Kitabı oku: «Jürgen Klopp», sayfa 6

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Ende

Im Jahr 2006 läuft Weilands Vertrag aus und wird nicht verlängert. Es gibt kein großes Gespräch. Weiland braucht das nicht, er ist nicht böse darüber. Es »tat weh, ein bisschen«, weil Weiland ahnt, dass er was verliert, was er nicht mehr bekommen wird: Das Gefühl, dass es passt, menschlich und spielerisch. Toni da Silva kommt zu Mainz, ein guter Spieler, bei Weiland reißt das Syndesmoseband, er kommt nicht mehr ran. Der Bruder geht auch, kurze Zeit später Babatz. Dennis Weiland landet bei Eintracht Braunschweig, der Unterschied ist riesig.

Klopps Mischung aus Kumpelhaftigkeit, Humor und sehr detaillierter, ernsthafter Feinarbeit ist einmalig. Üben, bis was sitzt, auf Winzigkeiten achten, und bei Weiland Shampoo schnorren: »Wo issn dein Shampoo?«, fragt Klopp. »Das weißt du doch«, sagt Weiland. Das ist Klopp in Mainz. Im Dortmunder Spiel erkennt Weiland bald das Mainzer Spiel wieder, weiterentwickelt. Immer Klopps Handschrift, und immer was dazu.

Heidel muss jetzt zur Nationalmannschaft, er hat einen Termin mit Joachim Löw und Oliver Bierhoff. Aber er will das Gespräch über Klopp nicht abwürgen, er will, dass was rüber kommt von dem, was Klopp in Mainz war und noch immer ist. »Gut?«, fragt er am Ende, »ja, Herr Heidel, gut«, sage ich.

Mit Weiland verquatsche ich mich so, dass ich fast den Bus verpasse, der mich zum Zug bringt, der dann nicht fährt. Wir landen bei Iniesta und Xavi, da kann man nicht so einfach aufhören, außerdem ist der Latte macchiato im Café Raab gut. Weiland überlegt, wie er die A-Lizenz, eventuell die Fußballlehrer-Lizenz, und das Studium unter einen Hut bekommt. Da ist etwas in ihm, das will Trainer werden, hoffentlich lässt er es raus.

Wie gut es damals war, ist Weiland heute klar. Erst wenn man nicht mehr drinsteckt, bis zum Hals, fängt der Kopf zu überlegen an. Wenn Weiland herausfindet, was gut war bei Klopp, wird das auch denen etwas bringen, die er mal trainiert. Und so geht das dann immer weiter.

Der Aufstieg des FSV Mainz 05 im Jahr 2004 war hart erkämpft. Ziemlich langer Weg bis dahin. Zweimal hintereinander waren die Mainzer gescheitert, dünn und hauchdünn. Zweimal rappelten sich die Stadt und ihr Klub wieder auf. Hätte die Stadt, hätten die Fans, nicht jeden neuen Anlauf mitgemacht, wäre es nicht gegangen. Die Mainzer »Stehaufmännchen«. Klopp gelang es, Motivation aus dem Scheitern zu ziehen, die Spieler glaubten daran, dass es irgendwann klappt. Und als die Chancen am schlechtesten waren, kam der Aufstieg. Drei Spielzeiten später stieg Mainz aus der Bundesliga ab und ohne Klopp wieder auf.

von Roger Repplinger
Knapp

Am 5. Mai 2002 spielt in Berlin, in der Alten Försterei, der FSV Mainz 05 gegen Union Berlin. Es ist das letzte Spiel der Saison. Mainz braucht einen Punkt, um in die Erste Liga aufzusteigen. Zwei Chancen, diesen Punkt zu holen, hatte Mainz unter Trainer Jürgen Klopp schon vergeben. In Duisburg und zu Hause gegen die SpVgg Greuther Fürth. »Fürth!«, sagt der Mainzer Trainer, »Fürth!!« Gegen die klappt nie was. In beiden Spielen hatte es Spielstände gegeben, da war Mainz durch, am Ende reichte es nicht. Auch nicht gegen Berlin. Ein Journalist des Berliner Kurier hatte mit erfundenen Zitaten die Stimmung gegen Klopp und Mainz angeheizt.

Mainz verliert mit 1:3 gegen Union, der VfL Bochum steigt nach einem Sieg gegen Alemannia Aachen auf. Klopp bricht vor dem Interview mit dem ZDF zusammen und heult. Bei der offiziellen Pressekonferenz sagt er: »Ich will nicht weiter lamentieren. Wir hätten es hier regeln können, wir haben es nicht getan. Wir haben unseren Anhängern den größten Wunsch nicht erfüllt. Aber wir werden es wieder versuchen.« Und später: »Ich habe in Berlin geheult wie noch nie in meinem Leben. Doch so, wie ich leiden kann, kann ich mich auch freuen. Von mir aus kann es morgen wieder losgehen. Wir werden die begonnene Entwicklung vorantreiben.«

Knapper

Wieder Mai, diesmal ist es der 25., ein Sonntag, im Jahr 2003. Das letzte Spiel der Saison, diesmal in Braunschweig. In der vergangenen Saison fehlte ein Punkt, diesmal ein Tor. Knapper geht es nicht. Mainz gewinnt gegen Eintracht Braunschweig mit 4:1. Als das Gegentor fällt, denkt sich keiner was dabei. Mainz lässt zahlreiche Chancen liegen. Eintracht Frankfurt erzielt in der Nachspielzeit das entscheidende 6:3 gegen Reutlingen. Mainz und Frankfurt haben 62 Punkte, die um ein Tor bessere Tordifferenz entscheidet für die Eintracht. Torschütze des entscheidenden Frankfurter Tores ist Alexander Schur, ein Freund Klopps, mit dem er bei Rot-Weiss Frankfurt unter Dragoslav Stepanovic gespielt hat.

Das Spiel in Braunschweig ist schon aus, Mannschaft und Trainer stehen auf dem Rasen, die Arme um die Schultern gelegt, als die Nachricht von Schurs Tor eintrifft. Andrey Voronin tröstet seinen Trainer, der tröstet ihn, Klopp rennt in die Kabine, Christof Babatz bekommt einen Weinkrampf. Klopp, 36 Jahre alt, bricht erst in Tränen aus, als ihn sein Sohn im Kabinengang fragt, ob er am nächsten Tag in die Schule gehen muss. »Da habe ich losgeheult«, sagt er.

In der Pressekonferenz erklärt Klopp: »Ich glaube nicht an den Fußballgott, nur an den richtigen. Ich glaube daran, dass alles im Leben für etwas gut ist. Irgendwann werde ich erfahren, für was das hier heute gut war.« Auf der Rückfahrt feiern die Spieler trotzig mit Bier, Polonaise und Liedgut: »Nie mehr Zweite Liga.« Am nächsten Tag, vor dem Staatstheater, Tausende beklatschen die Mannschaft, sagt Klopp: »Gestern hab ich mir ja noch überlegt, für was das alles gut ist, und mir ist eingefallen, für was: Irgendjemand hat entschieden, dass irgendwann mal gezeigt werden muss, dass man tatsächlich einmal, zweimal, dreimal, vielleicht sogar viermal hinfallen kann und immer wieder aufstehen kann, und er hat gedacht, es gibt keine bessere Stadt dafür.«

Es reicht

Erneut Mai, wieder der 25., diesmal das Jahr 2004. Die Mainzer, die bei einigen Journalisten als »unaufsteigbar« gelten, spielen eine durchwachsene Saison. Vor der letzten Partie ist die Ausgangssituation schlechter als in den Spielzeiten davor, in denen es nicht gereicht hat. Alemannia Aachen ist Dritter, hat 53 Punkte, aber die gegenüber Mainz schlechtere Tordifferenz, und muss beim Karlsruher SC, der gegen den Abstieg kämpft, antreten. Mainz ist Vierter mit 51 Punkten und hat es mit Eintracht Trier zu tun.

Ebenfalls 51 Punkte, aber das schlechtere Torverhältnis, hat Energie Cottbus, die ein paar Wochen vorher wie der sichere Aufsteiger ausgesehen hatten, und bei denen der Mainzer Stürmer Michael Thurk bereits einen Vertrag zur neuen Saison unterschrieben hat. Ein paar haben auch noch Rot-Weiß Oberhausen, 50 Punkte, auf der Rechnung. An diesem 25. Mai hat Christian Heidels Tochter Kommunion, da kann der zu diesem Zeitpunkt noch ehrenamtlich arbeitende Manager im katholischen Mainz nicht kneifen, und geht in die Kirche. Am Ende des Gottesdienstes stimmen Pfarrer und Organist der Albanskirche »Steht auf, wenn ihr Mainzer seid«, an. Alle stehen auf und singen mit. Der Pfarrer lächelt.

Heidel, der ein Autohaus führt, glaubt an den Aufstieg: »Mit Beistand von oben, was soll da noch schiefgehen?« Thurk macht das 1:0 (23.), Oberhausen und Cottbus gehen ebenfalls in Führung. In der 43. Minute brechen die Leute, die vor der Leinwand sitzen, die hinter dem Stadion aufgebaut ist, in Jubel aus. Der KSC ist durch Stürmer Conor Casey, der später für Mainz spielt, in Führung gegangen. In der 66. Minute Freistoß für Mainz, Babatz, der Präzision im Fuß hat, flankt, Manuel Friedrich erst mit dem Kopf, dann mit dem Fuß: 2:0. Die Fans jubeln noch, als Babatz den flinken Thurk schickt, der den Ball über Triers Torwart Axel Keller hebt. Das Spiel des FSV ist zu Ende, während in Karlsruhe der Ball noch rollt. Der KSC ist nur noch zu zehnt, Marco Engelhardt ist vom Platz geflogen, hält aber Ergebnis und Klasse. Klopp, der noch immer keine Trainerlizenz hat, untertreibt noch wenn er sagt: »Das ist kein normaler Aufstieg.«

Abstieg

Die guten Auftritte der Saison 2005/06, als die Mainzer dank Fairplay-Wertung zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte international spielen, sind auch ein Fluch. Die Spieler haben nun ein Niveau erreicht, das sie für andere Vereine interessant macht. Innenverteidiger Mathias Abel wechselt zu Schalke 04, Mittelfeldspieler Toni da Silva zum VfB Stuttgart. Auch drei Stürmer schließen sich anderen Klubs an: Benjamin Auer dem VfL Bochum, der aus Cottbus zurückgekehrte Michael Thurk geht zu Eintracht Frankfurt und Mohamed Zidan zum SV Werder Bremen. Die Spieler, die kommen, füllen die Lücken nicht. In der ersten Bundesliga-Saison hatte der FSV sieben Niederlagen hintereinander kassiert, war neun Spiele ohne Sieg geblieben. Klopp weiß: »Da bist du als Trainer ganz alleine, du kannst keinen anderen Trainer fragen: Was macht man nach fünf, sechs, sieben Niederlagen hintereinander? Das kann dir keiner sagen, weil andere Trainer dann längst entlassen sind.«

2006/07 holt der FSV in der ersten Saisonhälfte nur elf Punkte. Klopp grübelt in der Nacht, kann nicht mehr schlafen. Er fragt sich: »Was soll ich machen?« Er erhöht den Druck aufs Team, erlässt ein Schunkelverbot im Stadion und fordert die Fans auf, gewonnene Zweikämpfe zu bejubeln. Klopp probiert alle möglichen Varianten aus, erst als er wieder 4-4-2 spielen lässt, fängt sich die Mannschaft – auch dank des Psychologen Hans-Dieter Hermann und Neuverpflichtungen in der Winterpause. Zwischenzeitlich sieht es gut aus, am Ende reicht es nicht. Mainz verliert gegen die Bayern und muss nach zweimal Rang elf in den Vorjahren zurück in die Zweite Liga.

Abschied

In der Saison 2007/08 ist die Zweite Liga nicht normal: Borussia Mönchengladbach, der 1. FC Köln, der SC Freiburg und der 1. FC Kaiserslautern sorgen für außergewöhnlich hohes Niveau. Dazu noch der FSV Mainz. Diesmal fällt der letzte Spieltag auf den 18. Mai. Mainz gegen den FC St. Pauli, ein Sieg reicht nur, wenn der Dritte TSG Hoffenheim zuhause gegen die SpVgg Greuther Fürth nicht gewinnt. »Fürth!«, sagt Klopp, »Fürth!!« Wenn die im Spiel sind, kann es nicht gut gehen. Mainz gewinnt mit 5:1 gegen die Hamburger, Hoffenheim mit 5:0 gegen die Fürther. Wieder weint Klopp, denn er hatte mit Christian Heidel vereinbart: Er bleibt nur, wenn Mainz aufsteigt. Für diesen Fall hatte Heidel, seit 2006 hauptamtlicher Manager, ein gut dotiertes Angebot im Schreibtisch.

Also bedeutet der verpasste Aufstieg Klopps Abschied. Petr Ruman nimmt seinen Trainer in den Arm. Der macht einen Diener vor der Südtribüne, von der Ehrenrunde schafft er nur zwei Drittel, dann rettet er sich vor seinen Emotionen und den Fans in die Kabine.

Verabschiedung von Mainz

Etwa 20.000 Menschen kommen am 23. Mai 2008 zum Gutenbergplatz in der Mainzer Innenstadt, um Klopp gebührend zu verabschieden. »Alles, was ich bin, alles, was ich kann, habt ihr mich werden lassen«, stammelt ein ergriffener Jürgen Klopp, der diesen Satz nur mühsam zu Ende bringt, dabei von den Mainzer Fans mit »Jürgen, Jürgen«-Sprechchören gefeiert wird. »Ich habe hier von Christian Heidel und Harald Strutz die Chance bekommen, meinen Traumberuf zu ergreifen. Ich habe Unterstützung (...) erhalten, das kann man sich gar nicht vorstellen. Ich habe mit Harald Strutz einen Präsidenten gehabt, der mein Freund war, bevor ich es wusste. (...) Dass ich euch nie vergessen werde, könnt ihr euch vorstellen.«

Die zweite Trainerliebe:
Klopp gibt Borussia Dortmund neue Identität

Nach achtzehn Jahren in Mainz, davon gute sieben als Trainer, war für Jürgen Klopp die Zeit einer neuen Herausforderung gekommen. Es trieb ihn dauerhaft in die Bundesliga, mit Mainz war er 2007 wieder in die Zweite Liga abgestiegen. Allerdings hielt sich Klopp dabei eine Hintertür offen: Nach monatelangen Spekulationen um des Trainers berufliche Zukunft präsentierten Klopp und Mainz im August 2008 eine überraschende Lösung: Sollte ihm mit dem FSV der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingen, würde sich sein auslaufender Vertrag automatisch um ein Jahr verlängern. Doch dazu kam es nicht: Als mal wieder Vierter mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsrang verpassten die Rheinhessen nur knapp die sofortige Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs. Klopp und Mainz – diese gewachsene, emotionale Verbindung war nun also tatsächlich Geschichte.

»Hätte weitaus schlimmere Angebote als das vom BVB geben können«

In Dortmund trennten sich im Sommer 2008 die Borussia und ihr Trainer Thomas Doll, der vor allem auf die Erfahrung älterer Spieler vertraut hatte. Doch der BVB strebte, auch der Finanznot geschuldet, nach einer neuen Philosophie und wollte verstärkt auf junge Spieler setzen; dazu den Fans im Signal Iduna Park wieder einen attraktiven Spielstil präsentieren. Dafür schien der Mainzer Trainer Jürgen Klopp genau richtig, der in einem Team ohne Stars ansehnlichen wie taktisch reifen Fußball spielen ließ.

Mit diesen Argumenten ausgestattet, mussten die Dortmunder für ein Engagement kaum Überzeugungsarbeit bei Klopp leisten. Auch die Atmosphäre stimmte sofort, die BVB-Verantwortlichen Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke vermittelten Klopp das Gefühl, ausschließlich ihn zu wollen: »Ehrlich gesagt, wussten wir (Anm.: Klopp und seine Co-Trainer) sofort, dass wir das machen. Wir haben dann nur so getan, als würden wir noch ein bisschen zocken«, verriet Klopp Jahre später.13 »Es hätte weitaus schlimmere Angebote als das von Borussia Dortmund geben können«, stellte sich Klopp gleich gut gelaunt beim BVB vor – gepaart mit seinem typischen Grinsen und einer betont ironischen Formulierungskunst, ein von Klopp gern gebrauchtes rhetorisches Stilmittel. Mit solchen Sprüchen verbreitete der Medienprofi gleich zu Beginn Spaß. Spaß, den sie beim BVB in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hatten.

Auch das Stadion war für Klopp ein gewichtiges Argument pro Dortmund: »Wenn du die ersten Male in unser Stadion kommst und da 80.000 Leute sind, dann denkst du: ›Boah!‹ Aber man gewöhnt sich nicht daran. Es ist jedes Mal derselbe Kick, wenn du in dieses Stadion reinkommst. Du kriegst immer wieder Gänsehaut«, begeisterte er sich.14

Wenn nur noch imaginärer Torjubel bleibt

Der BVB war für den damals 41-Jährigen ein dankbares neues Betätigungsfeld. Der einst stolze Klub von internationaler Bedeutung war ins sportliche Mittelmaß abgerutscht und hatte die Vorsaison 2007/08 auf einem mageren Platz dreizehn beendet. Der Einzug ins DFB-Pokalfinale, in dem gegen Bayern München mit 1:2 nach Verlängerung – fast schon überraschend knapp – verloren wurde, hatte zumindest für die Qualifikation zum UEFA-Cup gesorgt. Noch knapp eine Woche zuvor hatte der BVB in der Bundesliga beim selben Gegner mit 0:5 eine herbe Klatsche erlitten und sich dabei als hoffnungslos unterlegen erwiesen. In München hatte sich bei den mitgereisten BVB-Fans der Sarkasmus gegen die Enttäuschung durchgesetzt: Kurz vor der Pause, es stand bereits 0:4, vollführen sie mehrfach einen imaginären Torjubel – so lange, bis ihr Team mit 5:4 »führte«. Auf dem Rasen allerdings war die Realität eine andere.

Die Tristesse der Dortmunder Spielzeit 2007/08 beschreibt der Auszug aus einem Kommentar von Philipp Köster im April 2008:15 »(...) Und in der Zeit, in der ein in der Defensive eroberter Ball den Weg in die Dortmunder Spitze gefunden hat, gehen manche Zuschauer auf der Südtribüne zweimal Bier holen. (...) Nun können die Dortmunder so weitermachen. (...) Oder es stellt tatsächlich mal jemand die Frage nach einem stimmigen sportlichen Konzept. Das wäre etwas ganz Neues.«

In dieser Situation kam Klopp nach Dortmund. Um Aufbauarbeit zu leisten. Um ein stimmiges sportliches Konzept mitzubringen. Die Erwartung war hoch, aber nicht unermesslich. Den schwarz-gelben Fans dürstete es nach schön anzuschauendem, aber viel mehr noch nach leidenschaftlich geführtem Fußball. Titel schienen vermessen, doch wieder eine Mannschaft, die es leicht machte, sich mit ihr zu identifizieren – das wünschten sie sich in Dortmund. Klopp gab dem BVB-Volk, wonach es gierte, versprach ab sofort »Vollgas-Veranstaltungen«. Würde die Mannschaft halten können, was der neue Trainer ankündigte?

Dortmunder Stimmungslage im Sommer 2008: Ein Trainingstag in Brackel

Juli 2008.16 Mit dem Sparzwang der Vorjahre hat sich das Mannschaftsbild des BVB gewandelt und ist nicht mehr geprägt von den großen Stars wie noch um die Jahrtausendwende. Ein Stefan Reuter, ein Jürgen Kohler, ein Jan Koller – sie alle sind Dortmunder Geschichte. Der neue Star ist der Coach. Überlebensgroß mahnt der neue Trainer auf Plakaten an der Bundesstraße 1, die mitten durch die Stadt führt: »Lass’ Dir Deinen Stammplatz nicht wegnehmen!« So sollen die Dauerkarteninhaber gehalten werden, die inzwischen entwöhnt sind von ansehnlichen Kombinationen, Tempodribblings und allem, was Fußball so schön macht. Und das Wochenende für Wochenende. Sie gehen noch immer zu den Heimspielen, weil man das halt so macht in Dortmund. Nicht so sehr den aktuellen Spielern zuliebe, sondern wegen der bedingungslosen Liebe zum Verein.

Brackel, ein Vorort im Dortmunder Osten. Gesprochen mit langem Vokal, also »Braakel« statt »Brakkel«. Auf dem Trainingsgelände des BVB ist der zupackende »Kloppo« ganz in seinem Element: Er müht sich, »Chancentod« Nelson Valdez mehr Treffsicherheit zu vermitteln und in Schöngeist Giovanni Federico das, wie er sagt, »Kampfschwein zu wecken«. In Brackel können es die Trainingskiebitze tagein, tagaus überprüfen: Klopp ist im Hauptberuf nicht Medienprofi, sondern Fußballlehrer, der unermüdlich an der Umsetzung seiner Spielidee arbeitet. Intensiv lässt er das Spiel gegen den Ball üben, das gemeinschaftliche Verteidigen im Teamverbund. Alle müssen mitmachen, auch die offensiven Mittelfeldspieler und Stürmer. Denn die Borussia kassierte in der Vorsaison 62 Gegentore. Zu viele. Und mehr als alle anderen Bundesligisten.

Als der BVB im inoffiziellen »T-Home-Supercup«17 2008 den »Fehler« begeht, die Bayern mit 2:1 zu schlagen, träumen sie in Dortmund wieder von höheren Zielen, die User »Ikpeba« auf transfermarkt.de auf den Punkt bringt: »Kloppo, bring’ uns die Freude am Fußball wieder!« Darunter machen sie es nicht. Klopp weiß, dass schon alles passen muss, um auch »Ikpeba« zufriedenzustellen. Er ist bemüht, die Ansprüche zu senken und lobt nach dem mühsamen Pokalsieg bei Drittligist Rot-Weiss Essen: »Die Mannschaft hat das neue Gesicht angedeutet, von dem wir alle seit Wochen reden.«

Klopp unterbricht die Trainingseinheiten immer wieder, lässt wiederholen, bis sie seinen Vorstellungen entsprechen, bis sie automatisiert sind. Denn die »flache Vier« im Mittelfeld, sie sitzt noch nicht. Doch eingespielte Vorgänge sind wichtig. Wer auf dem Feld erst nachdenken muss, hat schon verloren: »Wenn ich auf die Grundlinie durchkomme und im Strafraum ist einer glockenfrei, sollte man den idealerweise dann auch sehen. Da muss ich schon ein bestimmtes Blickfeld haben, wo der Mitspieler auftauchen könnte«, fordert Klopp.

Den klassischen Spielmacher gibt es im BVB-System nicht; die beiden »Sechser« Tinga und Sebastian Kehl sollen mit den Außen Jakub »Kuba« Blaszczykowski (bei seiner Verpflichtung 2007 bereits als »polnischer Luis Figo« gerühmt) und Tamas Hajnal die Räume eng machen. Es bleibt noch viel zu tun. Klopp weiß das.

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