, siegt 6:1, 6:0 und trägt seinen Namen in eine Siegerliste ein, in der es vor Prominenz nur so wimmelt.
Es ist ein Turnier, durch das Thiem auch große internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Patrick McEnroe meint, halb im Ernst, halb im Scherz, dass Thiem leider eine Klasse für sich sei – leider für die USA und für den Rest der Welt. Die Adidas-Verantwortlichen freuen sich, dass sie den Österreicher bereits unter Vertrag haben. Bresnik erzählt, dass sein guter Freund Gabriel „Gabe“ Norona, der auch Horst Skoff oder Stefan Koubek beobachtete, ihm gesagt hat, dass er noch nie einen so überlegenen Spieler gesehen hätte wie Dominic. Es ist dies das erste Zusammentreffen zwischen Dominic Thiem und „Gabe“ Norona, in dessen Haus in Fort Lauderdale er während der Orange Bowl wohnt. Sein Vater Wolfgang und er haben allerdings nach ihrer Ankunft in Florida Mühe, es zu finden: Das Mietauto verfügt nicht über ein Navigationssystem, das Duo irrt stundenlang durch die Gegend, verfährt sich immer wieder. Nach Mitternacht sind die beiden aber dann doch am Ziel.
Alle Gewinner der Orange Bowl
JAHR | HERREN | DAMEN |
1987 | Jim Courier | Natallja Swerawa |
1988 | Marc Rosset | Carrie Cunningham |
1989 | Fernando Meligeni | Luanne Spadea |
1990 | Andrij Medwedjew | Pili Pérez |
1991 | Marcelo Charpentier | Jelena Lichowzewa |
1992 | Vincent Spadea | Barbara Mules |
1993 | Albert Costa | Ángeles Montolio |
1994 | Nicolás Lapentti | Mariann Ramon |
1995 | Mariano Zabaleta | Anna Kurnikowa |
1996 | Alberto Martín | Ana Alcázar |
1997 | Nicolás Massú | Tina Pisnik |
1998 | Roger Federer | Jelena Dementjewa |
1999 | Andy Roddick | María José Martínez Sánchez |
2000 | Todor Enew | Wera Swonarjowa |
2001 | Robin Söderling | Wera Swonarjowa |
2002 | Brian Baker | Wera Duschewina |
2003 | Marcos Baghdatis | Nicole Vaidišová |
2004 | Timothy Neilly | Jessica Kirkland |
2005 | Robin Roshardt | Caroline Wozniacki |
2006 | Alexandru Luncanu | Nikola Hofmanova |
2007 | Ričardas Berankis | Michelle Larcher de Brito |
2008 | Yuki Bhambri | Julia Boserup |
2009 | Gianni Mina | Gabriela Dabrowski |
2010 | George Morgan | Lauren Davis |
2011 | Dominic Thiem | Anett Kontaveit |
2012 | Laslo Ðere | Ana Konjuh |
2013 | Frances Tiafoe | Warwara Flink |
2014 | Stefan Kozlov | Sofia Kenin |
2015 | Miomir Kecmanović | Bianca Andreescu |
2016 | Miomir Kecmanović | Kaja Juvan |
2017 | Hugo Gaston | Whitney Osuigwe |
2018 | Otto Virtanen | Cori Gauff |
2019 | Thiago Agustín Tirante | Robin Montgomery |
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Orange_Bowl_(Tennis)
2012 bis 2013

Dominic Thiem, Jo-Wilfried Tsonga
In seinem ersten vollen Profijahr ist Dominic Thiem auf der ganzen Welt und mit wechselndem Erfolg unterwegs. Bei drei ITF-Turnieren in Israel erreicht er das Viertelfinale und scheidet zweimal in der Runde der letzten 32 aus, in der Türkei, erneut in Israel, in Italien ist auch bald Schluss, doch den Wettbewerb in Tschechien gewinnt er, schlägt im Finale den österreichischen Landsmann Marc Rath 6:2, 6:4. Einen weiteren ITF-Finaleinzug, erneut in Tschechien, kann er nicht mit einem Sieg krönen. Thiem verliert gegen Jiří Veselý (CZE) 4:6, 4:6.
Beim ATP-Turnier in Kitzbühel verliert er gegen den Slowaken Martin Kližan 6:1, 3:6, 5:7, bei jenem in Winston-Salem in North Carolina (USA) scheidet er gegen einen Spieler aus Lettland in der ersten Qualifikationsrunde aus. Ernests Gulbis schlägt den österreichischen Jungstar 6:4, 6:3. Einen Sieg und eine Niederlage gibt es in Wien, Thiem schlägt den Slowaken Lukáš Lacko, immerhin Nr. 51 der Welt, 7:6, 6:3, verliert dann gegen die Nr. 55, den Australier Marinko Matosevic 4:6, 6:7. Bei ATP-Turnieren in Eckental in Deutschland, in Bratislava, in Marbella kommt das Aus in der dritten Qualifikationsrunde, zwei ITF-Turniere in Marokko bringen einen immerhin versöhnlichen Jahresausklang: Die Italiener Alberto Brizzi zuerst (6:3, 6:1) und Riccardo Vellotti dann (7:6, 6:1) haben in den Endspielen wenig bis keine Chance gegen Thiem. Dabei finden diese beiden Turniere unter schwierigen Platz-, Wetter- und Umfeldbedingungen statt. Doch Thiem kommt damit zurecht, es ist ein weiteres Zeichen, dass er als Spieler und Persönlichkeit reift und wächst.
Ende 2012 steht Dominic Thiem auf Platz 309 der Weltrangliste – zwölf Monate zuvor war er noch Nr. 638. Vielleicht wäre etwas mehr möglich gewesen, immerhin schlägt sich der Sportler mit Verletzungen herum, und immer wieder wird er von Schwächeanfällen heimgesucht, die sich nicht erklären lassen. Medizinische Checks bringen nichts Verwertbares, letztlich hält einmal mehr das Wachstum als Ursache her. Es ist eben schwierig, etwas zu erklären, wenn man nichts weiß, und wenn jene, die um fachmännischen Rat befragt werden, versichern, dass alles okay sei.
Campylobacter weg, Resnik und Gulbis da
Anfang 2013 verliert Thiem das Finale des ersten von zwei ITF-Turnieren in Kroatien und gewinnt das zweite. Beim ATP-Sandplatzturnier in Rom übersteht er die Qualifikation und scheidet in der ersten Runde aus. Bei zwei ITF-Finals in Tschechien verliert er im Mai zweimal gegen den Slowaken Norbert Gombos, einmal 6:4, 2:6, 2:6, einmal 2:6, 1:6. Besonders die zweite Pleite gibt wieder einmal zur Sorge Anlass, denn Thiem wirkt lethargisch und ergibt sich widerstandslos. Mit ihm stimmt wirklich was nicht!
Im Krankenhaus von Baden ist ein Freund des Großvaters Primar, und dort wird Dominic Thiem stationär aufgenommen. Im Gegensatz zu bisher durchgeführten Untersuchungen wird Blut im Akkord abgenommen, Harn und Stuhl täglich untersucht. Man findet, was man nicht für möglich hält, und was bei normalen Untersuchungen nicht gefunden werden kann: ein Bakterium namens Campylobacter.
Drei Jahre lang ist Dominic Thiem also krank gewesen, und es bedarf wohl keiner tiefgründigen Vermutung, dass seine Tenniskarriere wohl anders verlaufen wäre, wäre er davon nicht geheilt worden.
Campylobacter
Die Campylobacter-Enteritis ist eine durch verschiedene Bakterienarten der Gattung Campylobacter hervorgerufene, entzündliche Durchfallerkrankung beim Menschen. Die Infektionskrankheit wird auch als Campylobacteriose bezeichnet und ist die am häufigsten vorkommende Erkrankung des Verdauungstrakts. Campylobacter-Arten sind gramnegative, spiralig gekrümmte Stäbchen und gehören zur Gruppe der Zoonoseerreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden und dort zu einer Erkrankung führen können. Campylobacter gehört zu den Erregern, die in die Schleimhäute des Darmes einwandern. Sie bilden einen hitzeresistenten Giftstoff (Enterotoxin), der vermutlich für die Durchfallsymptome verantwortlich ist. Nach vier Tagen bis zwei Wochen verschwinden die Krankheitssymptome in der Regel meistens spontan. Während die Krankheit bei den meisten Menschen komplikationslos verläuft, bleiben in einigen Fällen die Erreger im Darm und können eine chronische Infektion auslösen.
Campylobacter ist inzwischen in Deutschland – wie insgesamt in der Europäischen Union – der häufigste Erreger einer bakteriellen gastrointestinalen Infektion, noch vor den Salmonellen. Die Bakterien kommen normalerweise im Darm von Schweinen und Geflügel und anderen Vogelarten vor. Hauptursache für durch Lebensmittel übertragene Campylobacteriose ist Geflügelfleisch, darauf lassen sich 20–30 % der Fälle zurückführen. Die Übertragung erfolgt dabei vor allem durch ungenügend gegartes Geflügelfleisch, da durchschnittlich jedes zweite Produkt verkeimt ist (Stand 2017). Weitere Infektionsquellen sind u. a. nicht pasteurisierte Milch (Rohmilch), kontaminiertes, nicht aufbereitetes Trinkwasser und rohes Hackfleisch.
(Quelle: Wikipedia)
Bob Brett, Günter Bresnik
Doch nicht nur deswegen symbolisiert das Jahr 2013 ein Wendejahr im Leben des jungen Mannes. Nachdem er rund einen Monat im Krankenhaus verbracht hat und dieses geschwächt verlässt, hat Günter Bresnik eine Überraschung für seinen Schüler parat. Diese nennt sich Sepp Resnik.
Der gebürtige Grazer Resnik, Jahrgang 1953, ist so etwas wie ein Urgestein unter den österreichischen Extremsportlern. Mit 17 wurde er Soldat, absolvierte die Jagdkommandoausbildung, wurde Offizier im Bundesheer, stand im Nationalteam für Militärischen Fünfkampf und trat 1984 zum Ironman Hawaii an – sechs Jahre, nachdem dieser Event dort erstmals über die Bühne gegangen war, ist Resnik der erste Österreicher, der dort antritt. Er radelt um die Welt, er tut es, weil er es kann und weil er dadurch ihm wichtige Organisationen unterstützen will, Wings for Life beispielsweise.
„Du musst jeden Tag an deine Grenzen gehen – und darüber hinaus!“ ist ein Credo des Extremsportlers. Gut trifft sich, dass er gerade in Pension gegangen ist, als seine Zusammenarbeit mit Dominic Thiem beginnt. Resnik, 60, kauzig, zusammen mit Thiem, 19, zurückhaltend? Was ist denn das für eine Idee?
Eine sehr gute, immerhin bleibt Sepp Resnik einige Jahre an der Seite des Tennisspielers. 2013 macht er ihn fit für die Männer-Tour, und er tut es mit unkonventionellen Methoden: Mit Trainings mitten in der Nacht, mit Orientierungsläufen durch Wälder und Parks – wie beispielsweise den MilAk-Park in Wr. Neustadt, mit dem Schleppen von Baumstämmen. Irgendwie erinnert die Szenerie an jene aus den „Rocky“-Filmen, in denen der Held in einem Schlachthaus auf totes Fleisch einboxt (Rocky, 1976) oder in dem er in der russischen Wildnis Schlitten zieht, Holz hackt, Baumstämme schleppt (Rocky IV, 1982). Resnik ist ein Schleifer, einer, der die Natur dem Fitnesscenter vorzieht, weil er dort alles findet, was man zum Training braucht. Ist es eben kein formvollendetes Chrom, sondern ein schweres Stück Holz. Ist es eben nicht trocken, sondern regnerisch. Der Steirer ist einer, der Thiem auf allen Ebenen fordert und ihm zu verstehen gibt, dass Exzellenz nur durch Exzellenz erreicht wird: Will man Großes erreichen, muss man bereit sein, auch alles dafür einzusetzen.
In der Zwischenzeit gehen auch Tennistrainings und das Leben in Bresniks Tennis-Akademie weiter. Der Startrainer kümmert sich um einen Spieler, den er im Buch Die Dominic Thiem Methode als „Glücksfall“ bezeichnet. Ernests Gulbis aus Lettland steht Ende des Jahres 2013 auf Platz 24, während Thiem Nr. 130 ist. Er wird ein idealer Trainingspartner für Dominic Thiem sein. Dabei sind Gulbis und Thiem ebenso unterschiedlich wie Resnik und Thiem, sie unterscheiden sich in der Ausstrahlung, sie haben verschiedene Interessen. Der eine, Gulbis, tritt auf, als gehörte er zu den Weltbesten. Beim anderen, Thiem, vermutet man, dass es Angst haben könnte, zu stören. Gulbis ist für den Österreicher nicht nur ein starker Trainingspartner, der ihn mit jedem Ball fordert und ihn somit über Wochen und Monate zu einem besseren Spieler macht, sondern er zeigt ihm auch Attitüde und Auftreten außerhalb des Platzes.
Ab Mitte Juli beginnt das Spieljahr 2013 so richtig ins Laufen zu kommen. Beim ITF-Turnier in Italien verliert Dominic Thiem erst im Finale gegen Marco Cecchinato (3:6, 4:6), in Kitzbühel entscheidet er in der zweiten Runde ein weiteres so genanntes Generationenduell für sich. Gegen Jürgen Melzer gewinnt Thiem 7:5, 6:3. Der Erfolg gegen den 13 Jahre älteren Landsmann bringt Weltranglistenpunkte und rund 12.000 Euro Preisgeld. Im Viertelfinale verliert der Lichtenwörther gegen den Spanier Albert Montañés 4:6, 3:6.
Ein ITF-Finalsieg im norditalienischen Este (gegen Norbert Gombos/SVK, 6:1, 6:4) folgt: Es ist der bislang größte Turniersieg in seiner jungen Karriere, dieser bringt ihm 35 ATP-Punkte und einen Rang unter den ersten 200 in der Weltrangliste.
In Como verliert er in drei Sätzen den ATP Challenger gegen Pablo Carreño Busta (ESP), gewinnt aber jenen in Marokko gegen Teymuraz Gabashvili (RUS). Und wieder ist es Herbst geworden, und wieder steht das Stadthallenturnier an. Nach zwei Spielen steht Thiem im Viertelfinale die Nummer acht der Welt gegenüber, der Franzose Jo-Wilfried Tsonga. Vor ausverkauften Tribünen liefert Thiem dem Superstar einen harten Kampf und verliert letztlich 4:6, 6:4, 6:7 (3/7). Tsonga ist statistisch gesehen da und dort besser, er serviert 16 Asse (gegen 6 Thiems), begeht drei Doppelfehler (Thiem: 4), verwertet einen von zwei Breakbällen (Thiem: einen von acht), doch grundsätzlich ist das Match – Zahlen zur Hand – ausgeglichen. Der Sieger zieht weiter, dem Verlierer wird aufgezeigt, was alles möglich ist.
Dominic Thiem, Jürgen Melzer
Ein Sieg beim ATP Challenger im marokkanischen Casablanca (6:2, 7:5 gegen den Italiener Potito Starace) und ein Aus in der ersten Runde von Bratislava beenden das Wettkampfjahr des nunmehr 20-Jährigen. Am 30. Dezember wird Thiem als Nummer 139 der Welt geführt. Tendenz steigend.