Kitabı oku: «Starke Kinder»
Das Buch
Konsumdenken, Konkurrenzverhalten, Gewalt, Drogen, Pier-cing, Sex-Kommerz... Kinder sind heute einer Vielzahl von Zeitgeist-Einflüssen wie gewaltverherrlichenden Filmen, sexuell orientierten Fernsehshows, Rap-Texten und Gruppenzwängen ausgesetzt. Und sie lassen sich davon beeinflussen, wenn sie „fremdgesteuert und zu schwach sind, statt auf ihre eignen Stärken zu vertrauen.
"Starke Kinder" zeigt, wie Eltern ihren Kindern helfen können, tiefes Selbstvertrauen zu entwickeln - das sie gegen schädliche Einflüsse immun und fähig macht, verantwortungs-und selbstbewusst den Weg durchs Leben zu gehen.
Dr. Elisa Medhus lässt Kinder, Eltern und Lehrer zu Wort kommen und gibt eine Fülle praktischer Tipps: - Wie Kinder Selbstachtung, Mitgefühl, Zivilcourage und Selbstverantwortung entwickeln, statt im Außen nach falscher Anerkennung zu suchen - Wie Eltern und Alleinerziehende Konflikte gewaltfrei lösen und ihre Kinder unterstützen, statt sie zu bevormunden - Wie Problemsituationen konkret zu lösen sind - mit 90 Fallbeispielen!
Die Autorin
Dr. Elisa Medhus ist praktische Ärztin und arbeitete 13 Jahre in eigener Praxis.
Sie ist Mutter von fünf Kindern und lebt heute mit ihrer Familie in Houston, Texas.
Elisa Medhus
Starke Kinder
Wie Sie Kinder vor schädlichen Einflüssen schützen
Übersetzt von Ilse Fath-Engelhardt
Inhaltsverzeichnis
Umschlag
Das Buch / Die Autorin
Titel
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Danksagung
Die Grundlagen Einführung
Worum es in diesem Buch geht
Die fünf Wesensmerkmale selbstbewusster Kinder
Außengesteuertheit versus Eigenverantwortung
Die Praxis 1 Die richtige familiäre Atmosphäre schaffen
Angepasstes Verhalten reduzieren
Bedeutung von Geschwistern
Der Familienzusammenhalt ist wichtig
2 Kinder zum Nachdenken bringen
Acht Hilfestellungen zur Selbstbeobachtung
3 Auf das eigene Gefühl hören lernen
4 Kinder Einfühlung lehren
5 Strafen sinnvoll gestalten
Was unter sinnvollem Strafen zu verstehen ist
Zwölf Grundvoraussetzungen der Selbstdisziplin
Acht sinnvolle Erziehungsmethoden
6 Kinder aus Fehlern lernen lassen
7 Einflüssen der Außenwelt begegnen lernen
Drogen und Alkohol
Gewalttätigkeit bei Kindern
Moderne Technik
Stress im Alltag
Konsumdenken versus Bescheidenheit
Sexualität
Schönheitsideale und individuelle Schönheit
Gewinner-Verlierer-Einstellung und Konkurrenzdenken
Weitere Ratschläge Besondere erzieherische Herausforderungen
Wie sich im einzelnen Eigenverantwortung fördern lässt
Missgeschicke
Handgreiflichkeiten
Alkohol-, Drogen- und Zigarettenkonsum
Tierquälerei
Schlechte Angewohnheiten (in der Nase bohren, Nägelkauen etc.)
Freches Reden gegenüber den Eltern
Schlechte Noten
Wasserscheu bei Kleinkindern
Theater beim Zubettbringen
Bettnässen
Betteln
Theater mit Geburtstagspartys
Anderen die Schuld geben (Mangel an Verantwortung)
Body Piercing, Tatoos und andere Schönheitsmaßnahmen
Langeweile
Wenn ausgeliehene Dinge nicht zurückgegeben werden
Angeberei
Zähneputzen und Körperpflege, im Allgemeinen
Rüpelei
Theater im Auto
Spicken in der Schule
Übergroße Anhänglichkeit
Cliquen
Jugendkriminalität
Lamentieren
Zuviel Geschrei
Sektenkontakt
Nichteingehaltene zeitliche Vereinbarungen
Flüche und andere Kraftausdrücke
Trödeln und Trägheit
Trotz
Forderndes Verhalten
Anstöße geben in Richtung Eigenverantwortung
Beschädigung fremden Eigentums
Respektlosigkeit
Theater mit dem Anziehen
Theater rund ums Essen
Zappeligkeit
Vergesslichkeit
Theater mit Freunden
Kontakt mit einer Gang
Wenn die Sachen anderer ungefragt benützt werden
Wenn woanders hingegangen wird, als abgemacht
Frühreifes Verhalten (Make-up, Kleidung, Rendevous, Sex etc.)
Wenn sie sich dumm anstellen
Theater mit den Hausaufgaben
Wenn die Kinder krank spielen
Wenn Kinder ins Wort fallen
Eifersucht
Bequemlichkeit
Das Verlieren von Sachen
Lügen
Manipulatives Verhalten
Manieren (Schlechte)
Materialismus und Konsumdenken
Theater mit den Essenszeiten
Unordentlichkeit
Theater beim Aufstehen
Negativität
Alpträume
Lärm
Stänkerei und Stichelei
Pornografie und sexuelle Verantwortungslosigkeit
Falsche Versprechungen
Theater in der Öffentlichkeit
Wenn sie von zu Hause weglaufen
Wenn Sicherheitsregeln gebrochen werden
Stören im Unterricht
Schulangst
Verfrühter Sex
Borgen und Besitzgier
Schüchternheit
Rivalität unter Geschwistern
Spucken
Fairness (mangelnde)
Ladendiebstahl und Stehlen überhaupt
Schmollen und Beleidigtsein
Wutanfälle (körperliche und verbale)
Petzen
Schimpfwörter
Telefonier-, Fernseh- und Computersucht
Daumen- und Fingerlutschen
Probleme mit dem Sauberwerden
Wenn alles angefasst wird
Schuleschwänzen
Unzuverlässigkeit und Verantwortungslosigkeit
Eitelkeit
Verschwendungssucht
Jammern
Rückzug ins Zimmer
Die Einschränkungsstufen
Bibliographie
Impressum
Widmung
In jedem von uns wohnt die Wahrheit,
und jeder von uns sollte sie in sich suchen
und sich von ihr leiten lassen.
Aber niemand hat das Recht,
anderen seine Wahrheit
aufzuwingen.
– Mahatma Gandhi
Dieses Buch möchte ich meinen wichtigsten Lehrern widmen: meinem Ehemann, Rune, und meinen fünf wunderbaren Kindern: Kristina, Michelle, Erik, Lukas und Annika. Mit großer Zuversicht widme ich es außerdem allen Eltern, die heute mit viel Enthusiasmus und großer Opferbereitschaft versuchen, ihren Kindern Orientierungsmaßstäbe zu vermitteln, die ihnen selbst heilig sind. Ihre Hingabe, ihr Weitblick und ihre Ausdauer geben Grund zur Hoffnung, dass die Menschheit noch eine Zukunft hat.
Danksagung
Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens.
– Französisches Sprichwort
Die Arbeit an diesem Buch hat mein Leben unglaublich bereichert. Es war wunderbar, so viel dazulernen zu dürfen. Ich bin in dieser Zeit vielen interessanten Menschen begegnet, die mir alle auf ihre Art weiterhalfen und ihren Teil zu diesem Buch beitrugen.
In Hochachtung danke ich meiner Mutter und meinem Vater, die mir niemals zu verstehen gaben, ich sei „unfähig“, „beschränkt“ oder „unmöglich“.
Auch möchte ich meiner lieben Freundin Sarah danken, durch die ich erfahren darf, wie gut wahre Freundschaft tut.
Ebenso möchte ich den vielen Autoren danken, aus deren Büchern über Erziehung und Spiritualität ich zahlreiche wertvolle Anregungen bekam.
Ganz großer Dank auch an meine älteste Schwester Teri, meiner steten Vertrauten, Ratgeberin und besten Freundin.
Meiner jüngsten Schwester Denise, deren Spiritualität ich immer wieder zutiefst wertschätze und deren Leben mich so viel über Liebe und Mitgefühl gelehrt hat, meinen allerherzlichsten Dank und meine Bewunderung.
Dank auch an alle meine Bekannten und Nachbarn, die sich für das Thema Erziehung interessierten, und mir bei meinen Unternehmen stets mit Rat und Tat zur Seite standen.
Weiterer Dank ergeht an meine PR-Agentin und zweite Stimme Tammy Richards, für die professionelle Unterstützung bei der Verbreitung dieser wichtigen Botschaft.
Und danken möchte ich schließlich auch Cindy Black, Laura Carlsmith und allen anderen wunderbaren Mitarbeiterinnen bei Beyond Words Publishing, deren Begeisterung für dieses Thema auf jeder Seite spürbar ist und durch deren Sachkenntnis ich vielleicht noch zu der Autorin werde, die ich sein möchte.
Die Grundlagen
Eltern wundern sich über das ungenießbare Gewässer,
wo sie doch selbst die Quelle verderben.
- John Locke
Einführung
Das Bergeversetzen beginnt mit
dem Abtragen kleiner Steine.
– Anonym
Worum es in diesem Buch geht
Gleicht Elternschaft nicht oft einer gefährlichen Gratwanderung? Ich finde schon. Denn als Eltern versuchen wir unseren Kindern beizubringen, sich sowohl vor äußeren Gefahren in Acht zu nehmen, wie Drogen- und Alkoholkonsum, Bandentum, Gewalttätigkeit und Selbstmord, als auch innere Fallen zu vermeiden, wie Zynismus, Essstörungen, Verantwortungslosigkeit und Unbeherrschtheit. Probleme zuhauf! Da erscheint die Zukunft unserer Kinder manchmal geradezu trostlos. Wie dem auch sein mag, unsere Aufgabe ist es, sie zu erfolgreichen, kompetenten, selbstbewussten und selbständigen Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen.
Als Ärztin habe ich oft Gelegenheit, Einblicke in Lebensverhältnisse zu bekommen, die einem normalerweise verwehrt bleiben. Patienten vertrauen mir ihre geheimen Sorgen und familiären Probleme an, und es ist schon erstaunlich, was ich im Lauf der Jahre zu hören bekam. Auf der einen Seite gab es Patienten, die offenbar „alles“ hatten, zumindest, was ihren Sozialstatus betraf. Und doch waren sie nicht selten unzufrieden, frustriert und depressiv; klagten über die Inhaltslosigkeit ihres Lebens. Ich erinnere mich besonders an einen Familienvater, der mehrere Autos, eine große Yacht, wertvolle Grundstücke und in einer exklusiven Wohngegend ein Haus mit 700 m2 Wohnfläche besaß. Er konnte die teuerste Designerkleidung für seine Familie bezahlen und seine Kinder in die besten Eliteschulen schicken. Trotz all dieser Annehmlichkeiten war er völlig am Ende. Zwei seiner Kinder hatten nichts Besseres zu tun, als sich mit Drogen die Langeweile zu vertreiben, und sein drittes war bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Unterstützung in der Ehe fand der Ärmste so gut wie keine, weil ihn mit seiner Frau wenig bis gar nichts verband, denn oft stritten die beiden miteinander. Kurz, dieser Mann hatte einen materiellen Status erreicht, der in unserer Gesellschaft mit persönlichem Glück gleichgesetzt wird. Aber dieses Glücksversprechen hatte sich als hohl erwiesen. Im Gegenteil, dass dieser Mann sich an äußere Wertmaßstäbe gehalten hatte, statt sich ernsthaft zu fragen, was gut für ihn wäre, hatte zu seinem Unglück geführt.
Andererseits erinnere ich mich an einen Patienten mit einer wunderbaren Frau und sechs Kindern, die in einem alten Wohnwagen von der Hand in den Mund lebten. Er war ungelernter Arbeiter in einer Firma, die Bohrtürme herstellte. Alles drehte sich bei ihm um das Wohl der Familie und nicht um sein Image oder darum, es nur möglichst bald besser zu haben. Was für einen Schwung die Familie mitbrachte, wenn sie in meine Praxis kam, und wie aufrichtig sie sich freuen konnten! Unter ihnen herrschte ein Zusammenhalt und eine Liebe, die sich von keinen Äußerlichkeiten blenden ließ. Ihnen waren Guess Jeans, Sketchers Boots oder andere Markenkulte egal. Den Eltern war es recht, dass die Kinder die öffentliche Schule besuchten, da sie ihre erzieherische Verantwortung ernst nahmen, sich auch in der Schule engagierten und darauf achteten, dass die Hausaufgaben gemacht wurden. Und der Weiher hinter dem Wohnwagen hatte den Kindern mehr an Spaß zu bieten als es eine Yacht mit einem Motor von eineinhalb Meter Durchmesser auf dem Lake Travis gekonnt hätte. Dieser Mann war glücklich, weil er nach vernünftigen Grundsätzen handelte. Er orientierte sich an Werten, die er selbst eingesehen hatte, statt blind den Anforderungen einer Außenwelt zu genügen, die keinerlei Rücksicht auf seine innere Befindlichkeit nahm.
Obwohl ich diese Beobachtungen interessant fand, dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich sie im Zusammenhang mit den Problemen unserer Zeit sah. Ich konnte nur fassungslos den Kopf schütteln, wenn mir bei meiner morgendlichen Zeitungslektüre Horrornachrichten begegneten, dass Kinder ihre Eltern oder Geschwister umbrachten, Gangmitglieder Mordlisten führten, Mütter ihre Kinder im Keller anketteten und in ihren eigenen Exkrementen wälzen ließen. Mir war die Verrohung und Depersonalisierung hinter diesen Taten ein Rätsel, dass man so leichtfertig das Leben anderer aufs Spiel setzen konnte, an dem mir als Ärztin so sehr gelegen war.
Eines Tages las ich dann eine Nachricht, die entschieden zu viel war. Eine junge Mutter hatte ihren zweijährigen Sohn wegen eines trivialen Ärgernisses umgebracht, in Stücke geschnitten, in einer Kasserolle gebraten und an ihre Hunde verfüttert. In diesem Augenblick stand für mich fest, dass ich etwas gegen diesen Wahnsinn unternehmen würde. Ich wollte für eine Welt aktiv werden, der ich so viel verdankte und in der meine Kinder leben müssten.
Ich begann mich mit Pädagogik auseinander zu setzen und betrieb Feldstudien. Ich interviewte Hunderte von Lehrern, Eltern und Kindern in Texas und Kalifornien, und selbst im fernen Norwegen. Die meisten Kinder wurden während der Mittagszeit oder während der Pause befragt, mit Erlaubnis der Eltern und Schulleiter. Andere wurden telefonisch interviewt. Und in diesem Buch wird auf dieses Material immer wieder zurückgegriffen werden.
Ich begann, mich für die großen Zusammenhänge der gesellschaftlichen Missstände zu interessieren. Denn mir war bei den Gesprächen aufgefallen, dass man die sozialen Probleme gewöhnlich oberflächlich zu lösen versuchte, statt sie bei der Wurzel zu packen. Es wurden bestenfalls Symptome gelindert, aber keine Krankheiten geheilt. Zum Beispiel stecken wir in die Gangbekämpfung, in Sozialreformen und in Aufklärungskampagnen gegen Drogen- und Alkholkonsum jede Menge Geld. Wir ziehen gegen Drogenhändler und Kriminelle zu Felde. Und all das geschieht, ohne dass wir uns jemals die eine entscheidende Frage stellen – Warum haben wir überhaupt all diese Probleme?
Meine Antwort: wir haben diese Probleme, weil wir unsere Kinder mehr zur Anpassung erziehen als zur Eigenverantwortung. In anderen Worten, wir bringen ihnen bei, sich im Leben mehr um das Lob und die Anerkennung anderer zu bemühen, statt um das eigene Nachdenken. Das ist die große Gefahrenquelle, dass wir den eigenen Verstand verraten, der uns vor allen anderen Lebewesen auszeichnet.
Selbstbewusste Kinder hingegen entwickeln einen scharfen Verstand, mit dem sie sich einen Weg durch den Dschungel äußerer Einflüsse bahnen: sie durchdenken alle möglichen Konsequenzen ihres Tuns, verlassen sich auf ihre innere Kontrollinstanz. Selbstbewusste Kinder tun das, was sie für richtig halten, und nicht das, was ihnen größeres Ansehen brächte. Es ist dieses selbständige Nachdenken, dieser innere Dialog, der verantwortliches Handeln auszeichnet. Und wir sollten unsere Kinder so früh wie möglich zu dieser Eigenverantwortung erziehen.
Die fünf Wesensmerkmale selbstbewusster Kinder
Wenn Kinder in den inneren Dialog treten und eigenständig zu handeln anfangen, bilden sich zwei Charakterzüge heraus: ein starkes Selbstbewusstsein und ein großes Bedürfnis, sich innerhalb der Gemeinschaft nützlich zu machen. Aus diesen beiden Wesenszügen entspringen fünf Eigenschaften, die sie als selbstbestimmte Wesen auszeichnen.
1. Selbstachtung/gesundes Selbstvertrauen
Selbstbewusste Kinder haben ein Selbstvertrauen entwickelt, das sie dazulernen und persönlich wachsen lässt. Der Verstand ist in der Tat ein unvoreingenommener und nicht nachtragender Richter. Er versetzt die Kinder in die Lage, Niederlagen zu verkraften, aus Fehlern zu lernen und zu eigenen Schwächen zu stehen, ohne dadurch an Selbstwertgefühl einzubüßen. Weil solche Kinder nicht bloß auf äußere Einflüsse reagieren, verhalten sie sich weniger defensiv. Sie nehmen die Dinge nicht gleich persönlich. Kinder finden nur in einer Atmosphäre bedingungsloser Liebe und Anerkennung zu dieser Einstellung.
2. Tüchtigkeit
Selbstbewusste Kinder können ihre Umwelt begreifen und sie beeinflussen. Da sie Fehler nicht als etwas erleben, das ihnen ihr Selbstwertgefühl raubt, sind sie unternehmungslustig und erkunden ihre intellektuellen und körperlichen Grenzen. Sie sind kompetent. Auch wenn ihnen manches misslingt, haben diese Kinder im Lauf der Jahre einiges vorzuweisen, was Erfolge und Fertigkeiten betrifft. Sie werden immer selbstsicherer. Ihr Selbstwertgefühl und Kompetenzempfinden wächst. Selbstbewusste Kinder werden in Umgebungen groß, in der sie zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten und zu neuen Unternehmungen ermutigt werden, ohne eine Versagensangst eingeimpft zu bekommen. Sie erfahren, dass sie sich weder lächerlich machen, noch sich schämen müssen, noch Kritik zu fürchten brauchen, wenn einmal etwas daneben geht. Doch ihnen werden nicht die Konsequenzen ihrer Fehler erspart.
3. Selbständigkeit
Selbstbewusste Kinder entfalten durch ihre Tüchtigkeit ein Gefühl der Selbständigkeit – das heißt die Fähigkeit, zu eigenen Entscheidungen zu stehen. Ihr Nachdenken macht sie zu unabhängigen Problemlösern. Sie lassen sich bei ihren Entscheidungen nicht so leicht von äußeren Einflüssen leiten. Unverständige und abhängige Menschen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sich kaum äußeren Einflüssen widersetzen können.
4. Zivilcourage
Da selbstbewusste Kinder sachlich denken können – und sich nicht nur an den Erwartungen anderer orientieren – tendieren sie mehr dazu, mehr im Eigeninteresse zu handeln, statt rücksichtslos Interessen zu verfolgen. Moralisch ausgedrückt, selbstbestimmte Menschen bemühen sich darum, das grundsätzlich Richtige zu tun. Wenn zum Beispiel Timmy auf dem Pausenhof einen Briefumschlag findet, in dem sich das Mittagessensgeld eines Mitschülers befindet, wird ihm seine innere Stimme sagen, dass er sich schlecht fühlen wird, wenn er es behält, weil der den rechtmäßigen Besitzer damit in Schwierigkeiten bringt. Oder nehmen wir an, Kristina sieht, wie ihre beste Freundin von einigen modebewussten Mitschülerinnen wegen ihrer altmodischen Kleidung gemobbt wird. Wird sie ihr beistehen und dabei riskieren, dass auch sie von der Gruppe ausgelacht und „ausgestoßen“ wird? Oder wird sie sich davonschleichen und hoffen, dass sie niemand dabei sieht? Oder noch schlimmer, wird sie sich dem Mobbing anschließen? Wenn sie selbstbewusst ist, wird sie ihren moralischen Grundsätzen entsprechend handeln: sie wird ihrer Freundin beistehen. Ihre innere Stimme sagt ihr, dass sie sich sonst wie eine Verräterin vorkommen wird. Sie sähe auch, dass sie mit ihrer Untreue die Freundschaft aufs Spiel setzt – eine Folge, die sie sicher vermeiden will. Da sie ein starkes Selbstbewusstsein und eine gesunde Selbstachtung hat, braucht sie die Anerkennung der beliebten Mädchen überhaupt nicht. So wird die Entscheidung leicht sein. Die Logik moralischer Grundsätze und Werte erklärt die große Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin und Rechtschaffenheit selbstbewusster Kinder.
5. Sie tun sich in der Gruppe hervor
Der Mensch ist ein Herdentier, das heißt, wir alle haben das Bedürfnis nach einem sinnvollen Platz in der Gruppe und richten unser Denken und Tun danach aus. Manche Kinder tun und glauben alles, was die Gruppe vorschreibt, nur um dazu zu gehören. Sie stellen damit ihre Anpassung über das Bedürfnis, etwas Eigenes zur Gruppe beizutragen. Wenn Kinder vor allem auf Anerkennung aus sind, sind sie außengesteuert. Weil sie von ihrer Umgebung dazu veranlasst wurden, haben sie ihre eigene Identität mehr oder weniger aufgegeben und durch ein von außen bestimmtes Selbstbild ersetzt. Die bedingende Erziehungsform scheint den Vorteil zu haben und wird deswegen wohl auch angewendet, dass sich so mit Kindern offensichtlich leichter fertig werden lässt, - solange wir diejenigen sind, deren Wünschen sie sich anpassen. Es ist so bequem, wenn sie sich wunschgemäß verhalten. Leider gilt es dann für andere äußere Einflüsse ebenso, denen sie unvermeidlich ausgesetzt sein werden – Altersgenossen und Medien zum Beispiel – und schon ist die Pandorabüchse der Erziehungsalpträume geöffnet.
Dann gibt es Kinder, die durch eigenständige Beiträge ihren Platz in einer Gruppe finden wollen – und zwar mehr, weil sie die Gruppe gut finden, und weniger, weil die Gruppe sie ausgewählt hat. Sie sind eher geneigt, sich Anerkennung in der Gruppe zu verdienen als zu erzwingen. Solche Kinder sind selbstbewusst. Und da sie die Gruppe nicht unbedingt als Ideengeber brauchen und ihre Umgebung als weniger bedrohlich erleben, können sie sich innerhalb der Gruppe sinnvoll hervortun. Sie müssen nicht blind gehorchen, und jedes hüh und hott mitmachen. Durch ihre vielen Fertigkeiten können sie sich geschickt einbringen und Wertvolles für die Gruppe leisten. Und durch dieses Beitragen werden sie wieder in ihrem Selbstvertrauen, und ihrem Selbstwertgefühl bestärkt. Sie werden noch selbständiger. Man sieht, wie sich dieser Prozess selbst verstärkt.
Selbstbewusste Kinder finden durch ihr entschlossenes Auftreten sehr leicht Anschluss. Sie brauchen keinen Verbündeten, um sich sicher zu fühlen. Da sie sich ihre grundsätzliche Selbstachtung über keine Gruppe holen müssen, können sie sich die Gruppen, zu denen sie gehören möchten, selbst auswählen sowie über den optimalen Einsatz ihrer Stärken und Fähigkeiten entscheiden. Sarah könnte zum Beispiel mit ihrem Organisationstalent eine Nachhilfegruppe für lernschwächere MitschülerInnen gründen, aber auch vermittelnd eingreifen, wenn es Streit zwischen Mitschülern oder unter den Geschwistern gibt.
Der Nachteil ist, dass selbstbewusste Kinder oft schwer lenkbar sind. Schließlich haben sie ihren eigenen Kopf, und da kann es schon manchmal vorkommen, dass ihre Vorstellungen mit unseren kollidieren. Aber unsere Erziehungsaufgabe ist ja, sie anzuleiten, auf ihre Art mit dem Leben zurecht zukommen, und nicht, mit ihnen fertig zu werden. Und was dürfte der Menschheitsentwicklung noch zuträglicher sein? Kämen die Houston Astros sehr weit, wenn alle Zwischenspieler wären? Natürlich nicht. Eine Gruppe benötigt Anführer, Vermittler, Sympathisanten, Jäger, Sammler, Heiler, Erfinder, Lehrer und so weiter.
Indem wir unsere Kinder zur Selbständigkeit anleiten, können wir als Eltern aus diesem Herdentrieb Kapital schlagen. Schließlich wollen sie uns, den Alphawölfen, instinktiv gefallen. Sie wollen das Gefühl haben dazuzugehören und etwas Besonderes leisten. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zu zeigen, wie das geht, und dabei soll dieses Buch helfen. Ermutigen wir sie also zur Eigenständigkeit statt zur Anpassung. Ermutigen wir sie dazu, sich lieber verdient zu machen, als Anerkennung zu erbetteln, lieber auf eigene Beiträge zu setzen als auf Konformität.
Vielleicht fragen Sie sich, „Was bringt es, diese Eigenschaften zu fördern und Kinder zur Eigenverantwortlichkeit zu erziehen?“ Ich behaupte, dass, wenn Kinder diese fünf Eigenschaften haben, sie nicht mehr nach äußeren Quellen der Anerkennung suchen müssen. Je weniger sie auf äußere Einflüsse bauen, desto stärker werden diese fünf Eigenschaften in ihnen und desto weniger brauchen sie die äußere Welt zur Ausbildung oder Stärkung ihrer Identität. Es ist eine unendliche Aufwärtsspirale Richtung Selbstverwirklichung. Schließlich haben sie, was sie zu ihrem Glück in der Welt brauchen. Und Hand aufs Herz: Was können wir mehr verlangen?