Kitabı oku: «Die geheime Sprache der Tiere», sayfa 2

Yazı tipi:

2.
MEIN GANZ PERSÖNLICHER WEG

Doch halt! Bevor wir ans Eingemachte gehen, ist es nur fair, zunächst noch einige Worte über meine Person zu verlieren. Ich finde, der Leser hat ein Anrecht darauf zu wissen, mit wem er es zu tun hat. Daher möchte ich in aller Kürze auf meine Vita und meine ersten Erfahrungen mit der Tierkommunikation eingehen.

Ich wusste selbst lange nicht, dass ich über genau dieses Talent verfügte – mich mit Tieren auf deren “Wellenlänge” auszutauschen und Gespräche zu führen – aus dem ganz einfachen Grund, weil ich sozusagen “unbewusst” unterwegs war und agierte und mir meiner selbst noch nicht sicher war. Ja, ich liebte Tiere abgöttisch, von Kindesbeinen an. Aber ich realisierte kaum, dass ich mich mit meinem Bewusstsein in Tiere förmlich hineinversetzen und mich auf einer mentalen Ebene mit ihnen unterhalten konnte.

Es gibt für dieses Talent viele Ausdrücke: Einige sprechen von Tierkommunikatoren, andere von Dog Whisperern oder Hundflüsterern, wenn es um Hunde geht. Es gibt ferner den Ausdruck Pferdewhisperer und sogar schon den Ausdruck Elefantenflüsterer. Man spricht auch von paranormalen Fähigkeiten, und je und je von psychics, von psychisch begabten Medien.

Aber alle diese Vokabeln treffen meines Erachtens nicht den Kern der Sache.

Jedenfalls wurde ich schon früher darauf aufmerksam, dass mit mir “etwas nicht stimmte” oder besser gesagt: dass ich mich gänzlich anders verhielt, wenn es um Tiere ging.

Meine früheste Beziehung zu einem Tier

Eines meiner frühesten Erlebnisse bestand darin, dass ich, gerade mal vier Jahre alt und noch ein Grashüpfer, mit einem Huhn eine besondere “Beziehung” aufbaute. Das Huhn gehörte meinen Großeltern und war Teil eines Hühnerstalls, was für ein Kind immer interessant und begeisternd ist. Dieses Huhn rannte seltsamerweise nicht etwa vor mir davon, wenn ich wild wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte – so wie Hühner das normalerweise tun. Es kam im Gegenteil zu mir, ließ sich anfassen, streicheln und liebte es, wenn ich es direkt auf meinen Schoß setzte. Das Huhn benahm sich wie ein völlig zahmes Huhn – etwas, wovon man selten oder nie gehört hat.

Meine Eltern und Großeltern schauten nur ungläubig zu. Sie schossen Fotos von mir mit dem Huhn auf dem Schoß und schüttelten den Kopf. Früh hörte ich Kommentare wie: “Das kann doch nicht normal sein.” Oder: “Etwas stimmt nicht mit dem Huhn.” Sowohl meine Eltern als auch meine Großeltern staunten nur. Sie konnten sich einfach nicht die Tatsache erklären, dass ich ein besondere Verbindung zu einem Huhn aufbauen konnte. Mit schien das alles völlig normal zu sein.

Ich konnte umgekehrt die Aufregung und den Unglauben um mich herum nicht einordnen, nicht mit vier Jahren. Ich fragte mich im Gegenteil: “Was soll daran nicht normal sein? Warum sollte sich das Huhn nicht bei mir wohlfühlen?” Genau dies schien mir wiederum völlig normal zu sein. Das Huhn legte ganz normal Eier, wie jedes andere Huhn auch, aber es war auch gern und oft mit mir im Gras unterwegs. Ich liebte das Huhn und genoss seine Freundschaft. Ich wünschte mir damals, ständig dieses Huhn um mich herum zu haben, denn es lief nie von mir davon. Aber mein Wunsch ging nicht in Erfüllung, denn, so belehrte man mich, “Hühner gehören in einen Stall”. Alle belächelten mich. Und immer wieder hörte ich den Satz: “So verhält sich kein normales Huhn.”

Ich will absichtlich nicht weiter auf diese Episode eingehen, sie dient nur dazu zu illustrieren, dass ich offenbar schon immer ein besonderes Verhältnis zu Tieren hatte.

Die Taube

Mit sechs oder sieben Jahren liebte ich es, mit meiner Taube spazieren zu gehen.

Eine Taube folgte mir tatsächlich auf Schritt und Tritt. Auch mit ihr hatte ich “magischerweise” eine unglaublich gute Verbindung. Ich liebte meine Taube.

Aber andere Kinder beobachteten mich und fingen an, mich aufzuziehen. Man lachte und lächelte über mich. Es war ungewöhnlich, dass da ein kleines Mädchen mit einer Taube spazieren ging. Ich hörte Bemerkungen wie: “Wer Tiere lieber hat als Menschen, hat ein Problem mit Menschen.”

Es handelte sich natürlich um eine faustdicke Lüge, denn ich habe auch ein hervorragendes Verhältnis zu Menschen, aber als Siebenjährige konnte ich mit diesen abfälligen Bemerkungen noch nicht umgehen. Ich sah mich als ein “Opfer” an, ein Opfer übler Nachrede. Zudem will man als Kind immer akzeptiert werden, man kämpft um seinen Platz in der Gemeinschaft, um Anerkennung in der Gesellschaft. Doch in eben diese Gesellschaft passte einfach kein kleines Mädchen mit einer Taube.

Um es abzukürzen: Als Kind ließ ich mich von Erwachsenen irritieren, was diese besondere Beziehung zu Tieren anging, und es dauerte eine geraume Zeit, bis ich langsam akzeptierte, dass ich “anders” war, was mein Verhältnis zu Zwei-, Vier- oder Sechsbeinern anging.

In der Folge hatte ich alle möglichen Haustiere, auf einige Erlebnisse werde ich noch zu sprechen kommen, aber so viel sei vorausgeschickt: Immer hatte ich ein eigenartiges, fast intimes Verhältnis mit den verschiedensten Spezies. Und sehr viel später, als erwachsene Frau, entschied ich mich, mir einen alten Wunsch zu erfüllen und einen Hund zu halten.

Meine Erfahrungen mit einem Hund

Zunächst besuchte ich alle möglichen Hundeschulen, Hundetrainer und Hundeflüsterer, um herauszufinden, wie man zu dem bestmöglichen Hundehalter wird. Aber früh schon entdeckte ich, dass all die verschiedenen Methoden, Hunde “abzurichten”, nichts taugten – sie wurden dem Wesen des Hundes nicht gerecht.

Sozusagen mit Zuckerbrot und Peitsche versuchte man, Hunde zu erziehen und zu kontrollieren, man versuchte, sie zu verlässlichen kleinen Sklaven zu degradieren.

Mein Hund aber lehrte mich, dass dies nicht funktionierte – die genaue Story folgt später. Ich lernte weiter, dass Hunde im Gegenteil das Verhalten des Herrchens oder Frauchens nur spiegeln. Das heißt, sie übernehmen die Gemütslagen des Halters. Wir können also Hunde hervorragend dazu benutzen, uns selbst ins Angesicht zu schauen – und uns im Idealfall daraufhin zu verändern. Ein Hund kann also indirekt einen Menschen erziehen beziehungsweise ihn dazu führen, sich selbst genauer zu erkennen! Aber der Mensch muss zuhören können und die Sprache des Hundes verstehen.

Als ich dies plötzlich verstand, begann eine abenteuerliche Zeit für mich. Immer wieder kamen Hundehalter auf mich zu, die nicht glauben konnten, wie perfekt die Kommunikation zwischen mir und meinem Hund funktionierte. Als sie meinen Rat suchten, erkannte ich mit zunehmender Gewissheit, dass der Hund der Halter ist und jede Korrektur beim Halter vorgenommen werden muss – und nicht etwa dem Hund bessere Manieren beigebracht werden müssen.

Gleichzeitig setzte ich die Reise zu mir selbst fort, die Reise zu meinem Inneren.

Ich hatte zunehmend Erkenntnisse über meine eigene Person sowie über meine tatsächlichen Fähigkeiten gewonnen, die früher vielleicht schon latent vorhanden gewesen waren, aber die nie jemand bestätigt hatte, im Gegenteil. Weiter lernte ich, dass man gewisse “Glaubenssätze”, die man bezüglich Tieren hat, zunächst ausräumen muss – falsche Ideen, Vorstellungen und fixe Ideen –, wenn man mit ihnen “ins Gespräch” kommen will.

Hellhörigkeit

Hellhörig, wie der Fachausdruck lautet, wurde ich spätestens 2012, zumindest wurde ich mir in diesem Jahr dieses Talentes bewusst.

Unter Hellhörigkeit versteht man die Fähigkeit, selbst das zu hören, was nicht ausgesprochen worden ist. Es handelt sich nicht nur um eine Art geschärfte Aufmerksamkeit, sondern es ist ein Ausdruck, der verrät, dass man über eine paranormale Sinneswahrnehmung verfügt. Unter Hellhörigkeit versteht man auch das Talent, Schwingungen wahrzunehmen, die normalerweise nicht von Menschen empfangen werden können.

Reflexionen

Als ich auf diese verschiedenen Begabungen aufmerksam wurde, machte ich mir anfänglich keine Notizen. Auch studierte ich nicht krampfhaft entsprechende Literatur. Ich stellte daneben auch keine abenteuerlichen Experimente an. Die Begabungen waren einfach vorhanden, ohne dass ich es mir selbst erklären konnte. Einige Leute, die sich “Freunde” nannten, nahmen an, ich hätte ein spezielles Kraut geraucht, mit Drogen experimentiert oder Alkohol im Übermaß genossen. Nichts da! Ich halte von all diesen Sachen nichts, im Gegenteil, ich erachte sie als höchst schädlich. Aber ich realisierte, dass ich nicht in die üblichen Schemata und Schablonen passte.

Verschiedene “Kunden”, Tierbesitzer und Tierhalter, die immer häufiger auf mich zukamen, staunten manchmal Bauklötze. Aber es ging mir nicht darum, mich auf ein Podest zu stellen oder Applaus zu empfangen. Ich war vielmehr intensiv damit beschäftigt, mit mir selbst ins Reine zu kommen und das “Abenteuer Ich” fortzuführen. Außerdem wollte ich anderen helfen, mit Tieren freundlicher umzugehen, ja eine unendliche Liebe zur Tierwelt zu entwickeln. Ich wollte auf die unglaublichen Perspektiven aufmerksam machen, die sich eröffnen, wenn man Tiere auf eine ganz andere Art betrachtet.

Natürlich streichelten einige Bemerkungen mein Ego, selbst Tierärzte staunten, wie ich mit Tieren umgehen konnte. Aber ich versuchte, mich so früh wie möglich von dem geheimnisvollen, verführerischen Saft, der da heißt Bewunderung, frei zu machen. Aber anfänglich füllte das Lob meine leere Seelenflasche. Heute weiß ich, wie krank das war, wie rückständig in geistiger Hinsicht. Wir sollten uns nie vom Lob anderer abhängig machen. Die zwanghafte Suche, ja Sucht nach Anerkennung ist ein altes Programm, das man abspult, und wir sollten es als das erkennen, was es ist: eine Fallgrube.

Gleichzeitig kam ich mit allen möglichen Fachgebieten in Berührung. Aber früh erkannte ich, dass meine Erfahrungen nicht im Rahmen der akademischen Biologie oder Zoologie angesiedelt waren. Es handelte sich vielmehr um ein Talent, sich regelrecht in andere Tiere hineinzuversetzen und ein “Gespräch” zu führen. Dazu musste man sich lediglich auf eine andere “Wellenlänge” einstimmen. Ob es sich allerdings wirklich um eine “Wellenlänge” handelt – auf diese Frage werde ich an späterer Stelle genauer eingehen.

Jedenfalls bemühte ich mich, auch intellektuell zu verstehen, um welches Phänomen es sich bei all dem handelte und wie ich meine Erfahrungen logisch einordnen konnte, mit Hilfe meines Verstandes. Heute weiß ich, dass Logik nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Bestimmte geistige Fähigkeiten sind keine mathematischen Gleichungen. Es handelt sich um eine ganz andere Dimension, in die man vorstößt. Im Grunde genommen taucht man in eine neue Wirklichkeit ein. Und daher versuchte ich zu verstehen, was “Wirklichkeit” oder “Realität” eigentlich ist.

3.
WIRKLICHKEIT: EIN NEUER ANSATZ

Bis heute streiten sich Philosophen um die Definition von Wirklichkeit. Fragen wir uns in aller Naivität einmal: Woraus besteht Wirklichkeit? Was macht sie aus? Wie kann man sie beschreiben?

Wenn wir Tiere beobachten, so glauben wir zunächst, dass wir uns hier unveränderbaren, objektiven Gesetzmäßigkeiten gegenübersehen. Wenn wir einer Katze eine Maus vorsetzen, so wird sie diese jagen und dann genüsslich fressen. Das scheint selbstverständlich zu sein. Hierbei vergessen wir jedoch den subjektiven Faktor. Wovon spreche ich?

Die Rolle des Beobachters

Längst ist auch in wissenschaftlichen Kreisen die These anerkannt, dass stets auch der Beobachter die Wirklichkeit steuert, jedenfalls zu einem gewissen Grad. Er trägt die Verantwortung oder eine Mitverantwortung für die gesamte Realität. Denken wir in diesem Zusammenhang nur an John Wheeler, ein Wissenschaftler, der in US-Amerika als der Nachfolger Albert Einsteins gefeiert wird. Wheeler stellte fest, dass das “Universum nicht unabhängig von uns existiert.”1 Nach seiner Ansicht gibt es eine ständige Interaktion zwischen dem physikalischen Universum und uns selbst. Wir sind also nicht nur Beobachter, sondern auch Teilnehmer in diesem Spiel, das da heißt: “Das physikalische Universum und ich”. Es hört sich seltsam an, aber in gewissem Sinne handelt es sich bei unserer “Umwelt” und bei dem “Universum” um ein partizipatorisches Ereignis.

Selbst Physiker also geben längst zu, dass dies wahr ist: Allein bei der Anordnung von (scheinbar objektiven) Versuchen spielt der (subjektive) Faktor immer eine große Rolle. Resultate von Tests ändern sich manchmal vollkommen aufgrund von subjektiven Anordnungen oder Fragestellungen. Sogar die Physik beschäftigt sich heute nicht mehr nur mit Atomen, Molekülen, Partikeln, Feldern oder Kräften, sondern auch mit dem Menschen, den Beobachtern, den Personen. Speziell wenn die Phänomene Zeit und Raum im Mittelpunkt stehen, kommt selbst die scheinbar objektivste aller Wissenschaften, die Physik, nicht mehr ohne diesen subjektiven Faktor aus. Der moderne Physiker gibt sogar längst zu, dass seine Wissenschaft regelrecht hilflos ist, wenn er nicht den Beobachter in seine Gleichungen einbezieht.

Was das alles mit Tieren zu tun hat? Gedulden Sie sich bitte noch einen Augenblick …

Nicht eben wenige Zeitgenossen verlangen von der Physik inzwischen, dass sie uns sogar Aufklärung über uns selbst gibt – über den subjektiven Faktor also. Viele Wissenschaftler und Physiker gehen inzwischen davon aus, dass kaum etwas Neutrales oder Objektives – völlig unabhängig von uns selbst – existiert. Stets muss unser eigener Gesichtspunkt einbezogen werden, eben der Gesichtspunkt des Beobachters.

Was aber bedeutet das? Nun, wenn wir etwas beobachten, während wir gleichzeitig die Erwartung hegen, dass etwas Besonderes oder überhaupt “Etwas” vor unseren Augen existiert, kommt sofort ein subjektiver Faktor zum Zug. Wir erschaffen bewusstunbewusst etwas, dem wir in der Folge Objektivität nur zubilligen. Oftmals erschaffen wir etwas, was wir erwarten und was wir glauben. Wir kreieren “Realität” oder “Wirklichkeit”, und diese Realität ist oft bereits in unserem Unterbewusstsein gespeichert.

Formulieren wir es radikal: Wenn wir davon ausgehen, dass uns ein Hund anfallen und beißen wird, laden wir ihn förmlich dazu ein, uns anzufallen und zu beißen. Wenn wir davon ausgehen, dass ein eigentlich scheuer Vogel keinerlei Angst vor uns hat, wird er sich uns manchmal ohne Furcht nähern und vielleicht sogar ein paar Brotkrümel aus unserer Hand picken. Wir senden also kontinuierlich Signale aus, ob wir uns dessen nun bewusst sind oder nicht. Noch einmal: Wir erschaffen ständig Realitäten.

Aber verweilen wir noch ein wenig bei der Theorie und der Praxis der Beobachtung.

Selbst Werner Heisenberg (1901-1976), der weltberühmte Physiker, den Hitler einst beauftragte, für Deutschland die Atombombe zu entwickeln – Heisenberg drückte sich erfolgreich –, gab zu, dass der Beobachter allein durch den simplen Akt der Beobachtung etwas erschafft. Werner Heisenberg, der sogar den Nobelpreis erhielt, formulierte bereits 1927 eine nach ihm benannte physikalische Theorie, die das gesamte Weltbild der Physik ins Wanken geraten ließ. Heute sprechen wir ehrfurchtsvoll von der Quantenmechanik und der Quantenphysik. Aber noch bedeutsamer war seine Entdeckung der Subjektivität des Beobachters/des Physikers, der ein Experiment anstellte.

Die Unzulänglichkeit des physikalischen Universums oder dessen Anfälligkeit für Manipulation durch ein Subjekt ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite besteht darin, dass wir nicht nur auf Gegenstände, Materie und Energie, die wir beobachten, unsere eigene subjektive Sicht projizieren. Die gleiche Wahrheit scheint für die Beobachtung der Tierwelt zu gelten. Der individuelle, persönliche oder subjektive Gesichtspunkt muss also immer in die Gleichung mit einbezogen werden, wenn wir von Tieren sprechen.

Lässt man diesen Ansatz gelten, so ergeben sich auf einmal fantastische Perspektiven. So viel sei vorausgeschickt: Wenn Sie diesen subjektiven Gesichtspunkt begreifen, also bereit sind, ihn zuzulassen, werden Sie selbst einige erstaunliche Erfahrungen mit Tieren machen können …

Was aber heißt das konkret für unser Thema?

Die Projektion

Ohne Schnörkel ausgedrückt und konsequent zu Ende gedacht bedeutet dies, dass durch das Bewusstsein des Menschen das Tier erst in Erscheinung tritt. Der Mensch beobachtet das Tier – und “erschafft” es gleichzeitig. Immer findet eine Interaktion zwischen dem Menschen, dem Beobachter, und dem Tier statt.

Die Quantenphysik lehrt uns, dass jeder Beobachter Teil der “Wirklichkeit” ist, die er unter die Lupe nimmt. Wir sind also keine unbeteiligten Beobachter, die die objektive Wirklichkeit erkennen. Wir sind Teil der Gleichung. Unser Denken, unsere Gedanken, unsere Vorstellungen und unsere Fragestellungen verändern bereits die Realität, die wir zu erforschen vorgeben, ja, sie definieren sie eigentlich erst. Setzt man diese Erkenntnis auf die Tierwelt um, so ergeben sich weitreichende Konsequenzen.

Betrachten wir diesen subjektiven Ansatz noch etwas genauer.

Quantensprünge in der Philosophie

In Rahmen der Philosophie kultivierten einige Denker schon sehr viel früher eben diese Sichtweise, die später Subjektivismus genannt wurde. Bereits vor 2500 Jahren erkannten griechische Philosophen, dass eine Person immer von einem Standpunkt aus denkt, argumentiert und wahrnimmt. Der Mensch steht damit logischerweise im Mittelpunkt, nicht die beobachtete Sache oder der beobachtete Gegenstand. Das Bewusstsein ist wichtiger als die physikalische Realität.

Führen wir diesen Umstand noch ein wenig aus: Der Mensch benutzt seine fünf Sinne sowie seine Gedanken und seine Fähigkeit zur Logik, um etwas zu begreifen. Er sieht, hört, schmeckt, fühlt und riecht – und kombiniert diese Wahrnehmungen mit Hilfe seines Verstandes zu einer subjektiven Realität.

Aber das Tier verfügt möglicherweise über ganz andere Sinneswahrnehmungen, von seiner “Denkmethode” ganz zu schweigen. Ameisen verständigen sich etwa mittels chemischer Botschaften. Also kann der Mensch mit seinem subjektiven Selbstverständnis ein Tier nie vollkommen verstehen. Er müsste es aus dessen eigener Perspektive betrachten können, mit den tierischen Sinneswahrnehmungen, Berechnungen, Überlebensmechanismen und so fort.

Schon Protagoras, ein griechischer Philosoph des Altertums (486-411 v. Chr.), stellte fest: “Der Mensch ist das Maß aller Dinge.” Und René Descartes (1596-1650), der französische Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler, drückte es so aus: “Ich denke, als bin ich.” Auf gut Latein: “Cogito ergo sum.” Auch dieser Satz deutet zurück auf das Subjekt. Immanuel Kant (1724-1804), der große deutsche Philosoph, wanderte in die gleiche Richtung, denn auch er wies darauf hin, dass sich der Mensch innerhalb subjektiver Wahrnehmungskategorien bewegt, zudem innerhalb von Raum und Zeit. Philosophen wie Fichte, Schelling und Schopenhauer schlugen in dieselbe Kerbe. Schopenhauer definierte gar “Die Welt als Wille und Vorstellung”, wie auch der Titel seines wichtigsten Buches lautete.

Ein Stückchen Tierphilosophie

Und so müssen wir realisieren, dass Bewusstsein die Wirklichkeit beeinflusst, definiert und, konsequent zu Ende gedacht, eigentlich erst ermöglicht. Auch der Biophysiker Ulrich Warnke bestätigte diesen Umstand. Wirklichkeit ist also immer subjektiv, sie ist notwendigerweise subjektiv. Denn wenn es keinen Beobachter gäbe, der mittels seiner persönlichen Wahrnehmungen und seines Verstandes ein Tier zu begreifen versucht – könnte es nicht beschrieben und erfasst werden.

Das aber heißt: Der Beobachter steuert die Wirklichkeit. Er erschafft sie eigentlich erst. Er “erschafft” das Tier innerhalb seiner eigenen Konzepte und Verständnismöglichkeiten. Jeder Mensch “erschafft” in diesem Sinne Tiere mit seinem Bewusstsein, unabhängig davon, ob er es weiß oder nicht. Die Tiere, wie wir sie wahrnehmen, sind nichts als die Projektionen unserer Sinne und unseres Verstandes. Das Tier selbst dagegen “sieht” sich vollständig anders. Falls es über ein “Selbst-Bewusstsein” verfügen würde, hätte es eine von der menschlichen Konzeption fundamental unterschiedliche Sichtweise.

Bemühen wir als Beispiel noch einmal den Hund. Er erfährt die Umwelt vor allem durch sein Riechorgan – das manchmal tausendfach besser entwickelt ist als das Riechorgan eines Menschen. Außerdem “betrachtet” er die Welt von einem ganz anderen Blickwinkel aus: Er schnüffelt ständig, was unmittelbar am Boden vor sich geht. Würden wir uns ganz ernsthaft bemühen, den Hund besser zu verstehen, so müssten wir uns auf alle Viere niederlassen und eine Weile die Welt aus seiner Perspektive wahrzunehmen versuchen. Wahrscheinlich kann der Hund außerdem aus einer einzigen Geruchsinformation hundert Rückschlüsse ziehen, die dem Menschen völlig fremd sind.

Versuchen wir nun, die Welt aus den Augen eines Pferdes zu betrachten. In diesem Fall müssen wir feststellen, dass es einen viel weiteren Blickwinkel besitzt als wir selbst. Warum? Nun, seine Augen befinden sich an den Seiten des Kopfes, nicht vorn wie beim Menschen. Das Pferd kann also beinahe in einem Umkreis von 360° sehen. Es verfügt über ein fantastisches Blickfeld. Befindet sich jedoch beispielsweise ein Gegenstand direkt vor dem Pferd, unmittelbar vor seinem Maul, kann ihn das Pferd nicht wahrnehmen, da die Augen ja seitlich angesiedelt sind. Es gibt also einen kleinen blinden Punkt.

Auch einige Tiere verfügen über weitaus bessere Fähigkeiten zu sehen als der Mensch. Denken wir nur an viele Katzenarten, die in dieser Beziehung weitaus talentierter sind als wir: Sie können selbst bei Nacht sehen. Wieder definiert sich “Wirklichkeit” für diese Tiere anders. Es handelt sich bei dem Talent, im Dunkeln etwas zu erkennen, nicht um unsere Wirklichkeit.

Betrachten wir nur die fünf Sinne – sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen –, so erkennen wir sehr rasch, dass diese Sinne bei Tieren vollständig unterschiedlich ausgeprägt und gewichtet sein können.

₺440,01

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
182 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783898456920
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre