Kitabı oku: «Weil du mich wärmst», sayfa 3
Kapitel 3
Dan sprang aus dem Jeep und Karl hielt neben ihm Schritt. Er spürte weder die Abschürfungen noch die blauen Flecken, nur den Drang, Leistung zu bringen. Sie ließen alles zurück und rannten in die Station. Lang, Scobey und Gent gesellten sich zu ihnen, als sie den Besprechungsraum betraten. Jameson wartete eine halbe Sekunde, während sie sich setzten.
»Wir haben ein Fischereiboot, das um medizinische Evakuierung für einen aus der Besatzung ansucht. Er hat eine ernste Fleischwunde am linken Arm – der Knochen ist sichtbar und sie machen sich Sorgen um einen Sehnenschaden, da seine Hand nicht reagiert. Anscheinend haben sie ihn verbunden und er ist stabil, aber er braucht mehr Versorgung, als sie an Bord leisten können. Und sie sind noch weit von ihrem Umschlag entfernt.« Jameson zog eine der vielen Karten über das Whiteboard herab und zeigte auf eine Stelle mitten im Meer.
»Umschlag?«, flüsterte Dan zu Lang.
»Unser Wort dafür, dass sie noch nicht lange genug draußen sind, um alle ihre Netze eingeholt zu haben oder was auch immer, und nicht umdrehen wollen, wenn sie nicht unbedingt müssen.« Lang zuckte mit den Schultern. »Ist ziemlich normal hier oben, aber nichts Schlimmes – nur Fischer, die sich ihren Lebensunterhalt verdienen.«
Dan machte sich eine Notiz. »Verstehe. Danke.«
»Wir haben leichten Seitenwind und die Sturmböen, die für diese Gegend vorausgesagt sind, stehen weit im Westen des Bootes. Sollte ein einfacher Fall von Hinfliegen und Hochziehen werden. Sobald der Patient gesichert ist, bringen wir ihn direkt ins Krankenhaus.« Jameson rollte die Ausdrucke zusammen und schlug damit in seine Handfläche. »Gut. An die Arbeit.«
Dan grinste – er konnte nicht anders – und wollte wie die anderen beherrscht, aber schnell den Raum verlassen.
Jameson hielt ihn mit der Papierrolle auf. »Viel Glück dort draußen. Leg einen guten ersten Einsatz hin. Okay?«
Dan nickte. »Das werde ich.« Er rannte zu seinem Spind, zog sich um, verstaute den Zettel und Schlüssel und rannte hinaus in den Regen zum Helikopter.
Karl schaffte es irgendwie, mit Checkliste in der Hand vor ihm dort zu sein. Dan stieg ein, setzte sich auf die Bank und ging seine eigenen nötigen Checks vor dem Abflug durch. In wenigen Minuten hatten Lang und Scobey den Heli gestartet und er beobachtete, wie die Welt unter ihnen wegkippte und die Nase sich dem Meer zuwandte. Adrenalin durchströmte ihn und seine Nerven vibrierten so stark, dass er erwartungsvoll herumzappelte. Allerdings war er nicht abgelenkt oder ängstlich, sondern eher ungeduldig, wollte endlich loslegen.
Er verfolgte ihren Weg über das Wasser auf der Seekarte, die er an Bord mitgenommen hatte. Er wirkte, als wäre er ein guter neuer Mitarbeiter und wollte schnell lernen, worauf es ankam, aber eigentlich achtete er gar nicht auf ihr Endziel. Stattdessen folgte er der geschwungenen Linie, die der Helikopter an dem Tag beschrieben hatte, an dem Axe verschwunden war. Als sie diesen Weg verließen, starrte er angestrengt in die Ferne, wo der Ozean dunkler und tiefer wurde, und sah dann zur Küste zurück. Sie waren so weit draußen, dass kein Land in Sicht war.
Dan fügte das zu seiner geistigen Liste hinzu, bevor er die Karte zusammenfaltete und wegsteckte. Zeit, sich auf die Aufgabe vor ihm zu konzentrieren. Er atmete gleichmäßig und ging seine Schritte und den Ablauf der Mission durch. Er stellte sich die Rettung immer wieder vor, visualisierte sie ganz deutlich, damit er automatisch handelte, sobald sie dort ankamen.
Karl sah ihn schief an und Dan erkannte die Frage in seinen dunklen Augen. Er zeigte einen erhobenen Daumen, aber Karl beobachtete ihn weiterhin mit fragend hochgezogenen Brauen und Dan lächelte eifrig, um ihn zu beruhigen. Er schüttelte den Kopf und Karl nickte scheinbar zufrieden und ging wieder an die Arbeit. Dans Lächeln verschwand nicht ganz und er ignorierte die Wärme, die sich bei Karls Sorge in seiner Brust ausgebreitet hatte.
Nach etwa dreißig Minuten kündigte Lang an, dass sie sich dem Schauplatz näherten. Dan horchte kaum auf das Gerede über ihre Ankunft, die Koordinaten, die Wetterlage und das Boot unter ihnen. Karl winkte ihn zur Winde und er huschte geduckt hinüber. Mit automatischen und geschickten Bewegungen hängte er seinen Gurt an das Seil und schwang sich hinaus. Dann war er in der Luft und sank tiefer.
Der Wind von den Rotoren wirbelte Gischt auf und bespritzte ihn damit, aber Dan nahm es kaum wahr. Er konzentrierte sich auf das Ziel unter ihm, während Karl arbeitete, um ihn dorthin zu lenken. Als er sich dem Boot näherte, steuerte er mit Händen und Beinen. Das Boot wippte in den riesigen Wellen auf und ab und er behielt die alles überragende Brücke in der Mitte, und die Galgen auf Steuerbord, die wie krumme Finger in den Himmel stachen, im Auge.
»Nur die Ruhe.« Karls Stimme über Funk klang selbstsicher und beherrscht. »Halt still. Wir warten eine Minute, bringen dich in Position und lassen dich dann runter.«
»Verstanden.« Dan verschränkte die Arme, das Seil pendelte und führte ihn an den Aufbauten des Boots vorbei. Er beobachtete ohne Angst, wie er zur erhöhten Brücke geschwenkt wurde. Die Drehung fühlte sich nicht stark genug an, um ihn damit kollidieren zu lassen. Als er so ruhig in der Luft hing, wie es nur möglich war, machte er ein Handzeichen.
»Das fühlt sich gut an.«
»Gut?«, vergewisserte sich Karl.
»Ja. Ich würde sagen, ich bin stabil und kann runter.«
»Pass auf, dass du nicht in der großen Luke mitten auf dem Deck landest. Und achte auf die Bojen hinter dir. Durch den Wind von den Rotoren spielen die ziemlich verrückt.«
»Verstanden. Danke.« Dan hinterfragte weder die Information, noch ärgerte er sich darüber. Karl war nicht ohne Grund im Heli und kontrollierte die Rettungsaktion.
Er berührte das Deck, ging in die Knie und passte sich den Bewegungen des Boots an. Als er sicher stand, löste er das Seil und gab der Crew im Heli Bescheid. Er hielt die Schließe, bis sie hoch über seinem Kopf war, und konzentrierte sich dann ganz auf das Boot.
»Hallo. Wer ist der Kapitän?«
Ein Mann mit zerfurchtem Gesicht trat aus der Gruppe vor. »Der bin ich. Hier lang.« Er verlor weder Zeit noch Atem und Dan folgte ihm unter Deck.
Der Patient lag auf dem Tisch in der Kombüse, sein verletzter Arm ruhte in blutige Handtücher gewickelt auf dem Regalbrett darüber. Er war bei Bewusstsein und reagierte, murmelte mehr von der Bezahlung, die ihm entgehen würde, und dem Mist, den die Jungs geredet hatten, als über die Schmerzen. Er hatte keine gesunde Gesichtsfarbe, war aber nicht grün oder schockweiß.
»Hallo. Ich bin Dan. Mein Team und ich sind bereit, Sie hier rauszuholen.« Eigentlich sollte er seinen vollen Namen und Rang nennen, aber das erschien ihm immer angeberisch. »Ich untersuche Sie, dann holen wir Sie in meinen Heli und bringen Sie weg, um diesen Arm wieder zusammenzuflicken. Klingt das gut?«
»Nein.« Der Mann konnte Dan aus seinen wässrigen blauen Augen nicht klar ansehen und sprach undeutlich. »Würd lieber bleiben, aber Cap sagt, keine Chance. Kann die Hand sowieso nicht bewegen, also auch gut. Kannst mich Jeb nennen.«
»Wunderbar. Danke, Jeb.« Dan lächelte und hüpfte auf den Tisch, um sich neben ihn zu setzen.
Er ging eine Reihe von Fragen durch und prüfte dabei unauffällig Jebs Vitalwerte. Jeb war nicht gerade der Hellste, aber nichts an seinem Zustand war so schlimm, dass Dan alarmiert wäre.
»Zeit, dich hochzubringen. Hier.« Dan stand auf, lehnte die Hüfte an die Tischkante und schlang einen Arm um Jeb. »Lehn dich auf mich und lass dir Zeit.«
Jeb schnaubte höhnisch – er war breiter als ein Fass –, aber Dan hielt stand. Nach einem Versuch, aus eigener Kraft loszuschlurfen, fluchte Jeb leise und befolgte Dans Anweisungen.
Dan musste ihn seitlich durch enge Türen und Gänge führen. Auf der Treppe ließ er ihn los und musste ihm von hinten halb schiebend, halb stützend helfen, um nach oben aufs Deck zu gelangen. Er ließ Karl wissen, dass er gleich abgeholt werden konnte, und klärte Gent über den ersten Gesundheitscheck auf.
Er sah sich nach einer guten Stelle um, an der er Jeb lassen konnte, und setzte ihn auf eine Spule mit irgendetwas Robustem, die in der Nähe stand. Dann gab er das Zeichen für den Korb.
Karl hatte ihn schon vorbereitet und er sank präzise vom Helikopter auf das Bootsdeck herab. Dan griff nach einer Ecke, bevor er auf dem Deck umherrutschen konnte, und hob Jeb mithilfe eines anderen Besatzungsmitglieds hinein. Er legte den verletzten Arm an Jebs Brust.
»Halt den Arm so, während sie dich hochziehen. Aus diesem Korb kannst du nicht rausfallen, also musst du dich nicht festhalten. Sobald du beim Helikopter bist, helfen sie dir heraus. Bleib einfach sitzen und lass sie machen. Wir wollen doch nicht, dass du das hier wieder aufreißt oder noch mehr Schaden anrichtest, nachdem wir dich extra gerettet haben.« Er grinste und zwinkerte, woraufhin Jeb ein angespanntes Lächeln schaffte.
»Patient ist im Korb. Korb ist bereit zu fliegen.« Dan klopfte Jeb auf die Schulter. »Es wird alles in Ordnung kommen. Der Weg nach oben ist kürzer, als du denkst. Unser Korb ist stabil, also lehn dich einfach zurück und bleib ruhig. Okay?«
Er konnte sehen, dass Jeb höllische Angst davor hatte, in einem Drahtkorb über offener See zu schweben, was verglichen mit Dans ungezügelter Liebe für jeden Moment in der Luft vielleicht die klügere Einstellung war. Aber es führte kein Weg daran vorbei.
Dan hielt den Korb fest, als er abhob und bis er ihn nicht mehr erreichen konnte. »Nur damit du es weißt, Jeb sieht aus, als wäre das das Letzte, was er gerne tun würde, also wird er oben etwas nervös sein.«
»Verstanden«, bestätigte Karl.
Dan lehnte sich zurück und sah zu. Er beschattete das Gesicht mit einer Hand und nickte zu Karls ausgestrecktem Daumen. Er sah zum Kapitän hinüber, der gerade auf ihn zukam.
»Das ist in einer unserer Reusen hochgekommen. Haben es gestern gefunden. Wir haben es behalten, weil wir es abgeben wollten, sobald wir wieder an Land kommen. Aber da du hier bist, gebe ich es besser euch. Keine Ahnung, ob es einem von euch gehört oder sonst was, aber ihr werdet es schon wissen.« Der Kapitän hielt Dan ein kleines Bündel hin. »War wahrscheinlich nicht lange unten. Hat sich noch nicht verfärbt und es leben keine Viecher darin.«
Dan nahm es und blinzelte überrascht wegen des Gewichts.
»Es war weit unten, wir haben unsere Reusen immer schön tief. Schätze, die Gewichte haben sich irgendwie im Seil verheddert.«
Der Kapitän faltete das Bündel auf und zeigte einen unförmigen Bleiklumpen mit einem geschlossenen Haken oben, wie eine übergroße Version der Gewichte, die Dan als Kind beim Angeln verwendet hatte. Der Stoff war um den Haken geknotet und Dan gefror das Blut, als er sah, was am anderen Ende hing.
»Danke dafür. Definitiv etwas, das wir gerne mitnehmen.« Dan wog das kleine Bündel in den Händen. »Haben Sie noch irgendwas gefunden?«
»Nein. Aber wir halten die Augen offen.« Der Kapitän nickte, als wäre er etwas Wichtigem auf der Spur. Und vielleicht war er das ja.
Dan klopfte ihm auf die Schulter. »Großartig.«
Er hörte das Geplapper über sein Headset, lauschte aber nicht darauf. In seinen Ohren klingelte es und er musste bewusst die Schultern entspannen, um dem Kapitän normal zuzunicken. Er verstaute das Bündel in seinem Anzug und kehrte zur freien Stelle auf dem Deck zurück, um darauf zu warten, dass das Seil wieder heruntergelassen wurde.
»Wir sagen über Funk Bescheid, wenn wir Jeb ins Krankenhaus gebracht haben. Er ist in guten Händen.«
»Ich weiß. Was glaubst du, warum ich euch gerufen hab?«
»Abgesehen davon, dass Sie den Fang nicht aufgeben wollten, noch bevor Sie ihn eingeholt haben?«, warf Dan ein.
Der Kapitän musterte ihn durchdringend, dann lachte er los und boxte ihn in die Schulter. »So ungefähr, Junge. Danke fürs Kommen. Mast- und Schotbruch euch allen.«
»Ihnen auch.« Es schien unhöflich, den Gruß nicht zu erwidern.
Er bestätigte Karls Bemerkung, dass das Seil zu drei Vierteln unten war, und bedeutete der Besatzung mit Handzeichen, zurückzutreten. Jeder nickte ihm ernst zu und er war dankbar für ihren soliden Mangel an Panik und die schlichte Dankbarkeit. Der Wellengang nahm Fahrt auf und Dan ging instinktiv in die Knie, als stünde er auf einem Surfboard. Er beobachtete, wie das Seil immer näher kam.
»Halten, während ich in Position gehe«, wies Lang ihn an.
»Verstanden. Ich halte.« Dan zog die Augenbrauen hoch, als das Seil gegen die Ausrüstung schlug und dann zu ihm zurückschwang. Der Helikopter manövrierte vorsichtig, um die Bewegungen des Seils auszugleichen und es ruhig zu halten, während das Boot hin- und herschlingerte.
»Besser wird’s nicht.«
»Verstanden. Das Seil kommt ganz runter.« Karl sah von oben zu.
Dan spürte Karls intensiven Blick, seine Konzentration und Fürsorge, und all das schien ihn in Sicherheit zu hüllen. Es verlieh ihm den Mut, das Seil zu packen und sich einzuhängen.
»Ich bin gesichert.«
»Verstanden. Taucher kommt hoch.«
Dan salutierte der Besatzung und konzentrierte sich dann auf die Gefahren seines Aufstiegs. Das fremde Bündel in seinem Anzug bereitete ihm Sorgen. Seine Gegenwart nagte an ihm und er war nicht sicher, was er damit anstellen sollte. Als er sich dem Heli näherte, schob er die Sorgen von sich und spulte automatisch die Handlungen ab, die ihm durch den Drill in der Ausbildung in Fleisch und Blut übergegangen waren. Karl packte seine Hand und er kletterte an Bord. Sie arbeiteten zusammen, um ihn schnell vom Seil zu befreien und aus der Tür zu schaffen.
Dan rutschte zurück, um ihm Raum zu geben. Karl hatte die Tür innerhalb weniger Momente geschlossen und Lang informiert, dass sie bereit für den Rückweg waren. Dans Körper schmerzte, seine Augen brannten und seine Gedanken waren ein Mahlstrom aus Fragen und Zweifeln. Die Müdigkeit und Unruhe rührten nicht von der Routinerettung her. Er kannte kein Protokoll dafür, was er herausgefunden hatte. Er konnte – sollte – mit seiner Entdeckung zu Curtis gehen und dann einfach abwarten, während die Ermittlungen ihren Lauf nahmen. Aber so einfach war es nicht. Das ordentliche, schwere Stoffbündel stand unheilvoll vor seinem inneren Auge.
Er hatte nur sich selbst – keine Unterstützung, keinen Rückzugsplan oder auch nur Freunde in Staggered Cove. Das hatte er von Anfang an gewusst, aber jetzt traf ihn die nackte Wahrheit wie ein Schlag.
»Gute Arbeit.« Karl hockte vor ihm und Dan wurde aus seinen Gedanken gerissen. »Alles in Ordnung, Junge?«
»Alles gut.« Er schluckte die Lüge und bedeckte unwillkürlich das Bündel neben seinem Herzen. »Danke.«
Dan beobachtete, wie Gent sich um Jeb kümmerte, der bereits auf einer Trage lag. Als er zurücksah, starrte Karl ihn immer noch eingehend an. Dan konnte seinen Gesichtsausdruck nicht lesen, leckte sich die Lippen und schmeckte Salz. Sein Adrenalinschub wich Unbehagen.
»Sicher?«
»Sicher.«
Farbige Funken glommen in dem rötlichen Licht in Karls Augen. Der Heli bebte und vibrierte und der Lärm war unablässig. Dans Blick folgte Karls sardonisch hochgezogenen Augenbrauen und seiner geraden, schmalen Nase bis zu seiner vollen Unterlippe.
Er schüttelte den Kopf. »Ganz sicher.«
»Na gut.« Karl tätschelte Dans Bein.
Dan presste die Hand wieder auf das Bündel und schloss die Augen.
Sie landeten am Krankenhaus und übergaben Jeb mit routinierten Bewegungen und Informationen über seinen Zustand in die Obhut des dortigen Personals. Der Rückflug zur Station verging wie im Flug. Als sie landeten, führte Dan seine Checks durch, erinnerte sich daran, Danke und Gute Arbeit zu Lang, Scobey und Gent zu sagen, sprang auf den Landeplatz und rannte beinahe in die Station.
Er konnte Karl nicht richtig ansehen, aber er spürte, wie Karl ihm nachblickte.
Jameson fing ihn auf dem Weg zu seinem Zimmer ab und Dan verbarg seine Ungeduld, weil er sich ausziehen und es in die Dusche schaffen wollte, bevor Karl kam.
»Hervorragende Mission, Farnsworth. Und wir haben schon Nachricht bekommen, dass Jeb stabilisiert ist.«
»Danke, Sir. Es ist gut gelaufen.«
»Geh dich frisch machen und aufwärmen. Danach haben wir eine kurze Nachbesprechung. Großartiger Einstand, wie gesagt.« Jameson wartete noch eine Sekunde, bevor er Dan weiterstupste.
»Ja, ja, definitiv«, brachte Dan mit einem matten Lächeln und noch matterem Tonfall heraus.
Er huschte an der Empfangstheke und der Messe vorbei. Der Korridor erschien ihm dreimal so lang wie sonst und er zuckte bei jedem Geräusch zusammen, in der Erwartung, dass Karl ihn eingeholt hatte. Er betrat ihr Zimmer wie ein Verbrecher, mit dem Rücken zur Wand, panisch in alle Richtungen blickend, bevor er Atem holte und auf die spürbare Beule an seiner Brust klopfte.
Er öffnete seinen Anzug und ließ das Bündel auf seinen Tisch fallen. Es landete mit einem so lauten Rumms, dass er das Gesicht verzog und reglos bis fünf zählte. Nichts. Er faltete den Stoff auf, um einige unverkennbare Gegenstände zu enthüllen – ein ordentlich ausgeschnittenes Stoffquadrat eines Küstenwache-Trockenanzugs, an dem ein persönlicher Peilsender befestigt und an dessen langen Zipfel zwei große Gewichte einer Angelschnur gebunden waren.
Er sollte es nehmen, zu Curtis' Büro zurücklaufen und es ihm übergeben. Stattdessen versteckte Dan die Gewichte und den Sender in einer Tasche mit Reißverschluss, die er in seinem Schließfach verstaute. Er zitterte am ganzen Körper, als er sich auszog, kam kaum mit den Knöpfen und Reißverschlüssen und dem elastischen Material zurecht. Jemand hatte einen persönlichen Sender mit Gewichten beschwert und im Meer versenkt. Wenn das Gerät Axes war – irgendwie wusste Dan das einfach und wie hoch war die Wahrscheinlichkeit? –, warf das eine Menge neuer Fragen auf. Was bedeutete es? Und wer hatte das Bündel verknotet, damit es im unergründlichen Ozean versank?
Dan eilte in den Gang zurück und fummelte unter der Dusche mit den Knöpfen herum, aber egal, wie lange er duschte, es konnte die verstörte Unruhe in seinem Bauch nicht wegwaschen.
Es war schlecht, dass er den Sender gefunden hatte. Aber Jamesons Worte hallten in seinen Gedanken wieder. Es war eine großartige Rettungsaktion gewesen. Mehr als das, Dan war sicher, selbstbewusst und fähig gewesen, seine Aufgabe problemlos zu erledigen, weil er Karl jetzt schon sein Leben anvertrauen würde, ohne eine Sekunde zu zögern. Sie waren mühelos und augenblicklich auf einer Wellenlänge gewesen, als sie zusammengearbeitet hatten, und er war beruhigt gewesen, als Karl nach seiner Rückkehr in den Heli nach ihm gesehen hatte. In Karls dunklen Augen war ernste Sorge gestanden, die über seine Pflicht hinausgegangen war.
Karl Radin, der Mann, den er zu Axes Verschwinden befragen, dafür beschuldigen und sogar hassen wollte, war ruhig, fähig und effizient. Nach nur einer Mission wusste Dan bereits, dass Karl der Beste war, mit dem er je zusammengearbeitet hatte. Jemand, der auf einer Routinerettung so gewissenhaft war – so vorsichtig mit seinem Schwimmer und seiner Mannschaft –, würde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie Axe sich in Schwierigkeiten brachte oder Schlimmeres.
Dan wusste nicht, wie er das verarbeiten sollte, und fügte es widerwillig zu der Liste an Dingen hinzu, über die er mehr herausfinden musste.
***
Karl beendete seine Danach-Checkliste und setzte sich in den Einstieg des Helikopters. Er tippte mit den Füßen auf den Asphalt des Landeplatzes und trommelte mit den Fingern auf ein Knie.
Lang kam mit einem an die Brust gedrückten Klemmbrett um den Helikopter herum. Er nickte Karl zu und hob die Faust. »Du hast es gut nicht vermasselt dort draußen.«
»Du hast uns gut nicht im Meer ertränkt.« Karl hielt die Faust hoch und sie stießen zweimal gegeneinander.
»Der Junge hat sich gut geschlagen.«
»Hmm? Oh, ja. Das hat er.«
»Was? Meinst du nicht?« Lang besah sich die Außenwand des Helis und betastete einige Stellen. »Hab ich was verpasst?«
»Nein, nichts.« Karl riss sich zusammen, als Lang innehielt und ihn stirnrunzelnd anstarrte. »Es ist gut gegangen und ich denke, es wird auch gut weiterlaufen. Und ich hab ihn soweit ganz gern, also.« Er zuckte mit den Schultern.
»Wow, von dir ist das eine Menge. Ich sage es auch nicht weiter.« Lang sah blinzelnd über das Wasser nach Westen. »Und wir haben es geschafft, bevor die Sonne verschwunden ist. Das gefällt mir.«
»Hast du gesehen, wohin Dan—Worth«, korrigierte er sich, »so schnell verschwunden ist?«
»Rein und rüber, also ziemlich sicher unter die Dusche.«
Karl stellte es sich eine halbe Sekunde lang vor und seine Kehle wurde eng. »Wir haben noch mehrere Stunden Dienst«, brachte er heraus und klang doch nur mürrisch.
»Ja und er ist als Einziger durchnässt, kalt und voller Salz.« Lang boxte Karl auf die Schulter. »Und du hast gerade erst zugegeben, dass du ihn magst. Sei nicht so streng mit dem Jungen. Es ist eine Dusche, kein Tag im Spa. Gent ist wahrscheinlich schon eingenickt und ich gehe gleich mit Scobey ein paar Drachen erschlagen. Sogar du könntest dich entspannen. Es wäre eine Möglichkeit.«
Karl brummte. »Ja, ja. War nur eine Frage.« Er glaubte nicht, dass Dan sich vor der Pflicht drückte – er wollte lediglich wissen, wohin Dan so schnell verschwunden war, nachdem sie gelandet waren.
Lang nickte und ging dann zur Nase des Helis, um seine Checks abzuschließen. Im Vorbeigehen trat er nach Karl, eine der freundlichen, absichtlich arschigen Gesten, zu denen sie alle neigten.
Karls Lächeln verschwand schnell wieder. Er saß relativ geschützt im Heli, als der Wind stärker blies, und wartete, bis Lang hineinging. Er sollte zufrieden mit der Rettung sein und damit, dass er Dan nach ihren wenigen Interaktionen ganz gut leiden konnte, aber er brachte es nicht fertig. Nach einem langen Seufzer faltete er die Seekarte auf, die Dan in den Gurten auf seinem Platz vergessen hatte. Es gab keinen Grund, ängstlich zu sein, aber sein Herz pochte unsicher und seine Hände zitterten. Etwas in Dans Blick nach der Rettung hatte Karl gereizt und als Dan mit gesenktem Kopf und ausweichend davongehuscht war, hatte das seine Skepsis nur verstärkt.
Karl starrte finster auf die Seekarte auf seinem Schoß und hasste, dass sie nichts dazu beitrug, das Gefühl zu vertreiben, dass mit Dan schon von Anfang an etwas nicht gestimmt hatte. Er musste die auf der Karte markierten Koordinaten nicht nachprüfen, um den Ort zu erkennen.
Er erinnerte sich daran, wie Dan das Wasser gemustert hatte – die Küstenlinie und den fernen Horizont –, während sie zur Rettung hinausgeflogen waren. Er hatte gedacht, Dan wollte sich orientieren, einen ersten guten Blick auf den Ozean bekommen, gegen den sie sich hier oben behaupteten. Er war unverhältnismäßig erfreut über Dans scheinbare Hingabe an den Dienst und seine Lernbereitschaft gewesen. Es war nicht wirklich seine Angelegenheit, was Dan im Ort trieb, aber seine lange Abwesenheit hatte Karl nicht gefallen. Dennoch hatte er die Rettung ernst genommen und solange er sich im Wasser gut schlug, war das alles, was zählte.
Aber während Karl die Seekarte betrachtete – die Strecke von der Station zum Wrack, wo Axe auf See verschollen war –, kehrten seine Zweifel mit aller Macht zurück.
Es gab eigentlich keinen direkten Grund. Dan könnte neugierig auf den Unfall sein, aber nicht herumfragen wollen. Vielleicht wollte er niemanden belästigen oder schlechte Erinnerungen heraufbeschwören. Es könnten einfache Nachforschungen sein, sich den Schauplatz selbst anzusehen, wie weit vom Land und wie gewaltig der dunkle Ozean dort draußen war, um es als Warnung und Lektion zu begreifen. Aber Karl konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass es mehr war als das.
Er faltete die Karte zusammen und steckte sie in die Tasche. Eine dünne Wolkenschicht hatte die Küstenlinie erreicht und es begann zu nieseln, als er zur Station ging.
»Ha. Ich bin in den Philippinen und dann im Süden von Texas aufgewachsen. Du kannst mir gar nichts, Kalifornien.« Scobeys Stimme drang aus der Messe und Karl warf einen Blick hinein. Er fand sie mit einer Kaffeetasse in der Hand, wie sie Dan ein Ich gewinne-Gesicht zeigte. Lang beobachtete sie ungeduldig vom Sofa vor der Bildschirmwand aus.
»Das erscheint mir fair, abgesehen von dem Teil, in dem ich tatsächlich ins Wasser gehe und du hübsch gemütlich in der Luft bleibst.« Dan trug frische Kleider und Socken und seine Haare waren feucht.
Karl ignorierte das warme Gefühl, das der Anblick dieser Socken in ihm auslöste. Nichts an Dan – weder seine Größe oder sein Körperbau noch die offensichtliche Tüchtigkeit während der Rettung – war verletzlich. Das Letzte, was er für seine geistige Gesundheit brauchte, war, Gründe zu erfinden, warum er sich noch viel mehr um Dan sorgen und kümmern sollte. Aber Dan hatte diesen verlorenen Blick und die enttäuschte Verwirrung gehabt, die Karl auf ihrem Ausflug in den Ort bemerkt hatte. Karl spürte da eine verstohlene Unsicherheit dicht unter der Oberfläche. Aber ja, nein.
Nicht, wenn gerade so viel anderes los war. Auf gar keinen Fall.
Scobey stieß einen Laut widerwilliger Zustimmung aus und kletterte über die Sofalehne, um ihren Platz neben Lang einzunehmen, ohne einen Tropfen zu verschütten. Der riesige Bildschirm in der Mitte erwachte flimmernd zum Leben und gut gerüstete Figuren wanderten durch eine bewaldete Landschaft. Die anderen Bildschirme zeigten lokale Radare in Endlosschleife und die leise geschaltete, landesweite Wettervorhersage.
Karl nahm sich Wasser, einen Kaffee und etwas zu essen. Ein heißer Käsenudel-Eintopf mit Gemüse fühlte sich nach der Kälte draußen gut im Bauch an. Dan beschäftigte sich an der Durchreiche zur Küche und setzte sich dann neben ihn. Karl nahm an, es würde seltsam aussehen, wenn Dan sich in der fast leeren Messe an einen anderen Tisch setzte. Trotzdem ermahnte er sich zu normalem Verhalten, während er Salz und Pfeffer in Dans Richtung schob.
Dan nickte und streute so viel Salz auf alles, dass die Oberfläche glänzte. Sie aßen schweigend.
»Hey—habt ihr das schon gehört?« Marcum betrat die Messe mit einem rundgesichtigen, wie ein Hydrant gebauten Mann auf den Fersen. »Die Hütte vom alten Swift ist heute eingestürzt.«
Der Hydrant zog mit dem Fuß einen Stuhl heraus und setzte sich zu ihnen. Seine dunklen Augen funkelten, als er Dan eine Hand hinstreckte. Mit seiner faltenlosen, hellbraunen Haut konnte er alles zwischen zwanzig und vierzig sein. »Lon Yazzie. Du kannst mich Yaz nennen. Und du musst Farnsworth sein. Marcum hier und ich sind normalerweise im Hangar und bringen Dinge zum Laufen.«
»Ja, also sei nett zu uns.« Marcum grinste, als er einen Teller mit Keksen mitten auf den Tisch stellte und dann zwei weitere Teller mit Abendessen. »Und versuch, nichts kaputt zu machen, das wir dann reparieren müssen.«
Dan schüttelte beiden die Hände und stahl sich einen Keks. »Ich merke es mir.«
»Wir haben gehört, wie die Freiwillige Feuerwehr sich den ganzen Nachmittag über bei der verfluchten Hütte umgesehen hat. Klingt so, als wäre das ganze Ding fast den Berg runtergestürzt.« Marcum faltete eine Serviette über seinen Schoß und begann, sich Essen in den Mund zu schaufeln.
»Die wird niemand vermissen. Das Ding hätte abgerissen werden sollen«, rief Lang vom Sofa, ohne darin innezuhalten, irgendein verschrumpeltes Elbenwesen zu verprügeln.
»Ach ja?« Karl versuchte, sich daran zu erinnern, was er über Swifts Hütte gehört hatte, schaffte es jedoch nicht ganz.
Marcum unterbrach seine Mahlzeit kurz, um mit seiner Gabel herumzufuchteln. »Gab Gerüchte, dass dort eine Weile lang ein Meth-Labor war.«
»Die Produktion hat vor mehreren Monaten genauso schnell wieder aufgehört, wie sie begonnen hat, hab ich gehört.« Yaz zuckte mit den Schultern. »Seitdem ist die Hütte verlassen.«
Karl entging nicht, wie Dan sich im Laufe des Gesprächs versteifte und zu kauen aufhörte.
»Gab es Verletzte?« Karl beobachtete interessiert, wie Dan den Rest seines Kekses auf der Serviette zerbröselte.
»Nein.« Yaz aß seinen Apfel komplett mit Kerngehäuse auf. »Das Ding fällt schon seit Jahren auseinander. Scheinbar hat der alte Schornstein endlich nachgegeben und den Rest mit sich gerissen.«
»Gut zu hören«, sagte Karl, während Dan seine Serviette in der Faust zusammenknüllte und sich mit einem Nicken entschuldigte, ohne sie richtig anzusehen.
Er räumte seinen Teller und das Besteck mit beinahe normalen Bewegungen und verkrampften Schultern in die richtigen Behälter.
»Irgendeine Ahnung, wer es hergestellt hat?« Karl zupfte an den verstreuten Fragmenten seiner Erinnerung an die Hütte.
»Ach, nein.« Yaz brach einen Keks in der Mitte durch und aß die aufeinandergestapelten Hälften mit einem großen Happs. »Wer auch immer es hergestellt hat, ist entkommen. Du weißt, wie undurchsichtig die Besitzverhältnisse hier sind. Bargeld wechselt die Hand, Besitzer kommen, Leute ohne Bindungen verschwinden, ohne dass irgendjemand mehr weiß.«
Karl nickte. Das stimmte. Es war häufig in Alaska – ein Grund, warum manche Leute überhaupt hierherkamen.
»Die Sache ist, ich erinnere mich nicht daran, dass das Meth hier durchgezogen wäre.« Marcum stapelte seine leeren Teller aufeinander und lehnte sich weit zurück. Er hielt den Atem an, rülpste laut und lehnte sich wieder vor. »Ich meine, es wurde nicht lokal verkauft. Sonst hätten wir davon gewusst.«
»Gemeines Zeug. Wir sollten froh darüber sein.« Yaz stahl Marcums saubere Serviette, wischte sich den Mund ab und warf sie zurück.
Das Bild von Dan, wie er unter dem weiten, blauen Morgenhimmel und der angenehmen Sonne aus dem Ort hinaustrabte, lief in Dauerschleife in Karls Kopf ab.
»Wo war die Hütte überhaupt?«, fragte er.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.